Samstag, 23. April 2005
Zwei weitere Internet-Bekannte haben den Sprung in die Blogosphäre gewagt:

http://osukaro.twoday.net
http://feuilleton.twoday.net


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Freitag, 22. April 2005
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Wenn man nach einem Blick auf die Auslage eines üblich sortierten Zeitungsstandes Lust bekommt, Bomben zu legen. In ein eine gewisse Redaktion beherbergendes Gebäude. Man meint ja immer, dass diese Schweine sich nicht mehr übertreffen können. Heute haben sie einen mal wieder leichter Hand vom Gegenteil überzeugt. Man sollte keinen Gedanken daran verschwenden, eigentlich. Dann aber der Reflex, dass es Obszönitäten gibt, bei denen man sich nicht mehr in den Elfenbeintum des aufgeklärten, über den Dingen stehenden Post-oder-auch-nicht-Post-Linken zurückziehen darf, wo mobilisiert und eingeschritten werden muss.

Wer legt diesem Pack endlich sein übles Handwerk?


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Donnerstag, 21. April 2005
so nice! [via]


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Thema: Kinokultur
In Deutschland ist es leider schwierig, Filme von Apichatpong Weerasethakul zu sehen.

Cristina Nord portraitiert in der heutigen Ausgabe der taz den thailändischen Regisseur Apichatpong Weerasethakul.


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Der Klassiker heute endlich auch bei mir: Raumnummer falsch gemerkt, KVV natürlich nicht dabei und dann wie blöde durch's Institut gespurtet, das in diesem Falle - Publizistik/Lankwitz - vor Unübersichtlichkeit, jecke Größe (meine anderen beiden sind mehr so zwei Stockwerke mit ein paar Türen...), maximal mögliche verschlossene Türen und vor allem: nirgends abgreifbare Vorlesungsverzeichnisinformation nur so strotzt. Nicht mal in der Bibliothek, wo man doch geschriebenes Wort vermuten dürfte, hat man ein lumpiges Vorlesungsverzeichnis vorliegen (mal ganz davon ab, dass den Eingang der Bibliothek zu finden auch so eine Sache für sich ist) und es wird mir gesagt, dass das auch nur im Copyshop in irgendeiner Allee irgendwo in Dalem schriftlich zu erhalten sei. Klar, dort liegt es richtig, warum sollte ein solches Heft auch im dazu passenden Institut irgendwo zu finden sein? (ja, ich weiß, ich hätte ja eigentlich selbst ...)

Nach einer Stunde unverrichteter Dinge wieder nach Hause. Hier dann des Rätsels Lösung: Zwei Türen weiter wäre ich richtig gewesen ... Und jetzt darf ich zusehen, wie ich meine SWS hinbekomme... Argh!


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Sonntag, 17. April 2005
Thema: Hoerkino
The Weird War, die sich zumindest klanglich mittlerweile von Bezeichnungen wie "Ex-The Make Up" wohl hinreichend emanzipiert haben sollten, kommen im Mai auf Tour. Am 12. Mai ist für Berlin ein Konzert im Mudd Club angezeigt. Den richtigen Smash-Hit haben sie bislang für mein Empfinden noch nicht abgeliefert (eben ganz im Gegenteil zur Vorgängerband...), ob man live an die Dynamik und Intensität der Konzerte von The Make Up seinerzeit wird anschließen können, steht (mit skeptischem Gesichtsausdruck) abzuwarten.

Eine neue Platte wird man bis dahin auch gehört haben können. Und die offizielle Website ist hier.

Nachtrag

Das Video zu 'Grand Fraud' kann hier von der Website des Labels runtergeladen werden (Direktlink, mov-File, 13.8 mb).





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Thema: Hinweise


[via]


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Aktuelle Retrospektive im Kino Arsenal, hier der Programmtext.

Salome (Italien 1972)

Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als ein Reicher in das Himmelreich. Was aber, wenn das Kamel den Reichtum gefressen hat? Christenheit, die vor dem Innern des Körpers, ihn verstanden auch als Träger, Behältnis, scheitert.

Seit Eisenstein hat vielleicht kein Filmemacher mehr den Zuschauer derart anhand des Formalen gegängelt. Der Film besteht aus 4500 Schnitten, heißt es. Eine Stunde hat 3600 Sekunden. Der Film dauert gerade mal 80 Minuten. Man wird beschossen von ihm, weil sein Raum - ein abstrakter, eher ein Theaterraum (aber kein Theaterfilm, weiß Gott nicht) - verborgen bleibt, in Naheinstellungen (die ist ihm die liebste) und einem Schnittstakkato, das in Bewegungen schneidet. Nicht zuletzt ein Farbenrausch, alles reinste Künstlichkeit und aber: Körperlichkeit. Salome ist eine körperliche Erfahrung und am Ende schließlich das vielleicht stärkste Bild: Der delirierende Herodes, von Bene selbst verkörpert, im gleißenden Licht, die Kamera dicht, ja am dichtesten bei ihm, zählt auf: Reichtümer, Ländereien, um ihn (ja, um ihn herum): Salome, mit hypnotischer Stimme: "La Testa! wiederholend, immer wieder: Sie will das Haupt des Propheten. Ihre dünnen Finger, spinnenartig, um ihn herum, Herodes blickt nach oben, sie zieht ihm eine Haut ab, nicht die Haut, sondern etwas darüber. Immer wieder La Testa und Schnitt um Schnitt um Schnitt.

Andere Bilder zuvor, zahlreiche. Ein Jesus kreuzigt sich selbst. Die Komik, dass er seine freie Hand nicht festnageln kann. Nichts wird vollendet, in diesem Film. Immer nur ist man mitten drin. In etwas, was Anfang und Ende nicht kennt. Der Tanz der Salome hingegen findet nicht statt, bleibt zwischen den Sequenzen verborgen. Dieses "zwischen den Sequenzen" scheint mir bei Bene wichtig zu sein - wo ein klassisch erzählender Film seinen Raum und seine Zeit auf das wesentliche verdichtet, scheint Bene gerade das in der Verdichtung betonte außen vor zu lassen und sich mit den Zwischenräumen und -zeitpunkten zu beschäftigen.

Ein erster Verdacht: Benes Film sind "reines Kino" in dem Sinne, dass sie sich gegen Verwörtlichung spreizen. Vielleicht wird auch deshalb in entscheidenden Momenten wenig geredet und wenn viel geredet wird, dann meist endlose Wiederholungen und Sätze, die so recht neben allem zu stehen scheinen. Auch ist da oft eine Ton-Bild-Schere: Der, der spricht, bewegt den Mund nicht, oder bewegt ihn zu lange, zu kurz.

Nostra Signora del Turchi (Italien 1968)

Der später gedrehte, in der Retrospektive aber eingangs gezeigte Salome war üblichen Räumen entzogenes Pop-Art-Delirium. Nostra Signora hingegen findet in Orten statt, die man kennen könnte (zu Beginn: lange Vorstellung einer Kapelle, die es augenscheinlich "in echt" gibt, durch verschmierte Linsen aber nur zu sehen, Bene erläutert viel und die Kamera träumt sich durch die Lokalität, in unmöglichen Winkeln). Kontingent erzählt wird hier nichts: Nostra Signora ist eine Abfolge von Bildern, die sich immer zu einem Crescendo hinreißen lassen und in episodisch rauschhafte Höhepunkte münden. Auch hier wieder das Gefühl, beschossen zu werden. Man spürt dem Film kaum nach, er überholt die Sensoren mit leichter Hand, entweder man verabscheut das oder man gibt sich dem hin, gleitet durch die Reinheit einer ästhetischen Erfahrung, die einem Bilder liefert, die man nicht verstehen muss, um sie stark erleben zu können. Wenn man diesen Punkt erreicht, entfaltete sich eine Sogkraft, die Welten erschließt, in denen alles möglich scheint, ein Gefühl, das nicht enden möge, in dem die Sphäre des Diesseitigen, des Alltagspolitischen, nicht zuletzt die Sphäre von Arbeit und Ökonomie Momente lang besiegt scheint und das Gehirn selbst von Bildern in eine Richtun massiert scheint, wo Kunstproduktion das einzige von Sinn ist. Der Fall daraus kann tief sein: Wie nach dem Kokain folgt dem Rausch die Depression, wenn man erwacht und das alte Gefüge einen wieder gefangen nimmt. Dabei ist das kein narzistisch-egozentrischer Hippie-Spiritualismus - der größte Feind von Kunstsinn überhaupt -, sondern erdig, hier, nicht intellektuell vielleicht, aber zumindest von einer Intuition, die zum Richtigen führt.

Erste Motive zeigen sich: Der verzweifelt derlierende Mann, der von einer Frau durch körperliche Nähe körperlich desintegriert wird. Blickachsen des Kameraauges, die die Frau als Ikone stilisieren, als, etwa, die übermächtige, liebende prä-ödipale Mutter, deren Bedeutung Gilles Deleuze betont hat. Die Aufspaltung der Figur. In Vater und Sohn, Lehrer und Lehrender (in einem der packendsten Momente: Der kochende Mönch, mit Bart, und sein Schüler, ohne Bart, beide von Bene gespielt, meist im Gegenschussverfahren aufgelöst, dann aber oft sogar im statischen Bild: Der Theaterbart wird heruntergerissen, um die Rolle zu wechseln). Wieder dieser Solipsismus in den Worten. Pferde und Essen, das in den Mund geführt wird, dort aber nicht bleibt. Immer die Nähe zum Slapstick und auch weiterhin das Verweilen in der Mitte einer Handlung.

Hie und da wirkt Bene wie eine Karikatur von Belmondo im Pierrotfilm.

Capricci (Italien 1969)

Das rote Telefon klingelt, wir sind bei Künstlern, die Dinge bemalen und sie ihn Rahmen setzen, als körperliches Stillleben. Fast schon Warhol-haft ist hier überall Hammer und Sichel auch auf Leinwänden zu sehen, es kommt zum Streit, der nur dazu dient, diese ganze Kunst zu zerstören. Hinfort damit. Bene hasste Week-End von Godard, er hasste das ganze versonnene Erstarren vor den Verführungen sozialistischer Ästhetik. Mehr noch als Nostra Signora ist dies ein Schuss aus der Hüfte in Richtung Frankreich.

Ein Schrottplatz mit Autos drauf. Ineinander verkeilt, immer wieder Karambolagen. Bene mitten drin als taumelnder Künstler, der Frauen anfährt, sie grotesk zu retten versucht. Auch hier die Nähe zu Belmondo-Figuren. Schöne Frauen in schönen Kleidungen, wie man sie auch aus Godards Filmen kennt. Gegen das Sonnenlicht geschossen, ein Irrealis im Bild. Am Ende die großen Explosionen, gestellte Todesszenen - wir liegen noch nich richtig, die Musik gehorcht, verstummt - und lauter Jugendliche in Gangsterposen rennen plötzlich über den Platz und sie schießen weiß Gott allein auf wen und wohin, im Schlepptau haben sie junge Frauen, sie haben Filme von Godard gesehen (und Godard wiederum hat amerikanische Filme gesehen) und sie rennen sie nun rum, Kopien ohne Saft und Kraft, und steigen in verbrannte Autos, die hinfort fahren, lächerlich. Harter Schnitt auf bemannte Pferde, es ist nacht, Großaufnahmen, alles viel zu nah, es ist grotesk, es ist lächerlich, es ist großartig, Rot, immer wieder alles rot, Abspann über dem Bild.

Dazwischen so viel mehr. Eifersuchtsgeschichten. Rezitationen aus Roland Barthes Texten, aus dem Off, während aufgetischt wird. Mahlzeiten aus Elle. Fahren wie nach London. Groteske Selbstbildnisse. Hier werden die Lenins und Stalins von morgen geboren. Der Polizist scheitert vor dem grotesken Transvestiten, in dem der Vater zur Mutter wurde, seine Rache schon fast, der Polizist erlebt den Regress fast körperlich schon nach. Zum Vater wird ihm ein überdimensionales Selbstbildnis des Künstlers, er kann es nicht tragen, die Tränen, Zusammenbruch, wie unter dem Kreuze fast, Infantiltität.

Ich beginne, die Filme zu verwechseln. Sie scheinen ineinander zu fließen.

Und dann immer wieder das Rot. Das große Gesicht des Pferdes am Ende. Ein Film voller Gewalt und Größenwahn. Rausch.


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Freitag, 15. April 2005
13.04.2005, Heimkino; Inhalt.

Den ersten Teil kenne ich nicht, doch habe ich sachkundige Begleitung bei der Sichtung, die mich in Fällen, wo es dem Verständnis dienlich ist, aufklärt. Natürlich ist das ein Film, bei dem man sich an manchen Stellen amüsieren kann. Die Figur selbst lädt dazu geradewegs überoffensichtlich ein, zumal wenn man von der Absurdität des Daseins und einer allzu sehr bürgerlichen Vorgaben gehorchenden Vorstellung von Lebensführung überzeugt ist. Bridget Jones, und ein bisschen vielleicht auch Renee Zellweger selbst, ist jemand, bzw. die Figur eines Typs, über die man in diesem Falle gut lachen kann und der Film ist dabei Komplize, eigentlich.

Dabei ist jedoch bisweilen erschreckend, mit welchem Zynismus er, der Film, dann doch zu Werke geht und den Archetypus der modernen, auf ganz eigene Art und Weise benachteiligten Frau exponiert. Der Loop im Fernsehstudio von Bridget Jones' Hintern, der gerade mächtig aus der Luft auf eine Kamera hinunterkommt (sie ist, nicht an sich, aber in diesem Falle, Fallschirmspringerin) und damit die ganze Plumpheit der Person in die Endloswiederholung am Schneidetisch packt, ist dabei zwar bezeichnend genug, aber eigentlich noch das Mindeste. Das Potential dieser Szene wird willig erfüllt in anderen Szenen, dass man sich an den Kopf fasst, warum nun gerade Frauen in einer ähnlichen Position wie Bridget Jones selbst hier einen Film für sich gefunden haben. Es mag vielleicht auch etwas mit dem Märchen vom hässlichen Entlein zu tun haben oder von Aschenputtel meinethalben, das am Ende dann doch, wie, natürlich, Bridget Jones, einen Märchenprinzen kriegt (der allerdings so märchig gar nicht ist, eher schon ist er eigentlich nur ein fades Rindvieh mit zugegeben etwas Besitz; wieviel interessanter ist da doch eigentlich die von Hugh Grant personifizierte Figur, zugegeben ein liderliches Wesen mit Macken von Funkturmgröße - aber immerhin kein verbohrt-verspießter wandelnder Hirnriss).

Der Gipfel des ausgestellten Zynismus (der, meiner Meinung nach, schwerer wiegt als das versammelte Arsenal an Zynismen der Pulpkultur) ist schließlich eine Episode in einem thailändischen Frauengefängnis, wo Bridget Jones - unschuldig zwar, doch die Indizien wiegen schwer - wegen Drogenschmuggels festgehalten wird. Hier wird dann alles zum Tand, zum billigen narrative device, das sich für keine Dreistigkeit zu schade ist. Die Episode dient, im wesentlichen, dazu, Bridget Jones zu verdeutlichen, dass der arrogante Snob, dem sie hinterher rennt, eigentlich doch ein dufter Typ ist, im direkten Vergleich mit den Schrecknissen jedenfalls, die die inhaftierten Thailänderinnen - Zwangsprostitution, Schläge, Drogenabhängigkeiten - von ihren Kerlen erfahren müssen. Natürlich ist Bridget aber bald der Star in dieser Umgebung, verleiht BHs und bringt den Mädchen das Singen bei. Am Ende der Episode gibt's zum Abschied etwas Pralinen und all die kleinen Thai-Mädels hinter Gittern sind außer sich vor Freude. Eine Flockigkeit, die hier vor sehr real anmutenden Kulissen abgespielt wird, die einen nur noch grausen lässt.

Da sich zudem ansonsten nichts in dem Film findet, was eines weiteren Blickes bedürfte - man gibt sich in jeder Hinsicht als brav, altbacken, klassisch-egalem verpflichtet zu erkennen -, bleibt auch eigentlich nur recht diese politisch-soziale Dimension übrig, über die sich bezüglich dieses Films zu reden lohnt. Normalerweise bin ich ein großer Freund davon, der für gewöhnlich im allgemeinen Diskurs etwas überrepräsentierten Ideologiekritik weitere Themen zur Seite zu stellen, die andere Ebenen eines Filmes verhandeln lassen. Dem steht dieser Film jedoch selbst - gekonnt, möchte man fast sagen - im Wege. Gelacht zuweilen, ja, mit Grausen.

imdb ~ filmz.de ~ angelaufen.de


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Mittwoch, 13. April 2005
Conan is probably the best philosopher in the history of thinking. He kicks ass over Socrates. In fact, I’ve based my entire life off of the following quote from Conan the Barbarian, the only movie featuring loincloth-clad shirtless men that I’ll ever admit in public to watching:

Some dude: “Conan, what is best in life?”
Conan: “To crush your enemies, see them driven before you, hear the lamentations of their women.”


What would Conan do?

Derzeit im übrigen als DVD auf irgendeiner TV-Zeitschrift. Was sagt das über mich aus, dass Conan mich, im Verein mit Rocky und dem Krieg der Sterne, im zarten Alter von 5 Jahren - der Betamaxx-Player meiner Eltern war frisch ausgepackt, sie selbst glücklicherweise recht sorglos was Jugendschutz betrifft - in die wunderbare Welt der Filme eingeführt hat?


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Thema: Hoerkino
Nur nochmal zur Erinnerung für alle, die es angeht: HEUTE spielt die sagenhafte World Inferno Friendship Society aus New York in der schönen Friedrichshainer Lokalität Lovelite.

Be sure to wear them dancin' shoes and have a couple of the finest brews!



Ein MP3 gibt es hier (Direktlink, ca. 4 mb) auf der Website ihres europäischen Labels. Anhören!


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Thema: Kinokultur
http://follow-me-now.de/

Ulrich Behrens ist ein alter Web-Bekannter meinerseits, einer meiner ersten möchte ich sogar fast meinen. Auf ciao.de, einem Meinungsportal, schreibt er seit Jahr und Tag mit Eifer, Lust und Engagement (und noch viel wichtiger: mit viel Intelligenz) seine Filmerlebnisse nieder. Im Laufe der Zeit kamen da einige Hunderte zusammen. Und zu jedem Film - ob profanes Unterhaltungswerk, kunstreiches Autorenkino oder blutige Horrorkolportage - hat er was zu sagen, weil er was beobachtet hat, das er detailliert in Worte fasst. Der Rahmen bloßer Empfehlungs- also Investitionsberatungskritiken wird dabei in schöner Regelmäßigkeit gesprengt - wenn Ulrich etwas am Herzen lieg (und das tut es glücklicherweise recht häufig), dann weitet er den Rezensionsrahmen aus zu einem Essay, der über den einzelnen Film hinausgehende Fragen stellt. Wie bei allen anderen Schreibern muss man auch hier nicht immer einer Meinung sein (wobei ich Ulrich oft zustimme), aber von Wert im Diskurs über einen Film sind seine Beiträge durch die Bank.

Und wie ich gerade, nur zufällig, entdeckt habe, ist er nun auch mit eigener Filmsite im Web erreichbar. Ob er seine gesamten Kritiken dort schon deponiert hat, weiß ich nicht. Aber sehr viele, genügend zum langen Stöbern und Nachlesen, sind es schon allemal. Das Anklicken (und Merken) des Links wird wärmstens empfohlen!


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Mittwoch, 13. April 2005
12.04.2005, Kino Intimes; Inhalt

Es stirbt sich schön, im neuen Film von Jean-Pierre Jeunet. Und über allem schweben Badalamentis traurige Weisen, nur um wieder aufs Neue glaubhaft zu versichern, dass dies hier Melancholie sei, das große Drama und, nicht zu vergessen, die große Liebe. Was für's Herz (und immer: was für's, ach was, was aufs Auge).

Das steinere Gefühl, das einen bespringt, wenn man in einen saftig einladenden Apfel zu beißen meint und es stellt sich heraus: Er ist aus Wachs. In Mathilde ist alles Wachs. Und dann stapft Jodie Foster durch's Bild - "Aber das ist doch..."-Getuschel im Saal begleitet den Auftritt -, dann wird sie irgendwann besprungen und ist wieder weg. Und so verhält sich das mit jedem Stück nostalgischer Klebrigkeit, das Jeunet hier in zähe Langeweile packt: Eine Ausschmückerei noch bis ins Pittoreske hinein, aber alles so wurscht, abgespult, reines Programm. Und Audrey Tatous Hintern zerren wir auch noch ins Bild. Wie niedlich er ist. So müde nach dem Film.

Ich bin nun weiß Gott keiner, den im Kino zu sentimentalen Emotionen hinzumobilisieren es viel Aufwands benötigte. Dass ich am Ende nur ein verwirrtes So where's the beef? im Kopf hatte ist vor diesem Hintergrund bezeichnend. Mathilde schaut und schaut und schaut. Diesseits des Bildes ich im Saal und mach's genauso. Und schaue und schaue und schaue. Vektoren, die ins Nichts führen, in geschmolzenes Wachs allenfalls.

imdb ~ filmz.de ~ angelaufen.de


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Ewigkeit her, war irgendwann kurz vor letztem Silvester: Eine Frau am Zeitungsregal im Edeka. "Das Lesen der Zeitschriften verpflichtet zum Kauf"-Schild gleich vor ihrer Nase hat sie ganz offensichtlich nicht weiter beachtet. Manchmal, wenn mir gerade blöd zumute ist, mache ich daraus 'nen dummen Spruch von hinten kommend und feixe, nach dem Schreck, vondannen. Kurz bevor ich in diesem Falle zu diesem gewiss wunderlichen Projekt anheben kann, bemerke ich, dass die, nun, rein äußerlich eher etwas herausgeforderte Dame in den für diese Jahreszeit üblicherweise recht dicken Horoskopteil versunken ist. So von wegen "Was bringt das nächste Jahr?". Sie liest, ganz und gar versunken, beinahe schon andächtig, die Rubrik "Liebe und Leidenschaft". Eine Ernsthaftigkeit spricht aus ihrem Gesichtsausdruck, beim Studium dieser Zeilen, dass ich perplex stehenbleibe. Was hier im Leben schief gegangen ist, dass sich beim Edeka-Einkauf Trost am Zeitungsregal versprochen wird, vielleicht sogar etwas Hoffnung für die kommenden Monate, übersteigt für einen Moment lang mein Fassungsvermögen (bis heute eigentlich).


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Keine gute Idee: Sich sonntagabends online durch den Katalog des Verbunds der Berliner Stadtbibliotheken auf der Suche nach schon immer mal gelesen haben wollender Comics zu begeben. Dabei kann es nämlich gut geschehen, dass sich in der Tat nahezu alle Titel ausfindig machen und zudem auch noch - Zauberwort "verfügbar" - allesamt in zahllosen Regalen der Stadt gerade entleihen lassen. Dies hat dann nämlich zur Folge, dass man sich am Montag, mit Rucksack, Tragetasche und einer langen Liste mit Adressen und Signaturen bewaffnet, auf eine haarsträubende Tour mit den Berliner Verkehrsbetrieben einlässt, um alle Titel fröhlich einzusammeln. Spätestens nach zwei Bibliotheken gibt man dann bereits eine mal eher lächerliche Erscheinung ab, denn natürlich stößt man beim fröhlichen Einsammeln auf so manche bislang nicht in Augenschein genommene Bibliothek mit einer ganz und gar exzellenten Comiczusammenstellung. Frommen Charakters möge da sein, wer sich auf die vorab notierten Titel beschränken kann, nur ist das ein Charakterzug, der für meine Person so richtig gar keine Geltung besitzt. Also richtet man sich sein Kreuz nicht nur mit den ohnehin schon gut 5 bis 6 Kilo an eigentlich gesuchter Kost zugrunde, man packt auch noch pro Bibliothek 'ne gute Handvoll Bücher mit dazu. Nach einem langen Nachmittag, der einen die groteskesten Kieze dieser Stadt ansichtig werden lässt, bricht man dann abends, endlich zuhause angekommen, unter der Last zusammen, hat aber immerhin genügend Lesestoff für das kommende Semester parat, um auch ja genügend Gründe zu haben, sich mit der vorgegebenen Literatur nicht zu befassen.

Ein Glück immerhin, dass ich ohnehin fast ausschließlich Vorlesungen zu besuchen gedenke (nachdem ich mich im letzten Semester mit einem beinahe ausschließlich aus Seminaren bestehenden Stundenplan gelungen geschunden habe) und auch mein Antrieb, Scheine zu machen, beschränkt sich diesmal aufs Notwendigste (anvisiert sind zwei). Und immerhin möchte ich ein Seminar zur Ästhetik des Comics besuchen. Von daher ist das alles Arbeitsmaterial im Namen der Wissenschaft, mit dem ich jetzt meine freien Nachmittage auf dem Balkon verbringen werde ...


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Kultursenator Thomas Flierl will das Kino Babylon am Rosa-Luxemburg-Platz offensichtlich an die K&K Kino- und Konzerte GmbH mit Timothy Grossman an der Spitze vermieten. Die Kulturverwaltung bestätigt den Namen nicht, aber Protest hat sich trotzdem schon formiert. Mitbewerber um das mit 320 000 Euro jährlich subventionierte Filmtheater - darunter die Hackeschen Höfe, das EYZ Kino, das Central Kino und der Babylon e.V. - werfen dem Senator vor, Grossman unbegründet zu bevorzugen.

Die ganze Meldung hier bei der Berliner Zeitung. (das "offensichtlich" im ersten Satz wäre meiner Meinung nach allerdings durch das journalistisch wohl probatere "offenbar" zu ersetzen - eine "Offensichtlichkeit" scheint aus den vorliegenden Quellen jedenfalls bislang noch nicht hervorzugehen, nur so meine 5 Cent am Rande...)


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11.04.2005, Heimkino

Ein Offizier von Rang und Namen (Ed Harris) – seine Karriere ließ ihn die Tet-Offensive ebenso miterleben wie den Desert Storm (von zahlreichen Geheimmissionen jenseits offizieller Verlautbarungen ganz abgesehen) – sucht Rache an den Vereinigten Staaten, welche seinen im Dienst für die Nation dahingegangenen Kameraden noch nicht mal ein offizielles Militärbegräbnis (von Entschädigungen für die Hinterbliebenen ganz zu schweigen) haben zukommen lassen. Zu diesem Zweck bringt er mit gleichgesinnten Soldaten mehrere mit tödlichen Chemikalien bestückte Raketen in seinen Besitz, nimmt eine Gruppe Touristen auf der legendären, nunmehr stillgelegten Gefängnisinsel Alcatraz zur Geisel, um von dort aus die Raketen auf San Francisco zu richten. Seine Forderung: 100 Millionen Dollar, davon je eine Million als Entschädigung für 83 Familien, den Rest für ihn zur freien Verfügung, und freies Geleit in ein Land ohne Auslieferungsverfahren für ihn und seine Kameraden. Die Regierung ruft den Chemikalienexperten Goodspeed (Nicolas Cage) auf den Plan, der alleine die Raketen entschärfen könnte. Um die Insel überhaupt einnehmen zu können, bedarf es indes der Dienste eines seit Jahr und Tag namenlos in Gewahrsam der us-amerikanischen Regierung einsitzenden britischen Geheimdienstagenten (Sean Connery), der einzige, dem in der Geschichte von Alcatraz je die Flucht von dort gelang. Der zeigt sich, aus naheliegenden Gründen, nicht unbedingt kooperationswillig, vielmehr ist er an einer möglichst bedingungslos wiedererlangten Freiheit interessiert. Unterdessen verrinnt die knappe Zeit bis zum Ende des Ultimatums: 24 Stunden nach Einnahme der Gefängnisinsel sollen die ersten todbringenden Raketen abgefeuert werden ...

The Rock lässt sich umstandslos als höchst gelungener Vertreter des typischen Blockbuster-Kinos der 90er Jahre einsortieren. Seine Ziele erreicht er ohne weiteres mit Bravour. Diese mögen, im Sinne eines künstlerisch avancierten Kinos, nicht hoch angesetzt sein, doch besitzen auch sie, in der Tradition wiederum einer Geschichte des Kinos als Spielfeld für neue und vor allem angewandte Technologien, Gültigkeit. Nun setzen viele Regisseure (und noch mehr Filme) auf die Mischung einer dynamisch angehenden Geschichte mit viel technologischem Rabatz, doch ist es eben vor allem immer wieder das Team Bay/Bruckheimer, das nicht nur die nötigen finanziellen Mittel, sondern auch das nötige Wissen um diese Ader des Kinobetriebs mitbringt, um solchen (ebenfalls an sich nicht zu gering einzuschätzenden) Ansprüchen voll und ganz zu entsprechen. Hier erweist sich Kommerzialität ausnahmsweise als unbedingter Hauptgewinn: Während die unzähligen Actionklopper, die direct to video in die Filmwelt geblasen werden, für gewöhnlich an mehreren Stellen kranken – sei es ein für diese Ansprüche noch mangelhaft konstruierter narrativer Rahmen oder aber sichtliche handwerkliche wie finanzielle Mängel in der Gestaltung der Hauptattraktionen -, stellt ein Film wie The Rock, natürlich noch bis in Detail aus kulturindustriellen Überlegungen heraus konzipiert, ein in jeder Hinsicht perfektes Paket dar, das sein Publikum immerhin in jeder Hinsicht zufrieden zu stellen vermag. Wenn schon Action-Blockbusterkino – ein Kino also, das seine Grandezza vor allem im tadellosen Handwerk entwickelt -, dann auf diese Weise, wo das Gefüge aus Charakterentwicklungen, dem grundlegenden Szenario und die darauf abhebende Action ein wohlaustariertes Gesamtergebnis zeitigen.

Dabei steht The Rock auch deutlich in einer Tradition, wie sie das Autokino der 50er und 60er Jahre mitbegründete. Eine reißerische, sensationalistische Geschichte, die sich unter Rückgriff auf vulgärstmögliches Wissenschaftsbla begründet, einigermaßen im Zweidimensionalen verhaften bleibende Figuren und ein deutliches Augenmerk auf strukturell Jahrmarktsattraktion entsprechender Sensationsinseln innerhalb des narrativen Gefüges, das selbst nur den möglichst flexiblen Rahmen eines solchen Zwecken dienliches Ablaufprogramms stellt. Es ist von daher kein Zufall, dass in Armageddon - ebenfalls von Bay/Bruckheimer inszeniert (und hierzulande, wo man seit jeher mit allzu profanen Gütern der Unterhaltungskultur seine dünkelhaften Reserven hat, ebenfalls belächelt) – die Kraterlandschaft des Kometen, der die Erde bedroht, einer modernen Version einer Planetenlandschaft aus einem beliebigen Science Fiction Reißer aus den Hallen der American International Pictures, jener legendären B-Movie-Schmiede von Samuel Arkoff, wo auch Roger Corman seine ersten Gehversuche wagte, entspricht, wie es ebenso wenig vom Zufall bestimmt ist, dass der MacGuffin in The Rock, die beinahe schon legendär tödliche Chemikalie in den Raketen, schummrig-grün glitzert und in kleinen, beinahe magisch anmutenden Kugeln gelagert wird, die sich nur mit bedeutungsschwangerer Geste den Raketen wieder entnehmen lassen. Hier trifft die Welt aus Vintage Comics und Autokino im technologisch aufgemotzten Rahmen des 90er Jahre Blockbusterkinos zusammen und nur von dieser Perspektive aus lassen sich die (meisten) Filme von Bay/Bruckheimer adäquat verstehen (und genau deshalb sind auch die Vorwürfe eines übertriebenen Patriotismus in deren Filmen so dermaßen abgehangen; zwar mag er attestierbar sein, doch ist dies die bequemste Haltung, die man als Kritiker aus der Zunft alteuropäischer Vernunftsheischerei einnehmen kann: sich am einen schon fast schmerzhaft anspringenden Offensichtlichsten aufhalten, um sich anhand dessen als weitsichtig zu gerieren, während man doch nur zu vertuschen gedenkt, dass hinter das Offensichtlichste einen Blick zu werfen die eigene Perspektive einem vor lauter Dünkel und Selbstzufriedenheit schon gar nicht mehr gestattet).

Die Filme von Bay/Bruckheimer mögen künstlerisch kaum weitsichtigen Charakter haben. Sie gehören keiner Tradition eines Kinos an, das etwas über die Welt und den Menschen aussagen will (allenfalls auf zweiter Ebene und auch dann nur über den Menschen im Medien- und Zeichenpark des ausgehenden 20. Jahrhunderts). Aus ihnen etwas zu lernen hieße vor der Komplexität der Welt zu kapitulieren (wie es im Umkehrschluss das selbe hieße, sie als Hauptschuldige einer allgemeinen Verdummung anzuklagen). Aber sie bedienen einen, meiner Ansicht nach höchst legitimen, Wunsch (auch) nach einem Kino der technologischen Möglichkeiten und bieten diesem einen Rahmen, in dem es sich auf beste, weil befreiteste Weise entfalten kann. Ein solches Kino in Ausschließlichkeit wäre die Hölle auf Erden, aber von Zeit zu Zeit in guten Dosen verabreicht: Ja bitte, sehr gerne.

imdb ~ mrqe


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Montag, 11. April 2005
Thema: Hoerkino
Le Tigre: This Island
Die Themen sind nach wie vor wichtig, in einem Endlosloop vorgetragen verkommt das aber schnell zum Gerinnsel mit Koloritcharakter. Auch musikalisch weitgehend Stillstand, bzw. Vollendung der Form, was hier tragisch ist, denn das Spielerische und Freche der Aneignung billiger Technologien, durch das sich die ersten Lebenszeichen der Band (und mehr noch zuvor Kathleen Hannas Soloprojekt Julie Ruin, ohnehin die beste Le-Tigre-Scheibe, die nicht von Le Tigre ist) auszeichneten, weicht hier einer Professionalität, die dem Ganzen nicht gut tut. Ferner erscheint mir fraglich, ob das ewige "Mädchen goes Casio Riot"-Gehoppel nicht auch letzten Endes nur wieder eine Mädchenidentität festschreibt. Mädchen albern eben gerne mit Plastik rum, nach dem Motto. Die Subversion hat sich's bequem gemacht (Klingeltöne auf der Website inklusive), hier braucht's mal eine Unterminierung derselben von guter Seite aus. Im Endeffekt: Same procedure as always, nur nicht ganz so toll wie früher. Eher etwas langweilig.

Daft Punk: Human After All
Bei Daft Punk bin ich immer entzwei gerissen. Zum einen ist da die faszinierende Kraft, die von dem klang- wie performance-ästhetischen Projekt und der Konsequenz, mit der es immer weiter ausformuliert wird, ausgeht, zum anderen gibt's dann auch immer wieder Momente, wo das eigentlich nur noch unheimlich cheesy ist. Natürlich: Hier geschieht schon fast nichts mehr, der Vektor zielt eindeutig nach innen, auf Einigelung. Trotzdem gelingt es Daft Punk in den besten Momenten, wunderbarste Retro-Räume zu entwerfen, die eben doch nie plumpe Nostalgie sind, sondern Emblematisches aus früheren Dekaden zu etwas Neuem verbinden, dem das Alte als möglich Imaginiertes immer auch in zweiter Referenz anhaftet. Will meinen: Neben viel Üblichem so mancher Hit. God bless the skip button!

Oma Hans: Peggy
Jens Rachut ist der beste Geschichtenerzähler, den die hiesige Musiklandschaft hervorbringen konnte. Er macht Social Beat im besten Sinne, erzählt von einer Welt in den Gassen und Sozialbauwohnungen, von Modernisierungsverlierern und solchen, die nie anders konnten als zu scheitern. Dies alles mit einer unprätentiösen Sprache, die mit Minimalismen schon ungeheure Tiefe schafft, Soziotope von unten entwirft. Schon allein dieser Aspekt macht jede Platte mit Rachut-Beteiligun zu einem Event. Doch das Gute an dieser Platte ist, dass hier nun auch endlich wieder die Musike stimmt: Oma Hans waren sicher nie musikalisch schlecht, aber dennoch auch nie so richtig mein Ding. Mit Peggy nun scheint man endlich seine Mitte gefunden zu haben und schließt nahtlos an die Qualitäten früherer Rachut-Projekte an (für meiner einer heißt das: Dackelblut, die ich von allen immer schon am liebsten hatte). Eine wohltuende Platte ist das, von der man weiß, dass sie Wert und Beständigkeit hat. In einer Zeit, wo sich der ganze Indie-Zirkus durch Tageshypes selbst immer weiter ins Delirium kickt und aus der Punkrock-Ecke - wiederum im Indie-Verhältnis zum Indie-Zirkus zu verstehen - kaum mehr was kommt, was irgend von Belang wäre (oder, im schlimmsten Falle - Kettcar -, selbst schon mit offenen Armen in die Langeweile-Falle der Erstgenannten rennt), ist es gut, dass es da in Hamburg wen gibt, der noch Monumente schaffen kann.

Fantomas: Suspended Animation
Mike Patton ist ein Schelm und er bleibt's auch weiterhin. Nach der mir etwas zu gruftig geratenen Delirium Corda hier wieder back to basics, will meinen: Cartoonish Wackiness meets Hardcore-Thrash, vorgetragen von den exzellentesten Musikern, die man sich im ganzen Schwere-Musik-Bereich derzeit nur wünschen kann. Eine übersalzene, nach allen Regeln der Kunst verpfefferte Suppe, die man sich lechzend in den Rachen kippt. Und gleichzeitig leistet Fantomas vielleicht wirklich die adäquateste Repräsentation der Lebenswelt des Medienmenschen zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Eine äußerere Perspektive auf die Medienhaube hat ein Kunstwerk bislang kaum gestattet.

The Mars Volta: Frances the Mute
Es gibt auf dieser Platte Momente, die einfach nur glänzen, in denen alles richtig ist, die mit einer ungestümen Wildheit alles hinter sich lassen, dass man sich nur noch vor Verzückung hinknien kann. Umso mehr gilt dies, als dies Momente sind, die ansonsten einem "geht mal gar nicht" der populären Musik zuzurechnen sind, dem gitarrejaulenden ProgRock der 70er nämlich. Diese gemeinhin sämige Form, die sich, für mich, vor allem durch eine maximale Emotionslosigkeit (bei maximaler Behauptung des Gegenteils) auszeichnet, wird hier nun wieder als Quell sprudelnden excitements erschlossen, der Herzrasen und Glück sondergleichen produziert. Momente, in denen ich Mars Volta nun auch lieben lernen könnte (alle früheren Inkarnationen fand ich, bestenfalls, wurscht).
Der Konjunktiv macht Sinn: Ich kann es nämlich nicht. Diese Momente sind nämlich eingespeist in ein Stückwerk monumentalen Charakters, das vor allem die Ausstellung eigener Fähigkeiten zum Ziel hat. Die sind vorhanden, gewiss, doch vergisst man bei dieser Ausstellung glatt den Menschen am anderen Ende des Kommunikationstunnels. Der ist dazu verdammt, sich immer noch eine Kreole, immer noch eine Vignette, immer noch einen Break, einen Einschub anzuhören, um in letzter Konsequenz vor dem Geschehen außen vor zu bleiben. Besagte selige Momente sind dabei nicht der Zuckerguss - das wäre zu genießen -, sondern allenfalls die Karotte an der Angel vor dem Esel, zu dem man hier allenthalben gemacht wird. Es hätte ein ewiger Klassiker werden können, eine Wundertüte an Youth Anthems, nach denen es zumindest mich immer wieder gelüstet, herausgekommen ist eine Masturbationssession profilneurotischer Musikermusikanten.

Bloc Party: Silent Alarm
Nett hoppelnder Indie-Pop mit Tanzkante. Wenn einem etwas albern zumute ist, kann man da gut mitmachen und glauben, jetzt mal endlich den heißen Scheiß entdeckt zu haben. Wenn man ehrlich mitgerissen werden will, legt man lieber eine andere, noch zu findende CD ein.


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Thema: good news


Hongkong-Star Jackie Cheung (u.a. A Chinese Ghost Stoy, Flying Daggers, Bullet in the Head, etc.) hat in Hongkong mit Erfolg sein Musical Snow Wolf Lake aufgeführt. Das chinesische Nachrichtenportal Xinhuanet.com berichtet ausführlich (und dankbarerweise auf Englisch). [via]


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Sonntag, 10. April 2005
Thema: Hoerkino
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Die neue Scheibe von Hot Hot Heat ist ja auch mal richtig blöder Scheiß geworden. Nicht, dass der Vorgänger schon viel Hoffnung für die Zukunft gemacht hätte, aber wenn man sich an die ersten quirligen, unbekümmerten, vitalen Singles erinnert - nicht die, die im Radio liefen, sondern die lange Zeit zuvor -, dann wurde da schon viel in Aussicht gestellt. Und nun, mit Elevator, sind sie beim Bierdeckel des Abends angelangt. Selten satte, langweilige Scheibe...


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Thema: Hoerkino
Für mich zum Merken: Out Hud - für mich schon immer die besseren !!! (und hey, ich habe von beiden Bands die allerersten EPs - schon seinerzeit zeitnah, versteht sich, von der Vorgängerband The Yah-Mos ganz zu schweigen, von daher darf ich! Grüße, der Vinylposer!) - spielen am 02.05. im Magnet Club.

Nachtrag: Nach Anhören der MP3s der neuen Scheibe via der oben verlinkten Website mache ich mir leider reichlich Sorgen um die Geschmackssicherheit der einst hochverehrten Musikgruppe.


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Witzischkeit kennt keine Grenzen! Witzischkeit kennt kein Pardong!


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Donnerstag, 7. April 2005
Thema: good news
Wie der Hollywood Reporter berichtet, hat sich New Line Cinema die Rechte an dem Manga-Comic Monster von Naoki Urasawa (u.a. 20th Century Boys) gesichert. Als Produzenten fungieren Neil Kaplan, Pen Densham and John Watson von Trilogy Entertainment. Die Mangareihe erfreut sich großen internationalen Erfolgs und wurde in Japan bereits als 18teilige Anime-Serie adaptiert. Offenbar plant New Line Cinema allerdings eine Realverfilmung.

In Deutschland wird die Reihe von Ehapa aufgelegt. Der Infotext:

Der junge, ambitionierte Chirurg Dr. Kenzo Tenma rettet eines Tages einem kleinen Jungen das Leben - entgegen den Anweisungen seines geltungsbedürftigen Chefs. Zu diesem Zeitpunkt kann er die Konsequenzen seines idealistischen Handelns nicht einmal annähernd erahnen.
Ein paar Jahre später: Ein psychopatischer Serientäter sucht die friedliche Stadt heim. Das namenlose Monster ist erwacht!

Noaki Urasawas preisgekrönte brillant-düstere Schauermär, eine Mischung aus Horror, Krimi und Psychothriller, ist ein Meisterwerk an Suspense. Und, man höre und stauen, die Geschichte spielt im Deutschland der 90er Jahre! Der Manga besticht nicht nur durch die genaue Recherche des Handlungsraumes (man entdeckt in den Zeichnungen viele deutsche Straßen- und Verkehrsschilder) sondern vor allem durch die packende, durchdachte Storyline. Man versucht unweigerlich, selbst die vielen Rätsel des dichten Geflechts an Personen, Handlungssträngen und Orten zu entwirren, um Tenma zu helfen und selbst das fürchterliche Geheimnis aufzudecken...


Weitere Informationen auf der dazugehörigen Infosite des Verlags.


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Mittwoch, 6. April 2005
Thema: TV-Tipps
Arte zeigt am Freitag, den 08.April, um 23:25 Uhr David Cronenbergs frühes Meisterwerk des modernen Horrorfilms Shivers (D.: Parasiten-Mörder). Der Programmtext:

In einem Apartmentkomplex in Montreal gerät ein wissenschaftliches Experiment außer Kontrolle. Einer jungen Frau wurden genmanipulierte Parasiten eingepflanzt, die die Funktion eines erkrankten Organs übernehmen sollten. Doch die Parasiten entwickeln extrem stimulierende Nebenwirkungen. Es kommt zu sexuellen Exzessen, die für eine Reihe von Hausbewohnern tödlich enden.

Was sich auf dem Papier als trashiger Horrorquark liest, entpuppt sich als zwar deutlich dem Exploitation-Kino zuzurechnender Beitrag zum Genre, der allerdings auf subtextueller Ebene manchen komplexen Kommentar zu sozialen und psychoanalytischen Diskursen in sich birgt (und ja, einem intellektuellen Filmemacher wie David Cronenberg traue ich das gut zu, dass da Intention dahinter steckt).

Einem aufgeschlossenen, epxerimentierfreudigen Publikum wird diese seltene Möglichkeit zur Sichtung dringend empfohlen. Die Schlusssequenz zählt im übrigen zu meinen ganz persönlichen besten Gänsehautmomenten der Filmgeschichte.


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Thema: good news
Free Image Hosting at www.ImageShack.usEndlich! Wie Arno Meteling auf seiner Portfolio-Website mitteilt, ist der Tagungsband Splatter Movies. Essays zum modernen Horrorfilm (Bertz+Fischer Verlag) nach einigen Terminverschiebungen nun vor wenigen Tagen in den Druck gegangen und sollte also im Laufe des Monats vorliegen. Der von Julia Köhne, Arno Meteling und Ralph Kuschke herausgegebene Band versammelt die Beiträge der kulturwissenschaftlichen Tagung Bodies That Splatter des Graduiertenkollegs "Codierung von Gewalt im medialen Wandel" der Humboldt Universität zu Berlin, die im April vor 2 Jahren in der Akademie der Künste/Berlin stattfand. Zahlreiche internationale Film- und Kulturwissenschaftler haben sich hier mit dem kontroversen Subgenre (?) des Splatterfilms befasst und es von verschiedenen Warten aus zu fassen versucht. Zu Wort kommen u.a. die Herausgeber selbst, Harun Maye, Marcus Stiglegger, Stefan Höltgen, Drehli Robnik, Elisabeth Bronfen, Manfred Riepe, Judith Halberstam, Christoph Schlingensief (Gespräch), Jörg Buttgereit (Gespräch) und einige mehr.

Ich selbst habe den Eingangstext der Sektion "Splatterwerkstatt Deutschland" verfasst und mich dabei an einer kleinen Geschichte des hiesigen Splatterwesens versucht. Vorgestellt werden einige Filme, die Namen dahinter, die restriktiven Bedingungen, unter denen Splatter hierzulande nur möglich ist, und nicht zuletzt die verschiedenen "Schulen" der Splatterkunst - ein Schlingensief etwa lässt es anders krachen als ein Andreas Schnaas.

Das hier gezeigte Cover entspricht der aktualisierten Fassung.


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Das US-Branchenblatt Variety hostet seit neuestem (glaube ich jedenfalls, bin gerade erst drüber gestolpert) auch einige Weblogs. Und es sollen noch mehr hinzukommen, sofern sich Blogger finden. Sehr fein.

Als Blogs of Interest erscheinen mir:

Kaiju Shakedown - Variety's Blog on Asian Film by Grady Hendrix

Bags and Boards - The Trends, the Buzz and the Businnes of the Comic Book Industry by Tom McLean

Bei Kaiju Shakedown gibt es dann auch das Poster zu Election, dem neuen Film von Johnnie To, als Novität zu sehen. Was einigermaßen verwirrt, denn das Plakat lag auch schon zur Berlinale vor, als Backcover von Screen Daily nämlich. Aber offenbar hat es die Grafik bislang wohl wirklich nicht ins Netz geschafft. So sieht es jedenfalls aus:

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schon vor einiger Zeit, Hackesche Höfe

Ist nun schon eine Weile her und eigentlich müsste man zu diesem (schönen) Film wirklich viel schreiben. Das erlaubt mir wohl meine Zeit (ein bisschen auch gerade meine Schreib-Unlust) nicht, aber so ganz unerwähnt will ich den Film dennoch nicht lassen. Also nur ein paar Noten, die mich wer weiß wohin führen.

Er war nämlich wirklich sehr groß, ja großartig. Wobei man vielleicht schon ein Freund der Filme von Werner Herzog sein muss, um das nachzuempfinden. Alle anderen werden kopfschüttelnd von dannen ziehen, aber so war das bei Herzog wohl schon immer.

Nach dem etwas orientierungslos geratenen Rad der Zeit ist The White Diamond nichts anderes als eine Rückkehr zu den besten Zeiten Herzogs. In der Wahl seines Sujets zeigt er sich, wie gewohnt, treffsicher, auch bezüglich der Positionierung desselben in sein eigenes Werk (Herzog meinte ja mal, er drehe eigentlich nicht immer den selben Film, sondern eigentlich einen einzigen großen Film und er würde diesen gerne mal aus allen seinen Filmen zusammensetzen: Mit The White Diamond ist er an dieser Aussage verdammt nahe dran.). Zum Teil fügt sich die Thematik - ein Aero-Wissenschaftler baut einen Mini-Zeppelin, um das Dach des Regenwaldes mit Kameras zu untersuchen, nicht zuletzt auch deshalb, weil ein vergleichbarer Vorstoß vor vielen Jahren seinem Freund, ein Dokumentarfilmer, das Leben gekostet hatte - schon so nahtlos in den Herzog-Kosmos ein, dass man bisweilen zweifelt, ob das Ganze nicht insgesamt ein Spielfilm mit Drehbuch ist (ein Drehbuch, das vielleicht im Scherz Little Werner needs to fly genannt wurde, den es geht um genau das: Das kindliche Staunen, das Wissenschaft, Fliegerei und Cinephilie zugrunde liegt und in diesem Film ist Werner Herzog es selbst vor allem, auf den das alles zutrifft).

Es finden sich die starken Bilder aus Herzogs Spielfilmen und dokumentarischen Arbeiten wieder, in immer neuen Kontexten, oft schon als Zitationen, als Verweise innerhalb des eigenen Werkes. Dass dem Wissenschaftler, dessen kindliches Staunen über die Welt der Aerodynamik sich, durch Herzogs Kameraauge betrachtet, 1:1 übertragt, einige Finger an der Hand fehlen, dass er, wie Reinhold Messner in Gasherbrom, an einigen Stellen in Tränen ausbricht, ist für den Kenner nur erwartbar gewesen. Gleichzeitig weiß Herzog aber darum: The White Diamond ist, bei aller Ernsthaftigkeit, von einem subtilen Witz durchzogen, einer altersweisen Ironie, die sich nie konkret in den Vordergrund schiebt, aber stets im Hintergrund erahnbar bleibt.

Natürlich geht es, wie immer bei Herzog, vor allem auch um Bildproduktion. Das ganze Projekt - Kameras aus der Luft in die Dachkrone des Regenwalds, einer der letzten Sphären des Unbekannten unserer heutigen Tage, vergleichbar vielleicht mit dem Grund des Meers zu Beginn des 19. Jahrhunderts - ist davon getragen, Dinge sichtbar zu machen. Folgerichtig lässt Herzog The White Diamond mit Bildern aus der Frühzei der Filmgeschichte beginnen, die die Geschichte der Fliegerei verdeutlichen sollen. Die ersten Antriebe aber, überhaupt so etwas wie Film zu erdenken, entstanden aus der Problematik mangelnder Sichtbarkeit: Eadweard Muybridge ging Mitte des 19. Jahrhunderts eine Wette ein, ob das Pferd beim Galopp alle Hufe gleichzeitig in der Luft habe. Eine Anordnung von 24 Fotokameras, die mit Fäden ausgelöst werden konnten, ergaben schließlich einen parzellierten, fotografischen Bewegungsablauf. Das war noch nicht Kino, aber schon nicht mehr weit weg. An einer Stelle sagt Herzog in White Diamond: "In Celluloid we trust!" - und er erhebt sich in die Lüfte, um Bilder zu machen, die noch nie zuvor gesehen wurden.

An einer anderen Stelle wird hinter einen mächtigen Wasserfall geblickt. Hinter diesen verschwinden Millionen von Vögeln, die dort offenbar nisten. In der Legendenwelt der Dschungelbevölkerung verbirgt sich hier eine wunderbare Welt. Aus Respekt vor dieser Legende zeigt Herzog die Aufnahmen von hinter dem tosenden Wasser nicht. Herzog ist noch immer Anwalt der Verschiedenartigkeit der weltweiten Kulturen und er ist noch immer auf der Suche nach Bildern. Es ist schon gar nicht mehr nötig, sie zu zeigen. Ferner ist es der Traum einer aufgeklärten Wissenschaft, einer Wissenschaft, die aus dem 19. Jahrhundert herrührt, aus dem in die Ferne streifen, Werner Herzog eigentlich als Abenteurerfigur, die in die Peripherie streift, mit dem heutigen Wissen aber verbunden, dass es vor allem Demut vor dem, was vorgefunden wird, sein sollte, die das Handeln bestimmt. Ein vielleicht etwas naiver, im Kino aber rührend zu träumender Traum. Man folgt Herzog gerne auf seinen Pfaden.

Und doch gibt es, zum Ende, wenn alles in der Tat, nach vielen Rückschlägen, gelungen, das Trauma des Wissenschaftlers überwunden ist, Bilder von eigenartiger Schönheit zu sehen. Flora und Fauna aus dem Dach der Welt. Oft bizarr anmutend, weil man mit der Kamera durchs Blätterdach kracht, aber doch von Schönheit, ohne den Gegenstand zu verklären, weil klar ist, dies ist ein Bild, dies wurde gemacht. In dieser Organisation von Bildern, die nicht nur stumpf das Atemberaubende sucht, liegt Herzogs Gespür und Kraft.

Das Große und das Kleine, darauf hat Gilles Deleuze hingewiesen, sind bei Werner Herzog wichtige Säulen. In der Spannung der Größenverhältnisse spielen sich seine Filme ab. Und dann gibt es ein Bild in diesem Film, der Schärfebereich ist so schmal es nur geht: Ein Wassertropfen, der von einem Blatt hängt. In ihm spiegelt sich der ganze, großartige Wasserfall, der weiter hinten, im Bild selbst nicht mehr repräsentierbar, liegt. Seine ganze Größe ist zu sehen, auf dem Kopf stehend und fokussiert, in einem einzigen Wassertropfen. Herzog fragt den Rastafari, mit dem er an diesen Ort gekommen ist, ob er in diesem Tropfen ein Universum sehe. Dieser antwortet, er könne nichts sehen, wegen des Donners, der Herzog sei. Das Große und das Kleine ist in diesem Moment aufgehoben, fällt in eins. Die Romantik aus zahlreichen Filmen Herzogs wird mit sich selbst gebrochen. Herzog scheitert in diesem Moment und macht sich auf diese Weise selbst zur zentralen Figur seines ganzen Werkes, in diesem zentralen Moment desselben.

imdb ~ filmz.de ~ offizielle site


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Dienstag, 5. April 2005
Radio Fritz: "Im Berliner Senat wird derzeit über den Besitz von Marihuana verhandelt."


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Sonntag, 3. April 2005
Vor einigen Tagen habe ich mir die ersten Minuten von Suna no Onna (Woman of the Dunes; Hiroshi Teshigahara, Japan 1964) angesehen. Angefangen von der Gestaltung des Vorspanns und dann von den ersten Minuten des Films selbst hat mich das, im besten Sinne, vollkommen umgehauen. Alleine schon aus dem Wenigen, das ich zu Gesicht bekommen hatte, konnte ich auf ein ungemeines ästhetisches Feingefühl schließen, eine ungeheure Achtsamkeit, die auf ein aufregendes Filmerlebnis schließen lassen. Ich habe den Film ausgemacht, weil ich nicht wirklich sichten wollte, und weil ich hängen zu bleiben drohte und mir war an dieser Stelle noch klar genug, dass ich den Film unter den besten Voraussetzungen sehen muss und die waren zu diesem Zeitpunkt schlicht nicht gegeben. Kino wäre das Idealste.

Und dann, ein paar Tage später, lese ich das Reich der Zeichen, Roland Barthes' Essays über Japans Zeichen. Bewusst keine Ethnografie, die um Hermeneutik bemüht wäre, sondern von vorneherein ein Versuch über Zeichen und den Umgang mit ihnen, gewissermaßen unter Laborbedingungen, wo das Zeichen nicht mehr nach seinem intendierten Sinn, sondern nur als Zeichen selbst noch auftritt. Es sind kleine Schritte, die minutiös einen Gedanken konstruieren. Beeindruckend klare Überlegungen, denen nachzufolgen fast schon rauschartige Qualitäten hat, weil man lernt, den zeichenhaften Dingen Aspekte abzugewinnen, die einem, beim allzu plumpen ersten Verstehen, doch schnell entgehen. Eine sorgsame Bedachtsamkeit von großer Schönheit.


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Auf dem Flohmarkt heute in zahlreichen Bücherkisten auffällig drappiert: Autobiografien von Juhnke, sowie Bücher päpstlichen Inhalts, der Umschlaggestaltung nach zu schließen zumindest.


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Sonntag, 3. April 2005
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Erde an Hamburg, Erde an Hamburg...

(was ist das eigentlich? Alter Mann in Rom geht dahin und plötzlich wird's der Menschheit wieder tief dräuend katholisch ums Herz? Kollektiver Wahnsinn grad alle miteinand'?)


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Alle paar Minuten mal auf SpOn schauen, ob's denn nun endlich vorüber ist.

(und am Wochenend' wird Kohl 75, voller Langeweile den Text dazu gelesen. Noch immer der Inbegriff des Arschlochs. Und der Juhnke, ach je, allzu weit entfernt von der in den USA war der, so rein vom Hirn her, auch nicht. Sterben in Raten. Brigitte Mira - auch dahin, schon was länger aber.)


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Thema: literatur
Soilworker verweist auf eine ganz hervorragende Website: Horrormasters.com bietet hier unzählige klassische Stories der Grusel- und Horrorliteratur an, zahlreiches davon offenbar kaum mehr anderweitig beschaffbar. Eine kategorisierte Übersicht gibt es obendrein.


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