Mittwoch, 31. Oktober 2012
Es ist vielleicht kein Zufall, dass in Zeiten, in denen der Alltag mit GPS, Smartphones und Gadgets aller Art seine James-Bondisierung gründlich vollzogen hat, der Held (Daniel Craig) selbst mit einem simplen Peilsender und einer immerhin modifizierten Walther PPK vorlieb nehmen muss, die aufgrund eines Handflächenscanners nur dem Eigentümer zu Diensten ist. Mit ihrem Gadget-Fetisch bedienten die Bond-Filme immer auch eine grundfröhliche und erznaive Futurologie, die zu Connery-Zeiten noch nach blanker Science-Fiction roch, spätestens aber bei den vergleichsweise jungen und einigermaßen unsouverän dem unverbindlichen Bubblegum-Blockbuster der 90er nachhechelnden Brosnan-Filmen ins Alberne zu spielen begann und heute von der Realität längst überholt wäre. In "Skyfall" fällt Bond somit zu Beginn nicht nur aus heiterem Himmel, sondern als Held auch im wesentlich auf sich zurück: Peilsender und Schusswaffe, der Rest ist Körperarbeit. Und, zugegeben, viel Rechenpower im Hauptquartier, wo ein picklig-junger Q (Ben Whishaw) die Datenströme zusammen hält, interpretiert und Anweisungen gibt. Soviel Science Fiction dann doch: Nicht mehr Bond kontrolliert die griffigen Gadgets, der Gadget-Park kontrolliert Bond. [Weiter beim Perlentaucher]



° ° °




Dienstag, 30. Oktober 2012


° ° °




Samstag, 27. Oktober 2012
Thema: TV-Tipps
Am kommenden Montag zeigt das ZDF Dominik Grafs Frankenthriller Das unsichtbare Mädchen. Beim Perlentaucher hatte ich den Film zur Erstausstrahlung auf arte besprochen.

Nachtrag: Hier steht der Film in der ZDF-Mediathek.



° ° °




Samstag, 27. Oktober 2012
Thema: videodrome
Unbekannter Penis, Provinzpolitiker, Springer-Journalist: Herr Wichmann bei Herrn Stuckrad-Barre.



° ° °




Thema: Kinokultur
Der Jugendschutz in Deutschland bleibt ein Ärgernis: Wie man bei Hard Sensations gerade erfährt, wurde William Friedkins Killer Joe und John Hyams' (in dem Actionfilm zugeneigten cinephilen Kreisen gerade für Furore sorgendem) Universal Soldier: Day of Reckoning die FSK-Freigabe verwehrt. Gerade im ersten Fall ist es hochgradig ärgerlich, da selbst eine geschnittene, für eine 18er Freigabe vorgelegte Fassung unter Hinweis auf weiteren Kürzungsbedarf moniert wurde. (Wer den Film in Deutschland ungeschnitten sehen will, muss damit unbedingt auf die ungeprüfte Fassung des Films zurückgreifen, die in den Videotheken steht!)

Dies ist nicht allein deshalb ärgerlich, weil sich Friedkin mit Killer Joe meines Erachtens auf neuem Formhoch befindet und es anstands- und respektlos sondergleichen ist, einem gefeierten Meisterregisseur ins Werk zu pfuschen. Es ist vor allem auch deshalb ärgerlich, da sich Kürzungsauflagen für eine 18er-Fassung tatsächlich nur noch als Erwachsenenbevormundung begreifen lassen. Warum aber in Dreiteufelsnamen sollte ein Gremium, in dem sich auch Kirchenvertreter, etc., befinden, darüber entscheiden, was sich ein erwachsener Mensch ansehen darf - solange es sich dabei um eindeutig fiktionale Werke handelt, man also davon ausgehen darf, dass der gezeigten Gewalt keine reale zugrunde liegt?

Es gibt faktisch keine Begründung dafür. Außer natürlich einer: Ein Film, der über eine FSK-Freigabe verfügt, ist de facto indizierungssicher. Womit sich der Kreis schließt: Nicht nur sollte es keine Kürzungsauflagen für FSK18er-Anträge geben, sondern auch keine BpjM.

(und ärgerlich bis da hinaus ja eh schon, dass im Falle von Killer Joe mit einem Kinostart schon gar nicht mehr zu rechnen ist)


° ° °




Donnerstag, 25. Oktober 2012
Sehr deutlich, sehr mittig zerfällt der Film in zwei Teile: Hier ist Yaron (Yiftach Klein), Alpha-Mann einer israelischen Polizei-Elitetruppe und werdender Vater, dort eine sich radikalisierende klassenkämpferische Gruppe rund um Shira (Yaara Pelzig), die mitten in den Vorbereitungen zu einer Geiselnahme stecken. Beide durch einen harten Schnitt separierte Teile hält Nadav Lapid in (wie schon die erste Einstellung zeigt) zwischen Intimität und Distanz changierenden, letztlich kühlen Bildern in etwa im Gleichgewicht - beide Stränge finden zusammen, als die Geiselnahme vollzogen wird: Schießbefehl! Ein Actionfilm ist "Policeman" dennoch nicht. [Weiter beim Perlentaucher]



° ° °




Thema: Kinokultur
Frédéric Jaeger hat bei critic.de einen sehr lesenswerten Artikel zum Berliner Podiumsgespräch vom vergangenen Freitag zwischen Filmkritikern und Vertretern der Filmbranche verfasst. Insbesondere den "sechs Thesen zur Online-Filmpublizistik" schließe ich mich gerne an. Unbedingt lesenswert ist auch die Diskussion darunter in den Kommentaren.

Völlig offtopic dazu ein Lieblingslied aus meiner Jugend Maienblüte:



° ° °




Mittwoch, 24. Oktober 2012
Heute beginnt das 7. Pornfilmfestival in Berlin. Für die taz habe ich mich ein wenig in der Retro über Pornos aus den 70ern umgeschaut, die allesamt das Ticket wert sind. Und Nightdreams schon wegen seiner berühmtesten Szene:



° ° °




Dienstag, 23. Oktober 2012
Thema: videodrome
Ulrich Köhlers Debütfilm Bungalow ist derzeit in der Mediathek des ZDF zu finden.

Edit: ... nur blöderweise im falschen Bildformat...


° ° °




Freitag, 19. Oktober 2012
Thema: Kinokultur
Zwei Kommentare zum offenen Brief einiger Filmkritiker an die Deutsche Filmakademie: Ekkehard Knörer stößt sich in einem Kommentar im Revolver-Blog am "geradezu devoten" Ton des Appells. Bei Telepolis hält Rüdiger Suchsland die Kritik zwar für "überfällig", wundert sich aber über den Grundgestus: "Die Unterzeichner sind im Printbereich sämtlich Redakteure, kein einziger freier Autor wurde offenbar gefragt. Ebenso ist kein Online-Medium vertreten. Aber auch im Printbereich wurden wichtige Medien im Vorfeld nicht gefragt (...) die Abwesenheit sämtlicher anderer Stadtmagazine ähnlichen Zuschnitts verstärkt den Eindruck einer Aktion gut vernetzter Berliner Freundschaftszirkel. Auch das wirft ein Schlaglicht, auf die Solidarität unter Kritikern."


° ° °




Donnerstag, 18. Oktober 2012
Thema: Visuelles


(via)


° ° °




Thema: Kinokultur
Eine Reihe von Filmkritikern hat einen offenen Brief an die Deutsche Filmakademie geschrieben. Inhaltlich schließe ich mich voll und ganz an.


° ° °




Donnerstag, 18. Oktober 2012
Thema: Hinweise
Werner Herzog überall. Im Buch. Im Theater. Im Kino. Im Filmmuseum. Im Radio, aber trotzdem Kino.

Außerdem auch in der Zeitung.

Und am allerwenigsten zu vergessen: Seit heute auch im Trailer von Jack Reacher, cold as ice:



° ° °






» Koji Wakamatsu, 1936 - 2012


° ° °




Samstag, 13. Oktober 2012
Thema: Hinweise
Der erste Michael-Althen-Preis für Kritik geht an die Schriftstellerin Sarah Khan für ihren sehr schönen, sehr persönlichen Text zu einer Episode aus Dr. House, der in Cargo erschienen ist. Meine herzlichsten Glückwünsche!

Den Text fand ich schon bei der Erstlektüre im besten Sinne sehr bewegend - eine gute Entscheidung der Jury. Cargo hat den Text freundlicherweise nun auch online dokumentiert. Die Lektüre lohnt!


° ° °




Freitag, 12. Oktober 2012
Soll einer sagen, Actionfilme sind zu nichts nutze: In Taken 2 findet sich immerhin ein Vorschlag, wie man einander etwa in einer dicht bevölkerten, engen Metropole wie Istanbul wiederfinden kann, wenn man sich aus den Augen verloren hat, idealerweise, wenn man sich selbst in einem Gebäude aufhält, von dem man gar nicht genau weiß, wo es sich eigentlich befindet (zum Beispiel, weil man entführt wurde und nun im Keller gefangen ist). Liam Neeson jedenfalls, dem als Leibwächter Bryan Mills genau dies passiert ist, gibt seiner sich noch im Hotelzimmer befindlichen Tochter Kim (Maggie Grace), der ein ähnliches Schicksal droht, über ein ins Verlies geschmuggeltes Mini-Agententelefon pragmatische Anweisungen: "Wirf' eine Granate aus dem Fenster, ich zähle die Sekunden, bis ich hier die Detonation höre!" Sprach's, warf's - und die Luxuskarosserie auf dem gegenüber liegenden Dach ist nur mehr kleinteiliger Metalschrott: Geh'n wir Granaten werfen in Istanbul! [weiterlesen beim Perlentaucher]



° ° °




Sonntag, 7. Oktober 2012
Thema: videodrome
Ich mag die Reihe sehr, sehr gern - nun ist sie 10, bzw. 100 geworden: Durch die Nacht mit.... Die gestern ausgestrahte Jubliäumsfolge ist nicht nur sehr unterhaltsam geraten, sie ist auch ein schöner Rückblick auf 10 Jahre entspanntes Kulturfernsehen mit jedes Mal offenem Ausgang. Bei arte steht sie nun für eine Woche in der Mediathek:

Edit: Und weg isses!


° ° °




Freitag, 5. Oktober 2012
Thema: festivals
Bereits seit gestern läuft das Münchner Underdox Festival im dortigen Filmmuseum und im Werkstattkino. Von Herzen empfehlen kann ich:
  • Bestiaire (meine Berlinalekritik)
  • Sick: The Life and Death of Bob Flanagan, Supermasochist (1997)
  • und
  • The Legend of Kaspar Hauser (den ich für die Splatting Image besprochen hatte)
  • Bei critic.de empfiehlt Martin Gobbin darüber hinaus noch White Epilepsy von Philippe Grandrieux.



    ° ° °




    Thema: videodrome
    Noch eine Musikvideo-Kollaboration zwischen Kreidler und Heinz Emigholz: Für Cascade hat man auf Material aus Die Basis des Make-Up zurückgegriffen. Quasi-Liner-Notes hier.



    (via)


    ° ° °




    Sehr gut gefallen hat mir Looper, ein eher "kleiner" Science-Fiction-Film, der eher den guten Kurzgeschichten des Genres nahesteht als Digital-Filmboliden wie dem Total Recall-Remake (mehr). Ideen und Charaktere stehen hier vor Effekt und Drehbuchcleverness - auch wenn man, wie Simon Rothöhler hier schon schrieb, auf die Gordon-Levitt ins Gesicht geschminkte Bruce-Willis-Ähnlichkeit lieber verzichtet hätte. Beim Perlentaucher habe ich mehr dazu geschrieben, unter dem selben Link findet sich dann auch Lukas Foersters Empfehlung zum Chaos-Dad mit Adam Sandler.



    Auch neu im Kino ist der deutsch mit Die Qual der Wahl doof betitelte The Campaign, an dem ich sehr viel Freude hatte - für mich eine der besten "Will-Ferrell-Verkleidungskomödien" mit einem, wenn auch unter vielen derben Witzen versteckt, an sich grundgütigen, menschlichen Herz. Das versöhnlich-märchenhafte Happy-End, das sich nach Kräften gegen den kalten Zynismus der Realität einer eingekauften Marktwirtschaftspolitik stemmt, sehe ich dabei weniger als eskapistisches Ventil, sondern eher als Ausdruck einer tiefen Melancholie: Ach, wäre es doch nur einmal so. Kein ausführlicher Text dazu von mir (aber einer von Lukas Foerster in der taz), aber eine Empfehlung von Herzen!



    Die On the Road-Verfilmung fand ich dann doch ein wenig besser als die meisten Kritiker, wobei mir hier aus vielen Texten eher eine große Leidenschaft für den zugrunde liegenden Roman zu sprechen scheint, die sich mit den konkreten Bildern des Films dann nicht in Einklang bringen lässt. Dass der Film den Aufbruch und die Rebellion der Beatniks in recht brave Bilder taucht, ist allerdings tatsächlich kaum von der Hand zu weisen: Solider Gebrauchsfilm mit einigen schönen Momenten, gut gefiel mir wie Kristen Stewart hier in manchen Bildern aus ihrem Image fällt.



    Nachgetragen aus letzter Woche: Am Samstag erschien in der taz mein Text zu Til Schweigers Schutzengel. Um es kurz zu machen: Der Film ist, trotz mancher toll geratener Actionszenen (nicht die großen, dafür aber die kleinen), das Ticket nicht wert.


    ° ° °