Thema: Filmtagebuch
10. September 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
09.09.2004, Heimkino; Inhalt
"Je ne regrette rien!" ertönt, als der Abspann beginnt, ein paar Sekunden nach der Stelle, an den ich ihn mir gewünscht hätte. Wieviel besser wäre es doch gewesen, er hätte ohne musikalische Untermalung eingesetzt, als noch die Horden an Polizisten knüppelschwingend auf die Kamera zu und an ihr vorbei rannten. Mitten im Chaos, keine Musik, nur: Ende. So bleibt ein Platz, weggefegte Barrikaden, Steine, die umher liegen, das Bild wird schwarzweiß, zur nostalgischen Verklärung. Und dann auch noch das Lied. Das hat etwas von einem alten Mann, der, längst schon gesetzt, doch noch mal sich an den einen oder anderen Stein - und wenn er nur metaphorisch war - erinnert, der einst in Richtung Staatsgewalt geschleudert wurde. Erinnerungen von Warte des angekommenen Bildungsbürgers, der nichts bedauert, weil es nichts zu bedauern gibt. Der Aufruhr macht sich gut im Lebenslauf.
Ein Rückblick, der vor allem am Kolorit interessiert ist. Jean-Pierre Léaud zu Beginn vor der Cinémathèque francaise, Flugblätter ins Volk werfend. Godardplakate an der Wand. Ein Foto daneben von Léaud, als er noch klein war, aus Les 400 Coups. Interieurs mit Dekadensignifikanz. Beiläufig eingestreut, gewiss, doch nicht beiläufig genug, um nicht doch letzten Endes sich zum Mittelpunkt zu gerieren. Auch die Beiläufigkeit, mit der in der Küche das aufgeschlagene Ei gebraten, während am Boden kopuliert wird, ist nicht die Beiläufigkeit, die etwas erahnen lässt, sondern entspricht der Beiläufigkeit eines geschwungenen Holzhammers.
Das ist bequem, aus Sicht des Regisseurs, wie für den Zuschauer. Man soll "hach" sagen, man soll sich mit dem Film so irgendwie verbunden fühlen. War sicher nicht alles gut, was da lief. Wer ist heute schließlich schon noch Maoist? Aber: Wir waren doch die Guten. Der Film will gefallen. Über weite Strecken gelang ihm das auch. Einiges hatte Esprit und Charme. Vieles habe ich geliebt, keine Frage. Der Film kam mir dabei entgegen: Ein paar Schritte dann doch zu weit, letzten Endes. "Wenn man geliebt werden will, dann ist das, was man bekommt, keine Liebe, sondern nur Beweise der Liebe", sagt die wunderschöne Isabelle an einer Stelle.
imdb | mrqe | filmz.de
"Je ne regrette rien!" ertönt, als der Abspann beginnt, ein paar Sekunden nach der Stelle, an den ich ihn mir gewünscht hätte. Wieviel besser wäre es doch gewesen, er hätte ohne musikalische Untermalung eingesetzt, als noch die Horden an Polizisten knüppelschwingend auf die Kamera zu und an ihr vorbei rannten. Mitten im Chaos, keine Musik, nur: Ende. So bleibt ein Platz, weggefegte Barrikaden, Steine, die umher liegen, das Bild wird schwarzweiß, zur nostalgischen Verklärung. Und dann auch noch das Lied. Das hat etwas von einem alten Mann, der, längst schon gesetzt, doch noch mal sich an den einen oder anderen Stein - und wenn er nur metaphorisch war - erinnert, der einst in Richtung Staatsgewalt geschleudert wurde. Erinnerungen von Warte des angekommenen Bildungsbürgers, der nichts bedauert, weil es nichts zu bedauern gibt. Der Aufruhr macht sich gut im Lebenslauf.
Ein Rückblick, der vor allem am Kolorit interessiert ist. Jean-Pierre Léaud zu Beginn vor der Cinémathèque francaise, Flugblätter ins Volk werfend. Godardplakate an der Wand. Ein Foto daneben von Léaud, als er noch klein war, aus Les 400 Coups. Interieurs mit Dekadensignifikanz. Beiläufig eingestreut, gewiss, doch nicht beiläufig genug, um nicht doch letzten Endes sich zum Mittelpunkt zu gerieren. Auch die Beiläufigkeit, mit der in der Küche das aufgeschlagene Ei gebraten, während am Boden kopuliert wird, ist nicht die Beiläufigkeit, die etwas erahnen lässt, sondern entspricht der Beiläufigkeit eines geschwungenen Holzhammers.Das ist bequem, aus Sicht des Regisseurs, wie für den Zuschauer. Man soll "hach" sagen, man soll sich mit dem Film so irgendwie verbunden fühlen. War sicher nicht alles gut, was da lief. Wer ist heute schließlich schon noch Maoist? Aber: Wir waren doch die Guten. Der Film will gefallen. Über weite Strecken gelang ihm das auch. Einiges hatte Esprit und Charme. Vieles habe ich geliebt, keine Frage. Der Film kam mir dabei entgegen: Ein paar Schritte dann doch zu weit, letzten Endes. "Wenn man geliebt werden will, dann ist das, was man bekommt, keine Liebe, sondern nur Beweise der Liebe", sagt die wunderschöne Isabelle an einer Stelle.
imdb | mrqe | filmz.de
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Thema: Kinokultur
09. September 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Die neue Ausgabe des Berliner Filmmagazins ist da.

Neben zahlreichen Film- und DVD-Besprechungen zu aktuellen Filmen aus der westlichen wie östlichen Genrewelt gibt es eine Werkschau Alain Resnais, ein Interview mit Francis Matthews, den man als (meist Neben-)Darsteller zahlreicher Filme der Hammer-Studios kennt, der zweite Teil des Interviews mit B-Movie-Held Brad Harris und natürlich Buchbesprechungen, Pornotions, Jungmutationen, ein Tati-DVD-Special und so weiter. Beziehbar über diverse Mailorder oder direkt via der oben verlinkten Website.

Neben zahlreichen Film- und DVD-Besprechungen zu aktuellen Filmen aus der westlichen wie östlichen Genrewelt gibt es eine Werkschau Alain Resnais, ein Interview mit Francis Matthews, den man als (meist Neben-)Darsteller zahlreicher Filme der Hammer-Studios kennt, der zweite Teil des Interviews mit B-Movie-Held Brad Harris und natürlich Buchbesprechungen, Pornotions, Jungmutationen, ein Tati-DVD-Special und so weiter. Beziehbar über diverse Mailorder oder direkt via der oben verlinkten Website.
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Thema: DVDs
"September 21st is September 11th for Star Wars fans", so geistert es schon eine ganze Weile durchs Fandom. Der Grund: Die ohnehin in den 90er Jahren ergänzte und nachbearbeitete Edition der klassischen Star Wars Trilogie wurde für die am 22. September nach Jahren endlich erscheinende DVD-Ausgabe nochmals überarbeitet, um einen einheitlichen Look zwischen den nachgeschobenen Prequels und den alten Filmen zu gewährleisten. Ob von den alten Filmen überhaupt noch etwas übrigbleibe, fragte man sich angesichts dessen, und ärgerte sich noch mehr, weil die klassischen Filme in ihrer ursprünglichen Form wohl nie auf DVD erscheinen werden und somit filmhistorisch unterzugehen drohen.
Digitalbits.com entwarnt nun ein wenig im wahrscheinlich ersten Review der neuen Box. Die Veränderungen seien minimal und machten zudem Sinn. Der neueingefügte Jabba, der in Episode 4 trotz der sinnvollen Einfügung aufgrund seiner äußerlichen Erscheinung einen eher schalen Eindruck hinterließ, wurde digital aufgepeppt und fügt sich jetzt auch vom Aussehen her nahezu nahtlos in die Saga ein (screenshot). Der kurze Auftritt des Imperators in Episode 5 - damals noch mit anderem Darsteller - wurde mit dem eigentlichen Darsteller neu inszeniert. Dabei wurde auch der Dialog ein wenig geändert, was, so die Mutmaßungen, der Story einen neuen Unterton verleihen könnte: Hat Vader sein Wissen um seinen Sohn vor dem Imperator versteckt, um mit Luke den Imperator zu stürzen? Die nächstes Jahr ins Kino kommende Episode 3 wird hier hoffentlich Licht ins Dunkel der Mutmaßungen bringen.
Eine Frage beschäftigt das Fandom vor allem: Wird endlich wieder Solo als erstes in der Mos Eisley Bar schießen? Die bittere Antwort: Leider nein - Greedo still shoots first! Aber die zuvor auch in ihrer Machart eher lächerlich hingebogene Szene wurde erneut bearbeitet und erscheint nun, dem Vernehmen nach, wesentlich plausibler.
Kleinere Änderungen betreffen das Aussehen der Lichtschwerter, Flugbewegungen einzelner Objekte und eine Einblendung des Anakin-Darstellers aus Episode 2, Hayden Christensen, am Ende als "Force ghost" über die eigentliche Einblendung von Sebastian Shaw. Auch diese macht, vielleicht nicht filmhistorisch, aber eben innerhalb der Narration des Ganzen, Sinn.
Screenshots zu den einzelnen Veränderungen finden sich hier. Mir scheinen die Veränderungen minimal und sinnstiftend genug, dass man die Box als Fan annehmen kann. Dass die Filme in ihrer Urform wohl nicht offiziell auf DVD erscheinen werden, ist hingegen nach wie vor ärgerlich.
Digitalbits.com entwarnt nun ein wenig im wahrscheinlich ersten Review der neuen Box. Die Veränderungen seien minimal und machten zudem Sinn. Der neueingefügte Jabba, der in Episode 4 trotz der sinnvollen Einfügung aufgrund seiner äußerlichen Erscheinung einen eher schalen Eindruck hinterließ, wurde digital aufgepeppt und fügt sich jetzt auch vom Aussehen her nahezu nahtlos in die Saga ein (screenshot). Der kurze Auftritt des Imperators in Episode 5 - damals noch mit anderem Darsteller - wurde mit dem eigentlichen Darsteller neu inszeniert. Dabei wurde auch der Dialog ein wenig geändert, was, so die Mutmaßungen, der Story einen neuen Unterton verleihen könnte: Hat Vader sein Wissen um seinen Sohn vor dem Imperator versteckt, um mit Luke den Imperator zu stürzen? Die nächstes Jahr ins Kino kommende Episode 3 wird hier hoffentlich Licht ins Dunkel der Mutmaßungen bringen.
Eine Frage beschäftigt das Fandom vor allem: Wird endlich wieder Solo als erstes in der Mos Eisley Bar schießen? Die bittere Antwort: Leider nein - Greedo still shoots first! Aber die zuvor auch in ihrer Machart eher lächerlich hingebogene Szene wurde erneut bearbeitet und erscheint nun, dem Vernehmen nach, wesentlich plausibler.Kleinere Änderungen betreffen das Aussehen der Lichtschwerter, Flugbewegungen einzelner Objekte und eine Einblendung des Anakin-Darstellers aus Episode 2, Hayden Christensen, am Ende als "Force ghost" über die eigentliche Einblendung von Sebastian Shaw. Auch diese macht, vielleicht nicht filmhistorisch, aber eben innerhalb der Narration des Ganzen, Sinn.
Screenshots zu den einzelnen Veränderungen finden sich hier. Mir scheinen die Veränderungen minimal und sinnstiftend genug, dass man die Box als Fan annehmen kann. Dass die Filme in ihrer Urform wohl nicht offiziell auf DVD erscheinen werden, ist hingegen nach wie vor ärgerlich.
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Thema: Filmtagebuch
Ein kleines bisschen Tragik umfleucht den Film: In den 80ern war der Retro-Horror-Cheese von der Provinzstadt, die sich einer Bedrohung von outer space oder sonst woher erwehren muss, ja ziemlich hipp. 1988 aber, wie's scheint, nicht mehr so ganz, denn sonderlich erfolgreich war der Film nicht. Das ist ärgerlich, weil die Macher, wie sie heute sagen, ganz bewusst viele Ideen nicht verarbeitet, sondern für das zu erwartende Sequel-Franchise aufgespart hatten, das nun nie gedreht wurde. Zum anderen merkt man die Lust und Leidenschaft der Macher für den cheese der Filmgeschichte in jeder Sekunde. Sie steckt im Titel, sie steckt in der Idee, sie steckt im Willen, einen Film zu drehen, der absolut hilarious ist (und sie ist im Bonusmaterial der DVD zu finden, wo sich alte Super8-Filme der Chiodo-Brothers finden, wo sie, damals noch kleine Kinder, im Keller ihre Matinee-Lieblinge re-inszenierten) . Doch so recht kommt man nicht zu Potte, immer ist da die Technik, die im Wege steht, das kleine Budget, das nun vielleicht nicht vollends vorhandene Talent, eine gagreiche Nummernrevue, die die Gattung zum Gelingen verlangt, spritzig zu inszenieren. Das Märchen von den Filmgeeks, die nur leidenschaftlich genug an ihre Sache glaubten, dann im folgenden große Kunst gestalteten und mit dieser alle auf ihre Seite ziehen, dieses Märchen findet, in diesem Falle, keine Erfüllung: Killer Clowns from Outer Space blieb Stephen Chiodos einziger Film; er verdingt sich heute, wie auch seine Brüder, die an dem Film maßgeblich beteiligt waren, als Zuarbeiter für TV- und kleiner Videoproduktionen, vornehmlich in der Special-Effects-Ecke.
Das schmerzt ein wenig beim Zusehen. Eigentlich will man den Film ja lieben, schon seiner Idee wegen, ohne Erklärung, ohne Rationalisierung Alien-Clowns stilecht mit bizarren Zirkuszelt-UFO auf eine Provinzstadt loszujagen. Da steckt einiges an Lust drin. In den Masken, der Menagerie des außerirdischen Flugobjekts, in den kleinen Miniaturen, die sich in der Konfrontation ergeben. Und man weiß um die eigene Tradition: Der Sci-Fi-Trash der 50er Jahre stand Pate, ebenso wie der Horrorfilm aus selber Dekade. Wir haben den strahlenden Zahnpastareklame-Cop, der alles zum Guten wendet. Wir haben die heimlich auf dem Hügel in Autos knutschenden Pärchen. Wir haben den alten Redneck, der mit seinem etwas abseits der Stadt lebt, seinen Tag vor allem mit Biertrinken auf der Veranda verbringt und, natürlich, als erster das UFO, mit zu erahnenden Folgen, entdeckt.
Doch dem Film mangelts an Dynamik und an Witz, der über das Naheliegendste hinausginge. Der Slapstick, die Gags bleiben an sich eher müde und erfahren auch über die eher behäbige Inszenierung keine zusätzliche Ebene. Auch das Potenzial des Kuriosums, das Aliens mittels eines ins Groteske verzerrten, aber an sich gänzlich irdischen Zeichensystems auf Menschenhatz gehen - geradewegs so, als seien unsere Bilder der Unterhaltungskultur kosmischen Ursprungs, der auf eine Art erhabene Natürlichkeit des Clowns oder gar des Zirkuszelts verweisen könnte -, bleibt nahezu ungenutzt. Das klingt jetzt härter als es eigentlich gemeint ist, denn, wie gesagt, eigentlich wollte ich ja, dass mir das gefällt. Der Film schob sich dazwischen - tragisch, wie gesagt.
imdb | trailer/sound bites
Das schmerzt ein wenig beim Zusehen. Eigentlich will man den Film ja lieben, schon seiner Idee wegen, ohne Erklärung, ohne Rationalisierung Alien-Clowns stilecht mit bizarren Zirkuszelt-UFO auf eine Provinzstadt loszujagen. Da steckt einiges an Lust drin. In den Masken, der Menagerie des außerirdischen Flugobjekts, in den kleinen Miniaturen, die sich in der Konfrontation ergeben. Und man weiß um die eigene Tradition: Der Sci-Fi-Trash der 50er Jahre stand Pate, ebenso wie der Horrorfilm aus selber Dekade. Wir haben den strahlenden Zahnpastareklame-Cop, der alles zum Guten wendet. Wir haben die heimlich auf dem Hügel in Autos knutschenden Pärchen. Wir haben den alten Redneck, der mit seinem etwas abseits der Stadt lebt, seinen Tag vor allem mit Biertrinken auf der Veranda verbringt und, natürlich, als erster das UFO, mit zu erahnenden Folgen, entdeckt.Doch dem Film mangelts an Dynamik und an Witz, der über das Naheliegendste hinausginge. Der Slapstick, die Gags bleiben an sich eher müde und erfahren auch über die eher behäbige Inszenierung keine zusätzliche Ebene. Auch das Potenzial des Kuriosums, das Aliens mittels eines ins Groteske verzerrten, aber an sich gänzlich irdischen Zeichensystems auf Menschenhatz gehen - geradewegs so, als seien unsere Bilder der Unterhaltungskultur kosmischen Ursprungs, der auf eine Art erhabene Natürlichkeit des Clowns oder gar des Zirkuszelts verweisen könnte -, bleibt nahezu ungenutzt. Das klingt jetzt härter als es eigentlich gemeint ist, denn, wie gesagt, eigentlich wollte ich ja, dass mir das gefällt. Der Film schob sich dazwischen - tragisch, wie gesagt.
imdb | trailer/sound bites
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Thema: Kinokultur
09. September 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Im RadioOnDemand-Angebot (keine Angst, es ist kostenfrei) des DeutschlandRadios gibt es ein Feature zum Stand des Filmkritikers als Mp3-Download (ca. 7 mb). Etwas larmoyant geraten, aber sicher doch mit einigen Wahrheiten versetzt, die sich, im Zusammenhang mit den Mythen, die sich um jene Zunft ranken, zu benennen mal lohnen.
Scheint mir schon älter zu sein; ein Herr vom Filmkunsthaus Babylon etwa spricht von Honoraren in Höhen von 100 Mark und eine Kritiker der, soweit ich weiß, schon längere Zeit eingestellten Zeitschrift Filmforum beklagt den Niedergang der Filmkritik.
Scheint mir schon älter zu sein; ein Herr vom Filmkunsthaus Babylon etwa spricht von Honoraren in Höhen von 100 Mark und eine Kritiker der, soweit ich weiß, schon längere Zeit eingestellten Zeitschrift Filmforum beklagt den Niedergang der Filmkritik.
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Thema: Blaetterrauschen
für die Jungle World.
"Die Jungle World braucht 500 neue Abonnentinnen und Abonnenten bis zum Jahresende. Wenn das nicht gelingt, ist der Ofen aus, ist Ende im Gelände, Schicht im Schacht, Schluss im Bus, wird der Laden dicht gemacht. Dann war’s das mit der Jungle World. Die momentane finanzielle Situation lässt uns leider keine andere Wahl. Die Zahl der Abonnentinnen und Abonnenten muss sich auf einem Niveau stabilisieren, das der Jungle World eine ökonomische Perspektive sichert. Diese Perspektive gibt es nur mit mindestens 500 neuen Abos.
Jetzt geht’s um Alles!"
Alles weitere hier. Das Online-Abo fällt im übrigen mit gerade mal mindestens 5 Euro pro Monat zu Buche ...
"Die Jungle World braucht 500 neue Abonnentinnen und Abonnenten bis zum Jahresende. Wenn das nicht gelingt, ist der Ofen aus, ist Ende im Gelände, Schicht im Schacht, Schluss im Bus, wird der Laden dicht gemacht. Dann war’s das mit der Jungle World. Die momentane finanzielle Situation lässt uns leider keine andere Wahl. Die Zahl der Abonnentinnen und Abonnenten muss sich auf einem Niveau stabilisieren, das der Jungle World eine ökonomische Perspektive sichert. Diese Perspektive gibt es nur mit mindestens 500 neuen Abos.
Jetzt geht’s um Alles!"
Alles weitere hier. Das Online-Abo fällt im übrigen mit gerade mal mindestens 5 Euro pro Monat zu Buche ...
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Thema: Hoerkino
Wieder einmal Pink Floyds Dark Side of the Moon gehört. Nach Jahren. Erinnerungen an früher. Wie ich die Platte früher schon immer grandiose Scheiße fand. Und heute? Nerviger denn je. Eigentlich gut, dass manches sich nicht ändert.
° ° °
Thema: Hoerkino
03. September 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Beyond the Beat Generation versteht sich als "Music Library of the undiscovered Area of 60's Underground" und sendet via Web rund um die Uhr "long forgotten 'wild' musical gems" der 60er Jahre. Beat, 60s Punk, etc. pp. Musik also, die es nicht unbedingt auf Konserve zu erstehen gibt, die aus jeder "Greatest Rock Hits"-Compilation fallen muss. Original-EPs von Kleinstbands auf Kleinstlabels mit Kleinstauflage. Archäologie also!
Sehr schön.
Sehr schön.
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Thema: Alltag, medial gedoppelt
Mich für einen Moment lang schäbig gefühlt, weil ich deshalb in der Tat ein paar Tränen vergossen habe, während ich andere, menschlich schwerwiegendere Meldungen nurmehr abnicke. Dass dann sein gelassen, mit dem sich schäbig Fühlen.
° ° °
Thema: Filmtagebuch
02. September 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
30.08.2004, Filmtheater am Friedrichshain; weitere Infos
Ein entspannter Film, der nicht die große Erählung will, nicht den großen Zusammenhang der ewigen Bewegung von A nach B (auch wenn, sicher, mittels des Dialogs der eine oder andere Zusammenhang suggeriert wird). Ein Film, der sich selbst ans Detail verschwendet, daraus seine ganze Kraft zehrt.
Immer wieder die Ruhe zum Hinsehen. Eine Kamerablick hart von oben auf den Kaffeetisch, in jeder Episode mehrfach vorhanden. Einstellungen, die zu lange sind, um noch wesentliches auszudrücken, die vielmehr dazu einladen, das Bild selbst zu studieren, den Blick, ganz nach Lust, schweifen zu lassen. Viel gibt es dort für jedermann zu entdecken. In einer Episode etwa im Hintergrund: Ein Bild von Henry Silva an der Wand. Außerhalb des Schärfebereichs, aber noch zu erkennen. In der Episode mit Iggy Pop und Tom Waits eine Fliege, die auf dem Tisch spazieren zu gehen scheint, kaum zu bemerken. Ein von der Kamera angeschnittener Aschenbecher. Banal, alltäglich, doch hier: wunderschöne Miniatur. Wie das Filmmaterial manchmal wechselt und die Personen unterschiedlichen Räumen zuweist: Hier grobkörnig, leicht zum Grünstichigen neigend, dort hart kontrastiertes, feinkörniges Schwarzweiß im ganz begrifflichen Sinne. Wie das dann aber auch wieder überhaupt nicht von Belang ist - Detail, das man erkennen soll oder auch nicht. Die verschwenderische Lust an der Zeit selbst, die nicht mit Sinnvollem oder gar Gesundem gefüllt werde. Pop nicht als "bigger" oder gar "more than life". Pop als Leben selbst. Nicht wer alles gemacht, alles probiert hat, blickt auf ein erfülltes Leben zurück. Sondern der, der jede Sekunde bei vollem Bewusstsein an die Zeit selbst verschwendet hat.

Wunderschön die Episode mit Renee. Das Tattoo auf ihrem Unterarm. Die Waffenmagazine, die sie gedankenverloren durchblättert. Wie sie blinzelt, ihre Finger über die Kaffeetasse legt, wenn der waiter wieder Kaffee in sie zu gießen droht. Wie sich da ein Lächeln entwickelt, aber nie zur Vollendung kommt. Komik und Gänsehaut - allein für diese Episode, für die Schönheit ihrer Bilder, lohnt sich dieser ganze Film.
imdb | mrqe
Ein entspannter Film, der nicht die große Erählung will, nicht den großen Zusammenhang der ewigen Bewegung von A nach B (auch wenn, sicher, mittels des Dialogs der eine oder andere Zusammenhang suggeriert wird). Ein Film, der sich selbst ans Detail verschwendet, daraus seine ganze Kraft zehrt. Immer wieder die Ruhe zum Hinsehen. Eine Kamerablick hart von oben auf den Kaffeetisch, in jeder Episode mehrfach vorhanden. Einstellungen, die zu lange sind, um noch wesentliches auszudrücken, die vielmehr dazu einladen, das Bild selbst zu studieren, den Blick, ganz nach Lust, schweifen zu lassen. Viel gibt es dort für jedermann zu entdecken. In einer Episode etwa im Hintergrund: Ein Bild von Henry Silva an der Wand. Außerhalb des Schärfebereichs, aber noch zu erkennen. In der Episode mit Iggy Pop und Tom Waits eine Fliege, die auf dem Tisch spazieren zu gehen scheint, kaum zu bemerken. Ein von der Kamera angeschnittener Aschenbecher. Banal, alltäglich, doch hier: wunderschöne Miniatur. Wie das Filmmaterial manchmal wechselt und die Personen unterschiedlichen Räumen zuweist: Hier grobkörnig, leicht zum Grünstichigen neigend, dort hart kontrastiertes, feinkörniges Schwarzweiß im ganz begrifflichen Sinne. Wie das dann aber auch wieder überhaupt nicht von Belang ist - Detail, das man erkennen soll oder auch nicht. Die verschwenderische Lust an der Zeit selbst, die nicht mit Sinnvollem oder gar Gesundem gefüllt werde. Pop nicht als "bigger" oder gar "more than life". Pop als Leben selbst. Nicht wer alles gemacht, alles probiert hat, blickt auf ein erfülltes Leben zurück. Sondern der, der jede Sekunde bei vollem Bewusstsein an die Zeit selbst verschwendet hat.

Wunderschön die Episode mit Renee. Das Tattoo auf ihrem Unterarm. Die Waffenmagazine, die sie gedankenverloren durchblättert. Wie sie blinzelt, ihre Finger über die Kaffeetasse legt, wenn der waiter wieder Kaffee in sie zu gießen droht. Wie sich da ein Lächeln entwickelt, aber nie zur Vollendung kommt. Komik und Gänsehaut - allein für diese Episode, für die Schönheit ihrer Bilder, lohnt sich dieser ganze Film.
imdb | mrqe
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Thema: Kinokultur
02. September 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
KINO EXTREM ist der neue monatliche Programmplatz für Filme, die an Grenzen gehen – die der Erträglichkeit oder des so genannten »Guten Geschmacks«. Das werden zumeist Genrefilme sein, Kult oder Kitsch, Camp oder Gore, auch Splatterkino und B-Filme. Solche Filme gelten oft als zu speziell für den Mainstream, dem Kunstfreund dagegen sind sie als vermeintlich pures Effekte-Kino suspekt.
Dennoch bilden sie Bezugspunkte für eine vielfältige Fankultur, für breites Expertentum. Sie sind Experimentierfeld für neue Techniken und Erzählweisen. Und sie bieten einen Spielplatz für all jene, die am Aufdecken von Zitaten und Bezügen zu anderen Filmen und Ausdrucksmitteln ihre Freude haben. KINO EXTREM will gelegentlich auch einen Blick auf populäres Kino werfen, wenn es sich der aktuellen Seh-Erfahrung des Freiburger Publikums entzieht.
Hier weitere Informationen. Die Reihe beginnt am Freitag mit Peter Jacksons Braindead, gefolgt von Bad Taste direkt im Anschluss.
Dennoch bilden sie Bezugspunkte für eine vielfältige Fankultur, für breites Expertentum. Sie sind Experimentierfeld für neue Techniken und Erzählweisen. Und sie bieten einen Spielplatz für all jene, die am Aufdecken von Zitaten und Bezügen zu anderen Filmen und Ausdrucksmitteln ihre Freude haben. KINO EXTREM will gelegentlich auch einen Blick auf populäres Kino werfen, wenn es sich der aktuellen Seh-Erfahrung des Freiburger Publikums entzieht.
Hier weitere Informationen. Die Reihe beginnt am Freitag mit Peter Jacksons Braindead, gefolgt von Bad Taste direkt im Anschluss.
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Thema: literatur
Für gerade mal 2,99 Euro eigentlich schon geschenkt: Amos Vogels Standardwerk Film als subversive Kunst hier bei Zweitausendeins (ich vermute mal als Remittende). Um den Verstand einer Person, die hier nicht zuschlägt, ist zu fürchten. Hier meine Berlinale-Kritik zu dem dort gezeigten Vogel-Portrait.
Des weiteren räumt der Verbrecher Verlag gerade sein Lager auf und haut einige Titel als günstige Remittende raus. Hier die Titelauflistung. Darunter auch günstig zu erstehen: Kuhlbrodts Kuhlbrodtbuch. Mir bislang zwar noch nicht bekannt, aber unter Garantie eine lohnenswerte Lektüre. Mein Exemplar befindet sich natürlich schon auf dem Weg zu mir.
Des weiteren räumt der Verbrecher Verlag gerade sein Lager auf und haut einige Titel als günstige Remittende raus. Hier die Titelauflistung. Darunter auch günstig zu erstehen: Kuhlbrodts Kuhlbrodtbuch. Mir bislang zwar noch nicht bekannt, aber unter Garantie eine lohnenswerte Lektüre. Mein Exemplar befindet sich natürlich schon auf dem Weg zu mir.
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Thema: good news
31. August 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Viel Gewalt wurde Olivier Assayas' Film Demonlover angetan. In den USA erschien der Film nur als gekürzte, zudem bildqualitativ katastrophale DVD. In Deutschland wiederum hatte man alle Hebel in Bewegung gesetzt, es dieser Edition gleichzutun. Good News nun aus den USA: Lion's Gate, für die erste, miese DVD zuständig, haben eingelenkt und diesem untergegangenen Meisterwerk des Techno-Thrillers endlich eine würdige DVD auf den Leib geschneidert, die den Director's Cut enthält und zudem über eine adäquate Bildqualität verfügt. Dies lässt sich zumindest aus diesem Review von DVDTalk.com schließen. Die DVD erscheint Mitte September.
Hier eine kurze Vorstellung von Assayas auf jump-cut.de.
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Thema: Kinokultur
Pressemitteilung der Neuen Kant Kinos (Berlin):
"Parallel zu dem im Russischen Haus stattfindenden Kongress „HIV im Dialog“, zeigen die Neuen Kant Kinos vom 2.09. bis 8.09.04 den Film „So wollen wir nicht sterben – Aids in Odessa“.
Die Ukraine steht vor einer AIDS-Epidemie, Odessa ist einer ihrer Schwerpunkte. Die Kranken werden „Abfälle der Gesellschaft“ genannt, nur ein Bruchteil von ihnen wird behandelt. Der marode ukrainische Staat hat sich von vielen seiner Aufgaben zurückgezogen. Im Gesundheitswesen fehlt es am Nötigsten, umso mehr für Menschen, die nutzlos sind. Dies ist der erste Film, der sich mit der Aids-Epidemie in der Ukraine beschäftigt und aufwühlende Bilder eingefangen hat, die lange nicht loslassen.
Am 2.09.04 wird der Regisseur des Films, Karsten Hein, nach dem Film, der um 17.30 Uhr gezeigt wird, mit den Zuschauern über seine Arbeit sprechen."
"Parallel zu dem im Russischen Haus stattfindenden Kongress „HIV im Dialog“, zeigen die Neuen Kant Kinos vom 2.09. bis 8.09.04 den Film „So wollen wir nicht sterben – Aids in Odessa“.
Die Ukraine steht vor einer AIDS-Epidemie, Odessa ist einer ihrer Schwerpunkte. Die Kranken werden „Abfälle der Gesellschaft“ genannt, nur ein Bruchteil von ihnen wird behandelt. Der marode ukrainische Staat hat sich von vielen seiner Aufgaben zurückgezogen. Im Gesundheitswesen fehlt es am Nötigsten, umso mehr für Menschen, die nutzlos sind. Dies ist der erste Film, der sich mit der Aids-Epidemie in der Ukraine beschäftigt und aufwühlende Bilder eingefangen hat, die lange nicht loslassen.
Am 2.09.04 wird der Regisseur des Films, Karsten Hein, nach dem Film, der um 17.30 Uhr gezeigt wird, mit den Zuschauern über seine Arbeit sprechen."
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Thema: Weblogflaneur
» Blogbuch
31. August 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Es ist soweit. Lange immer nur angekündigt, dann verschoben, doch jetzt ist's manifest: Heute das Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Erster Eindruck: Schön. Zweiter Eindruck: Demnächst hier und auch an anderer Stelle.


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Thema: Kinokultur
Auch weiterhin Gallo-Mania hier und in anderen Blogs. Via Filmfilter gibt es diesmal ein angenehm langes Interview mit Gallo, geführt vom berüchtigten Mann mit der Doppeldaumenstarre, Mr Ebert himself.

We had not yet actually discussed the Worst Film in the History of the Cannes Film Festival, so I broke the ice: "I've got to tell you, it's a different film now. I have to start over in the process of reviewing it, because it's not the film I saw at Cannes. I think it's a better film."
Ich bin gespannt, ob es auf DVD die Möglichkeit geben wird - per seamless branching kein Probelm - beide Versionen des Films zu sichten.

We had not yet actually discussed the Worst Film in the History of the Cannes Film Festival, so I broke the ice: "I've got to tell you, it's a different film now. I have to start over in the process of reviewing it, because it's not the film I saw at Cannes. I think it's a better film."
Ich bin gespannt, ob es auf DVD die Möglichkeit geben wird - per seamless branching kein Probelm - beide Versionen des Films zu sichten.
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Thema: TV-Tipps
31. August 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
3sat beschert uns heute abend zur besten Sendezeit einen kleinen Festschmaus: Gezeigt wird um 22.25 Der Magier von Prag, eine Dokumentation über den Animationskünstler, Dichter und Filmemacher Jan Svankmajer. Dem folgt eine Auswahl an Kurzfilmen des Prager Surrealisten vornehmlich aus dem späteren Werk, darunter auch der sehr schöne Dimensions of Dialogue und Der Tod des Stalinismus in Böhmen. Svankmajers Filme quellen förmlich über vor Ideen und Witz, sind reflektierende wie unterhaltsame Miniaturen, die bis ins kleinste Detail noch liebevoll (und zum Teil: auf organische Weise recht eklig) gestaltet wurden. Ein überaus seltenes Schmankerl, das 3sat hier zeigt; unbedingt archivieren also!Für Unschlüssige hier noch der Link zu Alchemist of the Surreal, ein erfreulich umfangreiches Online-Archiv zum Werk des Tschechen. Viel Spaß beim Stöbern und Entdecken.
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Thema: Filmtagebuch: e.f.
31. August 04 | Autor: e.f. | 0 Kommentare | Kommentieren
gesehen im TV
Reliquien sind Gegenstände, denen in unseren Breiten - vor allem im Katholizismus - besondere religiöse Verehrung zuteil wird. Darüber hinaus stellen sie eine der ältesten Formen der Heiligenverehrung dar. Speziell Reliquien der ersten Kategorie, also verbürgte Körperteile eines Heiligen, erfreuen sich höchster Wertschätzung. Ein organisierter Handel auf monetärer Grundlage ist verpönt, Schenkung die einzig gangbare Übertragungspraxis.
Ein Kopf. Präziser: Der Kopf Alfedo Garcias. Eine Reliquie, zweifellos - nur deutlich profanerer Natur. Weder vergoldet, noch von besonderer Handwerkskunst zeugend. Faulendes, von Fliegen bedecktes Fleisch. Nicht verschenkt, sondern aus einem Grab geraubt. Kein Heiliger, sondern ein Frauenheld und Taugenichts. Für Bennie, einem Alfredo wohl gar nicht so unähnlichen Mann aus einfachsten Verhältnisse, von der Armut zu einem höchst unsoliden Lebenswandel verdammt, jedoch Garant der (irdischen) Glückseeligkeit. "Hör zu! Hat die Kirche nicht von ihrem Heiligen Füsse, Finger und weiß Gott was noch für Körperteile als Reliquie abgeschnitten. Bitte, wir machen' s wie sie, Alfredo ist unser Heiliger, der Heilige von unserem Geld und wir brauchen von ihm eine Reliquie." meint Bennie dann auch zu seiner Freundin Elita, die zwar erhebliche Bedenken, ob der moralischen Grundlage dieses Unternehmens hat, aber andererseits, wie es eben so ist, trotzdem zu ihrem Macker halten will, mag er wohl auch nicht das erhoffte, große Los sein. Denn was nützt es schon? Immer noch besser als einsam und abgebrannt. So nimmt man dann auch gegenseitig die Hurereien des Anderen hin und rauft sich immer wieder zusammen. Nur nicht alleine sein.
Nein, der Kopf muss her. Fünf bis zehn Riesen könnten drin sein. Peanuts, wie Bennie später erfahren soll, denn tatsächlich winken nicht weniger als eine Million Dollar. Ausgelobt vom bigotten Großgrundbesitzer El Jefe, der sich mit kirchlichen Würdenträger schmückt, wie andere mit Orden, andererseits aber auch nicht davor zurückschreckt seiner schwangeren Tochter von seinen Schergen den Arm brechen zu lassen. Der Name ihres Liebhabers, unter Folter preisgegeben, man ahnt es: Alfredo Garcia. Eine Millionen Dollar. Viel Geld für einen Lumpen. Schon merkwürdig, spuckt man den falschen Leuten in die Suppe, wird die eigene, jämmerliche Existenz plötzlich vergoldet. Nur leider immer zum persönlichen Nachteil. Vom Menschen aus Fleisch und Blut zu hartem Dollar - das ist ein kürzerer Weg als man so meint. An dessen Ende dann aber immer die Anderen die Sahne abschöpfen. Und noch während man fällt, kann man ihnen beim, durch das eigene Blut erschlichenen, Aufstieg zusehen, vielleicht noch etwas hinauf rufen und dann ist es auch schon vorbei. Bennie weiß das wahrscheinlich selbst, trotzdem, hier bietet sich wieder eine Chance und wieder wird sie beim Schopf gepackt. Schnell und zuverlässig betäubt die Verheißung Strapazen und etwaige Konsequenzen. Und wer möchte schon von denen etwas wissen, wenn das Himmelreich lockt?
Seine Güte schöpft der Film besonders aus dem Zustand einer -paradoxen- apathischen Umtriebigkeit seiner beiden Hauptprotagonisten. Immer wieder den Griff nach den Sternen versuchen, dabei scheitern, wieder greifen, wieder scheitern, immer weiter, nur weiter. Produktives auf der Stelle treten, das unerreichbare Ziel fest vor Augen. Erst mit dem Tode Elitas kommt wirkliche Bewegung ins Spiel. Das Geld ist nun nicht mehr wichtig, wozu auch, eine gemeinsame Zukunft gibt es nicht. Die Sinnlosigkeit als letzter Antrieb für einen, der bereits alles verloren hat. Sie in Sinn aufzulösen, zu begreifen wieso und warum, wird Bennies letzte Aufgabe, an deren Ende sich Erkenntnis und Tod die Klinke in die Hand gegen. Das Geld bleibt indes einfach liegen und wird als Fetisch entlarvt. Papier, nicht mehr und nicht weniger. Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia ist rohes, physisches Kino. Unmittelbar und dreckig. Alles richtig, aber das hat man, mal ganz unter uns, doch schon tausendmal gehört. Falsch wird es dadurch sicher nicht, ein anderer Aspekt -mag er auch nicht so prominent und aufällig sein- ist meiner Meinung aber letzten Endes wichtiger: Die ungebrochene Würde mit der Bennie und Elita ihr Leben meistern ist von einer Erhabenheit und Größe, die einem schlichtweg den Atem stocken lässt. Eine Anmut von der Schmierlappen wie El Jefe mitsamt ihrer devoten Entourage nie gehört haben und die sie auch niemals verstehen werden.
Wenigstens das.
imdb
Reliquien sind Gegenstände, denen in unseren Breiten - vor allem im Katholizismus - besondere religiöse Verehrung zuteil wird. Darüber hinaus stellen sie eine der ältesten Formen der Heiligenverehrung dar. Speziell Reliquien der ersten Kategorie, also verbürgte Körperteile eines Heiligen, erfreuen sich höchster Wertschätzung. Ein organisierter Handel auf monetärer Grundlage ist verpönt, Schenkung die einzig gangbare Übertragungspraxis.
Ein Kopf. Präziser: Der Kopf Alfedo Garcias. Eine Reliquie, zweifellos - nur deutlich profanerer Natur. Weder vergoldet, noch von besonderer Handwerkskunst zeugend. Faulendes, von Fliegen bedecktes Fleisch. Nicht verschenkt, sondern aus einem Grab geraubt. Kein Heiliger, sondern ein Frauenheld und Taugenichts. Für Bennie, einem Alfredo wohl gar nicht so unähnlichen Mann aus einfachsten Verhältnisse, von der Armut zu einem höchst unsoliden Lebenswandel verdammt, jedoch Garant der (irdischen) Glückseeligkeit. "Hör zu! Hat die Kirche nicht von ihrem Heiligen Füsse, Finger und weiß Gott was noch für Körperteile als Reliquie abgeschnitten. Bitte, wir machen' s wie sie, Alfredo ist unser Heiliger, der Heilige von unserem Geld und wir brauchen von ihm eine Reliquie." meint Bennie dann auch zu seiner Freundin Elita, die zwar erhebliche Bedenken, ob der moralischen Grundlage dieses Unternehmens hat, aber andererseits, wie es eben so ist, trotzdem zu ihrem Macker halten will, mag er wohl auch nicht das erhoffte, große Los sein. Denn was nützt es schon? Immer noch besser als einsam und abgebrannt. So nimmt man dann auch gegenseitig die Hurereien des Anderen hin und rauft sich immer wieder zusammen. Nur nicht alleine sein.Nein, der Kopf muss her. Fünf bis zehn Riesen könnten drin sein. Peanuts, wie Bennie später erfahren soll, denn tatsächlich winken nicht weniger als eine Million Dollar. Ausgelobt vom bigotten Großgrundbesitzer El Jefe, der sich mit kirchlichen Würdenträger schmückt, wie andere mit Orden, andererseits aber auch nicht davor zurückschreckt seiner schwangeren Tochter von seinen Schergen den Arm brechen zu lassen. Der Name ihres Liebhabers, unter Folter preisgegeben, man ahnt es: Alfredo Garcia. Eine Millionen Dollar. Viel Geld für einen Lumpen. Schon merkwürdig, spuckt man den falschen Leuten in die Suppe, wird die eigene, jämmerliche Existenz plötzlich vergoldet. Nur leider immer zum persönlichen Nachteil. Vom Menschen aus Fleisch und Blut zu hartem Dollar - das ist ein kürzerer Weg als man so meint. An dessen Ende dann aber immer die Anderen die Sahne abschöpfen. Und noch während man fällt, kann man ihnen beim, durch das eigene Blut erschlichenen, Aufstieg zusehen, vielleicht noch etwas hinauf rufen und dann ist es auch schon vorbei. Bennie weiß das wahrscheinlich selbst, trotzdem, hier bietet sich wieder eine Chance und wieder wird sie beim Schopf gepackt. Schnell und zuverlässig betäubt die Verheißung Strapazen und etwaige Konsequenzen. Und wer möchte schon von denen etwas wissen, wenn das Himmelreich lockt?
"Danke, er ist nämlich mit besonderen Erinnerungen an ein Mädchen verknüpft, das müsst ihr verstehen. Diesen Korb packte sie eines Tages voll, mit den schönsten Sachen für ein Picknick. Dann sind wir zusammen losgefahren, auf vedammt dreckigen Straßen. Wir lebten von dem was sie zubereitet hatte mit ihren Händen, mit wundervollen Händen. Doch Sie kam nicht zurück von dieser Fahrt, deswegen möchte ich wissen was ihr damit wollt? Was der Kopf von Alfredo Garcia wirklich wert ist und für WEN er das wert ist!"
(Bennie verlangt den Korb)
(Bennie verlangt den Korb)
Seine Güte schöpft der Film besonders aus dem Zustand einer -paradoxen- apathischen Umtriebigkeit seiner beiden Hauptprotagonisten. Immer wieder den Griff nach den Sternen versuchen, dabei scheitern, wieder greifen, wieder scheitern, immer weiter, nur weiter. Produktives auf der Stelle treten, das unerreichbare Ziel fest vor Augen. Erst mit dem Tode Elitas kommt wirkliche Bewegung ins Spiel. Das Geld ist nun nicht mehr wichtig, wozu auch, eine gemeinsame Zukunft gibt es nicht. Die Sinnlosigkeit als letzter Antrieb für einen, der bereits alles verloren hat. Sie in Sinn aufzulösen, zu begreifen wieso und warum, wird Bennies letzte Aufgabe, an deren Ende sich Erkenntnis und Tod die Klinke in die Hand gegen. Das Geld bleibt indes einfach liegen und wird als Fetisch entlarvt. Papier, nicht mehr und nicht weniger. Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia ist rohes, physisches Kino. Unmittelbar und dreckig. Alles richtig, aber das hat man, mal ganz unter uns, doch schon tausendmal gehört. Falsch wird es dadurch sicher nicht, ein anderer Aspekt -mag er auch nicht so prominent und aufällig sein- ist meiner Meinung aber letzten Endes wichtiger: Die ungebrochene Würde mit der Bennie und Elita ihr Leben meistern ist von einer Erhabenheit und Größe, die einem schlichtweg den Atem stocken lässt. Eine Anmut von der Schmierlappen wie El Jefe mitsamt ihrer devoten Entourage nie gehört haben und die sie auch niemals verstehen werden.Wenigstens das.
imdb
° ° °
Thema: Kinokultur
Ganz und gar unbehaglich wurde mir heute am Abend beim Trailer von Der Untergang. Die Debatten der letzten Wochen gingen an mir eher unbeachtet vorüber - von allen Seiten ohnehin wohl nur Übliches. Jetzt aber eben dieser Trailer, der es in seiner Penetranz drauf anlegt, wahrgenommen zu werden. Granz, von mir sonst hochgeschätzt, als Hitlerkarikatur, tappeliger Opa, versehentlich Völkermörder geworden, wie's scheint. Draußen die Bomben gegen Deutsche. Zusammenrücken, der Untergang naht. Die totale Einreihung in das Opferdasein. Ein Junge in Soldatenuniform - schaut nur, vor was die Nazis nicht halt gemacht haben, Kinder in den Krieg haben sie geschickt! - rennt durch die Trümmer, um ihn herum das Kugelgewitter. Zwischendrin immer Ansagen vom Führer, der als tragische Figur schon fast erscheinen soll. Alles bedeutungsschwanger, kosmisch, apokalyptisch. Im Magen zog sich mir alles zusammen; this year's Wunder von Bern, flankiert von sich des Wirs bewusstem Dyk/Heppner-Gerülpse?
Dann ein Ärgernis gänzlich anderer Art: Der Trailer zu Woody Allens neuem Anything Else, der im übrigen nicht ganz so gut ist wie seine Spät-70er Klassiker, aber sich eben doch souverän in dieser Tradition bewegt. Nun ist es ganz bemerkenswert, wie konsequent Allen - er spielt im Film mit, wenn auch nur am Rande, doch für's Ganze ist er entscheidend - aus dem Trailer gedrückt wurde. Screentime: 0 seconds. Stattdessen hat man den Trailer mit Musiken unterlegt, die meines Wissens im Film nicht vorkommen. Obligatorische Liebesfilm-Oldies, die Riccis und Biggs' Beziehungsprobleme mittels eines noch zusätzlich falsche Assoziationen weckenden Montagekonzepts gefährlich in die Nähe zu your average RomCom drängen. Fluffig, heiter, weniger heiter, alles mit drin. Albernheiten, im Film zwar vorhanden, hier indes voll ausgespielt, als genössen sie im fertigen Werk oberste Priorität. Kein Jazz natürlich zu hören, der im Film, natürlich, stark präsent ist. Danny DeVito: Ebenfalls outgesourct. Man erschrickt schon fast als dann doch, fast verschämt und enstprechend kurz, "ein Film von Woody Allen" über die Leinwand huscht: Das ist nicht in Einklang zu bringen mit dem, was gerade über einen hinweggerollt ist und mit Allen, mit dem Film Anything Else letzten Endes wenig, ja eigentlich schon nichts mehr gemein hat. Ärgerlich vor allem auch, weil nun gerade Biggs hier mit Bravour sich wegspielt vom American Pie-Image, was der Trailer indes nach Strich und Faden sabotiert.
Und ganz am Rande: Da lief noch der Trailer irgendeines eher mal langweilig wirkenden Liebes- und Beziehungsfilms, der wohl das Attribut "mit Pfiff" für sich gewinnen will. Name des Films zwar vergessen, doch erinnere ich mich mit Grausen jenes Wortspiels im Untertitel, welches immer dann eingesetzt wird, wenn kreative Agenturenkreativlinge ihren Beruf zwar augenscheinlich falsch gewählt haben, sich aber dennoch für besonders gewitzt halten. Lange Rede, kurzer Sinn: Totalboykott von jetzt an und für alle Zeiten eines jeden Liebesfilms, der die öde Doppeldeutigkeit des Wortes "sich trauen" gewinnheischend einzusetzen gedenkt.
Der eigentliche Film, Coffee and Cigarettes, war indes wundervoll, danke der Nachfrage.
Dann ein Ärgernis gänzlich anderer Art: Der Trailer zu Woody Allens neuem Anything Else, der im übrigen nicht ganz so gut ist wie seine Spät-70er Klassiker, aber sich eben doch souverän in dieser Tradition bewegt. Nun ist es ganz bemerkenswert, wie konsequent Allen - er spielt im Film mit, wenn auch nur am Rande, doch für's Ganze ist er entscheidend - aus dem Trailer gedrückt wurde. Screentime: 0 seconds. Stattdessen hat man den Trailer mit Musiken unterlegt, die meines Wissens im Film nicht vorkommen. Obligatorische Liebesfilm-Oldies, die Riccis und Biggs' Beziehungsprobleme mittels eines noch zusätzlich falsche Assoziationen weckenden Montagekonzepts gefährlich in die Nähe zu your average RomCom drängen. Fluffig, heiter, weniger heiter, alles mit drin. Albernheiten, im Film zwar vorhanden, hier indes voll ausgespielt, als genössen sie im fertigen Werk oberste Priorität. Kein Jazz natürlich zu hören, der im Film, natürlich, stark präsent ist. Danny DeVito: Ebenfalls outgesourct. Man erschrickt schon fast als dann doch, fast verschämt und enstprechend kurz, "ein Film von Woody Allen" über die Leinwand huscht: Das ist nicht in Einklang zu bringen mit dem, was gerade über einen hinweggerollt ist und mit Allen, mit dem Film Anything Else letzten Endes wenig, ja eigentlich schon nichts mehr gemein hat. Ärgerlich vor allem auch, weil nun gerade Biggs hier mit Bravour sich wegspielt vom American Pie-Image, was der Trailer indes nach Strich und Faden sabotiert.
Und ganz am Rande: Da lief noch der Trailer irgendeines eher mal langweilig wirkenden Liebes- und Beziehungsfilms, der wohl das Attribut "mit Pfiff" für sich gewinnen will. Name des Films zwar vergessen, doch erinnere ich mich mit Grausen jenes Wortspiels im Untertitel, welches immer dann eingesetzt wird, wenn kreative Agenturenkreativlinge ihren Beruf zwar augenscheinlich falsch gewählt haben, sich aber dennoch für besonders gewitzt halten. Lange Rede, kurzer Sinn: Totalboykott von jetzt an und für alle Zeiten eines jeden Liebesfilms, der die öde Doppeldeutigkeit des Wortes "sich trauen" gewinnheischend einzusetzen gedenkt.
Der eigentliche Film, Coffee and Cigarettes, war indes wundervoll, danke der Nachfrage.
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Thema: literatur
30. August 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Bald komme ich mir ja schon schäbig vor, weil ich soviel bei Crime in your Coffee abblogge, aber nun verflixt aber auch, was die Person dahinter aus den Untiefen des Webs zutage fördert, ist aber auch jedes Mal von ganz erlesener Qualität.
Diesmal handelt es sich um eldritchdark.com, ein Online-Archiv, das sich ganz dem Werk von Clark Ashton Smith verschrieben hat. Smith war, neben dem ungleich bekannteren H.P. Lovecraft, einer der Hauptautoren von Weird Tales (via dito.), siehe auch soilworkers Erläuterungen. In besagtem Archiv findet sich nun nahezu das komplette Werk dieses Autoren zum Online-Lesen.
Diesmal handelt es sich um eldritchdark.com, ein Online-Archiv, das sich ganz dem Werk von Clark Ashton Smith verschrieben hat. Smith war, neben dem ungleich bekannteren H.P. Lovecraft, einer der Hauptautoren von Weird Tales (via dito.), siehe auch soilworkers Erläuterungen. In besagtem Archiv findet sich nun nahezu das komplette Werk dieses Autoren zum Online-Lesen.° ° °
Thema: comics
30. August 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren

Durch. Alan Moores und Dave Gibbons' Watchmen. Ein hochkomplexes, reflektiertes Meisterwerk. Fühle mich wie erschlagen und, vor allem, glücklich darüber, auf dieses Werk gestoßen (worden) zu sein. Wer noch immer meint, Comics wären Kinderkram, wer noch immer meint, da käme, auch bei ambitionierten Versuchen, doch nur zu Belächelndes bei raus, dem sei dieses in der Tat durchkomponierte Stück Literatur empfohlen. Als Begleitung, noch besser als Hilfe zum retrospektiven Nachschlagen (Watchmen ist in der Tat ein Werk, von dem man vorab so wenig wie möglich wissen sollte), seien diese annotations empfohlen. Aber bloß nicht vorher lesen.
° ° °
Thema: Kinokultur
30. August 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Das Filmhaus Nürnberg präsentiert im September eine Werkschau des finnischen Regisseurs Aki Kaurismäki, in deren Rahmen auch erstmals (in Nürnberg) Mika Kaurismäkis Der Lügner (1981) zu sehen ist, für den Aki das Drehbuch schrieb.
Am wenigsten erfreut über das transportierte Finnland-Bild ist das finnische Tourismusbüro, das behauptet, Kaurismäki habe ihre Bemühungen um zehn Jahre zurückgeworfen.
Aus der Programmankündigung, hier der Spielplan.
Am wenigsten erfreut über das transportierte Finnland-Bild ist das finnische Tourismusbüro, das behauptet, Kaurismäki habe ihre Bemühungen um zehn Jahre zurückgeworfen.
Aus der Programmankündigung, hier der Spielplan.
° ° °
Thema: Hoerspiele
28. August 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Heute abend um 21.05 Uhr wiederholt NDR Info das Hörspiel M - Eine Stadt sucht einen Mörder, das Originaltöne des Films, neuinszenierte Szenen und elektronische Soundscapes zu einem auditiven Diskursbeitrag zum Serienkillerkomplex verwebt. Meine Besprechung hier.Als Tool zum Mithören eignet sich nach meiner Erfahrung das von Phonostar sehr gut. Das Programm bietet Hunderte von Radiostreams "ab Werk" und kann natürlich um eigene Lieblinge ergänzt werden. Des weiteren verfügt das Tool über eine komfortable MP3-Mitschneidefunktion, die es erlaubt, Radiosendungen privat zu archivieren. Allerdings sollte man mit dieser etwas experimentieren, "bevor es gilt", um qualitative Aufnahmen zu gewährleisten.
° ° °
Thema: Hoerkino
27. August 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Ein Hinweis von Christoph, mit dem ich schon lange nicht mehr telefoniert, den ich schon viel zu lange nicht mehr gesehen habe: Auf ihrer Website finden Blumfeld in einer Stellungnahme die passenden Worte für hier bereits angesprochenen Unfug. Sie sollen hier gerne noch mal reproduziert werden:
Aus gegebenem Anlass sieht sich die Gruppe Blumfeld zu folgender Stellungnahme zum Thema "Deutschland. Nation. Heimat und Popmusik" verpflichtet.
Wie aus unserem Schaffen und Verhalten klar erkennbar sein sollte, haben wir es stets abgelehnt, uns in die heimatduselige Front all derer einzureihen, die es für angebracht halten, sich in ihrem Denken, Fühlen, Singen und Handeln positiv auf Deutschland ( als Kulturnation und Heimat ) zu beziehen.
Wer meint, sich unter dem schwarz-rot-goldenen Deckmäntelchen Pop-Musik für sein Land z.B. beim Grand Prix stark machen zu müssen,
wer mit geschichtsrevisionistischen "Wir sind wir"-Parolen zur "Normalität" eines positiven deutschen Selbstverständnisses zurückkehren will,
wem nichts besseres einfällt, als sich auf diversen schwärmerischen Deutsch-Pop-Compilations ( z.B. Pop 2000, Neue Heimat, Junge Helden ) zum Sprachrohr eines neuen deutschen Heimatgefühls zu formieren,
wem der Sinn danach steht, die deutsche Kulturnation mit einer so genannten "Deutsch-Rock-Quote" wieder auf Vordermann zu bringen,
wer sich - warum auch immer - etwas davon verspricht einer deutschtümelnden Öffentlichkeit den kleinen Finger oder mehr zu reichen,
der oder die ist entweder tatsächlich stolz auf sein Land, darauf ein Deutscher zu sein ( warum? wozu? ), vielleicht auch nur etwas zu ( pseudo- ) naiv und unreflektiert oder aber eben so erfolgsversessen, dass er oder sie es billigend in Kauf nimmt, die in deutschem Namen begangenen Verbrechen und ( Un- ) Taten der Vergangenheit und Gegenwart zu ignorieren und vergessen zu machen, um seine Zielgruppe zu erreichen.
Dass Künstler und Künstlerinnen damit auch die eigene Kunst verraten, kann und soll jede(r) mit sich selbst ausmachen.
Wer aber meint, Blumfeld als Vordenker für seine Anbiederung an ein deutschtümelndes ( Massen- ) Publikum missbrauchen bzw. denunzieren zu können, dem sei mit dieser Mitteilung noch mal ausdrücklich erklärt, dass wir für derartigen Populismus und Vaterlandsliebe jedweder Art nach wie vor nicht zur Verfügung stehen.
Gut so.
Aus gegebenem Anlass sieht sich die Gruppe Blumfeld zu folgender Stellungnahme zum Thema "Deutschland. Nation. Heimat und Popmusik" verpflichtet.
Wie aus unserem Schaffen und Verhalten klar erkennbar sein sollte, haben wir es stets abgelehnt, uns in die heimatduselige Front all derer einzureihen, die es für angebracht halten, sich in ihrem Denken, Fühlen, Singen und Handeln positiv auf Deutschland ( als Kulturnation und Heimat ) zu beziehen.
Wer meint, sich unter dem schwarz-rot-goldenen Deckmäntelchen Pop-Musik für sein Land z.B. beim Grand Prix stark machen zu müssen,
wer mit geschichtsrevisionistischen "Wir sind wir"-Parolen zur "Normalität" eines positiven deutschen Selbstverständnisses zurückkehren will,
wem nichts besseres einfällt, als sich auf diversen schwärmerischen Deutsch-Pop-Compilations ( z.B. Pop 2000, Neue Heimat, Junge Helden ) zum Sprachrohr eines neuen deutschen Heimatgefühls zu formieren,
wem der Sinn danach steht, die deutsche Kulturnation mit einer so genannten "Deutsch-Rock-Quote" wieder auf Vordermann zu bringen,
wer sich - warum auch immer - etwas davon verspricht einer deutschtümelnden Öffentlichkeit den kleinen Finger oder mehr zu reichen,
der oder die ist entweder tatsächlich stolz auf sein Land, darauf ein Deutscher zu sein ( warum? wozu? ), vielleicht auch nur etwas zu ( pseudo- ) naiv und unreflektiert oder aber eben so erfolgsversessen, dass er oder sie es billigend in Kauf nimmt, die in deutschem Namen begangenen Verbrechen und ( Un- ) Taten der Vergangenheit und Gegenwart zu ignorieren und vergessen zu machen, um seine Zielgruppe zu erreichen.
Dass Künstler und Künstlerinnen damit auch die eigene Kunst verraten, kann und soll jede(r) mit sich selbst ausmachen.
Wer aber meint, Blumfeld als Vordenker für seine Anbiederung an ein deutschtümelndes ( Massen- ) Publikum missbrauchen bzw. denunzieren zu können, dem sei mit dieser Mitteilung noch mal ausdrücklich erklärt, dass wir für derartigen Populismus und Vaterlandsliebe jedweder Art nach wie vor nicht zur Verfügung stehen.
Gut so.
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Thema: Alltag, medial gedoppelt
Am Freitag diesen Film in der Post zu haben - schon viel davon gehört, nur Gutes natürlich, bei ebay günstiger als günstig erstanden -, das ist natürlich an sich schon apart. Dann daneben noch einen Brief von der FU Berlin, mit zitternden Händen aufgemacht.
Nur soviel: Drin. Kulturwissenschaft im Hauptfach, Nebenfächer Filmwissenschaft und Publizistik. Nicht die schlechteste aller Kombinationen.
Heute Nacht: Besäufnis.
Nur soviel: Drin. Kulturwissenschaft im Hauptfach, Nebenfächer Filmwissenschaft und Publizistik. Nicht die schlechteste aller Kombinationen.
Heute Nacht: Besäufnis.
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Thema: FilmKulturMedienwissenschaft
27. August 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Hier eine Gallerie mit Filmkameras aus den frühsten Tagen der Filmgeschichte. Je mit erläuternden Details, sehr schön.
[via The Cartoonist]
[via The Cartoonist]
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Thema: Alltag, medial gedoppelt
Sitze so vor dem Rechner, die Balkontür hinter mir offen. Straßenlärm, der mir schon lange nicht mehr auffällt, Geräuschkulisse meines Alltags geworden ist. Plötzlich schwillt an, zu bedrohlicher Lautstärke: Der Soundtrack zu Indiana Jones. Daa-Dada-Daaa Da-Da-Daa, Sie wissen. Kommt von draußen, ist auch gleich wieder weg, schwillt, den Höhepunkt des Pegels erklommen, fast schon symmetrisch wieder ab. Wie eine geisterhafte Nachricht, ohne Sinn, ohne Adressat. Kurz etwas verwirrt, benommen, belustigt gewesen, ein wenig Angst dann vor Leuten bekommen, die im Straßenverkehr mit dieser Vehemenz, am Ende noch mit wehenden Fahnen, Indiana Jones hören.
° ° °
Thema: Blaetterrauschen
Er bekomme von sowas Bauchschmerzen, schreibt Georg Diez in der FAZ. Weil er Liberaler ist. Grund für die Beschwerden körperlicher Art: Dyk und Heppner im Duo vereint, allerlei National-ambivalentes singend. Zum einen ja nett, denke ich mir, dass auch die nun nicht unbedingt im Verdacht des Linksextremismus stehende FAZ Kritisches anzumerken weiß und dazu auch gewillt ist. Dann gleichzeitig aber wieder dieses Halbgare. Dieses den Unsinn, der da verzapft wird, ernster nehmen als man ihn müsste. Ihn mit Bedenkenträgermiene aufwerten. Sich letzten Endes doch nur der feuilletonistischen Schöngeisterei verpflichtet fühlen und doch nur Besinnliches, nein, entschuldigen Sie, Nachdenkliches anmerken. Mit Bauchschmerzen aber, immerhin.
Nun sind Bauchschmerzen nichts, was auf Distanz schließen ließe. Wenn man bei etwas Bauchschmerzen hat, dann fühlt man sich ja letzten Endes nur unbehaglich, ist unsicher. Und diejenigen, die heute über Bauchschmerzen klagen, werden in Zukunft wohl die ersten sein, die froh darüber sind, nun nicht mehr an diesen Verkrampfungen von früher zu leiden. Jetzt, so wird man dann sagen, gehe man das ja locker an. Zum Glück, das habe ich hinter mir.
Warum, so frage ich mich bei der Lektüre dieses Textes, der doch nur Gutes will, letzten Endes aber eben doch nur Aufwertung betreibt, zum zwar kritischen, aber eben doch auf Augenhöhe stattfindenden Dialog einlädt, warum nicht einfach mal die geistige Minderbemitteltheit solcher Nationalneurotiker beim Namen nennen, sie ausstellen. Ernsthaft: Wenn eine vor sich hinpubertierende Metalband "I am I and you are you" singt, rümpft man im Feuilleton die Nase. Banales, läppisch, dümmlich. Kaum meint aber einer, mit einem geradewegs wahnwitzig lächerlichem Slogan a la "Wir sind wir" eine national-romantische Saite zum Klingen bringen zu müssen, wird sich allerorten über Bauchschmerzen ausgelassen. Wird Exegese betrieben, schöne Worte gefunden, sich kritisch, aber bewusst auseinandergesetzt. Bedenkenträger beim Tragen von Bedenken. Wir sind wir. Mach Sachen, das wird ja nurmehr von des Müller's Kuh noch übertroffen.
Feridun Zaimoglu hat das letztes Jahr, bei dieser nicht unähnlichen MIA-Debatte, mal ganz gut im Intro auf den Punkt gebracht: "Schwarz ist der Kaffee, rot der Mund, gelb die Sonne - ja, und haarig ist mein Arsch, oder was?" Tacheles sprechen! Wirrköpfe beim Namen benennen! Und vor allem: den liberalen Bauch mal vergessen.
Nun sind Bauchschmerzen nichts, was auf Distanz schließen ließe. Wenn man bei etwas Bauchschmerzen hat, dann fühlt man sich ja letzten Endes nur unbehaglich, ist unsicher. Und diejenigen, die heute über Bauchschmerzen klagen, werden in Zukunft wohl die ersten sein, die froh darüber sind, nun nicht mehr an diesen Verkrampfungen von früher zu leiden. Jetzt, so wird man dann sagen, gehe man das ja locker an. Zum Glück, das habe ich hinter mir.
Warum, so frage ich mich bei der Lektüre dieses Textes, der doch nur Gutes will, letzten Endes aber eben doch nur Aufwertung betreibt, zum zwar kritischen, aber eben doch auf Augenhöhe stattfindenden Dialog einlädt, warum nicht einfach mal die geistige Minderbemitteltheit solcher Nationalneurotiker beim Namen nennen, sie ausstellen. Ernsthaft: Wenn eine vor sich hinpubertierende Metalband "I am I and you are you" singt, rümpft man im Feuilleton die Nase. Banales, läppisch, dümmlich. Kaum meint aber einer, mit einem geradewegs wahnwitzig lächerlichem Slogan a la "Wir sind wir" eine national-romantische Saite zum Klingen bringen zu müssen, wird sich allerorten über Bauchschmerzen ausgelassen. Wird Exegese betrieben, schöne Worte gefunden, sich kritisch, aber bewusst auseinandergesetzt. Bedenkenträger beim Tragen von Bedenken. Wir sind wir. Mach Sachen, das wird ja nurmehr von des Müller's Kuh noch übertroffen.
Feridun Zaimoglu hat das letztes Jahr, bei dieser nicht unähnlichen MIA-Debatte, mal ganz gut im Intro auf den Punkt gebracht: "Schwarz ist der Kaffee, rot der Mund, gelb die Sonne - ja, und haarig ist mein Arsch, oder was?" Tacheles sprechen! Wirrköpfe beim Namen benennen! Und vor allem: den liberalen Bauch mal vergessen.
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Thema: Blaetterrauschen
26. August 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Der "Caligarismus" war für ihn ästhetisch eine Sackgasse, soziologisch aber der Stoff für sein größtes Denk-Abenteuer zum Film: "Von Caligari zu Hitler" handelt von Filmen, die den Tyrannen schon träumen, bevor er in der Wirklichkeit seine Gestalt gefunden hat. Seitdem behandeln wir Filme nicht mehr nur als "Abbilder", sondern auch als "Symptome". Da hat er uns ein neues Spielfeld hinterlassen, der "Dr. Kracauer". Und eine neue Fehlerquelle.
Georg Seeßlen bereits am vergangenen Sonntag in der WamS mit Mit Kracauer ins Multiplex, anlässlich der Neuauflage des Werks des Filmsoziologen.
[via filmfilter]
Georg Seeßlen bereits am vergangenen Sonntag in der WamS mit Mit Kracauer ins Multiplex, anlässlich der Neuauflage des Werks des Filmsoziologen.
[via filmfilter]
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Thema: Kinokultur
26. August 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Generically, The Brown Bunny is a low-budget road movie in which, after losing a meet in New Hampshire, itinerant motorcycle racer Bud Clay (Gallo) drives back to Los Angeles, plaintive folk-rock on the soundtrack and his windshield increasingly bug-spattered. As Gallo's superbly eccentric first feature, Buffalo '66, rewrote and deflated Taxi Driver's portrait of loner alienation, so his second punctures the self-aggrandizing narcissism and self-conscious social psychodrama of Easy Rider right down to the lyrical light-struck footage and perverse literalization of the Peter Fonda character's petulant punchline: "We blew it!"Jonathan Haberman in der Village Voice über Vincent Gallos Brown Bunny.
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Thema: Kinokultur
25. August 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Der Filmclub Berlin-Baghdad hat sich die irakische Filmkultur zur Aufgabe gemacht. Ziel ist zum einen eine Kontaktknüpfung "zur durchaus lebhaften Filmszene" des Landes, zum anderen die Einrichtung eines Filmarchivs, das empfindliche, durch die Ära Hussein geschlagene filmhistorische Lücken schließen kann. Hierzu sollen DVDs gespendet werden. Genauere Infos dazu auf der Website.
° ° °
Thema: Filmtagebuch: e.f.
25. August 04 | Autor: e.f. | 0 Kommentare | Kommentieren
gesehen auf DVD
"Kleinstädte haben immer Recht, das ist ihr Daseinsgrund" schreibt Jörg Fauser in seiner Marlon Brando Biographie DER VERSILBERTE REBELL. Nun, der Mann muss mit den kleinkarierten Realitäten provinziellen Lebens und Sterbens bestens vertraut gewesen sein. Provinz ist überall gleich, egal ob im Hinterland der amerikanischen Südstaaten oder in Frankfurt-Sossenheim - die speckig glänzenden Gesichter der böswillig Saturierten, die weder trauern, fühlen, verstehen können, man wird sie nicht los. Sie zu leugnen -und damit zu verdrängen-, wäre indes ein Fehler. Denn der Arm der Provinz reicht weit. Auch in den Großstädten und Metropolen finden sich ihre Codes und Rituale. Ob es nun der Anzug tragende Einzelhandelskaufmann ist, der in aufschneiderischer Manier davon berichtet "in der Wirtschaft" tätig zu sein, tatsächlich aber nur einen besseren Ladenschwengel abgibt, oder das Klientel der Volxküchen und autonomen Tierschutzcafés. Die Soße ist die gleiche, das Grausen bleibt.
So ist es nur folgerichtig, dass Russ Meyer, hierzulande beharrlich auf dralle Weiber mit noch viel dralleren Brüsten reduziert, genau hinschaut. Denn wovor man nicht entfliehen kann, dem sollte man wenigstens mit offenem Visier gegenübertreten. Das gebietet die Selbstachtung.
Und so zeigt Meyer dem Zuschauer:
wie der gerade aus der Herrenduschanstalt entlassene Calif, nur einen schäbigen Anzug am Leib, durch das amerikanische Hinterland tingelt, um schließlich und endlich auf der Farm des despotischen Trinkers Sidney unterzukommen.
wie der Farmer seine Arbeiter schikaniert, seine Frau verprügelt und sich in einem, von einer inzestuös gezeichneten Familie betriebenen, Bordell der schäbigsten Sorte bedienen lässt.
wie die braven Bürger der Stadt Calif und der Farmersfrau ein Verhältnis andichten und wie Sidney infolgedessen endgültig durchdreht.
wie Sidney den obskuren Dorfpfarrer um den Finger wickelt, damit er seine Frau und Calif in Misskredit bringen und für die Sünder den Zorn des Herren heraufbeschwören soll.
wie der Farmer, von Wahn, Suff und Geilheit umnebelt, die Frau des Pastors umbringt, seinen Bauernhof ansteckt und wie die Bürger der Stadt schließlich den Dämon aufhängen, den sie selbst hervorgebracht haben.
Ein für Meyer untypischer, stark dialoglastiger Film mit mehreren ineinander verwobenen Handlungssträngen. Sicher: Vordergründige Kritik am amerikanischen Traum, am ungezwungenen Leben auf dem Lande. Tatsächlich ist das Anliegen aber deutlich globaler. Verhängnisvolle gruppendynamische Prozesse; die stickige Enge; die Überwachung; die muksche Bigotterie. All das kommt auf den Seziertisch und das Ergebnis der Autopsie fällt ernüchternd aus. Sie werden sich niemals ändern, es hilft nur Flucht. Und die ist, wie bereits erwähnt, eine zweischneidige Angelegenheit. Das der Film dann noch die Familie als Sinnbild für ein schwärendes, bösartiges -sich aber letzten Endes selbstzerfleischendes- Wachstum heranzieht, ist dem Film hoch anzurechnen. Ein vorläufiges Versprechen, das The Texas Chainsaw Massacre mit seiner Kannibalismusmetaphorik endgültig einlösen sollte.
Roll the credits...
Und was bleibt? Es muss doch ein Fazit geben?! Nein, es gibt keins - zumindest kein gänzlich zufriedenstellendes. Aber was mit Fauser anfängt, soll dann bitteschön auch mit Fauser enden und vielleicht hilft es ja dem ein oder anderen -stuck inside of Mobile- weiter:
"Achten Sie darauf, dass Sie mit Anstand und Absicht Mensch sind auf dieser Erde, schütten Sie Alkohol in Ihre Wunden, aber erwarten Sie nicht, dass das Blut davon gestillt wird, und erwarten Sie vor allem vom Blut kein Paradies."
imdb
"Kleinstädte haben immer Recht, das ist ihr Daseinsgrund" schreibt Jörg Fauser in seiner Marlon Brando Biographie DER VERSILBERTE REBELL. Nun, der Mann muss mit den kleinkarierten Realitäten provinziellen Lebens und Sterbens bestens vertraut gewesen sein. Provinz ist überall gleich, egal ob im Hinterland der amerikanischen Südstaaten oder in Frankfurt-Sossenheim - die speckig glänzenden Gesichter der böswillig Saturierten, die weder trauern, fühlen, verstehen können, man wird sie nicht los. Sie zu leugnen -und damit zu verdrängen-, wäre indes ein Fehler. Denn der Arm der Provinz reicht weit. Auch in den Großstädten und Metropolen finden sich ihre Codes und Rituale. Ob es nun der Anzug tragende Einzelhandelskaufmann ist, der in aufschneiderischer Manier davon berichtet "in der Wirtschaft" tätig zu sein, tatsächlich aber nur einen besseren Ladenschwengel abgibt, oder das Klientel der Volxküchen und autonomen Tierschutzcafés. Die Soße ist die gleiche, das Grausen bleibt. So ist es nur folgerichtig, dass Russ Meyer, hierzulande beharrlich auf dralle Weiber mit noch viel dralleren Brüsten reduziert, genau hinschaut. Denn wovor man nicht entfliehen kann, dem sollte man wenigstens mit offenem Visier gegenübertreten. Das gebietet die Selbstachtung.
Und so zeigt Meyer dem Zuschauer:
wie der gerade aus der Herrenduschanstalt entlassene Calif, nur einen schäbigen Anzug am Leib, durch das amerikanische Hinterland tingelt, um schließlich und endlich auf der Farm des despotischen Trinkers Sidney unterzukommen.
wie der Farmer seine Arbeiter schikaniert, seine Frau verprügelt und sich in einem, von einer inzestuös gezeichneten Familie betriebenen, Bordell der schäbigsten Sorte bedienen lässt.
wie die braven Bürger der Stadt Calif und der Farmersfrau ein Verhältnis andichten und wie Sidney infolgedessen endgültig durchdreht.
wie Sidney den obskuren Dorfpfarrer um den Finger wickelt, damit er seine Frau und Calif in Misskredit bringen und für die Sünder den Zorn des Herren heraufbeschwören soll.
wie der Farmer, von Wahn, Suff und Geilheit umnebelt, die Frau des Pastors umbringt, seinen Bauernhof ansteckt und wie die Bürger der Stadt schließlich den Dämon aufhängen, den sie selbst hervorgebracht haben.
Ein für Meyer untypischer, stark dialoglastiger Film mit mehreren ineinander verwobenen Handlungssträngen. Sicher: Vordergründige Kritik am amerikanischen Traum, am ungezwungenen Leben auf dem Lande. Tatsächlich ist das Anliegen aber deutlich globaler. Verhängnisvolle gruppendynamische Prozesse; die stickige Enge; die Überwachung; die muksche Bigotterie. All das kommt auf den Seziertisch und das Ergebnis der Autopsie fällt ernüchternd aus. Sie werden sich niemals ändern, es hilft nur Flucht. Und die ist, wie bereits erwähnt, eine zweischneidige Angelegenheit. Das der Film dann noch die Familie als Sinnbild für ein schwärendes, bösartiges -sich aber letzten Endes selbstzerfleischendes- Wachstum heranzieht, ist dem Film hoch anzurechnen. Ein vorläufiges Versprechen, das The Texas Chainsaw Massacre mit seiner Kannibalismusmetaphorik endgültig einlösen sollte.Roll the credits...
Und was bleibt? Es muss doch ein Fazit geben?! Nein, es gibt keins - zumindest kein gänzlich zufriedenstellendes. Aber was mit Fauser anfängt, soll dann bitteschön auch mit Fauser enden und vielleicht hilft es ja dem ein oder anderen -stuck inside of Mobile- weiter:
"Achten Sie darauf, dass Sie mit Anstand und Absicht Mensch sind auf dieser Erde, schütten Sie Alkohol in Ihre Wunden, aber erwarten Sie nicht, dass das Blut davon gestillt wird, und erwarten Sie vor allem vom Blut kein Paradies."
imdb
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Thema: Kinokultur
25. August 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
badmovieplanet.com übt sich in einem Genre, das ich selbst schon immer mal gerne näher verfolgt hätte: Dem der Filmkritik zu einem fiktiven Film.
"Besprochen" wird Luigi Cozzis Ilsa meets Bruce Lee in the Devil's Triangle, der "verschollene", über dunkle Kanäle bezogene 5. Teil der Ilsa-Reihe, in der Dyanne Thorne als großzügig ausgestattete SS-Aufseherin in der Titelrolle auftritt (bzw. als Harems- oder Gulagwächterin in den folgenden Filmen). Offenbar ist das franchise mit Bruce Lee aus gutem Grund aus der Wahrnehmung verschwunden:
Alternately mind-blowing and tedious, this is a misguided mess of epic proportions.
[via crime in your coffee]
"Besprochen" wird Luigi Cozzis Ilsa meets Bruce Lee in the Devil's Triangle, der "verschollene", über dunkle Kanäle bezogene 5. Teil der Ilsa-Reihe, in der Dyanne Thorne als großzügig ausgestattete SS-Aufseherin in der Titelrolle auftritt (bzw. als Harems- oder Gulagwächterin in den folgenden Filmen). Offenbar ist das franchise mit Bruce Lee aus gutem Grund aus der Wahrnehmung verschwunden:Alternately mind-blowing and tedious, this is a misguided mess of epic proportions.
[via crime in your coffee]
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Thema: Kinokultur
25. August 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Via Bitter Cinema eine ganz großartige Sache: Radio France sendet derzeit in einer Reihe die Interviews, die die Grundlage des berühmten Hitchcock -Buchs von Truffaut bildeten. Online können die Interviews als Real-Files gestreamt werden, hier die entsprechende Übersicht.
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Thema: Trailerpark
25. August 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Nigeria weist, wie wir wissen, einen der größten Filmoutputs weltweit auf. Im wesentlichen sind das superbillig und superschnell runtergekurbelte, reißerische Filme, die von fliegenden Händlern auf der Straße für wenig Geld verscherbelt werden. Entsprechend schwer ist ein Rankommen an, bzw. das Reinfinden in diese Filmografie. Hier nun zumindest einige Trailer, die erste Eindrücke ermöglichen, sowie Links zu Quellen, wo man die (und andere nigerianische) Filme besorgen kann.
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Thema: Weblogflaneur
25. August 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
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Thema: Weblogflaneur
25. August 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
cyberspace, Zweitblog von philosophus zum Thema Raum/Ort.
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Thema: Blaetterrauschen
25. August 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Vor 50 Jahren feierte Satyajit Rays erster Film Pather Panchali Premiere. Dem indischen Magazin Outlook India ist das ein ausführliches Special wert. Zahlreiche Autoren befassen sich mit verschiedenen Aspekten von Leben und Werk des indischen Regiemeisters.

Eine komfortable Übersicht hier bei GreenCine Daily.

Eine komfortable Übersicht hier bei GreenCine Daily.
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Thema: Kinokultur
24. August 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Whether or not Gallo's portrait of male isolation and passivity is hopeful in the end is not what is important; what remains is aesthetically potent, thematically simple, and emotionally charged use of cinema to envision an attractive man's crushing inability to share intimacy with women.
Besprechung im Milk Plus Weblog zu Vincent Gallos Brown Bunny

The entire look (and sound design) of the film is astounding. Gallo has truly captured a 70's feel -- think Monte Hellman or John Cassavetes -- that will appeal to fans of that era. The camerawork during the opening scene (a motorcycle race, filmed from high up in the stands) along with the continual cutting in and out of the sound of the race -- is magnificent. (Gallo utilized a new Super 16 to 35-millimeter transfer process that is gorgeous.) He uses interesting framing throughout -- either having characters off to one side of the frame, or cutting off half their faces, and it's very effective.
Filmbrain

Langsam wird's wirklich Zeit... Seit dem Trailer, über den ich vergangenen November gestolpert bin, hat sich die Situation ja nicht wirklich signifikant gebessert. Immerhin hat der Film mittlerweile eine Kinoauswertung in den USA erfahren. Dass der Film seinen Weg auch in die hiesigen Kinos findet, steht zu hoffen.
Hier noch ein Interview im New York Times Magazine. Geben Sie bei der Registrierung einfach irgendwelches Kauderwelsch @sofort-mail.de ein. [via Jump Cut Filmfilter]
Besprechung im Milk Plus Weblog zu Vincent Gallos Brown Bunny

The entire look (and sound design) of the film is astounding. Gallo has truly captured a 70's feel -- think Monte Hellman or John Cassavetes -- that will appeal to fans of that era. The camerawork during the opening scene (a motorcycle race, filmed from high up in the stands) along with the continual cutting in and out of the sound of the race -- is magnificent. (Gallo utilized a new Super 16 to 35-millimeter transfer process that is gorgeous.) He uses interesting framing throughout -- either having characters off to one side of the frame, or cutting off half their faces, and it's very effective.
Filmbrain

Langsam wird's wirklich Zeit... Seit dem Trailer, über den ich vergangenen November gestolpert bin, hat sich die Situation ja nicht wirklich signifikant gebessert. Immerhin hat der Film mittlerweile eine Kinoauswertung in den USA erfahren. Dass der Film seinen Weg auch in die hiesigen Kinos findet, steht zu hoffen.
Hier noch ein Interview im New York Times Magazine. Geben Sie bei der Registrierung einfach irgendwelches Kauderwelsch @sofort-mail.de ein. [via Jump Cut Filmfilter]
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Thema: Kinokultur
24. August 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Im Rahmen des "Internationalen Forums des jungen Films" zeigte die Berlinale in diesem Jahr mit der Reihe "Project 10 - Real Stories from a free South-Africa" einige Dokumentarfilme südafrikanischer Filmemacher. In Zusammenarbeit mit den Freunden der deutschen Kinemathek ermöglicht die Bundeszentrale für politische Bildung nun eine bundesweite Auseinandersetzung mit den Filmen. Schulen und andere Bildungseinrichtungen können sich die Filme kostenlos auf englisch untertitelten DVDs entleihen. Man möchte, so die Bundeszentrale in ihrer Pressemitteilung, "alle Interessierten, speziell junge Menschen, dazu ein[laden], Afrika als einen Kontinent voller Vielfalt und Herausforderungen kennen zu lernen".
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Thema: literatur
24. August 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Michelangelo Antonionis Filme sind dafür bekannt, unseren Begriff von der Realität auszuloten, ihm analytisch zu begegnen, seine Schwachpunkte aufzuzeigen und den Zuschauer mit einem Gefühl der Leere zurückzulassen. Wie seine Figuren oft keine Vorgeschichte haben (zumindest keine, die näher erläutert würde), treten sie oft auch als Fremdgebliebene wieder aus dem Film, wenn sie nicht gleich, wie der namenlose Fotograf aus Blowup (1966) - Antonionis meisterlicher Meditation über das Wesen der Fotografie und deren Verhältnis zur äußerlichen Wirklichkeit - im Filmbild noch verblassen und verschwinden oder aber den Film frühzeitig verlassen, wie etwa das Paar in Liebe 62 (1962), das sich verabredet, diese Verabredung aber - wie das Schlussbild des Films, der menschenleere Treffpunkt, verrät - beidseitig nicht einhält. Der Mensch verblasst bei Antonioni, bleibt kaum durchdringbare, äußere Hülle, wird in einem Prozess der steten Ästhetisierung eins mit der die Filme bestimmenden Architektur und wandelt wie im Traum durch eine Genrewelt, deren an sich hermetischer Charakter an allen Ecken und Enden zugunsten einer prinzipiellen Sinnoffenheit aufgebrochen wurde. Kein Zweifel: Antonioni ist es um den Bruch mit der Tradition zu tun – sei es die filmische, oder aber die gesellschaftlicher Normen - , er ist der Meister der Moderne im Film, ihr Herold und Anwalt in Personalunion, der in seinen besten Momenten Bahnbrechendes für das Verständnis von Film und seine Sprache geleistet hat. Genau dieser Umstand war es, der die Jury von Cannes seinerzeit dazu veranlasste, Antonioni 1962 für Die mit der Liebe spielen (1960) mit einem Spezialpreis „für seinen bemerkenswerten Beitrag zur Suche nach einer neuen Sprache des Kinos“ auszuzeichnen, nachdem 37 Künstler und Schriftsteller sich in einem offenen Brief positiv auf den während seiner Vorführung lautstark ausgebuhten Film bezogen.
Antonionis kühle Auseinandersetzungen mit Topoi wie die Entfremdung des Menschen in der Moderne, die dem Einzelnen selbst noch den Zugriff auf seine ureigenen Gefühlsregungen untersagt, die Unmöglichkeit der Liebe unter solchen Umständen, die, entgegen aller technologischer Heilsversprechen, nicht mittels audiovisueller Aufnahmemedien archivierbare Realität und die generelle Frage nach dem Verhältnis von Identität zum Körper und dessen medialer Darstellung machen den Regisseur bis heute zum brandaktuellen Stichwortgeber. So lassen sich etwa weite Teile der Filmografie des us-amerikanischen Regisseurs Brian de Palma als ein stetes Oszillieren zwischen seinen beiden Vaterfiguren im Werksinne Hitchcock und Antonioni lesen. Er vereint damit in seinem eigenen Schaffen eine seitens der Filmpublizistik oft benannte Dichotomie: Antonionis Vorgehensweise, die Modalitäten von Ursache, Wirkung und Sinn in seinen an den klassischen Thriller angelehnten Filmen aufzuheben, stehen konträr zu Hitchcocks Konzept einer Konzertierung der innerdiegetischen Ereignisse und brachten ihm den Ruf eines „Anti-Hitchcocks“ ein. In Filmen wie Blow Out (1981), der sich nicht nur im Titel an Antonionis Blowup anschmiegt, dem zu Unrecht oft belächelten Spiel auf Zeit (1998) oder seinem jüngsten Vexierspiel mit der fotografischen Wirklichkeit, Femme Fatale (2002), kann man Brian de Palma bei seiner persönlichen Antonioni-Exegese zusehen. Auch Gus van Sants 2003 in Cannes ausgezeichnete, von der internationalen Kritik gerühmte, vom hiesigen Publikum indes sträflich verschmähte Film Elephant (2003) lässt sich, nicht nur aufgrund seiner besonders auffälligen Reminiszenz in Form des Fotografen im Park, als eine Fortschreibung von Antonionis Projekt verstehen.
Mithin auch deshalb vermag die hiesige Publikationslage zu Antonionis Werk geradewegs zu bedrücken. Eine analytische Monografie scheint hierzulande bislang nicht vorzuliegen oder aber sie ist schon zu lange nicht mehr erhältlich, um noch im Gedächtnis der elektronischen Datenbanken verzeichnet zu sein. Auch die Folgen eines 1985 erlittenen Schlaganfalls, die es Antonioni nur noch sehr eingeschränkt und mit hohem Aufwand erlauben, Filme – in der Regel kleinere Arbeiten wie Kurzfilme oder Reisedokumentationen – zu drehen, mögen dazu beigetragen haben, dass der Regisseur zumindest im direkten Vergleich zu anderen Autorenfilmern ein wenig in Vergessenheit geraten ist und allenfalls noch seine Klassiker hier und da Erwähnung finden (zuletzt etwa Blowup in einer reichlich bodenlosen DVD-Empfehlung der Berliner Morgenpost, die den Film als schrille Travestie vor 60er Interieurs bewirbt und ihm damit nach allen Regeln der Kunst Gewalt antut). In einer Auffanggeste unterstützte Wim Wenders den ergrauten, aber, so Wenders, noch immer humorvollen und visionären Filmemacher bei einer Inszenierung einiger Kurzgeschichten aus der Feder des Regisseurs in Form eines Anthologiefilms. Wenders veröffentlichte seine Notizen von der gemeinsamen Arbeit kurze Zeit später in dem Buch Meine Zeit mit Antonioni.
Zwar ist nun auch das jüngst im Taschen Verlag erschienene Buch Michelangelo Antonioni – Sämtliche Filme keine filmwissenschaftliche oder zumindest -analytische Publikation geworden, doch muss man froh sein, dass Antonionis einzigartiges Schaffen hierzulande überhaupt in Form einer Publikation näher beleuchtet und damit wieder ins allgemeine Gedächtnis gerufen wird. Dem Verlagsprofil entsprechend konzentriert man sich dabei vor allem auf großformatige Reproduktionen zahlreicher Stills aus Antonionis Filmen und Set-Fotografien. Dazu finden sich großzügig über das gesamte Buch verteilt Zitate vom Regisseur oder von Zeitgenossen über ihn. Durch diese Fülle an Quellmaterialien manövriert sich ein kontinuierlicher Textkörper des emeritierten Professors für Rhetorik Seymour Chatman, der Antonionis Werk bis in die heutigen Tage zusammenfassend vorstellt.
Chatman beschreitet dabei den Weg einer dem Rahmen der Veröffentlichung angemessenen Mischform aus Biografie, Hintergrundinformationen zur jeweiligen Produktion und einer den Reichtum der Filme streifenden Exegese. Eine offene, nicht zu ausführliche Form, die dem Gegenstand und seiner Neuentdeckung in der Tat entgegen kommt, wenngleich im Einzelnen der Synopse etwas zuviel an Raum zugestanden wurde, wenn man bedenkt, dass Antonionis Filme - zumindest jene aus der klassischen Phase, die man in etwa mit Der Schrei (1957) beginnen und mit Beruf: Reporter (1975) beschließen könnte – ihren Reiz eben nicht aus der ohnehin meist fragmentarisch und offen angelegten Spielhandlung beziehen. Doch soll dies nicht beirren: Mit sicherer Hand führt Chatman durch das Werk und vermittelt so einen Eindruck von der nachhaltigen Qualität dieser Filmografie. Der Blick wird auf formale Eigenheiten, Antonionis spezifische Bildsprache und andere Besonderheiten gelenkt, ohne dabei ins allzu Didaktische oder gar Scholastische abzusinken, so dass dem Leser genügend Raum für eine eigene Auseinandersetzung mit den Filmen gewährt bleibt. Chatmans Text, deutlich von der Leidenschaft für seinen Gegenstand gezeichnet, nimmt eher die Rolle eines freundlichen Hinweisers ein und erscheint weniger als der oft zu Recht verhasste Typus „Kunsthistoriker“, der mit verabsolutierten Erkenntnissen eine individuelle Rezeption nahezu verunmöglicht oder zumindest erschwert.
Dass der cinephile Connaisseur bei der Lektüre natürlich auf die gängigen, ihm vermutlich schon bekannten Standpunkte der geläufigen Antonioni-Rezeption stößt, sei dabei nicht verschwiegen. Wer sich bereits in der Vergangenheit intensiv mit Antonioni auseinandergesetzt hat, wird aus Chatmans Darlegungen kaum Neues für sich ziehen können. Etwas schade ist dies im Kapitel zu Zabriskie Point (1970), dem politisch offensten Film des Regisseurs, der sich mit der linken Studentenbewegung in den USA der späten 60er Jahre befasst. Der Film wurde seinerzeit von weiten Teilen der Kritik aufgrund einiger Unsicherheiten stark verrissen und stellte für die Produktionsgesellschaft MGM ein finanzielles Desaster sondergleichen dar. Bis heute spaltet der Film selbst noch Antonioni-Anhänger untereinander. Auch Chatman steht dem Film wenig wohlgesonnen gegenüber und rekapituliert die sattsam bekannte Argumentationslinie: mangelnde Plausibilität, kaum überzeugendes Spiel der Laiendarsteller, unausgegorenes Drehbuch, zu vernarrt in seine Revolutionsromantik, zu unsicher im Aufgriff der sozialen Missstände. Dass der Film zum Teil auch positiv aufgenommen wurde, erwähnt Chatman zwar kurz, erläutert diesen Standpunkt aber kaum: Gerade für das Verständnis um die Kontroversen, die den Film umgeben, wäre dies allerdings schon aus historischen Gründen nötig gewesen, zumal Chatman auch dazu anhebt, die in den Nachfolgejahren des Films ins Kriminelle versumpfende Biografie des Hauptdarstellers Mark Frechette zu schildern, die durch einen tragischen Unfalltod in einer Vollzugsanstalt endet. Auch die formal herausragende Schlusssequenz, in der die imaginierte Explosion eines bürgerlichen Anwesens mittels einer Zeitlupenschlaufe bis ins kleinste Detail durchdrungen wird - vergleichbar vielleicht mit dem Vorgehen des Fotografen in Blowup, der immer tiefer in seine Fotografien zoomt, bis sich das sinnstiftende Ordnungssystem der Aufnahmen aufgelöst hat und moderne Kunst entstanden ist - und die dem Film schlussendlich doch noch einen festen Platz in Filmgeschichte und zahlreichen filmpraktischen wie –theoretischen Seminaren gesichert hat (vgl. hier), wird nicht näher betrachtet, sondern lapidar mit „das Haus, das immer und immer wieder explodiert“ abgehandelt. In diesem Falle hätte der ansonsten überzeugenden Publikation etwas weniger Bequemlichkeit zugunsten einer souveräneren Plattform gut angestanden.
Den Löwenanteil der Publikation beansprucht natürlich die Illustration für sich und anhand dieser dürfte auch der cinephile Kenner der Filme Antonionis eine wahre Lust an dem Band entwickeln: Wie vom Verlag und seiner reichen Publikationstradition aufwändiger und qualitativ hochwertiger Bildbände zu erwarten, hat man Geschick in der Kompilierung bewiesen und Filmstills, Aufnahmen von den Dreharbeiten und Fotografien aus dem privaten Archiv des Filmemachers im ausgewogenen Verhältnis zusammengestellt. In einem leider viel zu kurzen Kapitel werden sogar einige abstrakte Malereien Antonionis vorgestellt, die man in der Regel nur selten zu Gesicht bekommt. Der Großteil der Reproduktionen der Filmstills ist dabei schlicht atemberaubend ausgefallen und ermöglicht so anhand der Stasis der Fotografie die konzentrierte und lustvolle Rezeption der ausgeklügelten und effektiven Bildkompositionen. Antonionis Gespür für visuelles Erzählen, für das er 1995 mit einem Ehrenoscar ausgezeichnet wurde, vermittelt sich in voller Breite: Menschen sind nach seinem Bildverständnis allenfalls Formmasse und dem Bild stets untergeordnet. Er platziert sie millimetergenau in der oft kalten, abweisenden Architektur, kadriert sie effektiv, entwickelt mit ihrer Staffelung Dynamiken und Spannung und entwirft so analytisch-kalte Bestandsaufnahmen vom Menschen in der Moderne, die er auf diese Weise gleichzeitig bloßstellt wie ästhetisiert. In dieser Übernahme dessen, was er mit seinen Filmen bloßstellt und beim Namen benennt, für sein ästhetisches Konzept, kultiviert er die Dopplung und die Spannung des Widerspruchs, die sich wie ein roter Faden durch sein Werk zieht, wenn er etwa einen Fotografen mit der Linse der Kamera beobachtet, wie dieser die Grenzen seiner Technologie beim Festhalten von Realität erfährt (Blowup), wenn er einen offenen Film gegen das bürgerliche Establishment von einem der Subversion sicher unverdächtigen Medienkonzern wie MGM produzieren lässt (Zabriskie Point) oder einen Reporter seine Identität ablegen und in eine neue schlüpfen lässt, den Film aber dennoch Beruf:Reporter nennt.
Auch sein Umgang mit Farbe, der eher gegen den Strich klassischer Farbsymbolik bürstet, ist hochkonzentriert und wird von den Reproduktionen zumeist adäquat wiedergegeben: Herausragend sind dabei vor allem einige Stills aus Zabriskie Point, deren kräftige Farben in Verbindung mit der harschen Tiefendynamik den Betrachter in den Bann ziehen. Die Bilder aus Antonionis erstem Farbfilm, Die rote Wüste (1964), der auf visueller Ebene ganz bewusst als Farbexperiment angelegt ist, fallen hingegen optisch weniger überzeugend aus. Dies mag schlicht technische Gründe haben: Auch der Film selbst ist, wie man in James Monacos Film Verstehen nachlesen kann, als im Vergleich nurmehr verblasste Kopie erhalten, die, dem Vernehmen nach, die Farbprächtigkeit zeitgenössischer Vorführungen vermissen lässt.
Alles in allem ein schönes Buch, das zur Lektüre mit Muße und kontemplativen Versenkung in die faszinierenden Bilder, die Antonioni der Welt geschenkt hat, einlädt. Es weckt unweigerlich die Lust, die alten VHS-Kassetten hervorzukramen, um sich Antonionis Werk und dessen bis heute aktuellen Bezüge erneut zu vergegenwärtigen, es wieder-, im besten Falle vielleicht sogar neu zu entdecken. Allein die hiesige Editionslage steht dem, gelinde gesagt, im Wege: Gerade mal Blowup liegt bislang - und auch erst seit kurzem - als DVD vor. Veröffentlichungen weiterer Filme sind derzeit nicht abzusehen. Dass ein Buch wie das vorliegende, das Antonionis Werk wieder umfassend und hoffentlich auch auf breiter Ebene wirksam zurück ins Gedächtnis ruft, diesen Umstand zu ändern vermag, steht abschließend zu hoffen.
Antonionis kühle Auseinandersetzungen mit Topoi wie die Entfremdung des Menschen in der Moderne, die dem Einzelnen selbst noch den Zugriff auf seine ureigenen Gefühlsregungen untersagt, die Unmöglichkeit der Liebe unter solchen Umständen, die, entgegen aller technologischer Heilsversprechen, nicht mittels audiovisueller Aufnahmemedien archivierbare Realität und die generelle Frage nach dem Verhältnis von Identität zum Körper und dessen medialer Darstellung machen den Regisseur bis heute zum brandaktuellen Stichwortgeber. So lassen sich etwa weite Teile der Filmografie des us-amerikanischen Regisseurs Brian de Palma als ein stetes Oszillieren zwischen seinen beiden Vaterfiguren im Werksinne Hitchcock und Antonioni lesen. Er vereint damit in seinem eigenen Schaffen eine seitens der Filmpublizistik oft benannte Dichotomie: Antonionis Vorgehensweise, die Modalitäten von Ursache, Wirkung und Sinn in seinen an den klassischen Thriller angelehnten Filmen aufzuheben, stehen konträr zu Hitchcocks Konzept einer Konzertierung der innerdiegetischen Ereignisse und brachten ihm den Ruf eines „Anti-Hitchcocks“ ein. In Filmen wie Blow Out (1981), der sich nicht nur im Titel an Antonionis Blowup anschmiegt, dem zu Unrecht oft belächelten Spiel auf Zeit (1998) oder seinem jüngsten Vexierspiel mit der fotografischen Wirklichkeit, Femme Fatale (2002), kann man Brian de Palma bei seiner persönlichen Antonioni-Exegese zusehen. Auch Gus van Sants 2003 in Cannes ausgezeichnete, von der internationalen Kritik gerühmte, vom hiesigen Publikum indes sträflich verschmähte Film Elephant (2003) lässt sich, nicht nur aufgrund seiner besonders auffälligen Reminiszenz in Form des Fotografen im Park, als eine Fortschreibung von Antonionis Projekt verstehen.
Mithin auch deshalb vermag die hiesige Publikationslage zu Antonionis Werk geradewegs zu bedrücken. Eine analytische Monografie scheint hierzulande bislang nicht vorzuliegen oder aber sie ist schon zu lange nicht mehr erhältlich, um noch im Gedächtnis der elektronischen Datenbanken verzeichnet zu sein. Auch die Folgen eines 1985 erlittenen Schlaganfalls, die es Antonioni nur noch sehr eingeschränkt und mit hohem Aufwand erlauben, Filme – in der Regel kleinere Arbeiten wie Kurzfilme oder Reisedokumentationen – zu drehen, mögen dazu beigetragen haben, dass der Regisseur zumindest im direkten Vergleich zu anderen Autorenfilmern ein wenig in Vergessenheit geraten ist und allenfalls noch seine Klassiker hier und da Erwähnung finden (zuletzt etwa Blowup in einer reichlich bodenlosen DVD-Empfehlung der Berliner Morgenpost, die den Film als schrille Travestie vor 60er Interieurs bewirbt und ihm damit nach allen Regeln der Kunst Gewalt antut). In einer Auffanggeste unterstützte Wim Wenders den ergrauten, aber, so Wenders, noch immer humorvollen und visionären Filmemacher bei einer Inszenierung einiger Kurzgeschichten aus der Feder des Regisseurs in Form eines Anthologiefilms. Wenders veröffentlichte seine Notizen von der gemeinsamen Arbeit kurze Zeit später in dem Buch Meine Zeit mit Antonioni.
Zwar ist nun auch das jüngst im Taschen Verlag erschienene Buch Michelangelo Antonioni – Sämtliche Filme keine filmwissenschaftliche oder zumindest -analytische Publikation geworden, doch muss man froh sein, dass Antonionis einzigartiges Schaffen hierzulande überhaupt in Form einer Publikation näher beleuchtet und damit wieder ins allgemeine Gedächtnis gerufen wird. Dem Verlagsprofil entsprechend konzentriert man sich dabei vor allem auf großformatige Reproduktionen zahlreicher Stills aus Antonionis Filmen und Set-Fotografien. Dazu finden sich großzügig über das gesamte Buch verteilt Zitate vom Regisseur oder von Zeitgenossen über ihn. Durch diese Fülle an Quellmaterialien manövriert sich ein kontinuierlicher Textkörper des emeritierten Professors für Rhetorik Seymour Chatman, der Antonionis Werk bis in die heutigen Tage zusammenfassend vorstellt.
Chatman beschreitet dabei den Weg einer dem Rahmen der Veröffentlichung angemessenen Mischform aus Biografie, Hintergrundinformationen zur jeweiligen Produktion und einer den Reichtum der Filme streifenden Exegese. Eine offene, nicht zu ausführliche Form, die dem Gegenstand und seiner Neuentdeckung in der Tat entgegen kommt, wenngleich im Einzelnen der Synopse etwas zuviel an Raum zugestanden wurde, wenn man bedenkt, dass Antonionis Filme - zumindest jene aus der klassischen Phase, die man in etwa mit Der Schrei (1957) beginnen und mit Beruf: Reporter (1975) beschließen könnte – ihren Reiz eben nicht aus der ohnehin meist fragmentarisch und offen angelegten Spielhandlung beziehen. Doch soll dies nicht beirren: Mit sicherer Hand führt Chatman durch das Werk und vermittelt so einen Eindruck von der nachhaltigen Qualität dieser Filmografie. Der Blick wird auf formale Eigenheiten, Antonionis spezifische Bildsprache und andere Besonderheiten gelenkt, ohne dabei ins allzu Didaktische oder gar Scholastische abzusinken, so dass dem Leser genügend Raum für eine eigene Auseinandersetzung mit den Filmen gewährt bleibt. Chatmans Text, deutlich von der Leidenschaft für seinen Gegenstand gezeichnet, nimmt eher die Rolle eines freundlichen Hinweisers ein und erscheint weniger als der oft zu Recht verhasste Typus „Kunsthistoriker“, der mit verabsolutierten Erkenntnissen eine individuelle Rezeption nahezu verunmöglicht oder zumindest erschwert.
Dass der cinephile Connaisseur bei der Lektüre natürlich auf die gängigen, ihm vermutlich schon bekannten Standpunkte der geläufigen Antonioni-Rezeption stößt, sei dabei nicht verschwiegen. Wer sich bereits in der Vergangenheit intensiv mit Antonioni auseinandergesetzt hat, wird aus Chatmans Darlegungen kaum Neues für sich ziehen können. Etwas schade ist dies im Kapitel zu Zabriskie Point (1970), dem politisch offensten Film des Regisseurs, der sich mit der linken Studentenbewegung in den USA der späten 60er Jahre befasst. Der Film wurde seinerzeit von weiten Teilen der Kritik aufgrund einiger Unsicherheiten stark verrissen und stellte für die Produktionsgesellschaft MGM ein finanzielles Desaster sondergleichen dar. Bis heute spaltet der Film selbst noch Antonioni-Anhänger untereinander. Auch Chatman steht dem Film wenig wohlgesonnen gegenüber und rekapituliert die sattsam bekannte Argumentationslinie: mangelnde Plausibilität, kaum überzeugendes Spiel der Laiendarsteller, unausgegorenes Drehbuch, zu vernarrt in seine Revolutionsromantik, zu unsicher im Aufgriff der sozialen Missstände. Dass der Film zum Teil auch positiv aufgenommen wurde, erwähnt Chatman zwar kurz, erläutert diesen Standpunkt aber kaum: Gerade für das Verständnis um die Kontroversen, die den Film umgeben, wäre dies allerdings schon aus historischen Gründen nötig gewesen, zumal Chatman auch dazu anhebt, die in den Nachfolgejahren des Films ins Kriminelle versumpfende Biografie des Hauptdarstellers Mark Frechette zu schildern, die durch einen tragischen Unfalltod in einer Vollzugsanstalt endet. Auch die formal herausragende Schlusssequenz, in der die imaginierte Explosion eines bürgerlichen Anwesens mittels einer Zeitlupenschlaufe bis ins kleinste Detail durchdrungen wird - vergleichbar vielleicht mit dem Vorgehen des Fotografen in Blowup, der immer tiefer in seine Fotografien zoomt, bis sich das sinnstiftende Ordnungssystem der Aufnahmen aufgelöst hat und moderne Kunst entstanden ist - und die dem Film schlussendlich doch noch einen festen Platz in Filmgeschichte und zahlreichen filmpraktischen wie –theoretischen Seminaren gesichert hat (vgl. hier), wird nicht näher betrachtet, sondern lapidar mit „das Haus, das immer und immer wieder explodiert“ abgehandelt. In diesem Falle hätte der ansonsten überzeugenden Publikation etwas weniger Bequemlichkeit zugunsten einer souveräneren Plattform gut angestanden.Den Löwenanteil der Publikation beansprucht natürlich die Illustration für sich und anhand dieser dürfte auch der cinephile Kenner der Filme Antonionis eine wahre Lust an dem Band entwickeln: Wie vom Verlag und seiner reichen Publikationstradition aufwändiger und qualitativ hochwertiger Bildbände zu erwarten, hat man Geschick in der Kompilierung bewiesen und Filmstills, Aufnahmen von den Dreharbeiten und Fotografien aus dem privaten Archiv des Filmemachers im ausgewogenen Verhältnis zusammengestellt. In einem leider viel zu kurzen Kapitel werden sogar einige abstrakte Malereien Antonionis vorgestellt, die man in der Regel nur selten zu Gesicht bekommt. Der Großteil der Reproduktionen der Filmstills ist dabei schlicht atemberaubend ausgefallen und ermöglicht so anhand der Stasis der Fotografie die konzentrierte und lustvolle Rezeption der ausgeklügelten und effektiven Bildkompositionen. Antonionis Gespür für visuelles Erzählen, für das er 1995 mit einem Ehrenoscar ausgezeichnet wurde, vermittelt sich in voller Breite: Menschen sind nach seinem Bildverständnis allenfalls Formmasse und dem Bild stets untergeordnet. Er platziert sie millimetergenau in der oft kalten, abweisenden Architektur, kadriert sie effektiv, entwickelt mit ihrer Staffelung Dynamiken und Spannung und entwirft so analytisch-kalte Bestandsaufnahmen vom Menschen in der Moderne, die er auf diese Weise gleichzeitig bloßstellt wie ästhetisiert. In dieser Übernahme dessen, was er mit seinen Filmen bloßstellt und beim Namen benennt, für sein ästhetisches Konzept, kultiviert er die Dopplung und die Spannung des Widerspruchs, die sich wie ein roter Faden durch sein Werk zieht, wenn er etwa einen Fotografen mit der Linse der Kamera beobachtet, wie dieser die Grenzen seiner Technologie beim Festhalten von Realität erfährt (Blowup), wenn er einen offenen Film gegen das bürgerliche Establishment von einem der Subversion sicher unverdächtigen Medienkonzern wie MGM produzieren lässt (Zabriskie Point) oder einen Reporter seine Identität ablegen und in eine neue schlüpfen lässt, den Film aber dennoch Beruf:Reporter nennt.
Auch sein Umgang mit Farbe, der eher gegen den Strich klassischer Farbsymbolik bürstet, ist hochkonzentriert und wird von den Reproduktionen zumeist adäquat wiedergegeben: Herausragend sind dabei vor allem einige Stills aus Zabriskie Point, deren kräftige Farben in Verbindung mit der harschen Tiefendynamik den Betrachter in den Bann ziehen. Die Bilder aus Antonionis erstem Farbfilm, Die rote Wüste (1964), der auf visueller Ebene ganz bewusst als Farbexperiment angelegt ist, fallen hingegen optisch weniger überzeugend aus. Dies mag schlicht technische Gründe haben: Auch der Film selbst ist, wie man in James Monacos Film Verstehen nachlesen kann, als im Vergleich nurmehr verblasste Kopie erhalten, die, dem Vernehmen nach, die Farbprächtigkeit zeitgenössischer Vorführungen vermissen lässt. Alles in allem ein schönes Buch, das zur Lektüre mit Muße und kontemplativen Versenkung in die faszinierenden Bilder, die Antonioni der Welt geschenkt hat, einlädt. Es weckt unweigerlich die Lust, die alten VHS-Kassetten hervorzukramen, um sich Antonionis Werk und dessen bis heute aktuellen Bezüge erneut zu vergegenwärtigen, es wieder-, im besten Falle vielleicht sogar neu zu entdecken. Allein die hiesige Editionslage steht dem, gelinde gesagt, im Wege: Gerade mal Blowup liegt bislang - und auch erst seit kurzem - als DVD vor. Veröffentlichungen weiterer Filme sind derzeit nicht abzusehen. Dass ein Buch wie das vorliegende, das Antonionis Werk wieder umfassend und hoffentlich auch auf breiter Ebene wirksam zurück ins Gedächtnis ruft, diesen Umstand zu ändern vermag, steht abschließend zu hoffen.
Paul Duncan (Hg.), Seymour Chatman: Michelangelo Antonioni - Sämtliche Filme
Köln: Taschen, 2004
192 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Softcover
14,99 Euro
Köln: Taschen, 2004
192 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Softcover
14,99 Euro
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