Sonntag, 23. November 2008


Mit Alejandro Jodorowskys großartigem Midnite Movie The Holy Mountain präsentieren die Freunde des schrägen Films am kommenden Mittwoch im Berliner Kino Babylon/Mitte im Rahmen ihrer (bislang sehr formidablen) Reihe zum mexikanischen Exploitation- und Genrekino ein echtes Kinoschmankerl, bei dem Einlasskontrollen eigentlich bitte nötig wären: Nur wer im hinreichenden Maße Illegales mit sich führt, dürfte, ginge es denn vernünftig zu in der Welt, den Saal betreten. Bleibt allein die sinnliche Kraft dieses wunderbaren Films, die ich öfter schon erwähnt habe.



° ° °




Mittwoch, 12. November 2008
In Berlin bietet sich wie in kaum einer zweiten Stadt in Deutschland die Möglichkeit, auch rarer, seltener und entlegener Filme binnen kurzer Zeit kostengünstig habhaft zu werden. Im Folgenden eine Auflistung von leicht begehbaren DVD-Archiven:

Amerika Gedenkbibliothek (Kreuzberg)
Unter Berliner heißt sie schlicht "AGB" und stellt die vielleicht beste Mediathek der Stadt dar. Die DVD-Auswahl ist international mit deutlichen Schwerpunkten auf Filmhistorisches und Asiatisches. Daneben gibt es Unmengen von Dokumentarfilmen, Kunst-, Theater- und Experimentalfilm-DVDs, aber auch die übliche leichte Kost aus dem Mainstream-Kino. Unschlagbar ist der Preis: DVDs können für zwei Wochen kostenfrei ausgeliehen werden (Der Jahresbeitrag ist sozialverträglich günstig). Nachteil: Die bloßen Regale geben den Reichtum der Sammlung kaum wieder (fast alles ist immer weg), ein Besuch in der AGB dient somit weniger dem gezielten Zugriff, sondern hat eher Wunderkammer-Charakter. Über den (leider zuletzt arg verschlimmbesserten) Online-Katalog kann man (nicht nur in der AGB) gezielt recherchieren und Medien kostengünstig (1 Euro) reservieren lassen.

Videodrom (Kreuzberg)
Die beste Videothek Deutschlands. Punkt. Als Underground-Videothek gestartet, ist das Videodrom schon seit Jahren cinephile's paradise mit dem vermutlich größten Sortiment, das man sich auf engem Raume vorstellen kann. Klassiker, Dokumentarfilme, asiatisches Kino, TV-Serien, Horror, SciFi, Trash - usw. usf.:Das Videodrom schafft konsequent und, vor allem, international an - die Beengtheit der deutschen Filmlandschaft wird beim Stöbern umgehend evident. Vorteil gegenüber der AGB: Das meiste ist da oder wird spätestens morgen zurückgebracht. Nachteil: Die erhöhten Leihgebühren (ein Clubbeitrag sorgt diesbezüglich für Linderung und ermöglicht neugierige Expeditionen ohne Blick auf den Geldbeutel). Als langjähriges Videotheken-Archiv verfügt das Videodrom noch immer über eine immense Zahl an VHS-Filmen, von denen viele noch nicht auf DVD erschienen sind (und vielleicht auch nie werden).

Filmkunst (Friedrichshain)
(Vorneweg: Da ich hier arbeite, bin ich kaum objektiv/neutral. Aber ich gebe mein Bestes)
Seit rund 3 Jahren versorgt die Filmkunst Cinethek (nicht nur) den Friedrichshainer Kiez mit DVDs aus aller Welt. Das Sortiment ist (schon aus Altersgründen) mit dem des Videodroms in Fülle und Ausmaß zwar nicht zu vergleichen; aber wie dort scheut man auch hier nicht den Blick auf die internationale DVD-Landkarte und schafft entsprechend (auch) Filme aus UK und Asien an. Manche sagen: "Die gemütlichste Cinephilen-Videothek Berlins", wir sagen: "Danke!"

Negativeland (Prenzlauer Berg)
Das "Videodrom des Ostens", etwa zeitgleich gestartet und noch heute mit dem Charme des subkulturellen Underdogs. Die Auswahl ist vergleichbar, wenngleich nicht so lückenlos komplett. Einen legendären Ruf genießt das Negativeland, was Empfehlungen betrifft: Wer einfach nur irgendwas Leichtes ausleihen wollte, verlässt den Laden mitunter mit obskuren lesbischen Vampirfilmen aus den 70ern.

Filmgalerie 451 (Mitte)
Die Dependance der berühmten Stuttgarter Programmvideothek mit angeschlossenem gleichnamigen DVD-Label tritt auch in Berlin seit einigen Jahren mit gediegen cineastischem Programm auf. Dieses kapriziert sich (nach meinem Kenntnisstand, ich war dort bislang nur selten) vor allem auf Klassiker und übliches Arthouse-Programm. Genrereißer und Kuriositäten haben ebenfalls ihren Platz, kommen über Supplement-Charakter aber kaum hinaus.

Brüder im Geiste (aber nicht in Berlin)
Die Filmgalerie Phase IV ist unbestritten Dresdens schönste und beste Videothek. Sortiment, Einrichtung und, äh, leider auch der Name erinnern vor allem an die Filmgalerie 451.

In Köln pumpt die Traumathek seit nunmehr 14 Jahren gediegene Filmkost in wissbegierige Augen.


° ° °






Bereits gestern startete im stets engagierten Berliner Kino Central die Filmreihe In This World - Film, Gegenwart, Politik.. Die Reihe ging als Projekt aus einer gleichnamigen (und von mir aus Zeitgründen schweren Herzens leider nicht besuchten...) Veranstaltungsreihe am quasi benachbarten Kulturwissenschaftlichen Seminar der Humboldt-Universität hervor und wird von Kommiltonen unter der Anleitung von Sebastian Gießmann organisiert.

Besonders empfehlen kann ich den beklemmenden Jesus Camp (9. Dez.) und (blind vertrauend) Hamburger Lektionen (11.Dez.), [und weil ich es ein wenig schade finde, dass das asiatische Kino ziemlich unter den Tisch fällt, empfehle ich noch flankierende Privatsichtungen von Blind Shaft und The World, die in den üblich verdächtigen Berliner Programmvideotheken leicht aufzutreiben sind).


° ° °




Sonntag, 31. August 2008
Soilworker weist in den Kommentaren darauf hin, dass der kürzlich von mir empfohlene Deadlock auf arte nicht nur wiederholt wird, sondern auch im Streamingangebot des Senders zum Abruf steht, wenngleich aus jugendschutzrechtlichen Gründen nur nachts.

Und Markus verdanke ich die Information, dass in meiner Nachbarschaft die erfreulich ambitionierte Kino-Kiezspelunke Tilsiter Lichtspiele eine Klick-Retrospektive veranstaltet, zwei Vorführungen davon in Anwesenheit des Regisseurs (was, wenn sich die Raumbedingungen dort seit meinem letzten Besuch nicht geändert haben, soviel heißt wie: plauschige Wohnzimmer-Gesprächsrunde). Und wer noch ein bisschen Anschubhilfe benötigt, liest einfach Ekkehards schöne Besprechung von Klicks Supermarkt in der taz.

Weiterführend:
rolandklick.de ~ wikipedia ~ imdb



° ° °




Sonntag, 17. August 2008
Am kommenden Samstag, den 23.08, ist im Ritter Butzke das bislang letzte große Meisterwerk des letzten großen Autorenfilmers aus deutschen Landen als 35mm-Projektion zu bewundern: Die Reise ins Glück von Konkret-Kolumnist Wenzel Storch, von der völlig faszinierten Filmkritik dereinst als "Terry Gilliam auf Crack" bezeichnet, ist ein funkelndes Juwel der kompromisslosen Filmkunst und in solcher Pracht unbedingt wenigstens einmal im Leben auf Leinwand zu genießen! Hier bietet sich die rare Gelegenheit (Ausreden und Ausflüchte, diese nicht zu nutzen, gelten im übrigen so wenig wie Monopoly-Geld im Supermarkt)!

Das Screening findet im Rahmen der Party des Kollektivs Fuchtsteufelswild statt. Myspace weiß mehr!



° ° °




Samstag, 1. März 2008


Nachdem unser kleines Midnite-Movie-Special zu Ehren von Nekromantik anlässlich dessen 20. Geburtstags am kommenden Freitag mit einem Screening des zweiten Teils in Anwesenheit von Regisseur Jörg Buttgereit seinen Beschluss findet, dürfen sich Freunde des etwas anderen Weltkinos auf ein ganz besonderes Schmankerl freuen: Mit einer kleinen Auswahl von Filmen vornehmlich aus den 70er Jahren werden wir einen großen mexikanischen Volkshelden, keinen geringeren als den Wrestler Santo, und dessen unglaublich großes filmisches Schaffen vorstellen. Geboten werden Monster, Mumien, Sensationen, dazu im Vorprogramm fiese Grindhouse-Trailer aus den 70ern - alles im kuschligsten Sofa-Kino östlich des Amazonas, immer freitags in der Midnite-Movie-Schiene ab 23 Uhr.



° ° °




Montag, 25. Februar 2008
Das Kino Arsenal kündigt für den Zeitraum von Mai bis Juli eine sehr interessante Film-Großreihe an. Die Pressemitteilung von gerade eben:
Pop & Politik, Ästhetik & Agitprop, Aufbruch & Scheitern, Revolution & Musik, rote Fahnen & schicke Autos, Fabriken & Schultafeln, Pflastersteine & Flowerpower, Schwarzweiß & Farbe

Die Monate Mai bis Juli 2008 stehen im Kino Arsenal ganz im Zeichen des Jahres 1968. 40 Jahre nach dem Mai 68 präsentieren die Freunde der Deutschen Kinemathek e.V. die umfangreichste Retrospektive, die es bislang zu diesem Thema in Deutschland gab. In 120 Vorstellungen werden mehr als 60 Filme gezeigt. Zahlreiche internationale Gäste sind eingeladen, Vorträge, Einführungen, Diskussionen und Publikumsgespräche ergänzen das Programm.

Die enge Verbindung und gegenseitige Durchdringung von Politik und Kultur, von sozialen und künstlerischen Prozessen in jener Zeit (vor allem in Frankreich), führte dazu, dass im Zuge der politischen Ereignisse des Mai 68 einerseits zahlreiche Filme entstanden, andererseits war das, was im Mai 68 gesellschaftlich kulminierte, in vielen Filmen bereits antizipiert worden – die gegenseitigen Impulse verliefen also nicht nur von der Politik zum Film, sondern auch umgekehrt. Es lag etwas in der Luft, das Kino, Politik und Lebensgefühl umfasste und weit über den eigentlichen Mai 68 hinaus wirkte.

Das Programm spannt den Bogen von historischen Dokumenten aus den Jahren 1967/68 über das filmische Echo des Mai 68 in Filmen der letzten Jahrzehnte bis ins 21. Jahrhundert hin zu einer aktuellen Diskussion von Fragen um das Verhältnis von Kino und Politik. Es geht also sowohl um Vergegenwärtigung und Reflexion des Mai 68 als (Film-)Geschichte wie auch um die Frage nach dessen Relevanz für aktuelle Diskurse.

Die Filmreihe versammelt lange nicht mehr auf der großen Leinwand gezeigte Klassiker sowie Entdeckungen und hierzulande unbekannte Raritäten. Besonders hervorzuheben sind die von Jean-Luc Godard von 1967–74 im Kollektiv „Groupe Dziga Vertov“ gedrehten Filme, die alle in untertitelten Fassungen zur Aufführung kommen.

Das Programm hat folgende Schwerpunkte:
- L’imagination au pouvoir ! – Militante Dokumentarfilme aus den Jahren 1967/68
- L’air du temps – Filme des Jahres 1968 aus der internationalen Kinematografie
- L’esprit de Mai – Nachhall des Mai 68 in Filmen (bis in die Gegenwart)
- Der Fall Godard – Filme des Kollektivs „Groupe Dziga Vertov“

Es erscheint eine ausführliche Programmbroschüre.
Ich bin gespannt, welche filmhistorischen Perlen die Reihe zutage fördern wird. Und man wird - wenn auch wohl vergebens - abwarten dürfen, ob nicht vielleicht auch Jean Rollins Debütfilm aus dem Jahr 1967, der entrückt delirierende Le Viol du Vampire zu sehen sein wird, der, wenn man der Überlieferung Glauben schenken darf, für den Pariser Mai 1968 eine gewisse, wenn auch unfreiwillige kulturelle Rahmenfunktion einnahm:
Because of the events of May 1968 in Paris, French distributors, fearing for the box office, decided to freeze their activities until it went back to normal. As a result, no other new feature was released during that period apart from this one. Consequently, by lack of competitors, it became the most successful film of the year in France.
Quelle: imdb trivia.


° ° °




Mittwoch, 15. August 2007
Morgen abend um 21.30 läuft Blood Tea and Red String, der zweite von mir für das Freiluft-Filmfestival Ausgezeichneter Sommer akquirierte Film. In 13 Jahren liebevoller Handarbeit ist Regisseurin Christiane Cegavske ein wunderschön bizarrer Puppen-Animationsfilm gelungen. Im netten Western-Ambiente der Bar 25 unweit des Ostbahnhofs sollte die Vorführung ein hübsches kleines Ereignis werden, zumal wenn man einen der begehrten Sofa- und Sesselplätze ergattern kann.

Der Trailer:



° ° °




Montag, 6. August 2007
Gerne nochmals, und weil das Wetter heute so unverschämt gut ist, möchte ich darauf hinweisen, dass am heutigen Abend gegen 21:30 auf dem Badeschiff an der Berlin-Treptower Arena (Eichenstraße 4, 12435 B.) unser Filmfestival Ausgezeichneter Sommer mit dem Retrospektive-Beitrag Die Reise ins Glück von Wenzel Storch beginnt. Kurzentschlossene oder gerade erst davon Notiz genommen habende Mitmenschen sollten sich also langsam ausgehfertig machen, da gemunkelt wird, dass früher Wurm nicht so sehr den Vogel, wohl aber den besten Platz für sich fängt.

Als Anreiz sei noch der Trailer zu Storchs wirklich wahnwitzig-gutem Film präsentiert:



° ° °




Mittwoch, 1. August 2007
= Weitersagen, weiterbloggen, und in Foren posten
ausdrücklich gestattet und erwünscht :) =

Eine große Freude ist mir der Hinweis, dass am 06.08. das Open-Air-Kinoprojekt "Ausgezeichneter Sommer" vom b-Ware!Netzwerk endlich nach langer Vorbereitung in seine Filmfestival-Phase eintritt. Gezeigt werden dann auf dem Badeschiff und in der Wildwest-Strandbar Bar25 (in der kürzlich Quentin Tarantino himself die Füße mit Milch gewaschen wurden!) nicht mehr Filme der aktuellen Kinosaison, sondern Independent- und Underground-Filme, die bislang noch nicht im Kino liefen. In den Sektionen "Fiktion" und "Realität" buhlen sie um die Gunst des Publikums, das per Stimmzettel die Wettbewerbsgewinner wählt. Als Bonus werden vor den Filmen Kurzfilmbeiträge des "Stuttgarter Filmwinters" aus dessen kommenden Programm präsentiert. "Ausgezeichneter Sommer" ist ein instiutionell unabhängiges, von Fördergeldern schmerzlich befreites und fast im Alleingang von ein paar Filmverrückten realisiertes Projekt :)

Unter dem Menüpunkt Festival steht das komplette Programm mit allen weiteren Infos online.

Die allergrößte Freude aber ist es mir, die von mir für das Festival akquirierten Filme hervorzuheben: Blood Tea and Red String ist ein wunderschön-bizarrer Puppenanimationsfilm, an dem die Regisseurin Christiane Cegavske 13 Jahre lang gearbeitet hat (Trailer). Call of Cthulhu ist die werkgetreue Adaption der gleichnamigen Kurzgeschichte von H.P. Lovecraft, die weitgehend im Stil eines Stummfilms aus dem Jahr 1928 gehalten ist (Trailer).

Ein ganz besonderes Bonbon ist die Wenzel-Storch-Retrospektive, die das Festival begleitet und die Möglichkeit eröffnet, einen der herausragendsten und zugleich marginalisiertesten Filmemacher Deutschlands kennenzulernen. Am 06.08. beginnt das Festival mit Storchs wundervollem und zu Recht allseits gefeierten Reise ins Glück (Trailer ~ Info), den ich persönlich für einen der besten und schönsten Filme aus Deutschland der letzten Jahre halte. Storch selbst wird den Film präsentieren und im Anschluss einen seltenen Super8-Film zeigen und in einer Diashow von den Dreharbeiten zum Film berichten. Es folgen im Verlauf des Festivals noch Sommer der Liebe (Info) und als Abschlussfilm Der Glanz dieser Tage (Info).

Kommt zahlreich, bringt gutes Wetter mit und viel Spaß bei den Filmen!



° ° °




lol