Donnerstag, 5. April 2007

Das Kino Central in Berlins Mitte zeigt ab heute Werner Herzogs frischen, in Deutschland im Kino meines Wissens bislang nicht zu sehen gewesenen Dokumentarfilm Grizzly Man, den ich allen sehr empfehlen möchte. In den USA, wo Herzog derzeit ohnehin sensationell hoch im Kurs steht, erntete der Film raving reviews all over the place - sehr zu recht, wie ich, als allerdings überzeugter Bewunderer von Herzogs Filmen, finde. Mehr Informationen hier auf der Website des, nebenbei bemerkt, sehr schönen Kinos.

Sein neuester Film, Rescue Dawn, eine fiktionalisierte Aufarbeitung des Stoffes seiner Dokumentation Little Dieter needs to fly mit Christian Bale in der Hauptrolle, hängt hingegen derzeit aus unglücklichen Gründen in der Schwebe. Hollywood Elsewhere hat aufschlussreiche Hintergrundinformationen.

Sehr aufhorchen ließ mich auch die jüngste Neuigkeit, dass Herzog wohl den Stoff von Der Käse und die Würmer verfilmen möchte. Hierbei handelt es sich um einen höchst spannenden, und eigentlich sogar Herzog-typischen Stoff: Das gleichnamige Buch des Kulturhistorikers Carlo Ginzberg befasst sich mit der Geschichte eines Müllers um 1600, der vor der Inquisition sein Weltbild verteidigt: Die Elemente vermengten und verdickten sich auf die selbe Weise wie Milch zum Käse wird, und darin sammelten sich Würmer und die waren dann die Engel. Ein aufschlussreiches Buch über die Geistes- und Gedankenwelt derjenigen, die auch im noch frischen Buchzeitalter an sich keine Repräsentation erfuhren. Die motivische Nähe vor allem zu den Herzogfilmen mit Bruno S. - Stroszek und Kaspar Hauser - Jeder für sich und Gott gegen alle - ist meines Erachtens unverkennbar, entsprechend gespannt bin ich auf die Umsetzung. Und nicht zuletzt bestätigt sich einmal mehr meine Ansicht, dass Herzog eigentlich Kulturwissenschaftler, wenngleich mit proto-surrealistischer Methodik, ist.

Auf der offiziellen Website kann man sich das Skript als pdf herunterladen.



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Montag, 19. März 2007


Vom 2.-30. April findet im Kino Arsenal eine Werkschau mit restaurierten, englisch untertitelten Kopien der Filme von Mikio Naruse statt. Die Reihe entspricht derjenigen, die derzeit auch im Filmmuseum München und im Deutschen Filmmuseum Frankfurt läuft [edit: Lukas informiert im Kommentar: In Berlin umfasst die Reihe lediglich 10 von den 30 Filmen, die in München & Frankfurt zu sehen sind - schade!]. Das Kino Arsenal reiht sich damit in die derzeitige internationale Aufarbeitung des Werkes von Mikio Naruse ein, die von zahlreichen DVD-Veröffentlichungen in Großbritannien und den USA begleitet wird.

Weiterführende Links:

movie magazine search engine ~ movie blog search engine

Die komplette Pressemitteilung des Kino Arsenals mit Info- und Programmtext findet sich im Kommentar.


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Samstag, 3. März 2007
Das b-Ware!LadenKino, idyllisch gelegen im südlichsten Südkiez Friedrichshains, zeigt auch im März wieder allerlei Film-Preziosen abseits des Kinobetrieb-Mainstreams. Darauf hinzuweisen ist mir nicht nur deshalb eine Freude, weil ich mich in der mit b-Ware! verschwisterten Videothek Filmkunst verdinge, sondern auch, weil ich zwei der gezeigten Filme sozusagen "an Land gezogen" habe.

Ab Montag ist dort zu sehen der von mir hochgeschätzte Kurzfilm mise-en-abyme von Björn Last, dem Macher und Autor hinter der hervorragenden Website mitternachtskino.de. Mise-en-abyme ist Meta-Kino abseits üblicher Klischees, und ein Kurzfilm weit abseits der hiesig grassierenden Kurzfilm-Unsitte des "gespielten Witzes". Nicht umsonst ist der Film geklammert vom filmtheoretischen Streit zwischen Godard und De Palma, ob Kino nun Wahrheit oder Lüge sei. Eine ausführliche Besprechung schrub ich vor einiger Zeit für die Splatting Image, online kann man Stefans nicht minder begeisterte Kritik auf f-lm.de nachlesen. Eine Website zum Film gibt es überdies, daselbst auch ein Teaser zum Download (wmv).

Diesen tollen Film im Kino zu sehen möchte ich wirklich allen meinen Berliner Mitlesenden wärmstens empfehlen - einen Infotext zum Film habe ich auf der Website von b-Ware geschrieben, aus dem weiterhin ersichtlich wird, dass im Anschluss an mise-en-abyme noch VIP Lounge von Joost Renders läuft, den (den Film jetzt) ich allerdings leider nicht kenne. Mehr Info zu diesem Film hier.

screenings: 05., 07., 08., 09. märz je 20:30, corinthstraße 61, friedrichshain.

Der zweite Film im Bunde ist schließlich Hammerhead - Sterbt Alle!, für den ich schon hier und dort eifrig Reklame gemacht habe. Hammerhead - Sterbt alle! ist der vergnügliche Rückblick auf 15 Jahre deutsche HardcorePunk-Geschichte aus Perspektive der einzigen HardcorePunk-Band, die es in den 90er Jahren überhaupt in Deutschland gegeben hat: Hammerhead (okay, sagen wir: Höllenschlund, Luzifers Mob und Golgatha gelten auch noch so irgendwie, aber dann hört's ja auch schon auf, höhö). Einblicke in versiffte Tourbusse und ost-deutsche Abrissbuden, zu Ikonen geronnene Momente der deutschen Talkshow-Geschichte und nicht zuletzt viele, viele Erinnerungen einstiger Weggefährten machen Hammerhead - Sterbt alle! zum grandiosen Dokument einer, wie auch immer, einzigartigen Jugendkultur. Infotext auf b-ware hier, Fotos von der DVD-Premiere in Bonn hier. Und Frau Mutantin von nebenan findet den Film auch ganz große Klasse.

screenings: 12., 14., 15., 16. märz, je 20:30, corinthstr. 61, friedrichshain.

Ansonsten ist im März zu sehen Kim Ki-Duks Hwal (Info) und Ken Loachs The Wind that shakes the Barley (noch keine Info).

In der Reihe "Midnite Movies" werden immer freitags um 23 Uhr gezeigt: Der vierte Teil der tollen Sasori-Reihe, sowie Zatoichi meets Yojimbo. Nähere Infos sind dem Filmprogramm zu entnehmen.




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Montag, 26. Februar 2007
Eine große Freude ist es mir, die nächste Staffel der Freunde des Schrägen Films im Kino Babylon-Mitte anzukündigen. Kein geringerer als der Maestro des italienischen Horror- und Thrillerkinos, Dario Argento, wird in einer ausführlichen Filmreihe ab 07.03. geehrt. Der Akzent der Reihe liegt besonders auf der frühen Phase mit einigen Ausblicken in die 80er und frühen 90er Jahre. Dass die Reihe mit dem mir liebsten Argento-Streifen, Inferno, beginnt, ist wundervoll. Außerdem wird der zweite Teil von George A. Romeros Night of the Living Dead gezeigt, dessen europäische Schnittfassung von Argento besorgt wurde.

Im folgenden der Ankündigungstext der Freunde des Schrägen Films mit den Vorführungsterminen:
Dario Argento ist der große Magier des modernen Horrorkinos. Kein anderer Regisseur reißt die Dinge aus ihrem Kontext und definiert sie so radikal um: aus spritzendem Blut macht er rote Pinselstriche, aus schreienden Frauen werden antike Göttinnen, aus freigelegten Organen Wegweiser zum Über-Ich und aus Palästen und Gebäuden finstere Mitspieler. In Argentos Filmen ist alles in Bewegung. Nicht von ungefähr lauert hinter jeder Tür und unter jeder Diele ein urgewaltiger Wasserstrudel, der alle Fixpunkte einfach mit sich fortreißt. Wahnsinn, Terror und Exzess geben den Bildern ihre Macht über den Zuschauer zurück und stehen gleichzeitig für Frauen- und Männerphantasien, in deren Zentrum die Sexualität steht. Und für Argento hat der Verlust der sexuellen Unschuld viel mit Gewalt zu tun. Seine Krimiplots sind oftmals nur das geschönte Alibi für eine Logik, die jenen grausamen Träumen verpflichtet ist.

Dario Argento, geb. 1940, wächst mit der Filmkamera auf. Sein Vater, Salvatore Argento, ist im Filmgeschäft tätig und produziert später Dario Argentos erste Filme. Die Mutter, Elda Luxardo, eine gebürtige Brasilianerin, arbeitet als Fotografin. Sein Onkel schließlich ist einer der berühmtesten italienischen Fotografen der 30er Jahre, der mit seinen Porträts von Benito Mussolini zu zweifelhaftem Ruhm kommt. Erste Erfahrungen mit dem neuen Medium sammelt Argento in den 60er Jahren als Filmkritiker in Rom. Sein Interesse gilt nicht dem neorealistischen, sozialkritischen Kino, sondern Alfred Hitchcock und den abseitigen, schmuddeligen, von der etablierten Filmkritik belächelten Genreproduktionen Italiens. Neben Mario Bavas Horrorfilmen und Sergio Leones Spaghetti-Western fasziniert Argento eine spezifisch italienische Variante des Thrillers, der Giallo: „Niemand redete damals viel über diese Arbeiten, sie wurden als rein kommerziell und ein bisschen vulgär angesehen. Niemand schien zu bemerken, dass eine Art Revolution vor sich ging - zum ersten Mal wurden in Italien einige unrealistische Filme gemacht. Das war sehr wichtig. Nur die jungen Kritiker verstanden das."

Es ist das symbolträchtige Jahr 1968, in dem sich alles ändert: der große Sergio Leone verpflichtet Dario Argento und den ebenfalls filmisch unerfahrenen Bernado Bertulucci als Drehbuchautoren für sein Meisterwerk „Spiel mir das Lied vom Tod" (1968). Argento schreibt fortan professionell Drehbücher, insgesamt für zehn Filme, darunter Italowestern, Kriegsfilme und einen Sexualaufklärungsfilm. 1969 debütiert er als Regisseur. Der Giallo „Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" nach Bryan Edgar Wallace wird von seinem Vater und von Artur „Atze" Brauner produziert. Die Produktionskosten sind gering, das Filmteam jung und unerfahren. Nur für die Musik verpflichtet Argento mit Ennio Morricone einen großen Namen. Umso überraschender ist es heute, dass die besten Filme Dario Argentos, „Profondo Rosso" (1975), der in München spielende „Suspiria" (1977) und „Unsane" (1982), nicht von den stark emotionalen Klängen Morricones, sondern von den lauten Beats der Rockband „Goblin" untermalt sind. Bei den Dreharbeiten zu „Profondo Rosso" lernt Argento die Schauspielerin Daria Nicolodi kennen. Nicolodi wird seine Lebensgefährtin und arbeitet an den Drehbüchern von „Suspiria" und „Inferno" (1980) mit.

1977 produziert Argento den zweiten Zombiefilm seines Freundes George A. Romero. Der Einfluss Argentos zeigt sich vor allem bei der Auswahl der Filmmusik: „Night of the Living Dead (Teil 2)" (1977) und die italienische Fassung von „Martin" (1977) begleiten Argentos Hausband, die „Goblin". Romero verzichtet allerdings für die amerikanische Fassung und den Director's Cut von „Night of the Living Dead (Teil 2)" auf diese Musik. Sattdessen unterlegt er den Film mit rechtefreier Library-Musik.

In den späten 80er Jahre sucht Argento nach neuen künstlerischen Inhalten, seine Produk­tionen verschlingen gewaltige Budgets. Der Erfolg an der Kinokasse jedoch bleibt aus. Argento arbeitet zeitweise für das Fernsehen und in Amerika. Zusammen mit Romero dreht er die Poe-Verfilmung „Two Evil Eyes" (1990). Ab Mitte der 90er Jahre versucht Argento, mit Krimiproduktionen im Giallo-Muster an seine alten Erfolge anzuknüpfen. Bislang allerdings mit mäßigem Erfolg.

Unsere Filmreihe widmet sich Argentos produktivster Schaffensphase, den Jahren zwischen 1969 und 1982. Chronologisch am Anfang steht Argentos Phase als Drehbuchautor, in der er für Sergio Leone arbeitet, aber auch das Drehbuch für Robert Hosseins außergewöhnlichen Italowestern „Friedhof ohne Kreuze" (1968) schreibt. Neben seinen in Berlin selten gezeigten Gialli „Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" (1969), „Die neunschwänzige Katze" (1970) und „Vier Fliegen auf grauem Samt" (1971) zeigen wir mit „Inferno" (1980) und „Unsane" (1982) auch zwei Filme aus seiner großen Zeit.

Argento hat Hitchcock verehrt, und Argento hat Bava verehrt. Mit dem ersten verbindet ihn die Dramaturgie des Suspense. Der Episodenfilm „Two Evil Eyes" (1990) entsteht in Amerika als eine Verfilmung nach Edgar Allan Poe. Argentos Episode allerdings ist ein klassischer Thriller und erinnert stark an seine italienischen Gialli. Dazu trägt auch die Musik bei: Das verwundert nicht, arbeitet Pino Donaggio doch auch für einen anderen Hitchcock-Verehrer, für Brian De Palma. Argento hat sich selbst zum Nachfolger Mario Bavas erklärt. In „Inferno" (1980) verpflichtet er Bava für die Effekte. Ein Glücksgriff: Da Argento während der Dreharbeiten erkrankt, übernimmt Bava die Regie einiger hervorragender Szenen, u.a. der düsteren Unterwasserszene. Mario Bava ist mit seinem letzten selbst fertiggestellten Film „Schock" (1977) ästhetisch in den 70er Jahren angekommen. Argentos damalige Lebensgefährtin Daria Nicolodi spielt eine ungewöhnliche Frau, die vom Geist ihres toten Exfreundes terrorisiert wird. Argentos und Nicolodis Tochter wiederum, die Schauspielerin und Regisseurin Asia Argento, bricht ihr Gelübde, an keinem Horrorfilm mitzuwirken, der nicht von ihrem Vater ist, nur für einen Mann: für George A. Romero („Land of the Dead", 2005). Und der Kreis schließt sich.

Mi., 7.3.2007, 22 Uhr
Inferno (Italien 1980, R/B: Dario Argento, Effekte: Mario Bava, D: Daria Nicolodi, deutsche Fassung, 106 Min.)

Mi., 14.3.2007, 22 Uhr
Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe (Italien/BRD 1969, R: B: Dario Argento nach Bryan Edgar Wallace, Musik: Ennio Morricone, P: Artur Brauner, deutsche Fassung , 94 Min.)

Mi., 21.3.2007, 22 Uhr
Friedhof ohne Kreuze (Frankreich/Italien 1968, R: Robert Hossein, B: Dario Argento, Robert Hossein, deutsche Fassung, 86 Min.)

Mi., 28.3.2007, 22 Uhr
Die neunschwänzige Katze (Italien/BRD/Frankreich 1970, R: Dario Argento, B: Dario Argento nach Bryan Edgar Wallace, Musik: Ennio Morricone, P: Salvatore Argento, D: Karl Malden, deutsche Fassung, 91 Min.)

Mi., 4.4.2007, 22 Uhr
Shock (Italien 1977, R: Mario Bava, D: Daria Nicolodi, amerikanische Fassung, 92 Min.)

Mi., 11.4.2007, 22 Uhr
Vier Fliegen auf grauem Samt (Italien/Frankreich 1971, R/B Dario Argento, Musik: Ennio Morricone, P: Salvatore Argento, englische Fassung, 103 Min.)

Mi., 18.4.2007, 22 Uhr
Two Evil Eyes (Italien 1990, R/B/P: Dario Argento, George Romero, M: Pino Donaggio, amerikanische Fassung, 116 Min.)

Mi., 25.4.2007, 22 Uhr
Night of the Living Dead (Teil 2) (Argento-Fassung)
(Italien/USA 1977, P/B/Schnitt: Dario Argento, R/B: George Romero, Musik: Dario Argento, Goblins, deutsche Fassung, 118 Min.)

Mi., 2.5.2007, 22 Uhr
Unsane (Italien 1982, R/B: Dario Argento, P: Salvatore Argento, Claudio Argento, M: Goblins, D: Daria Nicolodi, deutsche Fassung, 96 Min.)

Mi., 9.5.2007, 22 Uhr
Night of the Living Dead (Teil 2) (Romeros Director's Cut) (Italien/USA 1977, P/B: Dario Argento, R/B/Schnitt: George Romero, amerikanische Originalfassung, 140 Min.)


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Mittwoch, 3. Januar 2007


Ich will gerne nochmals darauf hinweisen, dass ab heute abend und dann noch bis Freitag jeden Abend der wirklich ganz großartige japanische Film Yentown - Swallowtail (auch unter dem Titel Swallowtail Butterfly bekannt) in Berlin-Friedrichshain im mit hinreichend Sofas und Matratzen ausgestatteten b-Ware-Ladenkino mit deutschen Untertiteln läuft. Ehrlich: Das lohnt sich unbedingt.

Wer es aus vollkommen unerfindlichen (und sowieso nicht gültigen) Gründen nicht schafft, darf sich dennoch freuen: Der lange Zeit herbeigesehnte Film ist seit kurzem endlich auch in Deutschland auf DVD erhältlich. Einfach bei Rapid Eye Movies anfragen.


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Samstag, 30. Dezember 2006
Unter diesem Titel startet ab Mittwoch die nächste Staffel der sich mittlerweile glücklicherweise institutionalisiert habenden Exploitationfilmreihe der "Freunde des Schrägen Films" im Kino Babylon in Berlin-Mitte. Grob skizziert ließe sich sagen, dass diese Staffel den US-Horrorfilm nach "New Hollywood" thematisch ins Auge fasst. Mit dem rise and fall der "Jungen Wilden", die in die Krise des Studiosystems preschten und dabei die Methoden und Manöver des Autorenfilms ins Herz der Filmindustrie bugsierten (und diese damit gleichsam - etwa ab Der weiße Hai - restaurierten und auf neue Füße stellten), war auch das Horrorkino nicht mehr dasselbe. Regisseure wie George A. Romero, Wes Craven, David Cronenberg und John Carpenter transzendierten das Genre und etablierten es als (zuweilen vehement kulturkritische) Ausdrucksform. In diesem (mehr oder weniger freien) 'Freiraum' entstanden schließlich auch Nischen für Experimente wie beispielsweise Kathryn Bigelows Vampir-Variation Near Dark.

Gezeigt werden immer mittwochs einige ganz prächtige Artefakte aus den 70er und 80er Jahren. Besonders schön finde ich es, dass auch der gemeinhin übergangene B-Movie-Maverick Larry Cohen berücksichtigt wird, der einige der seltsamsten und interessantesten Horrorfilme (und nicht zuletzt - siehe etwa Q - The Winged Serpent - die 'schönsten' New-York-Filme) dieser Zeit gedreht hat.

Im folgenden das Programm:
3. Januar 2007, 22 Uhr
Death Trap/ Eaten Alive (USA 1976, Tobe Hooper, 35mm, amerikanische Originalfassung)

10. Januar 2007, 22 Uhr
Near dark – Die Nacht hat ihren Preis (USA 1987, Kathryn Bigelow, 35mm, deutsche Fassung)

17. Januar 2007, 22 Uhr
Re-Animator (USA 1985, Stuart Gordon, 35mm, amerikanische Originalfassung)

24. Januar 2007, 22 Uhr
Martin (USA 1978, George Romero, 16mm, amerikanische Originalfassung)

31. Januar 2007, 22 Uhr
Die Wiege des Bösen / It's alive (USA 1974, Larry Cohen, 35mm, deutsche Fassung)

7. Februar 2007, 22 Uhr
Nightmare – Mörderische Träume / Nightmare on Elm Street (USA 1984, Wes Craven, 35mm, deutsche Fassung)

14. Februar 2007, 22 Uhr
Society (USA 1989, Brian Yuzna, 35mm, amerikanische Originalfassung)

21. Februar 2007, 22 Uhr
Tourist trap (USA 1978, David Schmoeller, 35mm, deutsche Fassung)

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich die letzten beiden Filme noch nicht gesehen habe; für diese kann ich meine Hand also kaum ins Feuer legen (aber ich sage mal: Yuzna war in den 80ern schon eine Bank!). Die anderen aber sind alle auf ihre Art und Weise kleine Juwelen des Genres und allemal eine Empfehlung wert. Wer sondieren muss, sollte unbedingt Martin von Romero sehen (eine ungemein spannende und sensible Aufarbeitung des Vampirmotivs unter dem Zeichen "New Hollywoods", die weit von seinen rabaukigen Zombie-Filmen angesiedelt ist) und dann natürlich Re-Animator, einen der spaßigsten (und, äh, 'einfallsreichsten') Gummi-Horrorfilme der 80er Jahre, zumal im Kino.



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Samstag, 16. Dezember 2006
Nach langer Umbau- und also Programmpause ist das an die Filmkunst-Videothek angegliederte Filmclub-Ladenkino von b-ware wieder back on the map. Ab 18.12. gibt es in der Corinthstraße wieder Programmkino in gemütlicher Atmosphäre. Mit einigen Änderungen: Das LadenKino ist jetzt ein offizieller Kinobetrieb, was mehr Vorführungen pro Woche ermöglicht, aber auch einen geringfügigen Anstieg des Eintrittpreises auf vier Euro mit sich bringt. Dafür gibt es jetzt Raucher- und Nichtrauchertage.

Das angekündigte Programm ist auserlesen: Gezeigt wird zunächst der japanische Hyperhorror-Knaller Hausu, der schon auf dem Fantasy Filmfest die Massen in Entzückung geraten ließ; in ihm werden Kinoträume wahr! Später kommt The House is Burning von Holger Ernst, den ich nicht kenne (weder ihn, noch seinen Film); und schließlich im Januar, was mir eine ganz besondere Freude ist, Shunji Iwais großartiger und jetzt endlich auch in Deutschland auf DVD erhältlicher Yentown - Swallowtail Butterfly, den man gesehen haben muss - Widerrede nicht gültig! In drei aufeinander folgenden Freitagen ist schließlich je ein Teil der mehr oder wenigen unglaublichen Hanzo-Reihe zu sehen, in denen sich das klassische japanische chambara-Genre durch den befremdlichen Waffeneinsatz des großen Gemächts der Titelfigur durch sie selbst auflockert - es versteht sich, dass diese weit abseits des guten Geschmacks angesiedelten Filme nur als Midnite Movies zu programmieren waren.

Weiter Infos und genaue Termine unter http://www.b-ware.tv


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Montag, 11. Dezember 2006
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Glücklicherweise fällt das Programm des kadermäßig betitelten "Studentischen Filmclub der Freien Universität Berlin am Seminar für Filmwissenschaft", abgekürzt FUFC (was nur böse Menschen zum "falschen Fuffziger" erklären), nicht ganz so bürokratisch aus wie die zur Bezeichnung gewählte Selbstbezichtigung. Vielmehr gibt's morgen Sleaze. Naja, nicht ganz. Aber fast!

Für morgen konnte ein echter Doktor Schmuddel als Vortragender gewonnen werden, Lukas nämlich, der am selben Seminar den Film studiert - cool!

Ja aber, Herrgottzack, um was geht's denn überhaupt? Eine Mail klärt auf:
Der Schriftsteller Edogawa Rampo gilt als einer der Begründer der fantastischen Literatur in Japan. Rampos bis heute extrem populäre Erzählungen und Romane nutzen Techniken des westlichen Schauer- und Detektivromans. Im Laufe der Jahre dienten Rampos Erzählungen einer ganzen Reihe von Filmen zur Vorlage. Zwei der Gelungensten, Masumura Yasuzos BLIND BEAST (MÔJUU, Japan 1969) und Tanaka Noborus WATCHER IN THE ATTIC (EDOGAWA RAMPO RYOKI-KAN: YANEURA NO SANPO SHA, Japan 1976), möchte Lukas vorstellen. Beide können auch als Einführung in das "Pinku Eiga"-Genre dienen, die japanische Version des Sexploitationfilms.

Ort des Geschehens ist das miedzy nami Café, das ausgerechnet in Berlin-Mitte liegen muss. Man findet es in der Joachimstr. 11 und das ist nicht weit weg vom U-Bahnhof Weinmeister und vom S-Bahnhof Hackescher. Wer morgen um 20 Uhr da ist, wird reingelassen und darf dabeisein.

Eine Website zu der Reihe - "Die Westöstliche Leinwand" - gibt's auch und den Link habe ich jetzt ja schon verraten. Sie ist nicht eben aktuell, was bestimmt an Christian liegt.



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Montag, 27. November 2006
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Und weil ich gerade schon von Mitternachtsfilmen gesprochen habe: Am 03.12. läuft im Arsenal Eraserhead im großen, tags darauf im kleinen Saal. Ein Film, für den man das Rauchverbot im Kinosaal eigentlich kippen müsste: Eraserhead sollte in einem fort Kette rauchend und Whiskey trinkend überdauert werden. Es werden im Dezember noch weitere Filme von Lynch gezeigt: Blue Velvet, Lost Highway und Mulholland Drive. Alles veritable Geisterbahnen, wenngleich er auch nur mit Lost Highway überhaupt nur wieder in die Sichtweite jenes Wahnsinns kam, den er uns mit Eraserhead als Film schenkte.

Sie merken vielleicht: Ein Lieblingsfilm.



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Mittwoch, 27. September 2006
»Darf ich Sie bitten ein wenig näher zu kommen? Ich habe Ihnen nämlich etwas mitzuteilen!«
- Boris Karloff, Gastgeber.

Der für heute in der Filmreihe Schräge Filme des Kino Babylon angekündigte Man Eater of Hydra muss laut Newsmail leider entfallen. In einer für Kenner nur wenig rätselhaften Umschreibung wird ein Ersatzfilm angekündigt:
Den Titel wollen wir an dieser Stelle nicht verraten, nur soviel: es handelt sich um einen italienischer Horrorstreifen aus den 60er Jahren mit Boris Karloff, es geht um Übersinnliches, Vampire und geheimnisvolle Anrufe. Der Film läuft in der englischen Originalfassung.
Ja also, in drei Teufelsnamen, unsere Gesichter werden von Furcht gezeichnet sein. Und hochliterarisch wird es zugehen - haltet Tschechow, Tolstoi und Maupassant griffbereit.

Wer jetzt noch Fragezeichen über dem Kopf hat, darf sich einfach mal verlassen: Der Film ist schmuck, ganz ehrlich, ein bisschen abgehangen vielleicht, zugegeben, aber von ganz eigentümlicher Schönheit. Und so bunt, so wunderbar bunt, wie eben nur bavarisches bunt sein kann.




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lol