Donnerstag, 20. September 2012
Thema: videodrome
Die in den 90ern von mir hochverehrte Jon Spencer Blues Explosion hat ein neues Album draußen. Das Musikvideo ist schön pulpig:



(via) Wilco lassen unterdessen traurige Monster durch Labyrinthe laufen:



(via) Und Willow projizieren die augmented reality direkt auf das Leben:



... und nicht zu vergessen: Ben Folds Five und die Fraggles, hier.


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Mit einem gehörigen Schlag reißt einen Michael Haneke aus der sanften Vorspannkontemplation, aus dem samtschwarzen Grund. Mit einem Schlag direkt ins Gesicht: Da brechen Feuerwehrleute mit einem Rammbock die Tür einer Wohnung auf, Stoßrichtung: Kinopublikum. Ein Schlag, mit dem das gehobene Bildungsbürgertum, das man wenige Einstellungen später in der Totalen aus einer Bühnenperspektive sieht (fast, als würde man in einen gewaltigen Spiegel schauen), nicht rechnen muss: Dieses sitzt beim geschmackvoll-gediegenen Klavierkonzert, wo Grenzüberschreitungen wider das Publikum kaum zu erwarten sind. [weiter beim Perlentaucher]



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Thema: videodrome
Gestern empfohlen, heute online:

Edit: Mittlerweile leider offline.

Außerdem findet sich in der Mediathek noch Storz' Film Drei Schwestern Made in Germany.


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Mittwoch, 19. September 2012
Thema: TV-Tipps
Heute Abend um 21:55 zeigt arte Dominik Grafs sehr schönen Portrait-/Essayfilm Lawinen der Erinnerung, den ich bereits auf der Berlinale (und vor wenigen Tagen nochmal im Berliner Zeughauskino) gesehen habe. Ausgehend von zwei ausführlichen Gesprächen mit dem Fernsehautor und -regisseur (in späten Jahren schließlich Schriftsteller) Oliver Storz wenige Monate vor dessen Tod nach langer Krankheit schlägt Graf hier Schneisen in die deutsche (Fernseh-)Geschichte: Konzentriertes Nachdenken in Filmform - über Geschichte, Fernsehen, Gedächtnis. Und das verheißungsvolle Rot, das am Ende doch nicht übrig blieb.

Schauspieler Matthias Brandt (der sowohl für Graf, als auch für Storz vor der Kamera stand und in Lawinen der Erinnerung einen kurzen Auftritt hat) hat für die SZ eine sehr schöne Filmempfehlung geschrieben.

Weitere Informationen beim Sender und hier (pdf) im Katalogblatt des Internationalen Forums der Berlinale.



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Montag, 17. September 2012
gesehen im Zeughauskino, DigiBeta.

Grafs Hotte im Paradies hat mich ähnlich mitgenommen wie Lukas, mit dem ich den Film sah. Sein Posting siehe hier, zu dem sich mein Text hier nur als loser Kommentar versteht.

Die romantische Heteromann-Vorstellung, die Dienste einer Prostituierten nicht nur in Anspruch zu nehmen, sondern die Frau gleich noch aus der Prostitution zu retten, ist eine der zentralen, großen Unterwerfungsfantasien: Die öffentliche Frau soll einem ganz alleine gehören. Doch die Fantasie und die Geste der Unterwerfung funktioniert auch spiegelbildlich: Der Zuhälter verführt eine Frau, um sie in die Prostitution zu zwingen.

Der Film, der die erste Variante am schlagendsten bebildert (und dabei vor allem auch in Gloss und Glam deren ideologische Verpackung in Perfektion mitliefert), ist Pretty Woman - in nuce findet sie sich in den berühmten Montagen, in denen Julia Roberts von Richard Geres Finanzkraft in den Edelboutiquen von Los Angeles' eingekleidet wird (seinem prüfenden, gestattenden und jubelnden Blick stets unterworfen) und wie sich Roberts vor allem auch in der für sie profund fremden Welt der Edelgastronomie tapsig Schritt für Schritt vorwärts tastet.

Es ist wahrscheinlich kein Zufall, dass sich in Hotte im Paradies eine lange Sequenz findet, in der vordergründig dasselbe passiert: Ein Mann protzt einer Frau gegenüber mit seinem Reichtum, zeigt ihr das beste Essen in den feinsten Restaurants (sehr zu ihrer Überforderung), kleidet sie neu ein, mit stets kritischem Blick: "Es gibt immer noch was Besseres." Der Versuch mit Geld (aber auch mit verschmitztem Geschick: Ein Oberteil wird frech geklaut), in eine Welt zu locken, in der noch mehr Geld wartet. Doch handelt es sich dabei auch um eine Inversion: Hotte holt die Frau nicht aus der Prostitution heraus, sondern zieht sie geradewegs hinein. Auch wegen der offenkundigen Parallelität zu Hollywoods Märchenhochglanz (in allerdings West-Berliner Digitalpixelschmutz) eine zutiefst erschreckende Sequenz, die viel darüber erzählt, wie tief sich die Ökonomie in die menschlichen Beziehungen schiebt.

Auch aus dieser Perspektive sind die Übergänge zwischen Prostitution und bürgerlichem Leben in diesem Film interessant: Eine der Frauen, die für Hotte anschaffen, wird nur gegen einen "Abstand" aus der Prostitution entlassen, eine andere "rettet" Hotte schließlich selbst, doch erst nachdem er sie in einem SM-Keller gefoltert hat (Video)

(Randnotiz: Überhaupt fällt einem im Laufe der Zeughaus-Graf-Retro erst wirklich auf, wie häufig Prositution in Grafs Filmen eine Rolle spielt oder zumindest präsent ist.)

Reiner Zufall: Am Morgen nach der Vorführung stolpere ich am Gleis des S-Bahnhofs Charlottenburg über einen Spielort des Films, der in meiner Stadt spielt, die nicht meine ist (kaum einmal, dass ich an diesem S-Bahnhof bin, auch wartete ich hier bloß auf einen Anschlusszug ins idyllische Werder/Havel, der vom Ludenmilieu Charlottenburgs unendlich weit und doch nur eine halbe Stunde entfernt liegt).



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Donnerstag, 13. September 2012
Thema: Visuelles
(von hier)



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Mittwoch, 12. September 2012
Thema: Jukebox
Das (sehr schöne) britische Filmmagazin Little White Lies (Backissues online) hat einen Lieblingssoundtrack-Mix von Nick Cave und Warren Ellis veröffentlicht:



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Dienstag, 11. September 2012
Thema: videodrome
(via) Das neue, knapp 21 Minuten dauernde "Musikvideo" von Kreidler hat Heinz Emigholz gedreht (bzw. wurde nachträglich die Musik darüber gelegt):



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Freitag, 7. September 2012
Ein Minutenfilm:

Eine Minute Spätsommer (für Jess Franco)


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Thema: Hinweise
Viele schöne Dinge im Briefkasten gehabt.

Zum einen ist da das neue, in der Edition Text & Kritik erschienene, von Chris Wahl herausgegebene Buch über Dominik Graf, das ich pünktlich zu Grafs gestrigem Geburtstag (siehe auch diesen schönen Text im Freitag) erhalten habe. Ähnlich wie das von Wahl herausgegebene Buch über Werner Herzog (meine Rezension im Freitag) hat auch dieser Band die Geste einer ersten, akademischen Hinwendung im Sinn. Nach erstem Durchblättern fällt neben Christoph Hochhäuslers kurzem, aber schönem Geleitwort ein gewissermaßen resümmierendes Gespräch mit Graf selbst (viel davon kennt man schon aus diversen verstreuten Texten, aber hier ist es nochmal konzentriert gebündelt) und die Fokussierung bislang übersehener oder wenig gewürdigter Aspekte von Graf positiv auf: Ein Text befasst sich mit Grafs Jahren an der Filmhochschule, ein anderer betrachtet Grafs wunderschönen Essay-Kurzfilm Der Weg, den wir nicht zusammen gehen, auch Raritäten wie Bei Thea (den ich jetzt gerade bei der Werkschau im Zeughauskino sah und, trotz ein, zwei Problemen mit der übergeordneten melodramatischen Struktur, sehr mochte - siehe auch Grafs Statement zum Film hier) werden gewürdigt. Wertvoll ist neben dem teils sehr seltenen Fotomaterial auch die bibliografische Recherche im Anhang. Ob sich die etwas arg um akademische Formwahrung bemühte Haltung am Ende nicht aber doch zu sehr an Gras vitalistischem Werk reibt, wird sich bei der genaueren Lektüre erweisen (eine Rezension wird in absehbarer Zeit in der taz erscheinen). Außerdem damit verbunden der Hinweis: Morgen, am Samstag, findet eine Buchpräsentation im Zeughauskino statt - Graf wird anwesend sein, der Eintritt ist frei!

Außerdem: Die neue Ausgabe von Cargo - wie stets bewusstseinserweiternd und grenzensprengend. Hier kann man das Heft bestellen, am besten schließt man eh ein Abo ab und erhält dann noch gleich Dominik Grafs neues Buch über die US-amerikanische Serie Homicide (gewissermaßen der Vorläufer von The Wire) mit dazu. Wahrscheinliche Highlights der Ausgabe: Bert Rebhandls Neusichtung von Sans Soleil, Ekkehard Knörers Streifzug durch 6 Filme von Chris Marker, ein Schwerpunkt zum Thema piratische Ökonomien, Praschls Kolumne über das Youtube-Genre "aufgelegte Schallplatten" (ein Beispiel).

Und natürlich: Die neue Splatting Image - jetzt in Farbe! Mit vielen Kritiken (darunter auch einige von mir), einem Text von Christian Keßler über australische Filme abseits des Radars - und und und. Auch hier ist ein Abo natürlich unbedingt zu empfehlen!



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Thema: videodrome
Die kürzlich auf arte ausgestrahlte Mockumentary mit Werner Herzog steht noch für ein paar Tage in der Mediathek:



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Mittwoch, 5. September 2012
Thema: videodrome


(via)


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Thema: Hinweise
Das Filmmuseum München hat gestern mit einer kleinen Werkschau Jean Rollin begonnen. Dazu habe ich in der taz einen kleinen Artikel geschrieben. Allen Münchnern sei der Besuch der Reihe - auch wenn sie, sigh, offenbar größtenteils digital bestritten wird - sehr ans Herz gelegt, genau wie das Programmheft (pdf) der Reihe mit einer Einführung (und Notizen zu den Filmen) von Hans Schmid.



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Freitag, 31. August 2012
Sicher eines der zentralen Kinoereignisse des kommenden Berliner Herbsts: Das Zeughauskino zeigt ab 01. September zahlreiche Filme von Dominik Graf, darunter auch einige Raritäten, wie etwa Grafs Debütfilm, den (von ihm als missglückt eingestuften) Horrorfilm Das zweite Gesicht. Hier das Programm.



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Freitag, 17. August 2012
Thema: videodrome
The Trippiest Movies ever made (via)


[direktlink]

Terror! (via)


[direktlink]


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Freitag, 3. August 2012
Heute Abend beginnt im Babylon/Mitte eine mit 38 Filmen in 13 Tagen drastisch vollgepackte Jess-Franco-Reihe. Den traurigen Umstand, dass diese (mit einer Ausnahme) digital bestritten wird (was beim Babylon in der Regel DVD/Bluray, also im Gegensatz zu DCP defizitäre Aufführmedien, bedeutet), lindert immerhin die Tatsache, dass Franco einige Screenings persönlich besuchen wird. Im Berlinteil der taz habe ich heute einen Text zur Reihe.





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Donnerstag, 26. Juli 2012
Thema: TV-Tipps
arte zeigt in der Nacht vom kommenden Samstag auf Sonntag das bezaubernd surreal-entrückte, tschechische Phantastik-Märchen Valerie - Eine Woche voller Wunder. Etwas ärgerlich, dass eine solche Perle nicht nur im Spätprogramm verbuddelt wird, sondern auch noch in der (zugegeben: sehr verdienstvollen) Trash-Reihe des Senders versteckt und damit von vornherein tendenziell stigmatisiert wird. Das sollte nicht abhalten: Trashig ist Valerie in keiner Weise, weder von der Machart her, noch inhaltlich. Hätte arte den Film in einer Reihe mit unbekannteren Werken der europäischen Filmkunst programmiert, würde den Film keiner als unpassend empfinden.

In der taz hatte Ekkehard Knörer den Film damals sehr schön besprochen:
Jaromil Jires setzt, von oft sehr schroffen Schnitten getrennt, ein Rätselbild an das nächste, von denen eines schöner als das andere ist. Je stärker man sich dem Fluss nicht der Geschichte , sondern der Bilder und Töne einfach überlässt, desto mehr hat man Teil an der Welt, wie Valerie sie sieht und erlebt.
Und bei moviepilot hatte ich den Film in meiner damaligen DVD-Kolumne empfohlen. Das Verdienst, den Film in einer sehr schönen (als Erstauflage bereits ausverkauften, in einer abgespeckten Version aber immerhin nun zum kleinen Preis erhältlichen) DVD in Deutschland auf den Markt gebracht zu haben, kommt dem engagierten Label Bildstörung zu.



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Mittwoch, 18. Juli 2012
Thema: Hoerspiele
Jörg Buttgereits nun doch endlich gestern Abend auf dem WDR ausgestrahltes Hörspiel Green Frankenstein (die für März 2011 geplante Premiere wurde damals wegen Fukushima kurzfristig abgesagt) steht jetzt für wenige Tage im Downloadportal des WDR bereit. Im Sprecherensemble mit dabei: Rainer Brandt!

Green Frankenstein


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Dienstag, 17. Juli 2012
Thema: radio
Die 19. Folge vom Podcast El Diabolik ist seit wenigen Tagen online und wieder ein Füllhorn kompetent kommentierter psychotronischer Soundtracks. Hier die Tracklist und hier die Coversleeves. Der Youtube-Channel ergänzt den Podcast schließlich noch um eine visuelle Komponente.



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