Dienstag, 17. Oktober 2006
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Donnerstag, 12. Oktober 2006
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Auch mal wieder etwas, was hiesige Feuilletons vermutlich noch in zehn Jahren nicht wirklich hinbekommen werden: Im Magazin der New York Times findet sich ein wirklich riesig langer Essay, der sich (unter anderem) kunsthistorisch/kulturwissenschaftlich mit einem Computerspiel unter Gesichtspunkten einer "Kulturanthropologie des Sehens" befasst. Überhaupt ja mal Computerspiele ernst nehmen, das wäre doch was.


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Sonntag, 8. Oktober 2006


Ungleich weniger als sein letztes, vielbesprochenes Buch, ein erstes von vielen weiteren angekündigten, wurde Kittlers zweite neue Veröffentlichung, ein Hör-, oder, wie er sagt, Sprechbuch, besprochen, das ebenfalls vom Griechenland handelt, sowie vom Sprechen und Singen und von Mathematik, von der Geburt des Logos in der Antike, also der Wissenschaft. Dass hier Wort und Oralität wieder zu ihrem Recht kommen, macht vor all diesen Hintergründen Sinn. "Fröhliche Wissenschaft" ist denn auch zweifach sinnfällig die Rezension von Deutschlandradio Kultur aus dem Juli dieses Jahres überschrieben, die ich erst jetzt entdeckt habe und die sich auch anhören lässt.

Ach, und wie immer, wenn schon längst der Welt enthobene Kulturwissenschaftler ins Schwärmen geraten, fühlt man sich an die Reisen bei Jules Verne erinnert, oder eben an die, in diesem Falle, des Odysseus. Wie sinnfällig, dass Kittler für seine späten Arbeiten in der Tat auch Reisen unternommen hat, die Textarchive weit hinter sich ließen und an Küsten entlangführten. Wo Wissenschaft wieder zum Abenteuer wird, zu Kunst und Literatur und damit seine Wurzeln wieder kenntlich macht. Man muss das nicht als hard science betrachten (wobei Kittler wohl wie kaum ein zweiter im Material steht), man kann es auch einfach nur schön finden, streitbar ist es ohnehin schon allemal.


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Freitag, 6. Oktober 2006


Der komplette, 2004 in Braunschweig gehaltene, improvisierte Vortrag von Slavoj Zizek lässt sich auf YouTube in elf Etappen und in voller Länge ansehen. Fände ich ja schniek, wenn solche Formen des Speicherns und Übertragens mal langsam Mode an der Uni werden, Fernuni YouTube sozusagen. Natürlich ist Zizek immer so eine Sache; aber man sollte mal einen Vortrag von ihm gesehen haben, um Zeuge dieses Wahnsinns auf Stelzen zu werden. Es geht natürlich um: Freud, Blickachsen, Frauen, USA, Abu Ghuraib, Hitchcock, das Reale, das Imaginäre, Zuschauer, Schauspieler, eben all das.

Den Hinweis verdanke ich FB, und die Videos gibt's hier in den Kommentaren (ich will hier ja auch nicht die Startseite mit YouTube-Clips tapezieren).

related links: zizek


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Mittwoch, 4. Oktober 2006
Auch erst jetzt bemerkt: Der Filmtheoretiker Steven Shaviro, der wegen seines Buches The Cinematic Body einigen Anteil am in den 90er Jahren (zumindest zaghaft) vollzogenen Paradigmenwechsel in der filmwissenschaftlichen spectator theory für sich beanspruchen kann, bloggt ebenfalls: The Pinocchio Theory.

Und was ich bei der Lektüre seines Buches schon ein bisschen ahnte, bewahrheitet sich nun beim Blick ins private Blog: Auch Shaviro hat offenbar seine punk lessons hinter sich. Von hier aus ist es ja auch wirklich nur ein kurzer Weg zur Theorie des unter Einwirkung stehenden Zuschauerkörpers, die dem Sadismus im Kinosaal den Masochismus gegebenüber stellt, war doch Punk hinsichtlich seiner Körperdiskurse ein einziges, freudig genossenes Schlachtfest; von den Blutereien eines Sid Vicious angefangen bis hin zu Sicherheitsnadeln durch Wangen und Pogo vor Bühnen, von den fast schon wie ein Projektil in Stellung gebrachten Gitarrensounds mal ganz zu schweigen.


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Dienstag, 3. Oktober 2006
Schöner Hinweis gerade in knoerers Furl-Archiv: Observations on film art and Film Art ist das Weblog von David Bordwell und Kristin Thompson, den beiden Koryphäen des "Neoformalismus" bezeichneten, filmwissenschaftlichen Forschungszusammenhangs, den ich, um ehrlich zu sein, für eigentlich den interessantesten, zumindest aber anregendsten halte (weil man mich mit psychoanalytischer, feministischer, queerer, semiologischer, post-strukturalistischer, postmoderner, körper-orientierter, neo-retro-postkolonialistisch versierter post-meta-hyper-simulastisch-integraler (...äh?), usw. usf. - Theorie einfach wirklich nur sehr wenig ködern kann, auch wenn diese ganzen Felder bitte gerne weiterforschen und -schreiben sollen, klar; um wieviel spannender sind aber eben doch die strikt am Gegenstand orientierten, historisch-ästhetischen Darlegungen einer Poetik des Kinos, wie sie eben diese beiden Wissenschaftler auf den Weg brachten; zugegeben, hier ruht kein Weltentwurf, aber anregender als alle Verstiegenheiten der Welt sind doch diese Hinwendungen zum Gegenstand in seiner historischen Einbettung, weil sie den Blick schärfen, wo andere großflächig zeichnen; okay, und jetzt kommt die Klammer-Zu:). Deshalb freue ich mich ganz besonders auf dieses Blog!

Überhaupt, sehe ich gerade, hat Herr Bordwell seine bislang ja doch recht karge Website von Grund auf erneuert. Hübschhübsch. Und jetzt noch bitte mehr Volltexte, wundervolles Internet. Seine Studie über Yasujiro Ozu ist im übrigen hier als pdf legal und kostenfrei erhältlich, weitere Texte von ihm und über den Neoformalismus sind im Archiv der film- und medienwissenschaftlichen Zeitschrift montage/av zu finden, deren Ausgaben mittlerweile zum großen Teil online bereit stehen.

Und, Christian, die haben sogar einen Feed.


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Dienstag, 26. September 2006


Vor kurzem ist die zweite Auflage des vorübergehend nicht erhältlich gewesenen Tagungsbandes Splatter Movies. Essays zum modernen Horrorfilm bei Bertz+Fischer erschienen. Der Band geht auf die 2003 vom Graduiertenkolleg "Codierung von Gewalt im medialen Wandel" organisierte und rege besuchte Tagung "Bodies that splatter" zurück, die internationale Forscher zum Thema zusammenbrachte. Für die zweite Auflage wurden die Beiträge nochmals durchgesehen. Auf der Infoübersicht des Verlages besteht die Möglichkeit, das Inhaltsverzeichnis und die Einleitung per pdf-Datei einzusehen. (Von mir selbst stammt die Sektionseinleitung "Splatterwerkstatt Deutschland")

Nachträglich wurde der Band in die neue Reihe Deep Focus einsortiert, die das filmpublizistische Angebot des Verlages um dezidiert filmwissenschaftliche Beiträge ergänzen soll. Angekündigt sind bislang unter anderem eine Aufsatzsammlung von Thomas Elsaesser und die Habilitationsschrift von Marcus Stiglegger.


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Dienstag, 26. September 2006
Einem sich selbst "FB" bezeichnenden Mitmenschen kommt das Verdienst zu, die mp3-Aufnahmen der im Wintersemester 2005/06 stattgefunden habenden Ringvorlesung Macht, Medien, Gesellschaft der Universität Magdeburg schlussendlich doch noch ausfindig gemacht zu haben. Die Vorträge waren seinerzeit als podcast angekündigt worden, nur hat man es leider verschlafen, die ja in der Tat digital bereit gestellten Beiträge auch jenseits eines RSS-Feeds für Wetworld-Glupschaugen eindeutig zu adressieren (will meinen: wenn man schon mp3s ins Netz stellt, dann wäre wohl ein schriftsprachlicher Hinweis dorthin - vulgo: Link - zumindest nicht so ganz verkehrt).

Leider ist der dort, bei FB meine ich jetzt, formulierten Kritik nur zuzustimmen. Die Codierung der mp3s ist eine glatte Katastrophe; sind Artefakte ansonsten in Medien- und Kulturwissenschaft nichts anderes als wohlgelitten, so stören sie doch ganz gewaltig, begegnet man ihnen in einer Audiodatei, zumal wenn sie sich durch derartige, nur mehr grotesk zu nennende Präsenz auszeichnen. Neigt dann die Datei noch obendrein zu Umfang und Größe, mag man da nur verständnislos den Kopf schütteln. Auch die Aufnahme selbst vermag nur wenig zu umschmeicheln; offenbar hatte man Anflüge von Basisdemokratie und verstreute ringsum Mikrofone, Mikrofone, Mikrofone. Folge ist eine leicht ins Absurde spielende Soundcollage, in der der Vortrag selbst sich durch akustische Distanz auszeichnet, während sich kleine Husteleien, Stuhlverrückungen und dergleichen hingegen gerne mal formästhetisch im Äquivalent des Close-Up vermitteln. Ich muss es wohl nicht betonen: Einer medienwissenschaftlichen Ringvorlesung stehen solche Ausweisungen nur mäßig an.

Aber sei's drum, schön ja immerhin, dass man nun raumzeitlich versetzt mithören darf. Mögen weitere Veranstaltungen solcher Art es dieser gleichtun - und bitte ihre Lehren draus ziehen.


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Auf seiner universitären Website bietet der Film- und Medienwissenschaftler Hartmut Winkler nicht nur den Volltext seines 2004 bei Suhrkamp erschienenen Buches Diskursökonomie zum Download an, sondern auch viel weitere seiner Arbeiten (etwas runterscrollen). [via]

Den digitalen Zettelkasten freut das ganz gewaltig.


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Samstag, 19. August 2006
Die komplette, 1999 vorgelegte Dissertation von Errol Vieth gibt es hier auf der Website der Griffith University.


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lol