Thema: Filmtagebuch
01. März 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
29.02.2004, Heimkino
Sicherlich nett gemacht und nicht das schlechteste aller Remakes. Die Modifikationen in der Story waren sogar recht ansprechend. Trotzdem bleibt das schale Gefühl, dass der Film der Wirkmächtigkeit seines Themas nicht so recht getraut hat und schon deshalb allerlei Gruselspezifika auf bloßer ästhetischer Ebene runterrattert: Fast jedes Bild ist sumpfig-grün, die Leichen schauen nicht nur fratzenartig entstellt drein, sondern müssen auch noch jeder Sumpfleiche Konkurrenz machen, steigt das Mädchen aus dem Fernsehbildschirm sieht es nicht nur spooky aus, sondern scheint auch diesseits des Bildschirms ein Fernsehbild zu sein. Klar - hier soll man sich gruseln und zwar auch dann, wenn man den subtilen Mediengrusel nicht ganz so durchdringt. Das mag zwar während der Sichtung, zumal im abgedunkelten Raum, recht effektiv sein, verblasst aber im Nachhinein, bei Tageslicht betrachtet, umso schneller zum leeren Stilmittel, das, wie gesagt, lediglich davon kündet, dass dem eigenen Stoff nicht getraut wurde.
Alles in allem also nett und routiniert gemacht. Gleichzeitig aber auch arg visionslos (und das jetzt nicht etwa wegen "Remake", solcherlei Befindlichkeiten halte ich ja für äußerst borniert) und irgendwie stört mich das zur Zeit, wenn ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl haben darf, dass da jemand mit Leib und Seele zu Werke gegangen ist.
imdb | mrqe
Sicherlich nett gemacht und nicht das schlechteste aller Remakes. Die Modifikationen in der Story waren sogar recht ansprechend. Trotzdem bleibt das schale Gefühl, dass der Film der Wirkmächtigkeit seines Themas nicht so recht getraut hat und schon deshalb allerlei Gruselspezifika auf bloßer ästhetischer Ebene runterrattert: Fast jedes Bild ist sumpfig-grün, die Leichen schauen nicht nur fratzenartig entstellt drein, sondern müssen auch noch jeder Sumpfleiche Konkurrenz machen, steigt das Mädchen aus dem Fernsehbildschirm sieht es nicht nur spooky aus, sondern scheint auch diesseits des Bildschirms ein Fernsehbild zu sein. Klar - hier soll man sich gruseln und zwar auch dann, wenn man den subtilen Mediengrusel nicht ganz so durchdringt. Das mag zwar während der Sichtung, zumal im abgedunkelten Raum, recht effektiv sein, verblasst aber im Nachhinein, bei Tageslicht betrachtet, umso schneller zum leeren Stilmittel, das, wie gesagt, lediglich davon kündet, dass dem eigenen Stoff nicht getraut wurde.
Alles in allem also nett und routiniert gemacht. Gleichzeitig aber auch arg visionslos (und das jetzt nicht etwa wegen "Remake", solcherlei Befindlichkeiten halte ich ja für äußerst borniert) und irgendwie stört mich das zur Zeit, wenn ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl haben darf, dass da jemand mit Leib und Seele zu Werke gegangen ist.
imdb | mrqe
° ° °
Thema: Filmtagebuch
28.02.2004, Heimkino
Auch so eine Lücke meiner Jugend in einem wohlbehüteten Gymnasium in der fränkischen Provinz, die hiermit geschlossen wird. Damals hatte den jeder gesehen, nur ich habe das irgendwie verpasst reinzugehen, wollte aber eigentlich dringend, hatte sich halt nicht ergeben. Nun, endlich, kann ich sagen: Allzu viel verpasst hatte ich damals nicht (gesetzt den Fall, "ich" wäre damals kein Anderer gewesen).

So wirklich schnuckelig ist ja eigentlich nur Christina Ricci als kleine morbide Tochter des Hauses. Der Rest ist zwar irgendwie quirlig und verschroben, aber alles scheint auf einer Ebene des bloßen Scheins, des äußeren Witzes zu verharren. Vielleicht hat man in der Zwischenzeit auch nur weit schwärzeren Humor gesehen? Oder aber Tim Burtons regelmäßige Neuauflagen von nostalgischem Genre-Pulp haben die Meßlatte einfach auf eine Höhe gesteckt, die ein sichtlich auf ein Massenpublikum hinkonzipierte Komödie mit schwazhumorigem Kolorit schlicht nicht erreichen kann.
Außerdem bin ich eh mit den Munsters im Nachmittagsprogramm aufgewachsen (immerhin netter Sidekick in diese Richtung in Sonnenfelds Film), die würde ich ja auch gerne mal wieder sehen.
imdb | mrqe
Auch so eine Lücke meiner Jugend in einem wohlbehüteten Gymnasium in der fränkischen Provinz, die hiermit geschlossen wird. Damals hatte den jeder gesehen, nur ich habe das irgendwie verpasst reinzugehen, wollte aber eigentlich dringend, hatte sich halt nicht ergeben. Nun, endlich, kann ich sagen: Allzu viel verpasst hatte ich damals nicht (gesetzt den Fall, "ich" wäre damals kein Anderer gewesen).

So wirklich schnuckelig ist ja eigentlich nur Christina Ricci als kleine morbide Tochter des Hauses. Der Rest ist zwar irgendwie quirlig und verschroben, aber alles scheint auf einer Ebene des bloßen Scheins, des äußeren Witzes zu verharren. Vielleicht hat man in der Zwischenzeit auch nur weit schwärzeren Humor gesehen? Oder aber Tim Burtons regelmäßige Neuauflagen von nostalgischem Genre-Pulp haben die Meßlatte einfach auf eine Höhe gesteckt, die ein sichtlich auf ein Massenpublikum hinkonzipierte Komödie mit schwazhumorigem Kolorit schlicht nicht erreichen kann.
Außerdem bin ich eh mit den Munsters im Nachmittagsprogramm aufgewachsen (immerhin netter Sidekick in diese Richtung in Sonnenfelds Film), die würde ich ja auch gerne mal wieder sehen.
imdb | mrqe
° ° °
Thema: Filmtagebuch
27.02.2004, Heimkino
Coming out of age in Wuppertal. Etwas mit Kumpels Party, dann so erstes Mal Ficken und wie man da hin kommt, Zivildienstromantik im Altenheim, zwischen Windeln und Pisspötten. Bisweilen nett, bisweilen unerheblich, unterm Strich recht langweilig und kein Kandidat für eine zweite Sichtung. Irgendwie mal wieder ein typischer Film mit Daniel Brühl also.
imdb | offizielle site | links@filmz.de
Coming out of age in Wuppertal. Etwas mit Kumpels Party, dann so erstes Mal Ficken und wie man da hin kommt, Zivildienstromantik im Altenheim, zwischen Windeln und Pisspötten. Bisweilen nett, bisweilen unerheblich, unterm Strich recht langweilig und kein Kandidat für eine zweite Sichtung. Irgendwie mal wieder ein typischer Film mit Daniel Brühl also.
imdb | offizielle site | links@filmz.de
° ° °
Thema: Filmtagebuch
25.02.2004, Heimkino
Bis heute ein kaum greifbarer Film. Viele halten ihn für gescheitert, für Lynch schwächsten, vielleicht auch, weil er auf den ersten Blick nur aussieht wie ein mit Lynch-ismen etwas angereicherter Mainstreamfilm.

Und ich weiß selbst nicht, was es ist, aber bis heute mich fasziniert mich dieser Film auch. Seine seltsame Grundstimmung, dieses offene Spiel mit Versatzstücken, das dennoch nicht zum bloßen Pastiche gerinnt, diese stete Ahnung, dass da hinter allem - die gestelzten Gedankengänge aus dem Off legen dies ja nahe - noch weit mehr am brodeln ist, mehr als der Film zu zeigen vermag, zeigen will. Auch wie das alles als Märchen funktioniert, ja noch nicht mal als Märchen, sondern als imaginiertes Märchen, etwa eines kleinen Jungen, der über Comics und Videospielen eingeschlafen ist, ist nicht ohne Reiz.
Größer als sein Ruf, gewiss.
imdb | mrqe
Bis heute ein kaum greifbarer Film. Viele halten ihn für gescheitert, für Lynch schwächsten, vielleicht auch, weil er auf den ersten Blick nur aussieht wie ein mit Lynch-ismen etwas angereicherter Mainstreamfilm.

Und ich weiß selbst nicht, was es ist, aber bis heute mich fasziniert mich dieser Film auch. Seine seltsame Grundstimmung, dieses offene Spiel mit Versatzstücken, das dennoch nicht zum bloßen Pastiche gerinnt, diese stete Ahnung, dass da hinter allem - die gestelzten Gedankengänge aus dem Off legen dies ja nahe - noch weit mehr am brodeln ist, mehr als der Film zu zeigen vermag, zeigen will. Auch wie das alles als Märchen funktioniert, ja noch nicht mal als Märchen, sondern als imaginiertes Märchen, etwa eines kleinen Jungen, der über Comics und Videospielen eingeschlafen ist, ist nicht ohne Reiz.
Größer als sein Ruf, gewiss.
imdb | mrqe
° ° °
Thema: Filmtagebuch
24.02.2004, Heimkino
Ich bin mir sehr sicher, gestern den seltsamsten Film meines bisherigen Lebens gesehen zu haben. Selbst der vollkommen in die Binsen gegangene Plan 9 From Outer Space (USA 1959) aus dem Hause Ed Wood scheint gegen den berühmt-berüchtigten Turkish Star Wars geradezu nach Lehrbuch inszeniert. Was nicht heißen soll, dass diesem Film das Herzblut, das drin steckt, nicht anzusehen wäre, oder das Amüsement nur daher rührt, dass eben Türken die Abenteuer bestehen, die normalerweise blonden Collegejungs vorbehalten sind. Es ist diese ganze seltsame Mischung aus unbekümmerter "Das können wir auch"-Attitüde, die sich zwar durch die Gegebenheiten nicht gerade legitimiert, finanziellem Notstand, der es eigentlich nicht erlaubt, Filme zu drehen, und der Liebe zum "Hau ruck"-Kino, in dem irgendwie alles möglich scheint, zumindest aber alles erlaubt ist, die hier für kindlich naive Freude sorgt - manchmal mit dem Film, manchmal aber auch, natürlich, über ihn.

Ein ganz seltsames Patchwork ist das. Es besteht aus munter herausgeschnippelten Actionsequenzen aus dem US-Star Wars, dreistem Soundtrack-Klau, der zudem unbeholfen und nach Steckkastensystem über die Bilder gelegt wird, derbem Sound-Effect-Sampling und einigen selbstgedrehten Szenen vor Plastik- und Plüschkulisse - zusammengehalten wird das alles durch eine Holzhammer-Montage, die Bild und Ton, Zeit und Raum voneinander trennt wie seltsam absurd auch verbindet. Nach anfänglichem Staunen entsteht ein Gespür für diese ganz eigene Filmsemantik, in der eigentlich nichts mehr wirklich erzählt wird, sondern nach Schlüsselreiz-Muster eher schon Brocken vorgeworfen werden, die nicht etwa "großes Kino" sind, sondern dem Publikum zeigen: "So soll großes Kino aussehen". Wie in diesem Schnippselfest aus geklautem und gedrehtem footage die Filmkonventionen selbst, die Vereinbarungen zwischen Publikum und Film offengelegt werden, ja gleichsam, trotz offensichtlicher Konstruktion, dekonstruiert werden, das ist beinahe schon fabelhaft.
Neben all der bierseligen Glückseligkeit, die dieser Film versprüht, diesem Aroma von Salzstangen, Dosenbier und lautem Gepolter diesseits des Bildschirms, besteht der Film deshalb auch als Kommentar zum Genrekino selbst. Und ein in all seiner Unbeholfenheit gar nicht mal so unkluger, will ich meinen. Ich finde ihn jedenfalls großartig, in all seiner zweifelhaften Pracht.
imdb
Ich bin mir sehr sicher, gestern den seltsamsten Film meines bisherigen Lebens gesehen zu haben. Selbst der vollkommen in die Binsen gegangene Plan 9 From Outer Space (USA 1959) aus dem Hause Ed Wood scheint gegen den berühmt-berüchtigten Turkish Star Wars geradezu nach Lehrbuch inszeniert. Was nicht heißen soll, dass diesem Film das Herzblut, das drin steckt, nicht anzusehen wäre, oder das Amüsement nur daher rührt, dass eben Türken die Abenteuer bestehen, die normalerweise blonden Collegejungs vorbehalten sind. Es ist diese ganze seltsame Mischung aus unbekümmerter "Das können wir auch"-Attitüde, die sich zwar durch die Gegebenheiten nicht gerade legitimiert, finanziellem Notstand, der es eigentlich nicht erlaubt, Filme zu drehen, und der Liebe zum "Hau ruck"-Kino, in dem irgendwie alles möglich scheint, zumindest aber alles erlaubt ist, die hier für kindlich naive Freude sorgt - manchmal mit dem Film, manchmal aber auch, natürlich, über ihn.

Ein ganz seltsames Patchwork ist das. Es besteht aus munter herausgeschnippelten Actionsequenzen aus dem US-Star Wars, dreistem Soundtrack-Klau, der zudem unbeholfen und nach Steckkastensystem über die Bilder gelegt wird, derbem Sound-Effect-Sampling und einigen selbstgedrehten Szenen vor Plastik- und Plüschkulisse - zusammengehalten wird das alles durch eine Holzhammer-Montage, die Bild und Ton, Zeit und Raum voneinander trennt wie seltsam absurd auch verbindet. Nach anfänglichem Staunen entsteht ein Gespür für diese ganz eigene Filmsemantik, in der eigentlich nichts mehr wirklich erzählt wird, sondern nach Schlüsselreiz-Muster eher schon Brocken vorgeworfen werden, die nicht etwa "großes Kino" sind, sondern dem Publikum zeigen: "So soll großes Kino aussehen". Wie in diesem Schnippselfest aus geklautem und gedrehtem footage die Filmkonventionen selbst, die Vereinbarungen zwischen Publikum und Film offengelegt werden, ja gleichsam, trotz offensichtlicher Konstruktion, dekonstruiert werden, das ist beinahe schon fabelhaft.
Neben all der bierseligen Glückseligkeit, die dieser Film versprüht, diesem Aroma von Salzstangen, Dosenbier und lautem Gepolter diesseits des Bildschirms, besteht der Film deshalb auch als Kommentar zum Genrekino selbst. Und ein in all seiner Unbeholfenheit gar nicht mal so unkluger, will ich meinen. Ich finde ihn jedenfalls großartig, in all seiner zweifelhaften Pracht.
imdb
° ° °
Thema: Filmtagebuch
Der Film zielt vor allem in die Tiefe des Raumes. Schon das erste Bild zeigt eine Feldflasche, einen Stoffbeutel mit Äpfeln auf einem Acker im Vordergrund, weit hinten im Bild einen Bauern, der das Feld pflügt. Nur wenig später ein schnell hin und her geworfenes "Hallo" mit einer Frau, die am anderen Ende des Tales am Waldrand steht, ein paar Punkte im Bild nur - im Gegenschuß der Bauer auch -, dank der gestochen scharfen DVD aber werden noch Bewegungen ersichtlich. Dieses Projekt der Durchmessung des Raumes auf der Tiefenachse findet immer wieder im Verlauf eine Fortsetzung: Verdächtig oft entwickeln sich Spannungsverhältnisse zwischen einem verzerrt großem Vordergrund und dem Hintergrund. Stiefel werden mitunter fast so groß wie ganze Personen, die nur wenige Meter hinter den Stiefeln stehen. Mit oft verblüffendem Effekt suggeriert das: Dieser Welt kann man nicht mehr trauen. Bekanntes scheint verzerrt, Verhältnisse auf den Kopf gestellt.
Dies stützt die Narration: Kinder, Jugendliche, Heranwachsende eines britischen Provinznestes im 17. Jahrhundert scheinen vom Teufel besessen, werden vermisst oder kehren mit seltsamen Gewohnheiten aus den nahen Wäldern zurück. Dort hat sich eine Art Hippiekommune eingerichtet, die sich in Orgien ergeht und der Wiederkehr ihres Meisters - der Leibhaftige in personam - entgegen fiebert. Gezeichnete, derer sich der Satan angenommen hat, weisen seltsam behaarte Stellen auf, fast schon deplazierte Schamhaare. In einer besonders grotesken Sequenz erleben wir einen operativen Eingriff zur Entfernung solcherlei befremdlichen Gewächses am Körper junger Mädchen. Überhaupt Groteske: Auch hier schreibt der Film sein Projekt der Verfremdung fort, indem er sich immer wieder in bisweilen psychedelisch inszenierte Höhepunkte verliert, porös wird und, gewissermaßen, die contenance verliert. Das Ergebnis ist wild, spekulativ, reißerisch. Aber eben auch: Auf hypnotische Art faszinierend.Das Genrekino vergangener Dekaden, vor allem das dubiose, nicht selten geschmacklose Segment dieses Produktionszusammenhangs, stellt nicht selten einen aufregenden Fundus der Filmgeschichte dar, den zu entdecken nicht nur Freude bereitet, sondern auch den Blick weitet. Auf die Filmgeschichte, auf die Art, wie Filme auch erzählt werden können. Das Diktat der schnellen Kasse, aber auch die Freiheit, nicht an den Konsens der internationalen Märkte anschließen zu müssen, machen's möglich. In den Krallen des Hexenjägers (den es natürlich nicht wirklich gibt im Film) dient hierfür als eindrucksvolles Beispiel.
imdb | mrqe
In den Krallen des Hexenjägers (Blood on Satan's Claw/Satan's Skin; UK 1970)
Regisseur: Piers Haggard; Drehbuch: Piers Haggard, Robert Wynne-Simmon; Kamera: Dick Bush; Schnitt: Richard Best; Darsteller: Patrick Wymark, Linda Hayden, Barry Andrews, Avice Landone, Simon Williams, Tamara Ustinov , u.a.
Regisseur: Piers Haggard; Drehbuch: Piers Haggard, Robert Wynne-Simmon; Kamera: Dick Bush; Schnitt: Richard Best; Darsteller: Patrick Wymark, Linda Hayden, Barry Andrews, Avice Landone, Simon Williams, Tamara Ustinov , u.a.
° ° °
Thema: Filmtagebuch
20. Februar 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Retrospektiv betrachtet - und die Veröffentlichung dieses Films in diesen Tagen lädt ja dazu ein - kommt Rob Schmidts Neuauflage des 70er Jahre Terror-Movies eine etwas tragische Rolle zu: Gut und gerne darf man ihn als Startschuss einer Welle an auf die Klassiker der 70er referierenden Horrorfilme bezeichnen, wie wir sie zuletzt gehäuft im Kino zu Gesicht bekamen. Tragisch wird's mitunter, weil diese Titel dann doch von einer expliziten Zeigefreudigkeit und eines ästhetisch kreativen Overkills Gebrauch machen, von denen Wrong Turn eigentlich nur träumen kann, die ihm beinahe sogar - und nicht nur die Hauptdarstellerin, die eben auch dort agiert, legt das nahe - zu soetwas wie einem "Buffy für Erwachsene" machen. Bis auf ein paar gelungene somatische Schocks, die ihre Wirkkraft vor allem aus dem Spiel der Montage mit der auditiven Ebene beziehen, hat Wrong Turn eigentlich schon nicht mehr zu bieten. Ein schneller Verfall: Der Film lief gerade Mal letzten Sommer in den deutschen Kinos an und wirkte damals noch wesentlich frischer.Es geht, wie so oft, um eine Gruppe Twens, die für ein Wochenende ins Hinterland fahren, dabei aber mitten im Wald auf einer nicht befesteten Straße eine Autopanne erleiden. Außerdem fährt ihnen auch noch ein junger Mann in den Wagen, der für einen Moment lang abgelenkt war. Nach einer Verschnaufpause tut man sich zusammen und begibt sich auf die Suche nach einem Telefon oder ähnlichen Posten der Zivilisation. Natürlich landet man nicht dort, sondern in der genauen Antithese: Von der Welt nicht bemerkt, hat sich im Wald eine Familie von Kannibalen über Jahrhunderte währenden Inzest zu einer verrohten, mutierten Version des Homo Sapiens entwickelt. Es kommt, natürlich, zur Verfolgungsjagd durchs Gestrüpp, auf die Bäume, über die Berge, die nicht alle Twens des Grüppchens überleben. Vor allem natürlich jene nicht, die sich selbst allzu sorglos im Gebrauch von Drogen und des eigenen Körpers erwiesen.
Kaum so blutig wie sein Ruf, konzentriert sich der Film nach einer etwas zähen Exposition und einer makabren Zwischeneinlage im Haus der Kannibalen vor allem auf das Actionelement seiner Handlung. Nicht das Zerlegen von Körpern steht im Mittelpunkt, sondern die Jagd auf dieselben. Das ist mitunter sehr spannend, hier und da auch recht schwarzhumorig geraten. Vor allem das handwerkliche Geschick der Filmemacher kommt dem Filme hier zugute, der sich technisch als state-of-the-art erweist. Nennenswerte Impulse werden dem Genre allerdings nicht verliehen, auch als Hommage oder postmodern ironisiertes Spiel mit den Erwartungshaltungen des genre-kompetenten Zuschauers will (und kann) der Film offenbar nicht funktionieren. So bleibt er, von seiner Vorreiterrolle in der gegenwärtigen Welle an Terror Movies mal abgesehen, als eher durchschnittlich in Erinnerung.Die DVD der MC One erweist sich, wie fast alle Veröffentlichungen aus diesem Hause, als absolut auf der Höhe der Zeit. Bild und Ton sind von qualitativ beeindruckender Qualität: Das lustige Treiben im Hain ist gestochen scharf, kontrastreich und in satten Farben auf Scheibe gepresst worden. Der Ton, dem eine gesteigerte Bedeutung für das Filmerlebnis zukommt, ist dynamisch und pumpt ordentlich - der Adrenalinspiegel weiß es zu schätzen. Das Zusatzmaterial hingegen stellt sich zumindest in der vorliegenden Verleihversion der DVD als etwas schmal geraten dar: Neben Biografien der wichtigsten Beteiligten und dem Trailer finden sich dort lediglich noch Programmhinweise zu anderen Scheiben aus eigenem Hause (sprich: Werbung). Nichts also, was man sich mehr als einmal zu Gemüte führen muss, ich räume aber ein, dass die Verkaufsversion sich dahingehend auch unterscheiden könnte.
Alles in allem: Ein auf technischer Ebene weiterer Spitzenrelease aus dem Hause MC One. Mit dieser Firma scheint sich ein deutscher Programmanbieter für zumindest interessante Filme jenseits der großen Titel aufzubauen, der auch internationale Vergleiche nicht zu scheuen braucht und auf dessen Releases in der Regel Verlass ist. Der Film selbst ist gesundes Mittelmaß: Nicht weiter berauschend, für Genrefans aber wohl Pflicht.
amazon | imdb | links@filmz.de | pressespiegel@angelaufen.de
Wrong Turn (USA 2003)
Regie: Rob Schmidt; Drehbuch: Alan B. McElroy; Kamera: John S. Bartley; Darsteller: Desmond Harrington, Eliza Dushku, Immanuelle Chriqui, Jeremy Sisto, Kevin Zegers, Lindy Booth u.a.
Regie: Rob Schmidt; Drehbuch: Alan B. McElroy; Kamera: John S. Bartley; Darsteller: Desmond Harrington, Eliza Dushku, Immanuelle Chriqui, Jeremy Sisto, Kevin Zegers, Lindy Booth u.a.
° ° °
Thema: Filmtagebuch
18. Februar 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
16.02.2004, Heimkino
Ruhigen Gewissens kann man dieses Sequel zu Clint el solitario (Italien 1967) zu den Nebenwerken des italienischen Westerns zählen. Ein zwar handwerklich routiniert inszenierter und erzählter Film, dem aber für eine signifikante Rolle innerhalb des Subgenres doch die Impulse fehlen. Seiner späten Entstehungszeit - 1972 hatte der Italowestern seinen Zenit bereits überschritten, hierzulande kam der Film gar erst drei Jahre später in die Kinos - mag es zuzusprechen sein, dass der Film dafür eher schon als Zitatarchiv funktioniert. Wenn Clint, der Einsame aus dem Titel, nach fünf Jahren Flucht vor Kopfgeldjägern und ähnlichen Häschern nach Hause zurückkehrt, wo ihn Gattin und Sohn verstoßen haben und die kleine Tochter ihn nicht wiedererkennt, um dort dann als Arbeitskraft sukzessive in den Schoß der Familie zurückkehren, fühlt man sich unweigerlich an Peter Fondas The Hired Hand erinnert, der ein Jahr zuvor enstanden ist. Auch Klaus Kinski als wortkarger, zynischer Kopfgeldjäger erinnert bisweilen an seine Figur in Corbuccis Il Grande Silenzio, auch wenn ihm hier, zum Ende hin, der Luxus einer sogar recht menschlichen Note gewährt wird. Kein Wunder: Wenn der Italowestern ein Kino der allgegenwärtigen Auflösungserscheinungen ist, dann fungiert der späte Il Ritorno di Clint il solitario, nicht bloß narrativ, beinahe schon als Rückkehr zu Frau, Heim und Herd: Der Anti-Held des italienischen Westerns ist 1972 bereits alt geworden.
Spannend aber ist, wie der Film seine Vorgeschichte zu Beginn kurz rekapituliert. Auch wer den ersten Teil nicht kennt, kann dieses Patchwork aus Erinnerungen und melancholischen Gesichtsausdrücken - ein klein wenig Kenntnis der typischen Stories des Subgenres vorausgesetzt - schnell deuten und erfassen. Gleich zu Beginn entsteht dadurch eine Dynamik in der Geschichte, die einem das Gefühl vermittelt, bereits einen ganzen Film vorneweg gesehen zu haben und schon tief in diesen Film involviert zu sein. Das sorgt für Spannung und Aufmerksamkeit. Gottlob verfällt der Film anschließend nicht in Apathie, sondern kann seine nur minimalistisch erzählte Geschichte, in der sich die Jagd eines Kopfgeldjägers auf Clint elegant mit dem typischen Genremotiv der zu erlösenden Stadt, die von einer mafiösen Clique terrorisiert wird, koppelt, spannend erzählen und schlüssig auflösen.
Wie gesagt, der Film ist sicher im Genre nichts Besonderes. Aber er ist eben doch solide und vermag zu unterhalten. Nicht zuletzt auch Kinskis pointierte Mimik trägt dazu bei. Ein netter Film also. Schade bloß, dass der TV-Ausstrahlung offensichtlich eine gekürzte Fassung zugrunde lag.
Ruhigen Gewissens kann man dieses Sequel zu Clint el solitario (Italien 1967) zu den Nebenwerken des italienischen Westerns zählen. Ein zwar handwerklich routiniert inszenierter und erzählter Film, dem aber für eine signifikante Rolle innerhalb des Subgenres doch die Impulse fehlen. Seiner späten Entstehungszeit - 1972 hatte der Italowestern seinen Zenit bereits überschritten, hierzulande kam der Film gar erst drei Jahre später in die Kinos - mag es zuzusprechen sein, dass der Film dafür eher schon als Zitatarchiv funktioniert. Wenn Clint, der Einsame aus dem Titel, nach fünf Jahren Flucht vor Kopfgeldjägern und ähnlichen Häschern nach Hause zurückkehrt, wo ihn Gattin und Sohn verstoßen haben und die kleine Tochter ihn nicht wiedererkennt, um dort dann als Arbeitskraft sukzessive in den Schoß der Familie zurückkehren, fühlt man sich unweigerlich an Peter Fondas The Hired Hand erinnert, der ein Jahr zuvor enstanden ist. Auch Klaus Kinski als wortkarger, zynischer Kopfgeldjäger erinnert bisweilen an seine Figur in Corbuccis Il Grande Silenzio, auch wenn ihm hier, zum Ende hin, der Luxus einer sogar recht menschlichen Note gewährt wird. Kein Wunder: Wenn der Italowestern ein Kino der allgegenwärtigen Auflösungserscheinungen ist, dann fungiert der späte Il Ritorno di Clint il solitario, nicht bloß narrativ, beinahe schon als Rückkehr zu Frau, Heim und Herd: Der Anti-Held des italienischen Westerns ist 1972 bereits alt geworden.Spannend aber ist, wie der Film seine Vorgeschichte zu Beginn kurz rekapituliert. Auch wer den ersten Teil nicht kennt, kann dieses Patchwork aus Erinnerungen und melancholischen Gesichtsausdrücken - ein klein wenig Kenntnis der typischen Stories des Subgenres vorausgesetzt - schnell deuten und erfassen. Gleich zu Beginn entsteht dadurch eine Dynamik in der Geschichte, die einem das Gefühl vermittelt, bereits einen ganzen Film vorneweg gesehen zu haben und schon tief in diesen Film involviert zu sein. Das sorgt für Spannung und Aufmerksamkeit. Gottlob verfällt der Film anschließend nicht in Apathie, sondern kann seine nur minimalistisch erzählte Geschichte, in der sich die Jagd eines Kopfgeldjägers auf Clint elegant mit dem typischen Genremotiv der zu erlösenden Stadt, die von einer mafiösen Clique terrorisiert wird, koppelt, spannend erzählen und schlüssig auflösen.
Wie gesagt, der Film ist sicher im Genre nichts Besonderes. Aber er ist eben doch solide und vermag zu unterhalten. Nicht zuletzt auch Kinskis pointierte Mimik trägt dazu bei. Ein netter Film also. Schade bloß, dass der TV-Ausstrahlung offensichtlich eine gekürzte Fassung zugrunde lag.
Ein Einsamer kehrt zurück (Il Ritorno di Clint il solitario; Italien 1972)
Regie: Alfonso Balcázar; Drehbuch: Enzo Doria, Giovanni Simonell; Kamera: Jaime Deu Casas; Musik: Ennio Morricone; Darsteller: George Martin, Klaus Kinski, Marina Malfatti, Augusto Pescarini, Susanna Atkinson, Daniel Martín, Fernando Sancho u.a.
Länge: ca. 85 Minuten (geschnittene Ausstrahlung auf Tele 5 im Dez.2003)
imdb | kinski:tv-termine
Regie: Alfonso Balcázar; Drehbuch: Enzo Doria, Giovanni Simonell; Kamera: Jaime Deu Casas; Musik: Ennio Morricone; Darsteller: George Martin, Klaus Kinski, Marina Malfatti, Augusto Pescarini, Susanna Atkinson, Daniel Martín, Fernando Sancho u.a.
Länge: ca. 85 Minuten (geschnittene Ausstrahlung auf Tele 5 im Dez.2003)
imdb | kinski:tv-termine
° ° °
Thema: Filmtagebuch
16. Februar 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Identity Kills von Sören Voigt erzählt nicht, wie man bei diesem Titel vielleicht denken könnte, eine Geschichte aus der Welt der "Gender Studies", die man nur mit Theoremen der Postmoderne im Rüstzeug verstehen könnte und auch Judith Butler muss man in einer Rezension nicht erwähnen, um auf der sicheren Seite zu sein. In nur grob vorskizzierten, auf Digitalvideo gedrehten Szenen wird Karen vorgestellt, die ihr Leben relativ sinnentleert im Irgendwo des Nirgendwo zwischen Plattenbau, Proll-Freund, Proll-Techno-Disco, Fabrikarbeit und Tagträumen verbringt. Ein zufällig mitgehörter Dialog der jungen Hotelfachfrau Fanny Volant mit ihrer Friseuse, dass sie schon bald einen attraktiven Beruf in einem Hotel auf der dominikanischen Republik ausüben werde, macht Karen neugierig und löst Fernweh aus. Einen Zufall später wird Karen im nahegelegenen Café vom extra angereisten Hotelmanager mit eben jener Fanny verwechselt, allerdings lässt sie das Mißverständnis sichtlich fasziniert von diesen neuen Lebenswelten zu und verbockt das Gespräch schlußendlich dann doch noch beim Spanischtest. Der Traum vom anderen Leben geht dennoch weiter: Karen nimmt, einige Wochen später, als vorgebliche Personalmanagerin des Hotels Kontakt mit der sich versetzt fühlenden Fanny auf.
Nach anfänglicher Skepsis ob des offenen Konzepts des Filmes kann man sich dem Geschehen, nicht zuletzt aufgrund der großen Improvisationsleistungen der Hauptdarstellerin Brigitte Hobmeier, recht schnell öffnen. Die erste, noch anonyme Begegnung zwischen Fanny und Karen, sowie die unmittelbar darauf folgenden Implikationen sorgen für das erste Spannungshoch und fesseln dementsprechend. Leider verliert sich der Film daraufhin wieder etwas zu sehr in der Darstellung des tristen Lebens von Karen, um erst weit gegen Ende den vielversprechenden Plot mit Fanny wieder aufzunehmen. Dies sorgt für manche Länge, die Identity Kills allerdings am Ende mit seinen sowohl überraschenden, wie auch, im positiven Sinne, erstaunlich unspektakulär inszenierten Wendungen wieder wett machen kann. Zwar haftet dem Film noch etwas der Ruch der Filmhochschule an, wirkt somit der Tendenz nach etwas zu arg herbeikonstruiert, doch weiß er unterm Strich zu überzeugen und lässt auf weitere, narrativ vielleicht noch etwas routinierter vorgetragene Filme des Regisseurs hoffen.Ab 11. März im Exit Filmverleih in den Kinos.
>> Identity Kills (Deutschland 2003)
>> Regie/Drehbuch: Sören Voigt
>> Kamera: Markus Stein
>> Darsteller: Mareike Alscher, Sabine Beck, Julia Blankenburg
Cay Helmich, Brigitte Hobmeier, Wicky Kalaitzi u.a.
>> Länge: 81 Minuten
imdb
° ° °
Thema: Filmtagebuch
23. Januar 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
21.01.2004, Heimkino

1. Hänsel und Gretel verliefen sich im Wald,
es war so finster und auch so bitterkalt.
Sie kamenan ein Häuschen von Pfefferkuchen fein:
Wer mag der Herr wohl von diesem Häuschen sein ?
2. Huhu, da schaut eine alte Hexe raus.
Sie lockt die Kinder ins Pfefferkuchenhaus.
Sie stellte sich gar freundlich. O Hänsel welche Not !
Sie will dich braten im Ofen braun wie Brot !
3. Doch als die Hexe zum Ofen schaut hinein,
ward sie gestossen von unserm Gretelein.
Die Hexe mußte braten, die Kinder gehen nach Haus.
Nun ist das Märchen von Hans und Gretel aus.
imdb | mrqe

1. Hänsel und Gretel verliefen sich im Wald,
es war so finster und auch so bitterkalt.
Sie kamenan ein Häuschen von Pfefferkuchen fein:
Wer mag der Herr wohl von diesem Häuschen sein ?
2. Huhu, da schaut eine alte Hexe raus.
Sie lockt die Kinder ins Pfefferkuchenhaus.
Sie stellte sich gar freundlich. O Hänsel welche Not !
Sie will dich braten im Ofen braun wie Brot !
3. Doch als die Hexe zum Ofen schaut hinein,
ward sie gestossen von unserm Gretelein.
Die Hexe mußte braten, die Kinder gehen nach Haus.
Nun ist das Märchen von Hans und Gretel aus.
imdb | mrqe
° ° °
lol