Donnerstag, 3. Oktober 2013


[...] Vorschnell könnte man sagen: Ein Amalgamfilm, der sich in der Kinogeschichte frei bedient. Der Vorwurf ist nicht ganz falsch, verfehlt aber den Kern der Sache: Cuarón dampft - eine Wohltat nach all den storymäßig überfrachteten Blockbustern der ausklingenden Saison - seine Geschichte aufs Minimum ein - ein technischer Einsatz in 600 Kilometer Höhe wächst sich zur existenziellen Meditation übers nackte Überleben aus -, setzt Science-Fiction-Partikel und -Anschlüsse gerade so ein, dass sie offenkundig werden, nicht aber zum Wesenskern, und konzentriert sich - dergestalt abgesichert, dass man sich immer noch im für die Refinanzierung des Ganzen so wichtigen Unterhaltungskinosegment befindet - im wesentlichen auf die zentralen Achsenelemente des Kinos: Zeit und Raum - in einem Film, in dem erstere sich in zuletzt im Mainstream selten gesehener Konsequenz als intakte Nahezu-Echtzeit der Realität des Zuschauers annähert, während zweiterer jeglicher Verlässlichkeit des Alltagsempfindens komplett entbunden ist. [weiterlesen beim perlentaucher]





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Mittwoch, 2. Oktober 2013
Im Zeughauskino begann bereits gestern eine schöne Reihe zum us-amerikanischen Independentfilm der späten 70er bis späten 80er Jahre. In der heutigen taz habe ich dazu einen Artikel.

Über Killer of Sheep, der im Oktober auch im Kino Arsenal zweimal zu sehen ist, habe ich während der Berlinale 2007 etwas Ausführlicheres geschrieben.



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Zu swingendem Jazz rasen alte Schreibmaschinen auf einer Leine an tippenden Händen vorbei: jedes Paar nur ein Satz. Großaufnahme: "Colin terminait sa toilette", steht da, die ersten Worte von Boris Vians Liebesroman "Der Schaum der Tage" von 1946. Kann und sollte man so verstehen, dass Colin seine Hygieneroutine zum Beschluss bringt. Oder man sieht darin die Zerstörung sanitärer Anlagen bezeugt. [weiterlesen bei der taz]



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Sonntag, 29. September 2013
Thema: TV-Tipps
Zulawskis Possession, in der Nacht vom 3. auf den 4. Oktober auf arte. Über den Film hatte ich kürzlich auch in der taz geschrieben.



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Freitag, 27. September 2013


[...] Ab wann sind Bildanschlussfehler tatsächlich als willentliche Flüsterpost eines berüchtigten Perfektionisten zu verstehen? Bilden eine deutsche Schreibmaschine und die (nach einigen numerologischen Stunts) allgegenwärtige Zahl „42“ bereits einen Verweis auf die Shoah? Oder ist „The Shining“ im Gesamten gar, wie ein ganz besonders versponnener Mumpitz glauben machen will, das höchst verklausulierte Geständnis eines Regisseurs, die TV-Übertragung der Mondlandung gefakt zu haben, wie wiederum eine besonders populäre Verschwörungstheorie aus dem Milieu der Mondlandungsskeptiker besagt? [weiter in der taz]


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Donnerstag, 26. September 2013


Am Anfang brennt die Welt. Eine lodernde, dämonisch leckende Feuersbrunst wie aus der Hölle unter dem unbekümmerten Blick eines pupillenartigen Vollmonds. Dann das neblige Morgengrauen: Die Wälder dampfen aus, ruhen in der Zeit. 1987, informiert eine Texttafel, fielen weite Teile des texanischen Waldes einem solchen Feuer zum Opfer. Ein Jahr später bilden die teils bizarr in den Himmel aufragenden Geäste in Form eines "wasteland" just in jenem Moment, in dem das Leben Millimeter um Millimeter in jenes zurückkehrt, die Kulisse für David Gordon Greens neuen Film "Prince Avalanche". [weiterlesen beim perlentaucher]


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Dienstag, 17. September 2013


Am Wochenende zum dritten Mal beim Hofbauer-Kongress gewesen, geweint, geschluchzt, gejauchzt, gefreut.

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Lolita am Scheideweg (Jess Franco, Spanien 1980)
Venusberg (Rolf Thiele, BRD 1963) [mehr und mehr, sowie reda]
Baron Pornos nächtliche Freuden (Frits Fronz, Österreich 1969)
Christophs Trailershow (diverse)



++
Unersättliche Triebe (Hiroshi Mukai, Japan 1967)
Barbara (Frank Wisbar, BRD 1961)
Menschen von Morgen (Kees Brusse, BRD 1965) [mehr]
Der Todesschrei des Gelben Panthers (Joseph Kong, Taiwan 1972)



+
Ich lebte wie Eva (Zygmunt Sulistrowski, USA/Brasilien 1963)
Entfesselte Begierde (Jess Franco, Frankreich/Belgien 1973)
Dazu gehören Zwei (Henry Levin, USA 1960)





+/-
Das liebestolle Internat (Jürgen Enz, BRD 1982)
Geschäftliche Reise zur Erholung in Afrika (Vernon Whitten, ??)

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Töchter der Sonne (Alexander Swiagenin, Schweiz 1964)

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Die Sex-Spelunke von Bangkok (Erwin C. Dietrich/Peter Grau, Schweiz 1974)



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Montag, 9. September 2013
Thema: videodrome
In der arte-Mediathek (nach Verschlimmbesserung leider kaum mehr vernünftig einbindbar - gut gemacht, Online-Typen!)


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Donnerstag, 29. August 2013
Thema: TV-Tipps
Von Freitag auf Samstag, ab 00:30. Hier mehr.



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Mittwoch, 21. August 2013
Thema: TV-Tipps
Heute abend auf zdf.kultur: Eine lange Schlingensief-Nacht.
20:15 Uhr: Und Zeit wird hier zum Raum
20:35 Uhr: Knistern der Zeit (in der Mediathek - meine Kritik beim Perlentaucher)
22:20 Uhr: Menu Total
23:40 Uhr: 100 Jahre Adolf Hitler - Die letzte Stunde im Führerbunker
00:35 Uhr: Das deutsche Kettensägenmassaker
01:35 Uhr: Terror 2000 - Intensivstation Deutschland
02:50 Uhr: Durch die Nacht mit...


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Dienstag, 20. August 2013
Thema: Hinweise
Lange in der Produktion, jetzt endlich aus dem Druck: Die erste große deutschsprachige Aufsatzsammlung zu Dario Argentos Kino ist da! Eine ganz besondere Freude ist es mir, dass ich darin neben zahlreichen geschätzten Freunden, Kollegen und Autoren mit einem Beitrag über Argentos Meisterwerk Inferno vertreten bin. Erschienen ist der Band beim Verlag Bertz & Fischer, auf dessen Website es neben dem Inhaltsverzeichnis, Marcus Stigleggers' Einleitung und einer Leseprobe, Oliver Nödings Text über Profondo Rosso, auch die Möglichkeit gibt, das Buch versandkostenfrei am Geldbeutel umstrittener Onlineversandhäuser vorbei zu bestellen.

Ich wünsche viel Vergnügen bei der Lektüre und freue mich auf die ebensolchige.

Auch ist es mir eine große Freude darauf hinzuweisen, dass wir in der "Nachtschicht" am 7.9. das Erscheinen dieses Buches mit einer Buchvorstellung und einem anschließenden Überraschungsfilm von 35mm feiern wollen. Auf Facebook gibt es dazu einen Veranstaltungstermin. Wir freuen uns auf Euer Kommen!



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Thema: Hinweise

(aus: Ich spüre Deine Haut)

Im Juli hatte ich bereits zum zweiten Mal das Vergnügen, einem der sagenumwobenen Hofbauer-Kongresse im Nürnberger Raum beizuwohnen. Es war ein Wochenende voller Irrsinn, geplatzter Augäpfel und Hosen, charmanter Entdeckungen, wunderbarer Gespräche und bis in den Vormittag (!) durchwachter Nächte.

Leider habe ich es, wie schon beim ersten Kongress, den ich besucht habe, nicht geschafft, meine Eindrücke auch schriftlich zu fixieren. Im Grunde ist dies allerdings auch gar nicht nötig, hat doch die einzige, die unverzichtbare, die verehrungswürdige Silvia Szymanski nun nach langem Hoffen und Sehnen endlich ihren obligatorischen Kongressbericht veröffentlicht. Da werden Erinnerungen wach! Danke, Silvia! (und: auch Ciprian von Negativ war für eine Nacht dabei: Hier seine Eindrücke)

Auf wundersame Weise wurden mittlerweile auch einer bekannten Videoplattform klandestin erstellte Aufnahmen zugespielt, die man niemandem vorhalten darf. Zum Beispiel aus dem schier unfassbaren Perser und die Schwedin, der uns zu vorgerückter Stunde geradezu den Verstand zu rauben drohte.





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Freitag, 16. August 2013
Thema: festivals
Der der tazplan-Film im Berliner Teil nur einmal pro Woche erscheint, ist in der heutigen taz schon heute mein Artikel zum Fantasy Filmfest erschienen, das kommende Woche in Berlin und Hamburg beginnt:

Ein Pokerface wie seines hat es selten gegeben: Wie in Stein gemeißelt sind die Züge von Polizist Zhang (Honglei Sun), nur um wenig später, wenn es darauf ankommt, in kirres "Hahaha" auszubrechen. Nämlich dann, wenn er einen Drogenboss, der den Spitznamen Mr. Haha nicht umsonst trägt, nachspielt, um anderen Drogenbossen in einem geschickt eingefädelten Undercovereinsatz ans Leder zu gehen. Mr. Haha wiederum kriegt seinerseits komplementär Komödie vorgespielt - so dividiert man die Drogenlords auseinander, zwischendrin die Polizei, die arrangiert und trennt. Man sieht das - eine der besten Szenen des an solchen reichen Films- in Run und Re-Run: Erst Zhang bei Mr. Haha, der seinen Kunden vor sich wähnt, dann Zhang, in perfekter Imitation seines vorherigen Gegenübers, vor dem eigentlichen Kunden. Drug War heißt der Film, Johnnie To sein Regisseur, ein Meister des Hongkong-Kinos, geschätzt von Cinephilen weltweit, wenn auch jenseits des Festival Circuit ein ewiger Geheimtipp. [weiterlesen in der taz]



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Die Bewerbung Richtung Hollywood, als die ich Neil Blomkamps Überraschungshit "District 9" vor knapp 4 Jahren an dieser Stelle deutete, ist offensichtlich angekommen: Mittlerweile dreht der südafrikanische Regisseur im Tentpole-Segment der aktuellen US-Filmproduktion und genießt einen zuvor kaum denkbaren Zugriff auf Stars wie Matt Damon und Jodie Foster, die er als Antipoden ins Bild setzt: Hienieden Damons eigens auf bullig getrimmter Streetfighter-Körper in der Rolle eines zur ewigen Subalternität verdammten Arbeiters im totalverslummten Los Angeles des 22. Jahrhunderts - sehr augenfällig droben, am Himmel, Jodie Foster als aasig-kultivierte Sicherheitschefin von Elysium, einer gated community, die sich vollends aus ihrer sozialen Eingebettetheit gelöst und über den Wolken eine Kolonie des Wohlstands mit gepflegten Gärten, erstklassiger medizinischer Betreuung und einem bestens geregelten Klima bezogen hat. Beverly Hills ist jetzt eine Raumstation, während die nach einer ökologischen Katastrophe kaum mehr bewohnbare Erde in Schmutz und Rohheit versinkt, von einer Armada - mit Verlaub - richtig geil animierter Cop-Robots und einer vollautomatisierten Verwaltung eher weniger rechtsstaatlich moderiert. [weiter beim perlentaucher]



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Freitag, 9. August 2013
Thema: videodrome
Werner Herzog bleibt sonderbar und unberechenbar. Jetzt hat er (offenbar eine Auftragsarbeit) einen 35minütigen Film über die Gefahren des SMS-Schreibens beim Autofahren gedreht, der online zu sehen ist: From One Second to the Next, gesponsort offenbar von einem amerikanischen Telekommunikationsanbieter. Auf den ersten Blick ungewöhnlich für einen Auteur seines Rangs, auf den zweiten tun sich dann aber doch motivische Verbindungen zu seinem "Hauptwerk" auf. (via)



Außerdem: Werner Herzog preist das Salz von Angelo Garro - in diesem Kickstarter-Pitch:



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Donnerstag, 8. August 2013
Heute sind drei Texte aus meiner Feder veröffentlicht, bzw. online gestellt worden:

Über den heute anlaufenden Lone Ranger: "Was sich in Tontos Gesicht abzeichnet - die Liebe zur Krustentextur, zum Detail von Riss und Schmutz - gilt für den ganzen Film, der eine in Schmutz und Staub erstarrte Welt zeigt, in der sich die lebensweltlichen Vorzüge der Zivilisation in nur wenigen Nischen zeigen. Eindeutig steht "Lone Ranger" diesseits einer von der Achse des Italowestern zweigeteilten Filmgeschichte und blickt von dort zur anderen Seite hinüber. Und zumindest ästhetisch ist das für den Westernliebhaber - ganz anders als Tarantinos zumindest halb missratener "Django Unchained" - ein gewaltiges Geschenk: Die Landschaften sind weit, die Canyons tief, die Dampfloks schön und die Sonne brennt dazu erbarmungslos vom Himmel, während der Score des im heutigen Hollywoodkino leider unvermeidlichen Hans Zimmer immerhin immer wieder von den eigenen fürchterlichen Klangsignaturen absieht, um sich von Ennio Morricone inspirieren zu lassen. Sogar ein, zwei Bildzitate aus Alejandro Jodorwoskys bizarrem Acid-Western "El Topo" gibt die Recherchetiefe her." [weiterlesen beim perlentaucher]



Über Antonio Pientrangelis Ich habe sie gut gekannt von 1965, der kürzlich bei Fernsehjuwelen auf DVD erschienen ist: "Wenn Adriana im Glitzerkleid mit ihrem Goggomobil in den Morgenstunden über die wie leer gefegten Boulevards of Broken Dreams in Rom fährt, klirrt das zwar unterschwellig, doch umso schmerzhafter; ganz ähnlich wie schon die erste, lange Einstellung des Films: Da tastet die Kamera suchend den Strand ab, kriegt Adriana in den Blick, wie sie sich bäuchlings in der Sonne aalt, wird beim Hintern etwas langsamer und fährt ihren nackten Rücken ab (kurios: in der deutschen Fassung präsentiert sie sich andersherum, mit Muscheln auf den Brüsten). Glamourös ist das trotz Sixties-Chic mit geschwungener Sonnenbrille und Transistorradio nicht: Am Strand liegt allerlei Müll, da wirkt auch Adriana schon vom Meer so ausgespuckt, wie der Stars-und-Sternchen-Betrieb sie zum Ende hin ausgespuckt haben wird." [weiterlesen beim freitag]



Außerdem läuft ab heute Andrzej Zulawskis Possession in der Brotfabrik. Dazu etwas im Berlinteil der heutigen taz: "Was an Traumata und Neurosen reichlich in seinen Figuren steckt, lässt er im aufgeputschten Modus ausagieren. Der entfesselte, der hysterisch rasende, der katatonisch verkrampfte Körper wird bei Zulawski auf eine Weise zum brachialen Spektakel, das zuweilen um die Gesundheit der Darsteller fürchten lässt. Bestnoten in Cannes erhielt dafür seinerzeit Isabelle Adjani, dieses an sich porzellanhaft fragilste aller Geschöpfe des französischen Arthouse-Kinos, die hier im Stieren und Zucken, im Sichwinden und Schreien an die Grenzen ihrer Physis reicht." [weiterlesen bei der taz]



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Montag, 5. August 2013
Kein Theaterfundus-Kino: Die Geschichte vom Findling, der im frühen 19. Jahrhundert in Nürnberg auftaucht, gebrochen bis gar nicht spricht, fortan als Sensation gilt und wenige Jahre später einem Attentat zum Opfer fällt, das seiner Herkunft an Rätselhaftigkeit nicht nachsteht, dient hier allenfalls als Stichwortgeber, nicht als fester Bezugspunkt. Nürnberg ist hier Italiens Küste, Kaspar Hauser eine halbnackte, stets "Io sono Kaspar Hauser" plappernde Frau im Rave-Chic und statt, wie der historische Hauser, am Klavier, soll er/sie am DJ-Pult ausgebildet werden: Kaspar Houser. [weiter in der taz]



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