Dienstag, 13. Juni 2006
... ist ein neues (bzw. mir bislang unbekanntes...), auf den ersten Blick extrem cooles MP3-Blog zum Thema Post-Punk - hooray! [via]

http://www.postpunkjunk.com

Allein wie großartig schon dieser Song von Razak Solar System ist!


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Thema: good news
»It's a hell of an upgrade (it refines and deepens in the tradition of Christopher Nolan's Batman Begins), an extremely reverent nostalgia piece, an above-average chick flick, an extremely sumptous and harmonious piece of work (Singer is a masterful technican and film "composer") and, frequently enough, a solid action thriller.«
hier.


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Thema: Kinokultur
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Zu den Dingen, die mir regelmäßig ins Auge stechen, wenn ich auf der Website der New York Times herumblättere, gehört die Selbstverständlichkeit, mit der dort im DVD-Teil Filme wie beispielsweise Michele Soavis großartiger, später Italo-Horrorfilm Dellamorte Dellamore besprochen werden. Und gleich darunter eine recht kundige Besprechung einer Russ-Meyer-DVD, die ganz ohne die dünkelhafte, distanzierte, also: kreuzlangweilige Belustigung (Stichwort: Melonen, weil einem zu Meyer hierzulande eben auch nichts anderes einfällt als: Melonen.) auskommt, mit der solche Titel hierzulande vermutlich in zwei, drei schnellen Absätzen abgefertigt würden.

Dellamorte Dellamore, den man dringend gesehen haben sollte, erschien hierzulande vor einigen Jahren auf DVD bei einem sehr mäßigen Low-Budget-Label, vom Feuilleton unentdeckt und vermutlich auch als unter aller Kritik empfunden. Stattdessen fast überall und fast immer das Gleiche: Neue Fassbinder-DVDs. Neue Rosselini-DVDs. Neue Bergman-DVDs. Und ein weiterer Visconti-Klassiker, über den man noch einmal all das, was schon vor Jahren mehrfach geschrieben wurde, nochmals zum Besten geben kann, ist ja nun auch auf DVD erhältlich. Gewiss ist das auch nicht alles falsch, natürlich ist es ein Grund zur Freude, wenn klassische Filme, die aus der Filmgeschichte nicht wegzudenken sind, nach und nach wieder leicht verfügbar werden. Aber hier wiederholt sich doch letzten Endes einmal mehr dieselbe altfeuilletonistisch angestaubte Haltung, aus der schon solche Fixiertheit überhaupt erst entstehen konnte: Hehr ist, was gewichtigen Autorennamen im Gepäck mit sich trägt.

Dabei bringt doch der DVD-Boom in Verbindung mit dem Internet so unendlich viel Neues und Interessantes hervor, Dinge, über die man endlich mal in aller Breite schreiben könnte, weil sie früher nur mit gespitzten Fingern, wenn überhaupt, angefasst wurden. Was alleine ein Tempel wie das Videodrom allmonatlich an internationalen DVD-Neuheiten ins Videothekenprogramm bringt, reicht ohne weiteres hin, täglich das halbe Feuilleton zu füllen. Filme, die ich mir dort in den letzten Tagen ausgeliehen habe: Umberto Lenzis wahnwitzig zynischer und dynamischer Thriller Der Berserker, ein Klassiker des italienischen Poliziotti und seit einigen Monaten endlich auch in Deutschland auf DVD erhältlich; God Told Me To, ein unbekümmert deliranter, nie wirklich großartiger, aber in seiner sonderbaren Knstruktion doch zumindest bestrickender Christenhorror-Science-Ficiton-Psychothriller von Großstadtfilm-Maverick Larry Cohen; Punishment Park von Peter Watkins, eine vielleicht nicht im Sinne ihrer Intention gelungene, aber als Dokument ihrer Zeit höchst spannende Fake-Dokumentation mit social fiction-Anleihen über Politaktivisten, die von der autoritären Regierung in der Wüste ausgesetzt werden, um dort um ihr Leben zu kämpfen; The Red and the White, ein ungarischer Film über die Sinnlosigkeit von Krieg und dem Menschen darin, der in sonderbaren Bildern fast schon surrealen Charakter annimmt. Jeder dieser Filme wäre einen eigenen Artikel wert, einen Hinweis, irgendwas.

Natürlich gibt es Ausnahmen und sie sind mir viel wert. Immer wieder spannend sind Dominik Grafs in der F.A.Z. geworfene Blicke über den Tellerrand hinaus (überhaupt gibt man sich dort, in der F.A.Z., am meisten Mühe). Und dann natürlich Ekkehards DVD-Kolumne in der taz, die es viel zu selten zu lesen gibt.


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Er selbst verlangt danach - no kiddin'!

(Ja, ich verstehe diesen, mal diplomatisch ausgedrückt, mäßig talentierten Regisseur auch schon sehr, sehr lange nicht mehr...)


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Der Effekt ist derselbe, der sich schon bei der theoretisch nicht wirklich weit entfernten Dokumentation A Journey into the Mind of [P.] einstellte: Ein für sich genommen faszinierendes Thema - hier also der Unabomber, dort Thomas Pynchon -, das Gegenstand weitreichender Spekulationen, Verschwörungstheorien und paranoischer Überlegungen ist, gerinnt in einer dokumentarisch-essayistischen Aufarbeitung zur leicht drögen Aneinanderreihung von Möglichkeiten und Abwägungen, die sich nie allzu weit hinaus wagen. Dem Pynchon-Versuch gelingt es immerhin so einigermaßen, die Gründe für die Faszination dieses sonderbaren Autors mehr oder weniger schlüssig zu verdichten; Das Netz hingegen versammelt weitgehend disparate Zutaten eines ausgemachten Paranoia-Cocktails, ohne auch nur ansatzweise die Kunst des Shakens zu verstehen. Man mag dies als Stärke auslegen, da gar nicht erst versucht wird, in ein paranoisch strukturiertes Hirngebilde aus Mathematik, Konstruktivismus, Kybernetik, Krypto- und Psycho-Technologie, Maschinenstürmertum, Drogenexperimenten, früher Medientheorie und allen anderen Schnittmengen von Physik, Esoterik und Philosophie vorzudringen; der Nachteil aber ist, dass sich von dem Irrsinn nichts wirklich vermittelt, den solche Hyper-, Meta- und Anti-Wissenschaft (man denke, nur als Beispiel, an McLuhan, der in diesem Film auch immer mal wieder in Form eines Schlagworts um die Ecke linst) zuweilen zu zeitigen vermag (und wenn er auch keine Erkenntnis bringt, sondern nur, auf gewisse Weise, unterhaltsam oder eben gruselig im Sinne eines "What if...?" ist). Der Gegenstand selbst - besser: die Begründung für ihn jenseits des Bombenlegertums - entgleitet dem Film, die einzelnen Elemente werden zwar angetippt, nie aber in ein Mosaik zumindest der Möglichkeiten eingefügt. Es bleiben ein paar talking heads, die viel erzählen, was man mühsam selbst miteinander verbinden muss, und im Anriss vor die Linse der Kamera gelegte Fotos und andere Dokumente, die keinen Mehrwert außer ihrer grafischen Gestalt aufweisen.

Das große Rätsel also, dem der Film nachspürt, ergibt sich noch nicht einmal als Gegenstand so recht. Da hilft auch der eingangs eingeblendete Hinweis auf einen Mathematiker nichts, der zu der Erkenntnis kam, dass jedes formal-logische System sozusagen blinde Flecken aufweist, in denen die Realität ihrer Beweisbarkeit voraus ist.

Gewünscht hätte man sich weniger den Bericht von einer Reise durch die USA, bei der Lutz Dammbeck diverse Protagonisten aus oben genannten "Fachbereichen" interviewt. Eher stand ein auch formal und ästhetisch aufregendes Abenteuer wünschenswert zu hoffen, das schon in seiner Gestaltung etwas von der Enthobenheit von Figuren wie dem Unabomber erahnen lässt, die solche auch immer für die Popkultur interessant macht. Auch die nicht reizlose - und, wie ich denke, sich auch beweisbare - These vom Ursprung heutiger Technologie und der Kultur ihrer Anwendung aus eben diesem einen Punkt, wo sich Physik, Soziologie, Psychologie, Hippie-Visionen und CIA-Drogenexperimente treffen, steht nur als kleine Abenteuerlichkeit im Raum, ohne dass sie wirklich mit Fleisch belegt würde. Dies bleibt dem Zuschauer überlassen, der sich nun selbst, im Zeitalter von Wikipedia, durch die angetippten keywords klicken muss; ein paranoischer Surfer, ganz auf sich allein gestellt.


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Sonntag, 11. Juni 2006
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»Ich bin in den 68ern groß geworden.«


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Freitag, 9. Juni 2006
Thema: Kinokultur


Fast hätte es geklappt, dass die Ausgabe #66 der altehrwürdigen Dame unter den hiesigen Genre-Filmzeitschriften am 6. Tage im 6. Monat des Jahres 06 des auch nicht mehr ganz frischen Milleniums erscheint. Wäre freilich wundervoll koinzident gewesen. Sei's drum, auch am 09.06.06 ist ja irgendwie noch 666 drin und am Heft ändert sich ja auch nix deswegen.

Auch diesmal gibt's wieder gediegenen Inhalt zum kleinen Preis. Leo Moser bringt Licht in die dunkelsten Jahre der deutschen (Film-)Geschichte: Ausführlich portraitiert wird Leben und Werk eines vergessenen Autorenfilmers, Franz Antel nämlich, der in den Credits von Filmen wie zum Beispiel Frau Wirtin bläst auch gern Trompete an prominenter Steller gelistet wird. Honorigerer Filmkunst widmet sich Dr. habil. Marcus Stiglegger in einem Essay über den Geschlechterkrieg in den Filmen von R.W. Fassbinder. Gourmet Christian Keßler befasst sich diesmal mit dem kulinarischsten aller Subgenres, dem Kannibalenfilm. Jens Niedzielski schließlich interviewt den thailändischen Regisseur Pen-Ek Ratanaruang, der weder Filmfestivalbetrieb noch Christopher Doyle fürchtet.

Eine weitere Folge des Horrorlexikon-Ergänzungsbandes "Die Angst sitzt neben Dir" wird geliefert, Mitherausgeber Sven Regenstein hat sich mal wieder todesmutig in die Untiefen der hiesigen Bollywood-Schwemme gewagt und erneut die Spreu vom Weizen getrennt - ein Trauerspiel mit noch unbekanntem Ausgang. Erwähnenswert ist die ausführliche DVD-Rubrik, in der nahezu alle Neuerscheinungen der letzten Monate im für das Heft relevanten Bereich sachkundig unter die Lupe genommen werden. In den "Asian Fruits" gibt's wie immer Neuestes aus Fernost in besprochener Form und die Filmkritiken-Ecke arbeitet sich an den interessanteren neuen Filme der letzten Zeit, zum Teil schon essayistisch, ab. Nicht zu vergessen: Die Pornotions. Studierte Germanisten schreiben unter Pseudonym kundig über neue Entwicklungen in der etwas ambitionierteren Pornografie.

Neue Filmbücher werden auch zu Hauf besprochen; und der Zufall (?) will es, dass Jörg Buttgereit und Bodo Traber des jeweils anderen neueste Hörspielproduktion besprechen.

Stefan schreibt auch wieder mit und ich natürlich auch.

Oder kurz: Wie immer super. Kaufen. (es gibt im übrigen noch immer zahlreiche Back Issues zum Sonderpreis: click)


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Donnerstag, 8. Juni 2006
Auf etwas andere Art: http://www.kick-dich.de - und hey, ich bin auch mit dabei! [via]


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Donnerstag, 8. Juni 2006
... bin ich im übrigen stolzer Besitzer eines Autogramms von Brigitte Zypries.


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Dienstag, 6. Juni 2006




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Samstag, 3. Juni 2006
Gerade beim spontan beschlossenen Reinigen der Maus-Unterseite abgeritscht und infolgedessen versehentlich in so einer Web2.0-Applikation rumgeklickt. Zwar ist dabei weiter nichts passiert, aber dann doch schlagartig bewusst wurde mir das Slapstick-Potenzial eines solchen Versehens, wenn eben im Zeitalter von Hin- und Her-Syndizierung, von verschalteten Feeds und Mail-Accounts und Flickr-Streams und weißderherralleinnichtwas urplötzlich kreatives Chaos samt Murphy's Law einbricht.


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Thema: videodrome
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Thema: Kinokultur
Bollywood Dreams: An Exploration of the Motion Picture Industry and Its Culture in India ist eine faszinierende Strecke des Fotojournalisten Jonathan Torgovnik auf digitaljournalist.org, welche einen Blick auf die ganz materiellen Gegebenheiten wirft, unter denen Bollywood-Filme am Ort ihrer Produktion und Erstauswertung gesichtet werden. [via]


Und am Rande noch ein Hinweis: Diese Übersicht auf peekvid.com listet zahlreiche youtube-Clips aus Bollywood-Filmen.


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Thema: Kinokultur
1969 zeigte Bernardo Bertolucci seinen Film Partner im Museum of Modern Art in New York. Der Historic Audio Podcast stellt eine MP3-Datei des Vortrags bereit, den der Regisseur zu diesem Anlass hielt (ein Q&A ist ebenfalls dabei):

Bertolucci in New York (1969)


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Freitag, 2. Juni 2006
»Friedrich Kittler spricht über die physikalische Bedingung des Klangs und damit der Musik: den RAUM - und spannt den Bogen von der mythischen Vorzeit (und der Geburt der Leier aus dem Geiste des Schildkrötenmordes durch Hermes, dem Gott der Reisenden, der Diebe und der Dichter) bis in die Zukunft des gerechneten und errechneten Raumes. Die Pointe dieses Vortrages ist, dass, obwohl der Raum die Basis des natürlichen Klanges ist, umgekehrt ein bestimmter Klang zurückgerechnet werden könnte auf einen Raum.«
Der Vortrag kann auf der Website Diskurs M.E.D.I.E.N. in voller Länge angehört und angesehen werden. Für beides ist ein Ogg-Vorbis-Codec notwendig, der meines Wissens mit dem empfehlenswerten VLC Media Player kommt.


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Thema: Hoerkino


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Donnerstag, 1. Juni 2006
Bringt mir den Skalp des Indianerhäuptlings von Hessen!


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Mittwoch, 31. Mai 2006

(bei der Gelegenheit: Habe ich schonmal erwähnt, wie großartig die New Yorker Eichhörnchen sind? Hier zum Beispiel eins davon und dann noch viele weitere. Haltet die Ohren steif, Jungs, ich komm Euch hoffentlich bald mal wieder besuchen!)


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Kurz nachdem ich mich mit Quelltexten aus dem frühen bis mittleren 18. Jahrhundert über die Entdeckung der Empfindsamkeit in Literatur und akademischem Diskurs befasst habe, recherchiere ich für ein Referat das Slit-Scan-Verfahren mit dem die Stargate-Sequenz in Kubricks 2001 erstellt wurde, wie ich mich überhaupt rein aus technikhistorischer Perspektive nicht mit dem Film selbst, sondern mit seiner Entstehung befasse. Ich stoße auf Verbindungen zu NASA und Wernher von Braun, Disney schielt um die Ecke, ein fast Pynchon'esques Mosaik ergibt sich und nicht zuletzt scheint der Film seine Nietzsche-Rezeption auch auf seine eigene Entstehung zu beziehen. Nicht zu vergessen bei Kittler schließlich die (zumindest theoretischen) Exkursionen nach Peenemünde und in die UFA-Studios der 20er Jahre, an Rühmann und Afrika vorbei, weiter in Richtung Paranoia, Pawlow und Raketentechnik (zu den Drogen kommen wir noch, auch wenn die unschuldigen Erstsemestler da, sagt Kittler selbst, entsetzt schauen). Am Montag habe ich die Geschichte der Superhelden und die Apotheose des Comics als Heftmedium referiert, im Anschluss wurde "Analytizismus" und Subjektivismus als Leistung des Buchdrucks diskutiert. Alldieweil arbeite ich an einem Essay über den historischen/ontologischen Status des fotografischen Bildes und seiner Verfügbarkeit und Besitznahme in digitalen Umgebung.

Und das alles in einem einzigen Studiengang. Es ist viel, es ist anstrengend, es ist disparat, aber ich liebe das, ja.


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Brokeback Mountain ist weniger ein Film über Queer Awareness, wohltuend ist er auch kein Plädoyer, kein politisches Projekt. Die Selbstverständlichkeit und Unaufgeregtheit, mit der er sich entfaltet, tut gut nach all der gutgemeinten, aber immer doch so grundfalschen Empörungssauce.

Wie eigentlich immer bei Ang Lee steht der emotionale Karst im Mittelpunkt. Brokeback Mountain trägt in seinem Kern das Melodram eines Mannes, der zu emotionalen Bindungen nicht fähig ist und sich darüber sein Leben zerstört. Erst die letzten Minuten - die vielleicht wichtigsten des Films - offenbaren ihm dies. Sein letzter Satz, auch der des Films, gesprochen in die Leere seiner Biografie, wirkt wie Resignation und Versprechen zugleich.

Nicht alles an Brokeback Mountain ist rund geraten; immer ist das auch ein Film des Oscar Genre, in dem der letztjährige Million Dollar Baby doch soviel gelungener war.

Nicht zuletzt aber ist er, wie alle Western, ein Film über Landschaft und in dieser Hinsicht gewiss einer der schönsten der letzten Jahre.

imdb ~ filmz.de ~ angelaufen.de


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»If you want to save videos from Google Video and you use Windows, you have the option to download them as GVI files and play with Google Video Player.

If you want to save the videos as AVI and view with any video player on any platform, use this bookmarklet: Google Videos As AVI.«
Ein mächtiges, kleines Tool, das sich bequem in die Lesezeichen-Leiste von Firefox ziehen lässt und den ersten Tests nach zu schließen auch tadellos funktioniert. [via]


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Mittwoch, 31. Mai 2006
»Aber wenn man heutzutage schon in die Deutschland-Nachrichten kommt, weil man seinen Lehrern eine reinhaut - wo wären wir dann gelandet, wenn wir statt im Osten in der BRD, und das zwanzig Jahre später aufgewachsen wären?«
Ähnliches dachte ich mir auch als ich die Meldung vernahm. Eure Kampagnenhaftigkeit, liebe Journalisten und Journalistinnen, kotzt mich an.


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»Mr. President, you are a soccer fan and you like to play soccer.«
Hand aufs Herz: Nennenswert Dümmeres ist Euch da drüben in Hamburg nicht eingefallen, stimmt's?


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»Flusser Studies is an international e-journal for academic research dedicated to the thought of Vilém Flusser (1920-1991). In addition to publishing articles about Flusser’s work, the journal seeks to promote scholarship on different aspects of specifically interdisciplinary and multilingual approaches Flusser himself developed in the course of his career as a writer and philosopher. These approaches range from Communication Theory to Translation Studies, Cultural Anthropology to the New Media.«
Hier.


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Dienstag, 30. Mai 2006
Neulich in der finnischen Provinz: Der sonnenstudiogebräunte und hold belockte Jyrki ist nicht nur Besitzer der lokalen (und ziemlich ekligen – vegetarians, be warned!) Wurstfabrik, sondern auch ein Womanizer vor dem Herrn. Kaum ein Weibchen im Dorf, das er sich noch nicht angelacht hätte. Zwar wurmt das seine Gattin schon, doch duldet sie die Spielchen. Überspannt wird der Bogen jedoch, als er sich an die Freundin von einem seiner Fabrikarbeiter ranschmeißt. Der schnappt sich seinen Kumpel und schlägt den Fabrikbesitzer in dessen Büro kurzerhand zusammen. Blöd alleine, dass Jyrki dabei gleich vollends aus dem Leben scheidet.

Es folgt das übliche Spiel: Leiche wegschaffen, Zeugen bestechen, mit dem eigenen Gewissen hadern undsoweiter undsofort. Und in die Leerstelle des sozialen Gefüge der kleinen Ortschaft, die Jyrki hinterlässt, strömen bald allerlei Machtkämpfe und Übervorteilungen...

Kukkia ja Sidonataa bringt eigentlich alle Zutaten für eine hübsch schwarzhumorige Komödie über die conditio humaine mit. Ein bisschen Mord, ein bisschen Missgunst, eine störende Leiche, die eine oder andere unerwartete Wendung, nicht zuletzt ein großes Arsenal von Figuren, die allesamt an ihren Alltagsproblemen und Neurosen zu scheitern scheinen. Trotzdem, so recht mag das Gericht nicht munden. Die Figuren bleiben blass, ihre Handlungen wenig motiviert, der Humor blitzt nur an wenigen Stellen durch, überhaupt scheint der Film nicht so recht zu wissen, ob er nun Drama, Komödie oder Krimi sein will.

Auffällig ist hingegen die Präzision der fahrig durchs Geschehen huschenden Handkamera, die zwischen den erstaunlich kurzatmig gesetzten Schnitten immer wieder mit Effizienz ihre Bilder und entscheidenden Details einfängt. Insgesamt jedoch nur mäßig gelungen, zuweilen unkonzentriert.

imdb


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Das Kino Babylon Berlin-Mitte zeigt am 02., 03. und 07.06 Between the Devil and the Wide Blue Sea, den neuen Dokumentarfilm von Romuald Karmakar. Aus der Pressemitteilung des Kinos:
»Eine fast ethnographische Beobachtung der hochkarätigen elektronischen Musikszene der Saison 2004 / 2005: Vor der Kamera von Romuald Karmakar produzieren sich Actswie Alter Ego, Cobra Killer, Tarwater, T.Raumschmiere, Rechenzentrum und Xlover. In überwiegend langen Einstellungen gefilmt, erhält jede dieser Musikgruppen ihren Auftritt - ohne Kommentar und Interview. Karmakars Anliegen ist es, die gegenwärtig so einflussreiche, jedoch filmisch wenig beachtete Undergroundkultur jenseits gängiger Fernsehclipästhetik zu dokumentieren. Ein Monument der Direktheit.«
Am 07.06. wird der Film obendrein in Anwesenheit des Regisseurs mit anschließendem Gespräch gezeigt. Von Karmakars bisherigen Filmen aus zu schließen, wage ich die Prognose, dass hier ein spannender, sehenswerter Film zu erwarten steht - meine dringende Empfehlung!


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Thema: Hinweise
Ich bin noch nicht dazu gekommen, den Text zu lesen. Aber wenn Georg Seeßlen seine (sehr ausführliche) Besprechung im Freitag des jüngst angelaufenen Films Hitlerkantate schließen lässt mit den Worten:
»Hitlerkantate ist einer der notwendigsten Filme über den Faschismus letzthin, nicht nur für sich selbst, sondern vor allem auch für die Entwicklung dieser Bilder-Geschichte. Es ist der Film, der uns sagt, dass das Denken in den Bildern noch nicht abgeschafft ist.«
dann lässt mich das aufhorchen. Mag ich Seeßlens Darlegungen zum kommerziellen und populären Kino doch nicht mehr so recht folgen in letzter Zeit (weil es doch immer wieder auf die selben Begriffe runterbricht und sich nennenswert Neues nicht mehr anzufügen scheint), so halte ich doch sehr viel auf seine Auseinandersetzungen mit dem Faschismus und der deutschen Geschichte im Kino. Hitlerkantate hatte ich im Vorfeld, vielleicht vorschnell, als einen Hitlerfilm mehr abgebucht, als ein weiteres Stück Filmförderfilmkultur, das ein bisschen Historienkitsch der Fördergelder wegen ein wenig aufpoliert. Offenbar weit gefehlt, wenn man Seeßlen folgen darf.


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Montag, 29. Mai 2006
Gestern, in der Columbiahalle: Dir en Grey, eine japanische Metalband, die der visual kei-Szene zuzurechnen ist, ihre Kostüme von früher aber, wie der Wikipedia zu entnehmen ist, mittlerweile abgelegt hat. Durch einen Zufall wurden mir zwei Freikarten in die Hände gespielt.

Eine nicht uninteressante Erfahrung. Ein Ereignis, das vielleicht die Hölle ganz gut anzeigt, in der man sich heute als Jugendlicher (als klassisch Jugendlicher jedenfalls, also als Teenie, ein Jugendlicher ist man ja heute noch gut bis 35, wenn nicht noch länger, was ich nicht gerade für die allerverkehrteste Entwicklung halte, doch dies nur am Rande) findet. Es ist dies nicht notgedrungen die Hölle der Teenage Angst, des Aufbegehrens wider übermächtige Kräfte oder einer latenten bis manifesten Perspektivenlosigkeit. Es ist eher wohl die Hölle des Wissens (das sich, zugegeben, vielleicht erst von einem archimedischen Punkt aus ermitteln lässt), dass man immer schon zu spät gekommen ist, dass alles bereits absorbiert wurde, alles schon geschehen und die eigene Marotte, der eigene Stil, der eigene Spleen doch längst anerkannt und eingefügt ist. Die Hölle einer Rebellion, die nicht mehr möglich ist, von ihren Insignien aber nicht lassen will und dabei zur debil grinsenden Farce gerinnt.

Dir en Grey moschen von Anfang an gut los. Harter, treibender Metal zunächst, später dann alles etwas vertrackter, zum Teil auch säuseliger, oft genug etwas konzeptlos zerfahren. Aber eben Metal. Irgendwann hat der Sänger Kunstblut im Gesicht. Er springt wild herum. Ausgelassen. Böse Gesichter kann er ziehen, aufpeitschende Gesten allenthalben. Der Rockismus ist gut einstudiert: Beim Entblößen des schmalen Oberkörpers verschwindet die basslastige Musik für einen Moment lang im Aufkreischen der Mädchen.

Alles dabei, was früher geschockt haben mag: Treibende, animalische Musik, große Gesten, Ruch und Sex, archaische Gewalt, ekstatisches Aufbegehren des gemaßregelten Körpers mittels sich abspielender Zuckungen und Windungen. Und dennoch, es war das bravste Konzert, auf dem ich je gewesen bin. Von hier aus zieht nichts seine Bahn, hier findet alles seinen Beschluss, die erstarrte Form, abrufbar zu jeder Zeit. Vorne stehen die Kinder, hinten die Eltern, die auf sie aufpassen, gelegentlich traut sich mal ein besorgter Vater, den Kopf leicht zu schütteln, befremdet ob der sich vor ihm abspielenden Szenen. Es ist keine Ablehnung, die aus der Geste spricht, zumindest keine profunde; er scheint sich selbst nicht sicher zu sein, ob sich die Bewegung überhaupt lohnt, ist doch alles viel zu harmlos hier. Ans Rauchverbot wird sich sklavisch gehalten, kein Schweiß, der von der Decke tropft, die Klimaanlage temperiert das Geschehen wohlig aus.

Die Konzerte in meiner Jugend, von denen ich noch heute zehre, verließ ich mit blauen Flecken, zerrissenen Hemden, mir brannten die Augen, weil der Schweiß schon über die Augenbrauen hinweg in sie hineinfloß und weil die Luft in den viel zu engen Räumen zum Schneiden dick war. Es waren enge Konzerte in engen Räumen, und danach hatte man das Gefühl, es mit der Welt aufnehmen zu können. Reinigende Gewitter, die sich an der Peripherie des Geschehens abspielten und doch in das Zentrum zu strahlen zumindest versuchten.

Was sich gestern abspielte, ist vielleicht das Drama einer Jugend, die sich über das Internet zum Sex verabreden und sich eine Zugehörigkeit zu einer Jugendkultur an einem Nachmittag mit ein paar engagierten Clicks erarbeiten kann. Alles ist bekannt, schon vorgekaut, nachahmbar und im verlinkten Onlineshop als Accessoire bestellbar. Hier ist man immer schon Endkonsument, selbst noch das Aufbegehren gegen die Konformität - fast jeder hier ist geschminkt, trägt Szeneklamotten und ähnliches - gerinnt zu rein ästhetischem Tand. Ich sehe beim Verlassen des Ortes viele glückliche Gesichter. Sie gleichen denen von desillusionierten Hausfrauen , die im Sommerschlussverkauf bei C&A ein Schnäppchen ergattert haben.

Ihr mögt die Generation sein, die mit myspace aufwächst. Mit Chats und Blogs und Wikipedia. Alles feine Sachen. Aber ihr habt nicht gelernt, wie das ohne ist und war. Wie man blutet und schreit und Euphorie auskostet. Ich beneide Euch nicht um Eure Jugenderinnerungen, und wenn ihr sie auch für goldene halten werdet.

Andererseits: Wir hatten Rave und Techno. Und die Flaschen dort waren kein Stück besser als ihr.
"No guts, no glory, no riot ...
My Generation Sucks ...
Not enough war, Not enough famine,
Not enough suffering, not enough natural selection!"
- Turbonegro: Hobbit Motherfuckers (1996)




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Thema: videodrome
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Thema: good news
Rollmops weist auf den Trailer zu Jet Lis nächstem Film Fearless hin, der die Lebensgeschichte des Martial-Arts-Meister Huo Yuanjia behandelt. Dem Vernehmen nach handele es sich bei Fearless um Jet Lis letzten Martial-Arts-Film - und der Trailer stellt eine Krönung seines artistischen Werks zumindest in Aussicht. Ob freilich Ronny Yu, der zuletzt mit dem einigermaßen grausigen Freddy vs. Jason von sich hat hören lassen, für so ein Vorhaben der geeignetste Regisseur ist, steht zu fragen (allerdings erinnern wir uns auch mit Wonne an seinen The Bride with White Hair, einen der besten Hongkonger Martial-Arts-Fantasy/Gespensterfilme der Neuzigerjahre); immerhin sitzt mit Kampf-Choreograph Yuen Woo-Ping ein ehrwürdiger Meister seiner Zunft mit an Bord, was einiges eye candy erwarten lässt.

Der Verband der Filmverleiher kündigt den Filmstart für den 12. Oktober an, als Verleih wird Constantin Film angegeben.



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http://punkturns30.blogspot.com/


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Samstag, 27. Mai 2006
»Sagen wir es mal so, in der Lehre muss es einfach sein und weiter gemacht werden, weshalb ich für nächstes Semester gleich mal Gravity's Rainbow, also Die Enden der Parabel von Thomas Pynchon als Seminarthema angekündigt habe, einfach, weil es ein Buch ist, das alle kaufen können und müssen und weil es eben fast keine bessere literarische Mediengeschichte bis zum Zweiten Weltkrieg gibt.«
Der Seminarleiter Professor im Gespräch - und hier zum Anhören.

(wie immer freilich alles im höchsten Maße streitbar, doch liegt vielleicht gerade darin das Spannende bei Kittler begründet: Dass er nicht nur widerspricht, sondern zum Widerspruch regelrecht auffordert, dass sich so überhaupt ein Gespräch, ja, entflammt.)

Und jetzt alle-


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Ihr seid so von gestern, dass es schon fast nicht mehr feierlich ist.

Geht doch endlich in Rente, ihr Rein-Gar-Nix-Blicker.

[via]


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