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Bin ja nun, wie ich hier schon schrub, ach, Videothekar geworden. Und vorgestern abend hatte ich tatsächlich die erste female celeb vor mir, die artig mit Perso Kundin des Hauses zu werden trachtete. Ich hatte sie erst nicht erkannt, aber als ich das amtliche Dokument in Händen hielt, fiel es mir wie Schuppen von den Augen, dass das ja <diskret> ist, die da vor mir steht. Die fand' ich früher schon gelegentlich mal niedlich - und eine ganz liebe ist sie auch in echt. Nach Anmeldeprozedur hat sie einen dicken Wälzer aus der Tasche geholt, geblättert und schließlich Georg Lucasens THX 1138 entliehen, nachdem sie gefragt hatte, ob wir den denn hätten. Ich dann so: "Klar!" - und ihn ihr in die Hand gegeben. Sie ab, und ich so zum Kollegen: "Hey, wir haben <diskret> als Kundin!"
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Manche Kundenwünsche sind auch seltsam. "Ich suche 'nen Film mit norwegischen Landschaftsaufnahmen." Aha.

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Ganz erstaunlich auch, wieviele Menschen gezielt nach "deutschen Filmen" fragen. Für mich war das früher ja eher ein Emblem des Schreckens. Vollkommen nicht von dieser Welt zwei junge Menschen mit ausgedruckter Liste, auf der sich allerlei deutsche Filme der letzten Jahre befanden. Penibel sortiert nach Produktionsbudget und Zuschauerzahlen bei Kinoauswertung. Diese Liste an Filmen im Laufe durchzuleihen, sei ihr Begehr. Und dies, weil sie, so sie auf meine verblüffte Nachfrage, was das denn nun wieder für Kriterien seien, einfach mal wissen wollten, was man so für Filme für wenig Geld machen könne, die dann doch so irgendwie erfolgreich sind. Selber wollten sie zwar keine Filme machen, so sie weiter auf meine Frage in diese Richtung, aber sie interessierten sich halt für Vieles und immer wieder Neues - und jetzt sind eben mal kostengünstige Filme aus Deutschland dran. Meine Empfehlung, es doch mal mit Operation Dance Sensation oder den Filmen von Buttgereit zu versuchen, fiel zwar nicht auf fruchtbaren Boden, dafür konnte ich beide davon überzeugen, es lieber nicht mit dem ziemlich miesen Wir, sondern mal mit dem, zumindest interessanten, Sie haben Knut zu versuchen.



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kommentare dazu:



ae, Mittwoch, 29. November 2006, 18:35
boah,
"<diskret>"

das ist jetzt aber mal echt gemein.

im übrigen beneide ich dich um einen solch schönen nebenjob. suche auch gerade nach einem neuen und hoffe nun in der philo-bibliothek unserer uni unterzukommen.
(bewerbungsgespräch. sie so: "aber sie studieren ja gar keine philosophie", ich so: "nee, aber habe ich mich schon immer für interessiert" - autsch.)

soralis, Mittwoch, 29. November 2006, 22:55
Weißt Du, das <Diskret> lässt so herrlich viel Freiraum. Also ich setze es jetzt in meiner Phantasie mit Anna Thalbach gleich. Auf die habe ich einen Schwarm, weil sie mal in einem Radioeins-Interview gesagt hat, dass sie als Kind mal ihr Puppenhaus angezündet hat, weil sie spielen wollte, wie es brennt. Für so junge, talentierte Brandstifterinnen hab ich einfach ein Faible. Du hast mir exquisite Phantasien beschert!

orcival, Donnerstag, 30. November 2006, 00:33
warum man nun aber ausgerechnet "deutsche filme" ausleihen will, hmm. da faellt mir gar kein grund ein. also warum das das kriterium fuer die leihe sein soll.
gibts da argumente fuer von seiten deiner sicher hochzufriedenen kundschaft?

wo ich gerad so schreib, hat das ne bewandnis mit dem freiraum rechts und den hoerfreuden, die nun auch links sind?


thgroh, Donnerstag, 30. November 2006, 22:15
auf debatten habe ich mich freilich noch nicht eingelassen; aber zu spüren ist schon ein gesteigertes interesse an einer filmischen aufarbeitung des hiesigen "standortes" (ob nun historisch, kulturell oder nur topografisch). dabei ist zum einen natürlich schade (und wohl dem grassierenden MIAismus geschuldet), dass es nicht so sehr fassbinder und herzog sind, die als "deutscher film von interesse" attributiert werden, sondern schon eher neuere, standort-fördernde filme einschlägigen zuschnitts; und zum anderen natürlich, dass hier offenbar wert auf eine art repräsentation durch faktizität gelegt wird, was ich für einen ganz schlimmen fehler halte: einer generation von filmfreunden, die (zunächst) nicht mit den (metaphysischen/romantischen/etc) versprechungen des us-amerikanischen genrefilms aufwächst und (anschließend) anscheinend nicht in der lage ist, weitere erkundungen anzustrengen, misstraue ich zunächst einmal. wer kino zunächst nicht als wundermaschine begreift, wird auch später wohl eher nur zum cineastischen pendant trauriger rohkost neigen. andererseits mag sich darin auch eine allgemeine krise des kinos kristallisieren, das mir generell derzeit kaum in der lage scheint, versprechungen zu geben und fantasien zu beflügeln.

aber das ist jetzt auch alles nur mal eben abgezündete spekulation.

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wg. layout: das ist jetzt einfach mal ein gestalterisches experiment mit einer "neuen schlichtheit". auch die blogroll habe ich ja jetzt ganz nach unten verfrachtet. ich will einfach mal kucken, wie soviel leere auf mich wirkt. kam mir nämlich ersten blickes schon alles ein wenig überladen vor, in letzter zeit. wer nicht lange scrollen will, kommt sowohl zum "wohnzimmertisch" als auch zum "radio" über die beiden links da links - und dies auch in schnelle von sekundenbruchteilen, da es sich hierbei um "anchors" handelt, die nur innerhalb der bereits geladenen site herumspringen, so dass kein reload vonnöten ist.


orcival, Freitag, 1. Dezember 2006, 00:34
kleine story zu filmgeschmack:
ich musste letztens doch glatt von nem freund kolportiert kriegen, dass sich in uni-seminaren leute rumtreiben, die die meinung aeussern duerfen, dass "diese schweren filme" doch was typisch deutsches seien. nur um dann zu offenbaren, dass die person (die ich auch das unglueck habe zu kennen) natuerlich keinerlei ahnung von film vor 1995 hat. uffzg!

mit dem interesse an erkundungen von film:
also als beamerkino-mitveranstalter (ist das jetzt rechtlich zu heikel, das hier zu schreiben? dann loesch es lieber...) scheint mir durchaus interesse zu bestehen, nur muss man die leute oft ein wenig bei der hand nehmen.

und das scheint mir fast eine nische zu sein, die erstaunlich wenig angeboten wird...

layout: ich bin auch eher ueberrascht gewesen und verwirrt. kann aber glaub ich auch noch kein statement über gefallen/nichtgefallen machen (falls solches überhaupt gewuenscht wuerde...)

ich vertrau da aber ganz deinem ästhetischen vermögen...


thgroh, Samstag, 2. Dezember 2006, 18:37
der besuch eines uni-seminars belegt ja bekanntlich weder geschmackssicherheit noch hinreichend wissen vom gegenstand. als mittlerweile recht erfahrener besucher von uni-seminaren weiß ich, dass man dort mit allem rechnen muss. ;-) (positiv wie negativ)

wg. beamerkino: den hinweis lösche ich nicht, weil du

a) schon selber wissen musst, was du in deinem kommentar von dir preisgibst :-) und

b) ein beamerkino rechtlich so bedenklich oder unbedenklich wie jedes andere kino auch ist, das lizenzen zur aufführung einholt oder nicht. von der technik ist das ja nicht abhängig, sondern nur von der jeweiligen lauterkeit des veranstalters.



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