Thema: Kinokultur
Zum "War of the Worlds"-incident (siehe hier) äußert sich nun auch Rüdiger Suchsland auf Telepolis mit einem ausführlichen Text. Weitgehend gelungen, wenn natürlich auch etwas arg echauffiert - kann allerdings zur Frontenklärung nicht schaden.
Wesentlich blöder dagegen Morgenpostschwätzer Hanns-Georg Rodek hier, der nicht nur eingangs delirant von Nazis schwafelt - für einen guten Aufriss sind die immer gut - , um sich dann auch noch für ein nebulös-implizites "nun ausgerechnet von Spielberg" - offenbar ist es eben noch immer erst einmal der Jude, der seine Lektion aus dem Dritten Reich gelernt zu haben vorrangig unter Beweis zu stellen hat - nicht zu peinlich zu sein. Und, naja, Blogger als "Netzschwätzer" zu bezeichnen - hach ja...
Nachtrag
Man möge auch die andere Seite hören. Nicht die des Verleihs, sondern die Andersdenkender. Zum Beispiel Theatercriticus (-a?) "G.St." hier in der FAZ, der/die die Filmjournalisten zurück auf Linie pfeift. Selten amüsanter Dummsinn mit einigen bemerkenswerten Verdrehungen, Faktenverkennungen und Irrschlüssen, der sich vor allem am eigenen, wortkunstreichen, dennoch leider infantilen Nasedrehen erfreut - jemand vom theaterkritischen Fach eben und dieses hat bekanntlich auch schon weitere bessere Zeiten gesehen.
Wesentlich blöder dagegen Morgenpostschwätzer Hanns-Georg Rodek hier, der nicht nur eingangs delirant von Nazis schwafelt - für einen guten Aufriss sind die immer gut - , um sich dann auch noch für ein nebulös-implizites "nun ausgerechnet von Spielberg" - offenbar ist es eben noch immer erst einmal der Jude, der seine Lektion aus dem Dritten Reich gelernt zu haben vorrangig unter Beweis zu stellen hat - nicht zu peinlich zu sein. Und, naja, Blogger als "Netzschwätzer" zu bezeichnen - hach ja...
Nachtrag
Man möge auch die andere Seite hören. Nicht die des Verleihs, sondern die Andersdenkender. Zum Beispiel Theatercriticus (-a?) "G.St." hier in der FAZ, der/die die Filmjournalisten zurück auf Linie pfeift. Selten amüsanter Dummsinn mit einigen bemerkenswerten Verdrehungen, Faktenverkennungen und Irrschlüssen, der sich vor allem am eigenen, wortkunstreichen, dennoch leider infantilen Nasedrehen erfreut - jemand vom theaterkritischen Fach eben und dieses hat bekanntlich auch schon weitere bessere Zeiten gesehen.
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Thema: Kinokultur
Neues vom Public-Domain-Portal Archive.org! Als komplette Filme in qualitativ unterschiedenen Formaten kostenfrei herunter ladbar sind seit Neuestem: Killers from Space, ein Sci-Fi-Käse aus den 50ern, der sicher hält, was sein imdb-Vote von 2.9 verspricht (das Bild hier am Rande bezieht sich auf ihn), der Stummfilm The Lost World aus dem Jahre 1925, sowie der frühe Tonfilm The Iron Mask von 1929 nach einer Vorlage von Alexandre Dumas mit Douglas Fairbanks in der Hauptrolle.
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Thema: Kinokultur
... und ich unterstütze dies selbstverständlich (auch wenn ich - noch ;-) - kein Mitglied bin).
Es geht um die seitens der Verleihe und ihrer Presseagenturen einreißende Unsitte, den Filmjournalisten ein Besprechungsverbot vor einem bestimmten Datum aufzuerlegen. Meines Wissens erstmals wurde dies anlässlich von Kill Bill 2 versucht, bei Krieg der Welten schaut's nun so aus, dass der (nach Kontrollen und Abgabe von JackeTascheMantelHandy ohnehin schon gegängelte) Filmjournalist obendrein eine Erklärung unterzeichnen soll, die ihn halbseiden verpflichtet, nicht vor Tag X ein Wort über den in Folge gezeigten Film zu verlieren. Dies bremst nicht nur traditionelle Filmmagazine wie epdFilm, Schnitt und film-dienst entschieden aus, die nicht mehr in der Lage sind, mit dem Vorlauf, den Abschlussredkation, Druck und Vertrieb benötigen, über neue Kinostarts zu berichten, es behindert auch die klassischen Feuilletons (die aber immerhin ohnehin meist erst am Tage des Kinostarts berichten), vor allem nimmt dieses Vorgehen aber den immer zahlreicher und wichtiger werdenden Internetmedien - dieses Weblog ein solches - die Möglichkeit, eine Vorfeldberichterstattung zu leisten. Gerade im Internet ist aber gerade dieser Faktor ein absolut geldwerter: Wer früher berichtet, kriegt die ersten, vor allem aber die meisten Klicks (und kann diese wiederum über Werbung 'umsetzen').
Bereits zum Start von Kill Bill 2 gab es leisen, vereinzelten Protest: F.LM - Texte zum Film, die frühere Zeitschrift, nunmehr Onlinemagazin, für die/das ich als freier Redakteur tätig bin, boykottierte die Berichterstattung zum Film und veröffentlichte stattdessen eine Stellungnahme zu diesem Eingriff in die Rechte der Autoren und des Journalismus. Zum Start von Krieg der Welten hat nun der in der öffentlichen Wahrnehmung ungleich gewichtigere Verband der deutschen Filmkritik ein öffentliches Protestschreiben herausgegeben, das hier im vollen Wortlaut zitiert werden soll:
Protest gegen das Verhalten des Filmverleihs bei „Krieg der Welten“
und der Behandlung von Filmjournalisten in Deutschland
Der Verband der deutschen Filmkritik protestiert aufs Schärfste gegen die Vorgehensweise bei den Presse-Vorführungen zu dem Steven-Spielberg-Film „Krieg der Welten“. Der Filmverleih UIP verlangt von den Filmjournalisten, dass sie vor den landesweit am 27. Juni 2005 angesetzten Presse-Vorführungen eine Erklärung unterschreiben, keine Kritik vor dem 29. Juni, dem Starttermin des Films, zu veröffentlichen.
Dieses Vorgehen behindert nicht nur die Presse - hier die Filmkritik - bei der Ausübung ihrer von der Verfassung garantieren Rechte. Auch wird der Eindruck erweckt, dass Journalisten mit juristischen oder anderen Repressalien rechnen müssen, wenn Sie diese Verpflichtungserklärung nicht unterschreiben oder ihr zuwiderhandeln.
Die Umstände bei der bisher einzigen Presse-Vorführung des Films in Berlin am 14. Juni 2005, sind ebenfalls ein schwerer Eingriff in die Arbeitsbedingungen für Filmjournalisten. Wie schon bei Pressevorführungen von Filmen anderer Verleihe mussten die Journalisten Mäntel, Taschen und alle technischen Geräte abgeben, auch Handys, durch eine Körperkontrolle gehen und wurden während der gesamten Vorstellung mit Sichtgeräten und von Sicherheitskräften beobachtet.
Eine solche Behandlung rückt uns in die Nähe von Verbrechern und suggeriert den weit hergeholten Verdacht, anerkannte Filmkritiker würden unprofitable kriminelle Handlungen begehen. Die Wartezeiten beim Abgeben und Abholen der deponierten Teile kann den Zeitaufwand für die Rezension eines einzigen Films um bis zu 60 Minuten verlängern. Dass Handys zu den abzugebenden Geräten zählen, erschwert die Situation. Kaum ein Journalist kann es sich leisten, darauf zu verzichten, da er nur so direkt vor und nach der Vorführung für seinen Arbeitgeber bzw. Auftraggeber erreichbar ist. Dies obwohl selbst modernste Handys nicht das aufnehmen können, was Verleiher befürchten: publikationsfähige Bilder oder bis zu 120 Minuten deutsche Tonspur für die unerlaubte Synchronisation amerikanischer Raubkopien.
Der Verband der deutschen Filmkritik protestiert daher gegen diese Hochsicherheits-Vorführungen und Verpflichtungserklärungen.
Er fordert seine mehr als 300 Mitglieder auf,
- die Öffentlichkeit über diese skandalöse PR-Politik im Zusammenhang mit den Voraufführungen des Films in Kenntnis zu setzen
- in Zukunft entsprechende Verleiher-Embargos zu ignorieren beziehungsweise diese Filme nicht zu besprechen
Der Verband der deutschen Filmkritik appelliert an die politischen Repräsentanten aller Parteien, insbesondere an die Kulturstaatsministerin, Maßnahmen gegen diese nicht hinnehmbare Praxis der Knebelung und Manipulation der Arbeit der Presse zu ergreifen.
Der Verband der deutschen Filmkritik fordert die Filmverleihe auf, von solchen Maßnahmen grundsätzlich Abstand zu nehmen.
Saarbrücken, 21.6.2005
Verband der deutschen Filmkritik
der Vorstand: Dr. Andrea Dittgen, Wolfgang Hamdorf, Dr. Josef Schnelle, Rüdiger Suchsland, Rudolf Worschech
Es geht um die seitens der Verleihe und ihrer Presseagenturen einreißende Unsitte, den Filmjournalisten ein Besprechungsverbot vor einem bestimmten Datum aufzuerlegen. Meines Wissens erstmals wurde dies anlässlich von Kill Bill 2 versucht, bei Krieg der Welten schaut's nun so aus, dass der (nach Kontrollen und Abgabe von JackeTascheMantelHandy ohnehin schon gegängelte) Filmjournalist obendrein eine Erklärung unterzeichnen soll, die ihn halbseiden verpflichtet, nicht vor Tag X ein Wort über den in Folge gezeigten Film zu verlieren. Dies bremst nicht nur traditionelle Filmmagazine wie epdFilm, Schnitt und film-dienst entschieden aus, die nicht mehr in der Lage sind, mit dem Vorlauf, den Abschlussredkation, Druck und Vertrieb benötigen, über neue Kinostarts zu berichten, es behindert auch die klassischen Feuilletons (die aber immerhin ohnehin meist erst am Tage des Kinostarts berichten), vor allem nimmt dieses Vorgehen aber den immer zahlreicher und wichtiger werdenden Internetmedien - dieses Weblog ein solches - die Möglichkeit, eine Vorfeldberichterstattung zu leisten. Gerade im Internet ist aber gerade dieser Faktor ein absolut geldwerter: Wer früher berichtet, kriegt die ersten, vor allem aber die meisten Klicks (und kann diese wiederum über Werbung 'umsetzen').
Bereits zum Start von Kill Bill 2 gab es leisen, vereinzelten Protest: F.LM - Texte zum Film, die frühere Zeitschrift, nunmehr Onlinemagazin, für die/das ich als freier Redakteur tätig bin, boykottierte die Berichterstattung zum Film und veröffentlichte stattdessen eine Stellungnahme zu diesem Eingriff in die Rechte der Autoren und des Journalismus. Zum Start von Krieg der Welten hat nun der in der öffentlichen Wahrnehmung ungleich gewichtigere Verband der deutschen Filmkritik ein öffentliches Protestschreiben herausgegeben, das hier im vollen Wortlaut zitiert werden soll:
Protest gegen das Verhalten des Filmverleihs bei „Krieg der Welten“
und der Behandlung von Filmjournalisten in Deutschland
Der Verband der deutschen Filmkritik protestiert aufs Schärfste gegen die Vorgehensweise bei den Presse-Vorführungen zu dem Steven-Spielberg-Film „Krieg der Welten“. Der Filmverleih UIP verlangt von den Filmjournalisten, dass sie vor den landesweit am 27. Juni 2005 angesetzten Presse-Vorführungen eine Erklärung unterschreiben, keine Kritik vor dem 29. Juni, dem Starttermin des Films, zu veröffentlichen.
Dieses Vorgehen behindert nicht nur die Presse - hier die Filmkritik - bei der Ausübung ihrer von der Verfassung garantieren Rechte. Auch wird der Eindruck erweckt, dass Journalisten mit juristischen oder anderen Repressalien rechnen müssen, wenn Sie diese Verpflichtungserklärung nicht unterschreiben oder ihr zuwiderhandeln.
Die Umstände bei der bisher einzigen Presse-Vorführung des Films in Berlin am 14. Juni 2005, sind ebenfalls ein schwerer Eingriff in die Arbeitsbedingungen für Filmjournalisten. Wie schon bei Pressevorführungen von Filmen anderer Verleihe mussten die Journalisten Mäntel, Taschen und alle technischen Geräte abgeben, auch Handys, durch eine Körperkontrolle gehen und wurden während der gesamten Vorstellung mit Sichtgeräten und von Sicherheitskräften beobachtet.
Eine solche Behandlung rückt uns in die Nähe von Verbrechern und suggeriert den weit hergeholten Verdacht, anerkannte Filmkritiker würden unprofitable kriminelle Handlungen begehen. Die Wartezeiten beim Abgeben und Abholen der deponierten Teile kann den Zeitaufwand für die Rezension eines einzigen Films um bis zu 60 Minuten verlängern. Dass Handys zu den abzugebenden Geräten zählen, erschwert die Situation. Kaum ein Journalist kann es sich leisten, darauf zu verzichten, da er nur so direkt vor und nach der Vorführung für seinen Arbeitgeber bzw. Auftraggeber erreichbar ist. Dies obwohl selbst modernste Handys nicht das aufnehmen können, was Verleiher befürchten: publikationsfähige Bilder oder bis zu 120 Minuten deutsche Tonspur für die unerlaubte Synchronisation amerikanischer Raubkopien.
Der Verband der deutschen Filmkritik protestiert daher gegen diese Hochsicherheits-Vorführungen und Verpflichtungserklärungen.
Er fordert seine mehr als 300 Mitglieder auf,
- die Öffentlichkeit über diese skandalöse PR-Politik im Zusammenhang mit den Voraufführungen des Films in Kenntnis zu setzen
- in Zukunft entsprechende Verleiher-Embargos zu ignorieren beziehungsweise diese Filme nicht zu besprechen
Der Verband der deutschen Filmkritik appelliert an die politischen Repräsentanten aller Parteien, insbesondere an die Kulturstaatsministerin, Maßnahmen gegen diese nicht hinnehmbare Praxis der Knebelung und Manipulation der Arbeit der Presse zu ergreifen.
Der Verband der deutschen Filmkritik fordert die Filmverleihe auf, von solchen Maßnahmen grundsätzlich Abstand zu nehmen.
Saarbrücken, 21.6.2005
Verband der deutschen Filmkritik
der Vorstand: Dr. Andrea Dittgen, Wolfgang Hamdorf, Dr. Josef Schnelle, Rüdiger Suchsland, Rudolf Worschech
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Thema: Kinokultur
15. Juni 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Die aktuelle Ausgabe der Jungle World bringt im Dossier diesmal eine redaktionell gekürzte Fassung des Beitrags von Judith Halberstam zum jüngst erschienenen Tagungsband Splatter Movies. Essays zum modernen Horrorfilm, der im Rahmen dieses Weblogs schon hinreichend erwähnt und vorgestellt wurde. Halberstam untersucht hier das späte Slasher Movie The Bride of Chucky auf Gender-Fragen hin.
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Thema: Kinokultur
11. Juni 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Die altehrwürdige Filmzeitschrift hat ihre Website generalüberholt. Neben einigen Bits aus der je aktuellen Ausgabe löst wohl vorrangig das im Editorial geäußerte Versprechen aus, dass man im Laufe der Zeit alle Ausgaben 1-500 in Form von PDFs online stellen wolle. Davon ist zwar - unter 'archives' - noch nicht allzu viel zu spüren, aber immerhin ein paar Ausgaben, darunter die Nummer 1, sind schon lesbar - und der Rest werde eben sukzessive nachgeholt.
Eine tolle Sache, an der sich hoffentlich andere Zeitschriften mit entsprechenden Mitteln ein Beispiel nehmen werden. Und für mich wäre das jetzt eigentlich Grund genug, mein seit rund 10 Jahren sehr brachliegendes Französisch wieder aufzumotzen...
Eine tolle Sache, an der sich hoffentlich andere Zeitschriften mit entsprechenden Mitteln ein Beispiel nehmen werden. Und für mich wäre das jetzt eigentlich Grund genug, mein seit rund 10 Jahren sehr brachliegendes Französisch wieder aufzumotzen...
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Thema: Kinokultur
29. Mai 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Auf dem WDR laufen demnächst Filme von Klaus Lemke (Termine hier). Mir war der, so als Person, bislang nicht bekannt (einige der Filme sagen mir allerdings rein vom Namen her was und den Trailer von Die Ratte kenne ich sogar. Jedenfalls, hier gibt es ein - in der Tat - absolut grandioses Interview mit dem Regisseur. Gesündeste Fuck You!-Attitüde, ich mag das sehr.
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Thema: Kinokultur
23. Mai 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Zwei neue Filme sind auf dem Public-Domain-Portal archive.org runterladbar: The Blood of Jesus (1941) und Go Down, Death (1944), beide von dem afro-amerikanischen Regisseur Spencer Davis. Eine filmhistorisch recht interessante Sache: Beide Filme zählen zu den so genannten "race films". Dabei handelt es sich um Filme, die - lange vor der "Blaxploitation" - von afro-amerikanischem Personal für ein afro-amerikanisches Publikum gefertigt wurden. Ein bislang weitgehend unbeachtet gebliebener Filmzusammenhang!
Die Wikipedia zu Blood of Jesus:
"The Blood of Jesus (1941) is a classic example of the "race film" genre of films by African-American directors and casts, geared exclusively for an African-American audience. This film, written and directed by Spencer William Jr. of the TV show Amos & Andy Show (who also played Razz Williams in the film), is a morality tale about a woman (Cathryn Caviness) who is accidentally shot to death by her husband. Facing death, she must choose between Hell, represented as urban life, and Zion, represented as pastoral America, and between Satan and God. The climax comes when she makes her decision at the foot of the cross and wakes up to singing of her church choir. Intended to promote a Black Southern Baptist ideal of a virtuous rural life, the film was a major success and the most popular hit in its genre."
Ein ebenfalls nicht uninteressantes Detail ist, dass der Film von der National Film Registry, eine von offizieller Seite aus befugte Organisation, die kulturell und historisch signifikante Werke der us-amerikanischen Filmgeschichte sammelt und konserviert, in ihr Archiv aufgenommen wurde.
Hier die Links: Go Down, Death! ~ The Blood of Jesus
Beide Filme können gratis in qualitativ unterschiedlichen Formaten (bis hin zur handelsüblichen DVD) herunter geladen werden.
Die Wikipedia zu Blood of Jesus:
"The Blood of Jesus (1941) is a classic example of the "race film" genre of films by African-American directors and casts, geared exclusively for an African-American audience. This film, written and directed by Spencer William Jr. of the TV show Amos & Andy Show (who also played Razz Williams in the film), is a morality tale about a woman (Cathryn Caviness) who is accidentally shot to death by her husband. Facing death, she must choose between Hell, represented as urban life, and Zion, represented as pastoral America, and between Satan and God. The climax comes when she makes her decision at the foot of the cross and wakes up to singing of her church choir. Intended to promote a Black Southern Baptist ideal of a virtuous rural life, the film was a major success and the most popular hit in its genre."
Ein ebenfalls nicht uninteressantes Detail ist, dass der Film von der National Film Registry, eine von offizieller Seite aus befugte Organisation, die kulturell und historisch signifikante Werke der us-amerikanischen Filmgeschichte sammelt und konserviert, in ihr Archiv aufgenommen wurde.
Hier die Links: Go Down, Death! ~ The Blood of Jesus
Beide Filme können gratis in qualitativ unterschiedlichen Formaten (bis hin zur handelsüblichen DVD) herunter geladen werden.
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Thema: Kinokultur
Gewiss, Berlin ist eine schöne Stadt. Nirgends sonst möchte ich meinen Lebensmittelpunkt wissen. Aber gelegentlich - zugegeben: wirklich nur sehr selten - würde ich doch gerne in Gelsenkirchen meines Daseins darben.
Zum Beispiel am kommenden Samstag, wenn der berühmte, allerdings auch schrecklich Geheimnisvolle Filmclub Buio Omega wieder zu einem vergnüglichen Lichtspiel lädt. Wie stets hält man sich in seiner Reklame, was da Spektakulöses kommen mag, bedeckt. Doch raunt der Filmgelehrte Christian Kessler M.A., der die Erkundungen ins filmhistorische Schattenreich für gewöhnlich mit kenntnisreichen Vorträgen garniert, in seinem Newsticker - so eine Art Weblog, so Sie mögen - in die Tiefe des Internets, dass einer der beiden gezeigten Filme der diesmal thematisch "Stoßseufzer" überschriebenen Veranstaltung nun tatsächlich Dario Argento zuzuschreiben sei, offenbar in Freiburg sein Drama entfalte und zu Goblin'scher Paukenmusik die deutsche Nacht mit Wispern fülle. Wer nun nicht gerade völlig ahnungslos auf den Tag seiner Erlösung vom irdischen Jammeral vor sich hin dümpelt, dürfte anhand dieser kleinen Notizen hinreichend informiert sein, welch farbenprächtiges Spektakel da am morgigen Tage zum Plaisir aller Anwesenden über die Leinwand huschen wird.
Ach, es ist ein Kreuz...
Zum Beispiel am kommenden Samstag, wenn der berühmte, allerdings auch schrecklich Geheimnisvolle Filmclub Buio Omega wieder zu einem vergnüglichen Lichtspiel lädt. Wie stets hält man sich in seiner Reklame, was da Spektakulöses kommen mag, bedeckt. Doch raunt der Filmgelehrte Christian Kessler M.A., der die Erkundungen ins filmhistorische Schattenreich für gewöhnlich mit kenntnisreichen Vorträgen garniert, in seinem Newsticker - so eine Art Weblog, so Sie mögen - in die Tiefe des Internets, dass einer der beiden gezeigten Filme der diesmal thematisch "Stoßseufzer" überschriebenen Veranstaltung nun tatsächlich Dario Argento zuzuschreiben sei, offenbar in Freiburg sein Drama entfalte und zu Goblin'scher Paukenmusik die deutsche Nacht mit Wispern fülle. Wer nun nicht gerade völlig ahnungslos auf den Tag seiner Erlösung vom irdischen Jammeral vor sich hin dümpelt, dürfte anhand dieser kleinen Notizen hinreichend informiert sein, welch farbenprächtiges Spektakel da am morgigen Tage zum Plaisir aller Anwesenden über die Leinwand huschen wird.
Ach, es ist ein Kreuz...
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Thema: Kinokultur
16. Mai 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Update, 06.10.2005: Auf der Website des US-amerikanischen Radiosenders National Public Radio gibt es ein kleines Feature mit Interview-Bits von Cronenberg und dem New Yorker Filmkritiker James Hoberman im Stream
Kein Cronenberg in Cannes ohne Zwischenfälle. Nachdem Crash seinerzeit für einige Skandälchen und entsprechend hektisch verlassene Kinositze sorgte, ging auch die Pressevorführung von A History of Violence, die Adaption einer graphic novel von John Wagner und Vince Locke, dem Vernehmen nach nicht ohne weiteres vonstatten. Wie im Cannes-Weblog der New York Times nachzulesen ist, sorgte die Hyperbolik einer offenbar vollends übertriebenen Gewaltszene für massenhaftes Gelächter seitens der versammelten Presse. Nur ein einzelner der Anwesenden - NYT-Kritikerin Manohla Dargis ist er namentlich und auch darüber hinaus bekannt (Details indes werden verschwiegen) - verteidigte das offenbar verlachte Werk: "Will you critics take this serious", soll es ins Dunkel gerufen worden sein. Dabei, so Dargis, sei das Lachen nun gar nicht boshafter Natur gewesen: Ganz im Gegenteil, Cronenberg gelinge es geradewegs meisterlich, den Tonfall seines kraftvollen Films sehr nuanciert durch ein weites Spektrum zu manövrieren. "It slyly draws you into the pleasure of violence (Mr. Cronenberg outdoes John Woo in the film's "action" scenes), then makes you take uncomfortable stock of your laughter. In effect, it deconstructs the American action movie. And it is awesome." Das, Frau Dargis, glauben wir aufs Wort.
A History of Violence erzählt die Geschichte der Musterfamilie Stall im Mittleren Westen der USA. Als Vater Tom (Viggo Mortensen) zwei gesuchte Schwerverbrecher erlegt, als diese sein Restaurant überfallen wollen, wird er kurzfristig zum gefeierten Medienstar. Die Prominenz bleibt nicht ohne Folgen: Bald stehen zwielichtige Gestalten aus der Unterwelt von Philadelphia vor der Tür, die Tom Stall für einen untergetauchten Gangster halten.
Spiegel-Diarist Borcholte wirft in seinem Cannes-Tagebuch viele Namen ins Feld: Der mit "extremer Brutalität" durchsetzte History beginne sowohl wie ein Roman von Stephen King, als auch auch wie ein Film von David Lynch, ende aber ganz sicher wie ein Film von Tarantino, nicht ohne Umwege über die Werke von Sam Peckinpah und Walter Hill jedoch. Die "brutal-lakonische Abrechnung mit Gewalt" sei Cronenbergs bislang "zugänglichster Film" und mache einen "Mordsspaß".
Martin Rosefeldt, für Arte an der Croissette, erzählt viel nach. Conclusio im letzten Absatz: Cronenbergs Film sei "kein allzu ernster oder gar melodramatischer Stoff", seine überbordende Gewaltdarstellung lade vielmehr zum Lachen ein. Diese "übertriebene Kontrastierung" trage jedoch maßgeblich zum Gelingen des Films bei, wenn es darum geht, den Blick des Zuschauers mithin auch auf die eigene Wirklichkeit zu ändern.
Todd McCarthy von Variety hat sich ebenfalls auf die Suche nach Vorbildern begeben und hebt vor allem die Nähe zum Western hervor. Dessen Archetypen handhabe Cronenberg selbst noch im Detail mustergültig, doch herrsche jenseitss dessen Konvention vor. Erstaunlich, wenn man die ansonsten abenteuerlichen Pfade des Regisseurs kennt. Zwar sind Film wie darstellerische Leistungen an sich solide, wenngleich der Blick auf allzu Amerikanisches "slightly idiosyncratic" ausfalle und Howard Shore es gelegentlich etwas zu gut meine, doch für einen Cronenbergfilm sei bloß solides Handwerk letzten Endes nicht ausreichend.
Ray Bennett vom Hollywood Reporter hebt zur Gegenrede an: Cronenbergs Film - einer seiner "more straightforward pictures" - sei ein "cleverly told "what if?" movie", das an einige ernste Themen rühre. Vor allem der manipulative Umgang mit der Darstellung von Gewalt ist diskursiv offenbar recht anregend ausgefallen. Auch die Darsteller finden lobende Erwähnungen.
Verena Lueke von der FAZ macht hierzu nur ein langes Gesicht. Das blutige Treiben sei doch nur einer von Cronenbergs schwächeren Filmen. Zwar ist die Story kompliziert angelegt, doch sind's allein die Darsteller, die das Interesse am Film nicht frühzeitig erlahmen lassen. Michael Hanekes Cache wird hier als positiv benanntes Gegengewicht noch im gleichen Absatz mitverfrühstückt.
Jonathan Romney, Berichterstatter für Screen Daily, hat hingegen schon einen heimlichen Wettbewerbsfavoriten ausgemacht. Viele filmhistorische Links werden auch hier entdeckt, die Spanne reicht vom Western zum Film Noir, von Hitchcock über Peckinpah zu Dirty Harry (und, schließlich, zu Cronenberg selbst, der hier zahlreiche Themen und Motive seiner Filmografie erneut aufgreife). Vor allem die zahlreichen Twists (von denen obige Synopsis offenbar nur sehr wenige andeutet) haben es ihm angetan. Verlässlich sei hier nur, dass nichts verlässlich ist. "Cronenberg’s most commercial shot in ages" könne zwar manch alteingesessenen Fan verschrecken, könnte dafür aber auch ein größeres Publikum zufrieden stellen, zumal als typischer Film im Zeitalter der DVD, der mehrmals gesehen werden müsse und könne. Sein Fazit: "Ruthlessly gripping and intellectually provocative and dense".
Weiterführende Links:
imdb ~ Festival-Infosite ~ offizielle Website ~ Info-Blog zum Film mit weiteren Infos und Fotomaterial.
Kein Cronenberg in Cannes ohne Zwischenfälle. Nachdem Crash seinerzeit für einige Skandälchen und entsprechend hektisch verlassene Kinositze sorgte, ging auch die Pressevorführung von A History of Violence, die Adaption einer graphic novel von John Wagner und Vince Locke, dem Vernehmen nach nicht ohne weiteres vonstatten. Wie im Cannes-Weblog der New York Times nachzulesen ist, sorgte die Hyperbolik einer offenbar vollends übertriebenen Gewaltszene für massenhaftes Gelächter seitens der versammelten Presse. Nur ein einzelner der Anwesenden - NYT-Kritikerin Manohla Dargis ist er namentlich und auch darüber hinaus bekannt (Details indes werden verschwiegen) - verteidigte das offenbar verlachte Werk: "Will you critics take this serious", soll es ins Dunkel gerufen worden sein. Dabei, so Dargis, sei das Lachen nun gar nicht boshafter Natur gewesen: Ganz im Gegenteil, Cronenberg gelinge es geradewegs meisterlich, den Tonfall seines kraftvollen Films sehr nuanciert durch ein weites Spektrum zu manövrieren. "It slyly draws you into the pleasure of violence (Mr. Cronenberg outdoes John Woo in the film's "action" scenes), then makes you take uncomfortable stock of your laughter. In effect, it deconstructs the American action movie. And it is awesome." Das, Frau Dargis, glauben wir aufs Wort.
A History of Violence erzählt die Geschichte der Musterfamilie Stall im Mittleren Westen der USA. Als Vater Tom (Viggo Mortensen) zwei gesuchte Schwerverbrecher erlegt, als diese sein Restaurant überfallen wollen, wird er kurzfristig zum gefeierten Medienstar. Die Prominenz bleibt nicht ohne Folgen: Bald stehen zwielichtige Gestalten aus der Unterwelt von Philadelphia vor der Tür, die Tom Stall für einen untergetauchten Gangster halten.
Spiegel-Diarist Borcholte wirft in seinem Cannes-Tagebuch viele Namen ins Feld: Der mit "extremer Brutalität" durchsetzte History beginne sowohl wie ein Roman von Stephen King, als auch auch wie ein Film von David Lynch, ende aber ganz sicher wie ein Film von Tarantino, nicht ohne Umwege über die Werke von Sam Peckinpah und Walter Hill jedoch. Die "brutal-lakonische Abrechnung mit Gewalt" sei Cronenbergs bislang "zugänglichster Film" und mache einen "Mordsspaß".
Martin Rosefeldt, für Arte an der Croissette, erzählt viel nach. Conclusio im letzten Absatz: Cronenbergs Film sei "kein allzu ernster oder gar melodramatischer Stoff", seine überbordende Gewaltdarstellung lade vielmehr zum Lachen ein. Diese "übertriebene Kontrastierung" trage jedoch maßgeblich zum Gelingen des Films bei, wenn es darum geht, den Blick des Zuschauers mithin auch auf die eigene Wirklichkeit zu ändern.
Todd McCarthy von Variety hat sich ebenfalls auf die Suche nach Vorbildern begeben und hebt vor allem die Nähe zum Western hervor. Dessen Archetypen handhabe Cronenberg selbst noch im Detail mustergültig, doch herrsche jenseitss dessen Konvention vor. Erstaunlich, wenn man die ansonsten abenteuerlichen Pfade des Regisseurs kennt. Zwar sind Film wie darstellerische Leistungen an sich solide, wenngleich der Blick auf allzu Amerikanisches "slightly idiosyncratic" ausfalle und Howard Shore es gelegentlich etwas zu gut meine, doch für einen Cronenbergfilm sei bloß solides Handwerk letzten Endes nicht ausreichend.
Ray Bennett vom Hollywood Reporter hebt zur Gegenrede an: Cronenbergs Film - einer seiner "more straightforward pictures" - sei ein "cleverly told "what if?" movie", das an einige ernste Themen rühre. Vor allem der manipulative Umgang mit der Darstellung von Gewalt ist diskursiv offenbar recht anregend ausgefallen. Auch die Darsteller finden lobende Erwähnungen.
Verena Lueke von der FAZ macht hierzu nur ein langes Gesicht. Das blutige Treiben sei doch nur einer von Cronenbergs schwächeren Filmen. Zwar ist die Story kompliziert angelegt, doch sind's allein die Darsteller, die das Interesse am Film nicht frühzeitig erlahmen lassen. Michael Hanekes Cache wird hier als positiv benanntes Gegengewicht noch im gleichen Absatz mitverfrühstückt.
Jonathan Romney, Berichterstatter für Screen Daily, hat hingegen schon einen heimlichen Wettbewerbsfavoriten ausgemacht. Viele filmhistorische Links werden auch hier entdeckt, die Spanne reicht vom Western zum Film Noir, von Hitchcock über Peckinpah zu Dirty Harry (und, schließlich, zu Cronenberg selbst, der hier zahlreiche Themen und Motive seiner Filmografie erneut aufgreife). Vor allem die zahlreichen Twists (von denen obige Synopsis offenbar nur sehr wenige andeutet) haben es ihm angetan. Verlässlich sei hier nur, dass nichts verlässlich ist. "Cronenberg’s most commercial shot in ages" könne zwar manch alteingesessenen Fan verschrecken, könnte dafür aber auch ein größeres Publikum zufrieden stellen, zumal als typischer Film im Zeitalter der DVD, der mehrmals gesehen werden müsse und könne. Sein Fazit: "Ruthlessly gripping and intellectually provocative and dense".
Weiterführende Links:
imdb ~ Festival-Infosite ~ offizielle Website ~ Info-Blog zum Film mit weiteren Infos und Fotomaterial.
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Thema: Kinokultur
In Berlin fristen die Filme von Johnnie To, dem vielleicht besten Genre-Auteur derzeit, ein trauriges, unbeachtetes Dasein in den Nebensektionen. In Cannes honoriert man den Hongkonger Vielfilmer (zwei bis drei Filme jährlich - drunter ist To kaum zu haben, darunter auch viel Durchschnittliches, aber mindestens einen durchweg aufregenden Film pro Jahr liefert er für gewöhnlich immer ab) nun mit einem Eintrag in der Königssektion, im Wettbewerb. Dass Berlin dies bemerkt und seine schleimig sozialdemokratische Wettbewerbskonzeption in Zukunft etwas modifiziert, bleibt zu hoffen.
Jedenfalls, gestern fanden die Screenings von Election statt und langsam tropfen erste Besprechungen ins Netz. Die Korrespondentin von Arte hat den Film gesehen und bietet zunächst eine knappe Synopsis:
Alle zwei Jahre wird der Anführer der ältesten Triadenvereinigung Hongkongs, der Wo Shing Society gewählt. Wie es der Brauch ist, dürfen die ältesten Mitglieder der Triade den neuen Chef per Stimmabgabe ermitteln. Es gibt zwei Anwärter. Für Lok, den einen scheint die Mehrzahl der Entscheider zu sein, doch Big D verschafft sich mit unlauteren Methoden jede Menge Respekt. Zwischen den beiden Kandidaten bricht ein brutaler Krieg um den Chefsessel aus.
Die Besprechung selbst fällt etwas distanziert aus. Der Film sei "konventionell erzählt" und setze "bisweilen auf die schockierende Wirkung brutaler Gewalt". Ansonsten gibt es vor allem Widersprüchliches zu lesen: Zwar bleibe To und sein Kameramann ganz den Konventionen des Genres verhaftet, doch sei das Ende bemerkenswert und aufsehenerregend. Dieses solle auch nicht verraten werden, wird es aber letzten Endes doch (nicht ohne Hinweis auf Brutalitäten und "minutenlangen Metzeleien in Echtzeit"), so dass der Eindruck einer latenten Überforderung der Rezensentin entsteht.
Mit der Auflistung von Brutalitäten beginnt auch Ray Bennets Besprechung für den Hollywood Reporter, der im folgenden auch einen etwas exakteren, aber ebenfalls distanziert anmutenden Blick wagt. Die weitgehend in "semi-darkness" geschossenen Bilder seien bemerkenswert und erstaunlich, vor allem die musikalische Untermalung bekommt ein Lob für ihren entschiedenen Anteil der offenbar recht noir-esquen Atmosphäre.
Lee Marshall hingegen winkt ab. In seiner Besprechung für Screen Daily erkennt er zwar Tos Versuch an, für die Hongkonger Triaden in etwa das leisten zu wollen, was The Godfather für die italo-amerikanische Mafia geleistet habe. Doch habe To sich dabei übernommen. Marshall wagt den Blick in die Glaskugel und sieht gar Fangemeinden allerorten dahinschwinden: Der Film sei unterbelichtet geschossen, uninspiriert gefilmt und leide maßgeblich an seiner Unentschlossenheit, ob er nun Actionreißer, Underground-Saga oder Shakespeare'sche Tragödie sein wolle. Das Hongkong-Publikum, "who prefer their action straight", würde mit solcherlei "half-hearted arthouse lurch" wohl kaum viel anfangen können. Dass Johnnie To in seinem Heimatland traditionell ein eher überschaubares Publikum hat und international gerade aufgrund seiner oft abenteuerlich konstruierten und realisierten Filme geschätzt wird, scheint Lee Marshall bei der Erstellung seiner Prognose nicht bewusst gewesen zu sein.
Auf AICN zeigt sich Celia hingegen sehr begeistert. Johnnie To habe einen richtigen Film Noir und Mafiafilm vorgelegt, der vor allem durch seine "gorgeous night scenes" und den gelegentlich eingestreuten Humor überzeuge. Zwar sei Oldboy im letzten Jahr der bessere Beitrag zum Genre gewesen, doch sei Election dafür leichter goutierbar.
Info am Rande: Die Länge der ursprünglichen Schnittfassung betrug etwa drei Stunden. Auf der Pressekonferenz in Cannes zeigte To sich jedoch mit der von ihm neugeschnittenen Fassung sehr zufrieden: "I didn't want Election to be too long. In fact, I said all I had to say about the triad in the final 90-minute cut you saw." Hauptdarsteller Simon Yam unterstützt seinen Regisseur und gibt sich erleichtert, dass einige seiner Szenen nicht im Endresultat zu sehen sind, gleichzeitig eröffnete er die Aussicht auf eine mögliche Verwertung der Langfassung auf DVD.
Weiterführende Links:
imdb ~ Festival-Infosite (mit Links zum Presskit und Clips von Pressekonferenzen und Interviews!)
Jedenfalls, gestern fanden die Screenings von Election statt und langsam tropfen erste Besprechungen ins Netz. Die Korrespondentin von Arte hat den Film gesehen und bietet zunächst eine knappe Synopsis:
Alle zwei Jahre wird der Anführer der ältesten Triadenvereinigung Hongkongs, der Wo Shing Society gewählt. Wie es der Brauch ist, dürfen die ältesten Mitglieder der Triade den neuen Chef per Stimmabgabe ermitteln. Es gibt zwei Anwärter. Für Lok, den einen scheint die Mehrzahl der Entscheider zu sein, doch Big D verschafft sich mit unlauteren Methoden jede Menge Respekt. Zwischen den beiden Kandidaten bricht ein brutaler Krieg um den Chefsessel aus.
Die Besprechung selbst fällt etwas distanziert aus. Der Film sei "konventionell erzählt" und setze "bisweilen auf die schockierende Wirkung brutaler Gewalt". Ansonsten gibt es vor allem Widersprüchliches zu lesen: Zwar bleibe To und sein Kameramann ganz den Konventionen des Genres verhaftet, doch sei das Ende bemerkenswert und aufsehenerregend. Dieses solle auch nicht verraten werden, wird es aber letzten Endes doch (nicht ohne Hinweis auf Brutalitäten und "minutenlangen Metzeleien in Echtzeit"), so dass der Eindruck einer latenten Überforderung der Rezensentin entsteht.
Mit der Auflistung von Brutalitäten beginnt auch Ray Bennets Besprechung für den Hollywood Reporter, der im folgenden auch einen etwas exakteren, aber ebenfalls distanziert anmutenden Blick wagt. Die weitgehend in "semi-darkness" geschossenen Bilder seien bemerkenswert und erstaunlich, vor allem die musikalische Untermalung bekommt ein Lob für ihren entschiedenen Anteil der offenbar recht noir-esquen Atmosphäre.
Lee Marshall hingegen winkt ab. In seiner Besprechung für Screen Daily erkennt er zwar Tos Versuch an, für die Hongkonger Triaden in etwa das leisten zu wollen, was The Godfather für die italo-amerikanische Mafia geleistet habe. Doch habe To sich dabei übernommen. Marshall wagt den Blick in die Glaskugel und sieht gar Fangemeinden allerorten dahinschwinden: Der Film sei unterbelichtet geschossen, uninspiriert gefilmt und leide maßgeblich an seiner Unentschlossenheit, ob er nun Actionreißer, Underground-Saga oder Shakespeare'sche Tragödie sein wolle. Das Hongkong-Publikum, "who prefer their action straight", würde mit solcherlei "half-hearted arthouse lurch" wohl kaum viel anfangen können. Dass Johnnie To in seinem Heimatland traditionell ein eher überschaubares Publikum hat und international gerade aufgrund seiner oft abenteuerlich konstruierten und realisierten Filme geschätzt wird, scheint Lee Marshall bei der Erstellung seiner Prognose nicht bewusst gewesen zu sein.
Auf AICN zeigt sich Celia hingegen sehr begeistert. Johnnie To habe einen richtigen Film Noir und Mafiafilm vorgelegt, der vor allem durch seine "gorgeous night scenes" und den gelegentlich eingestreuten Humor überzeuge. Zwar sei Oldboy im letzten Jahr der bessere Beitrag zum Genre gewesen, doch sei Election dafür leichter goutierbar.
Info am Rande: Die Länge der ursprünglichen Schnittfassung betrug etwa drei Stunden. Auf der Pressekonferenz in Cannes zeigte To sich jedoch mit der von ihm neugeschnittenen Fassung sehr zufrieden: "I didn't want Election to be too long. In fact, I said all I had to say about the triad in the final 90-minute cut you saw." Hauptdarsteller Simon Yam unterstützt seinen Regisseur und gibt sich erleichtert, dass einige seiner Szenen nicht im Endresultat zu sehen sind, gleichzeitig eröffnete er die Aussicht auf eine mögliche Verwertung der Langfassung auf DVD.
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