Donnerstag, 7. Juli 2005
Thema: radio
Zum Thema Radios, Podcasts, etc. findet sich gerade ein äußerst interessantes Interview mit Wolfgang Harrer über die unterschiedlichen Medienkulturen USA und Deutschland und über die neuen Möglichkeiten des Radios via Podcasting. Es ist schon traurig, wie sich die die deutsche Medienlandschaft - respektive die Gesetzgebung, etc., das ganze deutsche Bürokratentum halt auf die Spitze gebracht - mittlerweile vor allem selbst im Wege steht.

... und man meint auch schon glatt wieder all die Stimmen zu hören, wie früher und jetzt gerade auch zum Thema Weblogs, die grundsätzlich erstmal rummosern, weil sie um ihre Pfründe fürchten und erst einmal auf alles draufschlagen, was nicht nach offiziellem Amtsweg, Marsch durch die Institutionen, etc. pp. riecht. Und blasierte Studenten, die noch nie von etwas Ahnung hatten, aber gerne und oft Besorgnis anmelden, weil sie so gerne so langweilig wären wie ihre Väter es jetzt schon sind in den Feuilletons, werden darin einstimmen und wenn erst mal alles frische und neue totgeschlagen ist, wird man sich überlegen, ob man denn jetzt aus dem Leichnam nicht doch noch wenigstens für fünf Cent Kapital schlagen könnte. Und das nur, weil sie noch nie ein Fanzine in der Hand hatten, die Energie und die Lust nie spürten, die aus so einem Heft sprüht, weil man einfach loslegt und es eben selber macht, was einem am Herzen liegt.

(jau, bitter, aber ich besuche da gerade eine irre langweilige Vorlesung zum Thema Radio und da muss der Frust raus, auch wenn das eigentlich hier ja eher Lustmachen soll, animieren und so... Wie macht man so ein Podcast eigentlich?)


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Soilworker verweist auf O Zombie, und der hat es bei Movie List gesehen. Und nun auch hier: 24 auf der Website des TV-Senders amcTV gehostete Trailer zu allerlei Horror- und Gruselklassikern mit erfreulich hoher Schmankerl-Dichte.



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Thema: Kinokultur
Das ist jetzt eigentlich schon einen geploppten Sektkorken wert! Das nicht genug zu preisende Public-Domain-Archive.org hat in seinem neuesten Film-Update nun auch endlich Ed Woods Magnum Opus Plan 9 from Outer Space für die Öffentlichkeit erschlossen (und zwar hier). Einer jener 'schlechten' Filme, die man unbedingt gesehen haben sollte. Zwar ist das alles höchst abstrus und befremdlich, was hier in gnadenloser Hermetik vonstatten geht, aber - und das ist wichtig - es spricht auch eine ungeheure Liebe zum Kino und zum Pulp durch jede Szene. Hier floss Herzblut literweise - und es gerann zu Teppichrasen, Nylondrähten und Pappgrabsteinen.


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Thema: Hoerkino
One for the night: Dass ich die World Inferno Friendship Society nun ganz überaus schätze, hat sich regelmäßig Mitlesenden wohl schon erschlossen. Erfreulich ist da nicht nur, dass die New Yorker Kapelle in den letzten Tagen - nur zwei Monate nach ihrer letzten - erneut auf einer Mini-Tournee hier waren, sondern auch, dass ein Zeitgenosse zahlreiche Fotos vom Konzert in Regensburg am 29.06. online gestellt hat. Ein Clou dabei: Wer auf die oberen drei kleinen Thumbs klickt, bekommt prompt Mitschnitte vom Konzert auf den Rechner serviert. Dass Jack dabei etwas weniger als sonst das Mikro für sich beansprucht, liegt darin begründet, dass er sich nicht gerade bester Gesundheit erfreute (so mussten zB leider auch die Konzerte am 26. und 27. entfallen). In Berlin, am 01. Juli, war hingegen wieder die Hölle auf Erden los - ein wunderbares, euphorisch stimmendes Konzert. Auf dass die Society bald wieder in hiesigen Hallen Tagungen halten wird!

Auf der Website von Kalle Stille gibt's im übrigen auch einen Riesenstapel Live-Fotos von der Tour im Frühjahr (und zwar hier und hier).

Nachtrag
Und weil es schön ist, Schönes weiterzusagen: Hier auf myspace.com kann man sich die letzte EP derSociety anhören. Und man kriegt sogar ein Video spendiert - zum derzeit besten Song der Society obendrein. In Berlin hatten sie das als letztes vor den Zugaben gespielt - und ich wirbelte durch die Luft und hatte Tränen vor Glück in den Augen (und vielleicht auch wegen des Schweißes, der mir literweise über's Gesicht ging, zugegeben...). Also: Lautsprecher an, Regler nach oben, genießen, freuen.


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Mittwoch, 6. Juli 2005
Während die Mutterseite Rare Movie Images noch immer im Umbau begriffen ist, haben sich bereits zwei Blogs von dort abgeseilt. Zum einen wäre da Five Fingers of Death, das uns schonmal vorab täglich mit schicken Bildern aus der wunderbaren Welt der Paratexte beglückt. Und dann ist da Cinema Strikes Back, ein internationaler 'Pressespiegel', bzw. Linkdump mit besonderer Ausrichtung auf das Geschehen in Asien.


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Thema: Hoerkino


Derzeit auf Basic Hip als 'Album of the Week' und höchst vergnüglich für Freunde nostalgischer Grusel- und Horrorkunst. Es handelt sich im wesentlichen um eine Spoken-Word-Anleitung zum Hexendasein. Dabei ist die Stimme herrlich schön auf spooky getrimmt und im Hintergrund nestelt eine elektronische Soundcollage - wie man sie z.B. aus Horror- und Scifi-Filmen der 50er und 60er kennt - fröhlich vor sich hin. Sehr schöne Obskurität!


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Thema: Kinokultur
In der heutigen Ausgabe des Tagesspiegel berichtet Dorothee Wenner, Mitarbeiterin der Berlinale in deren Afrika-Schwerpunkt, vom bekanntlich prosperierendem nigerianischem "Kino" (das hauptsächlich auf VCD stattfindet).

Bereits im Februar 2004 hatte Olaf Möller in der taz die nigerianische Genre- und Trashproduktion vorgestellt.

Ein paar nigerianische Trailer kann man sich online hier ansehen, nigerianische Filme können über Klub Afrik bezogen werden.


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Samstag, 2. Juli 2005
... gerade auf Blogread, auf das ich ja länger schon hinweisen wollte (aber ich und Opera, wie liegen gerade im Clinch, man könnte sagen: Es herrscht Krieg, aber das wäre ein eigenes Posting wert.). Ähnliches gab es ja schon mal, vor einiger Zeit, auf so einem Berliner Piratensender, in dessen Grenzbereich seines Senderadius ich gerade so noch drin war: Da wurden dann morgens immer Weblogbeiträge vom Tag zuvor rezitiert, dazu elektronische Musik. Damals, als Weblogs noch in finnischen Saunen spielten, wie zu klauen ich mir mal erlauben möchte. Das war sehr schön, wenn man sich davon morgens per Radiowecker wecken ließ und man dann, in dieser Phase zwischen Wach und Schlaf, wo Akustisches sich allzu leicht noch in die Traumreste einzuschleichen wagt, Stimmen hört, die sagen, was man tags zuvor, mit Gewinn, gelesen hatte.

Sehr nett aber hier im übrigen auch das "Blog-Finding" parallel zum Zuhören (übrigens sehr angenehm, Herr Ronsens), markante Stichworte also bei blogg.de eingeben und kucken, aus welcher Umgebung das stammt, was man hört, wie es dort aussieht, wie der Leser mit dem Text verfährt. (Nachtrag: Hahaha, was bin ich blöd, steht ja alles drunter, oh Mann... )

Wirklich eine schöne Sache, zumal jetzt, am lauen Sommerabend, am offenem Fenster und der Sommerluft und dieser Anblick da draußen.


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Freitag, 1. Juli 2005
Fotografische Kuriositäten gefundener wie befremdlicher Art gibt es im Bighappyfunhouse. (manches davon echt bewusstseinserweiternd, ma echt gezz!)


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Das Kino Lichtblick in Prenzlauer Berg beginnt im Juli mit einer größeren Retrospektive des Werks von Jean-Luc Godard. Als Anlass dient der 75. Geburtstag des Autorenfilmers am 03. Dezember. Die Retrospektive wird in den folgenden Monaten fortgesetzt, ein Programm für Juli kann man sich auf der Website runterladen. Ferner findet eine kleine Werkschau Roland Klick statt, in der Filme wie Deadlock und Supermarkt - beides Klassiker des bundesrepublikanischen Genrekinos der 70er Jahre, inszeniert unter den Eindrücken v.a. der italienischen Filmproduktion - gezeigt werden.



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Mittwoch, 29. Juni 2005
Einen für die Nacht und damit ich das Antesten morgen nicht vergesse (jetzt komme ich eh nicht mehr dazu, aber das scheint mir vielversprechend): The Essential Ghoul's Record Shelf ist ein Audioblog, das sich ganz dem schönen Thema der Verquickung von Horrorfilm-Elementen/Ästhetik und Musik widmet. Der Autor, Dr. Mysterian, ist offenbar sehr kundig: Zu jedem MP3 gibt's eine kleine Einführung mit Wissenswertem und Hintergründigem. Gefunden habe ich das in dem Horrorblog von M Valdemar, der vor kurzem auch zum ersten Mal den tollen, tollen, tollen Danger: Diabolik gesehen und sein Erlebnis hier in begeisterte Worte gegossen hat (mit vielen weiterführenden Links).


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Dienstag, 28. Juni 2005
Thema: Kinokultur


Neu auf archive.org: Die beiden Serials The Lost City und Ace Drummond.


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Montag, 27. Juni 2005
Thema: Hoerkino
Manchmal macht man auch einfach nur nette Entdeckungen, ganz zufällig. Zum Beispiel die, dass nun ausgerechnet auch noch heute die Veröffentlichung eines neuen Albums des finnischen Casio-Hurrikans Aavikko ansteht. Der letzte Wirbelwind liegt ja auch schon wieder knapp 4 Jahre zurück. Ich freue mich auf neue Instrumental-Keyboard-Wackiness - irgendwo zwischen Agentenfilmsoundtrack aus den 60ern, Aufzugmusik und 8-Bit-Muzak, wie man sie als alter Computerspieler noch von Summer Games und dergleichen kennen kann.


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Samstag, 25. Juni 2005
Thema: Kinokultur
Zum "War of the Worlds"-incident (siehe hier) äußert sich nun auch Rüdiger Suchsland auf Telepolis mit einem ausführlichen Text. Weitgehend gelungen, wenn natürlich auch etwas arg echauffiert - kann allerdings zur Frontenklärung nicht schaden.

Wesentlich blöder dagegen Morgenpostschwätzer Hanns-Georg Rodek hier, der nicht nur eingangs delirant von Nazis schwafelt - für einen guten Aufriss sind die immer gut - , um sich dann auch noch für ein nebulös-implizites "nun ausgerechnet von Spielberg" - offenbar ist es eben noch immer erst einmal der Jude, der seine Lektion aus dem Dritten Reich gelernt zu haben vorrangig unter Beweis zu stellen hat - nicht zu peinlich zu sein. Und, naja, Blogger als "Netzschwätzer" zu bezeichnen - hach ja...

Nachtrag
Man möge auch die andere Seite hören. Nicht die des Verleihs, sondern die Andersdenkender. Zum Beispiel Theatercriticus (-a?) "G.St." hier in der FAZ, der/die die Filmjournalisten zurück auf Linie pfeift. Selten amüsanter Dummsinn mit einigen bemerkenswerten Verdrehungen, Faktenverkennungen und Irrschlüssen, der sich vor allem am eigenen, wortkunstreichen, dennoch leider infantilen Nasedrehen erfreut - jemand vom theaterkritischen Fach eben und dieses hat bekanntlich auch schon weitere bessere Zeiten gesehen.


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Thema: Jukebox
Psycko macht auf etwas sehr schönes aufmerksam:

The members of the Yahoo Group "Surf Guitar 101" decided to put together a mp3 compilation as a way to get to know each other, share music, share recording tips, and to just have fun.

Some songs are from professional bands while others are from amateurs. Some of the songs are "surfy" while others are more experimental. All of them showcase each member's creativity and talents.

The Surf Guitar 101 group is an email list dedicated to the discussion of all things relating to instrumental surf music and related genres. The group is mainly aimed at musicians, but anyone who enjoys instro-surf is welcome. For more information, visit http://groups.yahoo.com/group/SurfGuitar101


Hier auf archive.org die einzelnen Files und ein komfortabler MP3-Stream.


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Mittwoch, 22. Juni 2005
Die Tigerbriefe von Kasi, seit einigen Tagen im Web, diesmal hoffentlich länger verfolgt als andere "Kasi-Blogs" ;) Es gibt, so zumindest bislang der Ausblick, Notizen und Kommentare zur Kinokultur.


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Mittwoch, 22. Juni 2005
Thema: Kinokultur
Neues vom Public-Domain-Portal Archive.org! Als komplette Filme in qualitativ unterschiedenen Formaten kostenfrei herunter ladbar sind seit Neuestem: Killers from Space, ein Sci-Fi-Käse aus den 50ern, der sicher hält, was sein imdb-Vote von 2.9 verspricht (das Bild hier am Rande bezieht sich auf ihn), der Stummfilm The Lost World aus dem Jahre 1925, sowie der frühe Tonfilm The Iron Mask von 1929 nach einer Vorlage von Alexandre Dumas mit Douglas Fairbanks in der Hauptrolle.


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Thema: Kinokultur
... und ich unterstütze dies selbstverständlich (auch wenn ich - noch ;-) - kein Mitglied bin).

Es geht um die seitens der Verleihe und ihrer Presseagenturen einreißende Unsitte, den Filmjournalisten ein Besprechungsverbot vor einem bestimmten Datum aufzuerlegen. Meines Wissens erstmals wurde dies anlässlich von Kill Bill 2 versucht, bei Krieg der Welten schaut's nun so aus, dass der (nach Kontrollen und Abgabe von JackeTascheMantelHandy ohnehin schon gegängelte) Filmjournalist obendrein eine Erklärung unterzeichnen soll, die ihn halbseiden verpflichtet, nicht vor Tag X ein Wort über den in Folge gezeigten Film zu verlieren. Dies bremst nicht nur traditionelle Filmmagazine wie epdFilm, Schnitt und film-dienst entschieden aus, die nicht mehr in der Lage sind, mit dem Vorlauf, den Abschlussredkation, Druck und Vertrieb benötigen, über neue Kinostarts zu berichten, es behindert auch die klassischen Feuilletons (die aber immerhin ohnehin meist erst am Tage des Kinostarts berichten), vor allem nimmt dieses Vorgehen aber den immer zahlreicher und wichtiger werdenden Internetmedien - dieses Weblog ein solches - die Möglichkeit, eine Vorfeldberichterstattung zu leisten. Gerade im Internet ist aber gerade dieser Faktor ein absolut geldwerter: Wer früher berichtet, kriegt die ersten, vor allem aber die meisten Klicks (und kann diese wiederum über Werbung 'umsetzen').

Bereits zum Start von Kill Bill 2 gab es leisen, vereinzelten Protest: F.LM - Texte zum Film, die frühere Zeitschrift, nunmehr Onlinemagazin, für die/das ich als freier Redakteur tätig bin, boykottierte die Berichterstattung zum Film und veröffentlichte stattdessen eine Stellungnahme zu diesem Eingriff in die Rechte der Autoren und des Journalismus. Zum Start von Krieg der Welten hat nun der in der öffentlichen Wahrnehmung ungleich gewichtigere Verband der deutschen Filmkritik ein öffentliches Protestschreiben herausgegeben, das hier im vollen Wortlaut zitiert werden soll:

Protest gegen das Verhalten des Filmverleihs bei „Krieg der Welten“

und der Behandlung von Filmjournalisten in Deutschland

Der Verband der deutschen Filmkritik protestiert aufs Schärfste gegen die Vorgehensweise bei den Presse-Vorführungen zu dem Steven-Spielberg-Film „Krieg der Welten“. Der Filmverleih UIP verlangt von den Filmjournalisten, dass sie vor den landesweit am 27. Juni 2005 angesetzten Presse-Vorführungen eine Erklärung unterschreiben, keine Kritik vor dem 29. Juni, dem Starttermin des Films, zu veröffentlichen.

Dieses Vorgehen behindert nicht nur die Presse - hier die Filmkritik - bei der Ausübung ihrer von der Verfassung garantieren Rechte. Auch wird der Eindruck erweckt, dass Journalisten mit juristischen oder anderen Repressalien rechnen müssen, wenn Sie diese Verpflichtungserklärung nicht unterschreiben oder ihr zuwiderhandeln.

Die Umstände bei der bisher einzigen Presse-Vorführung des Films in Berlin am 14. Juni 2005, sind ebenfalls ein schwerer Eingriff in die Arbeitsbedingungen für Filmjournalisten. Wie schon bei Pressevorführungen von Filmen anderer Verleihe mussten die Journalisten Mäntel, Taschen und alle technischen Geräte abgeben, auch Handys, durch eine Körperkontrolle gehen und wurden während der gesamten Vorstellung mit Sichtgeräten und von Sicherheitskräften beobachtet.

Eine solche Behandlung rückt uns in die Nähe von Verbrechern und suggeriert den weit hergeholten Verdacht, anerkannte Filmkritiker würden unprofitable kriminelle Handlungen begehen. Die Wartezeiten beim Abgeben und Abholen der deponierten Teile kann den Zeitaufwand für die Rezension eines einzigen Films um bis zu 60 Minuten verlängern. Dass Handys zu den abzugebenden Geräten zählen, erschwert die Situation. Kaum ein Journalist kann es sich leisten, darauf zu verzichten, da er nur so direkt vor und nach der Vorführung für seinen Arbeitgeber bzw. Auftraggeber erreichbar ist. Dies obwohl selbst modernste Handys nicht das aufnehmen können, was Verleiher befürchten: publikationsfähige Bilder oder bis zu 120 Minuten deutsche Tonspur für die unerlaubte Synchronisation amerikanischer Raubkopien.

Der Verband der deutschen Filmkritik protestiert daher gegen diese Hochsicherheits-Vorführungen und Verpflichtungserklärungen.

Er fordert seine mehr als 300 Mitglieder auf,
- die Öffentlichkeit über diese skandalöse PR-Politik im Zusammenhang mit den Voraufführungen des Films in Kenntnis zu setzen
- in Zukunft entsprechende Verleiher-Embargos zu ignorieren beziehungsweise diese Filme nicht zu besprechen

Der Verband der deutschen Filmkritik appelliert an die politischen Repräsentanten aller Parteien, insbesondere an die Kulturstaatsministerin, Maßnahmen gegen diese nicht hinnehmbare Praxis der Knebelung und Manipulation der Arbeit der Presse zu ergreifen.

Der Verband der deutschen Filmkritik fordert die Filmverleihe auf, von solchen Maßnahmen grundsätzlich Abstand zu nehmen.

Saarbrücken, 21.6.2005

Verband der deutschen Filmkritik
der Vorstand: Dr. Andrea Dittgen, Wolfgang Hamdorf, Dr. Josef Schnelle, Rüdiger Suchsland, Rudolf Worschech


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Sonntag, 19. Juni 2005
» ...
Ach, und der Besuch von letztens ist wieder da!

Free Image Hosting at www.ImageShack.us

(diesmal auch etwas erkennbarer)


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Ich habe nun endlich mal meinen brach liegenden Account beim Lieblingsspielzeug der allgemeinen Bloggeria poliert. Da ich keine DigiCam habe und ich auch nicht viel Sinn drin sehe, der 187. zu sein, der Blümchen- und Häuserfotos präsentiert, will ich das ganze mal zu einem kleinen "Movie Art"-Archiv machen. Mit diesem schicken Badge-Dingen kann man das ja auch als nettes, thematisch passendes Blog-Gimmick einbauen. Also rechts an der Leiste, etwas runterscrollen, wilde Plakate kucken!

Und unter http://schaukasten.blogspot.com wird das dann noch in Blogform dargeboten. Wird aber noch dran gebastelt.


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Thema: Hoerkino
Unbedingte Pflicht für alle, die in ihrem Herzen noch einen Flecken für den guten alten, oft liebevoll so benannten "Reagan-Core", also Hardcore-Punk der frühen 80er aus den Staaten reserviert haben: Eric postet die ganze 700 Club EP von KORO aus dem Jahre 1983. Die erschien in für diese Tage üblicher 300er Auflage (bzw. wird in den Kommentaren davon gesprochen, dass es wohl mal ursprünglich 500 gewesen seien, aber da beißt die Maus wohl keinen Faden ab) und fetzt geradewegs nach vorne raus. Die Scheibe ist pures Dynamit und verdient es ohne weiteres, zu den ganz Großen dieser Tage gezählt zu werden. Die Produktion ist gewiss Gülle, egal, das gereicht nur zum Vorteil. Und der Shouter ist so hölle pissed, dass es eine wahre Pracht ist. Ganz, ganz wunderbare Scheibe!


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Samstag, 18. Juni 2005
"Der Mensch habe sich wie das Öl in der Mayonnaise mit der Hyperwirklichkeit vermischt, er sei selbst zu einem medialen Flimmern, zu einem Netz geworden. Dagegen, so Baudrillard weiter, protestiere der Körper, machte sich breit, dehne sich aus. Das Fett sei eine Technik des Körpers, der „Entfleischlichung“ („désincarnation“) etwas Eigenes entgegenzusetzen. Offenbar kann man machen, was man will: In Frankreich macht irgendein Philosoph noch aus dem Versinken in Bräsigkeit eine Revolte."

SZ


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Thema: good news
Wo wir doch gerade schon in obskuren Audiowelten weilten: Auf dem nicht genug zu preisenden Archive.org gibt es wieder neue Spielfilme aus der Public Domain in unterschiedlichsten Formaten im Download. Besonders interessant erscheinen mir The Wasp Woman (imdb) aus dem Jahre 1960 vom King of the B's, Roger Corman himself, und der ein Jahr zuvor entstandene Killer Shrews (imdb) von Ray Kellogg, der offenbar angenehm debiles Autokinovergnügen bietet.


(via)

Weitere Filme aus dem letzten Update: Fatal Glass of Beer, eine Kurzkomödie mit W.C.Fields von 1933, War Babies aus dem Jahr 1932 und den imdb-Comments zufolge eine recht obskure Angelegenheit, sowie Blood Sand von 1922 mit Beau Rudolpho Valentino.


(via)


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Donnerstag, 16. Juni 2005
15.06.2005, Heimkino


Der Vampir als Romantiker, Melancholiker, Wanderer. Durch die Geschichte und, deshalb auch, das alte Europa. Der Dandy als Hintergrundrauschen eines kulturellen Zusammenhangs, der an seinen Rändern fransig, unübersichtlich, ja zusammenhanglos zu werden droht - die Universalgeschichte, als Konzept des frühen 19. Jahrhunderts, wird denkbar, wenn einer alleine das Leben und seine Grenzen hinter sich lässt, den Blick als Zeuge auf Geschichte selbst zu werfen in der Lage ist, und gleichzeitig aber leer(gebrannt), da das Versprechen als Lug erkennbar wird für denjenigen, der nicht notwendig das Vergangene qua Referenz und Neudeutung nur vergegenwärtigt.

Erfüllung nun aber, ja Balsam für die zwar abhanden gekommene, aber dennoch geschundene Seele findet dieser schwermütige Dandy durch die Zeiten nun im Kino schließlich, wo die Blaue Blume des Meeres, die auf ewig abhanden gekommen schien, als technisches Versprechen zunächst in der Luft liegt und schließlich, mit Technicolor, wieder in die verblasste Kopie, die Geisterform eines Lebens tritt. Hier nun wird Geschichte kompakt, sinnlich, was vormals nur bloßer Idealismus schien. Sinn wird produziert durch zweierlei Verfahren, die den Sinnesapparat des Menschen wiederum hintergehen, übertrumpfen: Die Fähigkeit, eine Bewegung vorzutäuschen, deren einzelne Elemente aber dem Auge sich entziehen, sowie das Versprechen der Ewigkeit von Bewegung durch den Raum. Beides nun trifft auch auf den Vampir der Handlung selbst zu, der seinen Standpunkt im diegetischen Raumgefüge mit einer Geschwindigkeit ändern kann, dass die zeitlich durch die Handlung umspannte Differenz unter einer 24stel Sekunde liegt, also Kamera wie Menschen sich gleichermaßen entzieht. Und die Ewigkeit selbst ist die Sphäre, die dem Darben an der eigenen Schicksalshaftigkeit und Geschichtsverlorenheit notwendigen Raum erst verleiht.

1791 ist der Ausgangs-, 1994 der Endpunkt. Das erste Jahr ist nicht weit weg vom Leiden des jungen Werther, es markiert zudem die Schwelle zur Romantik, das zweite seinerseits das Jahr, in dem Multimedia endgültig den Durchbruch fand und das Einlösen des Versprechens vom Computer als Medium schlechthin zum Greifen nahe lag. Film, als Leitmedium, wurde schlagartig anachronistisch und liegt seitdem selbst als lebender Toter darnieder. Daraus mag sich zum einen erklären, was es mit der Depression des Vampirs auf sich hat, der sein Vermächtnis diktiert wissen will, wo er doch im Zeitalter des Kinematographen am Ende seiner Suche, ja bei sich selbst angekommen ist. Zum anderen mag sich die eigentümliche Kameraarbeit des Filmes erklären: Es bleibt diffus, sicher, aber dieser Film, so nahe er noch an heutiger Zeit liegt, wirkt so, als würden Filme heute so nicht mehr geschossen.

(nur kurios am Rande ist, dass ich während der Sichtung dran dachte, The Company of Wolves mal wieder sehen zu müssen und wie sich herausstellt, teilen sich beide Filme den selben Regisseur)

imdb


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Mittwoch, 15. Juni 2005
Neu: http://fixpunkte.blogspot.com/


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Thema: Kinokultur
Die aktuelle Ausgabe der Jungle World bringt im Dossier diesmal eine redaktionell gekürzte Fassung des Beitrags von Judith Halberstam zum jüngst erschienenen Tagungsband Splatter Movies. Essays zum modernen Horrorfilm, der im Rahmen dieses Weblogs schon hinreichend erwähnt und vorgestellt wurde. Halberstam untersucht hier das späte Slasher Movie The Bride of Chucky auf Gender-Fragen hin.


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14.06.2005, Heimkino

Wo das Kino auf das Unsichtbare trifft, stellt es Fragen über sich selbst. Das Primat des Optischen, der maximal möglichen Sichtbarkeit trifft auf einen Gegenstand, den darzustellen andere Wege beschritten werden müssen. Mit etwas Glück (oder eben Klugheit) eröffnet sich eine Reflexion über das Kino selbst.

Bei Harvey ist das große Unsichtbare ein zwei Meter zehn großer Hase selben Namens, der alleine dem zwar bis an die Grenze zum physischen Schmerz freundlichen, doch offenbar auch leicht vernebelten Elwood (James Stewart, während der Dreharbeiten, so scheit es jedenfalls, permanent bekifft) sichtbar ist. Seine Mitmenschen zweifeln deshalb an seiner geistigen Zurechnungsfähigkeit und schalten analysierende Instanzen ein. Kunterbunte Verwechslungen - mal mehr, mal weniger effizient im Sinne der Komödie - sind die Folge, eine allgemeine Versöhnlichkeit mit menschlichem Antlitz, nicht ohne einen etwas zu heftig geratenen Stich ins Kitschige, ihr Beschluss.

Das/Der Unsichtbare wird über die naheliegendste Strategie ins Bild gesetzt: Über die physische Referenz. Elwood öffnet umsichtig die Türen, fasst am nicht ersichtlichen Arm, wirft den Blick ins Leere der Imagination. Mehr fällt dem Film nicht ein, außer der schließlich gegen Ende ins Menschelnde zielenden Frage, ob denn das, was wir - und Elwoods Umwelt - da nicht zu Gesicht bekommen, nicht vielleicht doch sehr eigentlich zu Gesicht zu bekommen wäre, wäre der Blick nur ein wenig mehr der des Träumenden, als der Elwood in seinem gutmütigen Alkoholismus - ständig trachtet's ihn, einen "zu lüpfen" - gezeichnet wird. Die Hollywood-Schaukel am Ende bewegt sich "von selbst", das Tor wird geöffnet - der Film führt einen dicht ran, doch der Perspektivwechsel - von der äußeren Welt in Elwoods subjektive - wird nicht vollzogen.

Dabei bleibt's, mehr als etwas naive Erkenntis war im Projekt vorab nicht vorgesehen. Über das Leben erfährt man soviel wie im x-beliebigen Schlagersong, über das Kino gleich noch viel weniger (man erinnere sich nur an die letzte Sequenz von Blow-Up, nur so im Vergleich). Eine klebrig nette Menschelei mit angestaubter Humorigkeit, die im Rührseligen verschwimmt, aus dessen Geist sie ja auch geboren war.

imdb


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Wenig Zeit, eigene Worte dazu zu finden, deshalb einfach mal direkt von der Ankündigung geklaut:

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E I N L A D U N G

REVOLVER LIVE! (8)

PERSPEKTIVE FILMKRITIK

EIN GESPRÄCH MIT DIEDRICH DIEDERICHSEN,
MANFRED HERMES UND ENNO PATALAS.

MODERATION:
CHRISTOPH HOCHHÄUSLER
UND NICOLAS WACKERBARTH.

Eine Veranstaltung von Revolver, Zeitschrift für Film
in Zusammenarbeit mit Praterfernsehen / Volksbühne Films.

Am Freitag, den 17.06.2005 um 20 h.

Volksbühne im Prater, Kastanienallee 7-9, 10435 Berlin
Eintritt: 5,- / ermäßigt 3,- Euro

http://www.revolver-film.de
http://www.voksbuehne-berlin.de

Karten können über die Volksbühne unter der Nummer (030) 2476772 reserviert werden.
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REVOLVER LIVE! (8)

PERSPEKTIVE FILMKRITIK

Die Filmkritik in Deutschland ist auf den Hund gekommen. Zwischen tagesaktuellem Service und pflichtschuldiger Chronik bietet sie kaum Platz für Reflektion, die mehr sein will als ein Gebrauchsurteil. Weder schärft sie die Wahrnehmung der Leser und Kinogänger, noch versteht sie sich als Angebot zur Selbsterkenntnis der Filmemacher. Anstatt die Auseinandersetzung zu suchen, schreibt sie kleinlaut und populistisch entlang etablierter Geschmacksgrenzen. Kurz: Sie lässt jeden Optimismus vermissen, ein selbst bewusstes Gegenüber zu sein.
Aber was könnte die Perspektive sein? Was kann Filmkritik überhaupt leisten? Und wie könnte eine zeitgemäße Filmkritik aussehen?
Ein Gespräch über Wesen und Chancen der (deutschen) Filmkritik. Ziel ist ein offener Diskurs. Alle Filminteressierten sind dazu herzlich eingeladen.

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Ich bin sehr gespannt. Herzlichen Dank an Karsten, der mich hiervon per Mail unterrichtet hat.


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