Mittwoch, 10. Mai 2006
Und dann George W. Bush, der sich im Gespräch mit Schleimbeutel Kai Diekmann folgenden, so rundum wunderbaren Versprecher - muss man so, mit allem Doppelsinn, sagen - leistet:
»The point now is how do we work together to achieve important goals. And one such goal is a democracy in Germany [sic]«.
Herrlich.


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Selten war Meinungsfreiheit wichtiger als heute. In diesem Artikel in der Welt meint nämlich Rodek, dass der Kinojahrgang 2006 - so Pi mal Daumen und auf einen Satz gebracht - der beste der deutschen Filmgeschichte sei. Aha. Ich meine da gerne anderes, ziehe rasch von dannen und denke mir meinen Teil über diesen wunderlichen Herrn.


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Thema: videodrome
Kaum eine Form der allgemeinen Unterhaltungskunst hat derart viele subversive Werke hervorgebracht wie der klassische Animationscartoon. Oder derart viele ungemein schöne, liebevoll gemachte Artefakte. Cartoons eröffnen ein Feld steter Überraschungen und Unterwanderungen der Norm, in ihnen ist die gestalterische Schönheit ebenso wichtig wie der spielerische Umgang mit der Dingwelt und ihrer symbolischen Ordnung, die in einem fröhlichen Konfettiregen immer wieder neu sortiert wird. Und verflucht witzig sind sie obendrein.

Refrederator ist ein Blog, bzw. eher ein Videocast, der mit dem Anspruch antritt, täglich einen neuen Cartoon aus dem glücklicherweise mittlerweile reichhaltigen Feld der Public Domain zu fischen und online verfügbar zu machen. Dazu gibt es kundige Texte. Man kann die Cartoons auch einzeln downloaden oder aber sie direkt via iTunes abonnieren und dort ansehen. Ein paar hübsche Perlen sind schon dabei.


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Wen meine Empfehlung vor einiger Zeit kalt ließ, darf sich nun vom Trailer des Films nun aber bitte endlich überzeugen lassen. [via]


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Thema: Kinokultur
Die neue Ausgabe von shomingeki ist erschienen. Man feiert zehnjähriges Bestehen - herzlichen Glückwunsch und auf die nächsten zehn Jahre! Alles weitere hier.


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Thema: Hoerkino
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Dienstag, 9. Mai 2006
The message is clear, that there is growing demand for explicit sex that empowers individuals to make their own decisions and choices free of social stigma.

While filmmakers have used the cinema to explore subject of sex for many decades, the last few years have seen a breakthrough in terms of explicitness. Catherine Breillat's "Romance", Virginie Despentes's "Baise-moi", Michael Winterbottom's "9 Songs", Todd Verow's "Anonymous" and Patrice Chéreau's "Intimacy" are a few of many films in which serious art-house filmmakers have pushed the boundaries of what can be shown as well as filmmakers like Bruce LaBruce, Kris Kramski, Maria Beatty and Wash Westmoreland have pushed the boundaries in pornoland to explore narrative structures within a commercial porn setting.

Is there still a paradox existing where we are encouraged to express ourselves freely, except when it comes to sex? The 1st PORNfilmfestivalBERLIN will challenge this paradox, giving permission to revel in the experience of clever, from all over the World, sexual fantasy.

The heritage of the 1970s "Last Tango in Paris", "Deep Throat", "Emmanuelle" and Oswalt Kolle resonates with us still today yet the cultural landscape has not shifted significantly in forty years. Still we do remember the "PorNo" campaign by our beloved Alice Schwarzer and Andrea Dworkin, but there is an appetite for accessible erotica and sexual explicit images that is no longer limited to the top shelf.

It's about time that pornography becomes actually stimulating, actually erotic and actually sexy, rather than enjoyable and erotic only in theory, unwatchable in reality. The filmmakers, photographers and artists involved in PORNfilmfestivalBERLIN have been exploring sex through their work for years and the fact that they have been invited to be with PORNfilmfestivalBERLIN gives you the experience to participate in a universe that seems so fabulously, tantalizingly exciting.

PORNfilmfestivalBERLIN will showcase the most innovative, risk-taking visionaries from film, photography, performance, music, the art scene, pornoland and even porn karaoke to challenge the genre of erotic film. All works shown form a collection of uncensored responses to the social and aesthetic questions of how we represent ourselves as sexual beings. The curation of diverse talent ensures a wide spectrum of interests and points of view.

PORNfilmfestivalBERLIN seeks to harness these developing attitudes and trends by inviting artists, photographers and filmmakers whose work invokes sex, curiosity, desire, fantasy and satisfaction in it's own right. So be part of this adventure and submit your films and other works to create Entertainment for the reasonable Adult.
Das klingt in der Tat mehr als interessant, schon alleine weil Maria Beatty in der Sektion "Spotlight" vorgestellt wird, deren sado-masochistische, zuweilen surreale Anordnungen ich in der Tat für hervorragende Meisterwerke eines sensualistischen , experimentellen Kinos halte. Weiterhin zeigt eine Art Retrospektive in Zusammenarbeit mit den Niederländischen Filmmuseum und dem Holland Filmfestival Beiträge des Landes zum Genre aus den frühen 70ern, die ich für mit die interessanteste Phase ambitionierter Pornographie halte.

In diesem Sinne: Claim back pornography from the vicious industry! [via]

(PS, due to the subject of this posting: Sowohl altherrige Lüsternheiten in sexistischer Fickfleisch-Diktion als auch moralinsaure Erschrecktheiten im Gewand empörter bis selbstgerechter Predigten werden aus den Kommentaren ohne weiteren meinerseits gelöscht. Get a life!)


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The saddest things I own. [via]


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Samstag, 6. Mai 2006

Ein B-Movie-Klassiker von Jack Hill (der später noch mit Coffy einen Klassiker der Blaxploitation-Ära schuf und heute offenbar verschrobenen Esoterik-Mist auf den Buchmarkt haut), den ich - Schande über mich - noch immer nicht gesehen habe. Aber der Trailer macht verfluchte Lust - hilarious!


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Freitag, 5. Mai 2006
Das Video von den Cockbirds, der besten Berliner Punkband seit Die Ärzte, hat übrigens Jörg Buttgereit gedreht.


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Thema: good news
Ich will's nicht beschreien, noch will ich's schon verkünden. Aber die Zeichen stehen nicht mehr ganz so schlecht. Ich mag's aber erst dann glauben, wenn die Scheiben auch wirklich im Handel stehen, selbst wenn von den Neuigkeiten auf offiziellen Seiten zu lesen ist.


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Thema: Hinweise
Das klingt nicht nur super, wenn man's mit viel Betonung über die Lippen kommen lässt, das ist auch der Titel einer Ausstellung, die gerade in New York zu besichtigen ist (siehe auch New York Times). Von selbst versteht sich, dass dort Punk ein großer Raum eingeräumt wird. Und immerhin konnte man Johnny Rotten für einen Audio Guide gewinnen, der - oh Freude - auch online als Podcast beziehbar ist. Ein (ja wirklich naheliegender und unheimlich praktischer) Service, den mittlerweile offenbar viele Museen in New York anbieten. Und staubige Museumsführerei ist nun glücklicherweise wirklich nicht sein Ding. [via]


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Gerade lustlos rumgesurft, dabei auf allerlei Kram meine Vergangenheit betreffend gestoßen. Zum Beispiel auf das Cover meines ersten eigenen Comicheftes, nämlich das hier:



Ausgabe 52 aus dem Jahr 1983, da war ich gerade fünf Jahre alt. Ich liebte das Heft innig, und wollte es selber lesen können, weshalb ich mir, mit etwas Hilfestellung durch Muttern, das Lesen auch beibrachte. Und ich habe das Heft oft gelesen und ich meine, mich bis heute zumindest an die Titelgeschichte zu erinnern. Wenn mich nicht alles täuscht, ist es jene, in der, zugegeben, entweder Micky oder Donald als LKW-Fahrer durchs Land zieht und der Figur dabei regelmäßig die Fracht geraubt wird, obwohl der Wagen doch eigentlich nie hinreichend lange unbewacht bleibt, als dass sich jemand dran zu schaffen hätte machen können; natürlich wird dies Wundersame bald aufgeklärt. Es gibt da auch so einen alten Lastwagenfahrer mit weißem Bart, der auf einer Bank sitzt und andauernd Beschwerden schreibt. Nur einmal habe er das nicht gekonnt, da er sich die rechte Hand gebrochen hatte. Da hat er sich eben das Schreiben mit links angewöhnt und schrieb verdriesslich weiter. Das war etwas, was wohl als schneller Witz für ein einzelnes Panel angelegt war, mich als fünfjährigen aber faszinierte es zutiefst, und ich erinnere mich an einige Versuche, mir ebenfalls das Schreiben mit links beizubringen. Oft grübelte ich über diesem alten, wunderlichen Mann, der mit derartig stoischer Gelassenheit vom Schreiben-mit-links - was mir unmöglich schien - dahersprach.

Als Extras lagen dem Heft kleine Papierfigürchen zum gerade wieder ins Kino gebrachten Schneewittchen-Film bei, die man auf Pfennigstücke kleben musste, um sie in einer Art Brettspiel anzuwenden. Wenig später würde dieser denn auch mein erster Film im Kino sein.

Fortan würde ich jede Woche, also mit Heft Nummer 1 des Jahrgangs 1984, das Micky-Maus-Heft vom Einkauf im Kupsch (das ist so eine fränkische Supermarktkette, die es, glaube ich, wirklich nur dort gibt) mitgebracht bekommen. Und an alle, wirklich an alle Cover erinnere ich mich, da ich meine Hefte ich weiß nicht wie oft gelesen, sortiert und vor dem Zugriff meiner Mutter (die als Sanktion mir ganze Stapel wegzuschmeißen drohte) gerettet habe. Wie und wann sie dann weg kamen, weiß ich nicht mehr. Ein Jammer. (Oder vielleicht auch nicht, wer weiß, wie güldene Kindheitserinnerungen heute verblassen würden, wenn ihr Gegenstand noch immer physisch greifbar wäre)


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Mittwoch, 3. Mai 2006
Thema: TV-Tipps
In der Nacht vom 04. auf den 05. Mai zeigt arte um 01.15 den Spät-Italowestern Keoma von Enzo G. Castellari mit Franco Nero in der Hauptrolle. Hier der entsprechende Programmtext und im folgenden meine unbedingte Empfehlung!

Keoma ist ein flirrender, stark stilisierter und zuweilen geradezu gotisch angehaucht wirkender Italowestern wie zugleich ein Abgesang auf das Subgenre und dessen letztes wirklich großes Werk (ein Jahr später folgte noch der ebenfalls sehr goutierbare Mannaja, der allerdings an einigen, sehr deutlichen Anlehnungen an Castellaris Werk leidet und somit etwas "hinterhergeschoben" wirkt). Eine Oper im Stil der renommierten (und weit abseits der üblichen italienischen Westernproduktion situierten) Leone-Western darf freilich nicht erwartet werden, dafür sind sowohl Castellari als auch der maßgeblich an der Gestaltung beteiligte Nero viel zu sehr (wenn auch versierte) Handwerker, die nicht so sehr im großen Stil komponieren, sondern eher den schnellen ästhetischen Effekt suchen.

Unter Genreexperten galt der lange Zeit nur schwer erhältliche Film als wahrer Geheimtipp und eigentliche Perle im weiten Feld des großenteils von bloß routinierter Fließbandproduktion geprägten Italowestern. Mit seiner Veröffentlichung auf DVD durch Kinowelt vor wenigen Jahren hat er zahlreiche neue Freunde gewonnen - und wer vor einem Testkauf zurückschreckt, darf sich nun auf TV überzeugen lassen. Also, DVD-Rekorder angeschmissen und programmiert! ;)


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Dienstag, 2. Mai 2006
Thema: Hinweise
Online leider nur für Abonennten abrufbar, aber vielleicht ist ja eine Bibliothek in Ihrer Nähe: Unter der - treffsicheren! - Überschrift "Die Freuden des italodynamischen Erzählens" bespricht Regisseur Dominik Graf in der heutigen Ausgabe der FAZ den Italo-Thriller Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert aus dem Jahr 1971, jüngst von Koch Media auf DVD veröffentlicht. Graf, bekanntlich ein alter Genre-Maverick, bespricht den Film sehr kundig und mit aller nötigen Leidenschaft. Neben viel Schamott hat die italienische Genreproduktion dieser Tage auch einige, bis heute höchst beeindruckende Juwelen hervorgebracht, die ihresgleichen suchen. Schön, dass einer davon an prominenter Stelle derart hervorgehoben wird. Lesenswert!



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Thema: Hoerkino






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Montag, 1. Mai 2006
Thema: literatur
Bei Planet Jevermeister bin ich gerade auf den Berliner Maas Verlag gestoßen, dessen Programm mich gerade doch sehr sonnig angelacht hat. Da ist doch einiges von Interesse dabei, weshalb das Stöbern auf der Site allen empfohlen sei, die bei den Stichworten Pulp, Japan, Hard Boiled und Gothic Novels aufmerken.


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Seit langem schon wollte ich darauf hingewiesen haben, schon seit der Laden im letzten Spätsommer - zwar noch ohne DVDs, aber schon mal seine Räumlichkeiten - eröffnet hatte, um genau zu sein: Filmkunst, eine neue Video-, bzw. dem Selbstverständnis nach eine Cinethek in Friedrichshain. Nun bin ich gestern daran eher zufällig mit Ekkehard dran vorbeigelaufen, sogar reingegangen und eben schlagartig daran erinnert worden, dass ich darauf ja längst schon hinweisen wollte.

In der hübschen kleinen Entleihstelle in der Revaler Straße, gleich gegenüber dem RAW Tempel, gibt es alles, was das derzeitige internationale Filmgeschehen auf DVD so hergibt zum kleinen Preis zur Mitnahme. Sehr entzückt war ich darüber, dass sogar die Ecke mit den Horror Oldies im hinteren Raum sorgfältig sortiert ist. Auf einem alten Friedrichshainer Kohle-Kachelofen steht ein mindestens ebenso altes TV-Gerät, das dem Laufpublikum Filme kredenzt. Man kann dort auch Kaffee und Saft trinken und in einer Schmökerecke Filmzeitschriften und -bücher wälzen. Gewiss, von einem regelrechten Archiv wie dem Videodrom ist der kleine Laden weit entfernt; dafür aber ist er auch für Ost-Berliner leicht zu erreichen und geschmackvoll sortiert.


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Samstag, 29. April 2006
Thema: literatur
Dicht gedrängt stehen wir in der U-Bahn, eine weitaus Glücklichere sitzt unweit von mir, auf ihrem Schoß eine dicke, aufgeschlagene Schwarte. Das kann nur Schätzings Schwarm sein, denke ich mir, weil dieser Roman, so schien es zumindest die letzten Monate, der einzige ist, der in Berliner U-Bahnen noch gelesen wird. Kaum gedacht, klappte die Leserin auch schon ihr Buch zu, wir waren in eine Station eingefahren und hier wollte sie aussteigen. Und von selbst versteht sich, dass mich in diesem Moment der bekannte schwarz-blaue Einband anlächelte. Wusst' ich's doch.

Gelesen habe ich Schätzings Schwarte freilich nicht, wohl aber mir aus der Bibliothek das zehnteilige, von Schätzing selbst betreute Hörspiel besorgt und angehört. Hübsche Spannungsunterhaltung, über weite Strecken sogar fesselnd. Und viel Gedanken hat er sich gemacht, von den Recherchen ganz zu schweigen. Etwas geärgert haben mich die letzten zwei CDs, das war mir dann doch zuviel naturwissenschaftlicher Positivismus; von den fünf Jahren Biologie-Recherche hätte er vielleicht auch ein halbes Jahr abknapsen und sich kulturwissenschaftlichen und philosophischen Überlegungen widmen können. Dann wäre das Projekt noch ein bisschen runder (und unter Umständen vielleicht auch ein bisschen weniger "deutsch") geworden.


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Donnerstag, 27. April 2006
26.04.2006, Kino Babylon-Berlin:Mitte

Fridolin fand sich allein, und diese plötzliche Verlassenheit überfiel ihn wie Frost. Er sah um sich. In diesem Augenblick schien sich niemand um ihn zu kümmern. Vielleicht war jetzt noch eine letzte Möglichkeit, sich ungestraft zu entfernen. Was ihn trotzdem in seine Ecke gebannt hielt, wo er sich nun ungesehen und unbeachtet fühlen durfte – die Scheu vor einem ruhmlosen und etwas lächerlichen Rückzug, das ungestillte, quälende Verlangen nach dem wundersamen Frauenleib, dessen Duft noch um ihn strich; oder die Erwägung, daß alles, was bisher geschehen, vielleicht eine Prüfung seines Muts bedeutet hätte und daß ihm die herrliche Frau als Preis zufallen würde – das wußte er selbst nicht. Jedenfalls aber war ihm klar, daß diese Spannung nicht länger zu ertragen war und daß er auf alle Gefahr hin diesem Zustand ein Ende machen mußte. Wozu immer er sich entschlösse, das Leben konnte es nicht kosten. Er befand sich vielleicht unter Narren, vielleicht unter Wüstlingen, gewiß nicht unter Buben oder Verbrechern. Und es kam ihm der Einfall, unter sie hinzutreten, sich selbst als Eindringling zu bekennen und sich ihnen in ritterlicher Weise zur Verfügung zu stellen. Nur in solcher Art, wie mit einem edeln Akkord, durfte diese Nacht abschließen, wenn sie mehr bedeuten sollte als ein schattenhaft wüstes Nacheinander von düsteren, trübseligen, skurrilen und lüsternen Abenteuern, deren doch keines zu Ende gelebt worden war. Und aufatmend machte er sich bereit.
(aus Arthur Schnitzler: Traumnovelle.)


Gewiss einer der schönsten, wundersamsten und bizarrsten Filme, die ich je gesehen habe. Ein unvergleichliches Kinoerlebnis.

imdb ~ bmovies.de



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Dienstag, 25. April 2006
Erst vor kurzem habe ich erstmals Grey Gardens von Albert & David Maysles gesehen und war von dieser Dokumentation/diesem Portrait schwer beeindruckt (bzw. gerade das ja nicht, weil der Film von einer Ästhetik des Beeindruckenden dann doch so weit entfernt ist, eher war ich, weiß nicht, "von den Socken", "angetan", "begeistert" - you name it!). Umso erfreulicher, dass das Kino Arsenal den beiden Machern des Films (man müsste im übrigen sagen: den Machern hinter der Kamera, weil die beiden vor der Kamera ja auch ganz entscheidend beitragen) im Mai/Juni eine kleine Reihe namens "Direct Cinema" widmet. Hier der Programmtext.

Außerdem wird begleitend zu einem Seminar an der Berliner Filmwissenschaft das jüngere taiwanesische Kino vorgestellt und im japanischen Filmclub ist Kaneto Shindos Onibaba zu sehen.


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Übrigens, weil ich gerade auf Thomas Pynchon zu sprechen kam: Pynchon Notes ist eine akademische Zeitschrift, die sich ausschließlich mit dem literarischen Monolithen befasst und seit 1979 erscheint. Hier die etwas kärgliche Website, auf der sich allerdings sehr zu meiner Freude die ersten 23 Ausgaben im pdf-Format herunterladen lassen (hier obendrein ein Interview mit dem Herausgeber).


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Thema: literatur
Ich sitze auf der Parkbank und lese Thomas Pynchons Gravity's Rainbow, als sich ein, schätze ich, 20jähriger neben mich setzt und Dr. Sex von T.C. Boyle in der Hardcover-Fassung aufschlägt. Zuvor hatte er sich den Weg durch die gröhlenden Hartz-IV-Opfer gebahnt, die den Boxie immer dann umgehend mit vielen Flaschen Bier bewaffnet einen Sommer lang in Beschlag nehmen, wenn sich die ersten Sonnenstrahlen bemerkbar machen. Offenbar wähnte er in mir einen Verbündeten, zumindest lächelt er mich auf seltsame, mir allerdings vollkommen unsympathische Weise an, als er sich neben mir niederlässt und das Buch eine Spur zu demonstrativ aufschlägt.

Boyle mochte ich mal ganz gerne, ist aber auch schon einige Jahre her. Das letzte Buch, das ich von ihm gelesen habe, habe ich nicht zuende geschafft, weil es mich geschafft hat; immer dieses zwanghafte Verschrobene, immer diese ähnlichen Versatzstücke und Formulierungen, mit denen er seine Romane zusammenschraubt (was, zugegeben, auch eine Schwäche der Übersetzung sein könnte, üblicherweise bin ich viel zu faul für originalsprachliche Ausgaben). Aber mir scheint, dem Jungen neben mir gefällt das, sicher, für einen Frühlingstag ist das gute Lektüre für einen Schmökerer. Und er sieht auch ein bisschen so aus, wie man sich einen Schmökerer vorstellen kann, so eine Spur zu bieder, zu hilflos geraten.

Bal geht er auch schon wieder mit seiner unterhaltsamen Ferienlektüre, viele Seiten hat er nicht geschafft. Ich glaube, dreimal ein Blättern gehört zu haben. Vielleicht waren ihm die Gröhler mit ihren Hunden zuviel oder aber er hatte sich das irgendwie etwas romantischer vorgestellt, eben so im Park sitzen und lesen und all das. Keine Ahnung. Ich verbeiße mich wieder in Gravity's Rainbow (den ich natürlich auf Deutsch lese, aus obengenannten Gründen, aber der englische Titel hat einfach mehr Klang als der deutsche), dieses unfassbar in sich verkarstete, schillernde, faszinierende Werk. Uni-Lektüre ist das (und ich bin froh drum, ehrlich gesagt, dass ich studiere, mit was ich mich ohnehin gerne und oft befasse, zumindest fast immer), ein Seminar bei Kittler wird sich ausschließlich mit diesem Buch befassen. Ich bin gespannt.

"Geht alle scheißen!" sagte Slothrop.


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Gestern in der ersten Sitzung der Vorlesung über das Mediensystem fragte der Lehrende, ein Medienökonom, wer der Anwesenden im Saale denn Weblogs lese, woraufhin sich drei, vielleicht vier von etwa 100 Leuten meldeten, was ich vor dem Hintergrund, dass die Leute da allesamt Medien und so studieren, schon recht enorm, also: wenig, finde. Daraufhin der Lehrende, wir, also die Webloglesenden, sollen das vergessen, weil in einem Jahr seien die, also die Weblogs, ohnehin wieder verschwunden, weil sich ja doch kein Mensch für sie interessiere. Meint er einfach so, und ich glaube, er meinte doch vielmehr die allgemeine Medienblase, die sich um das Ganze jüngst gebildet hat und die, in der Tat, gerne in einem Jahr verschwunden sein darf.

Geschrieben am Tag 919 des laufenden Betriebs, volle Fahrt voraus.


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Thema: Hoerkino
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Als ich letztens den neuen Song von Blumfeld zufällig im Radio hörte, überkam mich spontaner Würgreflex. Irgendeine betuliche Scheiße von Tieren wurde da geträllert und eine seltsam masochistisches Interesse ließ mich die ganze Spieldauer am Gerät sitzen und fast schon paralysiert zuhören. Das kann nicht ernst gemeint sein, dachte ich mir, damit kann er, Distelmeyer also, nicht durchkommen.

Und doch, ernst gemeint ist das und, noch höflich ausgedrückt, der letzte Dreck, den sich eine in gemütlich postgraduierter Bürgerlichkeit angekommene Einstmals-Boheme ausdenken kann. Und ich dachte, Virgina Jetzt und Tomte seien schon schlimm, vor allem aber: Das Ende der Fahnenstange. Nein, weit gefehlt. Blumfeld empfehlen sich zusehends als neuer Platzhalter im klassischen Genesis-Spruch: "Ja, die kann man sich nicht anhören, aber, weißt Du, also die alten< Platten, ja also die..."

Das mit Blumfeld was gehörig nicht stimmt, kann man schon lange ahnen. All das Geträllere auf den letzten Platten, dieses rundherum fürchterliche Picknick-Backcover auf der, ich glaube, letzten Scheibe, mit Honigkuchenpferd Distelmeyer mittendrin. Nun aber darf man ruhigen Gewissens auch wissen, dass aus dem Hause Blumfeld nurmehr Schmu zu erwarten ist, Seelenbalsam für all die "Man muss auch mal erwachsen werden können!"-Penner, die sich nun einrichten in ihrer übersichtlichen kleinen heilen Welt, dabei von allem, gegen was man, meistens ja eh nur, ansang, nun nichts mehr wissen wollen, da man ja eh schon die Grünen wählt und also sich selbst qua solcher Selbstbezichtung ins Lager der ohnehin schon dufte Guten. Man ist ja auch dennoch locker geblieben. Meint man.

Ich sehe sie schon vor mir. All die freiwilligen Gehirnspender, die dennoch meinen, aus Blumfeld-Texten noch irgendwas rauslesen zu können, die Blumfeld noch immer für diskursbestimmend und womöglich noch Strategie angebend halten, womöglich als Sprachrohr einer Post-Pop-Linken oder sowas, irgendwelche Konzepte in all dem Quark wähnen, "Subversion der Neuen Bürgerlichkeit aus Ihrer Mitte heraus" oder irgendsoein Dreck wird ihnen schon einfallen, irgenwas eben, mit dem man sich die eigene Mittelschichtigkeit ein bisschen bunt anstreichen und dem eigenen bequemen Konsum angesagter Tonträger Subversivität andichten kann. Konnte die Pop-Linke schon immer gut.

Bullshit. Warum nicht gleich Reinhard Mey? Der macht exakt das Gleiche. Nur eben ein bisschen zwiebeliger. Da kommen Blumfeld auch noch hin. Und er sang ja auch von Freiheit, muss also auch so irgendwie links sein, so irgendwie, wenn auch nur über den Wolken, ein bisschen Hirngespinst also, eigene Innerlichkeit, Bequemlichkeit im eigenen Ghetto, zwischen Tante Emma und der Erbauung dienlicher Grünanlage. Sehet die Vögel, wie sie piepen, sehet den Distelmeyer, wie's bei ihm piept.

Lass uns nicht mehr von Blumfeld reden.


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Freitag, 14. April 2006
Internetforen sind nicht etwa in erster Linie nützliche, die Kommunikation befördernde Einrichtungen. Sie sind nicht zuallererst gute Kommunikationsmittel, mit deren Hilfe Menschen sich vernetzen, informieren und austauschen können und dies unabhängig von räumlichen Beschränkungen.

Nein. Das Landgericht Hamburg klärt uns nun endlich darüber auf, dass Internetforen in erster Linie als " besonders gefährliche Einrichtungen" zu betrachten sind.

Ach, Deutschland...


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Montag, 10. April 2006
Thema: Hoerkino
Und gerade wenn man sich denkt, dass die Zeit wohl mal wieder reif wäre für eine neue Rockscheibe, eine die noch wirklich rockt, ohne diese ganzen Männerschweiß, ohne diese stumpfe Ironie von den Darkness-Tüten, eine die einfach ballert, unbekümmert, gerade drauf los, gerade also, wenn man sich das denkt, eröffnet sich einem, dass The Rye Coalition, die früher mal - als ich ihre EPs 1997 noch aus kleinen Plattenkisten in abgehalfterten Berliner Plattenläden rausfischen musste - ganz andere Musik spielten, dass die also nun endlich, nach über drei Jahren Streitereien mit ihrem Major Label, ihre neue Platte rausbringen können. Und glücklicherweise wieder auf Gern Blandsten, ihrem Ursprungslabel, einem Indie-Label mit Herz und Seele, das im übrigen schon immer ein Hort von Geheimtipps und ganz wunderbarer Musik gewesen ist. Und dass die neuen Songs bolzen - und zwar im obigen Sinne, oh ja, sie bolzen -, davon kann man sich hier auf myspace.com überzeugen.

In diesem Sinne: Fuck the Majors - after all!

(und vielleicht schaffen sie es im Zuge ja auch endlich mal wieder nach Europa - die letzte Tour in hiesige Gefilde ist ja auch schon bald wieder neun Jahre her... überlegt's Euch, Jungs!)

(Ha, das kommt davon, wenn man die bunten Blätter außer Acht lässt - laut ihrer Website waren die ja gerade erst hier auf Tour. Mit den Foo Fighters. Also nicht finanzierbar. Oh Mann; das Tour Journal.)


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Frankreich, Du hast es besser.


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Sonntag, 9. April 2006
Thema: videodrome


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Thema: Hoerkino
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Samstag, 8. April 2006


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