Thema: Kinokultur
15. August 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Eine sehr schöne Website beschäftigt sich mit den ästhetisch sehr ansprechenden Vorspännen von Saul Bass. Überhaupt die hohe Kunst des Vorspann-Designs. [via]
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Thema: Kinokultur
Ich finde sie putzig, die Filmindustrie. Aus welchen Gründen auch immer scheint man dort davon auszugehen, dass die Bedingungen der freien Marktwirtschaft für sie keine Gültigkeit besitzen, dass sie doch eigentlich sogar schon rechtliche Ansprüche hat auf a) unbegrenztes Wachstum und b) Sonderzonen der Wirtschaftskreisläufe. Was für alle gilt, hat für sie bitte keine Gültigkeit. Und weil dies doch bitte so sein möge, übt man sich von vorneherein in konsequenter Verachtung einer Kenntnis marktwirtschaftlicher Entwicklungen.
Grund für solch Häme: In der heutigen "Welt" findet sich ein Hinweis, dass die Filmindustrie sorgenvoll die aktuellen Wachstumszahlen beäugt. Das Umsatzplus vor allem im Bereich des Home Video sei dieses Jahr bislang nicht ganz so dynamisch ausgefallen wie noch im letzten. Apokalyptisch darf man da im Titel lesen, dass der DVD-Boom wieder abflacht. Studios fühlen sich belastet und mit dem Begiff des "drastisch verlangsamten Wachstums" ist wohl der Ausspruch des Tages getätigt worden.
Wohlgemerkt: Von einem Rückgang in diesem Segment kann keine Rede sein. Ganz im Gegenteil: Man ist gewachsen und hat mehr verkauft, mehr Umsatz gemacht als im Jahr zuvor. Nur wies das Vorjahr im Vergleich mit dessen Vorjahr eben ein größeres Wachstum auf als dies im Jahr 1 nach dem Boomjahr zu verzeichnen ist. Dies allerdings ist nun auch keineswegs uneinleuchtend: Kein Markt wächst beständig jährlich um gut die Hälfte an, jeder Markt allerdings hat eine gewisse Sättigungsgrenze. Hinzu kommt, dass der Großteil des DVD-Angebots aus einer Neuauswertung alter Lizenzen besteht: Kassiert wird nochmals für Titel, die längst schon - über Kino und VHS - sich gerechnet haben und kaum mehr Produktionskosten reinspielen müssen (von der bloßen DVD-Auflage abgesehen). Und man muss wirklich kein Schlaule in Sachen Wirtschaft sein, um zu erahnen, dass jeder Boom fix an seine Grenzen stößt, dass nunmal die alten Lieblingsfilme, die noch auf VHS zuhause standen, bald ersetzt sind, dass sich ein Nachfolgemedium, hat es sich erstmal etabliert, schon alleine dadurch sättigt, weil man nun auch unter Freunden und bekannten DVDs tauschen und ausleihen kann und nicht mehr jeden Film kaufen muss, weil man der einzige Sonderling im Bekanntenkreis ist, der so'n Digitalding zuhause stehe hat. Dass erste Euphorien auch schnell in Ermüdung münden können, und dass eine rigorose Pauperisierung wie mit Hartz IV eben auch unter Sozialschwächeren neue Hierarchien der Anschaffungsdringlichkeit zeitigt. Und dennoch - goddammit - ist der Markt gewachsen, nur eben, und das eben auch lediglich im Verhältnis, nicht ganz so sexy wie im letzten Jahr, trotzdem ist aber mehr Asche im Pott.
Aber es gebt eben nicht so, wie die Filmindustrie es will. Diese will, scheint es, exponentielles Wachstum wider alle ökonomische Vernunft, und wenn möglich die Weltherrschaft obendrein. Wenn dies nicht in allen Punkten garantiert werden kann, wird auf die Tränendrüse gedrückt, als wäre man eben doch noch hinterrücks von der Sowjetunion enteignet worden. "Drastisch verlangsamtes Wachstum", welch ein Graus, welch schrecklich Schicksal.
Grund für solch Häme: In der heutigen "Welt" findet sich ein Hinweis, dass die Filmindustrie sorgenvoll die aktuellen Wachstumszahlen beäugt. Das Umsatzplus vor allem im Bereich des Home Video sei dieses Jahr bislang nicht ganz so dynamisch ausgefallen wie noch im letzten. Apokalyptisch darf man da im Titel lesen, dass der DVD-Boom wieder abflacht. Studios fühlen sich belastet und mit dem Begiff des "drastisch verlangsamten Wachstums" ist wohl der Ausspruch des Tages getätigt worden.
Wohlgemerkt: Von einem Rückgang in diesem Segment kann keine Rede sein. Ganz im Gegenteil: Man ist gewachsen und hat mehr verkauft, mehr Umsatz gemacht als im Jahr zuvor. Nur wies das Vorjahr im Vergleich mit dessen Vorjahr eben ein größeres Wachstum auf als dies im Jahr 1 nach dem Boomjahr zu verzeichnen ist. Dies allerdings ist nun auch keineswegs uneinleuchtend: Kein Markt wächst beständig jährlich um gut die Hälfte an, jeder Markt allerdings hat eine gewisse Sättigungsgrenze. Hinzu kommt, dass der Großteil des DVD-Angebots aus einer Neuauswertung alter Lizenzen besteht: Kassiert wird nochmals für Titel, die längst schon - über Kino und VHS - sich gerechnet haben und kaum mehr Produktionskosten reinspielen müssen (von der bloßen DVD-Auflage abgesehen). Und man muss wirklich kein Schlaule in Sachen Wirtschaft sein, um zu erahnen, dass jeder Boom fix an seine Grenzen stößt, dass nunmal die alten Lieblingsfilme, die noch auf VHS zuhause standen, bald ersetzt sind, dass sich ein Nachfolgemedium, hat es sich erstmal etabliert, schon alleine dadurch sättigt, weil man nun auch unter Freunden und bekannten DVDs tauschen und ausleihen kann und nicht mehr jeden Film kaufen muss, weil man der einzige Sonderling im Bekanntenkreis ist, der so'n Digitalding zuhause stehe hat. Dass erste Euphorien auch schnell in Ermüdung münden können, und dass eine rigorose Pauperisierung wie mit Hartz IV eben auch unter Sozialschwächeren neue Hierarchien der Anschaffungsdringlichkeit zeitigt. Und dennoch - goddammit - ist der Markt gewachsen, nur eben, und das eben auch lediglich im Verhältnis, nicht ganz so sexy wie im letzten Jahr, trotzdem ist aber mehr Asche im Pott.
Aber es gebt eben nicht so, wie die Filmindustrie es will. Diese will, scheint es, exponentielles Wachstum wider alle ökonomische Vernunft, und wenn möglich die Weltherrschaft obendrein. Wenn dies nicht in allen Punkten garantiert werden kann, wird auf die Tränendrüse gedrückt, als wäre man eben doch noch hinterrücks von der Sowjetunion enteignet worden. "Drastisch verlangsamtes Wachstum", welch ein Graus, welch schrecklich Schicksal.
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Thema: Kinokultur
06. August 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
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Thema: Kinokultur
29. Juli 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
... jetzt kommen die Queckse."
Zu den niederträchtigsten Eigenschaften des Menschen zählt nach allgemeiner Auffassung sicherlich das vergnügte sich die Hände Reiben nach Ableben einer Person ob sich dadurch mutmaßlich einstellender Gewinne und Vorteile. Der Körper hat das Zucken noch nicht eingestellt, schon werden erste Bilanzen erstellt und womöglich noch in aller Öffentlichkeit bereits erste Schritte zum baldigen Erreichen des Geldsegens unternommen.
Im Falle des jüngst geschlossenen Kino Kosmos, von dem die letzten Tage hier oft genug berichtet wurde, hätte man es sich vielleicht anders gewünscht, allein der Gedanke war wohl zu naiv. Jedenfalls, beim gestrigen Abendspaziergang, der mich unweigerlich auch, wie zum nochmaligen Abschied, vor "mein" Kino brachte, konnte ich eingangs erwähnte menschliche Hässlichkeit in voller Pracht erleben. Lidschäftig mit Tesaband angebracht, befanden sich an früherer Plakataushangstelle mehrere Plakate, immerhin gedruckt, also mit einigem Aufwand erstellt. Darauf zu lesen: "Gekommen, um zu bleiben. Die Kunden des Kosmos haben ein neues Zuhause: Cinestar Cubix am Alexanderplatz + Cinestar am Treptower Park".
Unanständiger geht's nimmer. Das Kosmos ist noch nicht richtig leergefegt, schon kommen aus den Fugen im Keller die ersten Kakerlaken angekrochen, die sich gierig auf das Stammkundenpotenzial des Kosmos werfen und nicht müde werden, sich selbst frivol als vermeintliche Alternative anzupreisen. Immerhin hatten 7000 Menschen per Unterschrift gegen die Schließung des Kosmos protestiert (eine, nur am Rande bemerkt, natürlich recht sinnbefreite Aktion, schloss das Kosmos doch nicht etwa wegen Mittelkürzungen, sondern aus rein marktwirtschaftlichen Gründen...), ein solcher Rahm will abgeschöpft werden. Dabei hat man vom Kino im Allgemeinen, vom Kosmos im Besonderen natürlich nicht das Geringste verstanden.
Wir erinnern uns: Das Kosmos war vor allen Dingen deshalb von Reiz, weil es die Annehmlichkeiten des Multiplex-Kinos mit den Vorzügen des heimeligen Kietz-Programmkino von der Ecke verband. Eine überaus günstige und sogar offensichtlich auch für Sozialschwache attraktiv konzipierte Preisstaffelung traf auf moderne Technik und große Leinwand - mit 1000 Plätzen war der Hauptsaal immerhin jahrzehntelang größtes Kino der DDR. Das Personal war freundlich und persönlich, der Schnack zwischendurch durchaus zu wagen. Eine an der Moderne orientierte Architektur kam zumindest meinem ästhetischen Empfinden entgegen, nicht zuletzt versuchte man - wenn auch nicht immer mit Erfolg -, einigermaßen das Spektrum des allgemeinen Kinogeschehens abzudecken, und sei es nur durch Filmreihen wie "Der besondere Film", in der Arthouse-Filme der vergangenen Monate vergünstigt gesehen werden konnten (auch hier Dezenz im Spiel: Man ließ den kleinen Kinos zunächst ihr Recht, wartete selbst oft erst einige Wochen ab, bis die Filme in den Spielplan gehievt wurden). Vor den Kinovorführungen wurde der Saal meist mit alten Soundtracks bespielt, Werbung ist nötig, fiel aber in der Regel verträglich lange aus. Nicht zuletzt die historisch bedingte Verankerung des Kinos im Viertel integrierte das Traditions- und Premierenkino seit Jahrzehnten in der lokalen Kietzkultur.
Das nun also will Cinestar mit seinem Frischling auf dem hiesigen Kinomarkt, dem drei, vielleicht vier Jahre alten Cubix beerben? Ein schlechter Witz. Das Cubix ist architektonisch hässlich, ein reines Metropolen-S-Bahn-Kino, in dem vor allem Big-Budget-Filme angesagt sind. An der Kasse wird man hurtig abgefertigt, vor dem Film mit Großraum-Provinz-Discosound belästigt, dessen Lautstärke auch in etwa der in einer solchen Lokalität gleichkommt. Das Publikum verhält sich nicht anders: Cliquenandrang ist angesagt, Gegröhle, Genuschel, Rumgelaber in Zimmerlautstärke allenthalten. Noch bislang jede der von mir besuchten Vorführung daselbst war irgendwie verpatzt: Sound fällt aus, bleibt für Minuten weg. Bild verrutscht, bleibt für Minuten lang zur Hälfte schwarz. Chronische Unschärfe nach Rollenwechsel, den Vorführer ficht's nicht an. Meine bislang (und vermutlich auch bis auf weiteres) letzte Vorführung dort war dermaßen zum Kotzen, dass ich am liebsten mein Geld zurückverlangt hätte (eine Eigenart, die ich für gewöhnlich eher als kleinlich empfinde, es will also was heißen). Warum sollte man sich schließlich auch bemühen? Man schielt auf Laufkundschaft und solche, die über den zentralen S-Bahnhof eben zufällig vorbeikommen. Kein Grund, ein Publikum durch Qualität an sich zu binden. Es hat ja schon an der Kasse gezahlt - und üblicherweise nicht gerade wenig -, und für weitere Fragen im Nachhinein ist der klobige Securitymann zuständig.
Kurzum: Es ist widerlich, wie sich das Cubix hier benimmt. Ein solches Verhalten ist auf kollegial-geschäftlicher Ebene unfein und unanständig, gegenüber den Menschen, die mit gutem Grund an "ihrem" Kosmos hingen, ist es gemein und taktlos und obendrein noch durch seine anbiedernde Gleichstellung mit dem Traditionskino eine Anmaßung sondergleichen.
Zu den niederträchtigsten Eigenschaften des Menschen zählt nach allgemeiner Auffassung sicherlich das vergnügte sich die Hände Reiben nach Ableben einer Person ob sich dadurch mutmaßlich einstellender Gewinne und Vorteile. Der Körper hat das Zucken noch nicht eingestellt, schon werden erste Bilanzen erstellt und womöglich noch in aller Öffentlichkeit bereits erste Schritte zum baldigen Erreichen des Geldsegens unternommen.
Im Falle des jüngst geschlossenen Kino Kosmos, von dem die letzten Tage hier oft genug berichtet wurde, hätte man es sich vielleicht anders gewünscht, allein der Gedanke war wohl zu naiv. Jedenfalls, beim gestrigen Abendspaziergang, der mich unweigerlich auch, wie zum nochmaligen Abschied, vor "mein" Kino brachte, konnte ich eingangs erwähnte menschliche Hässlichkeit in voller Pracht erleben. Lidschäftig mit Tesaband angebracht, befanden sich an früherer Plakataushangstelle mehrere Plakate, immerhin gedruckt, also mit einigem Aufwand erstellt. Darauf zu lesen: "Gekommen, um zu bleiben. Die Kunden des Kosmos haben ein neues Zuhause: Cinestar Cubix am Alexanderplatz + Cinestar am Treptower Park".
Unanständiger geht's nimmer. Das Kosmos ist noch nicht richtig leergefegt, schon kommen aus den Fugen im Keller die ersten Kakerlaken angekrochen, die sich gierig auf das Stammkundenpotenzial des Kosmos werfen und nicht müde werden, sich selbst frivol als vermeintliche Alternative anzupreisen. Immerhin hatten 7000 Menschen per Unterschrift gegen die Schließung des Kosmos protestiert (eine, nur am Rande bemerkt, natürlich recht sinnbefreite Aktion, schloss das Kosmos doch nicht etwa wegen Mittelkürzungen, sondern aus rein marktwirtschaftlichen Gründen...), ein solcher Rahm will abgeschöpft werden. Dabei hat man vom Kino im Allgemeinen, vom Kosmos im Besonderen natürlich nicht das Geringste verstanden.
Wir erinnern uns: Das Kosmos war vor allen Dingen deshalb von Reiz, weil es die Annehmlichkeiten des Multiplex-Kinos mit den Vorzügen des heimeligen Kietz-Programmkino von der Ecke verband. Eine überaus günstige und sogar offensichtlich auch für Sozialschwache attraktiv konzipierte Preisstaffelung traf auf moderne Technik und große Leinwand - mit 1000 Plätzen war der Hauptsaal immerhin jahrzehntelang größtes Kino der DDR. Das Personal war freundlich und persönlich, der Schnack zwischendurch durchaus zu wagen. Eine an der Moderne orientierte Architektur kam zumindest meinem ästhetischen Empfinden entgegen, nicht zuletzt versuchte man - wenn auch nicht immer mit Erfolg -, einigermaßen das Spektrum des allgemeinen Kinogeschehens abzudecken, und sei es nur durch Filmreihen wie "Der besondere Film", in der Arthouse-Filme der vergangenen Monate vergünstigt gesehen werden konnten (auch hier Dezenz im Spiel: Man ließ den kleinen Kinos zunächst ihr Recht, wartete selbst oft erst einige Wochen ab, bis die Filme in den Spielplan gehievt wurden). Vor den Kinovorführungen wurde der Saal meist mit alten Soundtracks bespielt, Werbung ist nötig, fiel aber in der Regel verträglich lange aus. Nicht zuletzt die historisch bedingte Verankerung des Kinos im Viertel integrierte das Traditions- und Premierenkino seit Jahrzehnten in der lokalen Kietzkultur.
Das nun also will Cinestar mit seinem Frischling auf dem hiesigen Kinomarkt, dem drei, vielleicht vier Jahre alten Cubix beerben? Ein schlechter Witz. Das Cubix ist architektonisch hässlich, ein reines Metropolen-S-Bahn-Kino, in dem vor allem Big-Budget-Filme angesagt sind. An der Kasse wird man hurtig abgefertigt, vor dem Film mit Großraum-Provinz-Discosound belästigt, dessen Lautstärke auch in etwa der in einer solchen Lokalität gleichkommt. Das Publikum verhält sich nicht anders: Cliquenandrang ist angesagt, Gegröhle, Genuschel, Rumgelaber in Zimmerlautstärke allenthalten. Noch bislang jede der von mir besuchten Vorführung daselbst war irgendwie verpatzt: Sound fällt aus, bleibt für Minuten weg. Bild verrutscht, bleibt für Minuten lang zur Hälfte schwarz. Chronische Unschärfe nach Rollenwechsel, den Vorführer ficht's nicht an. Meine bislang (und vermutlich auch bis auf weiteres) letzte Vorführung dort war dermaßen zum Kotzen, dass ich am liebsten mein Geld zurückverlangt hätte (eine Eigenart, die ich für gewöhnlich eher als kleinlich empfinde, es will also was heißen). Warum sollte man sich schließlich auch bemühen? Man schielt auf Laufkundschaft und solche, die über den zentralen S-Bahnhof eben zufällig vorbeikommen. Kein Grund, ein Publikum durch Qualität an sich zu binden. Es hat ja schon an der Kasse gezahlt - und üblicherweise nicht gerade wenig -, und für weitere Fragen im Nachhinein ist der klobige Securitymann zuständig.
Kurzum: Es ist widerlich, wie sich das Cubix hier benimmt. Ein solches Verhalten ist auf kollegial-geschäftlicher Ebene unfein und unanständig, gegenüber den Menschen, die mit gutem Grund an "ihrem" Kosmos hingen, ist es gemein und taktlos und obendrein noch durch seine anbiedernde Gleichstellung mit dem Traditionskino eine Anmaßung sondergleichen.
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Thema: Kinokultur
17. Juli 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Eine sehr schöne Verbeugung vor dem Programmkino fand sich bereits am 15.07. in der taz von Glossist Wiglaf Droste:
"Out of the Past" läuft im Kino, 1947 von Jacques Tourneur gedreht, mit Robert Mitchum und Jane Greer, ein Film, der niemals alt wird und den man nicht zu oft sehen kann. Mitchum sieht so gut aus, wie ein Mann nur aussehen kann und wie Brad Pitt nie aussehen wird. Der Film läuft im Regenbogenkino in Kreuzberg, einem der letzten Sofakinos, es ist fast eine Privatvorführung für die Süße und mich, nur eine weitere Zuschauerin hat sich noch eingefunden. Wenn die Effizienz- und Entlassungsfirma McKinsey hier ein Gutachten abgäbe, wäre das Regenbogenkino längst geschlossen, und Filme wie "Out of the Past" könnte man sich autistisch auf Video oder DVD ansehen und nicht da, wo man sie sehen muss: im Kino.
Hier im Volltext.
"Out of the Past" läuft im Kino, 1947 von Jacques Tourneur gedreht, mit Robert Mitchum und Jane Greer, ein Film, der niemals alt wird und den man nicht zu oft sehen kann. Mitchum sieht so gut aus, wie ein Mann nur aussehen kann und wie Brad Pitt nie aussehen wird. Der Film läuft im Regenbogenkino in Kreuzberg, einem der letzten Sofakinos, es ist fast eine Privatvorführung für die Süße und mich, nur eine weitere Zuschauerin hat sich noch eingefunden. Wenn die Effizienz- und Entlassungsfirma McKinsey hier ein Gutachten abgäbe, wäre das Regenbogenkino längst geschlossen, und Filme wie "Out of the Past" könnte man sich autistisch auf Video oder DVD ansehen und nicht da, wo man sie sehen muss: im Kino.
Hier im Volltext.
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Thema: Kinokultur
... auch wenn sie Manifeste schreiben. (oder vielleicht sogar eben drum...).
However, am Rande des sich in Mannheim jüngst gegründet habenden Festival des deutschen Films hat sich eine kleine Schar deutscher Filmschaffender zur Ludwigshafener Position durchgerungen. Das klingt nach Oberhausen, Truffauts Film der Zukunft als ein Werk aus Liebe schwingt mit, ein bisschen hat dies auch das Dogma-95-Feeling: Damals, '95, in Paris, das längst schon legendäre "feuerrote Flugblatt"... Absetzbewegung, Angriff, Vorwärtskommen, Networking! Nicht unbedingt das Schlechteste. The State of Art is on Fire? Eventuell.
Der deutsche Film beitet genügend Reibeflächen, ihn zu attackieren, sich abzusetzen. Was macht nun die Ludwigshafener Position: Sie fordert Kunst. Als ob man Kunst - zumal als Filmschaffender - fordern könnte. Entweder man macht Kunst - oder man macht sie nicht. Sie zu fordern ist aus Perspektive des Schaffenden unsinnig. Nur der künstlerische Film habe ökonomische Perspektive - Bully Herbig, anerkannter Filmkunstschaffender, wird dies bezeugen können. Auch Otto Waalkes, vor Herrn Herbig lange Zeit Rekordhalter in Sachen ökonomisch reizvoller Film aus deutschen Landen, fehlt in keiner Chronik der hiesigen Filmkunst von zeitlosem Charakter.
Und halt der übliche Sermon: "zu Tode stranguliert", "Regeln", "seelenlos", "eigensinnig", "unberechenbar". Der deutsche Film könne soviel sein (wie jeder Film aus anderen Ländern im übrigen auch...), doch werde er künstlich kleingehalten. Die deutschen Filmkünstler - vulgo: die das wohlfeile Dokumente unterzeichnet Habenden - müssen deshalb gestärkt werden. Sie fürchten weder Tod noch Teufel, und die Filmförderung am allerwenigsten.
Wer hindert Euch denn? Technik gibt's für 'nen Appel und ein Ei. Zur Not gebrauchte, überholte. Und eine gute Idee lässt sich kaum aufhalten, wenn man nur davon überzeugt ist. Wenn die Technik dennoch nicht vorhanden ist, experimentiert man eben mit Computerfilm - Flash, etc.: Es liegt doch wirklch alles zum Greifen nah. Aber nein, ihr wollt anerkannte Künstler sein, jene welche im Feuilleton prominent erwähnt, von öffentlicher Hand finanziert werden, weltweit durch die Goethe-Institute tingeln dürfen. Deren Pfründe verteidigt werden, durch vermeintliche Hochwertigkeit - ohne die geht in Deutschlands Kultur bekanntlich gar nichts, egal was für ein edelfedriger Sermon bei rum kommt - legitimiert. Also bitte.
Überhaupt: Kunst. Oh Mann, diese alte - deutsche - Diskussion. Jahrzehntelang sind beschaulich argumentierende Feuilletonisten damit schwanger gegangen. Der Film müsse ja Kunst sein, wenn er etwas sein wolle. Dies also heißt: Kunst von oben, intendierte Kunst. Während man in romantisch versonnener Art vor dem Blatt Papier in Verzückung geriet ob Kunsthaftigkeit manches Gesehenen diskutierte man andernorts schon ganz andere Aspekte von Film. Film ist nunmal Kunst, die Erkenntnis ist banal, das ästhetische Erleben - und dessen Güte - konstituiert sich im Erfahrungshaushalt des Beobachters und dessen Fragen an das Werk. Vergesst doch einfach solch snobistischen Dünkel, von wegen Kunst oder Nicht-Kunst, den ganzen Kram. Die Ludwigshafener Position lässt die Debattenlage um Jahrzehnte zurück regredieren. Sie ist der Ausdruck des üblich protektionistisch gesinnten Deutschen, der sein eigenes Wehleid beklagt und mit dem Finger auf sich zeigt und dabei immer auch die Schicksalsgemeinschaft vor Augen hat. "Der deutsche Film wird Kunst sein oder er wird nicht sein." - man kennt solches Gerede vom Absoluten oder dem Untergang auch aus anderem Zusammenhang, ein altbekanntes Motiv, ungebrochene Tradition.
Herrgottzack. Machen, nicht fordern. Lust am Risiko statt Lamentieren. Unabhängigkeit statt Masterplan. Biss statt Dünkel.
However, am Rande des sich in Mannheim jüngst gegründet habenden Festival des deutschen Films hat sich eine kleine Schar deutscher Filmschaffender zur Ludwigshafener Position durchgerungen. Das klingt nach Oberhausen, Truffauts Film der Zukunft als ein Werk aus Liebe schwingt mit, ein bisschen hat dies auch das Dogma-95-Feeling: Damals, '95, in Paris, das längst schon legendäre "feuerrote Flugblatt"... Absetzbewegung, Angriff, Vorwärtskommen, Networking! Nicht unbedingt das Schlechteste. The State of Art is on Fire? Eventuell.
Der deutsche Film beitet genügend Reibeflächen, ihn zu attackieren, sich abzusetzen. Was macht nun die Ludwigshafener Position: Sie fordert Kunst. Als ob man Kunst - zumal als Filmschaffender - fordern könnte. Entweder man macht Kunst - oder man macht sie nicht. Sie zu fordern ist aus Perspektive des Schaffenden unsinnig. Nur der künstlerische Film habe ökonomische Perspektive - Bully Herbig, anerkannter Filmkunstschaffender, wird dies bezeugen können. Auch Otto Waalkes, vor Herrn Herbig lange Zeit Rekordhalter in Sachen ökonomisch reizvoller Film aus deutschen Landen, fehlt in keiner Chronik der hiesigen Filmkunst von zeitlosem Charakter.
Und halt der übliche Sermon: "zu Tode stranguliert", "Regeln", "seelenlos", "eigensinnig", "unberechenbar". Der deutsche Film könne soviel sein (wie jeder Film aus anderen Ländern im übrigen auch...), doch werde er künstlich kleingehalten. Die deutschen Filmkünstler - vulgo: die das wohlfeile Dokumente unterzeichnet Habenden - müssen deshalb gestärkt werden. Sie fürchten weder Tod noch Teufel, und die Filmförderung am allerwenigsten.
Wer hindert Euch denn? Technik gibt's für 'nen Appel und ein Ei. Zur Not gebrauchte, überholte. Und eine gute Idee lässt sich kaum aufhalten, wenn man nur davon überzeugt ist. Wenn die Technik dennoch nicht vorhanden ist, experimentiert man eben mit Computerfilm - Flash, etc.: Es liegt doch wirklch alles zum Greifen nah. Aber nein, ihr wollt anerkannte Künstler sein, jene welche im Feuilleton prominent erwähnt, von öffentlicher Hand finanziert werden, weltweit durch die Goethe-Institute tingeln dürfen. Deren Pfründe verteidigt werden, durch vermeintliche Hochwertigkeit - ohne die geht in Deutschlands Kultur bekanntlich gar nichts, egal was für ein edelfedriger Sermon bei rum kommt - legitimiert. Also bitte.
Überhaupt: Kunst. Oh Mann, diese alte - deutsche - Diskussion. Jahrzehntelang sind beschaulich argumentierende Feuilletonisten damit schwanger gegangen. Der Film müsse ja Kunst sein, wenn er etwas sein wolle. Dies also heißt: Kunst von oben, intendierte Kunst. Während man in romantisch versonnener Art vor dem Blatt Papier in Verzückung geriet ob Kunsthaftigkeit manches Gesehenen diskutierte man andernorts schon ganz andere Aspekte von Film. Film ist nunmal Kunst, die Erkenntnis ist banal, das ästhetische Erleben - und dessen Güte - konstituiert sich im Erfahrungshaushalt des Beobachters und dessen Fragen an das Werk. Vergesst doch einfach solch snobistischen Dünkel, von wegen Kunst oder Nicht-Kunst, den ganzen Kram. Die Ludwigshafener Position lässt die Debattenlage um Jahrzehnte zurück regredieren. Sie ist der Ausdruck des üblich protektionistisch gesinnten Deutschen, der sein eigenes Wehleid beklagt und mit dem Finger auf sich zeigt und dabei immer auch die Schicksalsgemeinschaft vor Augen hat. "Der deutsche Film wird Kunst sein oder er wird nicht sein." - man kennt solches Gerede vom Absoluten oder dem Untergang auch aus anderem Zusammenhang, ein altbekanntes Motiv, ungebrochene Tradition.
Herrgottzack. Machen, nicht fordern. Lust am Risiko statt Lamentieren. Unabhängigkeit statt Masterplan. Biss statt Dünkel.
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Thema: Kinokultur
10. Juli 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Wer einigermaßen regelmäßig Filme aus Hongkong schaut (zumindest jene before '97) kennt den Effekt vielleicht: Aufgrund der politisch bedingten räumlichen Enge und den infolge nur begrenzten Drehortmöglichkeiten entwickeln die Hongkong-Filme schnell eine Art Topografie, einen durch den Filmkorpus etablierten, hermetischen Geo-Spielraum, an dessen Nahtstellen Filme ineinander umklappen könnten (besonders zu beobachten in den letzten Filmen von Johnnie To, der seine Filme sehr gerne in den Straßen rund um sein Büro erzählt). Auch die klassischen Filme der Shaw Brothers spielen verdächtig häufig vor den selben Bergen, Wäldern und Buchten.
Die Asian Movie Location Database ist nun ein Subprojekt des tollen Asian-Cinema-Zines Illuminated Lantern, in dem besagte Lokalitäten für den Hongkong-Reisenden unter Bezug auf die jeweiligen Filme gesammelt und ausgewiesen werden. [via]
Die Asian Movie Location Database ist nun ein Subprojekt des tollen Asian-Cinema-Zines Illuminated Lantern, in dem besagte Lokalitäten für den Hongkong-Reisenden unter Bezug auf die jeweiligen Filme gesammelt und ausgewiesen werden. [via]
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Thema: Kinokultur
Das ist jetzt eigentlich schon einen geploppten Sektkorken wert! Das nicht genug zu preisende Public-Domain-Archive.org hat in seinem neuesten Film-Update nun auch endlich Ed Woods Magnum Opus Plan 9 from Outer Space für die Öffentlichkeit erschlossen (und zwar hier). Einer jener 'schlechten' Filme, die man unbedingt gesehen haben sollte. Zwar ist das alles höchst abstrus und befremdlich, was hier in gnadenloser Hermetik vonstatten geht, aber - und das ist wichtig - es spricht auch eine ungeheure Liebe zum Kino und zum Pulp durch jede Szene. Hier floss Herzblut literweise - und es gerann zu Teppichrasen, Nylondrähten und Pappgrabsteinen.
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Thema: Kinokultur
05. Juli 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
In der heutigen Ausgabe des Tagesspiegel berichtet Dorothee Wenner, Mitarbeiterin der Berlinale in deren Afrika-Schwerpunkt, vom bekanntlich prosperierendem nigerianischem "Kino" (das hauptsächlich auf VCD stattfindet).
Bereits im Februar 2004 hatte Olaf Möller in der taz die nigerianische Genre- und Trashproduktion vorgestellt.
Ein paar nigerianische Trailer kann man sich online hier ansehen, nigerianische Filme können über Klub Afrik bezogen werden.
Bereits im Februar 2004 hatte Olaf Möller in der taz die nigerianische Genre- und Trashproduktion vorgestellt.
Ein paar nigerianische Trailer kann man sich online hier ansehen, nigerianische Filme können über Klub Afrik bezogen werden.
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Thema: Kinokultur
28. Juni 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
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lol