Thema: TV-Tipps
16. Juni 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
The Getaway (Sam Peckinpah, USA 1972)
22:00 bis 00:00 Uhr, NDR: Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Jim Thompson, inszeniert Sam Peckinpah ein fulminantes Meisterwerk des Thriller- und Actionkinos der 70er Jahre: Steve McQueen als unter dubiosen Bedingungen aus dem Zuchthaus entlassenen Gangster, der für einen korrupten Polizisten eine Bank überfallen soll ... Groß!
[imdb|mrqe]
Ulysses (Joseph Strick, Großbritannien 1967)
22:25 bis 00:25, 3SAT: Der 100. Bloomsday wird auf 3sat mit dieser Adaption begangen. Ob sie was taugt - ich weiß es nicht.
[imdb|mrqe]
Der Todesrächer von Soho (Jess Franco, Deutschland/Spanien 1971)
00:10 bis 01:25, ZDF: "Jess Franco"-Reihe auf dem ZDF? Scheint so, mit diesem (unter dem Pseudonym "Jess Frank" gedrehten) Film zeigt man, kurz nach dem reichlich wirren, letztendlich aber auch deshalb einigermaßen vergnüglichen Der Teufel kam aus Akasawa (Deutschland/Spanien 1971), einen weiteren Film des spanischen Viel-, Schmuddel- und Schrägfilmers. Auf seine sleazig-wilden Filme wird man wohl auch bis auf weiteres im TV verzichten müssen, hier gibt es einen lose der Wallace-Reihe hintan gehängten Film zu sehen, dessen literarische Vorlage aber eigentlich von Sohnemann Bryan Edgar Wallace stammt. Immerhin darf Horst Tappert durch das "outrageously incoherent" (Kommentar auf imdb) Machwerk als Ermittler stapfen. Was für Nachteulen mit ehrlicher Freude am schlechten Film also.
[imdb|interview mit franco]
Das Dorf der Verdammten (Wolf Rilla, Großbritannien 1960)
1:23 bis 02:50, arte: Klassisch-gediegener Gruselfilm im Spätprogramm.
[imdb|mrqe]
22:00 bis 00:00 Uhr, NDR: Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Jim Thompson, inszeniert Sam Peckinpah ein fulminantes Meisterwerk des Thriller- und Actionkinos der 70er Jahre: Steve McQueen als unter dubiosen Bedingungen aus dem Zuchthaus entlassenen Gangster, der für einen korrupten Polizisten eine Bank überfallen soll ... Groß![imdb|mrqe]
Ulysses (Joseph Strick, Großbritannien 1967)
22:25 bis 00:25, 3SAT: Der 100. Bloomsday wird auf 3sat mit dieser Adaption begangen. Ob sie was taugt - ich weiß es nicht.
[imdb|mrqe]
Der Todesrächer von Soho (Jess Franco, Deutschland/Spanien 1971)
00:10 bis 01:25, ZDF: "Jess Franco"-Reihe auf dem ZDF? Scheint so, mit diesem (unter dem Pseudonym "Jess Frank" gedrehten) Film zeigt man, kurz nach dem reichlich wirren, letztendlich aber auch deshalb einigermaßen vergnüglichen Der Teufel kam aus Akasawa (Deutschland/Spanien 1971), einen weiteren Film des spanischen Viel-, Schmuddel- und Schrägfilmers. Auf seine sleazig-wilden Filme wird man wohl auch bis auf weiteres im TV verzichten müssen, hier gibt es einen lose der Wallace-Reihe hintan gehängten Film zu sehen, dessen literarische Vorlage aber eigentlich von Sohnemann Bryan Edgar Wallace stammt. Immerhin darf Horst Tappert durch das "outrageously incoherent" (Kommentar auf imdb) Machwerk als Ermittler stapfen. Was für Nachteulen mit ehrlicher Freude am schlechten Film also.
[imdb|interview mit franco]
Das Dorf der Verdammten (Wolf Rilla, Großbritannien 1960)
1:23 bis 02:50, arte: Klassisch-gediegener Gruselfilm im Spätprogramm.
[imdb|mrqe]
° ° °
Thema: Alltag, medial gedoppelt
» ...
15. Juni 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Ganz zufällig gestern entdeckt: Den Stadtpark in Lichtenberg. Obwohl ich früher sogar mal wirklich mit dem Arsch dran gewohnt habe. Entdeckt im übrigen nicht beim sinnbefreiten Flanieren, sondern im Internet auf dem Online-Stadtplan. Ganz zufällig eine große Portion Grün da auf dem Bildschirm, sogar mit einem See, gar nicht weit weg von hier, wenn man "oben rum" geht.
Nach etwas Hin und Her kann ich S. davon überzeugen, da mal hinzugehen. Jetzt. Ihr geht's gerade nicht gut, das typische Existenzangst-Ding halt, wegen des Geldes, wie immer also, jene Sorte, die ich auch oft habe, sich bei mir aber nicht so schnell nach außen hin abspielt. Ich rede ihr zu, dass so eine Entdeckung vielleicht ja die Stimmung zu heben in der Lage ist. Sie will nach Hause in ihr Bett, sich hinlegen, wegsperren von der Welt. Gerade das wäre doch jetzt fatal, meine ich, dann brütest du doch nur. Dann also doch der Park.
Es ist ein ungemein schöner, etwas verrupft vielleicht, aber egal. Von der Art der Anlage her - weiß Gott nicht von der Größe oder der Pflege her! - vielleicht ein klein wenig mit dem Central Park vergleichbar: Geschwungene Wege, lauter kleine Hügelchen, dann mal viele Bäumchen, beinahe schon nutzlose kleine Umweg-Wege, plane Grasflächen dann wieder, alles sehr in sich verschlungen, Bänke mit sorglos zeitlos vor sich hintreibenden Menschen drauf. Es gefällt mir, es ist ruhig, abwechslungsreich, man kann schön lustwandeln darin, es sind nicht allzu viele Menschen da, die wenigen, die da sind, sehen es ähnlich und schweben so vor sich hin.
Komische kleine Oase. So ganz anders als der atmosphärisch an die Liegewiese eines Schwimmbads erinnernde Forckenbeckplatz oder der zwar nette, aber viel zu weit entfernte, an sich aber auch recht langweilige Volkspark. Vom Boxi ganz zu schweigen, der zwar sehr schön ist, um dort ein Bier zu erstehen, um dann dort Zeitung zu lesen, aber mit einem Buch möchte ich da auch nicht unbedingt ankommen.
Der Stadtpark in Lichtenberg dann also. Viertelstunde zu Fuß von hier. Früher sogar noch näher. Man kann noch immer Entdeckungen hier machen, nur ein paar Straßen weiter. Dafür liebe ich diese Stadt, dieses Viertel (und alles, was in direkter Nähe dazu liegt). S. sah das, wesentlich entspannter dann, ähnlich.
Nach etwas Hin und Her kann ich S. davon überzeugen, da mal hinzugehen. Jetzt. Ihr geht's gerade nicht gut, das typische Existenzangst-Ding halt, wegen des Geldes, wie immer also, jene Sorte, die ich auch oft habe, sich bei mir aber nicht so schnell nach außen hin abspielt. Ich rede ihr zu, dass so eine Entdeckung vielleicht ja die Stimmung zu heben in der Lage ist. Sie will nach Hause in ihr Bett, sich hinlegen, wegsperren von der Welt. Gerade das wäre doch jetzt fatal, meine ich, dann brütest du doch nur. Dann also doch der Park.
Es ist ein ungemein schöner, etwas verrupft vielleicht, aber egal. Von der Art der Anlage her - weiß Gott nicht von der Größe oder der Pflege her! - vielleicht ein klein wenig mit dem Central Park vergleichbar: Geschwungene Wege, lauter kleine Hügelchen, dann mal viele Bäumchen, beinahe schon nutzlose kleine Umweg-Wege, plane Grasflächen dann wieder, alles sehr in sich verschlungen, Bänke mit sorglos zeitlos vor sich hintreibenden Menschen drauf. Es gefällt mir, es ist ruhig, abwechslungsreich, man kann schön lustwandeln darin, es sind nicht allzu viele Menschen da, die wenigen, die da sind, sehen es ähnlich und schweben so vor sich hin.
Komische kleine Oase. So ganz anders als der atmosphärisch an die Liegewiese eines Schwimmbads erinnernde Forckenbeckplatz oder der zwar nette, aber viel zu weit entfernte, an sich aber auch recht langweilige Volkspark. Vom Boxi ganz zu schweigen, der zwar sehr schön ist, um dort ein Bier zu erstehen, um dann dort Zeitung zu lesen, aber mit einem Buch möchte ich da auch nicht unbedingt ankommen.
Der Stadtpark in Lichtenberg dann also. Viertelstunde zu Fuß von hier. Früher sogar noch näher. Man kann noch immer Entdeckungen hier machen, nur ein paar Straßen weiter. Dafür liebe ich diese Stadt, dieses Viertel (und alles, was in direkter Nähe dazu liegt). S. sah das, wesentlich entspannter dann, ähnlich.
° ° °
Thema: Alltag, medial gedoppelt
15. Juni 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Wie wir um den Tisch sitzen und über Evaluation reden und Bollywood (die Weblogdiskussion ist schon lange vorbei) und M. ist schon lange verschwunden, ohne dass ich es zunächst bemerkt hätte, versumpft in jenem Zimmer, aus dem E. ein Flackern sieht, grünlich, bläulich, wie von einem Kamin, in den jemand etwas Ekliges geworfen hat, das mir perspektivenbedingt allerdings verborgen bleiben muss, so dass ich nicht wissen kann, dass dort ein Fernseher von mir unbemerkt heimlich seinen Dienst verrichtet, wie also M. dort, in diesem Zimmer, sitzt, in dem B. zuvor in einer Kiste saß und unmissverständliche Blicke aus dieser zu werfen wusste, in denen, trotz allem, mehr Weisheit zu liegen schien, als man sie in Blicken etwa auf der Straße erwarten darf, und wie dann immer von drüben Laute herüberschwappen, mal verschämt und unterdrückt, dann jubilierend und, beinahe, schon orgiastisch, wie E. dann immer aufspringt und losstürmt und später dann noch schreibt, er hätte gerne mehr gestürmt, hin zu den Stürmenden (hätte er es doch getan, man ist ja nun kein Unmensch), und wie ich Fussball eigentlich, darüber sprechen dann die dann Verbliebenen, eigentlich gar nicht mag, wie mir aber dieser Laut von drüben gefällt, immer wieder, weil in ihm eine Passion liegt, ein ehrliches Leben und Lebenwollen, das, auch abstrahiert vom primären Auslöser, ankommt, verstanden und geschätzt wird.
° ° °
Thema: Alltag, medial gedoppelt
» Odyssee
15. Juni 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Ob das, dass ich, am 15. Juni 2004, sage und schreibe drei ansonsten recht gut sortierte Buchhandlungen abklappern muss, um mir endlich meine Ausgabe von Ulysses zu besorgen, nun etwas über mich oder über die Läden aussagt, vermag ich nicht zu beurteilen.
° ° °
Thema: Lesezeichen
13. Juni 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren

Neues aus der Abteilung "ganz große Kunst": Serial-Covers bei dvdbeaver.com (im übrigen eine der verlässlichsten Websites für "DVD-Editionskritik"). Wie stets: Wundervoll!

° ° °
Thema: Blaetterrauschen
12. Juni 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
"The Soviet dictator was also a film buff who'd teach Eisenstein how to make movies. Simon Sebag Montefiore delves into the newly opened Politburo archives."

Artikel im Telegraph, via Bitter Cinema.

Artikel im Telegraph, via Bitter Cinema.
° ° °
Thema: Filmtagebuch
12. Juni 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
11.06.2004, Heimkino
Wenngleich, was die CGI betrifft, noch einige Schulklassen hinter den Elaboraten us-amerikanischer Cyberschmieden, bietet Returner ein handwerklich routiniert vorgetragenes Sci-Fi-Spektakelchen. Es geht um eine Art Inversion des Terminator-Grundgedankens: Kurz bevor im Jahr 2082 die Menschheit die ihr Schicksal besiegelnde Niederlage gegen eine außerirdische Invasion erleidet, stürzt sich die junge Milly in eine noch nicht erprobte Zeitmaschine, um 80 Jahre früher die Ankunft des ersten Aliens und somit die folgende Invasion zu unterbinden. Natürlich trifft sie mit Miyamoto bald auf einen Jüngling, der selbst wiederum einen besonders oberfiesen Gangster Mizoguchi nach dem Leben trachtet und, nach einigem Hin und Her, ihr Gefährte wird. Das Drehbuch will es zudem, dass beider Missionen letztlich zusammenfallen: Im apokalyptischen Invasions-Eiertanz nimmt Mizoguchi eine ganz besondere Rolle ein.
Natürlich geht das Ganze, wie es sich für ein B-Movie gehört, nicht ohne Zitationen über die Bühne: Wer in den letzten fünf bis zehn Jahren das Sci-Fi-Genre nicht vollends aus seiner Wahrnehmung usgeblendet hat, dem wird das eine oder andere sicher bekannt vorkommen. Die Bullet-Time-Effekte beispielsweise, die aber immerhin narrativ begründet sind: Eine Art DigiCam mit Armbanduhr-Komfort ermöglicht es ihrem Träger, sich mit 20facher Geschwindigkeit zu bewegen, um so etwa Kugeln auszuweichen oder brenzligen Situationen zu entfliehen. Damit hat Milly natürlich alle Asse im Ärmel und erscheint in der Gegenwart als eigentlich unbesiegbar (mit absehbaren Folgen für den Spannungsbogen): Dass aus dem Gimmick dabei letztlich kein dramaturgischer Gewinn geschlagen wird (etwa dadurch, dass besonders viele brenzlige Situationen etabliert werden, oder dadurch, dass die DigiCam-Uhr-Beschleunigungsmaschine in Feindeshand gerät), fällt schon bald auf. Im wesentlichen ist das eine tolle Freikarte für das weitgehend naive Drehbuch, die vor komplizierteren Entwürfen schützt (und natürlich viele Bullet-Times garantiert). Auch eine Wunderbombe, die sich dem Feind wie ein Pflaster anheften lässt und mit der Milly Miyamoto zunächst zur Mitarbeit erpresst, kann offenbar alles, so dass man sich zum einen wundert, wie die Außerirdischen der Zukunft überhaupt so weit kommen konnten, und sich zum anderen fragt, warum der Film bei einer solchen Ausstattung fast zwei Stunden dauert. Auch hier: Schwaches Drehbuch, Marke "sich besonders leicht gemacht" (wobei fairerweise... aber nun gut, das verrate ich nicht, ist eh egal).
Auch bleibt der Film merkwürdig brav verschämt. So eine Art Action-Knaller-Film, der nett bleibt und allerlei Wundertüten aufreißt. Was an sich ein gut abgehangener Reißer hätte werden können, wird hier schnell zum illustrierten Jugendroman, in dem eine kleine Gruppe Kiddies gegen böse Böse kämpft und mit Schläue und Durchsetzungsziel zum Ziel kommt. TKKG meets Matrix, wenn man's mal krass ausdrücken möchte. Dramaturgie und charakterliche Gestaltung nähern sich erstgenanntem Jugendzimmerphänomen jedenfalls zuweilen bedenklich an.Das ist zwar irgendwie nett gemeint, geht aber schon deshalb nicht auf, weil der Film eine Viertelstunde vor seinem Ende schon zuende ist, dann aber noch die restliche Spielzeit mit Anhäufung von Nettigkeiten beschäftigt ist. Alles nett, so nett nett nett. Aber Himmel, wenn ich Nettigkeiten sehen will, schaue ich keinen Actionfilm vor Sci-Fi-Kulisse an.
Ernsthaft stellt sich die Frage, wer das denn eigentlich sehen soll. Kiddies scheiden wegen der teils recht expliziten Gewalt vor allem zu Beginn, während der Alieninvasion, aus. Alle anderen kucken vermutlich den real shit, sofern sie das Genre interessiert, und nicht dessen Aufguss unter zweifelhaftem Vorzeichen. Vielleicht ja Menschen mit Aversion gegen Actionfilme und dem darin oft zelebrierten Zynismus? Könnte sein, macht aber eigentlich auch kaum Sinn. Das macht den Film eigentlich schon wieder so sperrig, dass er einem glatt sympathisch sein könnte. Betonung auf letztem Wort.
imdb | mrqe
Wenngleich, was die CGI betrifft, noch einige Schulklassen hinter den Elaboraten us-amerikanischer Cyberschmieden, bietet Returner ein handwerklich routiniert vorgetragenes Sci-Fi-Spektakelchen. Es geht um eine Art Inversion des Terminator-Grundgedankens: Kurz bevor im Jahr 2082 die Menschheit die ihr Schicksal besiegelnde Niederlage gegen eine außerirdische Invasion erleidet, stürzt sich die junge Milly in eine noch nicht erprobte Zeitmaschine, um 80 Jahre früher die Ankunft des ersten Aliens und somit die folgende Invasion zu unterbinden. Natürlich trifft sie mit Miyamoto bald auf einen Jüngling, der selbst wiederum einen besonders oberfiesen Gangster Mizoguchi nach dem Leben trachtet und, nach einigem Hin und Her, ihr Gefährte wird. Das Drehbuch will es zudem, dass beider Missionen letztlich zusammenfallen: Im apokalyptischen Invasions-Eiertanz nimmt Mizoguchi eine ganz besondere Rolle ein.
Natürlich geht das Ganze, wie es sich für ein B-Movie gehört, nicht ohne Zitationen über die Bühne: Wer in den letzten fünf bis zehn Jahren das Sci-Fi-Genre nicht vollends aus seiner Wahrnehmung usgeblendet hat, dem wird das eine oder andere sicher bekannt vorkommen. Die Bullet-Time-Effekte beispielsweise, die aber immerhin narrativ begründet sind: Eine Art DigiCam mit Armbanduhr-Komfort ermöglicht es ihrem Träger, sich mit 20facher Geschwindigkeit zu bewegen, um so etwa Kugeln auszuweichen oder brenzligen Situationen zu entfliehen. Damit hat Milly natürlich alle Asse im Ärmel und erscheint in der Gegenwart als eigentlich unbesiegbar (mit absehbaren Folgen für den Spannungsbogen): Dass aus dem Gimmick dabei letztlich kein dramaturgischer Gewinn geschlagen wird (etwa dadurch, dass besonders viele brenzlige Situationen etabliert werden, oder dadurch, dass die DigiCam-Uhr-Beschleunigungsmaschine in Feindeshand gerät), fällt schon bald auf. Im wesentlichen ist das eine tolle Freikarte für das weitgehend naive Drehbuch, die vor komplizierteren Entwürfen schützt (und natürlich viele Bullet-Times garantiert). Auch eine Wunderbombe, die sich dem Feind wie ein Pflaster anheften lässt und mit der Milly Miyamoto zunächst zur Mitarbeit erpresst, kann offenbar alles, so dass man sich zum einen wundert, wie die Außerirdischen der Zukunft überhaupt so weit kommen konnten, und sich zum anderen fragt, warum der Film bei einer solchen Ausstattung fast zwei Stunden dauert. Auch hier: Schwaches Drehbuch, Marke "sich besonders leicht gemacht" (wobei fairerweise... aber nun gut, das verrate ich nicht, ist eh egal).Auch bleibt der Film merkwürdig brav verschämt. So eine Art Action-Knaller-Film, der nett bleibt und allerlei Wundertüten aufreißt. Was an sich ein gut abgehangener Reißer hätte werden können, wird hier schnell zum illustrierten Jugendroman, in dem eine kleine Gruppe Kiddies gegen böse Böse kämpft und mit Schläue und Durchsetzungsziel zum Ziel kommt. TKKG meets Matrix, wenn man's mal krass ausdrücken möchte. Dramaturgie und charakterliche Gestaltung nähern sich erstgenanntem Jugendzimmerphänomen jedenfalls zuweilen bedenklich an.Das ist zwar irgendwie nett gemeint, geht aber schon deshalb nicht auf, weil der Film eine Viertelstunde vor seinem Ende schon zuende ist, dann aber noch die restliche Spielzeit mit Anhäufung von Nettigkeiten beschäftigt ist. Alles nett, so nett nett nett. Aber Himmel, wenn ich Nettigkeiten sehen will, schaue ich keinen Actionfilm vor Sci-Fi-Kulisse an.
Ernsthaft stellt sich die Frage, wer das denn eigentlich sehen soll. Kiddies scheiden wegen der teils recht expliziten Gewalt vor allem zu Beginn, während der Alieninvasion, aus. Alle anderen kucken vermutlich den real shit, sofern sie das Genre interessiert, und nicht dessen Aufguss unter zweifelhaftem Vorzeichen. Vielleicht ja Menschen mit Aversion gegen Actionfilme und dem darin oft zelebrierten Zynismus? Könnte sein, macht aber eigentlich auch kaum Sinn. Das macht den Film eigentlich schon wieder so sperrig, dass er einem glatt sympathisch sein könnte. Betonung auf letztem Wort.
imdb | mrqe
° ° °
Thema: TV-Tipps
11. Juni 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren

Heute nacht auf HR3: Ein Double Feature im Rahmen der Late Lounge zu Dr. Fu Man Chu: Um 00:30 Die Maske des Dr. Fu Man Chu (1932) mit Boris Karloff als überzogene (um nicht zu sagen: rassistische) Asiaten-Karikatur. Um 01:35 schließlich der späte Ich, Dr. Fu Man Chu (1965) mit Christopher Lee und Blacky Fuchsberger.

[beide Bilder: bmovies.de - eine goldwerte Site!]
° ° °
Thema: Kinokultur
Zahnloser Punisher
Artikel auf Telepolis zum geschnittenen Punisher, der heute ins Kino kommt (meine Kritik hier).
Artikel auf Telepolis zum geschnittenen Punisher, der heute ins Kino kommt (meine Kritik hier).
° ° °
Thema: literatur
09. Juni 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Edgar Wallace (1875-1932) kann als Prototyp des industriell vorgehenden Romanschreiberlings angesehen werden, der einer Kultur des Groschenromans, wie wir sie heute kennen, hinreichend die Pforten öffnete. Seine Arbeitsweise orientierte sich an ökonomischen Gesichtspunkten: Stand ein Roman an, sperrte er sich für einige Tage weg und diktierte, so will es die Überlieferung, in einem nicht enden wollenden Fluss die wesentlichen Aspekte des Werks auf Band, sein Sekretär goss die Aufnahmen anschließend in ein geschlossenes Stück Text, gelegentliche Schleifungen an Kohärenz inklusive. Bis zur Drucklegung war der Roman dann schon wieder vergessen, vermutlich lagen da schon etliche andere auf Tonband bereit. Sein Werk reicht von Reportagen und anderen journalistischen Arbeiten über exotische Abenteuerromane und die klassischen Krimis, deren reißerische Titel bis heute den meisten Menschen zumindest hierzulande ein Begriff sind, bis hin zu Drehbüchern wie etwa für King Kong (USA 1933).
Nicht nur sein Rückgriff auf Aufnahmemedien macht Wallace zumindest als Phänomen interessant und markiert ihn selbst als Schriftsteller seiner Zeit, vor allem von seinem weit verzweigte Pulp-Universum, das sich hier im Laufe eines schriftstellerischen Lebens entwickelte, sich in andere Medien ergoss, dort vollkommene Eigenständigkeit entwickelte und weitere Verzweigungen vornahm, geht eine gesteigerte Faszinationskraft aus. Bestes Beispiel ist die deutsche Wallace-Rezeption, die sich von den literarischen Werken und dem Körper des Autors bald getrennt und dessen Namen für sich beansprucht hat: Vor allem aufgrund der Rialtoreihe, die, im Auftrag von Constantin produziert, in den 60er und 70er Jahren eine große Zahl an allerdings sehr losen Wallace-Adaptionen ins Kino brachte und das gesamte Arsenal der damaligen deutscher Darstellerzunft durch ein Bilderbuch-England stapfen ließ, wie es nur in der Geisteswelt zwischen Rhein und Grenze zur DDR existierte, ist Edgar Wallace bis heute ein Begriff geblieben, der jüngst mit Oliver Kalkofes nur mäßig gelungener Parodie Der Wixxer wieder ins Gespräch gekommen ist. Diese ästhetisch unter den Vorgaben des Gothic- und Trash-Kinos sehr schönen, narrativ oft wenig kohärenten Krimi-Schinken bilden den Nukleus eines Wallace-Kultes, der mit dem eigentlichen Autor der zugrunde liegenden Bücher nurmehr wenig gemein hat: Bis heute entdecken immer wieder neue Fan-Generationen die Filme, sie sammeln das reißerische Werbe-Artwork und forschen den vielen personellen Verflechtungen rund um die Filme nach. Die Person Edgar Wallace also gewissermaßen - das ist jetzt natürlich augenzwinkernd zu verstehen - als "erster Beweger" eines bis heute Echos von sich gebenden Pulp-Phänomens.
Der Berliner Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag hat sein ohnehin sehr schönes Programm nun mit einem umfangreichen Wallace-Lexikon verziert. Verantwortlich zeichnen Joachim Kramp und der Theologe Jürgen Wehnert, ersterer hat im selben Verlag schon das Fanbuch Hallo, hier spricht Edgar Wallace! publiziert, zu dem dieses Lexikon nun als Ergänzung angesehen werden darf. Schon rein äußerlich ist die Arbeit der beiden beachtlich und man merkt beim bloßen Ansehen bereits, wie weit sich das Edgar Wallace Universum bis heute verzweigt hat: Mit über 700 Seiten ist das Buch ein echtes Schwergewicht geworden, das in jedem Bücherregal stattlich auffällt; der Verlag, für dicke Filmlexika bekannt, bleibt sich seiner Linie somit erfreulich treu.
"Es ist unmöglich, von Edgar Wallace nicht gefesselt zu sein!", lautet der 1926 vom Goldmann Verlag, dem damaligen Wallace-Verlagshaus hierzulande, entwickelte Werbeslogan, der sich schon bald zum geflügelten Wort mauserte und heutzutage auch auf dem Einband des Lexikons zu lesen ist. Und er bewahrheitet sich aufs Neue: Wer einmal mit dem Schmökern in diesem Band angefangen hat, wird ihn so schnell nicht mehr aus der Hand legen. Dafür sorgen alleine schon die unzähligen Einträge zu selbst noch entfernt wallace-relevanten Themen, die zudem untereinander stark - man möchte in heutigen Tagen schon fast sagen - verlinkt sind. Berücksichtigt wurden nicht nur alle internationalen Wallace-Verfilmungen - die sattsam bekannte Rialtoreihe nimmt darin ja nur einen verschwindend kleinen Prozentsatz aus -, sondern natürlich auch alle Romane, Übersetzer, Figuren, deren Darsteller, Produzenten, wiederkehrende Motive, Spielorte, Kritiken, Hörspiele, usw. usf. Wer beim Nachschlagen eines Films anfängt und den Verzweigungen folgt, kommt über das Recherchieren von Vita und Werk diverser Darsteller über die Regisseure hin zu den Produktionsgesellschaften wieder zurück oder sonst wohin. Auch Schlagwörter wie "Trivialliteratur", die für Wallace zwar sicher relevant sind, mit dem Werk aber nicht in erster Ordnung zusammenhängen, wurden berücksichtigt und befriedigend aufgearbeitet. Die exakte Recherchearbeit der beiden Autoren, die wohl gut mehrere Jahre für sich beansprucht haben mag, tut ihr übriges, um jede Lektüre in dem Lexikon erkenntnisreich zu gestalten. Vor einer solchen Arbeit und Katalogisierung kann man nur den Hut ziehen.
Schön auch, dass nicht nur Bleiwüste herrscht. Die weite Welt von Edgar Wallace bietet immerhin hinreichend knalliges Anschauungsmaterial, nach dem es den Genre- und Pulpfreund dürstet. Herausragend ist dabei natürlich der mittige Farbteil, der viele qualitativ sehr überzeugende Reproduktionen von Aushangsmaterialien und Filmplakaten der klassischen Rialtoreihe versammelt. Dieses Material ist von ganz eigenem ästhetischen Reiz und lässt Freunden der Filme ohne weiteres das Herz höher schlagen. Aber auch der Textteil des Lexikons wird angenehm oft mit Buchcovers, Stils, Portraitfotografien und anderem Bildmaterial aufgelockert. Da man sich leider für ein offenbar eher preisgünstiges, nicht wirklich weißes Papier entschieden hat, sind diese Reproduktionen zwar nicht umwerfend, erfüllen ihren Zweck in einem solchen Lexikon als Anschauungsmaterial aber voll und ganz. Vielleicht aber darf man ja noch auf eine Auswertung des zugrunde liegenden Materials in einem dafür optimierten Bildband hoffen? Zu wünschen wäre es.
Ein schönes großformatiges Lexikon ist das geworden, für das man im Regal gerne Platz macht. Eine faszinierende, verästelte Pulp-Welt, die da gelungen zwischen zwei Buchdeckel gebannt wurde und in die man sich beim angeregten Schmökern nur zu gerne verliert - und welches Lexikon kann über seinen bloßen Nachschlagewerkcharakter schon einen solchen Mehrwert für sich beanspruchen? Zudem auch eine filmhistorisch wichtige Aufarbeitung eines nicht zu unterschätzenden Phänomens der ohnehin oft genug stiefmütterlich behandelten Historie der Populärkultur, die privates Archivmaterial, frei verfügbares Wissen und zahlreiche historische Quellen konzentriert bündelt und sich - das wird sich zeigen - hoffentlich als Referenz für zukünftige Forschungsarbeiten am Wallace-Korpus erweisen wird.
Jürgen Kramp/Joachim Wehnert: Das Edgar Wallace Lexikon
Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf, 2004
ca. 720 Seiten, zahlreiche Bilder
ISBN: 3896025082
web: kleiner filmguide
Nicht nur sein Rückgriff auf Aufnahmemedien macht Wallace zumindest als Phänomen interessant und markiert ihn selbst als Schriftsteller seiner Zeit, vor allem von seinem weit verzweigte Pulp-Universum, das sich hier im Laufe eines schriftstellerischen Lebens entwickelte, sich in andere Medien ergoss, dort vollkommene Eigenständigkeit entwickelte und weitere Verzweigungen vornahm, geht eine gesteigerte Faszinationskraft aus. Bestes Beispiel ist die deutsche Wallace-Rezeption, die sich von den literarischen Werken und dem Körper des Autors bald getrennt und dessen Namen für sich beansprucht hat: Vor allem aufgrund der Rialtoreihe, die, im Auftrag von Constantin produziert, in den 60er und 70er Jahren eine große Zahl an allerdings sehr losen Wallace-Adaptionen ins Kino brachte und das gesamte Arsenal der damaligen deutscher Darstellerzunft durch ein Bilderbuch-England stapfen ließ, wie es nur in der Geisteswelt zwischen Rhein und Grenze zur DDR existierte, ist Edgar Wallace bis heute ein Begriff geblieben, der jüngst mit Oliver Kalkofes nur mäßig gelungener Parodie Der Wixxer wieder ins Gespräch gekommen ist. Diese ästhetisch unter den Vorgaben des Gothic- und Trash-Kinos sehr schönen, narrativ oft wenig kohärenten Krimi-Schinken bilden den Nukleus eines Wallace-Kultes, der mit dem eigentlichen Autor der zugrunde liegenden Bücher nurmehr wenig gemein hat: Bis heute entdecken immer wieder neue Fan-Generationen die Filme, sie sammeln das reißerische Werbe-Artwork und forschen den vielen personellen Verflechtungen rund um die Filme nach. Die Person Edgar Wallace also gewissermaßen - das ist jetzt natürlich augenzwinkernd zu verstehen - als "erster Beweger" eines bis heute Echos von sich gebenden Pulp-Phänomens.
Der Berliner Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag hat sein ohnehin sehr schönes Programm nun mit einem umfangreichen Wallace-Lexikon verziert. Verantwortlich zeichnen Joachim Kramp und der Theologe Jürgen Wehnert, ersterer hat im selben Verlag schon das Fanbuch Hallo, hier spricht Edgar Wallace! publiziert, zu dem dieses Lexikon nun als Ergänzung angesehen werden darf. Schon rein äußerlich ist die Arbeit der beiden beachtlich und man merkt beim bloßen Ansehen bereits, wie weit sich das Edgar Wallace Universum bis heute verzweigt hat: Mit über 700 Seiten ist das Buch ein echtes Schwergewicht geworden, das in jedem Bücherregal stattlich auffällt; der Verlag, für dicke Filmlexika bekannt, bleibt sich seiner Linie somit erfreulich treu."Es ist unmöglich, von Edgar Wallace nicht gefesselt zu sein!", lautet der 1926 vom Goldmann Verlag, dem damaligen Wallace-Verlagshaus hierzulande, entwickelte Werbeslogan, der sich schon bald zum geflügelten Wort mauserte und heutzutage auch auf dem Einband des Lexikons zu lesen ist. Und er bewahrheitet sich aufs Neue: Wer einmal mit dem Schmökern in diesem Band angefangen hat, wird ihn so schnell nicht mehr aus der Hand legen. Dafür sorgen alleine schon die unzähligen Einträge zu selbst noch entfernt wallace-relevanten Themen, die zudem untereinander stark - man möchte in heutigen Tagen schon fast sagen - verlinkt sind. Berücksichtigt wurden nicht nur alle internationalen Wallace-Verfilmungen - die sattsam bekannte Rialtoreihe nimmt darin ja nur einen verschwindend kleinen Prozentsatz aus -, sondern natürlich auch alle Romane, Übersetzer, Figuren, deren Darsteller, Produzenten, wiederkehrende Motive, Spielorte, Kritiken, Hörspiele, usw. usf. Wer beim Nachschlagen eines Films anfängt und den Verzweigungen folgt, kommt über das Recherchieren von Vita und Werk diverser Darsteller über die Regisseure hin zu den Produktionsgesellschaften wieder zurück oder sonst wohin. Auch Schlagwörter wie "Trivialliteratur", die für Wallace zwar sicher relevant sind, mit dem Werk aber nicht in erster Ordnung zusammenhängen, wurden berücksichtigt und befriedigend aufgearbeitet. Die exakte Recherchearbeit der beiden Autoren, die wohl gut mehrere Jahre für sich beansprucht haben mag, tut ihr übriges, um jede Lektüre in dem Lexikon erkenntnisreich zu gestalten. Vor einer solchen Arbeit und Katalogisierung kann man nur den Hut ziehen.
Schön auch, dass nicht nur Bleiwüste herrscht. Die weite Welt von Edgar Wallace bietet immerhin hinreichend knalliges Anschauungsmaterial, nach dem es den Genre- und Pulpfreund dürstet. Herausragend ist dabei natürlich der mittige Farbteil, der viele qualitativ sehr überzeugende Reproduktionen von Aushangsmaterialien und Filmplakaten der klassischen Rialtoreihe versammelt. Dieses Material ist von ganz eigenem ästhetischen Reiz und lässt Freunden der Filme ohne weiteres das Herz höher schlagen. Aber auch der Textteil des Lexikons wird angenehm oft mit Buchcovers, Stils, Portraitfotografien und anderem Bildmaterial aufgelockert. Da man sich leider für ein offenbar eher preisgünstiges, nicht wirklich weißes Papier entschieden hat, sind diese Reproduktionen zwar nicht umwerfend, erfüllen ihren Zweck in einem solchen Lexikon als Anschauungsmaterial aber voll und ganz. Vielleicht aber darf man ja noch auf eine Auswertung des zugrunde liegenden Materials in einem dafür optimierten Bildband hoffen? Zu wünschen wäre es.Ein schönes großformatiges Lexikon ist das geworden, für das man im Regal gerne Platz macht. Eine faszinierende, verästelte Pulp-Welt, die da gelungen zwischen zwei Buchdeckel gebannt wurde und in die man sich beim angeregten Schmökern nur zu gerne verliert - und welches Lexikon kann über seinen bloßen Nachschlagewerkcharakter schon einen solchen Mehrwert für sich beanspruchen? Zudem auch eine filmhistorisch wichtige Aufarbeitung eines nicht zu unterschätzenden Phänomens der ohnehin oft genug stiefmütterlich behandelten Historie der Populärkultur, die privates Archivmaterial, frei verfügbares Wissen und zahlreiche historische Quellen konzentriert bündelt und sich - das wird sich zeigen - hoffentlich als Referenz für zukünftige Forschungsarbeiten am Wallace-Korpus erweisen wird.
Jürgen Kramp/Joachim Wehnert: Das Edgar Wallace Lexikon
Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf, 2004
ca. 720 Seiten, zahlreiche Bilder
ISBN: 3896025082
web: kleiner filmguide
° ° °
Thema: Blaetterrauschen
09. Juni 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
"C'est un paradoxe, mais si la critique meurt je crois au contraire au renouveau de la cinéphilie. Il existe une jeune génération cinéphile, de 20 à 25 ans, active et avide de savoir, formée par le DVD et l'Internet, qui commence à prendre la parole dans les revues, les journaux, les forums, les blogues. Cette génération est appelée à renouveler l'écriture sur le cinéma, avec d'autres valeurs, d'autres formes d'intervention, d'autres regards sur le cinéma et son histoire. J'ai un rêve : que grâce au Net un journal mondial de la cinéphilie puisse s'écrire. La communauté de ceux qui croient encore dans le cinéma peut se remettre en place par ce cosmopolitisme."
Kritikerlegende J. Rosenbaum im Interview.
Mein Französisch ist sehr begrenzt. Aber: Das verstehe ich noch. Dieser Traum ist unser Traum, Rosenbaum hat, natürlich, Recht. Dass das Interview französisch ist, mag dabei nur schicksalshafte Koinzidenz sein. (wie ich dieses Wort heute liebe...)
[via Jump Cut Filmfilter]
Kritikerlegende J. Rosenbaum im Interview.
Mein Französisch ist sehr begrenzt. Aber: Das verstehe ich noch. Dieser Traum ist unser Traum, Rosenbaum hat, natürlich, Recht. Dass das Interview französisch ist, mag dabei nur schicksalshafte Koinzidenz sein. (wie ich dieses Wort heute liebe...)
[via Jump Cut Filmfilter]
° ° °
Thema: Kinokultur
09. Juni 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Interviews mit David Cronenberg: In der Süddeutschen (Göttler) und bei Telepolis (Suchsland).
web: filmz.de | spider: offizielle website | davidcronenberg.de
filmtagebuch: cronenberg
web: filmz.de | spider: offizielle website | davidcronenberg.de
filmtagebuch: cronenberg
° ° °
Thema: FilmKulturMedienwissenschaft
09. Juni 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
So nennt sich eine Diplomarbeit zu den Texten von Frieda Grafe, die hier als pdf von der Website der Autorin Wenke Wegner runterzuladen ist. Auch bei Tillmann gefunden, recht herzlichen Dank.
° ° °
Thema: Blaetterrauschen
09. Juni 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
John D. High, FBI-Agent in New York, führt ein Einstellungsgespräch mit dem jungen Jeremias Cotton aus Harpers Village, Connecticut. Zunächst rät er ihm, sich Jerry zu nennen, und dann warnt er ihn mit deutlichen Worten: «Sie können keinen Ruhm und keine Reichtümer bei uns ernten, aber sehr leicht Kugeln oder Messerstiche. Sie haben keine Tag- und keine Nachtruhe mehr. Und, Jerry, Sie müssen ein starkes Herz und einen festen Charakter haben.»
Dem Schundromanhelden heute zum 50. in der NZZ. Notiz an mich: Endlich - endlich! - mal ein paar Jerry-Cotton-Filme ankucken, kann ja nicht angehen, das.

Dem Schundromanhelden heute zum 50. in der NZZ. Notiz an mich: Endlich - endlich! - mal ein paar Jerry-Cotton-Filme ankucken, kann ja nicht angehen, das.

° ° °
Thema: radio
07. Juni 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Heute abend um 23:05 auf WDR3: Das hörspielartige Interviewfeature Horror Entertainment von Jörg Buttgereit. Mehrere Probanden bekommen getrennt voneinander verschiedene Darstellungen von Gewalt aus unterschiedlichen Epochen der Filmgeschichte vorgeführt und werden anschließend nach ihren Eindrücken und Gefühlen befragt. Als "Erzähler" fungiert Joachim Kerzel (Synchronsprecher von u.a. Jack Nicholson, sowie Sprecher zahlreicher Hörbücher), der die einzelnen Filme vorstellt und filmhistorisch verortet, Samples aus den Filmen und ihren Soundtracks runden das Feature ab.
Unter den Testpersonen u.a.: Der Filmwissenschaftler und -journalist Stefan Höltgen, der Mainzer Filmwissenschaftler Marcus Stiglegger und die taz- und Schnitt-Autorin Jenny Zylka.
Das Hörspiel liegt mir bereits vor und wird empfohlen (wenngleich es von der formalen Brillanz anderer Buttgereit-Hörspiele doch etwas entfernt ist und, zumindest auf dieser Ebene, etwas altbacken ist).
Hier weitere Informationen.
Unter den Testpersonen u.a.: Der Filmwissenschaftler und -journalist Stefan Höltgen, der Mainzer Filmwissenschaftler Marcus Stiglegger und die taz- und Schnitt-Autorin Jenny Zylka.
Das Hörspiel liegt mir bereits vor und wird empfohlen (wenngleich es von der formalen Brillanz anderer Buttgereit-Hörspiele doch etwas entfernt ist und, zumindest auf dieser Ebene, etwas altbacken ist).
Hier weitere Informationen.
° ° °
Thema: good news
05. Juni 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Ausgabe 58 des Magazins für den unterschlagenen Film aus Berlin ist erschienen. Wieder zahlreiche interessante Artikel (u.a. Werkschau Guillermo del Toro, Überlegungen zum Gothic Cinema,...) und viele Film- und DVD-Besprechungen aus dem Genresegment.


° ° °
Thema: Weblogflaneur
05. Juni 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Sehr nettes Satire-Blog: Post an Wagner. Den Original-rubbish gibt es hier zu lesen, ganz unten gewissermaßen mit Archiv-Blätterfunktion. Muss man aber nicht regelmäßig lesen, ganz sicher nicht.
° ° °
Thema: Altes Filmtagebuch
18.05.2003, Heimkino
Dass dieser Film nur unter Horror- und B-Movie-Freaks einen nennenswerten Bekanntheitsgrad aufweist, ist eigentlich sehr schade, denn Carnival ist ein ganz wunderbares Kunstwerk und kann ohne Zweifel als großer Klassiker des Genres (aber gut und gerne auch darüber hinaus) bezeichnet werden. Vielleicht liegt's ja an der B-Movie-Aura, die in der allgemeinen Wahrnehmung den Film begleitet, dass er nicht den Ruhm genießt, der ihm eigentlich zusteht, oder aber auch der ganz besonders tragische Umstand, dass es Regisseur Herk Hervey mit Ausnahme von Carnival vergönnt blieb, etwas Ambitionierteres jenseits dieser kurzen Schulunterrichtsfilmchen, die sein Oeuvre bestimmen, zu drehen. Wer weiß das schon.
Carnival bedient sich nonchalant beim Surrealismus und dem deutschen Expressionismus, um sein Anliegen zu vermitteln, zitiert den klassischen, gothischen Horrorfilm, lässt aber auch bereits den modernen, weit weniger metaphysisch orientierten Horrorfilm am Horizont erahnen. Auch scheint sich David Lynch an so mancher Stelle Inspiration verschafft zu haben, wenn's drum geht, die Idylle des Alltags zu verzerren, altbekannte Situationen neu, und zwar verwirrend, entfremdend, durchzuspielen. Und auch Shymalan dürfte sich, zumindest zur Recherche für Sixth Sense, diesen Film vergegenwärtigt haben. Ein Januskopf also, dieser, im wahrsten Sinne des Wortes, unheimlich schöne Film, der an der Position des Dazwischen nach vorne und nach hinten blickt. Das passt dann schon zur Spielhandlung des Filmes, in der eine junge Frau - sehr resolut und emanzipiert, vor allem aber weltlich orientiert: eine Anstellung in der Kirche als Orgelspielerin ist für sie bloß "ein Job" - gleich zu Beginn einen Autounfall überlebt (?) und fortan von seltsamen Erscheinungen bizarr geschminkter Menschen (einer davon der Regisseur in personam) heimgesucht wird und eine seltsame Affinität zu einem verlassenen, vor sich hin rottenden Vergnügungspark entwickelt. Pendelt sie zwischen den Welten? Ist sie eine Wiedergängerin? Alles nur eine Phantasie "near death"? Wer weiß das schon.
Flirrend surreal ist der Film, trocken und undramatisch, gleichzeitig bedrückend und hypnotisch. Seine stellenweise, an technischen Standards gemessen, krude Produktionsweise trägt dazu sicherlich bei. Gängigen Auffassungen von Genrefilmen dieses Budget- und Verbreitungskalibers wird der Film allerdings auch nicht gerecht, dafür ist Carnival wiederum viel zu sehr aufs Künstlerische konzentriert. Verhindertes Autorenkino also? Vielleicht ja sogar wirklich, ein Jammer ist es jedenfalls schon, dass dieser bezaubernde, atmosphärische Film das einzige Feature aus Herveys Feder blieb.
imdb | mrqe
Dass dieser Film nur unter Horror- und B-Movie-Freaks einen nennenswerten Bekanntheitsgrad aufweist, ist eigentlich sehr schade, denn Carnival ist ein ganz wunderbares Kunstwerk und kann ohne Zweifel als großer Klassiker des Genres (aber gut und gerne auch darüber hinaus) bezeichnet werden. Vielleicht liegt's ja an der B-Movie-Aura, die in der allgemeinen Wahrnehmung den Film begleitet, dass er nicht den Ruhm genießt, der ihm eigentlich zusteht, oder aber auch der ganz besonders tragische Umstand, dass es Regisseur Herk Hervey mit Ausnahme von Carnival vergönnt blieb, etwas Ambitionierteres jenseits dieser kurzen Schulunterrichtsfilmchen, die sein Oeuvre bestimmen, zu drehen. Wer weiß das schon.
Carnival bedient sich nonchalant beim Surrealismus und dem deutschen Expressionismus, um sein Anliegen zu vermitteln, zitiert den klassischen, gothischen Horrorfilm, lässt aber auch bereits den modernen, weit weniger metaphysisch orientierten Horrorfilm am Horizont erahnen. Auch scheint sich David Lynch an so mancher Stelle Inspiration verschafft zu haben, wenn's drum geht, die Idylle des Alltags zu verzerren, altbekannte Situationen neu, und zwar verwirrend, entfremdend, durchzuspielen. Und auch Shymalan dürfte sich, zumindest zur Recherche für Sixth Sense, diesen Film vergegenwärtigt haben. Ein Januskopf also, dieser, im wahrsten Sinne des Wortes, unheimlich schöne Film, der an der Position des Dazwischen nach vorne und nach hinten blickt. Das passt dann schon zur Spielhandlung des Filmes, in der eine junge Frau - sehr resolut und emanzipiert, vor allem aber weltlich orientiert: eine Anstellung in der Kirche als Orgelspielerin ist für sie bloß "ein Job" - gleich zu Beginn einen Autounfall überlebt (?) und fortan von seltsamen Erscheinungen bizarr geschminkter Menschen (einer davon der Regisseur in personam) heimgesucht wird und eine seltsame Affinität zu einem verlassenen, vor sich hin rottenden Vergnügungspark entwickelt. Pendelt sie zwischen den Welten? Ist sie eine Wiedergängerin? Alles nur eine Phantasie "near death"? Wer weiß das schon. Flirrend surreal ist der Film, trocken und undramatisch, gleichzeitig bedrückend und hypnotisch. Seine stellenweise, an technischen Standards gemessen, krude Produktionsweise trägt dazu sicherlich bei. Gängigen Auffassungen von Genrefilmen dieses Budget- und Verbreitungskalibers wird der Film allerdings auch nicht gerecht, dafür ist Carnival wiederum viel zu sehr aufs Künstlerische konzentriert. Verhindertes Autorenkino also? Vielleicht ja sogar wirklich, ein Jammer ist es jedenfalls schon, dass dieser bezaubernde, atmosphärische Film das einzige Feature aus Herveys Feder blieb.
imdb | mrqe
° ° °
Thema: Altes Filmtagebuch
02. Juni 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
17.05.2003, Heimkino
Vor dem massiv beworbenen "Kinoereignis des Sommers" MATRIX:RELOADED ist eine erneute Vergegenwärtigung des ersten Teils vielleicht gar nicht mal eine schlechte Idee, alleine schon, um den zahlreichen, neu entbrannten Debatten rund um die Diskurse und Strategien des ersten Teils, die, in Ermangelung einer frühzeitigen Pressevorführung des Sequels, im Vorfeld der Premiere von MATRIX:RELOADED die Feuilletons bestimmten (zB Dietmar Daths lesenswerte Polemik in der FAZ, leider nicht online abrufbar), wissend begegnen zu können, aber auch, um die zeitliche Distanz zwischen 1. und 2. Teil so gering wie möglich zu halten. Da ich den 1. Teil der Cyber-Saga eh zum letzten Mal damals im Kino und danach nicht wieder gesehen habe, bot es sich auch an, den Film hinsichtlich seiner Halbwertszeit anzusehen: Damals setzte der Film Standards - wie stark sind diese gegenüber den zahlreichen Epigonen und dem gnadenlosen Diktum der Historie?
Vor 4 Jahren verließ ich den Saal euphorisiert - nicht unbedingt aufgrund der Realitätsspielereien (die waren doch recht einfach konstruiert), sondern vor allem wegen des offen klassenkämpferischen Pathos, der da bemüht wurde, gerade und besonders in der Epilogszene in der Telefonzelle. Eine damals für mich ungewöhnliche Erfahrung. Auch die Actionsequenzen wussten zu begeistern und trugen ihren nicht gerade unerheblichen Beitrag zum Gesamteindruck bei: MATRIX war mir damals sogar zwei Sichtungen im Kino wert.
Heute jedoch wirkt das Ganze schal, nicht wirklich befriedigend. Postmoderner Revolutionspathos ist längst schon gern bemühter Allgemeinplatz in den Kinosälen und die Actionsequenzen leiden unter dem Zahn der Zeit: Können Pappmaché- und ähnliche Billigeffekte noch Jahre später aufgrund ihres naiven Charmes als Retro-Kitsch eine Renaissance erfahren, glaube ich nicht, dass das mit MATRIX geschehen wird - zu betont professionell wirkt das, um den Charme des Unvollkommenen zu entwickeln, zu offensichtlich der technische Aufwand hinter den Bildern, als dass man Jahre später noch sagen könnte: "Naja, damals musste man sich eben noch zu helfen wissen!". Ein simples "Damals hatten die Rechner einfach noch nicht genug Power!" wird das kaum ersetzen können. Die Crux dieser Vorgehensweise ist also, dass die Effekte zwar im Momentanen reinstes eye-candy darstellen, jedoch binnen kürzester Zeit von den Epigonen übertroffen werden - und alleine um dieses Prinzip geht's ja nun im Kino des Spektakels -, während die Hintertür, die eine Rückkehr, Jahre später, in der Sphäre des nostalgischen Trashs, fest verschlossen bleibt. MATRIX bleibt, was diese Ebene anbelangt, somit auf ewig wenig Charme entwickelndes Zeitdokument des State Of The Art der SFX - gefangen in der Zeitblase reinster Gegenwart.
Auch die Spielhandlung wirkt, ist man mit zeitlicher Distanz nicht mehr vom Pathos und den Bilderwelten geblendet, wenig überzeugend, nahezu undramatisch und seltsam offen. Rückblickend betrachtet - deswegen glaube ich es den Wachowski-Brothers sehr gerne, dass der Film von Anfang an auf eine Trilogie ausgelegt war, wenngleich ich doch Zweifel daran hege, dass die Sequels bereits damals fertig in Drehbuchform vorlagen - ist das der typische erste Teil einer Superheldengeschichte, als die sich MATRIX in bereits genannter Epilogszene - Neo fliegt vondannen -, spätestens aber im Sequel zu erkennen gibt: Geschichte eines Helden, der sich selbst erst langwierig als solcher entdecken muss. Das Spiel mit den Aussagen des Orakels ist zwar ein nettes Gimmick und verfehlt seinen Zweck nicht, ist aber bei wiederholter Sichtung - sieht man mal von den Mysterien, wer oder was das Orakel denn ist, warum es sich inmitten der Matrix unbemerkt vom System fortbewegen kann, ab - leicht zu durchschauen. Zudem haben wir ja nun mittlerweile auch schon MINORITY REPORT gesehen, der die Frage, ob denn nicht alleine die Aussage des Orakels bereits den Fluß der Dinge beeinflußt, somit als Mosaiksteinchen der vorhergesagten Zukunft funktioniert, noch etwas mehr in den Vordergrund stellte.
Bleiben allein die Realitätsdiskurse, mit denen MATRIX für sich wirbt. Auch hier eigentlich eher Enttäuschungen: MATRIX zieht scharfe Trennungslinien und macht sich keine Mühe, eine Logik des Verschachtelten zu entwerfen - hier also der Cyberspace, dort die blanke Realität, versinnbildlicht im Konstrast der texturreichen Kleidung der Protagonisten, wohingen in der VR Lack und Leder das Auftreten bestimmen. Da hat Cronenberg schon in den frühen 80ern mit VIDEODROME eine weit erkenntnisversprechendere Projektionsfläche intellektueller Diskurse entworfen, von EXISTENZ, der nahezu zeitgleich mit MATRIX in die hiesigen Kinos kam, mal ganz zu schweigen. Die Elemente klassischer Realitätssinnierungen werden also lediglich, gleichsam als Alibi, beim Namen genannt, aneinandermontiert, nie aber reflexiv, um ihre möglichen Implikationen wissend eingesetzt. Das in Aussicht gestellte Gewebe philosophischer Diskurse verschwindet so schnell wieder aus dem Nachbild wie das Buch von Baudrillard, das Neo zu Beginn so hastig wie beiläufig in den Bildkader zerrt, um es dann doch sogleich wieder zur Seite zu legen.
Nach dem Film fühlte ich mich seltsam beschämt. Wie kann es sein, dass MATRIX als einer der Schlüsselfilme der späten Neunziger in die Geschichte des Films eingegangen ist, wenn doch der Glanz des Lacks schon kurz nach der Dekadenwende verlustig geht und sich unter diesem ein recht abgemagerter Filmtorso entblößt? Eine Antwort fällt schwer, will man nicht kulturpessimistischen Überheblichkeiten das Wort reden.
imdb | mrqe
Vor dem massiv beworbenen "Kinoereignis des Sommers" MATRIX:RELOADED ist eine erneute Vergegenwärtigung des ersten Teils vielleicht gar nicht mal eine schlechte Idee, alleine schon, um den zahlreichen, neu entbrannten Debatten rund um die Diskurse und Strategien des ersten Teils, die, in Ermangelung einer frühzeitigen Pressevorführung des Sequels, im Vorfeld der Premiere von MATRIX:RELOADED die Feuilletons bestimmten (zB Dietmar Daths lesenswerte Polemik in der FAZ, leider nicht online abrufbar), wissend begegnen zu können, aber auch, um die zeitliche Distanz zwischen 1. und 2. Teil so gering wie möglich zu halten. Da ich den 1. Teil der Cyber-Saga eh zum letzten Mal damals im Kino und danach nicht wieder gesehen habe, bot es sich auch an, den Film hinsichtlich seiner Halbwertszeit anzusehen: Damals setzte der Film Standards - wie stark sind diese gegenüber den zahlreichen Epigonen und dem gnadenlosen Diktum der Historie?
Vor 4 Jahren verließ ich den Saal euphorisiert - nicht unbedingt aufgrund der Realitätsspielereien (die waren doch recht einfach konstruiert), sondern vor allem wegen des offen klassenkämpferischen Pathos, der da bemüht wurde, gerade und besonders in der Epilogszene in der Telefonzelle. Eine damals für mich ungewöhnliche Erfahrung. Auch die Actionsequenzen wussten zu begeistern und trugen ihren nicht gerade unerheblichen Beitrag zum Gesamteindruck bei: MATRIX war mir damals sogar zwei Sichtungen im Kino wert.Heute jedoch wirkt das Ganze schal, nicht wirklich befriedigend. Postmoderner Revolutionspathos ist längst schon gern bemühter Allgemeinplatz in den Kinosälen und die Actionsequenzen leiden unter dem Zahn der Zeit: Können Pappmaché- und ähnliche Billigeffekte noch Jahre später aufgrund ihres naiven Charmes als Retro-Kitsch eine Renaissance erfahren, glaube ich nicht, dass das mit MATRIX geschehen wird - zu betont professionell wirkt das, um den Charme des Unvollkommenen zu entwickeln, zu offensichtlich der technische Aufwand hinter den Bildern, als dass man Jahre später noch sagen könnte: "Naja, damals musste man sich eben noch zu helfen wissen!". Ein simples "Damals hatten die Rechner einfach noch nicht genug Power!" wird das kaum ersetzen können. Die Crux dieser Vorgehensweise ist also, dass die Effekte zwar im Momentanen reinstes eye-candy darstellen, jedoch binnen kürzester Zeit von den Epigonen übertroffen werden - und alleine um dieses Prinzip geht's ja nun im Kino des Spektakels -, während die Hintertür, die eine Rückkehr, Jahre später, in der Sphäre des nostalgischen Trashs, fest verschlossen bleibt. MATRIX bleibt, was diese Ebene anbelangt, somit auf ewig wenig Charme entwickelndes Zeitdokument des State Of The Art der SFX - gefangen in der Zeitblase reinster Gegenwart.
Auch die Spielhandlung wirkt, ist man mit zeitlicher Distanz nicht mehr vom Pathos und den Bilderwelten geblendet, wenig überzeugend, nahezu undramatisch und seltsam offen. Rückblickend betrachtet - deswegen glaube ich es den Wachowski-Brothers sehr gerne, dass der Film von Anfang an auf eine Trilogie ausgelegt war, wenngleich ich doch Zweifel daran hege, dass die Sequels bereits damals fertig in Drehbuchform vorlagen - ist das der typische erste Teil einer Superheldengeschichte, als die sich MATRIX in bereits genannter Epilogszene - Neo fliegt vondannen -, spätestens aber im Sequel zu erkennen gibt: Geschichte eines Helden, der sich selbst erst langwierig als solcher entdecken muss. Das Spiel mit den Aussagen des Orakels ist zwar ein nettes Gimmick und verfehlt seinen Zweck nicht, ist aber bei wiederholter Sichtung - sieht man mal von den Mysterien, wer oder was das Orakel denn ist, warum es sich inmitten der Matrix unbemerkt vom System fortbewegen kann, ab - leicht zu durchschauen. Zudem haben wir ja nun mittlerweile auch schon MINORITY REPORT gesehen, der die Frage, ob denn nicht alleine die Aussage des Orakels bereits den Fluß der Dinge beeinflußt, somit als Mosaiksteinchen der vorhergesagten Zukunft funktioniert, noch etwas mehr in den Vordergrund stellte.
Bleiben allein die Realitätsdiskurse, mit denen MATRIX für sich wirbt. Auch hier eigentlich eher Enttäuschungen: MATRIX zieht scharfe Trennungslinien und macht sich keine Mühe, eine Logik des Verschachtelten zu entwerfen - hier also der Cyberspace, dort die blanke Realität, versinnbildlicht im Konstrast der texturreichen Kleidung der Protagonisten, wohingen in der VR Lack und Leder das Auftreten bestimmen. Da hat Cronenberg schon in den frühen 80ern mit VIDEODROME eine weit erkenntnisversprechendere Projektionsfläche intellektueller Diskurse entworfen, von EXISTENZ, der nahezu zeitgleich mit MATRIX in die hiesigen Kinos kam, mal ganz zu schweigen. Die Elemente klassischer Realitätssinnierungen werden also lediglich, gleichsam als Alibi, beim Namen genannt, aneinandermontiert, nie aber reflexiv, um ihre möglichen Implikationen wissend eingesetzt. Das in Aussicht gestellte Gewebe philosophischer Diskurse verschwindet so schnell wieder aus dem Nachbild wie das Buch von Baudrillard, das Neo zu Beginn so hastig wie beiläufig in den Bildkader zerrt, um es dann doch sogleich wieder zur Seite zu legen.
Nach dem Film fühlte ich mich seltsam beschämt. Wie kann es sein, dass MATRIX als einer der Schlüsselfilme der späten Neunziger in die Geschichte des Films eingegangen ist, wenn doch der Glanz des Lacks schon kurz nach der Dekadenwende verlustig geht und sich unter diesem ein recht abgemagerter Filmtorso entblößt? Eine Antwort fällt schwer, will man nicht kulturpessimistischen Überheblichkeiten das Wort reden.
imdb | mrqe
° ° °
Thema: Altes Filmtagebuch
02. Juni 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
17.05.2003, Heimkino
Tim Burtons nostalgische Ausflüge in die Tiefen der Retro-Nostalgie, des Pulps und der Popkultur sind ohne Zweifel die hedonistisch verwertbarsten im großen Gemenge postmodernen Filmtreibens. Seien es Marsianer aus den Invasionsfilmen der 50er, Superhelden im Fledermauskostüm in Noir-Kulissen, die Bilderwelten der zweiten Welle des gothischen Horrorfilms, Neuinterpretationen des Frankenstein- oder Planet-der-Affen-Mythos oder eben auch diese liebevolle Hommage an den untalentiertesten Regisseur der Welt, der eben diese einst mit so charmanten Trash-Perlen wie PLAN 9 FROM OUTER SPACE oder NIGHT OF THE GHOULS beschenkt hatte, - allesamt liebevoll gestaltete Filme, denen man das Herzblut und die Begeisterung der Macher für den zugrunde liegenden Stoff in jeder Einstellung ansieht. Das Kino von Tim Burton vermittelt eine leise Ahnung davon, wie ein zeitgenössisches Kino jenseits reiner Vermarktungskalkulationen, dafür aber mit Lust an und Leidenschaft für die Kunst angereichert, aussehen könnte.

Alles, aber auch wirklich alles stimmt an diesem überaus unterhaltsamen Film: Das Casting, die Sets, die Story, die Bilder, die Anspielungen, die Gags, etc. Alles fügt sich zusammen in ein großes Ganzes: Verbeugung vor einem glücklosen, aus der Filmgeschichte trotzdem nicht wegdenkbaren Regisseur, dessen Liebe zum Film, zum Pulp der B-Movies so groß gewesen war, dass selbst größte technische Unzulänglichkeiten - "Darauf achtet das Publikum doch gar nicht!" - mit dem staunenden Auge eines Kindes ausgeblendet werden konnten, Verbeugung auch vor einem großen, zu Unrecht ins Hinterrennen geratenen Schauspieler - Bela Lugosi -, sowie, nicht zuletzt, auch vor einer längst vergangenen, wilden Epoche der Filmgeschichte, deren Perlen heute erst mühsam wiederentdeckt werden müssen. Die Mühen, die solche Ausgrabungen mit sich bringen, sind diese Räuberpistolen allemal wert, lässt man sich nicht nur von cineastischer Schöngeisterei den Blick verkleistern.
imdb | mrqe
Tim Burtons nostalgische Ausflüge in die Tiefen der Retro-Nostalgie, des Pulps und der Popkultur sind ohne Zweifel die hedonistisch verwertbarsten im großen Gemenge postmodernen Filmtreibens. Seien es Marsianer aus den Invasionsfilmen der 50er, Superhelden im Fledermauskostüm in Noir-Kulissen, die Bilderwelten der zweiten Welle des gothischen Horrorfilms, Neuinterpretationen des Frankenstein- oder Planet-der-Affen-Mythos oder eben auch diese liebevolle Hommage an den untalentiertesten Regisseur der Welt, der eben diese einst mit so charmanten Trash-Perlen wie PLAN 9 FROM OUTER SPACE oder NIGHT OF THE GHOULS beschenkt hatte, - allesamt liebevoll gestaltete Filme, denen man das Herzblut und die Begeisterung der Macher für den zugrunde liegenden Stoff in jeder Einstellung ansieht. Das Kino von Tim Burton vermittelt eine leise Ahnung davon, wie ein zeitgenössisches Kino jenseits reiner Vermarktungskalkulationen, dafür aber mit Lust an und Leidenschaft für die Kunst angereichert, aussehen könnte.

Alles, aber auch wirklich alles stimmt an diesem überaus unterhaltsamen Film: Das Casting, die Sets, die Story, die Bilder, die Anspielungen, die Gags, etc. Alles fügt sich zusammen in ein großes Ganzes: Verbeugung vor einem glücklosen, aus der Filmgeschichte trotzdem nicht wegdenkbaren Regisseur, dessen Liebe zum Film, zum Pulp der B-Movies so groß gewesen war, dass selbst größte technische Unzulänglichkeiten - "Darauf achtet das Publikum doch gar nicht!" - mit dem staunenden Auge eines Kindes ausgeblendet werden konnten, Verbeugung auch vor einem großen, zu Unrecht ins Hinterrennen geratenen Schauspieler - Bela Lugosi -, sowie, nicht zuletzt, auch vor einer längst vergangenen, wilden Epoche der Filmgeschichte, deren Perlen heute erst mühsam wiederentdeckt werden müssen. Die Mühen, die solche Ausgrabungen mit sich bringen, sind diese Räuberpistolen allemal wert, lässt man sich nicht nur von cineastischer Schöngeisterei den Blick verkleistern.
imdb | mrqe
° ° °
Thema: Altes Filmtagebuch
02. Juni 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
16.05.2003, Filmtheater am Friedrichshain
Der Schmerz, dass ein flüchtiger Moment größten Glücks nicht wiederholbar ist. Einen liebgewonnenen Menschen zu umarmen, etwa. Die melancholische Sehnsucht, kurz vor der biografischen Katastrophe, danach, dass jene Momente andauern, ewig im Fluß der Zeit einfrieren, immer und immer wieder durchlebt werden könnten. Das Gefüge, das sich Realität nennt, ist zu grausam, um diesen existenziellen Wunsch wahr werden zu lassen, die Montage dieses Films ist etwas gnädiger: im jump-cut sehen wir solche Momente hier und da perspektivisch leicht verschoben doppelt. Daraus spricht die unglaubliche Melancholie, solche Fragmente nicht fassen zu können, dass alles vergänglich ist. Erst die Aussicht auf eine Erfüllung dieses Wunsches (gleichzeitig verbunden damit: die Unmöglichkeit dessen, zu mehr als einer Dopplung reicht's nicht aus) etabliert die tiefe Trauer, die sich durch den Film wie ein roter Faden zieht.
Das Motiv der Wunde, der Verwundung: Ground Zero klafft mitten in Manhattan, zu Beginn ein halb zugrunde gerichteter Hund, am Ende dann Monty selbst: geschlagen, zerschunden, unansehnlich. "Diesem Hund das Leben zu retten, war das Beste, was ich je in meinem Leben gemacht habe - jeden Tag, den er erlebt, verdankt er mir!" Der Vater versucht den Hund gewordenen Sohn ebenfalls zu retten, ebenfalls in einem Auto: In seinem Mythos weist die US-Flagge am Wagen den Weg, es geht - wie früher - nach Westen, erst dort, wo das weite Land einst Nation wurde, könnte sich die USA nach der Verwundung wiederfinden, neu erfinden. Ein melancholischer Traum, der auszublenden versucht, der geschlagene Wunden leckt und gleichzeitig vergessen möchte, der sich nichts so sehr wie den vorherigen Status wünscht, unerfüllbar. 7 Jahre muß Monty verwundet ins Gefängnis, 7 dürre Jahre werden die Vereinigten Staaten durchleben. Es ist schwierig, den mythologischen Bezug auszublenden.
Eine Abrechnung mit der Politik, denn 25TH HOUR ist, entgegen den hiesigen Unkenrufern, denen angesichts eine US-Flagge auf der Leinwand lediglich einfällt, resignierend seufzend den Blick abzuwenden, sich so um den Film zu bringen, kein patriotischer Film. Montys Freunde unterhalten sich vor der letzten Begegnung: Der eine liest die Times, ist liberaler Demokrat, schämt sich für seine Privilegien, ist auch ansonsten Komplexbündel, der andere outet sich als Post-Leser, ist ein skrupelloser Börsenzocker, unterteilt Menschen mittels der Sprache der ökonomischen Verwaltung. Beide vor dem Fenster, dahinter: Ground Zero, die Wunde, die nicht heilen will. Der eine, der Demokrat, blickt hinunter, fassungslos, betreibt Nabelschau und träumt von einer Welt, die so gnädig ist, dass Monty seinen Hund mit in den Knast nehmen könne, der andere indes wendet den Blick ab, blickt leer in sein Luxus-Appartement, das durch die Nähe der geschlagenen Wunde, trotz aller angehäuften Statusobjekte, kaum noch Luxus in Aussicht zu stellen vermag, und schwadroniert von Rache und Gerechtigkeit: Monty ist sein Freund, sicher, aber er hat den Knast nunmal verdient, auch wenn er dort den Tod finden sollte. Beide Vertreter der großen politischen Strömungen des Landes werden im Laufe des Films ihren Niedergang erleben.
Und Monty selbst? Er hat's "verbockt". Er besaß alles (wenn auch mit illegalen Machenschaften aufgebaut), was der amerikanische Traum verspricht, hat alles verloren. "Fuck You" steht auf dem Toilettenspiegel in der Kneipe, wo er sich mit seinem Vater trifft, geschmiert. Wo beginnt Eigenverantwortung? Sind die Anderen die Hölle? Die Spiegelszene ist intensiv, in aller Aggression ein Monument menschlicher Verzweiflung und Trauer.
Die Wunden sitzen tief, der Fall war denkbar groß. Wie damit umgehen? Der Film ist ratlos dahingehend, keine einsilbigen Lösungsvorschläge hier. Erst beim 2. Mal überaus intensiv, interessanterweise.
imdb | mrqe | filmz.de | angelaufen.de
Der Schmerz, dass ein flüchtiger Moment größten Glücks nicht wiederholbar ist. Einen liebgewonnenen Menschen zu umarmen, etwa. Die melancholische Sehnsucht, kurz vor der biografischen Katastrophe, danach, dass jene Momente andauern, ewig im Fluß der Zeit einfrieren, immer und immer wieder durchlebt werden könnten. Das Gefüge, das sich Realität nennt, ist zu grausam, um diesen existenziellen Wunsch wahr werden zu lassen, die Montage dieses Films ist etwas gnädiger: im jump-cut sehen wir solche Momente hier und da perspektivisch leicht verschoben doppelt. Daraus spricht die unglaubliche Melancholie, solche Fragmente nicht fassen zu können, dass alles vergänglich ist. Erst die Aussicht auf eine Erfüllung dieses Wunsches (gleichzeitig verbunden damit: die Unmöglichkeit dessen, zu mehr als einer Dopplung reicht's nicht aus) etabliert die tiefe Trauer, die sich durch den Film wie ein roter Faden zieht.Das Motiv der Wunde, der Verwundung: Ground Zero klafft mitten in Manhattan, zu Beginn ein halb zugrunde gerichteter Hund, am Ende dann Monty selbst: geschlagen, zerschunden, unansehnlich. "Diesem Hund das Leben zu retten, war das Beste, was ich je in meinem Leben gemacht habe - jeden Tag, den er erlebt, verdankt er mir!" Der Vater versucht den Hund gewordenen Sohn ebenfalls zu retten, ebenfalls in einem Auto: In seinem Mythos weist die US-Flagge am Wagen den Weg, es geht - wie früher - nach Westen, erst dort, wo das weite Land einst Nation wurde, könnte sich die USA nach der Verwundung wiederfinden, neu erfinden. Ein melancholischer Traum, der auszublenden versucht, der geschlagene Wunden leckt und gleichzeitig vergessen möchte, der sich nichts so sehr wie den vorherigen Status wünscht, unerfüllbar. 7 Jahre muß Monty verwundet ins Gefängnis, 7 dürre Jahre werden die Vereinigten Staaten durchleben. Es ist schwierig, den mythologischen Bezug auszublenden.
Eine Abrechnung mit der Politik, denn 25TH HOUR ist, entgegen den hiesigen Unkenrufern, denen angesichts eine US-Flagge auf der Leinwand lediglich einfällt, resignierend seufzend den Blick abzuwenden, sich so um den Film zu bringen, kein patriotischer Film. Montys Freunde unterhalten sich vor der letzten Begegnung: Der eine liest die Times, ist liberaler Demokrat, schämt sich für seine Privilegien, ist auch ansonsten Komplexbündel, der andere outet sich als Post-Leser, ist ein skrupelloser Börsenzocker, unterteilt Menschen mittels der Sprache der ökonomischen Verwaltung. Beide vor dem Fenster, dahinter: Ground Zero, die Wunde, die nicht heilen will. Der eine, der Demokrat, blickt hinunter, fassungslos, betreibt Nabelschau und träumt von einer Welt, die so gnädig ist, dass Monty seinen Hund mit in den Knast nehmen könne, der andere indes wendet den Blick ab, blickt leer in sein Luxus-Appartement, das durch die Nähe der geschlagenen Wunde, trotz aller angehäuften Statusobjekte, kaum noch Luxus in Aussicht zu stellen vermag, und schwadroniert von Rache und Gerechtigkeit: Monty ist sein Freund, sicher, aber er hat den Knast nunmal verdient, auch wenn er dort den Tod finden sollte. Beide Vertreter der großen politischen Strömungen des Landes werden im Laufe des Films ihren Niedergang erleben.
Und Monty selbst? Er hat's "verbockt". Er besaß alles (wenn auch mit illegalen Machenschaften aufgebaut), was der amerikanische Traum verspricht, hat alles verloren. "Fuck You" steht auf dem Toilettenspiegel in der Kneipe, wo er sich mit seinem Vater trifft, geschmiert. Wo beginnt Eigenverantwortung? Sind die Anderen die Hölle? Die Spiegelszene ist intensiv, in aller Aggression ein Monument menschlicher Verzweiflung und Trauer.
Die Wunden sitzen tief, der Fall war denkbar groß. Wie damit umgehen? Der Film ist ratlos dahingehend, keine einsilbigen Lösungsvorschläge hier. Erst beim 2. Mal überaus intensiv, interessanterweise.
imdb | mrqe | filmz.de | angelaufen.de
° ° °
Thema: Filmtagebuch
schon eine Weile her, Heimkino
Filme, die verkrampft gewollt daherkommen, haben es meist schwer. Undead ist so ein Film, der viel will, sich sehr drum bemüht, und dabei auf ganzer Linie scheitert. Und nervig ist er auch für zwei!
Undead will cooler Trash sein. Dass ihm dabei das Element des spontan Gescheiterten abhanden kommt und er sich nur ungelenk als Pflichterfüllung zu erkennen gibt, scheint ihn dabei nicht zu kümmern, bildet letztendlich aber die Basis für das eigene, höchst unamüsante Scheitern. Um cooler Trash zu sein, erfindet der Film ein Szenario, in dem sowas gut geht: Irgendwo in der australischen Provinz gehen seltsame Meteoriten nieder, die eine bemerkenswerte Treffsicherheit ausweist: Die zielgenau Niedergestreckten stehen als Zombies wieder auf und machen Jagd auf alle anderen. Die obligatorische Gruppe ist schnell zusammengewürfelt: Kreischende Mädels, ein paar trottelige Bullen finden sich im Anwesen eines vollbärtigen, overall-tragenden Aussie-Rednecks ein, der mit lakonischen Sprüchen zur Lage und einigen artistischen Sperenzchen Marke Hongkong-Heroic-Bloodshed der geekiness den Diener machen soll. Schließlich versteigt man sich dramaturgisch unbeholfen zu einer regelrechten Alieninvasions-Travestie, die so recht nicht zu Potte kommt, vielleicht auch, weil die Aliens Abziehbilder der faden Gutmensch-Alienwesen aus Spielbergs A.I. darstellen. Sie wispern sogar ähnlich sphärisch. Am Ende etwas Zynismus, bis dahin viel Comic-Genrealberei.
Nichts ist ernstgemeint. Alles ist Referenz, ironisch doppelt und dreifach gebrochen, albern, "einfach zum Totschießen". Und mit ziemlicher Sicherheit ist das auch der Fehler des Films. Peter Jacksons Braindead mag noch eine spaßig-charmante Sauerei gewesen sein, doch gleichzeitig war sie auch der Endpunkt des Tom-und-Jerry-für-Erwachsene-Splatterfilms. Wer das nicht verstanden hat, ist dazu verdammt, sein Publikum anzuöden. Und genau hierfür steht Undead als Zeuge vor Gericht. Undead ist ein Film über einen Film über einen Film über die Leidenschaft seines Machers zu einem Genre oder einer gewissen Art von Film - und jede Kopiegeneration wurde in Longplay erstellt, auf einem Videorekorder der ersten Longplay-Generation. Das Ergebnis ist verrauscht, kaum ansehnlich, leichenblass, unendlich fad.
Bemerkenswert aber immerhin, wie es Undead gelingt, zu keinem Zeitpunkt soetwas wie Inspiration oder Vision zu entwickeln. Gerade ein solches geekmovie sollte doch dahingehend entsprechend auftreten. möchte man meinen. Doch nichts, wirklich nichts: Ein Kopfüber-Stunt in Zeitlupe mit dabei aus dem Rücken gezogenen Kanonen dient ihm bereits als Lichtpunkt und vermeintlich witzige Zitatenunkerei. Wirkt aber so lieblos wie Klamotten von Lidl. Ein paar coole Sprüche, die wirkungslos verpuffen, machen noch keinen Schenkelklopfer-Film. Die Orientierungslosigkeit, mit der die Macher hier ihre Filmleidenschaft zur Schau stellen, erscheint an manchen Stellen als schier erschreckend: Warum in Gottes Namen hat dieser Film entstehen müssen? Ist denn noch nicht mal mehr auf die Passion der Geeks Verlass? Diese Ratlosigkeit hat eine neue Qualität, die Zeiten eines Typ Regisseurs "Cecil B. Demented", scheint's, vorbei.
imdb | mrqe
Filme, die verkrampft gewollt daherkommen, haben es meist schwer. Undead ist so ein Film, der viel will, sich sehr drum bemüht, und dabei auf ganzer Linie scheitert. Und nervig ist er auch für zwei!
Undead will cooler Trash sein. Dass ihm dabei das Element des spontan Gescheiterten abhanden kommt und er sich nur ungelenk als Pflichterfüllung zu erkennen gibt, scheint ihn dabei nicht zu kümmern, bildet letztendlich aber die Basis für das eigene, höchst unamüsante Scheitern. Um cooler Trash zu sein, erfindet der Film ein Szenario, in dem sowas gut geht: Irgendwo in der australischen Provinz gehen seltsame Meteoriten nieder, die eine bemerkenswerte Treffsicherheit ausweist: Die zielgenau Niedergestreckten stehen als Zombies wieder auf und machen Jagd auf alle anderen. Die obligatorische Gruppe ist schnell zusammengewürfelt: Kreischende Mädels, ein paar trottelige Bullen finden sich im Anwesen eines vollbärtigen, overall-tragenden Aussie-Rednecks ein, der mit lakonischen Sprüchen zur Lage und einigen artistischen Sperenzchen Marke Hongkong-Heroic-Bloodshed der geekiness den Diener machen soll. Schließlich versteigt man sich dramaturgisch unbeholfen zu einer regelrechten Alieninvasions-Travestie, die so recht nicht zu Potte kommt, vielleicht auch, weil die Aliens Abziehbilder der faden Gutmensch-Alienwesen aus Spielbergs A.I. darstellen. Sie wispern sogar ähnlich sphärisch. Am Ende etwas Zynismus, bis dahin viel Comic-Genrealberei.Nichts ist ernstgemeint. Alles ist Referenz, ironisch doppelt und dreifach gebrochen, albern, "einfach zum Totschießen". Und mit ziemlicher Sicherheit ist das auch der Fehler des Films. Peter Jacksons Braindead mag noch eine spaßig-charmante Sauerei gewesen sein, doch gleichzeitig war sie auch der Endpunkt des Tom-und-Jerry-für-Erwachsene-Splatterfilms. Wer das nicht verstanden hat, ist dazu verdammt, sein Publikum anzuöden. Und genau hierfür steht Undead als Zeuge vor Gericht. Undead ist ein Film über einen Film über einen Film über die Leidenschaft seines Machers zu einem Genre oder einer gewissen Art von Film - und jede Kopiegeneration wurde in Longplay erstellt, auf einem Videorekorder der ersten Longplay-Generation. Das Ergebnis ist verrauscht, kaum ansehnlich, leichenblass, unendlich fad.
Bemerkenswert aber immerhin, wie es Undead gelingt, zu keinem Zeitpunkt soetwas wie Inspiration oder Vision zu entwickeln. Gerade ein solches geekmovie sollte doch dahingehend entsprechend auftreten. möchte man meinen. Doch nichts, wirklich nichts: Ein Kopfüber-Stunt in Zeitlupe mit dabei aus dem Rücken gezogenen Kanonen dient ihm bereits als Lichtpunkt und vermeintlich witzige Zitatenunkerei. Wirkt aber so lieblos wie Klamotten von Lidl. Ein paar coole Sprüche, die wirkungslos verpuffen, machen noch keinen Schenkelklopfer-Film. Die Orientierungslosigkeit, mit der die Macher hier ihre Filmleidenschaft zur Schau stellen, erscheint an manchen Stellen als schier erschreckend: Warum in Gottes Namen hat dieser Film entstehen müssen? Ist denn noch nicht mal mehr auf die Passion der Geeks Verlass? Diese Ratlosigkeit hat eine neue Qualität, die Zeiten eines Typ Regisseurs "Cecil B. Demented", scheint's, vorbei.imdb | mrqe
° ° °
Thema: Filmtagebuch
02. Juni 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
01.06., Heimkino
Alucarda hat alles, was ein gutes Exploitationmovie benötigt, um als solches durchzugehen: Eine Geschichte um ein Kloster und junge Mädchen darin, die Luzifer anheim fallen, viel Blut, eine gute Portion Blasphemie, eine wagemutige kinematografische Arbeit in seinen frei delirierenden Momenten, etwa wenn die satanische Initation stattfindet oder Beelzebub persönlich einem Haufen nackter Leiber den Segen zur Orgie ausspricht.
Warum er aber dennoch nicht funktioniert, das weiß vermutlich allein der Teufel. Zum einen gestaltet sich der Zugriff durch die Geräuschkulisse schon als schwierig: Bald 80 Minuten hysterisches Gekreische hält selbst der wohlwollendste Freund abnormer Filme kaum aus. Dann behandelt der Film seine eigentlich knalligen Zutaten recht stiefmütterlich und scheint sich selbst nicht ganz sicher zu sein, was er eigentlich will: Die große künstlerische Vision steht als Behauptung stets im Raum, doch versickert das Visionäre, das Manische, vielleicht auch das manisch-visionäre Scheitern an der Unbeholfenheit, mit der hier einzelne Balken nicht zu einem tragenden Gerüst konstruiert, sondern zu einem bloßen Haufen aufeinander geworfen werden. Die Kulissenhaftigkeit, das Theatralische im Spiel der Darsteller tun je ihr übriges, um einem den Film fremd bleiben zu lassen.
Das ist umso bedauerlicher, da manche Szenen wirklich das Zeug gehabt hätten, ganz große Kunst im Sinne des Exploitationkinos zu sein, wäre da noch etwas mehr Pfeffer im Spiel gewesen. Kamera-, Schnitt- und mise-en-scène-Experimente machen den Film hie und da schon fast spannend, auf formale Weise. Und dennoch fehlt da was, die Vision scheint kaum ehrlich. Bald überkommt einen der Gedanke: "Das ist ein Film, wie ihn Leute drehen, die nur von wenig eine Ahnung haben, aber gerne bekunden, dass sie regelmäßig vor ihrem geistigen Auge "ganz tolle Bilder für einen Film" halluzinieren." Und ganz ehrlich: Von solchen Leuten möchte ich am wenigsten einen Film sehen.
Insgesamt: Schade.
imdb | mrqe | mondo macabro (dvd-label)
Alucarda hat alles, was ein gutes Exploitationmovie benötigt, um als solches durchzugehen: Eine Geschichte um ein Kloster und junge Mädchen darin, die Luzifer anheim fallen, viel Blut, eine gute Portion Blasphemie, eine wagemutige kinematografische Arbeit in seinen frei delirierenden Momenten, etwa wenn die satanische Initation stattfindet oder Beelzebub persönlich einem Haufen nackter Leiber den Segen zur Orgie ausspricht.Warum er aber dennoch nicht funktioniert, das weiß vermutlich allein der Teufel. Zum einen gestaltet sich der Zugriff durch die Geräuschkulisse schon als schwierig: Bald 80 Minuten hysterisches Gekreische hält selbst der wohlwollendste Freund abnormer Filme kaum aus. Dann behandelt der Film seine eigentlich knalligen Zutaten recht stiefmütterlich und scheint sich selbst nicht ganz sicher zu sein, was er eigentlich will: Die große künstlerische Vision steht als Behauptung stets im Raum, doch versickert das Visionäre, das Manische, vielleicht auch das manisch-visionäre Scheitern an der Unbeholfenheit, mit der hier einzelne Balken nicht zu einem tragenden Gerüst konstruiert, sondern zu einem bloßen Haufen aufeinander geworfen werden. Die Kulissenhaftigkeit, das Theatralische im Spiel der Darsteller tun je ihr übriges, um einem den Film fremd bleiben zu lassen.
Das ist umso bedauerlicher, da manche Szenen wirklich das Zeug gehabt hätten, ganz große Kunst im Sinne des Exploitationkinos zu sein, wäre da noch etwas mehr Pfeffer im Spiel gewesen. Kamera-, Schnitt- und mise-en-scène-Experimente machen den Film hie und da schon fast spannend, auf formale Weise. Und dennoch fehlt da was, die Vision scheint kaum ehrlich. Bald überkommt einen der Gedanke: "Das ist ein Film, wie ihn Leute drehen, die nur von wenig eine Ahnung haben, aber gerne bekunden, dass sie regelmäßig vor ihrem geistigen Auge "ganz tolle Bilder für einen Film" halluzinieren." Und ganz ehrlich: Von solchen Leuten möchte ich am wenigsten einen Film sehen.Insgesamt: Schade.
imdb | mrqe | mondo macabro (dvd-label)
° ° °
Thema: Blaetterrauschen
01. Juni 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Ein zuweilen doch recht amüsantes Interview mit der Kiesbauer im Spiegel aus Anlass der letzten Arabella-Sendung. Offenbar ist man Bildungsbürgerin geworden, trotz allem. Auszüge, bzw. Zusammenschnitt:
"Was ich tu das will ich / Und was ich will - je nu das tu ich manchmal nicht." | Der Rest ist Schweigen. | Andererseits haben wir das Fernsehen demokratisiert. | Aber meine Talkshow war von der Gattung her eher ein journalistisches Format | Es war eine Art antiautoritäres Fernsehen | Das heißt aber nicht, dass ich das jetzt als Kunst ansehe. | Aber wie beim Talk will ich die moralische Instanz bleiben, die gewisse Werte vertritt und dafür sorgt, dass am Ende der Gute gelobt und der Böse gescholten wird.
Nun denn.
"Was ich tu das will ich / Und was ich will - je nu das tu ich manchmal nicht." | Der Rest ist Schweigen. | Andererseits haben wir das Fernsehen demokratisiert. | Aber meine Talkshow war von der Gattung her eher ein journalistisches Format | Es war eine Art antiautoritäres Fernsehen | Das heißt aber nicht, dass ich das jetzt als Kunst ansehe. | Aber wie beim Talk will ich die moralische Instanz bleiben, die gewisse Werte vertritt und dafür sorgt, dass am Ende der Gute gelobt und der Böse gescholten wird.
Nun denn.
° ° °
Thema: Filmtagebuch
01. Juni 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
31.05.2004, Heimkino
Chinesische Provinz, vor vielen, vielen Jahren: Eine alte, morbide Legende erzählt von einem Laternenmacher, der menschliche Haut als Rohstoff für sein Handwerk verwende. Und so beginnt denn dieser Film mit Blitzen und Donnergrollen und er zeigt uns in kurzen Lichtsekunden blutbenetzte, herabhängende Beine und ebenso blutiges Handwerkszeug ...
Doch bis der versprochene Horror des Vorspanns in den Film eintritt, ist es noch etwas hin: Ein Dorffest mit den zwei mächtigsten Männern der Gemeinde, die sich - natürlich - nicht riechen können, dient ihm zur Exposition. Wir erfahren Grundkonflikte, ohne dass diese allzu konkret ausformuliert würden. Natürlich geht es um Stolz, Eitelkeit und Ehrabschneidung: Wer zum Neujahrsfest dem Dorf den schönsten Lampion präsentieren kann, gewinnt. Diese simple Anordnung gewinnt im Verlauf an Tiefe und Komplexität, ohne dass dabei das richtige Maß überschritten wäre, ganz im Gegenteil ist es beeindruckend, mit welch sicherer Hand der Film - immerhin eigentlich als knalliger Reißer angelegt - stets die Balance zwischen Martial Arts, Horror, Groteske und Drama hält, seine mäandernden Verflechtungen immer wieder zum Mittelpunkt des Films zurückführt. Das ist alles andere als der gewohnte Standard in diesem Segment der Filmproduktion.
Im wesentlichen folgen wir Master Lung, der einen alten Lampionmeister in die Pflicht für seine Zwecke nehmen will. Doch der winkt ab und verweist an einen anderen, der nur im Verborgenen leben will und sich als ein ehemaliger Konkurrent Lungs herausstellt. Vor Jahren war dieser von Lung geschlagen worden, seitdem meidet er das öffentliche Leben. Lung ersehnt ihn um Hilfe und bietet ihm Reichtümer an, der Eremit willigt schließlich ein, unter der Bedingung, dass Lung dessen Höhle bis zur Fertigstellung des Lichtwerks nicht mehr betreten dürfe - der Deal ist perfekt. Doch in Folge mehren sich Entführungsfälle: Damen aus dem Umfeld von Lungs Konkurrenten verschwinden vom Erdboden, von einem wild anzusehenden Wesen entführt, was jedoch nur wir wissen. Gegenseitige Verdächtigungen und die Ermittlungen eines Polizeibeamten stacheln die Stimmung auf, während die Frauen in der Grotte des Eremiten blutige Tode sterben ...
Human Lanterns ist nicht unbedingt spannend im Sinne eines dramaturgischen Aufbaus geraten. Er konzentriert sich zum einen, wie gesagt, zwar sehr genau auf sein narratives Geflecht, dass er trotz vieler Action- und Gruselsequenzen nie außer Augen lässt. Da von Beginn an kein Zweifel bestehen kann, wer hinter den Morden steckt, ist das Interesse den verschiedenen Konstellationen zugewandt, die im Laufe vertieft werden, wie auch die Frage stets im Raum steht, wie nun der Plan des Eremiten - offensichtlich will er die beiden Machthaber gegenseitig ausspielen - aufgeht. Dass wir weitgehend die Perspektive Lungs teilen - einem unglaublich von sich eingenommenen, eitlen Widerling - versetzt dem ganzen die richtige Würze, da aus moralischen Gründen - eben deshalb - ein Happy End für diese Person eigentlich kaum in Frage kommt. Gerade in Verbindung mit den zahlreichen Swordplay-Szenen - Human Lanterns ist, trotz seines makabren Szenarios, kaum Horror, sondern eher wuxia pian - ergibt sich daraus eine Spannung, die sich vor allem aus dem Moment ergibt: Man weiß nie - wirklich nie! - wer nun als nächstes ins Gras beißt, ob der Film seine Hauptfigur opfert oder nicht, kurzum: Wie es wohl weitergehen wird. Dem bekannten ästhetischen Genuss beim Betrachten solcher, im übrigen exzellenter Kampfchoreografien wird eine gesunde Prise Surprise zur Seite gestellt, die ihre Wirkung nicht verfehlt. Ergänzt wird dieser Spaß durch einige ungemein schön ausgeleuchtete Kulissenaufnahmen - seien es auf den Anwesen der beiden Konkurrenten, sei es die schaurig-gruselige Grotte des makabren Blutmetzes -, die ohne weiteres an die besten Momente der großen Shaw-Klassiker anschließen.
Eine kleine Überraschung also: Erwartet hatte ich einen spekulativen, sleazigen Reißer. Bekommen habe ich einen wohldurchdacht erzählte und inszenierte Groschenromanbegebenheit. Und das ist, natürlich, keineswegs negativ gemeint. Lustvolle Trivialität der schönen Sorte (schade nur, dass die DVD der Reissue-Reihe einige Schnitte aufweist).
imdb
filmtagebuch: shaw
Chinesische Provinz, vor vielen, vielen Jahren: Eine alte, morbide Legende erzählt von einem Laternenmacher, der menschliche Haut als Rohstoff für sein Handwerk verwende. Und so beginnt denn dieser Film mit Blitzen und Donnergrollen und er zeigt uns in kurzen Lichtsekunden blutbenetzte, herabhängende Beine und ebenso blutiges Handwerkszeug ...
Doch bis der versprochene Horror des Vorspanns in den Film eintritt, ist es noch etwas hin: Ein Dorffest mit den zwei mächtigsten Männern der Gemeinde, die sich - natürlich - nicht riechen können, dient ihm zur Exposition. Wir erfahren Grundkonflikte, ohne dass diese allzu konkret ausformuliert würden. Natürlich geht es um Stolz, Eitelkeit und Ehrabschneidung: Wer zum Neujahrsfest dem Dorf den schönsten Lampion präsentieren kann, gewinnt. Diese simple Anordnung gewinnt im Verlauf an Tiefe und Komplexität, ohne dass dabei das richtige Maß überschritten wäre, ganz im Gegenteil ist es beeindruckend, mit welch sicherer Hand der Film - immerhin eigentlich als knalliger Reißer angelegt - stets die Balance zwischen Martial Arts, Horror, Groteske und Drama hält, seine mäandernden Verflechtungen immer wieder zum Mittelpunkt des Films zurückführt. Das ist alles andere als der gewohnte Standard in diesem Segment der Filmproduktion.Im wesentlichen folgen wir Master Lung, der einen alten Lampionmeister in die Pflicht für seine Zwecke nehmen will. Doch der winkt ab und verweist an einen anderen, der nur im Verborgenen leben will und sich als ein ehemaliger Konkurrent Lungs herausstellt. Vor Jahren war dieser von Lung geschlagen worden, seitdem meidet er das öffentliche Leben. Lung ersehnt ihn um Hilfe und bietet ihm Reichtümer an, der Eremit willigt schließlich ein, unter der Bedingung, dass Lung dessen Höhle bis zur Fertigstellung des Lichtwerks nicht mehr betreten dürfe - der Deal ist perfekt. Doch in Folge mehren sich Entführungsfälle: Damen aus dem Umfeld von Lungs Konkurrenten verschwinden vom Erdboden, von einem wild anzusehenden Wesen entführt, was jedoch nur wir wissen. Gegenseitige Verdächtigungen und die Ermittlungen eines Polizeibeamten stacheln die Stimmung auf, während die Frauen in der Grotte des Eremiten blutige Tode sterben ...
Human Lanterns ist nicht unbedingt spannend im Sinne eines dramaturgischen Aufbaus geraten. Er konzentriert sich zum einen, wie gesagt, zwar sehr genau auf sein narratives Geflecht, dass er trotz vieler Action- und Gruselsequenzen nie außer Augen lässt. Da von Beginn an kein Zweifel bestehen kann, wer hinter den Morden steckt, ist das Interesse den verschiedenen Konstellationen zugewandt, die im Laufe vertieft werden, wie auch die Frage stets im Raum steht, wie nun der Plan des Eremiten - offensichtlich will er die beiden Machthaber gegenseitig ausspielen - aufgeht. Dass wir weitgehend die Perspektive Lungs teilen - einem unglaublich von sich eingenommenen, eitlen Widerling - versetzt dem ganzen die richtige Würze, da aus moralischen Gründen - eben deshalb - ein Happy End für diese Person eigentlich kaum in Frage kommt. Gerade in Verbindung mit den zahlreichen Swordplay-Szenen - Human Lanterns ist, trotz seines makabren Szenarios, kaum Horror, sondern eher wuxia pian - ergibt sich daraus eine Spannung, die sich vor allem aus dem Moment ergibt: Man weiß nie - wirklich nie! - wer nun als nächstes ins Gras beißt, ob der Film seine Hauptfigur opfert oder nicht, kurzum: Wie es wohl weitergehen wird. Dem bekannten ästhetischen Genuss beim Betrachten solcher, im übrigen exzellenter Kampfchoreografien wird eine gesunde Prise Surprise zur Seite gestellt, die ihre Wirkung nicht verfehlt. Ergänzt wird dieser Spaß durch einige ungemein schön ausgeleuchtete Kulissenaufnahmen - seien es auf den Anwesen der beiden Konkurrenten, sei es die schaurig-gruselige Grotte des makabren Blutmetzes -, die ohne weiteres an die besten Momente der großen Shaw-Klassiker anschließen.Eine kleine Überraschung also: Erwartet hatte ich einen spekulativen, sleazigen Reißer. Bekommen habe ich einen wohldurchdacht erzählte und inszenierte Groschenromanbegebenheit. Und das ist, natürlich, keineswegs negativ gemeint. Lustvolle Trivialität der schönen Sorte (schade nur, dass die DVD der Reissue-Reihe einige Schnitte aufweist).
imdb
filmtagebuch: shaw
° ° °
Thema: Lesezeichen
31. Mai 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren

Diese Site (Nachtrag, 29.08.2006: Link wurde entfernt, da es die Site nicht mehr gibt) beschäftigt sich mit der unangefochtenen Königin des japanischen B-Movies der 70er Jahre (imdb). Leider nur auf französisch und dessen bin ich kaum mehr fähig. Aber egal, denn wunderbar ist die Site wegen der zahlreichen Bilder, die es zu entdecken und zu bestaunen gilt, vor allem aber wegen dieser Zusammenstellung von Songs in hoher Qualität, die Meiko Kaji für ihre Filme (oder auch für reguläre LPs?) einsang. Der geneigte Kinogänger mag sich noch an eines ihrer Stücke aus Kill Bill Vol.1 erinnern, jenes tieftraurige nämlich, mit dem die Auseinandersetzung zwischen der Braut und O-Ren Ishii beschlossen wird, entnommen dem Soundtrack zu Lady Snowblood, der Tarantinos Genre-Amalgam ohnehin in wesentlichen Belangen als Blaupause diente. Meiko Kaji ist zudem für ihre Leistungen in den Female Prisoner-Filmen zu Ruhm gekommen, die das Filmtagebuch sich demnächst mal zu Gemüte führen wird.
° ° °
Thema: Filmtagebuch
31. Mai 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
25.05.2004, Ufa Palast Kosmos
Inhalt.
Ein grundlegendes Problem des Films: An einigen Stellen lässt er durchscheinen, wie clever er eigentlich sein könnte. Immer dann nämlich, wenn er offenkundig macht, dass hier nicht etwa ein fester Stamm an Filmen mittels bloßer Persiflierung verkackmeiert wird, sondern dass es eher um eine bestimmte Vorstellung geht, um einen Blick, eine Mentalität, die diese Filme überhaupt erst ermöglichen. Ziel des Angriffs: Die post-wirtschaftswunderbare Sämigkeit der deutschen Unterhaltungskultur, einige Jahre nach dem Krieg, kurz vor den sozio-kulturellen Umwälzungen, für die 68 zur synonymen Zahl wurde (auch wenn, mit Jurassic Park 2 gesprochen, etwas überlebt hat, ganz klar).
Soweit, so klug. Warum sollte das aber problematisch, ärgerlich sein? Weil dem Film der Wagemut fehlt (den man bei Kalkofe eigentlich erwarten darf), dieses Projekt konsequent zu verfolgen. Wo er an manchen Stellen schlicht genial ist - in obig genanntem Sinne -, verfällt er an anderen doppelt und dreifach in die bloße Mimese dumm-deutscher Unkerei. Die Überaffirmation, die eigentlich bloßstellen soll, gerät zur Schunkelei, zum flachen Witz, der nichts aufdeckt, sondern bloß unliebsame Traditionen des deutschen Humors für die Post-Schuh-des-Manitu-Generation fortschreibt. Die wenigen gelungenen Momente werden da fast schon zu Oasen innerhalb einer Wüstenei, deren Dürre durch die kurzen Wasserpausen nur umso schmerzlicher bewusst wird. Vollkommen quer zu allem, - ohne dabei dem Film dadurch Würze zu verleihen - stehen uninspirierte Parodien auf Matrix und Das Schweigen der Lämmer, die weder zünden, noch irgendwie im Sinne des Films einen Zweck erfüllen, vom dünkenden Geblöke jener Klientel mal abgesehen, die eine Parodie schon mit dem Erkennen des Referierten für erfolgreich erklärt. Vielmehr lässt ihre benommene Orientierungslosigkeit um den Verstand der Macher fürchten, um den Kalkofes insbesondere, der hier im Nachhinein jeglichen Ruhm seiner Mattscheibe demontieren zu wollen scheint.
"Ich erinnere mich an Wurzelbehandlungen ohne Betäubungen, bei denen ich mehr gelacht habe als bei dieser Sendung. Wenn das wirklich ein Beispiel für den deutschen Humor sein soll, ist es höchste Zeit, aus dem Fenster zu springen und vorher noch seine Staatsbürgerschaft aufzugeben" - so ließe sich Kalkofe mit Kalkofe schlagen. Ein Trauerspiel reinsten Wassers.
imdb | offizielle site | filmz.de | angelaufen.de
Inhalt.
Ein grundlegendes Problem des Films: An einigen Stellen lässt er durchscheinen, wie clever er eigentlich sein könnte. Immer dann nämlich, wenn er offenkundig macht, dass hier nicht etwa ein fester Stamm an Filmen mittels bloßer Persiflierung verkackmeiert wird, sondern dass es eher um eine bestimmte Vorstellung geht, um einen Blick, eine Mentalität, die diese Filme überhaupt erst ermöglichen. Ziel des Angriffs: Die post-wirtschaftswunderbare Sämigkeit der deutschen Unterhaltungskultur, einige Jahre nach dem Krieg, kurz vor den sozio-kulturellen Umwälzungen, für die 68 zur synonymen Zahl wurde (auch wenn, mit Jurassic Park 2 gesprochen, etwas überlebt hat, ganz klar).
Soweit, so klug. Warum sollte das aber problematisch, ärgerlich sein? Weil dem Film der Wagemut fehlt (den man bei Kalkofe eigentlich erwarten darf), dieses Projekt konsequent zu verfolgen. Wo er an manchen Stellen schlicht genial ist - in obig genanntem Sinne -, verfällt er an anderen doppelt und dreifach in die bloße Mimese dumm-deutscher Unkerei. Die Überaffirmation, die eigentlich bloßstellen soll, gerät zur Schunkelei, zum flachen Witz, der nichts aufdeckt, sondern bloß unliebsame Traditionen des deutschen Humors für die Post-Schuh-des-Manitu-Generation fortschreibt. Die wenigen gelungenen Momente werden da fast schon zu Oasen innerhalb einer Wüstenei, deren Dürre durch die kurzen Wasserpausen nur umso schmerzlicher bewusst wird. Vollkommen quer zu allem, - ohne dabei dem Film dadurch Würze zu verleihen - stehen uninspirierte Parodien auf Matrix und Das Schweigen der Lämmer, die weder zünden, noch irgendwie im Sinne des Films einen Zweck erfüllen, vom dünkenden Geblöke jener Klientel mal abgesehen, die eine Parodie schon mit dem Erkennen des Referierten für erfolgreich erklärt. Vielmehr lässt ihre benommene Orientierungslosigkeit um den Verstand der Macher fürchten, um den Kalkofes insbesondere, der hier im Nachhinein jeglichen Ruhm seiner Mattscheibe demontieren zu wollen scheint."Ich erinnere mich an Wurzelbehandlungen ohne Betäubungen, bei denen ich mehr gelacht habe als bei dieser Sendung. Wenn das wirklich ein Beispiel für den deutschen Humor sein soll, ist es höchste Zeit, aus dem Fenster zu springen und vorher noch seine Staatsbürgerschaft aufzugeben" - so ließe sich Kalkofe mit Kalkofe schlagen. Ein Trauerspiel reinsten Wassers.
imdb | offizielle site | filmz.de | angelaufen.de
° ° °
Thema: Blaetterrauschen

So der Titel eines Bandes mit Polaroidaufnahmen des Regisseurs Andrej Tarkowskij, der nächste Woche in Großbritannien erscheint. Im Guardian einige vom Sohn (der das Buch auch herausbringt) kommentierte Samples.
° ° °
Thema: Filmtagebuch
30. Mai 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
28.01.2004, Heimkino
Ich bin der Erste, der pauschalen Kritikern minimaler Horror-Szenarien - sagen wir: "Gruppe wird gejagt" oder "blutrünstiger Mörder geht um" - entgegen tritt und deren oft nur vorab getroffenen Urteile für nicht zutreffend erklärt. Nicht wenige Elaborate der oft abgetanen "Schmuddelecke" weisen, vom Diktum großangelegter Erzählungen befreit, ganz ungeahnte Qualitäten auf. Dann aber wiederum gibt es Fälle, da strecke ich die Waffen, da ist mir das alles wurscht, da stimme ich gerne in den allgemeinen Tenor mit ein: "Dieser Film ist schlecht und langweilig." Ich meine natürlich den koreanischen Say Yes, vom Fantasy Filmfest damals - so das Zitat auf der Hülle der DVD - im Programmheft als "fieser Dobermann" bezeichnet und dort sogar, wenn ich mich recht erinnere, Tobe Hoopers Kettensägenmassaker zwecks Qualitätsversicherung gleichgestellt. Was für ein bodenloser Frevel.
Das Setting ist allenfalls reißbrettartig durchkonzipiert und überzeugt zu keiner Sekunde. Endlich verlegter Ex-Student mit Schriftstellerambitionen verwöhnt Herzensdame ob der frohen Kunde, als wäre ein Lottohauptgewinn eine verbindliche Klausel im Vertrag gewesen: Neues Auto, teures Hotel, eine Reise durch's Land, das Angebot an sie, die zuvor beide mit einem Übersetzerjob durchgebracht hat, nun endlich wieder selbst studieren zu können, er finanziere sogar ein Auslandssemester. Soweit die ersten Minuten. Durchkreuzt wird das junge, reisende Glück jedoch jäh von einem finster dreinblickenden Psychopathen, der die beiden auf der Reise zunächst nur provoziert und gängelt, in der Wahl seiner Mittel dabei aber zunehmend skrupellos vorgeht. Viel Gewalt, 'ne Nacht im Knast - welch' Intrige des Bösewichts! -, viele Demütigungen, wie sie sich jeder x-beliebige TV-Serien-Drehbuchautor ausdenken und komponieren kann. Der primus movens des Herrn bleibt verborgen - das soll dem Film wohl Spannung einpflanzen, trägt aber nur zu einer latenten Alles-scheißegal-Haltung seitens des Zuschauers bei, die dem Film schon im ersten Drittel das Genick zu brechen droht. Und es wird im Verlauf nicht besser, en contraire.
Ein Paradestück für uninspiriertes, unoriginelles Filmemachen. Eine halbgare Idee, die sich in ihrer Auflösung zum Schluß offenbar als existenzialistische Weitsicht empfindet, dabei aber allenfalls so ein bißchen rumgründelnd bleibt, getragen von zweifelhaften Darstellerleistungen, einem ungewitzten Drehbuch und einer geradewegs erschreckend konventionellen formalen Umsetzung. Das ist nicht nur: langweilig, sondern auch: dumm, vor allem aber: nervig. Und es korresponidert auch alles mit den ganz und gar bodenlosen Leistungen der Synchronisation, die dem Film bei der Durchführung seines Projekts, die Meßlatte in Sachen Langeweile ein paar Level höher anzusetzen, in jeder Sekunde Hilfestellung leistet.
Ganz ernsthaft möchte man die Macher fragen: Was soll die Scheiße eigentlich? Muss wirklich jeder Film gredreht werden, bloß weil einem gerade ein Geldgeber auf den Leim gegangen ist? Nee echt, Leute, versucht's beim Fernsehen, geht in die Nachrichten, wenn es Euch nur drum geht, 'ne Kamera in der Hand zu halten und technisch solide Kost abzuliefern. Aber verschont die Menschheit doch bitte mit einem solchen in jedweder Hinsicht faden Schmu.
imdb | mrqe
Ich bin der Erste, der pauschalen Kritikern minimaler Horror-Szenarien - sagen wir: "Gruppe wird gejagt" oder "blutrünstiger Mörder geht um" - entgegen tritt und deren oft nur vorab getroffenen Urteile für nicht zutreffend erklärt. Nicht wenige Elaborate der oft abgetanen "Schmuddelecke" weisen, vom Diktum großangelegter Erzählungen befreit, ganz ungeahnte Qualitäten auf. Dann aber wiederum gibt es Fälle, da strecke ich die Waffen, da ist mir das alles wurscht, da stimme ich gerne in den allgemeinen Tenor mit ein: "Dieser Film ist schlecht und langweilig." Ich meine natürlich den koreanischen Say Yes, vom Fantasy Filmfest damals - so das Zitat auf der Hülle der DVD - im Programmheft als "fieser Dobermann" bezeichnet und dort sogar, wenn ich mich recht erinnere, Tobe Hoopers Kettensägenmassaker zwecks Qualitätsversicherung gleichgestellt. Was für ein bodenloser Frevel.
Das Setting ist allenfalls reißbrettartig durchkonzipiert und überzeugt zu keiner Sekunde. Endlich verlegter Ex-Student mit Schriftstellerambitionen verwöhnt Herzensdame ob der frohen Kunde, als wäre ein Lottohauptgewinn eine verbindliche Klausel im Vertrag gewesen: Neues Auto, teures Hotel, eine Reise durch's Land, das Angebot an sie, die zuvor beide mit einem Übersetzerjob durchgebracht hat, nun endlich wieder selbst studieren zu können, er finanziere sogar ein Auslandssemester. Soweit die ersten Minuten. Durchkreuzt wird das junge, reisende Glück jedoch jäh von einem finster dreinblickenden Psychopathen, der die beiden auf der Reise zunächst nur provoziert und gängelt, in der Wahl seiner Mittel dabei aber zunehmend skrupellos vorgeht. Viel Gewalt, 'ne Nacht im Knast - welch' Intrige des Bösewichts! -, viele Demütigungen, wie sie sich jeder x-beliebige TV-Serien-Drehbuchautor ausdenken und komponieren kann. Der primus movens des Herrn bleibt verborgen - das soll dem Film wohl Spannung einpflanzen, trägt aber nur zu einer latenten Alles-scheißegal-Haltung seitens des Zuschauers bei, die dem Film schon im ersten Drittel das Genick zu brechen droht. Und es wird im Verlauf nicht besser, en contraire.
Ein Paradestück für uninspiriertes, unoriginelles Filmemachen. Eine halbgare Idee, die sich in ihrer Auflösung zum Schluß offenbar als existenzialistische Weitsicht empfindet, dabei aber allenfalls so ein bißchen rumgründelnd bleibt, getragen von zweifelhaften Darstellerleistungen, einem ungewitzten Drehbuch und einer geradewegs erschreckend konventionellen formalen Umsetzung. Das ist nicht nur: langweilig, sondern auch: dumm, vor allem aber: nervig. Und es korresponidert auch alles mit den ganz und gar bodenlosen Leistungen der Synchronisation, die dem Film bei der Durchführung seines Projekts, die Meßlatte in Sachen Langeweile ein paar Level höher anzusetzen, in jeder Sekunde Hilfestellung leistet.
Ganz ernsthaft möchte man die Macher fragen: Was soll die Scheiße eigentlich? Muss wirklich jeder Film gredreht werden, bloß weil einem gerade ein Geldgeber auf den Leim gegangen ist? Nee echt, Leute, versucht's beim Fernsehen, geht in die Nachrichten, wenn es Euch nur drum geht, 'ne Kamera in der Hand zu halten und technisch solide Kost abzuliefern. Aber verschont die Menschheit doch bitte mit einem solchen in jedweder Hinsicht faden Schmu.
imdb | mrqe
° ° °
Thema: Weblogflaneur
29. Mai 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
"Das Warten zahlt sich aber ohnedies nicht aus."
Bin bestimmt mal wieder der Letzte, der das mitbekommen hat, aber wirklich ganz, ganz toll sind die Langweiligen bewegten Bilder.
[via hermetisches café]
Bin bestimmt mal wieder der Letzte, der das mitbekommen hat, aber wirklich ganz, ganz toll sind die Langweiligen bewegten Bilder.
[via hermetisches café]
° ° °
Thema: good news
27. Mai 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
"Die Nominierungskommission erwähnt das Angebot Jump Cut -- Magazin für Filmkritik lobend. Es habe zwar inhaltlich überzeugt, hinsichtlich Struktur und Navigation habe es aber noch ein "erhebliches Optimierungspotenzial"."
[Heise]
"Das Magazin für Film und Kritik präsentiert neben Neuigkeiten aus dem Filmgeschäft eine Zusammenfassung deutschsprachiger Texte zum Kino. Sehr erfreulich ist das kommentierte Fernsehprogramm."
[Berliner Zeitung]
[Heise]
"Das Magazin für Film und Kritik präsentiert neben Neuigkeiten aus dem Filmgeschäft eine Zusammenfassung deutschsprachiger Texte zum Kino. Sehr erfreulich ist das kommentierte Fernsehprogramm."
[Berliner Zeitung]
° ° °