Mittwoch, 12. Juli 2006
Thema: Hinweise


Das türkische Genrekino hat einige grandiose Reißer zu bieten, die jeglichen trash chic des amero-europäischen Raumes bei weitem überbieten und in ihrer meist abenteuerlich-ruppigen Machart nicht selten schon die Grenze zur (zugegeben deliranten) Avantgarde überschreiten. Freilich ist an die Filme kaum ein Rankommen: Zahlreiche Filmrollen wurden wieder eingeschmolzen, um das darin enthaltene Silber wiederzugewinnen, auch hat sich dort der Gedanke, Filme als Artefakte, Dokumente und Kulturgüter (und, unter Umständen, Langzeitinvestitionen) zu archivieren, kaum durchgesetzt, zumindest nicht in diesem Produktionszusammenhang. Entsprechend mies sind heute erhaltene Kopien anzuschauen, meist handelt es sich dabei um qualitativ kaum befriedigende TV-Aufnahmen oder unheimlich schlecht gezogene Videokopien. Die meisten Titel sind ohnehin nur auf illegalisiertem Wege beziehbar, oder aber man wendet sich an die griechische Firma Onar Films, die Beiträge aus dem Turkish cult cinema (wenngleich in besagter, recht abenteuerlicher Qualität) auf DVD zugänglich macht.

Langer Vorlauf, kurzer Sinn: Auf cinemastrikesback.com findet sich nun ein Interview mit Bill Barounis, dem Mann hinter Onar Films. Barounis berichtet hier von seiner eigenen Filmleidenschaft, den Besonderheiten des türkischen Genrekinos und den Schwierigkeiten, solche Filme überhaupt zu beschaffen und ins DVD-Zeitalter zu retten.

Nachtrag: Und weil's so schön ist, noch ein Trailer, der ein wenig von dem Irrwitz dieses Kino transportiert. 3 Dev Adam, international oft als Turkish Spider-Man bezeichnet, handelt von eben jenem, hier allerdings ins Bösartige gewendeten, Superhelden, der die Welt unterjochen will, weshalb die türkische Regierung den mexikanischen Wrestler Santo und Captain America auf ihn ansetzt. Bitteschön:




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Sonntag, 9. Juli 2006
Thema: Hinweise
http://www.brightlightsfilm.blogspot.com/


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Dienstag, 4. Juli 2006
Thema: Hinweise


Im Guardian findet sich dieser Tage ein Interview mit Seijun Suzuki, dessen Klassiker Tokyo Drifter vor kurzem auch hierzulande eine Veröffentlichung durch Rapid Eye Movies erfuhr. In diesem Gespräch kündigt der hochbetagte Mann an, keinen weiteren Film mehr zu drehen. Was, angesichts seines Alters, kein Wunder ist, aber auch schade: Seine letzten beiden Werke, Pistol Opera und Princess Raccoon, sind kleine Juwelen des japanischen Kinos und von einer kinematografischen Frische, die selbst einigen der derzeit gehypten Jungtalenten aus Japan vollkommen fehlt.

Weiteres: Interview (Midnight Eye) ~ Werkschau (Senses of Cinema)


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Thema: Hinweise
Die Selbstverständlichkeit, mit der in der New York Times die DVD-Veröffentlichungen von Filmen aus weit entlegenen Archiven der Filmgeschichte besprochen werden, hatte ich schon hier konstatiert. Heute dort in der DVD-Rubrik zu finden: Der Hinweis auf die international herbeigesehnte Veröffentlichung von Ruggero Deodatos berüchtigtem Cannibal Holocaust, ein Film, den man nicht mögen muss, von dem man mit allem Recht abgestoßen sein kann, der aber dennoch zumindest als Phänomen anerkannt werden müsste, also auch zumindest einmal gesehen sein sollte, und sei es nur, um die Kontroverse um ihn nachvollziehen zu können (immerhin: Entertainment Weekly listet ihn unter den 25 kontroversesten Filme). Hierzulande? Verboten, beschlagnahmt, geschmäht, vergessen und damit weitgehend der Horde von bloßen Gorehounds überlassen. Es ist, wie es ist, zum Kotzen. Danke, Staatsanwaltschaft.

Trivia am Rande: Hinter der Firma, die den Film nun in einer restaurierten und angeblich auch weltweit besten Fassung bringt, Grindhouse Releasings, steckt kein Geringerer als Sage Stallone. Ja, genau, das ist Slys Sprößling, der offenbar irgendwann die Schnauze voll hatte, als ewiger Sohn auftreten zu müssen und deshalb lieber in Exploitation-Filme macht oder gleich in gar nicht mal schlechten Vertretern des zeitgenössischen Transgressionskinos mitspielt. Strange things are goin' on, ich sag's ja immer wieder.


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Montag, 3. Juli 2006
Thema: Hinweise
Dietrich Kuhlbrodt, dessen Kuhlbrodt-Buch ich spitze fand (weil es so großartig von so vielen Dingen erzählt, und sich, an vielen Enden, die Kuhlbrodt geschickt offen lässt, ganz wundervolle Verbindungen zu mir selbst aufbauen lassen), hat ein neues Buch geschrieben, sagt die taz.


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Mittwoch, 28. Juni 2006
Thema: Hinweise
In der taz bespricht Cristina Nord heute Werner Herzogs hervorragenden, Dokumentarfilm will ich ihn eigentlich nicht nennen, sagen wir: essayistischen Dokumentarfilm Grizzly Man. Ein bisschen schade ist vielleicht, dass Cristina Nord vor allem den da portraitierten Timothy Treadwell vorstellt, der zugestandenermaßen als Figur, zumal Herzog'sche Figur, von einigem Reiz ist: Treadwell ist ein eigentlich schon fanatischer, zumindest aber sehr naiver Tierschützer und eco warrior, der jahrelang seine Sommer unter wilden Bären verbrachte und schlußendlich auch von einem gerissen wurde. Der Film selbst, und bei Herzog dreht es sich ja meist immer um das Filmergebnis und wie dem der Gegenstand zunutze ist, tritt in dem Text etwas in den Hintergrund, dabei böte gerade dieser doch auch einige Punkte zum darüber Schreiben. Schade.

Egal, wichtig ist zunächst, dass der Film in Deutschland auf diese Weise "ankommt". In den USA ist er regulär im Kino gestartet und international auch auf DVD erhältlich; in Deutschland davon, bislang, keine Spur, obwohl Herzogs voran gegangene "Doku"-Filme, der beeindruckende The White Diamond und der eher etwas mäßige Rad der Zeit, einen Kinostart in Deutschland hatten. Es wäre schön, wenn Grizzly Man vielleicht doch auch noch im Kino zu sehen wäre. Im folgenden jedenfalls, als Anreiz, der Trailer:




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Donnerstag, 15. Juni 2006
Thema: Hinweise
Ein photographischer Bericht von der Reise eines russischen Webdesigners durch Nord-Korea. Zahlreiche, spannende Innenansichten eines abgeschotteten Landes.
Erinnerte mich spontan auch ein wenig an Dear Pyongyang, einen der stärksten Filme der letzten Berlinale, den ich hier nochmals gern empfehlen möchte.


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Montag, 29. Mai 2006
Thema: Hinweise
Ich bin noch nicht dazu gekommen, den Text zu lesen. Aber wenn Georg Seeßlen seine (sehr ausführliche) Besprechung im Freitag des jüngst angelaufenen Films Hitlerkantate schließen lässt mit den Worten:
»Hitlerkantate ist einer der notwendigsten Filme über den Faschismus letzthin, nicht nur für sich selbst, sondern vor allem auch für die Entwicklung dieser Bilder-Geschichte. Es ist der Film, der uns sagt, dass das Denken in den Bildern noch nicht abgeschafft ist.«
dann lässt mich das aufhorchen. Mag ich Seeßlens Darlegungen zum kommerziellen und populären Kino doch nicht mehr so recht folgen in letzter Zeit (weil es doch immer wieder auf die selben Begriffe runterbricht und sich nennenswert Neues nicht mehr anzufügen scheint), so halte ich doch sehr viel auf seine Auseinandersetzungen mit dem Faschismus und der deutschen Geschichte im Kino. Hitlerkantate hatte ich im Vorfeld, vielleicht vorschnell, als einen Hitlerfilm mehr abgebucht, als ein weiteres Stück Filmförderfilmkultur, das ein bisschen Historienkitsch der Fördergelder wegen ein wenig aufpoliert. Offenbar weit gefehlt, wenn man Seeßlen folgen darf.


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Mittwoch, 24. Mai 2006
Thema: Hinweise
... ist ein neues Weblog, das sich aus den filmforen herausgebildet hat. Darin gehen die beiden hochgeschätzten Foristen Funk_Dogg und DerAußenseiter ihrer Leidenschaft für das US-Actionkino der 80er Jahre nach - und dies sympathischerweise in dialogischer Form. Da beide kundige Kenner (nicht nur) dieses Genres und obendrein auch nicht auf den Kopf gefallen sind, dürfte das Blog recht spannend werden.




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Mittwoch, 17. Mai 2006
Thema: Hinweise
»Ist Bollywood bereit für seinen ›Brokeback Mountain‹, fragte die Times of India angesichts des Erfolgs von Ang Lees Melodram, und in Internetforen kursierten Gerüchte, dass ein Hindi-Remake der schwulen Liebesgeschichte in Planung sei. Die Verbindung von überdrehtem Hindipop und melancholischem Cowboy-Drama mag abstrus anmuten, entbehrt aber, genauer betrachtet, keinesfalls jeder Logik. Als hybride Mischkultur bedient sich der Hindi-Mainstreamfilm gern kassenträchtiger US-Filme. Mit von Hollywood inspirierten Stoffen erhofft man sich in den Produktionsstätten Mumbais auch westliche Zuschauergruppen, denen bei der Auswertung von Filmware eine zunehmend wich­tige Rolle zukommt.«
Artikel von Florian Krauß in der aktuellen Jungle World.


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lol