Mittwoch, 16. Oktober 2013
Man darf sich fragen, was mit den Geistern und Dämonen, die einst aus der Laterna Magica vors nackte Auge traten und schließlich in den Insuffizienzen und Defiziten der chemo-optischen, späterhin elektronischen Medien westen und hausten, geschehen soll, wenn sich die hochauflösenden Medien mit ihren hyperrealistischen, auf die vollständige Abtastung und Erfassung ihres Gegenstands abzielenden Bildern bald endgültig durchgesetzt haben werden. Wo nichts mehr rauscht, wo kein chemo-photographischer Prozess mehr Bilder eigenen Rechts hervorbringt, wo der Grad der Einschreibung des Mediums ins Bild zusehends in den Hintergrund und der Traum vom komplett durchlässigen Medium zum Greifen nahe rückt, ist ein beispielloser Exorzismus im Gange, der die Entitäten übernatürlicher Art akut mit Obdachlosigkeit bedroht. [weiter beim perlentaucher]



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Deutschland als Abmantelung, als Kokon, als Wundschorf. Eine abgeschottete Finsterwelt mit blasierten, ihren Ekel mit aasig-selbstgerechtem Grinsen vor sich hertragenden Menschen, aber auch solchen, die es immerhin, wenn auch etwas betulich, gut meinen. Der engagierte Lehrer etwa, der den unbekümmerten Wohlstandskindern wenigstens den Hauch einer Ahnung von Geschichte mitgeben will, da hier vor nur 70 Jahren noch massenhaft Menschen ins Gas geschickt wurden. Dieser Schrecken ist aus dem Alltag gründlich getilgt: Die Städte sind frisch herausgeputzt, die Autobahnen frisch asphaltiert, die Trümmer und Leichenberge unters Wirtschaftswunder gefegt. Was, Deutsche? Doch nicht wir. Womit man sich der deutschen Geschichte entledigt, zum lässigen Savoir-Vivre aber gerade nicht findet, sondern bloß zur deutschen Tugend der Verkniffenheit. [weiter bei der taz]



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Sonntag, 13. Oktober 2013
Thema: videodrome
Mario Bava, Elke Sommer und die Musik von Stelvio Cipriani: Baron Blood (1972) ist legal lizenziert auf Youtube gelandet und der Sonntagmittag damit gerettet (man muss sich allerdings kurz altersmäßig authentifizieren).




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Freitag, 4. Oktober 2013
Thema: videodrome
Da lacht das Herz des Fans: Guillermo del Toros Simpsons-Intro für die diesjährige Halloween-Folge der Animationsserie. Mehr dazu hier.



(via)


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Donnerstag, 3. Oktober 2013


[...] Vorschnell könnte man sagen: Ein Amalgamfilm, der sich in der Kinogeschichte frei bedient. Der Vorwurf ist nicht ganz falsch, verfehlt aber den Kern der Sache: Cuarón dampft - eine Wohltat nach all den storymäßig überfrachteten Blockbustern der ausklingenden Saison - seine Geschichte aufs Minimum ein - ein technischer Einsatz in 600 Kilometer Höhe wächst sich zur existenziellen Meditation übers nackte Überleben aus -, setzt Science-Fiction-Partikel und -Anschlüsse gerade so ein, dass sie offenkundig werden, nicht aber zum Wesenskern, und konzentriert sich - dergestalt abgesichert, dass man sich immer noch im für die Refinanzierung des Ganzen so wichtigen Unterhaltungskinosegment befindet - im wesentlichen auf die zentralen Achsenelemente des Kinos: Zeit und Raum - in einem Film, in dem erstere sich in zuletzt im Mainstream selten gesehener Konsequenz als intakte Nahezu-Echtzeit der Realität des Zuschauers annähert, während zweiterer jeglicher Verlässlichkeit des Alltagsempfindens komplett entbunden ist. [weiterlesen beim perlentaucher]





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Mittwoch, 2. Oktober 2013
Im Zeughauskino begann bereits gestern eine schöne Reihe zum us-amerikanischen Independentfilm der späten 70er bis späten 80er Jahre. In der heutigen taz habe ich dazu einen Artikel.

Über Killer of Sheep, der im Oktober auch im Kino Arsenal zweimal zu sehen ist, habe ich während der Berlinale 2007 etwas Ausführlicheres geschrieben.



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Zu swingendem Jazz rasen alte Schreibmaschinen auf einer Leine an tippenden Händen vorbei: jedes Paar nur ein Satz. Großaufnahme: "Colin terminait sa toilette", steht da, die ersten Worte von Boris Vians Liebesroman "Der Schaum der Tage" von 1946. Kann und sollte man so verstehen, dass Colin seine Hygieneroutine zum Beschluss bringt. Oder man sieht darin die Zerstörung sanitärer Anlagen bezeugt. [weiterlesen bei der taz]



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Sonntag, 29. September 2013
Thema: TV-Tipps
Zulawskis Possession, in der Nacht vom 3. auf den 4. Oktober auf arte. Über den Film hatte ich kürzlich auch in der taz geschrieben.



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Freitag, 27. September 2013


[...] Ab wann sind Bildanschlussfehler tatsächlich als willentliche Flüsterpost eines berüchtigten Perfektionisten zu verstehen? Bilden eine deutsche Schreibmaschine und die (nach einigen numerologischen Stunts) allgegenwärtige Zahl „42“ bereits einen Verweis auf die Shoah? Oder ist „The Shining“ im Gesamten gar, wie ein ganz besonders versponnener Mumpitz glauben machen will, das höchst verklausulierte Geständnis eines Regisseurs, die TV-Übertragung der Mondlandung gefakt zu haben, wie wiederum eine besonders populäre Verschwörungstheorie aus dem Milieu der Mondlandungsskeptiker besagt? [weiter in der taz]


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Donnerstag, 26. September 2013


Am Anfang brennt die Welt. Eine lodernde, dämonisch leckende Feuersbrunst wie aus der Hölle unter dem unbekümmerten Blick eines pupillenartigen Vollmonds. Dann das neblige Morgengrauen: Die Wälder dampfen aus, ruhen in der Zeit. 1987, informiert eine Texttafel, fielen weite Teile des texanischen Waldes einem solchen Feuer zum Opfer. Ein Jahr später bilden die teils bizarr in den Himmel aufragenden Geäste in Form eines "wasteland" just in jenem Moment, in dem das Leben Millimeter um Millimeter in jenes zurückkehrt, die Kulisse für David Gordon Greens neuen Film "Prince Avalanche". [weiterlesen beim perlentaucher]


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Dienstag, 17. September 2013


Am Wochenende zum dritten Mal beim Hofbauer-Kongress gewesen, geweint, geschluchzt, gejauchzt, gefreut.

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Lolita am Scheideweg (Jess Franco, Spanien 1980)
Venusberg (Rolf Thiele, BRD 1963) [mehr und mehr, sowie reda]
Baron Pornos nächtliche Freuden (Frits Fronz, Österreich 1969)
Christophs Trailershow (diverse)



++
Unersättliche Triebe (Hiroshi Mukai, Japan 1967)
Barbara (Frank Wisbar, BRD 1961)
Menschen von Morgen (Kees Brusse, BRD 1965) [mehr]
Der Todesschrei des Gelben Panthers (Joseph Kong, Taiwan 1972)



+
Ich lebte wie Eva (Zygmunt Sulistrowski, USA/Brasilien 1963)
Entfesselte Begierde (Jess Franco, Frankreich/Belgien 1973)
Dazu gehören Zwei (Henry Levin, USA 1960)





+/-
Das liebestolle Internat (Jürgen Enz, BRD 1982)
Geschäftliche Reise zur Erholung in Afrika (Vernon Whitten, ??)

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Töchter der Sonne (Alexander Swiagenin, Schweiz 1964)

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Die Sex-Spelunke von Bangkok (Erwin C. Dietrich/Peter Grau, Schweiz 1974)



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Montag, 9. September 2013
Thema: videodrome
In der arte-Mediathek (nach Verschlimmbesserung leider kaum mehr vernünftig einbindbar - gut gemacht, Online-Typen!)


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Donnerstag, 29. August 2013
Thema: TV-Tipps
Von Freitag auf Samstag, ab 00:30. Hier mehr.



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Mittwoch, 21. August 2013
Thema: TV-Tipps
Heute abend auf zdf.kultur: Eine lange Schlingensief-Nacht.
20:15 Uhr: Und Zeit wird hier zum Raum
20:35 Uhr: Knistern der Zeit (in der Mediathek - meine Kritik beim Perlentaucher)
22:20 Uhr: Menu Total
23:40 Uhr: 100 Jahre Adolf Hitler - Die letzte Stunde im Führerbunker
00:35 Uhr: Das deutsche Kettensägenmassaker
01:35 Uhr: Terror 2000 - Intensivstation Deutschland
02:50 Uhr: Durch die Nacht mit...


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Dienstag, 20. August 2013
Thema: Hinweise
Lange in der Produktion, jetzt endlich aus dem Druck: Die erste große deutschsprachige Aufsatzsammlung zu Dario Argentos Kino ist da! Eine ganz besondere Freude ist es mir, dass ich darin neben zahlreichen geschätzten Freunden, Kollegen und Autoren mit einem Beitrag über Argentos Meisterwerk Inferno vertreten bin. Erschienen ist der Band beim Verlag Bertz & Fischer, auf dessen Website es neben dem Inhaltsverzeichnis, Marcus Stigleggers' Einleitung und einer Leseprobe, Oliver Nödings Text über Profondo Rosso, auch die Möglichkeit gibt, das Buch versandkostenfrei am Geldbeutel umstrittener Onlineversandhäuser vorbei zu bestellen.

Ich wünsche viel Vergnügen bei der Lektüre und freue mich auf die ebensolchige.

Auch ist es mir eine große Freude darauf hinzuweisen, dass wir in der "Nachtschicht" am 7.9. das Erscheinen dieses Buches mit einer Buchvorstellung und einem anschließenden Überraschungsfilm von 35mm feiern wollen. Auf Facebook gibt es dazu einen Veranstaltungstermin. Wir freuen uns auf Euer Kommen!



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Thema: Hinweise

(aus: Ich spüre Deine Haut)

Im Juli hatte ich bereits zum zweiten Mal das Vergnügen, einem der sagenumwobenen Hofbauer-Kongresse im Nürnberger Raum beizuwohnen. Es war ein Wochenende voller Irrsinn, geplatzter Augäpfel und Hosen, charmanter Entdeckungen, wunderbarer Gespräche und bis in den Vormittag (!) durchwachter Nächte.

Leider habe ich es, wie schon beim ersten Kongress, den ich besucht habe, nicht geschafft, meine Eindrücke auch schriftlich zu fixieren. Im Grunde ist dies allerdings auch gar nicht nötig, hat doch die einzige, die unverzichtbare, die verehrungswürdige Silvia Szymanski nun nach langem Hoffen und Sehnen endlich ihren obligatorischen Kongressbericht veröffentlicht. Da werden Erinnerungen wach! Danke, Silvia! (und: auch Ciprian von Negativ war für eine Nacht dabei: Hier seine Eindrücke)

Auf wundersame Weise wurden mittlerweile auch einer bekannten Videoplattform klandestin erstellte Aufnahmen zugespielt, die man niemandem vorhalten darf. Zum Beispiel aus dem schier unfassbaren Perser und die Schwedin, der uns zu vorgerückter Stunde geradezu den Verstand zu rauben drohte.





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Freitag, 16. August 2013
Thema: festivals
Der der tazplan-Film im Berliner Teil nur einmal pro Woche erscheint, ist in der heutigen taz schon heute mein Artikel zum Fantasy Filmfest erschienen, das kommende Woche in Berlin und Hamburg beginnt:

Ein Pokerface wie seines hat es selten gegeben: Wie in Stein gemeißelt sind die Züge von Polizist Zhang (Honglei Sun), nur um wenig später, wenn es darauf ankommt, in kirres "Hahaha" auszubrechen. Nämlich dann, wenn er einen Drogenboss, der den Spitznamen Mr. Haha nicht umsonst trägt, nachspielt, um anderen Drogenbossen in einem geschickt eingefädelten Undercovereinsatz ans Leder zu gehen. Mr. Haha wiederum kriegt seinerseits komplementär Komödie vorgespielt - so dividiert man die Drogenlords auseinander, zwischendrin die Polizei, die arrangiert und trennt. Man sieht das - eine der besten Szenen des an solchen reichen Films- in Run und Re-Run: Erst Zhang bei Mr. Haha, der seinen Kunden vor sich wähnt, dann Zhang, in perfekter Imitation seines vorherigen Gegenübers, vor dem eigentlichen Kunden. Drug War heißt der Film, Johnnie To sein Regisseur, ein Meister des Hongkong-Kinos, geschätzt von Cinephilen weltweit, wenn auch jenseits des Festival Circuit ein ewiger Geheimtipp. [weiterlesen in der taz]



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Die Bewerbung Richtung Hollywood, als die ich Neil Blomkamps Überraschungshit "District 9" vor knapp 4 Jahren an dieser Stelle deutete, ist offensichtlich angekommen: Mittlerweile dreht der südafrikanische Regisseur im Tentpole-Segment der aktuellen US-Filmproduktion und genießt einen zuvor kaum denkbaren Zugriff auf Stars wie Matt Damon und Jodie Foster, die er als Antipoden ins Bild setzt: Hienieden Damons eigens auf bullig getrimmter Streetfighter-Körper in der Rolle eines zur ewigen Subalternität verdammten Arbeiters im totalverslummten Los Angeles des 22. Jahrhunderts - sehr augenfällig droben, am Himmel, Jodie Foster als aasig-kultivierte Sicherheitschefin von Elysium, einer gated community, die sich vollends aus ihrer sozialen Eingebettetheit gelöst und über den Wolken eine Kolonie des Wohlstands mit gepflegten Gärten, erstklassiger medizinischer Betreuung und einem bestens geregelten Klima bezogen hat. Beverly Hills ist jetzt eine Raumstation, während die nach einer ökologischen Katastrophe kaum mehr bewohnbare Erde in Schmutz und Rohheit versinkt, von einer Armada - mit Verlaub - richtig geil animierter Cop-Robots und einer vollautomatisierten Verwaltung eher weniger rechtsstaatlich moderiert. [weiter beim perlentaucher]



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