Thema: FilmKulturMedienwissenschaft
01. August 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Scope is a fully peer-reviewed online journal edited by staff and students in the Institute of Film & Television Studies at the University of Nottingham. It is published three times a year, in February, June and November. Established in 1999, the journal changed to its current format after five years of continuous publication. All issues dated between May 1999 and November 2004 are now available in our Archive. The first issue of the new series appeared in February 2005.
As our title suggests, Scope provides a forum for discussion of all aspects of film history, theory and criticism. Given contemporary film studies' varied concerns, it is our belief that we can best serve our readers interests by promoting as wide a range of approaches and critical methodologies as possible.
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Thema: Kinokultur
29. Juli 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
... jetzt kommen die Queckse."
Zu den niederträchtigsten Eigenschaften des Menschen zählt nach allgemeiner Auffassung sicherlich das vergnügte sich die Hände Reiben nach Ableben einer Person ob sich dadurch mutmaßlich einstellender Gewinne und Vorteile. Der Körper hat das Zucken noch nicht eingestellt, schon werden erste Bilanzen erstellt und womöglich noch in aller Öffentlichkeit bereits erste Schritte zum baldigen Erreichen des Geldsegens unternommen.
Im Falle des jüngst geschlossenen Kino Kosmos, von dem die letzten Tage hier oft genug berichtet wurde, hätte man es sich vielleicht anders gewünscht, allein der Gedanke war wohl zu naiv. Jedenfalls, beim gestrigen Abendspaziergang, der mich unweigerlich auch, wie zum nochmaligen Abschied, vor "mein" Kino brachte, konnte ich eingangs erwähnte menschliche Hässlichkeit in voller Pracht erleben. Lidschäftig mit Tesaband angebracht, befanden sich an früherer Plakataushangstelle mehrere Plakate, immerhin gedruckt, also mit einigem Aufwand erstellt. Darauf zu lesen: "Gekommen, um zu bleiben. Die Kunden des Kosmos haben ein neues Zuhause: Cinestar Cubix am Alexanderplatz + Cinestar am Treptower Park".
Unanständiger geht's nimmer. Das Kosmos ist noch nicht richtig leergefegt, schon kommen aus den Fugen im Keller die ersten Kakerlaken angekrochen, die sich gierig auf das Stammkundenpotenzial des Kosmos werfen und nicht müde werden, sich selbst frivol als vermeintliche Alternative anzupreisen. Immerhin hatten 7000 Menschen per Unterschrift gegen die Schließung des Kosmos protestiert (eine, nur am Rande bemerkt, natürlich recht sinnbefreite Aktion, schloss das Kosmos doch nicht etwa wegen Mittelkürzungen, sondern aus rein marktwirtschaftlichen Gründen...), ein solcher Rahm will abgeschöpft werden. Dabei hat man vom Kino im Allgemeinen, vom Kosmos im Besonderen natürlich nicht das Geringste verstanden.
Wir erinnern uns: Das Kosmos war vor allen Dingen deshalb von Reiz, weil es die Annehmlichkeiten des Multiplex-Kinos mit den Vorzügen des heimeligen Kietz-Programmkino von der Ecke verband. Eine überaus günstige und sogar offensichtlich auch für Sozialschwache attraktiv konzipierte Preisstaffelung traf auf moderne Technik und große Leinwand - mit 1000 Plätzen war der Hauptsaal immerhin jahrzehntelang größtes Kino der DDR. Das Personal war freundlich und persönlich, der Schnack zwischendurch durchaus zu wagen. Eine an der Moderne orientierte Architektur kam zumindest meinem ästhetischen Empfinden entgegen, nicht zuletzt versuchte man - wenn auch nicht immer mit Erfolg -, einigermaßen das Spektrum des allgemeinen Kinogeschehens abzudecken, und sei es nur durch Filmreihen wie "Der besondere Film", in der Arthouse-Filme der vergangenen Monate vergünstigt gesehen werden konnten (auch hier Dezenz im Spiel: Man ließ den kleinen Kinos zunächst ihr Recht, wartete selbst oft erst einige Wochen ab, bis die Filme in den Spielplan gehievt wurden). Vor den Kinovorführungen wurde der Saal meist mit alten Soundtracks bespielt, Werbung ist nötig, fiel aber in der Regel verträglich lange aus. Nicht zuletzt die historisch bedingte Verankerung des Kinos im Viertel integrierte das Traditions- und Premierenkino seit Jahrzehnten in der lokalen Kietzkultur.
Das nun also will Cinestar mit seinem Frischling auf dem hiesigen Kinomarkt, dem drei, vielleicht vier Jahre alten Cubix beerben? Ein schlechter Witz. Das Cubix ist architektonisch hässlich, ein reines Metropolen-S-Bahn-Kino, in dem vor allem Big-Budget-Filme angesagt sind. An der Kasse wird man hurtig abgefertigt, vor dem Film mit Großraum-Provinz-Discosound belästigt, dessen Lautstärke auch in etwa der in einer solchen Lokalität gleichkommt. Das Publikum verhält sich nicht anders: Cliquenandrang ist angesagt, Gegröhle, Genuschel, Rumgelaber in Zimmerlautstärke allenthalten. Noch bislang jede der von mir besuchten Vorführung daselbst war irgendwie verpatzt: Sound fällt aus, bleibt für Minuten weg. Bild verrutscht, bleibt für Minuten lang zur Hälfte schwarz. Chronische Unschärfe nach Rollenwechsel, den Vorführer ficht's nicht an. Meine bislang (und vermutlich auch bis auf weiteres) letzte Vorführung dort war dermaßen zum Kotzen, dass ich am liebsten mein Geld zurückverlangt hätte (eine Eigenart, die ich für gewöhnlich eher als kleinlich empfinde, es will also was heißen). Warum sollte man sich schließlich auch bemühen? Man schielt auf Laufkundschaft und solche, die über den zentralen S-Bahnhof eben zufällig vorbeikommen. Kein Grund, ein Publikum durch Qualität an sich zu binden. Es hat ja schon an der Kasse gezahlt - und üblicherweise nicht gerade wenig -, und für weitere Fragen im Nachhinein ist der klobige Securitymann zuständig.
Kurzum: Es ist widerlich, wie sich das Cubix hier benimmt. Ein solches Verhalten ist auf kollegial-geschäftlicher Ebene unfein und unanständig, gegenüber den Menschen, die mit gutem Grund an "ihrem" Kosmos hingen, ist es gemein und taktlos und obendrein noch durch seine anbiedernde Gleichstellung mit dem Traditionskino eine Anmaßung sondergleichen.
Zu den niederträchtigsten Eigenschaften des Menschen zählt nach allgemeiner Auffassung sicherlich das vergnügte sich die Hände Reiben nach Ableben einer Person ob sich dadurch mutmaßlich einstellender Gewinne und Vorteile. Der Körper hat das Zucken noch nicht eingestellt, schon werden erste Bilanzen erstellt und womöglich noch in aller Öffentlichkeit bereits erste Schritte zum baldigen Erreichen des Geldsegens unternommen.
Im Falle des jüngst geschlossenen Kino Kosmos, von dem die letzten Tage hier oft genug berichtet wurde, hätte man es sich vielleicht anders gewünscht, allein der Gedanke war wohl zu naiv. Jedenfalls, beim gestrigen Abendspaziergang, der mich unweigerlich auch, wie zum nochmaligen Abschied, vor "mein" Kino brachte, konnte ich eingangs erwähnte menschliche Hässlichkeit in voller Pracht erleben. Lidschäftig mit Tesaband angebracht, befanden sich an früherer Plakataushangstelle mehrere Plakate, immerhin gedruckt, also mit einigem Aufwand erstellt. Darauf zu lesen: "Gekommen, um zu bleiben. Die Kunden des Kosmos haben ein neues Zuhause: Cinestar Cubix am Alexanderplatz + Cinestar am Treptower Park".
Unanständiger geht's nimmer. Das Kosmos ist noch nicht richtig leergefegt, schon kommen aus den Fugen im Keller die ersten Kakerlaken angekrochen, die sich gierig auf das Stammkundenpotenzial des Kosmos werfen und nicht müde werden, sich selbst frivol als vermeintliche Alternative anzupreisen. Immerhin hatten 7000 Menschen per Unterschrift gegen die Schließung des Kosmos protestiert (eine, nur am Rande bemerkt, natürlich recht sinnbefreite Aktion, schloss das Kosmos doch nicht etwa wegen Mittelkürzungen, sondern aus rein marktwirtschaftlichen Gründen...), ein solcher Rahm will abgeschöpft werden. Dabei hat man vom Kino im Allgemeinen, vom Kosmos im Besonderen natürlich nicht das Geringste verstanden.
Wir erinnern uns: Das Kosmos war vor allen Dingen deshalb von Reiz, weil es die Annehmlichkeiten des Multiplex-Kinos mit den Vorzügen des heimeligen Kietz-Programmkino von der Ecke verband. Eine überaus günstige und sogar offensichtlich auch für Sozialschwache attraktiv konzipierte Preisstaffelung traf auf moderne Technik und große Leinwand - mit 1000 Plätzen war der Hauptsaal immerhin jahrzehntelang größtes Kino der DDR. Das Personal war freundlich und persönlich, der Schnack zwischendurch durchaus zu wagen. Eine an der Moderne orientierte Architektur kam zumindest meinem ästhetischen Empfinden entgegen, nicht zuletzt versuchte man - wenn auch nicht immer mit Erfolg -, einigermaßen das Spektrum des allgemeinen Kinogeschehens abzudecken, und sei es nur durch Filmreihen wie "Der besondere Film", in der Arthouse-Filme der vergangenen Monate vergünstigt gesehen werden konnten (auch hier Dezenz im Spiel: Man ließ den kleinen Kinos zunächst ihr Recht, wartete selbst oft erst einige Wochen ab, bis die Filme in den Spielplan gehievt wurden). Vor den Kinovorführungen wurde der Saal meist mit alten Soundtracks bespielt, Werbung ist nötig, fiel aber in der Regel verträglich lange aus. Nicht zuletzt die historisch bedingte Verankerung des Kinos im Viertel integrierte das Traditions- und Premierenkino seit Jahrzehnten in der lokalen Kietzkultur.
Das nun also will Cinestar mit seinem Frischling auf dem hiesigen Kinomarkt, dem drei, vielleicht vier Jahre alten Cubix beerben? Ein schlechter Witz. Das Cubix ist architektonisch hässlich, ein reines Metropolen-S-Bahn-Kino, in dem vor allem Big-Budget-Filme angesagt sind. An der Kasse wird man hurtig abgefertigt, vor dem Film mit Großraum-Provinz-Discosound belästigt, dessen Lautstärke auch in etwa der in einer solchen Lokalität gleichkommt. Das Publikum verhält sich nicht anders: Cliquenandrang ist angesagt, Gegröhle, Genuschel, Rumgelaber in Zimmerlautstärke allenthalten. Noch bislang jede der von mir besuchten Vorführung daselbst war irgendwie verpatzt: Sound fällt aus, bleibt für Minuten weg. Bild verrutscht, bleibt für Minuten lang zur Hälfte schwarz. Chronische Unschärfe nach Rollenwechsel, den Vorführer ficht's nicht an. Meine bislang (und vermutlich auch bis auf weiteres) letzte Vorführung dort war dermaßen zum Kotzen, dass ich am liebsten mein Geld zurückverlangt hätte (eine Eigenart, die ich für gewöhnlich eher als kleinlich empfinde, es will also was heißen). Warum sollte man sich schließlich auch bemühen? Man schielt auf Laufkundschaft und solche, die über den zentralen S-Bahnhof eben zufällig vorbeikommen. Kein Grund, ein Publikum durch Qualität an sich zu binden. Es hat ja schon an der Kasse gezahlt - und üblicherweise nicht gerade wenig -, und für weitere Fragen im Nachhinein ist der klobige Securitymann zuständig.
Kurzum: Es ist widerlich, wie sich das Cubix hier benimmt. Ein solches Verhalten ist auf kollegial-geschäftlicher Ebene unfein und unanständig, gegenüber den Menschen, die mit gutem Grund an "ihrem" Kosmos hingen, ist es gemein und taktlos und obendrein noch durch seine anbiedernde Gleichstellung mit dem Traditionskino eine Anmaßung sondergleichen.
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Thema: good news
29. Juli 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Das Label Asian Film Network ruft zum Summer Sale auf und verkauft weite Teile seines Programms zum günstigen Preis. Der Summer Sale ist jedoch nicht über den Shop auf der Website nachprüfbar, es handelt sich um eine reine Mund-zu-Mund-Angelegenheit. Im folgenden deshalb die Mail des Labels mit weiteren Instruktionen:
Hallo, es ist mal wieder so weit.
In dem Zeitraum vom 15.Juli bis 15 August 2005
könnt Ihr wieder mal günstig bei uns einkaufen.
Alle Filme im Onlineshop kosten während der Aktion 9,90 € zzgl. 3,00 € Versand.
Den Slow Fade Soundtrack gibt`s für 3,00€
Chaos DVDs ohne Zellophanierung 4,90 € + Porto
Ab einer Bestellung von drei Filmen entfällt das Porto ganz.
Ausgenommen von der Aktion sind folgende Titel
+ Zipang- Die Jagd nach dem goldenen Schwert
+ Kibakichi - Der Dämonenkrieger
Bestellungen bitte nicht über den Shop, sondern direkt per Mail an: vertrieb@asianfilmnetwork.com
Es ist nur eine Bestellung per Vorauskasse möglich.
Bitte auf folgendes Konto überweisen:
Kto.-Inhaber: AFN OHG
Kto.-Nr: 2051357
Blz: 37070024
Bank: Deutsche Bank AG
IBAN DE38370700240205135700
BIC / SWIFT-Code DEUTDEDBKOE
Der Versand erfolgt innerhalb drei Werktage nach Zahlungseingang
Viel Spaß beim Bestellen und bitte weitersagen
Das Angebot gilt nur, so lange der Vorrat reicht.
Gruß
Euer AFN Team
Hallo, es ist mal wieder so weit.
In dem Zeitraum vom 15.Juli bis 15 August 2005
könnt Ihr wieder mal günstig bei uns einkaufen.
Alle Filme im Onlineshop kosten während der Aktion 9,90 € zzgl. 3,00 € Versand.
Den Slow Fade Soundtrack gibt`s für 3,00€
Chaos DVDs ohne Zellophanierung 4,90 € + Porto
Ab einer Bestellung von drei Filmen entfällt das Porto ganz.
Ausgenommen von der Aktion sind folgende Titel
+ Zipang- Die Jagd nach dem goldenen Schwert
+ Kibakichi - Der Dämonenkrieger
Bestellungen bitte nicht über den Shop, sondern direkt per Mail an: vertrieb@asianfilmnetwork.com
Es ist nur eine Bestellung per Vorauskasse möglich.
Bitte auf folgendes Konto überweisen:
Kto.-Inhaber: AFN OHG
Kto.-Nr: 2051357
Blz: 37070024
Bank: Deutsche Bank AG
IBAN DE38370700240205135700
BIC / SWIFT-Code DEUTDEDBKOE
Der Versand erfolgt innerhalb drei Werktage nach Zahlungseingang
Viel Spaß beim Bestellen und bitte weitersagen
Das Angebot gilt nur, so lange der Vorrat reicht.
Gruß
Euer AFN Team
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Herzlichen Dank!
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Thema: TV-Tipps
29. Juli 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Dass sich durch gezielte und konsequente Programmierung mit etwas erzieherischem Gestus auch bislang sträflich übersehene oder sich weitgehend in Spezialistenkreisen abspielende Filmkulturen auf breiter Basis erschließen lassen, hatte RTL2 im vergangenen Jahr am Beispiel Bollywood bewiesen. Seitdem dort an prominenter Stelle und mit viel Werbung angepriesen einige jüngere Vertreter des populären indischen Kinos zu sehen waren, fliegen einem die von Rapid Eye Movies herausgegebenen BollyDVDs nur so um die Ohren und erfreulicherweise platzieren sie sich auch noch regelmäßig auf den höheren Rängen der Verkaufscharts. Schade vielleicht alleine, dass Bollywood weitgehend auf DVD und nur zu selten im Kino stattfindet - aber vielleicht wird das ja noch.
Ob eine nun still und heimlich programmierte ZDF-Reihe zum allgemein asiatischen Kino (das meint in diesem Falle die üblichen Verdächtigen, also Hongkong, Japan, China und Korea) ähnliche Resultate zeitigen wird, bleibt abzuwarten. Die Voraussetzungen sind vielleicht nicht die schlechtesten: Wie eine verantwortliche Redakteurin gerade im Gespräch auf DeutschlandradioKultur Auskunft gab, hatte man als vierköpfiges Team in zwei Jahren über 200 Filme für die Reihe gesichtet und aus diesen eine kleine Handvoll ausgewählt. Dies weckt Hoffnungen, welche die Filmauswahl jedoch, soviel sei schon verraten, letzten Endes nicht recht erfüllt. Jedenfalls, heute abend um 23:00 war der Beginn der auf 10 Filme angelegten Reihe und leider zeigte man zu diesem Zweck nun aber ausgerechnet erst mal Rumble in the Bronx mit Jackie Chan, der nun eher ein auf den Westen zugeschnittenes Klischeebild eines Hongkongfilms darstellt, darüber hinaus hinreichend bekannt ist und schon sehr oft im TV gezeigt wurde. Kein gelungener Einstieg, ehrlich gesagt, zumal wenn man auf die Reihe überhaupt erst aufmerksam machen will.
Diese geht so richtig überhaupt erst im August los, dann aber sehr schubweise. Erfreulicherweise handelt es sich bei den meisten um deutsche Erstausstrahlungen. Die Filme und ihre Termine im Einzelnen:
4. August, 23.00 Uhr:
Jagd am Limit (=Tube; Südkorea 1995) [Programmtext]
6. August, 23.20 Uhr:
Nur der Tod ist kälter (=Whiteout, Japan 2000) [Programmtext]
12. August, 22.45 Uhr:
Der Fluch des dunklen Sees (=The Legend of the Evil Lake, Südkorea 2003) [Programmtext]
13. August, 23.55 Uhr:
Showdown in Seoul (=Seoul, Japan 2002) [Programmtext]
19. August, 22.45 Uhr:
Infernal Affairs - Die achte Hölle (Hongkong 2002) [Programmtext]
20. August, 23.50 Uhr:
Infernal Affairs - Abstieg in die achte Hölle (=Infernal Affairs 2, Hongkong 2003) [Programmtext]
26. August, 22.50 Uhr:
Ein heldenhaftes Duo (=Heroic Duo, Hongkong 2003) Programmtext]
27. August, 23.50 Uhr:
Das Geheimnis des Meisters (=Bichunmoo, Südkorea / VR China 2000) [Programmtext]
27. August, 01.35 Uhr:
The East is Red - Die Rache des Meisters (=China Swordsman 2, Hongkong 1993) [Programmtext]
Weiterhin bietet die Website des Senders einen allgemeinen Überblick über das asiatische Kino, sowie Specials zu Südkorea, Hongkong und Japan. Jeweils keine sonderlich tiefgründigen Texte, aber zumal für Neulinge als erster Kompass sicherlich erst mal brauchbar.
Zur Reihe selbst: Ich bin eher etwas zwiegespalten. Der eingangs erwähnte Aufwand - 200 Filme in 2 Jahren - ist zunächst einmal enorm und sollte deshalb auch eigentlich in einer besser zusammengestellten Reihe resultieren. Dabei ist diese an und für sich zunächst nicht unbedingt verkehrt, letzten Endes wirkt sie aber doch nur wie aus der Videothek an der nächsten Ecke zusammengestellt: In der Tat sind nahezu alle Filme, zum Teil auch schon seit einiger Zeit, in Deutschland auf DVD erhältlich. Mit dem auf DeutschlandradioKultur vollmundig verkündetem Anspruch, Filme zu zeigen, die nicht exportiert würden, lässt sich dies nur mit einiger Verrenkung unter konsequenter Nicht-Beachtung des allerdings boomenden hiesigen DVD-Sektors in Einklang bringen - und oft genug ist es eben (wie sich auch, zumindest ein klein wenig an der Reihe selbst nachvollziehen lässt) doch auch nur das sichere Geschäft, das als Lizenz eingekauft und via DVD importiert wird. Die hiesigen DVD-Anbieter dürfte diese Werbung zwar freuen (und es würde doch sehr mit dem Teufel zugehen, wenn man bei der Zusammenstellung nicht einen guten Draht zu den einzelnen Firmen gehabt hätte...), aber etwas mehr Wagemut zum bislang wirklich noch nicht Erschlossenen wäre doch einfach auch sehr schön gewesen.
Andererseits: Den Plänen der DVD-Anbieter dürfte es arg zuwider laufen, dass man dann doch nicht von der typisch deutschen Unsitte ablassen konnte, den Filmen irgendwelche germanischen Fantasienamen aufzudrücken. Nur der Tod ist kälter, soviel Groschenheft-Vagabundentum hat man seit den seligen Italowesternzeiten in der hiesigen Verleihtitelgebung nicht mehr erleben dürfen. Und wer sich von Bichunmoo begeistert zeigt, wird bei Amazon schnell enttäuscht werden: Zwar gibt es eine deutsche DVD des Films, doch da diese sinnigerweise unter dem internationalen Verleihtitel angeboten wird, dürfte der unbedarfte Eintippe der Wörter "Geheimnis des Meisters" schwer enttäuscht werden - auch vom üblichen Media-Markt-Nixmerker dürfte kaum zu erwarten sein, dass er ob dieser Titelanfrage umgehend die dazu passende DVD aus dem Regal fischt.
Ärgerlich letzten Endes auch das Zeitfenster. Im Radio kündigte besagte Redakteurin stolz an, die Filme würden zu recht normalen Zeiten gezeigt. 23 bis 24 Uhr mag für eine Kulturredaktion, die zwei Jahre lang dafür bezahlt wird, asiatische Filme zu sichten, eine normale Zeit sein - für mich selbst entspricht das vom Gefühl her "später Nachmittag" -, für den normalen Zuschauer hingegen ist um die Zeit mal eher schon allgemeiner Sendeschluß angesagt. Warum ein derart engagiertes Projekt keinen Posten in der Prime Time zugewiesen bekommt, ist mir ehrlich gesagt schlicht nicht begreiflich. Um diese Uhrzeit schalten höchstens die sowieso schon kundigen Spezialisten ein und dazu noch im einstelligen Prozentbereich ein paar interessierte Wagemutige.
Wie auch immer. Grundsätzlich ist ein solches Engagement überhaupt erst einmal zu loben, sicher. Dass ein paar Leute im besten Sinne hängen bleiben, wäre wünschenswert. Den üblicherweise eher in kleineren Seen fischenden Lizenzeinkäufer unter den DVD-Anbietern, die asiatisches Kino in ihrem Programm berücksichtigen, ist eine kleine Sales-Spritze natürlich nur zu gönnen. Es ist nur, ach, ... ... zwei Jahre Aufwand, und am Ende ist die Schnittmenge doch nur bloß ein Stapel DVDs aus der nächsten Videothek. Das schmeckt schon nach ungenutzter Gelegenheit, eigentlich.
Trotzdem: Allen Interessierten und Neulingen in Sachen Asien: Viel Spaß beim Entdecken!
Ob eine nun still und heimlich programmierte ZDF-Reihe zum allgemein asiatischen Kino (das meint in diesem Falle die üblichen Verdächtigen, also Hongkong, Japan, China und Korea) ähnliche Resultate zeitigen wird, bleibt abzuwarten. Die Voraussetzungen sind vielleicht nicht die schlechtesten: Wie eine verantwortliche Redakteurin gerade im Gespräch auf DeutschlandradioKultur Auskunft gab, hatte man als vierköpfiges Team in zwei Jahren über 200 Filme für die Reihe gesichtet und aus diesen eine kleine Handvoll ausgewählt. Dies weckt Hoffnungen, welche die Filmauswahl jedoch, soviel sei schon verraten, letzten Endes nicht recht erfüllt. Jedenfalls, heute abend um 23:00 war der Beginn der auf 10 Filme angelegten Reihe und leider zeigte man zu diesem Zweck nun aber ausgerechnet erst mal Rumble in the Bronx mit Jackie Chan, der nun eher ein auf den Westen zugeschnittenes Klischeebild eines Hongkongfilms darstellt, darüber hinaus hinreichend bekannt ist und schon sehr oft im TV gezeigt wurde. Kein gelungener Einstieg, ehrlich gesagt, zumal wenn man auf die Reihe überhaupt erst aufmerksam machen will.
Diese geht so richtig überhaupt erst im August los, dann aber sehr schubweise. Erfreulicherweise handelt es sich bei den meisten um deutsche Erstausstrahlungen. Die Filme und ihre Termine im Einzelnen:
4. August, 23.00 Uhr:
Jagd am Limit (=Tube; Südkorea 1995) [Programmtext]
6. August, 23.20 Uhr:
Nur der Tod ist kälter (=Whiteout, Japan 2000) [Programmtext]
12. August, 22.45 Uhr:
Der Fluch des dunklen Sees (=The Legend of the Evil Lake, Südkorea 2003) [Programmtext]
13. August, 23.55 Uhr:
Showdown in Seoul (=Seoul, Japan 2002) [Programmtext]
19. August, 22.45 Uhr:
Infernal Affairs - Die achte Hölle (Hongkong 2002) [Programmtext]
20. August, 23.50 Uhr:
Infernal Affairs - Abstieg in die achte Hölle (=Infernal Affairs 2, Hongkong 2003) [Programmtext]
26. August, 22.50 Uhr:
Ein heldenhaftes Duo (=Heroic Duo, Hongkong 2003) Programmtext]
27. August, 23.50 Uhr:
Das Geheimnis des Meisters (=Bichunmoo, Südkorea / VR China 2000) [Programmtext]
27. August, 01.35 Uhr:
The East is Red - Die Rache des Meisters (=China Swordsman 2, Hongkong 1993) [Programmtext]
Weiterhin bietet die Website des Senders einen allgemeinen Überblick über das asiatische Kino, sowie Specials zu Südkorea, Hongkong und Japan. Jeweils keine sonderlich tiefgründigen Texte, aber zumal für Neulinge als erster Kompass sicherlich erst mal brauchbar.
Zur Reihe selbst: Ich bin eher etwas zwiegespalten. Der eingangs erwähnte Aufwand - 200 Filme in 2 Jahren - ist zunächst einmal enorm und sollte deshalb auch eigentlich in einer besser zusammengestellten Reihe resultieren. Dabei ist diese an und für sich zunächst nicht unbedingt verkehrt, letzten Endes wirkt sie aber doch nur wie aus der Videothek an der nächsten Ecke zusammengestellt: In der Tat sind nahezu alle Filme, zum Teil auch schon seit einiger Zeit, in Deutschland auf DVD erhältlich. Mit dem auf DeutschlandradioKultur vollmundig verkündetem Anspruch, Filme zu zeigen, die nicht exportiert würden, lässt sich dies nur mit einiger Verrenkung unter konsequenter Nicht-Beachtung des allerdings boomenden hiesigen DVD-Sektors in Einklang bringen - und oft genug ist es eben (wie sich auch, zumindest ein klein wenig an der Reihe selbst nachvollziehen lässt) doch auch nur das sichere Geschäft, das als Lizenz eingekauft und via DVD importiert wird. Die hiesigen DVD-Anbieter dürfte diese Werbung zwar freuen (und es würde doch sehr mit dem Teufel zugehen, wenn man bei der Zusammenstellung nicht einen guten Draht zu den einzelnen Firmen gehabt hätte...), aber etwas mehr Wagemut zum bislang wirklich noch nicht Erschlossenen wäre doch einfach auch sehr schön gewesen.
Andererseits: Den Plänen der DVD-Anbieter dürfte es arg zuwider laufen, dass man dann doch nicht von der typisch deutschen Unsitte ablassen konnte, den Filmen irgendwelche germanischen Fantasienamen aufzudrücken. Nur der Tod ist kälter, soviel Groschenheft-Vagabundentum hat man seit den seligen Italowesternzeiten in der hiesigen Verleihtitelgebung nicht mehr erleben dürfen. Und wer sich von Bichunmoo begeistert zeigt, wird bei Amazon schnell enttäuscht werden: Zwar gibt es eine deutsche DVD des Films, doch da diese sinnigerweise unter dem internationalen Verleihtitel angeboten wird, dürfte der unbedarfte Eintippe der Wörter "Geheimnis des Meisters" schwer enttäuscht werden - auch vom üblichen Media-Markt-Nixmerker dürfte kaum zu erwarten sein, dass er ob dieser Titelanfrage umgehend die dazu passende DVD aus dem Regal fischt.
Ärgerlich letzten Endes auch das Zeitfenster. Im Radio kündigte besagte Redakteurin stolz an, die Filme würden zu recht normalen Zeiten gezeigt. 23 bis 24 Uhr mag für eine Kulturredaktion, die zwei Jahre lang dafür bezahlt wird, asiatische Filme zu sichten, eine normale Zeit sein - für mich selbst entspricht das vom Gefühl her "später Nachmittag" -, für den normalen Zuschauer hingegen ist um die Zeit mal eher schon allgemeiner Sendeschluß angesagt. Warum ein derart engagiertes Projekt keinen Posten in der Prime Time zugewiesen bekommt, ist mir ehrlich gesagt schlicht nicht begreiflich. Um diese Uhrzeit schalten höchstens die sowieso schon kundigen Spezialisten ein und dazu noch im einstelligen Prozentbereich ein paar interessierte Wagemutige.
Wie auch immer. Grundsätzlich ist ein solches Engagement überhaupt erst einmal zu loben, sicher. Dass ein paar Leute im besten Sinne hängen bleiben, wäre wünschenswert. Den üblicherweise eher in kleineren Seen fischenden Lizenzeinkäufer unter den DVD-Anbietern, die asiatisches Kino in ihrem Programm berücksichtigen, ist eine kleine Sales-Spritze natürlich nur zu gönnen. Es ist nur, ach, ... ... zwei Jahre Aufwand, und am Ende ist die Schnittmenge doch nur bloß ein Stapel DVDs aus der nächsten Videothek. Das schmeckt schon nach ungenutzter Gelegenheit, eigentlich.
Trotzdem: Allen Interessierten und Neulingen in Sachen Asien: Viel Spaß beim Entdecken!
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Thema: Filmtagebuch
27.07.2005, UFA Palast Kosmos; Inhalt.
Aus einem Film mit der fröhlich–sarkastisch geträllerten Zeile So long, so long, so long – and thanks for all the fish! geschmissen zu werden, wenn dies gerade eben in der Tat die (persönlich) letzte Vorführung in einem Kino gewesen ist, das mit Ende des laufenden Geschäftstages den Spielbetrieb einstellt (und das einem, in letzter Zeit, sehr ans Herz, vor allem auch im Sinne von Lebensqualität, gewachsen ist), macht auf seltsame Weise Sinn. Zumal ich dort auch Big Fish von Tim Burton zum ersten Mal gesehen hatte, der mich seinerzeit umgeworfen hatte, weil er alles, was Kino kann und ist, so prägnant auf den Punkt brachte, weil er mich, einmal mehr, wissen ließ, warum das Kino für mich, mit Wiglaf Droste letztens in der taz gesprochen, „ein heiliger Ort“ ist. „So long – and thanks for all the films!“, möchte ich da antworten, eine kleine, verschämte Träne im Augenwinkel. Draußen der vergnügte Sonnenschein – vor dem Gang ins Kino herrschte noch trübe Wolkentristesse – scheint mich auszulachen.
Der Film selbst, der die letzte Begegnung bestimmte, hätte dabei nun sicher etwas besser ausfallen können. Beileibe ist Jennings’ Adaption kein schlechter Film, gewiss nicht, er ist liebevoll gestaltet und vor allem geht er verantwortungsvoll mit der honorigen Vorlage um. Vielleicht kann man von einem Film gewordenen Hitchhiker’s Guide, der natürlich auch meine Jugendtage dereinst versüsst hatte (auch wenn ich nun kein Freund von Physik und dergleichen gewesen bin), auch gar nicht viel mehr erwarten. Dies mag gut sein. Dennoch, die Quirligkeit des Geschehens überträgt sich nicht recht, man schaut zu, beziehungsweise wohnt man eher bei, aber man ist nicht drin. Dies ist schade, aber zu mehr als respektvollem Abnicken hat es in meinem Falle, leider, nicht gereicht.
Es liegt vielleicht an den unterschiedlichen Bedingungen unter der jeweiligen Medialität des Stoffes. Die Literatur (aber auch: Der Comic und mithin das Hörspiel) hat leichtes Spiel, einen diegetischen Raum mit Phantasmen und Gedankenspielen vollzustopfen, ohne in sich zusammenzubrechen, da das ureigene Terrain – Schrift und Sprache – eben nie verlassen wird. Es bedarf dazu auch zunächst keines großen Aufwands, man erinnere sich nur an das recht beschränkte Vokabular, mit dem H.P. Lovecraft seinerzeit und mit einigem Effekt den kosmologischen Schrecken aus der Tiefe des Alls und der Zeit in irdische Keller und Grotten verpflanzte. Film hingegen sieht sich bei solchen Vorhaben besonderen Härten ausgesetzt und kann ein phantastisch aufgeladenes diegetische Gefüge nur mit einigem technischem Mehraufwand leisten, der perfektioniert genug sein muss, um nicht in erster Linie auf die Installiertheit des Geschehens aufmerksam zu machen (besonders trashige Filme, die ihren Produktionsprozess auf diese Weise aufdringlich sichtbar machen, nähern sich deshalb auch schon wieder eher der Avantgarde als dem Trivialen der Groschenheftliteratur an). Douglas Adams hat nun also zunächst einmal keine größeren Probleme, ein, im wahrsten Sinne des Wortes, unwahrscheinliches Geschehen durch allerlei Exkurse und wilde physikalische Spekulationen in eine in sich geschlossene Systematik zu überführen, in der es sich orientieren lässt (auch wenn die nächstgrößere Überraschung immer nur eine Seite weit entfernt liegt, aber auch diese wird sich mit Sicherheit integriert haben lassen). Es ist ja geradewegs ein Merkmal von Adams’ phantastischem Zyklus, dass die Dinge, Erscheinungen und Begebenheiten bei ihm nie nur immer Äußerlichkeit besitzen, sondern ganz im Gegenteil abstrakte Tiefe, Historie, sich durch ein Gebettet-Sein in einem Zusammenhang auszuzeichnen, den Adams, als omni-präsenter und –potenter Erzähler, der das Geschehen immer wieder zwecks Erläuterung verlässt und sich dem Leser zuwendet, nicht müde wird zu schildern und zu kitten.
Auch wenn nun die filmische Adaption sich bemüht, diesem Gestus durch gelegentliche Brüche in der Narration – der (natürlich allerliebst gestaltete) Führer „Per Anhalter durch die Galaxis“ schiebt sich immer mal wieder erläuternd in den Vordergrund – Entsprechung zu leisten, will es ihm eben doch nicht gelingen, adäquat analog zu funktionieren. Er ist, im wesentlichen und über weite Strecken, Darstellung der Abfolge äußerlicher Ereignisse, die alleine schon durch ihre räumlich-physikalische Verhältnisse zueinander in Bewegung geraten. Notgedrungen bleibt da einiges an Gehalt und Relevantem auf der Strecke, denn wenn man Douglas Adams’ Story einfach nur nacherzählt, respektive in diesem Fall: mit sicherlich viel Liebe zum Detail illustriert, kommt dabei vor allem Stückwerk, heilloses Chaos und selbstzweckhafte Skurrilität heraus, die notwendig nur an die leicht dümmliche Konzeption von Trash erinnert, die sich an der Sinnlosigkeit des Dargebotenen schon zufrieden ist (von daher wundert es im übrigen auch keineswegs, dass das hiesige Feuilleton den Film ein wenig krampfhaft in die Nähe von Monty Python zu rücken versuchte, was sich anhand des Films nun allerdings keineswegs nachvollziehen lässt, aber eben auch Monty Python wurde ja hierzulande immer nur als Nonstop-Nonsens-Revue rezipiert und keineswegs als das intellektuell wie künstlerisch durchdachte, hochgradig subversive Projekt, welches das Werk der Briten nun einmal darstellt). So bleiben die Macken der unzähligen, grotesk gestalteten Wesen, die das All in diesem Film beherbergt, eben reine Episode, das Ding mit dem Unwahrscheinlichkeitsantrieb, der im Buch immer wieder aufgegriffen und thematisiert wird, bloßes Fortbewegungsmittel mit teils ins Absurde spielenden Ergebnissen. Er wird eben erklärt, so ein bisschen zumindest, um eine grundsätzliche Bedingung zur Möglichkeit von Flucht in ausweglosen Situationen einigermaßen zu verankern, um dergestalt den Fortgang der Ereignisse gewährleisten zu können. Ein bloßes narrative device, dem aber die Gehirnakrobatik – und damit überhaupt erst das, was bei der Lektüre des Buches noch mit der Zungen schnalzen ließ – abgeht. Dort ist er kniffliges Gedankenspiel, wenn auch an sich unrealistisch, aber von der Idee her brillant, hier nun haben wir einen Grund, das Raumschiff für einen Moment lang als Wollknäuel durchs All treiben zu lassen – ein bloß optischer Gag, weil es eben unwahrscheinlich ist. „Wir haben wieder Normalität erreicht!“ – in der Adaption klingt das nur schräg, bedeutet aber nichts.
Wobei dies nun vernichtender klingt als der Film es eigentlich verdient hat. Er hat gewiss schöne Momente – eben jener mit dem Wollknäuel etwa führt immerhin dazu, dass auch im Inneren des Raumschiffs für eine kurze Sequenz lang alles, buchstäblich, gestrickt ist und sich die Figuren per Woll-Animation vor unseren Augen bewegen. Eine Idee zum Küssen! Oder aber die vortreffliche Visualisierung der Planeten-Werkstatt – hier treibt die optische Phantastik wunderbare Blüten, hier entwickelt sich binnen Momenten die ganze Kraft des Films, eben in der Äußerlichkeit, welche die literarische Vorlage eben doch immer nur annäherungsweise implizieren kann. Wir sausen durch einen schier endlosen Raum, überall angefangene Planeten, mögliche Ersatzteillager, Baustellen, Fragmente, ja auch Arbeiter, die emsig ans Werk gehen. Einer streicht noch eben, für Erde 2, die australische Wüste mit dem Farbeimer rot an. Überhaupt hat man sich Mühe gegeben, die Gestaltung ganz im Sinne der Vorlage zu leisten – und trifft deren Duktus oft ziemlich gut.

Auch für Freunde der alten TV-Serie gibt es ein klein wenig Zucker für die Seele. So taucht beispielsweise die liebgewonnene, ungelenk spielfigurartige Roboterfigur des depressiven Marvin aus der Serie hier nun als Statist im Bild auf. Der filmeigene Marvin hingegen, futuristisch wie ein Kolani-Computer anzusehen, gibt bloß mehr einen Sprücheklopfer ab, dessen Tag das heute (und gestern und morgen) schlicht nicht ist. Nur die Grille eines Programmierers, könnte man meinen, eine eben wunderliche Begebenheit, von der allerdings, außer im Präsentieren ihrer selbst, kaum Gewinn geschlagen wird.
Leider gehen besagte Glanzmomente unter im Trubel und in der Hektik anderer, weniger gelungener Episoden, die eben, von der Komplexität der Gedankenzwickereien und –saltos, die das Buch absatzweise durchführt, weitgehend befreit, zu bloßen Revuenummern verkommen. Diese stehen im Ganzen des Filmes oft befremdlich nebeneinander, finden aber kaum zueinander. Der Film betont den Trash- und Campappeal der Vorlage, lässt alles freakig erscheinen, belässt es aber bei einer Bebilderung, und schafft eben die Entsprechung nicht. Man wohnt bei, schaut nur zu. Drin ist man nicht. Und in diesem Kino hier auch nicht mehr - so long!
imdb ~ filmz.de ~ angelaufen.de ~ offizielle website
Douglas Adams: wikipedia ~ offizielle website
Aus einem Film mit der fröhlich–sarkastisch geträllerten Zeile So long, so long, so long – and thanks for all the fish! geschmissen zu werden, wenn dies gerade eben in der Tat die (persönlich) letzte Vorführung in einem Kino gewesen ist, das mit Ende des laufenden Geschäftstages den Spielbetrieb einstellt (und das einem, in letzter Zeit, sehr ans Herz, vor allem auch im Sinne von Lebensqualität, gewachsen ist), macht auf seltsame Weise Sinn. Zumal ich dort auch Big Fish von Tim Burton zum ersten Mal gesehen hatte, der mich seinerzeit umgeworfen hatte, weil er alles, was Kino kann und ist, so prägnant auf den Punkt brachte, weil er mich, einmal mehr, wissen ließ, warum das Kino für mich, mit Wiglaf Droste letztens in der taz gesprochen, „ein heiliger Ort“ ist. „So long – and thanks for all the films!“, möchte ich da antworten, eine kleine, verschämte Träne im Augenwinkel. Draußen der vergnügte Sonnenschein – vor dem Gang ins Kino herrschte noch trübe Wolkentristesse – scheint mich auszulachen.
Der Film selbst, der die letzte Begegnung bestimmte, hätte dabei nun sicher etwas besser ausfallen können. Beileibe ist Jennings’ Adaption kein schlechter Film, gewiss nicht, er ist liebevoll gestaltet und vor allem geht er verantwortungsvoll mit der honorigen Vorlage um. Vielleicht kann man von einem Film gewordenen Hitchhiker’s Guide, der natürlich auch meine Jugendtage dereinst versüsst hatte (auch wenn ich nun kein Freund von Physik und dergleichen gewesen bin), auch gar nicht viel mehr erwarten. Dies mag gut sein. Dennoch, die Quirligkeit des Geschehens überträgt sich nicht recht, man schaut zu, beziehungsweise wohnt man eher bei, aber man ist nicht drin. Dies ist schade, aber zu mehr als respektvollem Abnicken hat es in meinem Falle, leider, nicht gereicht.Es liegt vielleicht an den unterschiedlichen Bedingungen unter der jeweiligen Medialität des Stoffes. Die Literatur (aber auch: Der Comic und mithin das Hörspiel) hat leichtes Spiel, einen diegetischen Raum mit Phantasmen und Gedankenspielen vollzustopfen, ohne in sich zusammenzubrechen, da das ureigene Terrain – Schrift und Sprache – eben nie verlassen wird. Es bedarf dazu auch zunächst keines großen Aufwands, man erinnere sich nur an das recht beschränkte Vokabular, mit dem H.P. Lovecraft seinerzeit und mit einigem Effekt den kosmologischen Schrecken aus der Tiefe des Alls und der Zeit in irdische Keller und Grotten verpflanzte. Film hingegen sieht sich bei solchen Vorhaben besonderen Härten ausgesetzt und kann ein phantastisch aufgeladenes diegetische Gefüge nur mit einigem technischem Mehraufwand leisten, der perfektioniert genug sein muss, um nicht in erster Linie auf die Installiertheit des Geschehens aufmerksam zu machen (besonders trashige Filme, die ihren Produktionsprozess auf diese Weise aufdringlich sichtbar machen, nähern sich deshalb auch schon wieder eher der Avantgarde als dem Trivialen der Groschenheftliteratur an). Douglas Adams hat nun also zunächst einmal keine größeren Probleme, ein, im wahrsten Sinne des Wortes, unwahrscheinliches Geschehen durch allerlei Exkurse und wilde physikalische Spekulationen in eine in sich geschlossene Systematik zu überführen, in der es sich orientieren lässt (auch wenn die nächstgrößere Überraschung immer nur eine Seite weit entfernt liegt, aber auch diese wird sich mit Sicherheit integriert haben lassen). Es ist ja geradewegs ein Merkmal von Adams’ phantastischem Zyklus, dass die Dinge, Erscheinungen und Begebenheiten bei ihm nie nur immer Äußerlichkeit besitzen, sondern ganz im Gegenteil abstrakte Tiefe, Historie, sich durch ein Gebettet-Sein in einem Zusammenhang auszuzeichnen, den Adams, als omni-präsenter und –potenter Erzähler, der das Geschehen immer wieder zwecks Erläuterung verlässt und sich dem Leser zuwendet, nicht müde wird zu schildern und zu kitten.
Auch wenn nun die filmische Adaption sich bemüht, diesem Gestus durch gelegentliche Brüche in der Narration – der (natürlich allerliebst gestaltete) Führer „Per Anhalter durch die Galaxis“ schiebt sich immer mal wieder erläuternd in den Vordergrund – Entsprechung zu leisten, will es ihm eben doch nicht gelingen, adäquat analog zu funktionieren. Er ist, im wesentlichen und über weite Strecken, Darstellung der Abfolge äußerlicher Ereignisse, die alleine schon durch ihre räumlich-physikalische Verhältnisse zueinander in Bewegung geraten. Notgedrungen bleibt da einiges an Gehalt und Relevantem auf der Strecke, denn wenn man Douglas Adams’ Story einfach nur nacherzählt, respektive in diesem Fall: mit sicherlich viel Liebe zum Detail illustriert, kommt dabei vor allem Stückwerk, heilloses Chaos und selbstzweckhafte Skurrilität heraus, die notwendig nur an die leicht dümmliche Konzeption von Trash erinnert, die sich an der Sinnlosigkeit des Dargebotenen schon zufrieden ist (von daher wundert es im übrigen auch keineswegs, dass das hiesige Feuilleton den Film ein wenig krampfhaft in die Nähe von Monty Python zu rücken versuchte, was sich anhand des Films nun allerdings keineswegs nachvollziehen lässt, aber eben auch Monty Python wurde ja hierzulande immer nur als Nonstop-Nonsens-Revue rezipiert und keineswegs als das intellektuell wie künstlerisch durchdachte, hochgradig subversive Projekt, welches das Werk der Briten nun einmal darstellt). So bleiben die Macken der unzähligen, grotesk gestalteten Wesen, die das All in diesem Film beherbergt, eben reine Episode, das Ding mit dem Unwahrscheinlichkeitsantrieb, der im Buch immer wieder aufgegriffen und thematisiert wird, bloßes Fortbewegungsmittel mit teils ins Absurde spielenden Ergebnissen. Er wird eben erklärt, so ein bisschen zumindest, um eine grundsätzliche Bedingung zur Möglichkeit von Flucht in ausweglosen Situationen einigermaßen zu verankern, um dergestalt den Fortgang der Ereignisse gewährleisten zu können. Ein bloßes narrative device, dem aber die Gehirnakrobatik – und damit überhaupt erst das, was bei der Lektüre des Buches noch mit der Zungen schnalzen ließ – abgeht. Dort ist er kniffliges Gedankenspiel, wenn auch an sich unrealistisch, aber von der Idee her brillant, hier nun haben wir einen Grund, das Raumschiff für einen Moment lang als Wollknäuel durchs All treiben zu lassen – ein bloß optischer Gag, weil es eben unwahrscheinlich ist. „Wir haben wieder Normalität erreicht!“ – in der Adaption klingt das nur schräg, bedeutet aber nichts.
Wobei dies nun vernichtender klingt als der Film es eigentlich verdient hat. Er hat gewiss schöne Momente – eben jener mit dem Wollknäuel etwa führt immerhin dazu, dass auch im Inneren des Raumschiffs für eine kurze Sequenz lang alles, buchstäblich, gestrickt ist und sich die Figuren per Woll-Animation vor unseren Augen bewegen. Eine Idee zum Küssen! Oder aber die vortreffliche Visualisierung der Planeten-Werkstatt – hier treibt die optische Phantastik wunderbare Blüten, hier entwickelt sich binnen Momenten die ganze Kraft des Films, eben in der Äußerlichkeit, welche die literarische Vorlage eben doch immer nur annäherungsweise implizieren kann. Wir sausen durch einen schier endlosen Raum, überall angefangene Planeten, mögliche Ersatzteillager, Baustellen, Fragmente, ja auch Arbeiter, die emsig ans Werk gehen. Einer streicht noch eben, für Erde 2, die australische Wüste mit dem Farbeimer rot an. Überhaupt hat man sich Mühe gegeben, die Gestaltung ganz im Sinne der Vorlage zu leisten – und trifft deren Duktus oft ziemlich gut.

Auch für Freunde der alten TV-Serie gibt es ein klein wenig Zucker für die Seele. So taucht beispielsweise die liebgewonnene, ungelenk spielfigurartige Roboterfigur des depressiven Marvin aus der Serie hier nun als Statist im Bild auf. Der filmeigene Marvin hingegen, futuristisch wie ein Kolani-Computer anzusehen, gibt bloß mehr einen Sprücheklopfer ab, dessen Tag das heute (und gestern und morgen) schlicht nicht ist. Nur die Grille eines Programmierers, könnte man meinen, eine eben wunderliche Begebenheit, von der allerdings, außer im Präsentieren ihrer selbst, kaum Gewinn geschlagen wird.
Leider gehen besagte Glanzmomente unter im Trubel und in der Hektik anderer, weniger gelungener Episoden, die eben, von der Komplexität der Gedankenzwickereien und –saltos, die das Buch absatzweise durchführt, weitgehend befreit, zu bloßen Revuenummern verkommen. Diese stehen im Ganzen des Filmes oft befremdlich nebeneinander, finden aber kaum zueinander. Der Film betont den Trash- und Campappeal der Vorlage, lässt alles freakig erscheinen, belässt es aber bei einer Bebilderung, und schafft eben die Entsprechung nicht. Man wohnt bei, schaut nur zu. Drin ist man nicht. Und in diesem Kino hier auch nicht mehr - so long!
imdb ~ filmz.de ~ angelaufen.de ~ offizielle website
Douglas Adams: wikipedia ~ offizielle website
° ° °
27. Juli 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
http://www.wiederaufbau.udk-berlin.de [via]
Sehr schöne und auch schön gestaltete Website zu moderner Architektur in Berlin. Auch ein kleines Special zum Kosmos - siehe ein paar Einträge weiter unten - ist zu finden, von dort habe ich auch die "Illustration" meines Postings.
Sehr schöne und auch schön gestaltete Website zu moderner Architektur in Berlin. Auch ein kleines Special zum Kosmos - siehe ein paar Einträge weiter unten - ist zu finden, von dort habe ich auch die "Illustration" meines Postings.
° ° °
Thema: Weblogflaneur
26. Juli 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Eigener Auskunft nach "the world's greatest comic blogazine": Dial B for Blog, mit vor allem grafisch reizvollen Inhalten. [via]
° ° °
Thema: Berliner Filmgeschehen
Normalerweise ist Jan Schulz-Ojala vom Tagesspiegel nicht so recht mein Fall, aber heute hat er einen schönen Text zur bevorstehenden Schließung des traditionsreichen UFA-Palast Kosmos am Donnerstag.
Und ich finde, es ist sehr schade drum. Das Kosmos ist vielleicht das einzige Multiplex der Stadt mit Herz (15 gibt es, laut Schulz-Ojala, noch, doch Herz war dort bislang nicht auszumachen, reine Bedien- und Abfertigungsmaschinerien halt, von zumeist recht zweifelhafter Architektur - geradewegs gewarnt werden muss vor dem Cubix am Alexanderplatz, wo nicht nur das Publikum Kino regelmäßig mit McDonald's zu verwechseln scheint, ich kann mich auch keiner Vorführung entsinnen, die seitens der Technik nicht irgendwie verpatzt worden wäre). Hervorzuheben ist auch die günstige Preiskonzeption (Unker, die nun meinen, daran würde es wohl gelegen haben, mögen innehalten und versichert sein, dass einem "normalpreisigen" Multiplex in Berlin-Friedrichshain eine noch kürzere Lebensspanne vergönnt gewesen wäre), die vergleichsweise recht imposante Programmzusammenstellung (ein Multiplex, das Arthaus spielt, regelmäßig sogar vor allen Dingen), die neueste Technik im Saal (Flimmer-Kino-Nostalgie ist die eine Sache, aber Kino ist, für mich, immer auch die Geschichte vom technisch derzeit Machbaren) und nicht zuletzt die direkte Laufnähe zu meiner Wohnung: Ich ging gerne - und oft genug sehr spontan - an ansonsten leeren Nachmittagen dorthin, um für wenig Geld auf sehr großer Leinwand und mit viel Technik drumherum die neuesten Blockbuster mitzunehmen ohne auf nerviges Publikum oder schrabbelige Vorführbedingungen angewiesen zu sein.
Ja, so ein bisschen war das Kosmos - für mich - schon wie ein outgesourctes Heimkino. Eine Art verlängertes Wohnzimmer - schnell erreichbar, nachmittags eher für mich als für die große Masse (wie das Kosmos überhaupt für mich eher ein Kino der Privatvorführung war) und, in jeder Hinsicht, leicht verfügbar, leistbar.
Ich werde es vermissen. Beim hässlichen (und trefflich von Schulz-Ojala beschriebenen) UCI, nur ein paar hundert Meter weiter, mit seinem durchproletisierten Publikum käme mir dies nicht in den Sinn.

Und ich finde, es ist sehr schade drum. Das Kosmos ist vielleicht das einzige Multiplex der Stadt mit Herz (15 gibt es, laut Schulz-Ojala, noch, doch Herz war dort bislang nicht auszumachen, reine Bedien- und Abfertigungsmaschinerien halt, von zumeist recht zweifelhafter Architektur - geradewegs gewarnt werden muss vor dem Cubix am Alexanderplatz, wo nicht nur das Publikum Kino regelmäßig mit McDonald's zu verwechseln scheint, ich kann mich auch keiner Vorführung entsinnen, die seitens der Technik nicht irgendwie verpatzt worden wäre). Hervorzuheben ist auch die günstige Preiskonzeption (Unker, die nun meinen, daran würde es wohl gelegen haben, mögen innehalten und versichert sein, dass einem "normalpreisigen" Multiplex in Berlin-Friedrichshain eine noch kürzere Lebensspanne vergönnt gewesen wäre), die vergleichsweise recht imposante Programmzusammenstellung (ein Multiplex, das Arthaus spielt, regelmäßig sogar vor allen Dingen), die neueste Technik im Saal (Flimmer-Kino-Nostalgie ist die eine Sache, aber Kino ist, für mich, immer auch die Geschichte vom technisch derzeit Machbaren) und nicht zuletzt die direkte Laufnähe zu meiner Wohnung: Ich ging gerne - und oft genug sehr spontan - an ansonsten leeren Nachmittagen dorthin, um für wenig Geld auf sehr großer Leinwand und mit viel Technik drumherum die neuesten Blockbuster mitzunehmen ohne auf nerviges Publikum oder schrabbelige Vorführbedingungen angewiesen zu sein.
Ja, so ein bisschen war das Kosmos - für mich - schon wie ein outgesourctes Heimkino. Eine Art verlängertes Wohnzimmer - schnell erreichbar, nachmittags eher für mich als für die große Masse (wie das Kosmos überhaupt für mich eher ein Kino der Privatvorführung war) und, in jeder Hinsicht, leicht verfügbar, leistbar.
Ich werde es vermissen. Beim hässlichen (und trefflich von Schulz-Ojala beschriebenen) UCI, nur ein paar hundert Meter weiter, mit seinem durchproletisierten Publikum käme mir dies nicht in den Sinn.

° ° °
Thema: Blaetterrauschen
° ° °
Thema: Filmtagebuch
25. Juli 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
im Heimkino gesehen
Das Leben in diesem Kaff, irgendwo in Venezuela, nicht lange nach dem zweiten Weltkrieg, ist soviel wert wie ein bisschen Schweiß und Fliegendreck. Die auf der Suche nach Geld und Freiheit hier elend gestrandeten paar Existenzen aus Europa sind den Bewohnern selbst schon lästig wie die Fliegen. Hier ist der Ort, an dem das Gewebe der alten Träume erbarmungslos enttarnt wird: Ein bisschen schaler Restalk auf dem Boden eines schmierigen Glases und der Kredit in der Schenke ist auch schon längst aufgebraucht. Es sei denn, man ist neu hier und trägt Anzug, dann kommen die Stiefellecker und Honigschmierer aus allen Löchern, vielleicht springt ja was dabei heraus. Der erste Fleck auf dem guten Stück Kleidung schließlich lässt auch den Neuen schnell als einen von ihresgleichen erkennbar werden, Gescheiterte, Gefallene allesamt. Hier kommst Du nicht raus, es fehlt am Geld und die Weiber sind auch schon lästig geworden, nur zum Schlagen noch gut. Ein Hundeleben, auf allen vieren kommt sie anfangs angekrochen.
Doch dann brennen die Ölquellen. 500 Kilometer weit weg. Der Plan der Hochmächtigen: Wedelt mit 2000 Dollar, schickt ein paar Lumpen los und lasst sie das Nitroglycerin hinbringen, um die nötige Sprengung vornehmen zu lassen. Nur ein Mörder kommt auf eine solche Idee, und Mörder gibt's hier an jeder Ecke. Doch kein Traum ist so sehr zu Ende geträumt, keine pflastiger Boden hart genug beim Aufprall, um nicht doch noch die Elenden Schlange an der eigenen Schlachtbank stehen zu lassen. 2000 Dollar oder tot - die Wahl fällt leicht in diesem Loch. Zwei LKWs sind bald beladen, vier Wahnsinnige leichter Hand gefunden, man schlägt sich schließlich um einen Posten in diesem Himmelfahrtskommando und bald jeder beschwört, Zeit seines Lebens nichts anderes als Lastkraftwagenfahrer gewesen zu sein. Nur die eigene Großmutter zu verkaufen fiele noch leichter.
Es folgen, nach langer Milieuschilderung, aufreibende, existenzielle Momente. Der vielleicht großartigste: Der alte Mann, der sich reingeschlichen hat, vorher noch der große Aufschneider in der Bar, bekommt es mit der Angst zu tun, die den bereits Gesetzten eigen ist. Als man sich entschließt, einen ungünstigen Felsbrocken zu sprengen und zu diesem Zweck die beiden Wägen etwas abseits postiert, wird diesen Todesmutigen der Wahnsinn der Tat erst bewusst, als die Lunte längst schon Funken versprüht: Was wenn ein Brocken die empfindliche Ladung trifft? Drei sind in Deckung, doch der alte war noch am Wagen und auf ihre Rufe, er solle da weg, reagiert er wie einer, der die Hosen elend gestrichen hat: Er rennt nicht weg, er zittert, zittert am ganzen Leib, so sehr, dass er im Türrahmen mit beiden Händen sich festkrallen muss. Ringsherum um ihn: Die Brocken im Bann der Gravitation. Ein atemloser Moment, der Mensch im Aggregatzustand seiner Gehetztheit: Zur Freiheit verurteilt, den Tod inklusive.
Oder der Moment, als der Alte entschläft, in den Armen des Jüngeren, der nicht müde geworden ist, ihn einen feigen Hund zu nennen. Eine eigentümliche Zärtlichkeit, rührend, aber nicht rührselig, überwältigt nun diesen. Die Feuersbrunst der Quellen heißt sie willkommen, das Ziel ist erreicht, der Alte tot. Ich musste an den Moment in Camus' Die Pest denken, als die beiden Freunde nachts ins Wasser springen und nur der Mond ist über ihnen und für eine kurze Parzelle Zeit scheint alles gut, auch wenn die Melancholie doch nie ganz verloren geht.
Am Ende ist gewiss alles umsonst gewesen. Ein schlechter Scherz, Ironie des Schicksals, ein Augenschlag später alles vorbei, im Taumel des Jubels. 2000 Dollar, ein verflucht billiger Tod. Sie werden es wert sein, ins Gras gebissen zu haben.
imdb ~ senses of cinema
Das Leben in diesem Kaff, irgendwo in Venezuela, nicht lange nach dem zweiten Weltkrieg, ist soviel wert wie ein bisschen Schweiß und Fliegendreck. Die auf der Suche nach Geld und Freiheit hier elend gestrandeten paar Existenzen aus Europa sind den Bewohnern selbst schon lästig wie die Fliegen. Hier ist der Ort, an dem das Gewebe der alten Träume erbarmungslos enttarnt wird: Ein bisschen schaler Restalk auf dem Boden eines schmierigen Glases und der Kredit in der Schenke ist auch schon längst aufgebraucht. Es sei denn, man ist neu hier und trägt Anzug, dann kommen die Stiefellecker und Honigschmierer aus allen Löchern, vielleicht springt ja was dabei heraus. Der erste Fleck auf dem guten Stück Kleidung schließlich lässt auch den Neuen schnell als einen von ihresgleichen erkennbar werden, Gescheiterte, Gefallene allesamt. Hier kommst Du nicht raus, es fehlt am Geld und die Weiber sind auch schon lästig geworden, nur zum Schlagen noch gut. Ein Hundeleben, auf allen vieren kommt sie anfangs angekrochen.
Doch dann brennen die Ölquellen. 500 Kilometer weit weg. Der Plan der Hochmächtigen: Wedelt mit 2000 Dollar, schickt ein paar Lumpen los und lasst sie das Nitroglycerin hinbringen, um die nötige Sprengung vornehmen zu lassen. Nur ein Mörder kommt auf eine solche Idee, und Mörder gibt's hier an jeder Ecke. Doch kein Traum ist so sehr zu Ende geträumt, keine pflastiger Boden hart genug beim Aufprall, um nicht doch noch die Elenden Schlange an der eigenen Schlachtbank stehen zu lassen. 2000 Dollar oder tot - die Wahl fällt leicht in diesem Loch. Zwei LKWs sind bald beladen, vier Wahnsinnige leichter Hand gefunden, man schlägt sich schließlich um einen Posten in diesem Himmelfahrtskommando und bald jeder beschwört, Zeit seines Lebens nichts anderes als Lastkraftwagenfahrer gewesen zu sein. Nur die eigene Großmutter zu verkaufen fiele noch leichter.Es folgen, nach langer Milieuschilderung, aufreibende, existenzielle Momente. Der vielleicht großartigste: Der alte Mann, der sich reingeschlichen hat, vorher noch der große Aufschneider in der Bar, bekommt es mit der Angst zu tun, die den bereits Gesetzten eigen ist. Als man sich entschließt, einen ungünstigen Felsbrocken zu sprengen und zu diesem Zweck die beiden Wägen etwas abseits postiert, wird diesen Todesmutigen der Wahnsinn der Tat erst bewusst, als die Lunte längst schon Funken versprüht: Was wenn ein Brocken die empfindliche Ladung trifft? Drei sind in Deckung, doch der alte war noch am Wagen und auf ihre Rufe, er solle da weg, reagiert er wie einer, der die Hosen elend gestrichen hat: Er rennt nicht weg, er zittert, zittert am ganzen Leib, so sehr, dass er im Türrahmen mit beiden Händen sich festkrallen muss. Ringsherum um ihn: Die Brocken im Bann der Gravitation. Ein atemloser Moment, der Mensch im Aggregatzustand seiner Gehetztheit: Zur Freiheit verurteilt, den Tod inklusive.
Oder der Moment, als der Alte entschläft, in den Armen des Jüngeren, der nicht müde geworden ist, ihn einen feigen Hund zu nennen. Eine eigentümliche Zärtlichkeit, rührend, aber nicht rührselig, überwältigt nun diesen. Die Feuersbrunst der Quellen heißt sie willkommen, das Ziel ist erreicht, der Alte tot. Ich musste an den Moment in Camus' Die Pest denken, als die beiden Freunde nachts ins Wasser springen und nur der Mond ist über ihnen und für eine kurze Parzelle Zeit scheint alles gut, auch wenn die Melancholie doch nie ganz verloren geht.
Am Ende ist gewiss alles umsonst gewesen. Ein schlechter Scherz, Ironie des Schicksals, ein Augenschlag später alles vorbei, im Taumel des Jubels. 2000 Dollar, ein verflucht billiger Tod. Sie werden es wert sein, ins Gras gebissen zu haben.
imdb ~ senses of cinema
° ° °
Thema: Hoerkino
22. Juli 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Es wird mal wieder Zeit für ein Update aus der Sharity-Welt. Neue Weblogs und Sites poppen hervor, man kriegt ja kaum mehr Überblick - und natürlich wird auch viel Ödes, was vielleicht auch zurecht in Flohmarktkisten vergessen worden wäre, über das Internet wieder hochgespült. Wie auch immer, ein paar Fundstücke sind mir in letzter Zeit aufgefallen, die einen Klick lohnen könnten. Derselbe ist auf das Cover zu tätigen, um zur Platte selbst zu gelangen.

V.A. - Electronic Music Vol. 4 (1966-67)
Eine wunderschöne Obskurität aus der frühen Zeit elektronischer Musikgestaltung (ja, Gestaltung, vielleicht auch, weil da schon das Design mitschwingt, passt hier, wie überhaupt bei elektronischer Musik, wie ich finde, ganz gut). Im Mittelpunkt dieser Klangexperimente und -collagen stehen die knarzigen Sounds früher Synthesizer, deren akustische Ergebnisse einen auch an die Untermalung von liebgewonnem Science Fiction Cheese der 50er und 60er zu erinnern vermag. In der Tat, weit weg von Barrons Soundtrack zu Forbidden Planet ist man hier nie, auch wenn man gelegentlich ins Dissonante und schlichte Rauschig-Krachige ausbricht. Zu finden bei The Collector, der ohnehin regelmäßig candy auftut.

Tom Hazelton and Gene Ciszek - Explorer (1967)
Album of the Week bei Basic Hip, schnelles Vorbeiklicken also interessenfalls Pflicht. Das Duo ist vielleicht so etwas wie der Vorläufer der begnadeten Aavikko aus heutigen Tagen. Vielleicht ist dies aber auch ein Irrweg. Jedenfalls, Schlagzeug plus ein heute antiquiertes, damals futuristisch anmutendes Orgelinstrument, das allerlei Sounds zum Besten geben konnte. Dass man dies nicht zum avantgardistischen Improvisieren und Erforschen in den Klangraum hinein nutzt (wie eben beim vorangestellten Album), sondern eher die 'heile Welt' der Traditionals und des Easy Listening sucht, mag dabei bezeichnend sein (eint aber letzten Endes wiederum mit besagten Finnen, die das ähnlich sehen, wenn auch völlig anders umsetzen). Weird also, im besten Sinne.

Michel Legrand - A Matter of Innocence (1967)
Space Debris schließlich bietet wie stets ein zwar seltenes, aber geschmackvolles und stilsicheres Update: Ein weiterer Soundtrack von Michel Legrand (den pflichtbewusste Cineasten von den Regenschirmen her kennen). Die imdb bezeichnet A Matter of Innocence als "Romance / Comedy / Drama" und entsprechend fällt auch Legrands musikalische Untermalung aus. Mehr was für verregnete Sonntagnachmittage.

V.A. - Electronic Music Vol. 4 (1966-67)
Eine wunderschöne Obskurität aus der frühen Zeit elektronischer Musikgestaltung (ja, Gestaltung, vielleicht auch, weil da schon das Design mitschwingt, passt hier, wie überhaupt bei elektronischer Musik, wie ich finde, ganz gut). Im Mittelpunkt dieser Klangexperimente und -collagen stehen die knarzigen Sounds früher Synthesizer, deren akustische Ergebnisse einen auch an die Untermalung von liebgewonnem Science Fiction Cheese der 50er und 60er zu erinnern vermag. In der Tat, weit weg von Barrons Soundtrack zu Forbidden Planet ist man hier nie, auch wenn man gelegentlich ins Dissonante und schlichte Rauschig-Krachige ausbricht. Zu finden bei The Collector, der ohnehin regelmäßig candy auftut.

Tom Hazelton and Gene Ciszek - Explorer (1967)
Album of the Week bei Basic Hip, schnelles Vorbeiklicken also interessenfalls Pflicht. Das Duo ist vielleicht so etwas wie der Vorläufer der begnadeten Aavikko aus heutigen Tagen. Vielleicht ist dies aber auch ein Irrweg. Jedenfalls, Schlagzeug plus ein heute antiquiertes, damals futuristisch anmutendes Orgelinstrument, das allerlei Sounds zum Besten geben konnte. Dass man dies nicht zum avantgardistischen Improvisieren und Erforschen in den Klangraum hinein nutzt (wie eben beim vorangestellten Album), sondern eher die 'heile Welt' der Traditionals und des Easy Listening sucht, mag dabei bezeichnend sein (eint aber letzten Endes wiederum mit besagten Finnen, die das ähnlich sehen, wenn auch völlig anders umsetzen). Weird also, im besten Sinne.

Michel Legrand - A Matter of Innocence (1967)
Space Debris schließlich bietet wie stets ein zwar seltenes, aber geschmackvolles und stilsicheres Update: Ein weiterer Soundtrack von Michel Legrand (den pflichtbewusste Cineasten von den Regenschirmen her kennen). Die imdb bezeichnet A Matter of Innocence als "Romance / Comedy / Drama" und entsprechend fällt auch Legrands musikalische Untermalung aus. Mehr was für verregnete Sonntagnachmittage.
° ° °
Thema: Hinweise
20. Juli 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Zweimal Seeßlen - hier und dort- und einmal Naatz (der) beschäftigen sich in der heute erschienenen Ausgabe der Wochenzeitung mit besagtem Thema. In der Printausgabe zusätzlich mit eigens gestaltetem Frontcover und Illustrationen von Andreas Michalke, der das tolle Artige Zeiten macht.° ° °
Thema: Filmtagebuch
18.07., UFA Palast Kosmos; Inhalt.
1987 ist das Jahr, in dem die Superhelden Neurotiker, Selbstzweifler und nicht zuletzt Schauplatz menschlicher Aggregatzustände wurden. Sei es Alan Moores meisterhaftes Comic Watchmen, in dem das Genre selbst weidlich zur Disposition gestellt wird, oder Frank Millers Dark Knight Returns, in dem sich eine medial durchhysterisierte Gesellschaft gegen einen alternden Batman richtet, dessen Dämonen auch in seinen letzten Lebensjahren nicht von ihm ablassen wollen. Comics, die das Superheldengenre aufwerteten und einem breiteren Publikum jenseits pubertärer Jungensfantasien erschlossen. Dass sich dies nicht auch auf die filmischen Adaptionen der modernen Mythen ausgewirkt hätte, wäre glatt gelogen: Tim Burtons Batmanfilme, Ang Lees Hulk, der ohnehin auf noir-esque Düsternis ausgelegte Punisher und gerade erst vor kurzem Christopher Nolans atemberaubender Batman Begins machten sich den in den Vorlagen erlangten Grad an Reflexivität zu Nutze.
In The Fantastic Four ist von jenem Geist nun rein gar nichts mehr zu spüren. Das ohnehin vielleicht albernste Franchise aus dem Hause Marvel entpuppt sich als ein eigentümlich konstruiertes Gebilde, in dem zwischen enervierender Dialoglastigkeit, mit der die Probleme der durch radioaktive Strahlung frisch genveränderten Nunmehr-Superhelden auf ungelenke Art einer unterdurchschnittlichen Soap Opera gewälzt werden, und blödelhafter Clipästhetik für die Generation Klingelton changiert wird, dass selbst noch das letzte bisschen Wohlwollen mit Füßen getreten scheint.
Bemerkenswert ist, wie der Film zu sich selbst stolpert: Die Zahl der Minuten ist noch nicht zweistellig, da liegt das Grundgerüst auch schon vollkommen fertig auf dem Tisch und will eigentlich nur noch mit Fleisch angereichert werden. Stattdessen fallen den Machern immer wieder neue Möglichkeiten ein, wie man das Geschehen ziehen und dehnen kann, als würde man Mr. Fantastics Eigenschaft, sich nach Belieben ausdehnen zu können, dramaturgisch abbilden wollen. Und das steinerne Thing weiß immer noch einen blöderen, unwitzigeren Spruch als den vorangegangenen abzuliefern. Die Probleme – Hilfe, wir sind nun Außenseiter! – werden in Manier von Kinderserien verhandelt. „Anders zu sein heißt nicht, dass man weniger wert ist!“, heißt es an einer Stelle, an der die Augen vom Verdrehen schon deutlich zu schmerzen begonnen haben. Überhaupt ist irgendwie alles richtig wurscht an diesem Film: Alles, was man antippt, wird bald schon wieder stehen gelassen, kein Faden, der verfolgt wird, kein Masterplan, der sich abzeichnet. Flache Charaktere, ein Bösewicht von der Stange, allesamt Knallchargen, die fast ausschließlich aus TV-Serien auf die breite Leinwand gesprungen sind. Ein bisschen Materialschlacht, die formalästhetisch nach biederstem Konzept aufgelöst wurden. Kurzum: Hier wurde nichts gewollt, hier gab es keine Vision, kein Stück Großartigkeit sollte erreicht werden – warum schließlich auch? Der Zuschauer hat immerhin schon gezahlt, und ganz offenkundig nichts anderes stand hier im Vordergrund.
The Fantastic Four ist albern und ungemein öde, ein unsagbar morscher, maroder Film. Er steht für einen infantilen Regress im Superheldenfilm, an dessen Ende nur die Teenage Mutant Hero Turtles aus ihren vergessenen Kanälen hervorspringen können.
imdb ~ offizielle Website ~ filmz.de ~ angelaufen.de
1987 ist das Jahr, in dem die Superhelden Neurotiker, Selbstzweifler und nicht zuletzt Schauplatz menschlicher Aggregatzustände wurden. Sei es Alan Moores meisterhaftes Comic Watchmen, in dem das Genre selbst weidlich zur Disposition gestellt wird, oder Frank Millers Dark Knight Returns, in dem sich eine medial durchhysterisierte Gesellschaft gegen einen alternden Batman richtet, dessen Dämonen auch in seinen letzten Lebensjahren nicht von ihm ablassen wollen. Comics, die das Superheldengenre aufwerteten und einem breiteren Publikum jenseits pubertärer Jungensfantasien erschlossen. Dass sich dies nicht auch auf die filmischen Adaptionen der modernen Mythen ausgewirkt hätte, wäre glatt gelogen: Tim Burtons Batmanfilme, Ang Lees Hulk, der ohnehin auf noir-esque Düsternis ausgelegte Punisher und gerade erst vor kurzem Christopher Nolans atemberaubender Batman Begins machten sich den in den Vorlagen erlangten Grad an Reflexivität zu Nutze.
In The Fantastic Four ist von jenem Geist nun rein gar nichts mehr zu spüren. Das ohnehin vielleicht albernste Franchise aus dem Hause Marvel entpuppt sich als ein eigentümlich konstruiertes Gebilde, in dem zwischen enervierender Dialoglastigkeit, mit der die Probleme der durch radioaktive Strahlung frisch genveränderten Nunmehr-Superhelden auf ungelenke Art einer unterdurchschnittlichen Soap Opera gewälzt werden, und blödelhafter Clipästhetik für die Generation Klingelton changiert wird, dass selbst noch das letzte bisschen Wohlwollen mit Füßen getreten scheint.Bemerkenswert ist, wie der Film zu sich selbst stolpert: Die Zahl der Minuten ist noch nicht zweistellig, da liegt das Grundgerüst auch schon vollkommen fertig auf dem Tisch und will eigentlich nur noch mit Fleisch angereichert werden. Stattdessen fallen den Machern immer wieder neue Möglichkeiten ein, wie man das Geschehen ziehen und dehnen kann, als würde man Mr. Fantastics Eigenschaft, sich nach Belieben ausdehnen zu können, dramaturgisch abbilden wollen. Und das steinerne Thing weiß immer noch einen blöderen, unwitzigeren Spruch als den vorangegangenen abzuliefern. Die Probleme – Hilfe, wir sind nun Außenseiter! – werden in Manier von Kinderserien verhandelt. „Anders zu sein heißt nicht, dass man weniger wert ist!“, heißt es an einer Stelle, an der die Augen vom Verdrehen schon deutlich zu schmerzen begonnen haben. Überhaupt ist irgendwie alles richtig wurscht an diesem Film: Alles, was man antippt, wird bald schon wieder stehen gelassen, kein Faden, der verfolgt wird, kein Masterplan, der sich abzeichnet. Flache Charaktere, ein Bösewicht von der Stange, allesamt Knallchargen, die fast ausschließlich aus TV-Serien auf die breite Leinwand gesprungen sind. Ein bisschen Materialschlacht, die formalästhetisch nach biederstem Konzept aufgelöst wurden. Kurzum: Hier wurde nichts gewollt, hier gab es keine Vision, kein Stück Großartigkeit sollte erreicht werden – warum schließlich auch? Der Zuschauer hat immerhin schon gezahlt, und ganz offenkundig nichts anderes stand hier im Vordergrund.
The Fantastic Four ist albern und ungemein öde, ein unsagbar morscher, maroder Film. Er steht für einen infantilen Regress im Superheldenfilm, an dessen Ende nur die Teenage Mutant Hero Turtles aus ihren vergessenen Kanälen hervorspringen können.
imdb ~ offizielle Website ~ filmz.de ~ angelaufen.de
° ° °
Thema: Filmtagebuch
18. Juli 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
gesehen im Heimkino
1955 war die Welt samt Weltall noch in Ordnung. Der Sputnik-Schock, ausgelöst durch die erfolgte erstmalige Begehung des Weltalls seitens der Sowjetunion, die eine beispielhafte Paranoiawelle in den USA bedingte, lag noch zwei Jahre in der Zukunft und ließ sich noch lange nicht erahnen. Ganz im Gegenteil, Eisenhower gab sich öffentlich noch bester Dinge, dass der erste Satellit im All bereits in absehbarer Zeit Signale in den Westen senden würde. Eine nationale Verfasstheit und ihre Disposition im Wandel, die sich am seinerzeit vor allem im B-Kino sehr populären Science-Fiction-Film ideal nachvollziehen lässt. In Conquest of Space, 1955 entstanden, der ansonsten alle üblichen Erkennungsmerkmale eines Weltallfilms der 50er Jahre mit sich führt (für das farbenfrohe Technicolor konzipierte Plastikbauten im Space Age Look, naive Spezialeffekte und übliche Gruppenkonstitution; kurzum: alles, was diesen knarzigen Filmzusammenhang so herrlich macht), in diesem Film also ist der Weltraum noch ein friedlicher Ort, in dem keine Pappmaché-Wesenheiten auf Unbill aus sind. Die Tiefe des Alls hält noch keine Schrecken – unschwer als Codierung von Sputnik und seinen Implikationen zu erkennen - verborgen, vielmehr stellt sich die Frage, wie und ob der Raum zu kolonisieren sei. Das im Genrefilm grundsätzlich notwendige, ja diesen als solchen geradewegs konstituierende Spannungsverhältnis, aus dem die Narration Dynamik erzielt, findet sich hier noch im Inneren begründet: Fragen der soldatischen wie ethischen Moral vor dem Betritt der unbekannten Tiefe bestimmen maßgeblich die Ereignisse und bilden so die Parabel auf eine Nation, die selbst noch im Zweifel ist, was vom Weltall zu erwarten sei.
Ort des Geschehens ist, zunächst, eine erdnahe Raumstation (die – wenn auch nicht effektästhetisch, so doch zumindest rein konzeptuell – das spätere Space Wheel bei Kubrick vorweg nimmt), auf der eine große Schar Techniker und Wissenschaftler den ersten Flug zum Mond vorbereitet. Damit ist man augenscheinlich schon eine ganze Weile beschäftigt, wie die ersten Szenen - nach pathetischer Vorrede aus dem Off - zeigen: Allerorten herrscht Unlust und Heimweh, ein zwar gestrenger, aber väterlich auftretender General (dessen Sohn in der Tat ebenfalls in der Crew tätig ist und sich prominent mit Zweifeln am Projekt hervortut) mahnt zum Durchhalten und hält die Truppe zusammen. Im Mittelpunkt steht eine Auswahlmannschaft von sechs Mann unterschiedlichster Facon, die seit bereits einem Jahr ein besonderes Training samt zermürbender Pillendiät absolviert. Etwas Abwechslung kommt in den Alltag, als das Ziel der Mission eine Modifikation erfährt: Nun nicht mehr der Trabant der Erde, sondern ihr nächster Nachbar, der Mars, sei in den nächsten Tagen anzuvisieren. Der General stellt ein kleines Team aus seiner Elite-Mannschaft zusammen und lässt das fertiggestellte Raumschiff samt neuen Koordinaten besteigen. Doch die vielen Tage auf dem Weg zum Mars gehen nicht ohne Spuren an dem General vorüber. Dieser blättert in der Bibel, gibt sich geläutert, bleibt im Endeffekt aber doch nur radikalisiert: Die Erde sei des Menschen von Gott zugewiesener Platz im All, das Unternehmen sei Aufbegehr wider den Allmächtigen. Auf dem Mars angekommen, spitzt sich die Lage für die Crew zu: Während draußen die Astronauten damit beschäftigt sind, den Mars als spätere Weizenkammer der Erde urbar zu machen, wagt der fanatisierte General die Sabotage...
Eine vielfältig zusammengesetzte Crew zwischen Zweifel an dem Projekt und Euphorie, mit an Bord der Kalauer schwingende Spaßprolet ohne nennenswerte Sensibilität und Bildung sowie der sorgfältig arbeitende Wissenschaftler-Typus nebst nibelungentreuem Anhänger des Generals, religiöser Fanatismus und pionierartiger Idealismus inklusive: Unschwer ist die Crew als diskursives Spiegelbild der us-amerikanischen Gesellschaft an der Schwelle zum Weltraumzeitalter zu erkennen. Dies macht Conquest of Space in erster Linie als historisches Dokument interessant. Oder vielleicht noch etwas genauer: Als Dokument für die „Diskursphilie“, die das us-amerikanische Kino seit je her und bis heute prägt. Der Freund plastikbunter Genrefilme hat dabei ein wenig das Nachsehen: Stimmt der schöne Technicolor-Vorspann samt pathetischer „Die Welt am Rande ihrer Grenzen!“-Vorrede noch atmosphärisch ein, bestimmen vor allem angestaubte Dialoglastigkeit das weitere Geschehen, das eher an einen Pfadfinderausflug erinnert.
Hie und da gibt es ein paar schöne Außenansichten der Plastikraumschiffe zu sehen, die sich, auf Technicolor gefilmt, sehr schön machen. Aufregend geraten ist die Begegnung mit einem rötlich glühenden Asteroiden; eine Zwischenepisode auf dem langen Weg zum Mars. Auch der rote Planet ist nett, will meinen: sehr künstlich gestaltet und erfreut das solcher Obskuritäten niemals satte Auge. Ansonsten überwiegt, letzten Endes eher zum Nachteil des Filmes, übliche Professionalität in der Inszenierung eines eher kleinen Science-Fiction-Films jener Tage. Weitaus spannender für heutige Interessen sind da die merkwürdigen, ja grobschlächtig gemachten Filme, die das Auge – damals wie heute – mit Farbenfreude und Austattungslaune in Ekstase versetzen wollen.
Nachtrag: Der in Scope gedrehte Filme wurde in einer Fullscreen-Fassung geschaut, vielleicht ging auch deshalb ein wenig Wirkung verloren.
Conquest of Space ist vielleicht einfach nur am falschen Zeitpunkt der Historie entstanden, um vollends zu überzeugen.
1955 war die Welt samt Weltall noch in Ordnung. Der Sputnik-Schock, ausgelöst durch die erfolgte erstmalige Begehung des Weltalls seitens der Sowjetunion, die eine beispielhafte Paranoiawelle in den USA bedingte, lag noch zwei Jahre in der Zukunft und ließ sich noch lange nicht erahnen. Ganz im Gegenteil, Eisenhower gab sich öffentlich noch bester Dinge, dass der erste Satellit im All bereits in absehbarer Zeit Signale in den Westen senden würde. Eine nationale Verfasstheit und ihre Disposition im Wandel, die sich am seinerzeit vor allem im B-Kino sehr populären Science-Fiction-Film ideal nachvollziehen lässt. In Conquest of Space, 1955 entstanden, der ansonsten alle üblichen Erkennungsmerkmale eines Weltallfilms der 50er Jahre mit sich führt (für das farbenfrohe Technicolor konzipierte Plastikbauten im Space Age Look, naive Spezialeffekte und übliche Gruppenkonstitution; kurzum: alles, was diesen knarzigen Filmzusammenhang so herrlich macht), in diesem Film also ist der Weltraum noch ein friedlicher Ort, in dem keine Pappmaché-Wesenheiten auf Unbill aus sind. Die Tiefe des Alls hält noch keine Schrecken – unschwer als Codierung von Sputnik und seinen Implikationen zu erkennen - verborgen, vielmehr stellt sich die Frage, wie und ob der Raum zu kolonisieren sei. Das im Genrefilm grundsätzlich notwendige, ja diesen als solchen geradewegs konstituierende Spannungsverhältnis, aus dem die Narration Dynamik erzielt, findet sich hier noch im Inneren begründet: Fragen der soldatischen wie ethischen Moral vor dem Betritt der unbekannten Tiefe bestimmen maßgeblich die Ereignisse und bilden so die Parabel auf eine Nation, die selbst noch im Zweifel ist, was vom Weltall zu erwarten sei.
Ort des Geschehens ist, zunächst, eine erdnahe Raumstation (die – wenn auch nicht effektästhetisch, so doch zumindest rein konzeptuell – das spätere Space Wheel bei Kubrick vorweg nimmt), auf der eine große Schar Techniker und Wissenschaftler den ersten Flug zum Mond vorbereitet. Damit ist man augenscheinlich schon eine ganze Weile beschäftigt, wie die ersten Szenen - nach pathetischer Vorrede aus dem Off - zeigen: Allerorten herrscht Unlust und Heimweh, ein zwar gestrenger, aber väterlich auftretender General (dessen Sohn in der Tat ebenfalls in der Crew tätig ist und sich prominent mit Zweifeln am Projekt hervortut) mahnt zum Durchhalten und hält die Truppe zusammen. Im Mittelpunkt steht eine Auswahlmannschaft von sechs Mann unterschiedlichster Facon, die seit bereits einem Jahr ein besonderes Training samt zermürbender Pillendiät absolviert. Etwas Abwechslung kommt in den Alltag, als das Ziel der Mission eine Modifikation erfährt: Nun nicht mehr der Trabant der Erde, sondern ihr nächster Nachbar, der Mars, sei in den nächsten Tagen anzuvisieren. Der General stellt ein kleines Team aus seiner Elite-Mannschaft zusammen und lässt das fertiggestellte Raumschiff samt neuen Koordinaten besteigen. Doch die vielen Tage auf dem Weg zum Mars gehen nicht ohne Spuren an dem General vorüber. Dieser blättert in der Bibel, gibt sich geläutert, bleibt im Endeffekt aber doch nur radikalisiert: Die Erde sei des Menschen von Gott zugewiesener Platz im All, das Unternehmen sei Aufbegehr wider den Allmächtigen. Auf dem Mars angekommen, spitzt sich die Lage für die Crew zu: Während draußen die Astronauten damit beschäftigt sind, den Mars als spätere Weizenkammer der Erde urbar zu machen, wagt der fanatisierte General die Sabotage...Eine vielfältig zusammengesetzte Crew zwischen Zweifel an dem Projekt und Euphorie, mit an Bord der Kalauer schwingende Spaßprolet ohne nennenswerte Sensibilität und Bildung sowie der sorgfältig arbeitende Wissenschaftler-Typus nebst nibelungentreuem Anhänger des Generals, religiöser Fanatismus und pionierartiger Idealismus inklusive: Unschwer ist die Crew als diskursives Spiegelbild der us-amerikanischen Gesellschaft an der Schwelle zum Weltraumzeitalter zu erkennen. Dies macht Conquest of Space in erster Linie als historisches Dokument interessant. Oder vielleicht noch etwas genauer: Als Dokument für die „Diskursphilie“, die das us-amerikanische Kino seit je her und bis heute prägt. Der Freund plastikbunter Genrefilme hat dabei ein wenig das Nachsehen: Stimmt der schöne Technicolor-Vorspann samt pathetischer „Die Welt am Rande ihrer Grenzen!“-Vorrede noch atmosphärisch ein, bestimmen vor allem angestaubte Dialoglastigkeit das weitere Geschehen, das eher an einen Pfadfinderausflug erinnert.
Hie und da gibt es ein paar schöne Außenansichten der Plastikraumschiffe zu sehen, die sich, auf Technicolor gefilmt, sehr schön machen. Aufregend geraten ist die Begegnung mit einem rötlich glühenden Asteroiden; eine Zwischenepisode auf dem langen Weg zum Mars. Auch der rote Planet ist nett, will meinen: sehr künstlich gestaltet und erfreut das solcher Obskuritäten niemals satte Auge. Ansonsten überwiegt, letzten Endes eher zum Nachteil des Filmes, übliche Professionalität in der Inszenierung eines eher kleinen Science-Fiction-Films jener Tage. Weitaus spannender für heutige Interessen sind da die merkwürdigen, ja grobschlächtig gemachten Filme, die das Auge – damals wie heute – mit Farbenfreude und Austattungslaune in Ekstase versetzen wollen.
Nachtrag: Der in Scope gedrehte Filme wurde in einer Fullscreen-Fassung geschaut, vielleicht ging auch deshalb ein wenig Wirkung verloren.
Conquest of Space ist vielleicht einfach nur am falschen Zeitpunkt der Historie entstanden, um vollends zu überzeugen.
° ° °
Thema: Kinokultur
17. Juli 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Eine sehr schöne Verbeugung vor dem Programmkino fand sich bereits am 15.07. in der taz von Glossist Wiglaf Droste:
"Out of the Past" läuft im Kino, 1947 von Jacques Tourneur gedreht, mit Robert Mitchum und Jane Greer, ein Film, der niemals alt wird und den man nicht zu oft sehen kann. Mitchum sieht so gut aus, wie ein Mann nur aussehen kann und wie Brad Pitt nie aussehen wird. Der Film läuft im Regenbogenkino in Kreuzberg, einem der letzten Sofakinos, es ist fast eine Privatvorführung für die Süße und mich, nur eine weitere Zuschauerin hat sich noch eingefunden. Wenn die Effizienz- und Entlassungsfirma McKinsey hier ein Gutachten abgäbe, wäre das Regenbogenkino längst geschlossen, und Filme wie "Out of the Past" könnte man sich autistisch auf Video oder DVD ansehen und nicht da, wo man sie sehen muss: im Kino.
Hier im Volltext.
"Out of the Past" läuft im Kino, 1947 von Jacques Tourneur gedreht, mit Robert Mitchum und Jane Greer, ein Film, der niemals alt wird und den man nicht zu oft sehen kann. Mitchum sieht so gut aus, wie ein Mann nur aussehen kann und wie Brad Pitt nie aussehen wird. Der Film läuft im Regenbogenkino in Kreuzberg, einem der letzten Sofakinos, es ist fast eine Privatvorführung für die Süße und mich, nur eine weitere Zuschauerin hat sich noch eingefunden. Wenn die Effizienz- und Entlassungsfirma McKinsey hier ein Gutachten abgäbe, wäre das Regenbogenkino längst geschlossen, und Filme wie "Out of the Past" könnte man sich autistisch auf Video oder DVD ansehen und nicht da, wo man sie sehen muss: im Kino.
Hier im Volltext.
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Thema: Blaetterrauschen
Heute sollte ein Blick in die Printausgabe der Süddeutschen lohnen: Dominik Graf schreibt dort über Nicolas Roegs genialen Horrorfilm Don't Look Now. Online leider nicht abrufbar, außer im kostenpflichtigen E-Paper.
° ° °
Thema: Kinokultur
... auch wenn sie Manifeste schreiben. (oder vielleicht sogar eben drum...).
However, am Rande des sich in Mannheim jüngst gegründet habenden Festival des deutschen Films hat sich eine kleine Schar deutscher Filmschaffender zur Ludwigshafener Position durchgerungen. Das klingt nach Oberhausen, Truffauts Film der Zukunft als ein Werk aus Liebe schwingt mit, ein bisschen hat dies auch das Dogma-95-Feeling: Damals, '95, in Paris, das längst schon legendäre "feuerrote Flugblatt"... Absetzbewegung, Angriff, Vorwärtskommen, Networking! Nicht unbedingt das Schlechteste. The State of Art is on Fire? Eventuell.
Der deutsche Film beitet genügend Reibeflächen, ihn zu attackieren, sich abzusetzen. Was macht nun die Ludwigshafener Position: Sie fordert Kunst. Als ob man Kunst - zumal als Filmschaffender - fordern könnte. Entweder man macht Kunst - oder man macht sie nicht. Sie zu fordern ist aus Perspektive des Schaffenden unsinnig. Nur der künstlerische Film habe ökonomische Perspektive - Bully Herbig, anerkannter Filmkunstschaffender, wird dies bezeugen können. Auch Otto Waalkes, vor Herrn Herbig lange Zeit Rekordhalter in Sachen ökonomisch reizvoller Film aus deutschen Landen, fehlt in keiner Chronik der hiesigen Filmkunst von zeitlosem Charakter.
Und halt der übliche Sermon: "zu Tode stranguliert", "Regeln", "seelenlos", "eigensinnig", "unberechenbar". Der deutsche Film könne soviel sein (wie jeder Film aus anderen Ländern im übrigen auch...), doch werde er künstlich kleingehalten. Die deutschen Filmkünstler - vulgo: die das wohlfeile Dokumente unterzeichnet Habenden - müssen deshalb gestärkt werden. Sie fürchten weder Tod noch Teufel, und die Filmförderung am allerwenigsten.
Wer hindert Euch denn? Technik gibt's für 'nen Appel und ein Ei. Zur Not gebrauchte, überholte. Und eine gute Idee lässt sich kaum aufhalten, wenn man nur davon überzeugt ist. Wenn die Technik dennoch nicht vorhanden ist, experimentiert man eben mit Computerfilm - Flash, etc.: Es liegt doch wirklch alles zum Greifen nah. Aber nein, ihr wollt anerkannte Künstler sein, jene welche im Feuilleton prominent erwähnt, von öffentlicher Hand finanziert werden, weltweit durch die Goethe-Institute tingeln dürfen. Deren Pfründe verteidigt werden, durch vermeintliche Hochwertigkeit - ohne die geht in Deutschlands Kultur bekanntlich gar nichts, egal was für ein edelfedriger Sermon bei rum kommt - legitimiert. Also bitte.
Überhaupt: Kunst. Oh Mann, diese alte - deutsche - Diskussion. Jahrzehntelang sind beschaulich argumentierende Feuilletonisten damit schwanger gegangen. Der Film müsse ja Kunst sein, wenn er etwas sein wolle. Dies also heißt: Kunst von oben, intendierte Kunst. Während man in romantisch versonnener Art vor dem Blatt Papier in Verzückung geriet ob Kunsthaftigkeit manches Gesehenen diskutierte man andernorts schon ganz andere Aspekte von Film. Film ist nunmal Kunst, die Erkenntnis ist banal, das ästhetische Erleben - und dessen Güte - konstituiert sich im Erfahrungshaushalt des Beobachters und dessen Fragen an das Werk. Vergesst doch einfach solch snobistischen Dünkel, von wegen Kunst oder Nicht-Kunst, den ganzen Kram. Die Ludwigshafener Position lässt die Debattenlage um Jahrzehnte zurück regredieren. Sie ist der Ausdruck des üblich protektionistisch gesinnten Deutschen, der sein eigenes Wehleid beklagt und mit dem Finger auf sich zeigt und dabei immer auch die Schicksalsgemeinschaft vor Augen hat. "Der deutsche Film wird Kunst sein oder er wird nicht sein." - man kennt solches Gerede vom Absoluten oder dem Untergang auch aus anderem Zusammenhang, ein altbekanntes Motiv, ungebrochene Tradition.
Herrgottzack. Machen, nicht fordern. Lust am Risiko statt Lamentieren. Unabhängigkeit statt Masterplan. Biss statt Dünkel.
However, am Rande des sich in Mannheim jüngst gegründet habenden Festival des deutschen Films hat sich eine kleine Schar deutscher Filmschaffender zur Ludwigshafener Position durchgerungen. Das klingt nach Oberhausen, Truffauts Film der Zukunft als ein Werk aus Liebe schwingt mit, ein bisschen hat dies auch das Dogma-95-Feeling: Damals, '95, in Paris, das längst schon legendäre "feuerrote Flugblatt"... Absetzbewegung, Angriff, Vorwärtskommen, Networking! Nicht unbedingt das Schlechteste. The State of Art is on Fire? Eventuell.
Der deutsche Film beitet genügend Reibeflächen, ihn zu attackieren, sich abzusetzen. Was macht nun die Ludwigshafener Position: Sie fordert Kunst. Als ob man Kunst - zumal als Filmschaffender - fordern könnte. Entweder man macht Kunst - oder man macht sie nicht. Sie zu fordern ist aus Perspektive des Schaffenden unsinnig. Nur der künstlerische Film habe ökonomische Perspektive - Bully Herbig, anerkannter Filmkunstschaffender, wird dies bezeugen können. Auch Otto Waalkes, vor Herrn Herbig lange Zeit Rekordhalter in Sachen ökonomisch reizvoller Film aus deutschen Landen, fehlt in keiner Chronik der hiesigen Filmkunst von zeitlosem Charakter.
Und halt der übliche Sermon: "zu Tode stranguliert", "Regeln", "seelenlos", "eigensinnig", "unberechenbar". Der deutsche Film könne soviel sein (wie jeder Film aus anderen Ländern im übrigen auch...), doch werde er künstlich kleingehalten. Die deutschen Filmkünstler - vulgo: die das wohlfeile Dokumente unterzeichnet Habenden - müssen deshalb gestärkt werden. Sie fürchten weder Tod noch Teufel, und die Filmförderung am allerwenigsten.
Wer hindert Euch denn? Technik gibt's für 'nen Appel und ein Ei. Zur Not gebrauchte, überholte. Und eine gute Idee lässt sich kaum aufhalten, wenn man nur davon überzeugt ist. Wenn die Technik dennoch nicht vorhanden ist, experimentiert man eben mit Computerfilm - Flash, etc.: Es liegt doch wirklch alles zum Greifen nah. Aber nein, ihr wollt anerkannte Künstler sein, jene welche im Feuilleton prominent erwähnt, von öffentlicher Hand finanziert werden, weltweit durch die Goethe-Institute tingeln dürfen. Deren Pfründe verteidigt werden, durch vermeintliche Hochwertigkeit - ohne die geht in Deutschlands Kultur bekanntlich gar nichts, egal was für ein edelfedriger Sermon bei rum kommt - legitimiert. Also bitte.
Überhaupt: Kunst. Oh Mann, diese alte - deutsche - Diskussion. Jahrzehntelang sind beschaulich argumentierende Feuilletonisten damit schwanger gegangen. Der Film müsse ja Kunst sein, wenn er etwas sein wolle. Dies also heißt: Kunst von oben, intendierte Kunst. Während man in romantisch versonnener Art vor dem Blatt Papier in Verzückung geriet ob Kunsthaftigkeit manches Gesehenen diskutierte man andernorts schon ganz andere Aspekte von Film. Film ist nunmal Kunst, die Erkenntnis ist banal, das ästhetische Erleben - und dessen Güte - konstituiert sich im Erfahrungshaushalt des Beobachters und dessen Fragen an das Werk. Vergesst doch einfach solch snobistischen Dünkel, von wegen Kunst oder Nicht-Kunst, den ganzen Kram. Die Ludwigshafener Position lässt die Debattenlage um Jahrzehnte zurück regredieren. Sie ist der Ausdruck des üblich protektionistisch gesinnten Deutschen, der sein eigenes Wehleid beklagt und mit dem Finger auf sich zeigt und dabei immer auch die Schicksalsgemeinschaft vor Augen hat. "Der deutsche Film wird Kunst sein oder er wird nicht sein." - man kennt solches Gerede vom Absoluten oder dem Untergang auch aus anderem Zusammenhang, ein altbekanntes Motiv, ungebrochene Tradition.
Herrgottzack. Machen, nicht fordern. Lust am Risiko statt Lamentieren. Unabhängigkeit statt Masterplan. Biss statt Dünkel.
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Thema: Kinokultur
10. Juli 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Wer einigermaßen regelmäßig Filme aus Hongkong schaut (zumindest jene before '97) kennt den Effekt vielleicht: Aufgrund der politisch bedingten räumlichen Enge und den infolge nur begrenzten Drehortmöglichkeiten entwickeln die Hongkong-Filme schnell eine Art Topografie, einen durch den Filmkorpus etablierten, hermetischen Geo-Spielraum, an dessen Nahtstellen Filme ineinander umklappen könnten (besonders zu beobachten in den letzten Filmen von Johnnie To, der seine Filme sehr gerne in den Straßen rund um sein Büro erzählt). Auch die klassischen Filme der Shaw Brothers spielen verdächtig häufig vor den selben Bergen, Wäldern und Buchten.
Die Asian Movie Location Database ist nun ein Subprojekt des tollen Asian-Cinema-Zines Illuminated Lantern, in dem besagte Lokalitäten für den Hongkong-Reisenden unter Bezug auf die jeweiligen Filme gesammelt und ausgewiesen werden. [via]
Die Asian Movie Location Database ist nun ein Subprojekt des tollen Asian-Cinema-Zines Illuminated Lantern, in dem besagte Lokalitäten für den Hongkong-Reisenden unter Bezug auf die jeweiligen Filme gesammelt und ausgewiesen werden. [via]
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Thema: FilmKulturMedienwissenschaft
10. Juli 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Auf der Website der Medienwissenschaft Jena gibt es das komplette Script zur Vorlesung 'Der Film der zweiten Moderne?', die Dr. Oliver Fahle dort im Sommersemester 2005 gehalten hat, als Word-Datei zum Download (Direkt-Link, ca. 330 kb).
[gefunden im Sammelthread Volltexte im Netz im Diskussionsforum filmforen.de, der ebenfalls sehr empfehlenswert ist]
[gefunden im Sammelthread Volltexte im Netz im Diskussionsforum filmforen.de, der ebenfalls sehr empfehlenswert ist]
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Thema: Hoerkino
10. Juli 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
The Cartoonist hat ein Exemplar von Total Control, dem 1977 erschienenen, offenbar ersten deutschen Punk-Fanzine, eingescannt und stellt es als pdf zur Verfügung - fein! Und im Radio Special von Maximumrocknroll gibt es unter anderem auch ein Special zu chinesischem Punk (Stream/Download): Übersicht hier.
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Thema: Weblogflaneur
Dass ich auf smas Halbschatten noch nicht hingewiesen habe, ja dass ich bis vorhin von diesem Weblog noch rein gar nichts wusste, ist sehr ärgerlich.
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Thema: Blaetterrauschen
» ...
Wenn sich die 'Trias' des deutschen Films beim Tagesspiegel zum Gespräch einfindet, gibt's eigentlich nur noch eine mögliche Reaktion: 
(immerhin ganz nett Schlöndorffs Antwort auf die Frage, was er denn mit 250.000 Euro Prämie anfangen würde: " Ich würde das Geld auf mein Konto legen, und nach fünf Jahren wär’s verbraucht.")
(immerhin ganz nett Schlöndorffs Antwort auf die Frage, was er denn mit 250.000 Euro Prämie anfangen würde: " Ich würde das Geld auf mein Konto legen, und nach fünf Jahren wär’s verbraucht.")
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