Das fängt ja schon gut an, wenn Michael Baute als Hausmeister von "newfilmcritic" bezeichnet wird. Groß und breit wird da diskutiert, dass der Titel des spontan gegründeten Weblogs - und es heißt numal new filmkritik und nicht irgendwie so anders - sich durchaus namentlich an die alte Tante der deutschen Filmkritik, nämlich die Filmkritik, der Gott der Filmkritik hab' sie selig, anschmiegt. Und dass das doch auch, so Baute einmal, ein bisschen eine Last manchmal ist, weil, kann man ja nicht einfach so sagen, wir sind das jetzt, die neue Filmkritik. Wurscht, im Artikel heißt's dann "newfilmcritic", weil man wohl nicht zu- oder hin-, sondern halt weggehört hat oder eben einfach keine Ahnung. Wenigstens mal in die Ankündigung hätte man dann wenigstens schauen können, da steht's doch richtig drin, ma' echt jetz. Ich find', das macht man so, könnt' ich mich aufregen, aber Wurscht.
Kommt nämlich noch schlimmer. Da wird eine Vorstellungsrunde als "für das Publikum wichtig" bezeichnet, die irgendwann [vor allem, sorry kolik.film, aber: vor allem im ersten Beitrag] ziemlich nervenzermürbend langweilig war, weil zumindest ich jetzt nicht unbedingt interessiert dran bin, lange zu erfahren, wie und ob und wieso nicht Autoren bei einer Printpublikation nun große oder kleine Beiträge zur Entlohnung erhalten. Von da springt der Text dann munter zu einem Einwurf, der ganz [gaaaanz] am Ende kam, der allerdings auch so gar nicht seiner textuellen Wiedergabe im Feuilleton entspricht: Gesagt wurde, wenn ich das richtig gesehen habe: aus der Riege der eben alten Filmkritik , dass auf dem Podium das Wort Politik nie gefallen sei. Im Diskussionsbericht nun steht drin: Die Magazine lassen, laut Vorwurf, die Politik außen vor. Hä? Wie? Was? Kaffee auf Notizblock gesaut? Was solln das? Und warum wird das mit der Frage nach der DVD - kam als Frage vor dem "Vorwurf" und hatte auch so rein gar nüscht mit Poltik zu tun - gekoppelt, als hätte da wer seine DVD-Vorspulereien mit Politischheit verwechselt? Dabei hat doch grad der Knörer sehr eloquent geantwortet auf den Einwurf: Ästhetische Einstellung gleich ethische Einstellung und halt wenigstens so implizit bollitisch deshalb und da geht's dann halt auch drum, in der Kritik, beim Schreiben, dass man da hinschaut, festhält und so, halt drüber schreiben, was die da machen. Und dass der Kosslick, nee also echt, wenn der kommt mit politisch, dann is Feierabend. Fand ich 'ne okaye, ziemlich gute Antwort, aber is offenbar egal, DVD klingt gut, vorspulen, zurückspulen, bastelkram halt, webzweinull, so machmer des, kiwitt-kiwitt.
Richtig keck kurios wird's dann kurz darauf. Da versagt alles. Man könne ja wohl nicht nur im Elfenbeinturm des eigenen Wohlgeschmacks vor sich hin hausen und brausen. Da würde man ja gar nicht mehr eingreifen, in Debatten und Diskurse, was eben gerade so los is'. Gerade zuletzt habe man's doch wieder gesehen, "Der Untertan" (!) als der in Kino kam, wo Nationalsozialismus usw. hassenichgesehen, dann noch Geschichtsbild und der böse Onkel Hitler, um den es ja wohl geht, denn gerade ein Film wie "Der Untertan", wo ganz doll böse, da muss man intervernieren. Schreibt die Autorin so in einer Tour, als wäre das alles da so gesagt worden.
Kapiernse nich? Ich auch nich. Weil: Hä, "Der Untertan"? Meint wohl "Der Untergang", geh ich mal schwer von aus. Und auch um den war's ja gar nicht gegangen. In echt war's gegangen - und zwar die ganze Zeit - um "Das Leben der Anderen". Also sowas von völlig andere Baustelle, ist schließlich ein Stasi-Film. Kein Hitler, kein Nationalsozialismus. Von den beiden hat auch keiner was gesagt, da. Nur halt: Warum "Das Leben der Anderen", ja, mein Gott, da hätte man was schreiben können, aber eben auch nicht, ja sicher, er interessierte halt aber auch nicht so richtig (was ja auch gut so ist). Und darum entbrannte sich das eben so ein bisschen, aber eben auch nur ein bisschen, mit Eingreifen und Debatten und ob Hausmeister Baute, der ja wirklich am Tag zuvor, wie er mir im Aufzug noch sagte, eine Wand gestrichen hatte, nun dafür verantwortlich ist, dass belehrend über den schlechten deutschen Film gesprochen, halt falsch: geschrieben wird. Aber: "Der Untertan" und Nazi - falscher Film und dann sowieso schon falsches Thema. Alles, was in dem Text berichtet wird, was in der Veranstaltung zum Thema Nationalsozialismus und Hitler gesagt wurde, war da halt echt einfach mal noch nicht einmal als Ahnung präsent, halt so gar nich.
Also, ich versteh das nich. Journalisten sollen doch Notizen machen. Und wenigstens genau zuhören. Also ich weiß noch so bisschen, was da gesagt wurde, und von wem. Ohne Notizen. Und ich krieg' noch nicht mal Geld dafür. Und dann schreibt die dann auch noch drüber über den Text "Richtiges sehen und Wichtiges schreiben". Hat sie für sich selbst aber nicht als gültig erklärt, sag ich mal. "Nich so richtig zuhören und halt dann rumrhabarbern" fänd' ich als Überschrift besser. Is doch wahr.
"Sie sollten der Beschreibung der Filmzentrale hinzufügen, dass sie hoffnungslos dem Realismus verfallen ist und auch phantastische Filme wie "Star Wars" hier ausschließlich mit den Mitteln des Realismus zu erklären versucht werden. Zudem sollten Sie anmerken, dass sämtliche hier versammelte Kritiken - jene der von mir eigentlich sehr geschätzten E. Knörer und G. Seeßlen eingeschlossen - Filme in erster Linie nach ökonomischen Gesichtspunkten analysieren, von Genre als eigener Kulturform für gewöhnlich keine Ahnung haben und sich vor allem vor zwei Aspekten von Filmen ungemein fürchten: explixiten Darstellungen -von "echtem" Sex ebenso wie fiktionaler Gewalt -, sowie vor dem was vordergründig gern als "Unterhaltung" bezeichnet wird."So steht das als Zitat aus einer eMail im Selbstverständnis der Filmzentrale.com, das ich überhaupt erst gestern entdeckt habe (äh).
Und ich neige dann eher doch zum Widerspruch. Selbstverständlich schon deshalb, weil ich durchaus der Meinung bin, dass "E. Knörer und G. Seeßlen" von Genre hinreichend Ahnung haben und Filme nicht nach "ökonomischen Gesichtspunkten" beurteilen (Wirtschaftsprognosen - "Dieser Film wird ein Erfolg an der Kasse werden!" - habe ich auf der fz.com ohnehin noch keine gefunden, ich würde sie auch umgehend verdammen, wenn ich solchen Schamott dort zu lesen bekäme). Aber auch, weil ich mich, als gelegentlich dort ebenfalls berücksichtiger Autor, sowas von rein gar nicht in den Zeilen wiederfinden kann. Gewalt & Sex, jo mei, damit hab' ich jetzt zumindest mal so ganz grundsätzlich erstmal kein Problem im Film. Kann schon Freude machen. Gerne und besonders auch als sleaze, der vielleicht einzigen Form, welche die zynische Hölle, die die Welt nun einmal ist, so richtig zu fassen kriegt - vielleicht gerade weil sie bildungsbeflissenen Humanisten mit Hang zur moralischen Objektivierung ihrer eigenne Ekel- und Anstoßgrenzen den Boden unter den Füßen wegzieht. Aber ich schweife ab. Aber es gibt jedenfalls natürlich auch schlechte Filme mit Sex und Gewalt, is klar.
Und dass der Seeßlen keine Pornos kuckt, glaub ich eh nicht. Wie konnte er sonst diverse Bücher drüber schreiben? In einem aus den 80ern leitet er an einer Stelle seinen Diskurs über den pornografischen mit den Worten ein, dass erneut einer seiner Lieblingspornos indiziert wurde, so dass die Rede über ihn nicht mehr frei gestattet ist. Wer Lieblingspornos hat, hat keine Angst vor echtem Sex on screen, glaube ich. Wie ja überhaupt nur die Leute Angst vor echtem Sex auf der Leinwand haben, die auch vor echtem Sex Angst haben. Oder was er impliziert: Sexuell aktive Frauen beispielsweise, meinethalben auch säuische Frauen (is ja nun doch so, dass der Porno so mit das einzige Genre ist, dass durchaus einen Zusammenhang zwischen Frauen, Körperflüssigkeiten und Genitalität zieht - alldieweil 'normale' Genres Frauen nur als sozial gemaßregelte Körper jenseits einer Ahnung von Körperlichkeit kennen. Oder so.). Oder die wundervollen Abgründe der Perversion, des So-nicht-Vorgesehenen. Glaube ich.
Und der Realismus, die alte Schachtel. Find' ich gut. In Dosen. Ist halt immer die Frage, was Realismus denn überhaupt sein könnte. Abgefilmtes So-Gewesenes hat schnell den haut goût von Buchhalterei visueller Natur. Kann man gut in A Scanner Darkly von Philip K. Dick nachlesen. Filme wie Terror 2000 und Das deutsche Kettensägenmassaker hingegen sind, so jetzt halt mal meine Meinung, durchaus realistisch - indem sie von visueller Zeugenschaft Abstand nehmen und das Reale schlechthin zu fassen kriegen: Kultur, Neurosen, Psychosen. Ins Groteske des Bildes eben übersetzt. Was ist jetzt also realistisch? Beinharte Materialität und Vermessung oder poetisierende Semantik, die Beziehungsgeflechte offenlegt? Und ist nicht eigentlich der Gonzo Porno der Nachfolger des cinéma verité? Vermutlich nicht. Aber er schaut so aus.
Naja, weiß nicht. Endkrasser Realismus, kein Sex nirgends und dann noch nicht mal Popcorn und Gewalt - in so einer fz.com tät' ich mich eher nich so wohlfühlen. Aber zum Glück sieht die Welt in echt immer noch ein bisschen anders aus.
Manohla Dargis nimmt eine gelassen-hoffnungsvolle Haltung ein: Ein Bildschirm ist zunächst ein Bildschirm. Schon heute und bereits in Vergangenheit erlebten die Filmbegeisterten ihre Inititalerlebnisse nicht im Kino, sondern vor dem heimischen Fernsehgerät mit all dessen Unzulänglichkeiten. Vom Videofenster auf dem Computermonitor ginge deshalb kaum eine Gefahr aus; allerdings ist die digitale Cinemathek via Netz noch eher utopische Illusion: Derzeit scheitere das Angebot noch an Kapazitätsmängeln.
Noah Robischon hat sich neugierig umgeschaut und mehrere Angebote getestet. Mehr als cineastisches Geektum hat er kaum entdecken können, er sieht aber durchaus Potenzial für die Zukunft.
A.O. Scott macht einem erst das Wasser im Mund wässrig - bleibt dann aber doch in Reserve. Schon die klassischen Distributionskanäle produzieren eine Überzahl von Filmen, die kaum überschaut werden können; online viewing würde diese Zahl noch steigern - ohne ein ordentliches Auswahlkritierium zur Seite zu stellen. Bleibt die Gewissheit: The Future is unwritten!
[via]
Ob die eAusgabe in Zukunft die gesamte Printausgabe in Englisch bringen wird, hat sich mir noch nicht ganz erschlossen, bzw. sind die Angaben recht kryptisch. Die Februar-Ausgabe weist einige englische Seiten auf, für den 09. März ist ein komplett übersetztes Pendant angekündigt, dass auf der angegebenen Website allerdings noch nicht abrufbar ist.
Dass sich die Handhabe, die komplette Ausgabe online auch auf englisch anzubieten, etabliert, steht zu wünschen. Ein wenig schade bleibt es natürlich, dass auf diese Weise der Text als solcher zusehends ins Grafische entschwindet, was einer privaten elektronischen Archivierung - mit allen Annehmlichkeiten einer solchen - freilich zum Nachteil gereicht. Aber vielleicht findet sich dafür noch eine Lösung.
Glückwunsch? Ja, gerne, bitte sehr. Nur... ach, das hätte alles sowas von anders laufen sollen. So macht das keinen Spaß. So hat das nichts von ausgleichender Gerechtigkeit. So ist es eigentlich nur Wurscht, reine Formalität.
Dass Pan's Labyrinth es dann aber doch nicht geworden ist in seiner Kategorie, das nehme ich der Stasi besonders übel.
[und, äh, für was genau hat nun William Monahan einen Oscar bekommen? Weil er weiß, wie man "Fuck" schreibt, meinethalben auch "Fuckin' fuck, you fuckin' fucker"? Ma' ehrlich: Das is' doch alles Fuck!]
Zu häufig haben sie ihre Leser in die falschen Filme geschickt, zu narzisstisch haben sie das Bild ihrer cineastischen Kompetenz gezeichnet und dabei ihre zentrale Aufgabe vergessen, nämlich Entscheidungshilfen für potenzielle Zuschauer zu bieten. Statt sich in den Dienst der Filme zu stellen, haben sie umgekehrt diese für ihre Selbstdarstellung in Dienst genommen. Der heutige Kritiker schreibt am liebsten über sich selbst, der Film ist da nur beiläufiger Anlass.
könnte ich, ums mal gänzlich unnarzisstisch in meinem Mutterdialekt auszudrücken, "glatt die Wänd' naufgeh'".
Mit Verlaub, was für ein Riesenquatsch. Wer so schreibt, schreibt nicht über Filmkritik, sondern über outgesourcte PR-Einsatzkommandos, die man, als Anbieter der Ware Film, obendrein noch nicht einmal auf die Gehaltsliste setzen muss. Dass der Zustand hiesiger Filmkritik, zumindest in ihren bezahltesten Ausläufern, von innen her zur Morschheit neigt, ist dabei gänzlich unbestritten, was allerdings eher am zweifelhaften Gebaren von Ressortleitern liegt, die Hinz und Kunz in Pressevorführungen schicken und wenn sie noch so wenig Ahnung von Film haben. Dass diese Schreiberlinge - mehr sind sie ja wirklich nicht - noch obendrein die Haltung des Finanz- und Konsumberaters, die auch Rohrbach sich erwünscht, schon auf eine dermaßen erschreckende Weise in ihre "Schreibe" internalisiert haben, dass sie Film nurmehr auf Grund von Parametern wie "Spannung", "gute Schauspieler" und "witzig" beurteilen können und dabei noch den einen oder anderen rhetorischen Flachwitz einbauen, garniert mit ein bisschen Wichtigkeits-Kreolen (eine allerdings übliche Krankheit unter Journalisten), ist dabei schon längst alltäglich geworden; Film, so lautet der Tenor, ist eben gefühlig, ein Instant-Erfrischungsgetränk, mit oberflächlicher Abtastung zu meistern, bitte schön.
Schlicht und ergreifend gelogen - dreist gelogen! - ist die Behauptung, Filmkritik sei dazu da, dem Leser eine Entscheidungshilfe zu bieten, was er bitte sehen solle/wolle. Als ob ein Durchschnitts-Kinogänger, und gerade und besonders auch aus jenem leicht an-intellektualisiertem Spektrum, das sich Rohrbach wünscht, nicht von alleine wissen würde was a) ihn interessiert und b) ihn ansprechen wird. Ich wage zu behaupten, dass ein solcher Mensch, der sich einigermaßen um seinen Kinogenuss kümmert, in der Lage ist, schon angesichts eines Trailers eine Entscheidung zu treffen, ob ihm ein Film als Abendinvestition taugen könnte oder nicht. Wer anders argumentiert, behauptet, dass seine Mitmenschen obrigkeitshörige Deppen ohne eigenen Erfahrungs- und Ermessensraum sind.
Filmkritik ist keine Investitionsberatung. Das ist nicht ihre Funktion. Filmkritik kann vieles sein. Zuallererst eine Dokumentation von Erfahrung. Dann Speicher für Beobachtungen, Festhalten von Eindrücken und Auffälligkeiten. Nicht zuletzt wird der einzelne Film mit seinen ephemeren Qualitäten verankert in einem Netz aus Bedeutungen, Ansichten, Geschichten, Traditionen. Filmkritik ist Reden über einen Film - mit dem Vorteil einer dokumentierenden Speicherung der Auseinandersetzung. Sie dient nicht zuletzt der Nachwelt dazu, zu erfahren, was über Film und Filme gedacht wurde, wie sie gesehen wurden, wie sie in der Kultur widerhallten. Wer einen Film aus längst vergangenen Jahrzehnten sieht, wird sein besonderes Auftreten in der Semantik seines eigenen Hier und Jetzt erst wirklich /dann/ verstanden haben, wenn er zu Rate zieht, was über den Film - seinerzeit - gedacht/geredet/geschrieben wurde. Gute Filmkritik vermag einen Film in einer Weise zusätzlich aufzuschließen, dass andere Sichtweisen kommunizier- und teilbar werden (am liebsten lese ich deshalb Filmkritiken, die mir nicht nach meinem Gusto schreiben - sondern die mich in einer Weise konfronieren, die mich reicher werden lässt).
Filmkritik sollte auch niemals "sich in den Dienst der Filme" stellen, wie Rohrbach sich das hier flauschig zurecht imaginiert. Wir haben das schon zur Genüge in der Berichterstattung über "den deutschen Film", bei dem es als Indiz für Supidupi-Neo-Geilheit schon ausreicht, wenn er zahlenmäßig signifikant im landeseigenen A-Festival vertreten ist. Nein, "nicht im Dienst der Filme" steht die Filmkritik, sonst hieße sie ja PR-Agentur MediaCool oder so; sie steht, wenn nicht im Dienst der eigenen Erfahrung, so doch im Dienst der Sache des Films als solchem, Cinephilie heißt nicht "Filme gut finden", sondern Film. Dies schließt ein, dass man ihn überall da verteidigt, wo mit ihm Schindluder getrieben wird; dies heißt nicht unbedingt, dass man in altes und gänzlich ahistorisches Blockwartdenken (hier der böse US-Hochpreis-Film, da das gute Mümmel-Kino mit cineastischem Bonusstempelchen) verfällt.
Rohrbach spricht von "cineastischer Kompetenz", denen die Filmkritiker allzu oft verfallen seien. Dabei ist es ja überhaupt erst diese, die sein Schreiben und seine Wortmeldung überhaupt erst legitimiert und also die unabdingbare Grundlage seiner Arbeit bildet. Nicht ein /zuviel/ an "cineastischer Kompetenz" ist das Problem, sondern ganz klar ein /zuwenig/ derselben: Lieblos runtergeschusterte Texte ohne cinephilen Resonanzraum, die sich genauso gut auf ein "war gut" / "war nich so gut" reduzieren lassen könnten, Texte also, deren Lektüre kein Stück weit lohnt, weil es völlig gleichgültig ist, was da steht, weil sie keine Basis haben und also genauso gut das Gegenteil da stehen könnte (irgendeinen, dem der Film eben "nich so gut" gefallen hat, findet man schließlich immer). Wenn sich Filmkritik auf "cineastische Kompetenz" als Grundlage ihrer Arbeit final verabschieden würde, dann könnte man sie auch gleich vollkommen abschaffen. Dann setzt man sich einfach Freiwillige aus der Bevölkerung vorab in ein Kino, die halt ganz gerne mal 'nen Film schauen, und am Ende darf jeder auf ein elektronisches Abstimmgerät drücken:
- Super Film!
- Guter Film!
- Ging so, die Effekte hätten besser sein können!
- Hab mich gelangweilt
- Zu wenig Titten
- Scheißfilm
Das Ende wird dann allgemein kommuniziert. "76% der repräsentativen Zuschauer fanden diesen Film gelungen. 89% der Zuschauer, die diesen Film gelungen fanden, fanden auch die Filme X, Y und Z besonders gut. Auf Grundlage dieses Ergebnisses können Sie nun selbst entscheiden, ob Sie Ihre 3 Euro fuffzich am Kinotag in diesen Film für Ihre gediegene Unterhaltung investieren wollen!"
Film wird auf diese Weise zum BigMac, auf den sich alle einigen können. Schnell gefressen, schnell geschissen. Für das leicht an-intellektualisierte Kulturbürgertum gibt's dann noch etwas Distinktionskolorit, das sich ebenfalls so irgendwie berechnen lässt, muss man halt die Parameter abändern. Ist auch okay so, wenn das so gehandhabt wird - im Supermarkt weiß ich auch lieber vorab, was für Futter mich im Anschluss erwartet -, nur hat diese Domäne eben rein gar nichts mit Filmkritik zu tun. Wer fordert, dass Filmkritik in dieser Funktion tätig sein soll, der führt ein diebisches Projekt im Schilde: Er fordert, dass sich Filmkritik auf eine Weise verhalten soll, die ihre eigene Legitimität und Grundlage schrittweise abbaut, damit sie später nur umso leichter weggewischt werden kann.
Im übrigen gibt es ein ganz einfaches Mittel, sich nölige Kritiken vom Leibe zu halten. Gute Filme drehen.
»Ohne Fördergremien wie den Rotterdamer Hubert Bals Fund oder den Berliner World Cinema Fund könnten Autorenfilmer aus Thailand, Paraguay oder Kasachstan heute kaum mehr arbeiten. Aber welche Art von Film wird da gefördert? Und was bedeutet das für den Aufbau einer Filmindustrie im jeweiligen Land?«
Unter dem Titel Das Weltkino und die Eventkultur schreibt Simon Rothöhler (u.a. new filmkritik) heute in der taz vor dem Hintergrund der neuesten Arbeit des Thailänders Apichatpong Weerasethakul konzentriert, informiert und präzise über die vielfältigen und heiklen Beziehungen zwischen dem filmökonomischen und -politischen Zentrum des hiesigen Festival- und Förderwesens und dem an sich peripheren 'Weltkino' mit geförderter Repräsentationsfunktion.
Ich bin ja mal gespannt, wie das so wird. So recht sinnvoll fand ich das filmportal.de bislang nämlich nicht, von gelegentlich dort entdeckten Dokumenten aus der Filmpublizistik (ältere, online ansonsten nicht abrufbare Texte, Reportagen und Essays aus diversen Filmzeitschriften) mal abgesehen. Schöner fände ich es überhaupt, wenn das Filmportal diese Stärke des Netzes - den schnellen Transport von Schriftgütern - betonen würde als sich als (vermutlich ohnehin nur mäßig interessanten) Konkurrent von archive.org, VideoGoogle und YouTube mit etwas kommerzieller Starthilfe für den deutschen Gegenwartsfilm zu gerieren. Aber mal schauen, vielleicht wird's ja doch prima.
Nachtrag: Ui, wie ich jetzt erst sehe, werden die Clips aus den Filmen - bislang beschränkt sich die Auswahl auf eine von Kinowelt/Arthaus besorgte Vorauswahl aus dem eigenen DVD-Repertoire - in der Tat via VideoGoogle eingebunden. Von dort aus könnten die Dateien dann auch als Videos in beispielsweise Weblogs eingebunden werden (zumindest ist der hierfür nötige Code auf VideoGoogle nicht von der uploadenden Instanz gesperrt worden - ein Versäumnis?). Dasselbe gilt für die Trailer. Das ebenfalls nun via filmportal.de abrufbare Kinomagazin der "Deutschen Welle" indes wird leider Gottes nur über das schrottige RealVideo-Format zur Verfügung gestellt - schade.
(Meine (schon ein paar Jahre alte) Rezension des Filmes hier.)
lol