Samstag, 9. Februar 2013
Die Pirate-Bay-Doku aus dem Panorama steht in voller Länge auf Youtube:



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Freitag, 8. Februar 2013
Wo man hinschaut: schmutzige Scheiben. Oft dreht Gus van Sant durch Scheiben hindurch, so dass man die Schlieren auf dem Glas sieht. Oder das Licht auf der Frontscheibe eines Autos reflektiert so, dass Matt Damon dahinter nur schemenhaft erkennbar ist. Ein Kontrast zu den weiten Panoramen oder den aus einiger Höhe aufgenommenen Gottesperspektiven: Hier, wo die USA am amerikanischsten sind, im Hinterland, wo die meisten - wenn auch zunehmend unter wirtschaftlichen Schwierigkeiten - noch auf Farmen leben, hier also, wo manche Einstellung so aussieht, als sei sie der Rahmenhandlung vom "Wizard of Oz" entnommen, wo man den Eindruck gewinnt, als habe sich die USA in den letzten Winkel und ihren eigene Ursprungsmythos zurückgezogen, hier liegt das Land in aller Klarheit vor einem. Nur die Leute, die in die Stadt kommen, bleiben undurchsichtig.

Es geht ums "Fracking", die Erschließung von Erdgas in tiefsten, bislang unzugänglichen Gesteinsschichten. Eine Technologie, die einerseits die USA vom Ressourcenvorkommen in Krisengebieten unabhängiger machen und den verarmten Farmern zugleich ein Vermögen einbringen könnte, wenn sie sich nur auf die Angebote von Steve Butler (Matt Damon) und Sue (Frances McDormand) einlassen.[weiterlesen beim Perlentaucher]



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Donnerstag, 7. Februar 2013
offizielle website | forum

Eine Ehe wird getrennt. Ein Kind haut von zuhause ab (einmal um den halben Globus). Eine Schwangerschaft und noch nicht mal 20. Und doch kein Problemfilm.

I used to be Darker ist buchstäblich voller Musik - live mit elektronischer Verstärkung und Verzerrung, akustisch im Proberaum, von Platte (analog, ein wunderbar alter Plattenspieler). Einmal wird Theater gespielt. Es wird viel gesungen.

Musik und Kunst als utopischer Fluchtpunkt, der sich nicht mehr anvisieren lässt. Der unverbunden neben dem Leben steht. Eine bessere Welt in der Kunst, unendlich zart - wie der Gitarrist über die Saiten gleitet, wie Kim am Ende singt - angedeutet, leicht evoziert und doch unerreichbar. Zu Beginn wird eine Malerei mit einem Messer zerstückelt. Die Inkongruenz von Leben und Kunst.

Ein Film, der in hellen, sonnenklaren Bildern (wie dunkel war dagegen doch Putty Hill) keine Hoffnung spendet, in einer Umarmung dann aber am Ende vielleicht doch.



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Bruce Lee war der große Pragmatiker und Eklektiker des Kung-Fu: "Sei Wasser", war sein Leitspruch - nicht die Verbundenheit zu einer bestimmten Schule, sondern die Situation beherrschte seinen Kampfstil: Gut ist, was praktisch ist, Stiltreue nur soweit von Belang, wie sie im Moment weiterhilft. Einen ganz ähnlichen Pragmatismus hört man zu Beginn von "The Grandmaster", dem Berlinale-Eröffnungsfilm von Jury-Präsident Wong Kar-Wai, der darin Schlaglichter auf das Leben von Ip Man (Tony Leung), Bruce Lees Lehrmeister, wirft: Im Grunde läuft bei Kung-Fu alles auf zwei Begriffe hinaus - horizontal und vertikal. Einer steht, einer liegt am Boden.

Dass Wong Kar-Wai sich diesen Pragmatismus zu Herzen nimmt, wäre zu wünschen gewesen. Doch aufs Minimale und Praktische lässt Wong Kar-Wai sich (nicht, dass es zu erwarten gewesen wäre) von vornherein nicht ein: Er schlägt Schneisen in die chinesische Geschichte, die oft willkürlich, zumindest aber unkonturiert wirken (dass dies auch an Kulturtransferproblem liegen könnte, lässt sich allerdings nicht ausschließen), fährt ein Ensemble auf, dessen Beziehungen untereinander lange Zeit undeutlich bleiben und streut über den Teig Streusel aus dem Weisheitenschatz des Kalenderspruchgenres. [weiterlesen beim Perlentaucher]



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Die Würdigung japanischer Studioregisseure zählt zu den in den vergangenen Jahren am meisten liebgewonnenen, jüngeren Traditionen der Berlinale, respektive des Forums. Will einen aus dem Festivalprogramm womöglich auch sonst nichts anspringen - auf die japanische Hommage im Forum ist stets Verlass.

Dass sich rund um die Shochiku, Japans ältestem Film- und Studiogesellschaft, ein ganz eigenes "Genie des Systems" abzeichnet, wie es André Bazin in Abgrenzung zum und in Kritik am Hollywood-Geniekult seiner jüngeren Cahiers-Kollegen Godard und Truffaut bezeichnet hat, wird dabei auch in diesem Jahr aufs Neue (und Schönste) kenntlich: Hinter den cinephilen Schwergewichten Kurosawa, Mizoguchi und Ozu gab es bislang eine ganze Reihe im Ausland faktisch unbekannter Routiniers zu entdecken, deren Werke unter den verlässlichen Arbeits- und Auftragsbedingungen eines Großstudios eine Meisterschaft im (gar nicht despektierlich gemeinten) kleinen aufweisen: Eine Termitenkunst, die vielleicht gerade in Japan florieren konnte, wo Genie- und Schöpferkult im europäischen Sinn kulturhistorisch kaum verankert ist und ästhetische Meisterschaft weniger am Ideal eines kristallin-erhabenen Kunstwerks, als vielmehr am Studium und Beherrschen einer handwerklich zwar komplexen, in seiner Erscheinung aber einfachen Form festgemacht wird. [weiterlesen beim Perlentaucher]



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Mechanik der männlich-heterosexuellen Pornophilie: Computer an, Bilder zum Aufwärmen, die Suche nach dem passenden Clip, schließlich Hand an den Schwanz und kopfüber in eine Welt williger Frauen ohne lästiges Kuschelbedürfnis.

Porno ist besser als Sex, sagt Don Jon (Joseph Gordon-Levitt) und er bringt - in einem schmerzhaft zugespitzten Vergleich - einen ganzen Strauß Gründe dafür an. So funktional sich das anhört, so funktional ist auch sein Verhältnis zu allem anderen: Da die Freunde, dort der Club, dort drüben der Aufriss (nach Erfolg: Handsex mit dem Internet), hier sein durchtrainierter Körper, dann die Familie, sonntags Kirche und dann im Kämmerlein Beichte. [weiterlesen bei der taz]



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Donnerstag, 7. Februar 2013
Kurzer Rundumschlag:

Auch in diesem Jahr werde ich wieder im Berlinale-Blog des Perlentauchers mit vielen geschätzten Kollegen vom Festival berichten. Dazu gesellen sich einige Kritiken, die ich für die taz schreiben werde.

Hier beteilige ich mich neben vielen ebenso sehr geschätzten Kollegen an einem Kritikerspiegel.

Außerdem der Hinweis, dass ich in der rechten Spalte dieses Blogs wieder einen "Berlinale-Dump" führen werde, also Links zu interessanten Texten, Artikeln, etc. pp. die ich im Netz auffische. Dafür nutze ich den Social-Bookmark-Service Delicious und dort den tag berlinale2013. Wer will abonniert einfach den dazu passenden Feed.


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Dienstag, 5. Februar 2013
Die Spiele sind (fast) eröffnet: Hier gibt es in diesem Jahr als Kooperation zwischen critic.de, dem Perlentaucher und Freunden einen Kritikerspiegel von der Berlinale. Da das Festival den Berliner Kritikern bereits viele Filme in Vorabpressevorführungen zeigt, gibt es bereits viele Einschätzungen. Als besonderes Bonbon kann man sich die Bewertungen jedes Kritikers auch einzeln hierarchisiert anzeigen lassen - ein Klick auf den Namen genügt.

Meine Bewertungen etwa gibt es hier. Ich werde in diesem Jahr wieder für den Perlentaucher und verstärkt für die taz vom Potsdamer Platz berichten.


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lol