Donnerstag, 1. August 2013
Schon seit Längerem sind sanft widerständige Regungen im Horrorfilm zu beobachten, die sich gegen die Eskalationen des Genres positionieren. Filme wie "Paranormal Activity" oder Ti Wests "House of the Devil" und "The Innkeepers" stellen den Exzessen der Torture-Porn-Welle das grundlegende Vokabular des Gruselfilms entgegen: Sie bedienen eine Ästhetik der Latenz statt die gefräßige Logik einer gesteigerten Sichtbarkeit, die alles Stoffliche dem hungrigen Kameraauge zuführt. Sie schätzen den Grusel knarrender Türen und knirschender Bodendielen gegenüber Fleischerhaken und creative killing und setzen aufs ästhetisch Wesentliche - Rückkunft der Gruselklassik!

In diesem Sinne ist der australische Filmemacher James Wan ein Seitenwechsler: Mit seinem ersten "Saw"-Film hatte er 2004 entschiedenen Anteil an der Brutalisierung des Horror- und Splatterfilms, nur um über den Umweg des 2010 entstandenen "Insidious" in "The Conjuring" beim Dielen- und Treppenhorror anzukommen, der sein Publikum schon mittels zweimaligen Händeklatschens - originell und unerwartet platziert - aus dem Kinosessel fahren lässt. [weiterlesen beim perlentaucher]



° ° °




Mittwoch, 31. Juli 2013
Heute Abend um 21 Uhr läuft der großartige Dokumentarfilm Monarch im Open-Air-Kino vom Prince Charles in Kreuzberg. In der heutigen taz lege ich den Film wärmstens ans Herz:
Ein Stimmungsbild: Die alte BRD an der Kippe zwischen den 70ern und 80ern. Während weit draußen im All zwei Voyager-Sonden den Jupiter passieren, fährt ein etwas sonderbarer Herr - im Auftritt leicht linkisch, zwar freundlich, doch hinreichend distanziert, die Kleidung gerade so, dass sie dem Milieu zwar zuzwinkert, doch im Zweifelsfall die kleinbürgerliche Fassade wahrt - im beigen Mercedes durchs Land, zieht durch die Kneipen und lebt in einer Welt zwischen Zitrone, Pflaume und der goldenen 7: das ist Monarch.

Und Monarch fegt die Gurke, wie er sagt: Er leert Geldspielautomaten. Legal, methodisch, professionell - mit Feingefühl für Haptik und Mechanik des Geräts.
Weiterlesen bei der taz. Und nochmal deutlich mehr bei The Wayward Cloud.

Hier stellt sich Monarch vor:



Und hier der traumhaft großartige Voiceover zu Beginn des Films (samt Ansage):



Sowie Werbematerial (mehr davon hier)









° ° °




Freitag, 26. Juli 2013
Thema: Hinweise
Leider hatte ich es bislang versäumt, etwas zu Joshua Oppenheimers Film The Act of Killing zu schreiben, neben Leviathan mein eindrucksvollstes Filmerlebnis der diesjährigen Berlinale. Deshalb nur ein paar Hinweise:
  • Hier sprechen Werner Herzog und Errol Morris über den Film und ihre Entscheidung, im Nachhinein (werbewirksam) als Executive Producer aufzutreten.

  • Hier gibt es ein ausführliches Gespräch mit dem Regisseur. Ich hatte es im Kino International als ungeheuer wichtig empfunden, dass es im Anschluss an diesen verstörenden Film ein Q&A mit dem Regisseur gab. Im üblichen Kinobetrieb ist das freilich nicht gewährleistet. Ein solches Video schafft hier vielleicht Abhilfe. (siehe auch dieses Interview im Film Comment)

  • Und hier schreibt Slavoj Zizek über den Film.


  • ° ° °




    Thema: Kinokultur
    Nachtrag: Laut Konrad Hirsch von Schamoni Film wird der Film im Originalformat beim Bundesarchiv Filmarchiv eingelagert. Für die Heimanwendersituation hat mein Text allerdings weiterhin voll und ganz Belang. Siehe Konrad Hirschs Darlegungen unten in den Kommentaren.

    Gestutzt hatte ich schon bei dieser Meldung in der Rhein-Zeitung: May Spils NDF-Komödie Zur Sache, Schätzchen sei im Zuge einer neuen Restaurierung "für HD-Bildschirme zurecht gerückt" worden. Was da an dunkler Ahnung bereits im Raum stand, bewahrheitet sich nun nach diesem Posting bei SigiGötz-Entertainment:
    „Restaurierte Fassung“ bedeutet, daß man das Bildformat an die heutigen Sehgewohnheiten angepaßt hat (von Normalformat auf 16:9) ohne einer puristischen Minderheit wenigstens optional das ursprüngliche Format zur Verfügung zu stellen. Aber alle wichtigen Informationen sind noch im Bild, das hat Werner Enke auf der Pressekonferenz versichert.
    Sprich: Was hier als "Restauration" verkauft wird, ist faktisch nichts anderes als eine Beschneidung des ursprünglichen Bildes - und damit ein Rückfall in finsterste VHS-Zeitalter, wo mancher CinemaScope-Klassiker mit einem 4:3-Vollbild auf den Markt geworfen wurde. Nur dass man heute eben nicht mehr rechts und links die Schere ansetzt, sondern oben und unten, damit's auf dem Bildschirm keine störenden Balken gibt.

    Historische Sorgfalt, Respekt vor der künstlerischen Arbeit - egal. Wer solche Manöver stolz als Filmrestaurierung verkauft, tritt Filmgeschichte mit Füßen. Jeder Restaurator im Feld der bildenden Kunst, der Malereien beschneiden würde, würde als Vandale geteert und gefedert - völlig zurecht. Da man Respekt vor der Filmgeschichte aber offensichtlich weder haben muss, noch mit einem solchen überhaupt gerechnet wird, kann man Filme fröhlich mit der Schere restaurieren und seine Tat im Nachhinein noch im Brustton der Überzeugung als wichtige Arbeit am Filmerbe verkaufen. Und groteskerweise wird diese Versündigung auch noch mit staatlichen Mitteln gefördert, während reihenweise Filme unwiederbringlich in Privatarchiven vergammeln (darunter eben zum Beispiel auch die übrigen, weit weniger bekannten Filme der Regisseurin May Spils).

    Dazu passend: Der Hinweis auf dieses Tumblr, aus dem sehr einsichtig hervorgeht, dass auch eine Bildbeschneidung im Hinblick auf die "wichtigen Informationen" immer einen massiven Eingriff in die Bildkomposition eines Films darstellt.


    ° ° °




    Donnerstag, 18. Juli 2013
    Große Roboter und speckig-schwartige Urvieh-Titanen. Triftt das eine aufs andere, gehen ganze Metropolen zu Bruch. In der Arena zwischen bonbon-neonfarbener Glitzer-Hydraulik und moosig-graugrüner Ungetümswampe reichen Trivialfilm-Geschichte und High-Concept-Filmproduktion, mexikanischer Auteurismus und europäisch-literarische Fantastik einander unter viel Getöse die Hände - ein exotistisches Kitschfilm-Hongkong bietet die Hintergrundkulisse. Was einst in nachmittäglichen Jugendvorstellungen der Eckkinos den naiven Charme des Selbstgebastelten verströmte, kehrt technologisch hochfrisiert über den Umweg Mexiko und USA zurück. [weiterlesen beim perlentaucher]



    ° ° °




    Donnerstag, 4. Juli 2013
    An sich eine schöne Idee: Ein Passagierflugzeug kreist wegen eines Schadens im Getriebe schier endlos über Spanien, um eine Panik zu verhindern hat ein Haufen erzschwuler Stewarts zumindest die Economy Class per großzügigem Drogeneinsatz dem Reich der Träume überantwortet. Nur die wenigen wachen Leute in der Business Class riechen langsam Lunte, bestehen auf telefonischen Kontakt zu ihren Leuten daheim (was nur über das Bordtelefon geht, das blöderweise den ganzen Raum beschallt), verlangen Zutritt zum Cockpit (wo sich der ziemlich heterosexuelle Co-Pilot dann doch als leidenschäftliche Bläser des verheirateten, aber ziemlich bisexuellen Piloten herausstellt) und genehmigen sich schließlich gemeinsam mit den Stewarts diverse illegale Substanzen, nachdem diese zuvor mit einer campigen Performance von "I'm so excited" von den Pointer Sisters an der Stimmung gearbeitet haben. Alles exciting also? Alas, kein Stück. [weiterlesen beim perlentaucher]



    ° ° °




    Mittwoch, 3. Juli 2013
    Morgen beginnt im Kino Arsenal der Berliner Ableger der bereits (etwa hier) vielbeachteten, von "The Canine Condition" kuratierten Filmreihe "The Real 80s", die in den vergangenen Wochen in Wien lief. Das Kino Arsenal zeigt als Auswahl den programmatischen Schwerpunkt zum Neo-Noir, beginnend mit Brian De Palmas Meisterwerk Blow Out. Zu diesem Film habe ich die Ehre und das Vergnügen, vorab eine Einführung zu halten.



    ° ° °




    Sonntag, 30. Juni 2013
    Thema: radio
    "... dann haben sie keine Ahnung vom Theater." Das Ende einer Darlegung in der für mich bislang denkwürdigsten, am meisten von offener Feindschaft geprägten Pressekonferenz, die ich je erlebt habe. Schon ich im Raum fühlte mich allein unter Feinden, wie mag sich erst der Mann gefühlt haben, der vorne auf dem Podium saß und diese richtigen Worte gerade aussprach? Berlinale 2004, Pressekonferenz zu Die Nacht singt ihre Lieder, der zuvor im Berlinale Palast von einer amüsementbeschwippsten Journaille hässlich ausgebuht wurde. Romuald Karmakar verteidigt auf dem Podium seinen Film, messerscharf und dennoch ruhig. Man spürt, wie es hinter dieser Lakonie rumort.

    Die Sätze - und vieles mehr - kann man in diesem Radiofeature von Aishe Malekshahi über Romuald Karmakar nachhören. Porträt eines Filmemachers, der in diesem Land als Regisseur vielleicht auch deshalb verschüttet zu werden droht, weil er sich auf unkorrumpierbare Weise damit auseinandersetzt, auch dort wo und bis es wehtut. Hörenswert.



    » direktlink


    ° ° °




    Donnerstag, 27. Juni 2013
    Thema: festivals
    Nachtrag: Die Fairness gebietet einen Hinweis auf die Reaktion des Filmfests München.

    Empfindlich eingetrübt wird die Vorfreude auf die vom Filmfest München vollmundig angekündigte, erste Jodorowsky-Retrospektive in Deutschland: Was eine längst überfällige Hommage an einen lange Zeit nur in Insider-Kreisen gefeierten Außenseiter-Regisseur hätte darstellen können, entpuppt sich nun allerdings weitestgehend als auf Amazon per Warenkorb zusammengestellte Videoabend-Reihe: Wie sich offenbar allein dem kostenpflichtigen Katalog, nicht aber den frei zugänglichen Quellen entnehmen lässt, werden allein Jodorowskys neuer Film, der bereits in Cannes gezeigte Dance of Reality, und Frank Pavichs (ebenfalls in Cannes uraufgeführter) Dokumentarfilm über Jodorowskys gescheiterte Dune-Adaption materialgerecht, also per DCP, gezeigt. Für alle anderen Filme greift das Festival auf Blu-Rays und - haarsträubenderweise - auf DVDs zurück.



    Ich hatte es bereits in einer Diskussion auf Facebook geschrieben: "DVD-Beams bei einer Festivalretro, jetzt brechen alle Dämme." Eine Äußerung, die auch Frédéric in seinem verärgerten Hinweis auf critic.de dokumentiert hat. Umso ärgerlicher wird die Angelegenheit, wenn man sich stolze Pressemitteilungen vor Augen hält, in denen das Festival sich mit Digitaltechnologie auf dem Stand der Technik angekommen sieht. Auf digitaleleinwand.de ärgert sich Gerold Marks vor allem über diesen Aspekt: Nicht nur besteht zwischen digitaler Hi-End-Technik und Heimanwender-Medien ein gewaltiger Unterschied, auch wird dem gemeinen Zuschauer auf Grund mangelnder Transparenz überhaupt nicht vermittelt, für was er mit einem 8,50€ teuren Ticket zahlt. Wer nach den Ankündigungen des Festivals, digital state of the art zu bieten, mit einer pixeligen, hochgradig defizitären DVD-Projektion abgespeist wird, hat allen Grund sich darüber grün und blau zu ärgern.

    Sicher, die Recherche und Beschaffung filmhistorisch adäquaten Materials stellt eine Herausforderung dar, insbesondere bei einem Regisseur dessen Werk nur bruchstückhaft im deutschen Kino ausgewertet wurde. Es gibt Kinokopien von Jodorowsky-Filmen in deutschen Archiv- und Sammlerbeständen - wenngleich einige davon im Ruf stehen, qualitativ nicht die allerbesten zu sein. Doch wenigstens von Jodorowskys zentralen Filmen El Topo und The Holy Mountain wurden in den vergangenen Jahren zumindest international neue Kopien gezogen, die mit etwas mehr Aufwand sicher auch greifbar gewesen wären. Was als Hommage geplant war, wirkt nun wie ein Monument der Wurschtigkeit. Ob es an mangelnden Finanzmitteln gelegen haben mag? Die Wikipedia weist als Gesellschafter den Freistaat Bayern, die Landeshauptstadt München, die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) und den Bayerischen Rundfunk aus. Und die sollen allesamt keinerlei Mittel zur Verfügung haben, um eine Hommage von derart zentraler filmhistorischer Bedeutung zumindest dem Bemühen nach materialgerecht auf die Beine zu stellen?



    Man mag solche Kritikpunkte vielleicht wirklich als Haarspaltereien von Materialfetischisten hinstellen - wobei ich eine gute DCP jederzeit einer fahlen, zerschundenen 35mm-Kopie auf dem Weg zu ihrer letzten Projektion vorziehe. Sicher kann auch eine gute Blu-Ray unter bestimmten Bedingungen - kleine Leinwand, kleines Kino - eine nicht völlig defizitäre Sichtung ermöglichen. Dennoch sehe ich gerade Kinematheken und Retrospektiven von Filmfestivals in der Pflicht, bestmöglich für materialgerechte Aufführungen zu sorgen - und allzu schnell gilt eine Kopie, die bereits Laufstreifen aufweist, als nicht mehr aufführbar und wird durch ein digitales Heimanwendermedium ersetzt.

    Diese Verfahrensweise stellt nicht nur einen Verrat an der Filmgeschichte und der Überlieferung auch ihres Aufführungsmodus dar - gerade historische Distanz weist sich eben auch in den spezifischen Altersspuren einer Kopie aus, fernerhin verweisen sie auf die widerständige Materialität und Mechanizität, die das Kino den größten Teil seiner bisherigen Geschichte im Kern definierte. Es untergräbt nicht zuletzt auch die privilegierte Stellung eines Filmfestivals, das als Fest im historischen Sinne ja gerade eine Zeit neben dem Alltag markiert. Gerade Cinephile - also die ersten Adressaten jedes Filmfestivals - emanzipieren sich auch privat mehr und mehr vom Fernsehgerät und dessen Beschränkungen. Mit HD-Beamer, Blu-Ray-Player und dem globalisierten Markt wird jedes Heimkino zur sanften Konkurrenz für bisherige Stätten der filmhistorischen Vermittlung. Warum ein 8,50€ teures Ticket für eine Kinovorführung zahlen, wenn man sich für kaum mehr Geld dasselbe Filmerlebnis auch zuhause gönnen kann?



    Festivalretrospektiven sind privilegierte Orte der Filmgeschichte. Wer eine Festivalretro bei Amazon zusammenklickt verletzt damit ganz empfindlich deren Wert. Zur Not vermitteln auch die - als solche kommunizierten - Lücken einer Retro Filmgeschichte: Diesen Film können wir nicht mehr adäquat zeigen, da er für das Kino - nach derzeitigem Stand der Dinge - verloren ist. Wer auf Filmfestivals ernsthaft DVDs als Vermittler von Filmgeschichte aufführt, schont zwar kurzfristig das Budget, gräbt sich aber schon mittelfristig den Grund der eigenen Legitimität ab. Warum überhaupt noch aus öffentlichen Mitteln fördern, was sich jeglicher Besonderheit entledigt hat und mit geringem Geldaufwand und wenigen Mausklicks zu bewerkstelligen ist?


    ° ° °




    Mittwoch, 26. Juni 2013
    Trautes Familienglück beim morgendlichen Frühstück: reich gedeckt der Tisch, liebevoll stupsig der Umgang miteinander - wattierter Wohlstand in Weltwirtschaftskrisenzeiten. Im Hintergrund berichtet ein Fernseher von Katastrophen weit weg - Television im Wortsinn, ein Blick in die Ferne. Doch zwischen Familienidyll und der Krise liegen nur wenige Schnitte und eine Autofahrt ins Zentrum Philadelphias. Dort lässt eine Explosion mitten in der Stadt an jüngste Terrorbilder aus Boston denken und in sich überschlagender Rasanz mündet ein Stau in wuselndes Chaos: Tollwütige Ex-Menschen überrennen die Stadt, beißen um sich, infizieren andere. Kollaps im rasenden Vollzug. In diesen Momenten ist Marc Forsters äußerst lose Adaption von Max Brooks' gleichnamiger Romanvorlage am stärksten [weiterlesen bei der taz]



    ° ° °




    Donnerstag, 20. Juni 2013
    Und eine schmerzhafte Kinoempfehlung:

    "Die Welt ist zu groß", jammert der kleine Junge, der sich unter einer Sintflut nicht mehr verarbeitbarer Sinneseindrücke mitten im Schulunterricht erst in einen Nervenzusammenbruch und dann in eine Abstellkammer gerettet hat. Der Junge ist Kal-El vom Planeten Krypton, der von seiner Herkunft und Schicksal noch nichts weiß, also Clark Kent, der später einmal Superman sein wird, beziehungsweise der titelgebende "Mann aus Stahl". Sinneswandel als Herausforderung: Dem (beinahe) letzten Überlebenden einer außerirdischen untergegangenen Hochkultur verhilft unsere mutagene gelbe Sonne zur Vollimplementierung jener "extensions of man" im Sinnesapparat, für die unsereins auf Technologie angewiesen ist. Röntgenblick und überempfindliches Gehör - Trademarks des Superman - sind keine Fähigkeiten, die der zentralsten Figur der modernen Superheldenmythen schmerzfrei in den Schoss gefallen wären, von ihrem souveränen Gebrauch ganz zu schweigen. Vielmehr stellen sie eine Form der sinnlichen Überwältigung dar, die einen aus der Welt zu drängen droht. "Die Welt ist zu groß", weint der Superjunge in deren letzten WiInkel, irgendwo in Kansas. Wie dieser Junge über diese Welt hinauswächst, davon handelt der Film. [weiterlesen beim perlentaucher]



    ° ° °




    Höchstens eine halbe Kinoempfehlung:

    Steve Butler ist ein Mann, der morgens in den Spiegel schauen kann. Im amerikanischen Hinterland aufgewachsen, in der Großstadt was geworden, sind zuletzt auch die höheren Etagen der Global Crosspower Solutions auf ihn aufmerksam geworden: Keiner in der Firma bringt die Farmer auf dem Land so kostensparend dazu, dem Konzern Grund und Boden zum intensiven Abbau von Erdgas zu überlassen. Sein Geheimnis? Er kennt seine Leute, sie kennen ihn. Sagt er. [weiterlesen beim freitag]



    ° ° °




    Mittwoch, 19. Juni 2013
    Eine ausdrückliche Kinoempfehlung:

    Geradezu kafkaesk ist das Tonstudio, in das es den britischen Tontechnikmeister Gilderoy (Toby Jones) im Italien der 70er verschlägt: Eine äußere Welt gibt es nicht, beklemmende Enge, drückendes Braun. Die kulturellen Differenzen und Sprachbarrieren zwischen Italienern und Briten tun ihr Übriges. Der britisch verschnupfte Gilderoy: gefangen im Bauch des Wals, untergebracht in einer kargen Kammer neben dem Mischpult. [weiterlesen bei der taz]


    (alternate poster design by Beyond Horror Design)


    ° ° °




    Montag, 10. Juni 2013
    Thema: Hinweise
    Die neue, mittlerweile zweite digitale Ausgabe von Splatting Image ist erschienen. Der Fokus geht spürbar weg von tagesaktuellen Reviews hin zu langen Artikeln. Finde ich nicht völlig falsch, ganz im Gegenteil. Von mir gibt es auch wieder viele Beiträge.

    *

    Beim Verband der deutschen Filmkritik kann man sich hier die Aufnahme einer Diskussionsveranstaltung zum Thema Hypes und Filmkritik anhören. Miteinander im Gespräch waren Bert Rebhandl und Georg Seeßlen, die Einleitung stammt von Frédéric Jaeger von critic.de. In der taz hatte ich zu der Veranstaltung einen kleinen (noch in derselben Nacht und deshalb also sehr müde geschrieben und somit hoffentlich akkurat genug ausfallenden) Text.

    *

    Immer lesenswert: "Das Bloggen der Anderen" im Filmforum Bremen - hier die aktuelle Lieferung.

    *

    Filmvorschau bei den Eskalierenden Träumen: Der Trailer zum offenbar ziemlich schmierigen Liebe als Köder - Schrei nach Lust, liebevoll im Kino abgefilmt. Ein Film, der als erotischen Genuss in Aussicht stellt, die Nacktheit einer Frau mit Textilien bedecken zu dürfen.

    *

    Gerhard Lamprecht in 3-D: Ausführliches Gespräch mit Rolf Aurich und Wolfgang Jacobsen in Ray. Brooklyn Rail hat sich unterdessen mit Peter Kubelka unterhalten.

    *

    Bei arte: Die Liveaufnahme eines Konzerts der seit Jugendtagen hochgeschätzten Neurosis:








    *


    ° ° °




    Sonntag, 9. Juni 2013
    Thema: radio
    Ein Radiofeature über Bruno S.:



    » Direktlink: Bruno S.: "Als ich Mensch wurde, musste ich sterben
    2010 fand man Bruno S. in seiner Berliner Wohnung tot am Flügel sitzend. Er war 68 Jahre alt, hatte seinen Nachnamen halbwegs erfolgreich geheim gehalten und galt als "unbekannter Soldat des deutschen Films". So nannte ihn sein Entdecker, der Regisseur Werner Herzog. Musikinstrumente waren für Bruno S. Freunde und Familie. 23 Jahre verbrachte er in Heimen und sogenannten Besserungsanstalten, darunter die berüchtigten Wittenauer Heimstätten, wo während des Nationalsozialismus vermeintlich geistesschwache Kinder Opfer ärztlicher "Experimente" wurden. Erst 1956 "geht der Bruno in Freiheit", wird Gabelstaplerfahrer und zieht als Moritatensänger über Berlins Hinterhöfe. Seine Tiefe und Tragik beeindrucken Werner Herzog, der ihn für die Rolle des "Kaspar Hauser" engagiert. Sie gewinnen die "Goldene Palme" in Cannes. Doch den Menschen traute Bruno lange Zeit "nur soweit, wie ein Schwein scheißen tut!"
    Siehe auch diese schöne Reportage aus der New York Times, die kurz vor Brunos Tod entstand.



    ° ° °




    Samstag, 8. Juni 2013
    Mein Nachtschicht-Mitkombattant Philipp Stiasny hat mir einige seiner Aufsätze zur Geschichte des deutschen Exploitationkinos aus der (von ihm redaktionell betreuten) filmhistorischen Zeitschrift Filmblatt mit ausdrücklicher Genehmigung für eine Onlineveröffentlichung überlassen. Sie sind sehr gut geschrieben, hervorragend recherchiert und mit vielen tollen Anekdoten versehen (wer hätte auch ahnen können, dass nun ausgerechnet die alte Tante FSK das Wort "bumsen" im heutigen Wortsinne geprägt hat?).

    Die pdfs habe ich bei Google hochgeladen, wo sie sich auch problemlos herunterladen lassen. Nachtrag: Philipps Recherche zu Snuff wurde noch nachgereicht.
  • Philipp Stiasny: Winnetou und die Rache der lüsternen Schulmädchen. Genrekino in der Bundesrepublik zwischen Mainstream und Nischenexistenz. Aus: Filmblatt #37 (2008).

  • Philipp Stiasny: Sex, Kommerz und Bildungsarbeit. Die seltsamen Wege von Richard Rimmels Snuff (1976). Aus: Filmblatt #49 (2012)

  • Philipp Stiasny: Kontrolleure, Gretchen, irre Ärzte. Exploitationfilm-Report, Teil 1. Aus: Filmblatt #50 (2012)

  • Philipp Stiasny: Ein Krimi? Ein Sexfilm? Ein Zeitdokument? Exploitationfilm-Report, Teil 2. Aus: Filmblatt #51 (2013).
  • (Screenshot aus Alfred Vohrers großartigem Perrak, gefunden hier)


    ° ° °




    Nun wäre gegen eine Neuauflage der Heldenreise im Kino nichts zu sagen. "After Earth" legt auf dieses Strukturskelett nur reichlich lustlos Fleisch. Ahnungen des Wunderbaren - das rochenartige Raumschiff zieht ins All, Millionen von Büffeln beim Panoramablick über die alte Erde, die Gnade des guten Tiers, das sich dem Helden auf seiner Bewährungsreise zur Seite stellt, der Abstieg in die Höhle samt Überwindung des letzten Monsters - wirken wie sinnlos in einem weiten Raum zurückgebliebenes Mobiliar und verpuffen bei der langen Reise durch Wald und Flur. [der ganze text beim perlentaucher]



    ° ° °