Samstag, 1. Oktober 2005
28.09.2005, Heimkino

Kernige Männerfreundschaften halten eben doch für's Leben, und sogar darüber hinaus, sofern sie zuweilen mit Lederjacke, Rockerkutte und reichlich Bier imprägniert wurden. Jedenfalls, weil der Roadmanager und Texasrocker Phil Kaufman (Jackass-Aushängeschild Johnny Knoxville) dereinst in den Weiten der Prärie mit dem Country-Rocker Gram Parsons (Gabriel Macht) einen Pakt geschlossen hatte, der besagt, dass im Falle des Ablebens eines der beiden der Überlebende die Seele des Verstorbenen an diesem Fleck der Erde mittels Verbrennung des Kadavers in die Freiheit zu entlassen habe, findet dieser sich nun, da Parsons dem way of rock'n'roll einmal zu oft gefolgt war, in rigider Konkurrenz zu Parsons' Vater (Robert Forster), der den abgefallenen Sohn ganz konservativ in die Familiengruft hinabzusenken gedenkt, und Parsons' Ex-Geliebten Barbara (Christina Applegate), die den Kadaver zur Verfizierung des Totenscheins benötigt, welcher ihr das begehrte und durch krakelige Notiz versprochene Erbe in Aussicht stellt. Mithilfe ausgerechnet des verdrogten Esoterik-Hippies Larry (Michael Shannon) gelingt es Phil, die Leiche in seinen Besitz zu bringen und in einem bald schon polizeilich gesuchten, quietschig-gelb angestrichenen Flower-Power-Leichenwagen durch die Wüste zu karren, seine Verfolger immer eine Meile hinter ihm ...

Angeblich basiert Grand Theft Parsons auf einer wahren, wenngleich hier verfremdet wiedergegebenen Begebenheit. Der "historische" Phil Kaufman soll sogar an der Entstehung des Films beteiligt gewesen sein. Man mag dies gerne glauben, denn bis auf ein paar leidlich gute Gags jener Sorte, die man später immer mal wieder gerne zum Besten gibt und die sich automatisch einstellen, wenn ein paar Kerle mit dem Wagen durch die Gegend kutschieren und Bier im Spiel ist, vermag Grand Theft Parsons den makabren (und, unter uns, vielversprechenden) Vorgaben des Ausgangsmaterials kaum etwas abzugewinnen. Auch Johnny Knoxville, von dem man sich einige Derbheiten erwarten könnte, spielt hier nur brav den erdigen, sich stets etwas schleppenden Rocker mit bereits deutlicher Tendenz zur Altersgesetztheit, der sich nochmal zu ein paar Volten gegen allzu spiritisch gesinntes Hippietum aufraffen darf. Und weil das Gegenüber ohnehin andauernd zwischen Nirwana und gestandener Verdrogtheit pendelt, kommt da auch nicht viel Gegenwehr. Eine ordentliche Auseinandersetzung der an sich spinnefeind zueinander stehenden Subkulturen zumindest auf verbaler Ebene wird dem popkulturell gebildeten Zuschauer leider verwehrt.

Ästhetisch kommt man im Gewand eines altbackenen Fernsehfilms daher, dem man die Sorge, sein Abendbrotpublikum nicht allzu sehr zu verschrecken, deutlich ansieht. Man fabuliert so ein bisschen eine kleine Geschichte, die sich so oder ähnlich zugetragen hat oder vielleicht auch nicht, gibt - um wiederum auch keine Langeweile aufkommen zu lassen - ein paar Sprüche zum Besten und ist's am Ende offenbar schon irgendwie zufrieden, wenn man den Film endlich abgeschlossen hat ohne dabei die Gestade der sicheren, kalkulierten Mittelmäßigkeit allzu weit verlassen zu haben.

Ein paar Körnchen Salz, Esprit, ein wenig Wagemut - nichts dergleichen findet sich hier. Ein Film, so aufregend wie ein ehrliches Achselzucken.

imdb


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Der Giallo, die spezifisch italienische Variante des Psychothrillers und Serienkillerfilms, ist vielleicht eine der letzten interessanten, jenseits von Fan-Kultur noch zu hebende Schatztruhe der (Genre-)Filmgeschichte. Das Weblog Killing in Style extrahiert im Titel nicht nur die Essenz des Subgenres, es beschäftigt sich sogar ausschließlich mit eben jenem! Und, wie ich ersten Blickes festzustellen glaube, auf gar nicht mal uninteressante Weise.


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Dienstag, 27. September 2005
26.09.2005, Heimkino

Smoothes, entspannendes Abenteuerkino, mit der Finesse eines Handwerkers in Szene gesetzt, der sein Fach mehr versteht, um nur versiert daherzukommen, aber zu unaufgeregt ist, um sich irgendwie aufzuplustern (eine Bodenständigkeit im besten Sinne, die ich an Don Siegel ungemein schätze, und von der sich Eastwood, für seine eigenen Filme, erfreulicherweise manches abgeschaut hat; es gibt, weiß Gott, schlechtere Lehrer als diesen). Wenig stört dabei so manche Ungereimtheit, die der Film immerhin nicht aus dem Auge verliert, sondern zumindest manche davon für das Aha-Erlebnis gegen Ende aufspart.

Eastwood zieht in üblicher Wildwest-Rauhbein-Manier durch's südliche Land, an seiner Seite Shirley MacLaine, die eine Nonne mit befreiungstheologischem Ansatz gibt, die also für die "gute Sache" des mexikanischen Befreiungskampfes ins Felde zieht. Screwball abseits der verführerischen Kalauerfallen, welche die Ausgangslage auslegt, im Spätwestern, der von Italien her bereits eingefärbt wurde; blutrot versteht sich, wie der Showdown auf einer französischen Garnission sich nochmals zu unterstreichen beeilt: Abgeschlagene Gliedmaßen, Macheten in Gesichtern allenthalben.

Natürlich geht es darum nicht. Man erkennt dies an der unvermittelten Art, wie am Ende vom blutigen Schlachtfeld, von den Versehrungen im Sekundentakt brutal - im Sinne von narrativ-topografischer Kontinuität, unsichtbarer Inszenierung, all diese Sachen - umschneidet auf das Stelldichein im Badezuber, wo dem Budenzauber um falsches Kreuz und Kutte ein für allemal und eruptiv ein Ende bereitet wird. Es geht, natürlich, wenn auch unter vorgehaltener Hand, um die Moral des klassischen Erzählkinos, dass Mann und Frau nämlich zusammenfinden mögen. Dem steht das Nonnendasein der weiblichen Hauptfigur von vorneherein im Wege, wie Eastwoods Figur knarzig und stetig anzumerken verpflichtet ist; immerhin stand sie ihm halbnackt gegenüber, als man sich, in prekärer Situation einer Nahezu-Vergewaltigung von drei angesoffenen Rabauken, die den Rest des Films unter der Erde verbringen werden, auf dem weiten Feld erstmals begegnet ist. Dies, wie überhaupt MacLaines resolute Art, steht Eastwood, steht dem Erzählkino im Wege und scheint auf ein Dilemma hinauszulaufen. Natürlich kriegt Eastwood dies am eigenen Leibe auch zu spüren: Von Indianer-Pfeil niedergestreckt, von ihr gerettet, von ihr, bei der Desinfektion der Wunde, halb zu Tode gequält, mit der Faust niedergestreckt und schließlich auch noch Schützenhilfe beim Schuß, auf den es anzukommen hat. Eine Spannung, die sich zum Ende schlagartig entlädt, eruptiv, wie gesagt, Türen werden aufgebrochen, Bekleidungsstücke gar nicht erst abgenommen.

Am Ende ist es eher die Zähmung seiner denn ihrer Figur, die den Film beschließt. Ganz ähnlich, wie es auch bei Hitchcock nie nur, wie voreilige Exegeten gerne intonieren, um die Abstrafung und Anheiratung der Frau geht, sondern ganz gegenteilige Tendenzen offensichtlich werden, wenn man der Filmgeschichte nur genau beim Werden zusieht. Sechs Jahre vor der Abstrafung des und offenen Kriegserklärung an das Visual Pleasure war die gegeißelte und als monolithisch verstandene Form des Narrative Cinema schon längst Spielball subvertierender Verfahren (schön etwa auch der gelegentliche Einsatz von Zoom oder leichten Andeutungen von Jump Cuts, die Ahnung des Schwellencharakters, der hier in der Luft liegt, weg vom klassischen, hin zum offen agierenden, späteren Film, der seine Inszenierung deutlich ausstellt).

imdb ~ don siegel-site von knoerer


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Samstag, 24. September 2005
23.09.2005, Heimkino.

The Legend of the Evil Lake ist der etwas ungelenke Versuch, sich an die Tradition der Fantasy Swordplays des etwas jüngeren Hongkong-Kinos - sagen wir, so etwa ab der ersten Chinese Ghost Story - anzulehnen, und damit ein recht symptomatischer Vertreter einer gewissen Tendenz im kommerziellen Korea-Kino der letzten Jahre. Dieses nahm seinen Kickstart in den späten 90er Jahren in Folge einer veränderten Gesetzeslage, die der nationalen Filmproduktion eklatante Subventionen bescherte. Ohne die Urwüchsigkeit, die hinter Hongkong und Japan als den seinerzeit international elaboriertesten asiatischen Filmländern steht, war ein beträchtlicher Teil der koreanischen Produktion vor allem um motivischen und inhaltlichen Anschluss an beide traditionsreichen Kinematografien bemüht, ohne dabei eine eigene Note oder Schwerpunkt, bzw. eine spezifische Expertise zu entwickeln. Zahlreiche profillose Produktionen, denen immer das Gefühl der laschen Kopie anhing, waren die Folge.

Wo Hero, der hinsichtlich vieler Aspekte den Fluchtpunkt stellt, nach dem sich The Legend of the Evil Lake auszurichten scheint, über inszenatorische Filigranarbeit, optische Opulenz und emotionale Komplexität, die streng einhergeht mit der ästhetischen Gestaltung, auf lange Bahn überzeugt, ist dieser Film nun aber nichts weiter als der brav ausgeführte Erfüllungsplan der sich aus dieser Orientierung ergeben habender Vorgaben, ohne dass emotionales und dramatisches Niveau einer handelsüblichen Telenovela dabei je nennenswert überschritten würde. The Legend of the Evil Lake präsentiert zwar Zutaten und Versatzstücke, lässt aber die raffinierte Zubereitung vermissen. Ästhetischer Genuss stellt sich deshalb höchst selten, emotionale Ergriffenheit gar nie ein; der Film bleibt kalt und leblos, wo er pulsieren müsste distanziert und lediglich Objekt der Beobachtung, wo er involvieren müsste.

Dies wäre alles nicht weiter der Rede wert, gäbe es inmitten dieses ungesalzenen Breis nicht auch Inseln, die einen anderen, besseren Film in Aussicht stellen, der sich indes nie so recht einzustellen versteht. Kurze Momente lang ist dieser Film wenigstens zwar nicht inspiriert, aber doch zumindest unterhaltsam und bietet zumindest dem danach Ausschau haltenden Auge ein wenig Spektakel. Dies aber ist dann ganz schnell wieder vorbei (seltsam mittig liegen diese Momente, und wenn der eigentliche Höhepunkt sich abzuzeichnen droht, reibt man sich schon ein wenig die Augen: "Wie jetzt, das war's?"), geradeso als hätte man sich aus welchen Überlegungen auch immer speisende Bedenken, zumindest in einer Kategorie Güte oder zumindest aber keine Durchschnittlichkeit zu entwickeln. Bei der Durchschnittlichkeit und grundsätzlichen Bisslosigkeit einer zwar sinnhaft, aber nicht effektiv durchstrukturierten Abfolge von Ereignissen bleibt es dann letztlich auch. Selbst der tragische Tod am Ende wirkt deshalb auch nur wie brav auf der Liste abgehakt: "So, das hätten wir auch, und nun weiter im Kalkül."

Ein Film wie ein frustriendes Diätprodukt. Zum Reinbeißen kurzfristig okay, als Basis eines ganzen Menüs allerdings langfristig nicht zu gebrauchen.

imdb ~ offizielle Site ~ angelaufen.de ~ filmz.de


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Mittwoch, 21. September 2005
Thema: good news
Die meisten werden es wohl schon mitbekommen haben: UBUWEB, ein einzigartiges Archiv mit Dokumenten von/über/zur Avantgarde-Kultur, ist nach der Sommerpause und einem groß angelegten Datenumzug wieder online. Allerdings sah es am 14. September, dem Tag des Relaunch, noch so aus, als würde die Sammlung von Avantgarde-Filmen offline bleiben müssen: Binnen kürzester Zeit hatten sich Dutzende von Beschwerdemails von vorgeblichen Lizenzinhabern und Rechtsanwälten gehäuft, weshalb die Sektion kurzerhand und noch am selben Tag offline genommen wurde, um die Sachlage zu klären (dokumentiert bei Crime in your Coffee). Dies hat man offenbar getan, zumindest ist die Filmsektion nun wieder online (allerdings wohl etwas geschröpft).

Ein kleiner Kompass, was es in dem großen Angebot an Interessantem zu finden gibt, wird einem im übrigen hier mit an die Hand gegeben.


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Lange Zeit war es auf der Website des Onlinemagazins nach dem film ruhig gewesen, dafür hat man jetzt im beinahe schon galoppierenden Tempo mit vor kurzem Ausgabe 6 und nun Ausgabe 7 neue Dossiers online gestellt (und wenn ich recht informiert bin, wartet Ausgabe 8 schon in den Startlöchern). Ausgabe 6, Überdreht im Kino, beschäftigt sich mit einer, im zweideutigen Sinne, technischen Grundlage des Kinos - dem Drehen wie dem Abkurbeln eines Films, darüber hinaus aber auch mit Publikumsreaktionen, die, wie es der Wortschatz nun einmal will, oft genug "überdreht" aus den Kinosälen wanken. Kino und Film sind Apparaturen der Beschleunigung, die am Tempodispositiv stetig weiterdrehen und -kurbeln. Ausgabe 7, Kamera-Kriege: Moderne Kriegsführung und filmische Gedächtnispolitik, versammelt die Beiträge des gleichnamigen Symposions vom Juni 2003 in Wien, veranstaltet von der "Österreichischen Gesellschaft für Zeitgeschichte", organisiert von Siegfried Mattl und Drehli Robnik. Die Beiträge diskutieren das vielschichtige Verhältnis von Krieg, Kamera und Kriegsdarstellungen durch und aufgrund der Kamera (oder so, auf die Schnelle).


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Dirty Laundry ist nicht nur ein neues, deutschsprachiges Movie Blog, es wird obendrein auch von meinem FiWi-Komilitonen Lukas geschrieben. Ich schließe mich meinem anderen Komilitonen in der Weblog-Welt, dem ich diesen Hinweis verdanke, an und sage: Lesenswert!


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Thema: radio
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Der Filmkritiker auf Deutschlandradio Kultur. Jetzt gerade, aber auch ansonsten eigentlich fast immer: Wie der sich hochpeitscht, das erinnert mich stets an einen Osterhasen auf Ecstasy.


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Desgleichen Herrliches mehr. [via]


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Thema: Hoerkino
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Dass der Herbst begonnen hat, lässt sich im übrigen daran festmachen, dass The Clientele ein neues Album herausgebracht haben. Und dass sich beides, so beieinander, gut und stimmig anfühlt.




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Mittwoch, 21. September 2005
20.09.2005, Heimkino

Die großzügig angelegte, abseits gelegene Villa eines, wie sich herausstellen wird, selbst schwer in internationale Mafiastrukturen eingebundenen Familienvaters wird Schauplatz einer Oper des Verbrechens, das anfangs nur als kleiner Bruch halbstarker Lokal-Kleinkrimineller für zwischendurch angelegt war, sich aber - mangels Professionalität und blank liegender Nerven - schnell zu Geiselnahme, Polizistenmord und ähnlich delikaten Angelegenheiten zuspitzt. Auf der Gegenseite steht der schwer traumatisierte Sheriff Jeff Talley (Bruce Willis, der auch als Produzent fungiert, deutlich, aber erfolglos bemüht, an seine Glanzstunden aus Stirb Langsam-Zeiten anzuschließen), vormals Experte in Vermittlungsfragen bei Geiselnahmen im molochartigen L.A., heute, aus Gründen des eigenen Scheiterns auf diesem Sachgebiet, aus freien Stück kleiner Provinzbulle. Gerade als die Situation in eine Wiederholung der Umstände seiner Traumatisierung umzuschlagen droht, eröffnet ihm der Kopf des internationalen Verbrechersyndikats, das sich bei Durchsuchung des Anwesens nach erfolgreicher Beendung des Geiseldramas mit einer Aufdeckung seiner Strukturen konfrontiert sähe, dass sich Talleys Familie in dessen Gewalt befinde. Dem Polizisten fällt es nun wider Willen anheim, schwerwiegendes Beweismaterial in der Villa dem Zugriff seiner Kollegen zu entziehen, will er die Seinen jemals wieder in die Arme schließen können...

Der Vorspann changiert zwischen Comic- und Ballerspielästhetik, auch kurz danach schon gibt Florent Emilio Siri anhand diverser, ausgestellt cleverer Kameraspielereien zu verstehen, vorrangig an Optik und Fragen der Rauminszenierung interessiert zu sein, ohne dass sich beides aber sonderlich ersichtlich aus dem dramatischen Material ableite. Immer knapp an der Grenze zur Manieriertheit, versucht er den Zuschauer allerdings auch nicht mit allzu viel Firlefanz zu bestricken, sondern zeigt sich vorrangig um eine, wenn auch weitgehend reflexionsfreie, Eleganz der Kamerabewegtheit bemüht.

Die aussichtsreichen Vorgaben der Narration verpuffen dabei weitgehend ungenutzt: Statt das personelle und räumliche Gefüge in seinen Verstrickungen und Verhältnissen zueinander effizient zu verdichten, übt sich Hostage eher als zwar zuweilen spannende, doch weit hinter den Möglichkeiten zurückfallende Wiedergabe einer Abfolge von Ereignissen. Einige auffallende logische Unklarheiten, das nervige Chargieren mancher Darsteller, wie nicht zuletzt die Disziplinlosigkeit in der Entfaltung der Geschichte, die sich zum Ende hin hemmungslos in post-gothic-romantischen Sülzbildschwulst wälzt und schwer dem bloßen Behaupten dramatischer Notwendigkeiten verfällt, tragen das Ihrige zum insgesamt mäßigen Eindruck bei. Nette Abendunterhaltung mit gelegentlich formalem Budenzauber also, mit dem herben Beigeschmack der ungenutzten Möglichkeiten.

imdb ~ offizielle Website ~ angelaufen.de ~ filmz.de


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Thema: Kinokultur
In der aktuellen Village Voice findet sich ein Essay von Graham Fuller, in dem ikonische Stills von Marlene Dietrich und Zhang Ziyi verglichen werden.


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Sonntag, 18. September 2005
This one comes right from the bottom of my heart!



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Bedazzled! präsentiert zwei funky Blaxploitation-Trailer aus den 70ern: Cleopatra Jones (dessen Sequel im übrigen von den Shaw Brothers co-finanziert wurde) und Black Belt Jones. Beide mit deutlichem Kung-Fu-Touch und sexy Beats - they don't make trailers like this anymore!


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Nachdem Tsui Hark sich für sein Wuxia-Epos The Seven Swords richtig viel Zeit genommen hatte (und euphorische wie euphorisierende Kritiken erntete; Clips und Trailer hier), scheint sein nächster Film wieder ein Schnellschuss für Zwischendurch zu sein. Jedenfalls soll Light Blue Dark Blue, so der Titel des Benefizfilms zu Gunsten irgendwelcher Kinder, laut Terminplan in bereits zwei Monaten abgedreht sein und Anfang nächsten Jahres Premiere feiern dürfen. Unterdessen haben zahlreiche Hongkong Celebs - interessanterweise vorrangig welche aus dem Sportbereich - ihre unentgeltliche Mitarbeit angekündigt. Näheres konnte noch nicht in Erfahrung gebracht werden. [q]

Seven Swords indes ist bislang für den 05. Januar als Deutschlandpremiere im Verleih von Universum/Buena Vista angekündigt. Fein!


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Samstag, 17. September 2005
Thema: Hoerspiele
Bei Pabel-Moewig zu Rastatt zeigt man sich zum gestern erfolgten Start des mit Heft 2300 einsetzenden neuen Perry-Rhodan-Zyklus Terranova spendabel: Auf der eigens eingerichteten Website PR2300 gibt es neben Schnickschnack wie Wallpaper und dergleichen auch den kompletten Heftroman als sich über vier CDs erstreckendes Hörbuch zum Gratis-Download. Für den Platz vor dem Mikrofon konnte man wieder Josef Tratnik verpflichten, der bereits die umfangreichen - und leider gar nicht kostenlosen, sondern sauteuren - Hörbücher der Reihe "Silber Edition" gelungen einsprach. Tratnik beherrscht die hohe Kunst, den zahlreichen Figuren des Ensembles sehr eigene Ton- und Stimmlagen zu verleihen ohne dabei ins albern Affektierte abzusinken, stellenweise stellt sich dabei fast ein Hörspieleffekt ein. Hörbuch-Skeptiker (zu denen ich mich als Hörspiel-Nostalgiker durchaus zählen würde) können den 200MB-Download also durchaus wagen, denke ich. Gesetzt den Fall zumindest, man kommt mit der doch sehr eigenen Welt von Perry Rhodan zurecht; ich bin mir da im übrigen selbst noch sehr uneins, zugegeben. Aber wie auch immer: Eine nette Aktion seitens des Verlages ist das allemal, die den Werbeeffekt vermutlich auch nicht verfehlen wird. Viel Spaß beim Anhören, wird ja auch gerade Herbst.

(wer eher Freund des traditionellen Lesens ist, kann sich den Heftroman im übrigen auch von dort als eBook im pdf-Format holen, ebenfalls gratis.)


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Freitag, 16. September 2005
Thema: Hoerkino
The Pit präsentiert eine überaus hübsche Sammlung kleiner Wave-Samples aus den klassischen Grusel- und Horrorfilmen. Boris Karloff, Vincent Price, Peter Lorre undsoweiterundsofort sind allesamt vertreten. (die Dateien werden übrigens im Browser abgespielt, beherztes Rumklicken ergibt dabei ganz nette Sound-Collagen =) ). [via]


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Donnerstag, 15. September 2005
Thema: Visuelles


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Mittwoch, 14. September 2005
13.09.2005, Filmtheater Hackesche Höfe
Tae-suk bricht in Häuser ein, deren Eigentümer verreist sind. Er will nichts stehlen, er will sich nur ein paar Tage sorgsam um den fremden Ort kümmern und dort wohnen. In einer luxuriösen Villa trifft er das unglücklich verheiratete Model Sun-hwa. Eine außergewöhnliche Liebe beginnt. Gemeinsam ziehen sie von einer leer stehenden Wohnung zur nächsten, bis die Polizei ihrem anarchischen Treiben ein vorläufiges Ende bereitet …(Quelle: Pandora Film)
Das Rubbeln der Kleidung über dem Waschbrett. Die nassen Kacheln darunter. Die exakte Sachtheit, mit der Schrauben aus einer defekten Waage geschraubt werden. Ein Fuß auf staubigem Holzboden, gipsig-gekalkte Wände, mit Unebenheiten und Vertiefungen. Eine Hand, die mit ihrem Schatten eins wird. Ein tiefsinniges Grinsen in den Mundwinkeln, das sachte Haut und Fleisch verschiebt. Es gehört zu den vielleicht größten Künsten im Kino, Texturen eine Art sinnliche Haptik, ihnen ihr fühlbares Relief über die Visualität wieder zu verleihen. Kim Ki-Duks Bin-Jip gelingt es, Flächen beim bloßen Ansehen spürbar werden zu lassen. Der Hauch Atem des Gegenüber an der eigenen Lippe, kurz vor dem Kuss, über die Schulter eines Dritten hinweg. Überhaupt Lippen. Zehen unter Tischen, die sich berühren. Keine Worte, nirgends (außer jene, am Ende, auf die es ankommt, in all ihr Profanität notwendig bleiben).

Das Tasten und Fühlen, die Sachtheit des Gleitens - durch die Wohnungen, an den Menschen vorbei - überträgt sich auf den Zuschauer, bis dahin, dass sein Blick mit dem der Figur identisch wird. Irisierende Klänge begleiten dann diese Momente. Geheimnisvoll, tastsam, nie einlullend. Dennoch, wir im Saal, wir sind nicht die. Als die Leiche im Nebenraum entdeckt wird, fällt ein erster, dann der eines zweiten, aber noch nicht unser Blick in das Zimmer.

Man sollte ihn im Kino geworfen haben.


imdb ~ offizielle site ~ angelaufen.de ~ filmz.de


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Montag, 12. September 2005
09.09.2005, Heimkino

Ringo Lams junger Versuch, klassische Motive des Hongkong-Actionkinos (Bruderfreundschaft bis in den Tod, etc.) in eine Szenerie jenseits üblicher Hongkong-Artisterie, die lediglich "Aaaahs!" und "Oooohs" hervorrufen soll, zu transferieren, um so wieder eine neue Verbindlichkeit und Ernsthaftigkeit zu installieren, gelingt nicht ganz. Die Actionszenen zielen nicht auf Überwältigung, sondern auf Wucht, Ringo Lam erzählt eher, als dass er vorführt.

Meisterhaft sind die ersten 10 Minuten, nicht so sehr wegen des Formellen, sondern aufgrund ihrer rigiden Ökonomie. Binnen kürzester Zeit springt der Film von Triadenthriller zu Gefängnisdrama, streift jenen Gefängnisfilm-Existenzialismus, den er in seinem jüngsten Film In Hell so katastrophal verschenkte, und erzählt schon bald die Geschichte eines Mannes, der in jungen Jahren sein Leben vergeudete, die besten im Knast verbrachte, nun, nach diversen politschen Wechseln im Lande frühzeitig entlassen, sauber bleiben will und sich prompt und eh er sich versieht in einem Hotelzimmer mit einem Raketenwerfer wiederfindet, vor dem Fenster die Kundgebung eines politischen Aufsteigers, der um die Ecke gebracht werden soll. Alles spricht gegen ihn, er denkt jedoch nicht daran, den "Job" zu erledigen und hat alsbald buchstäblich viele Parteien (denn das Attentat wird, wenn auch nicht von ihm, so doch, in letzter Sekunde, zum erfolgreichen Beschluss gebracht), die Polizei und alle anderen hinter sich. Ringo Lams Kunst besteht darin, dies alles atemberaubend fix auf den Punkt zu bringen, ohne auf Glaubwürdigkeit und Tiefe zu verzichten, die notwendig sind, ein solches Gefüge der Gehetztheit, das dem folgt, zu etablieren.

Ein Raffinement, das selten im Genrefilm geworden ist. Und auch Ringo Lam vermag es nicht, den anfänglich bereitwillig verschenkten Zucker auf volle Lauflänge vorrätig zu halten. Zuweilen wird es etwas schlicht, die personellen Verstrickungen und Tragödien (derjenige, der den Mann gelinkt hat - oder auch nicht? - , ist natürlich sein Gefährte aus alten Jugendtagen) bleiben bloße Behauptungen. Und Lam will zuviel an Story: Ideal wäre es gewesen, hätte man aus der Überlegung, wie dieser unschuldige "Attentäter" seine Unschuld wider die Umstände unter Beweis stellt, die weiteren Ereignisse - und eben die formale Gestaltung, das Ästhetische - abgeleitet. Doch dieser Aspekt - der zu Beginn vielversprechend über allem liegt - wird zu Gunsten einer politischen Verstrickung, die so recht nichts hergeben will, geopfert, zu Gunsten von ein paar Intrigen, die nicht meisterlich konstruiert sind, was sie sein müssen, wollen sie heutzutage noch bestechen. Darüber gezuckert gibt es actionlastige Auseinandersetzungen, die nicht entschädigen dafür, dass das, aus dem sie resultieren, nicht das ist, was man sich anfangs noch versprach. Mehr als nur Kurzweil ist hier leider nicht drin, trotz allem Potential.

imdb


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Sonntag, 11. September 2005
Thema: Hoerkino
Roland macht mal wieder in Mixtapes.


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Donnerstag, 8. September 2005
Thema: Kinokultur
Die neue Ausgabe der Splatting Image ist gestern erschienen. Hauptaugenmerk liegt diesmal auf Film- und DVD-Besprechungen aller Art, welche die üblichen Rubriken des Heftes prall füllen. Schwerpunktartikel sind diesmal nur zwei vorhanden: In dem einen nimmt uns Christian Keßler an die Hand für einen Exkurs in das undurchdringliche Dschungeldickicht des Vietnam-Bmovies. In dem anderen ruft Leo Moser, Autor von Made in Hongkong, einem Buch über Jackie Chan, das bizarre Schaffen von Otto W. Retzler in Erinnerung. Dessen Filmografie nimmt ihren Beginn in Jess Francos Sexploitationfilmen der 70er, spült ihn über eigene Regiearbeiten im Genre mitten in die deutsche Komödie der 80er(Supernasen!), um ihn schließlich in den frühen 90ern Roy Black am Schloß am Wörthersee zur Seite zu stellen. Unergründlich sind die Wege dieses Herrn, Moser bringt etwas Licht ins Dunkel.

Bezug des Magazins wie immer beim Händler des Vetrauens oder direkt an der Quelle.


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Donnerstag, 8. September 2005
Thema: TV-Tipps
Arte zeigt demnächst zwei Filme des indischen Auteurs Satyajit Ray:
Der Postmeister (Indien 1961)

Der junge Postbeamte Nandalal hat die Großstadt Kalkutta verlassen, um eine Stelle in einem kleinen abgelegenen Dorf anzunehmen. Dort wird er von dem Waisenmädchen Ratan versorgt, die für ihn wäscht, putzt und kocht. Schnell ist Nandalal von der dörflichen Einöde gelangweilt und beschließt, Ratan das Lesen und Schreiben beizubringen. Zwischen den beiden entwickelt sich eine zarte Freundschaft. Aber Nandalal zieht es zurück in die Großstadt.

In ruhigen Einstellungen und mit wenigen Dialogen erzählt "Der Postmeister" eindringlich vom Schicksal eines jungen Waisenmädchens, das in ihrer Aufopferung für ihren Herrn eine herbe Enttäuschung erfahren muss. Wie in den meisten Werken Satyajit Rays rückt auch hier der Widerstreit zwischen Tradition und Moderne, Land und Stadt, verschiedenen Lebensformen- und auffassungen in den Vordergrund.

Quelle
Sendetermin: 13. September, 00.30 (Wiederholung: 16. September 16.05)
Das Musikzimmer (Indien 1958)

Indien in den 30er Jahren: Während sein bürgerlicher Nachbar Mahim den gesellschaftlichen Aufstieg feiert, muss der Adlige Huzur Biswambhar Roy den Niedergang seiner Familie und seines glanzvollen Lebens ertragen. Einsam und verarmt setzt er alles daran, ein letztes Mal die guten alten Zeiten wiederaufleben zu lassen.

Der Film entstand nach einer Kurzgeschichte des indischen Autors Tarashankar Banerjee und thematisiert den Niedergang der glanzvollen Herrschaft indischer Aristokratie im frühen 20. Jahrhundert. Im Mittelpunkt der melancholischen Geschichte steht der Konflikt zwischen dem mit der Vergangenheit verhafteten Adel und dem aufstrebenden modernen Bürgertum. Zugleich ist "Das Musikzimmer" ein Dokument des Zusammenpralls zweier Kulturen - der altindischen und der europäischen. Die ausführlichen Musik- und Tanzeinlagen, die sich im Musikzimmer des indischen Adelsmannes abspielen, vermitteln einen tiefen Einblick in eine Epoche traditioneller indischer Kultur, die sich mit dem Untergang des Adelshauses Roy ihrem Ende zuneigt. Regisseur Satyajit Ray konnte für "Das Musikzimmer" die populärsten Sänger und Musiker der klassischen indischen Musikrichtung "Hindstani" gewinnen, was den Film zu einem Muss für Liebhaber dieses musikalischen Genres macht. Satyajit Ray wurde als Regisseur vor allem im Ausland geschätzt und in Indien aufgrund seiner "westlichen Tendenzen" kontrovers diskutiert. Zum Film kam er auf Umwegen. Nach einem Studium der Wirtschafts- und Geisteswissenschaften sowie der Bildenden Kunst arbeitete er als Layout-Künstler in einer britischen Werbeagentur. Dort hatte er 1955 nach der Illustration eines Buches die Idee zu seinem ersten Filmprojekt "Pather Panchali", das er selbst finanzierte. Das erfolgreiche Erstlingswerk war der Auftakt zu einer Trilogie, die Ray mit den Filmen "Aparajito" (1957) und "Apur Sansar" (1959) komplettierte. Ersterer fand weniger Anklang als "Pather Panchali" und Ray entschloss sich zur Herstellung eines kommerzielleren Films: "Das Musikzimmer". Mit seinen langen musikalischen Einlagen kommt dieser den Vorstellungen eines bengalischen Publikums entgegen und stellt einen frühen Vorreiter heutiger Bollywood-Produktionen dar, die sich ebenfalls durch fulminante Tanz- und Musiksequenzen auszeichnen. Allerdings verwandelte sich Rays Film in der Drehbuchphase von einer unterhaltsamen Story in eine ernste Geschichte, die sich, nachdem Ray in seinen ersten beiden Werken das Thema Armut bearbeitet hatte, dem anderen Ende der sozialen Schichten zuwandte. Der vielfach preisgekrönte Regisseur, der die indische Kinolandschaft mit knapp 40 eigenen Filmen bereicherte, starb 71-jährig im Jahre 1992.

Quelle
Sendetermin: 14. September, 22.40 (Wiederholung: 17./27. September, je 15.15)

Die taz portraitierte den Regisseur im September 2003 anlässlich einer Retrospektive im Kino Arsenal (der dazugehörige Programmtext ist offenbar leider nicht mehr online, schade).


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