Montag, 6. Februar 2006
Thema: Hoerspiele


datajunkie hat mal wieder in seinem Archiv gestöbert und dabei ein weiteres, feines Radio Play ans Tageslicht gebracht: Thirsty Death aus der Reihe Mystery House, mit Bela Lugosi (imdb) in der Hauptrolle: Hier.

Eine Sammlung von Links zu alten Horror-Hörspielen mit Lugosi, Karloff und Price auf der Website Old Time Radio hatte datajunkie bereits hier zusammengestellt. (edit: Die Links funktionieren aber leider nicht mehr, schade.)

Auf archive.org kann man einige Filme mit Lugosi runterladen (Public Domain).


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Sonntag, 5. Februar 2006
Oh, man hat ein Stöckchen nach mir geworfen - war ja nur eine Frage der Zeit, dass das geschieht. Nun will ich mal nicht so sein; aber dass mir das nicht zur Gewohnheit wird, dass man mich mit Holz beschmeißt, ja?

01. Vier Jobs:

- Möbelpacker
- Getränkekastenschlepper
- Golfbälle-aus-dem-Fluß-Holer
- Sozialschmarotzer

02. Vier Filme, die ich mir immer wieder ansehen könnte:

- Star Wars (Teil is wurscht, alte Trilogie versteht sich)
- Life of Brian
- Indiana Jones 2
- Groundhog Day

(eigentlich fehlt noch North By Northwest, den auch, aber bitte sehr!)

03. Vier Orte, an denen ich gewohnt habe:

- Bad Kissingen
- Berlin-Friedrichshain/Straßmannstraße
- Berlin-Friedrichshain/Pettenkofer Straße
- Berlin-Friedrichshain/Proskauer Straße

(in dieser Reihenfolge)

04. Vier Fernseh-Favorites:

(da ich glücklicherweise keinen TV-Empfang habe, äußere ich mich historisch)

- Monty Python's Flying Circus (!!!!!!)
- U3000
- Ren & Stimpy
- Batman (60er)

05. Vier mal Urlaub:

- New York
- Prag
- London
- Breslau

06. Vier mal Lieblingsessen:

Oh Mann. Keine Ahnung. Alles, was vegetarisch ist? Esse so gern, esse so viel gern, koche so selten. Keine Ahnung. Falafel. Pommes. Keine Ahnung.

07. Vier Websites, die ich täglich besuche:

- http://filmtagebuch.blogger.de
- http://www.perlentaucher.de
- http://www.filmforen.de
- http://www.last.fm

08. Vier Orte, an denen ich jetzt gerne wäre:

- Strand, Meer, aushaltbare Temperatur; mir voll egal, wo genau.
- In einem fremden Bett
- New York
- warme Wohnung

09. Vier Blogs, die den Unsinn bitte auch beantworten:

Ich vergebe vier Freitickets!

Nachtrag:

Dreck! Ich habe ja die "Vier Bücher, die ich jüngst erfreut gelesen habe" vergessen:

- Jim Thompson: Der Mörder in mir.
- Ernest Tidyman: Shaft auf dem Kongress der Totengräber.
- Oscar Wilde: Das Bildnis des Dorian Gray.
- div. Lovecraft-Stories


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Freitag, 3. Februar 2006
Thema: Hoerkino
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Donnerstag, 2. Februar 2006
Darauf hat die Welt gewartet und das ist keineswegs sarkastisch gemeint: Bollywood dreht ein Fight-Club-Remake und das offenbar mit allem, was dazu gehört! [via]

Trailer1 (wmv,~ 2 mb) ~ trailer2 (wmv,~ 2mb) ~ offizielle website

(mehr Links beim ersten Link!)


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Mittwoch, 1. Februar 2006
"It's pretty! Everything should be pretty!"
- Geum-Ja



Anfang der 90er bekannte sich die damals 19-jährige Geum-Ja des Mordes an einem Kind schuldig und wurde zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt; freilich war sie unschuldig, der eigentliche Mörder ist ihr Liebhaber, ein Lehrer, für den sie sich aufopfert. Da sie, was zu erwarten war, hintergangen wird, nutzt sie die Zeit hinter Gittern und schmiedet einen perfiden Racheplan, dessen einzelne Glieder sich nach ihrer Entlassung minutiös (und blutig) ineinander fügen ...

Nach Sympathy for Mr. Vengeance und everyone's darling Oldboy schließt Park Chan-Wook mit Sympathy for Lady Vengeance seine Rachetrilogie ab und treibt dabei die kontinuierlich in der Reihe entwickelte, überdrehte Formsprache auf den Höhepunkt. Dies zeitigt, ohne Zweifel, einige der schönsten Bilder, die man im - nennen wir es so - glossy cinema in jüngster Zeit zu Gesicht bekommen konnte. Schon der Vorspann ist ein elegantes, regelrecht anschmiegsames Gedicht aus fahlem Weiß und tiefem Rot; im weiteren Filmverlauf findet Park Chan-Wook immer wieder Möglichkeiten zu hübschen, wenn auch sinnbefreiten Vignetten, die wie Puderzucker über den Film verstreut sind. Plastik-Bonbon-Kitsch ist das Ergebnis, der hart mit den oft fürchterlich physischen Gewaltexzessen kontrastiert.



Und eben dies ist das Problem des Films. Da sich die Spielhandlung noch etwas ungeschickter fragmentiert als bei Oldboy (wo das auch schon nicht recht aufgehen wollte), verliert man sich irgendwann in den optischen Zuckerlis, die der Film einem vor die Füße wirft. Und dies ermüdet auf lange Sicht, da Park Chan-Wook zwar ein Techniker und Handwerker ist, der weiß, mit welchem Knöpfchen er welchen bildästhetischen Effekt erzielt, aber leider nicht ganz so genau weiß, welchem Zweck jenseits der bloßen Bildebene dies dienlich sein könnte. Alles auf seltsam blödsinnige Weise "hübschhübsch", aber eben nie zwingend oder gar tragend und von daher herrlich unerheblich für den Ablauf der Dinge oder das "Informationsmanagment" der fabula, deren vitale Entfaltung - und gerade diese wäre doch in einem revenge movie dringend nötig - durch solche Manöver so konsequent wie unnötig torpediert wird. Vermochte Sympathy for Mr. Vengeance noch etwas über die Lust und Grausamkeit der Rache - immerhin ein Topos, dessen Tabu im Alltag ein Grundmaß für den Prozess der Zivilisierung einer Gesellschaft stellt und somit ein dauerhaft brennendes Thema - auszusagen, begannen in Oldboy bereits spürbar die ersten Metastasen eines vom Sujet sich manieriert lösenden Stilismus zu wuchern, die nun, in Sympathy for Lady Vengeance, endgültig das Ruder übernommen haben, um die ästhetische Produktion nach ihren Bedingungen zu diktieren.

Bleiben ein paar hübsche, sinnlos nebeneinander stehende Bilder, die man sich ohne weiteres gerahmt an die Wand hängen könnte. Die Eignung zum Fotografen sei Park Chan-Wook deshalb hiermit ausgesprochen.

imdb


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Dienstag, 31. Januar 2006
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Als meine Schwester so ungefähr drei war, und ich also so ungefähr neun, da hatte sie eine Puppe eines kleinen, so zwischen traurig und vergnügt dreinschauenden Clowns. Man konnte sie aufziehen und dann spielte sie eine kleine, sehr glückliche Melodie und sie bewegte dazu Arme und Beine. Doch bald ließ die mechanische Energie offenbar nach, die Melodie wurde langsamer, kläglicher und die Gliedmaßen taten es dem nach; bis zum bitteren Stillstand. Es war ein seltsames Sterben, das ich damals voller Faszination betrachtete. Ich hatte, schon damals, das Gefühl, einem Wesen zuzusehen, dass sich selbst beim Lebendig-Werden ertappt und gleich darauf voller Trauer bemerken muss, dass es schon im Sterben liegt. Ich erinnere mich, oft Dutzende Male die Puppe aufs Neue aufgezogen zu haben, weil mich dieses Zeremoniell so anrührte. Vielleicht auch, weil ich mich vergewissern wollte, dass das nur eine Puppe, nichts weiter, war (was selten, ja nie gelang). Seither habe ich ein Faible für kleine, ja primitive, traurige Melodien; und für Geschichten von Robotern, die lebendig werden.

Jedenfalls, was in dem Lied Requiem for Dying Mothers, Part 2 von Stars of the Lid, das ich gerade gehört habe (und dass ich eigentlich fast immer nur um Mitternacht höre, weil ich ein Mensch bin, der die Einsamkeit von Mitternacht zu schätzen weiß) etwa ab 1:30 einsetzt, das ist von einer ganz gleichen Qualität. Über einen Teppich von ätherischen Klängen legt sich eine höhere Melodie, ungemein primitiv, aus gerademal vier Tönen zusammengesetzt, die fortan minutenlang um sich selbst kreisen. Und jedes Mal, wirklich jedes Mal, stellen sich mir dabei alle Härchen am Körper auf, und manchmal kommt es vor, dass mir die Tränen in die Augen schießen; ich denke an den kleinen Clown, wo er heute sein mag. Am Ende des Liedes hört man einen Hund schluchzen, so unendlich traurig wie das zuvor gehörte.

Der Tod, diese Schweinerei, muss aufhören.


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Montag, 30. Januar 2006
Good news vom Potsdamer Platz: Als diesjährigen Abschlussfilm des Wettbewerbs programmiert das Festival die digital restaurierte Fassung von Sam Peckinpahs meisterhaftem Spätwestern Pat Garrett jagt Billy the Kid. Bei der Rekonstruktion des seinerzeit vom Produktionsstudio überarbeiteten Films stützte man sich auf Notizen des Regisseurs und Angaben seiner Kollegen, so dass erstmals eine nahezu den Vorstellungen Peckinpahs entsprechende Version zu sehen ist. Für die bestmögliche Bildqualität wird der Film obendrein nach Bekanntgabe der Preise als HD-Screening im Berlinale-Palast außer Konkurrenz gezeigt.


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Thema: Kinokultur
Gerade bei Crime in your Coffee aufgeschnappt: Auf der Website von Sundance kann man sich alle Kurzfilme des diesjährigen Festivals ansehen. Sehr vorbildlich, hoffentlich macht das Schule!


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Thema: visuelles
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"Just in case anyone's interested, I think I'm
gonna be wanting some ice cream in about 10 miles."

imdb


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Sonntag, 29. Januar 2006
Auf "Shobary's Spaghetti Westerns" gibt es einige Italowestern-Trailer als Downloads. [via]


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Donnerstag, 26. Januar 2006
Thema: Hoerkino

Ich bin höllisch gespannt.
stickman records ~ monochrome



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Montag, 23. Januar 2006
Thema: visuelles
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Sonntag, 22. Januar 2006
Thema: visuelles
Eine kleine Onlinesammlung von Plakaten zu Pinku Eiga, den japanischen Softerotik-Filmen vornehmlich der 1970er Jahre. Wie die (cinematografisch oft sehr hochwertigen) Filme haben auch die Plakate ihren ganz eigenen ästhetischen Reiz. [via]





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Thema: good news


... soll die Anweisung für Matthew Barney, Sam Taylor-Wood, Richard Prince, Larry Clark, Marina Abramovic und Gaspar Noé gewesen sein. Das Ergebnis ist ein Omnibusfilm namens Destricted und ein Plädoyer für independent pornography, das dieser Tage auf dem Sundance Festival Premiere feierte: "Each film in Destricted [...] was offered as 'cerebral' work that reinvigorates erotic cinema." (GreeCine berichtet).

Die offizielle Website findet sich hier.

Das Cover gefällt mir jedenfalls; und alternative, abnorme, unabhängige, künstlerische Pornografie kann es bekanntlich auch nicht zuwenig geben. Ich bin gespannt. [via]


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20.01.2006, Heimkino

Von Mike Hodges - immerhin Regisseur des Klassikers Get Carter und der amüsant postmodernen Retro-Groteske Flash Gordon - darf man eigentlich zumindest solide, routinierte Genrekost erwarten; umso ärgerlicher, dass sein Dead Simple (d.i. der deutsche Verleihtitel für den eigentlich betitelten I'll Sleep when I'm Dead, ach so!) so wirkt, als hätte sich ein uninspirierter, nur mäßig talentierter und an Filmkunst nun leider absolut nicht interessierter Filmschul-Absolvent an einem bedeutungsschwanger-düsteren, elegischen Neo-Noir versucht, ohne dabei irgendwas so recht verstanden zu haben.

Umständlich spannt der Plot seine Storyfäden zusammen, ohne dass er dabei so recht wüsste, zu welchem Zweck: Eigentlich geht es um den Mafia-Aussteiger Will (Clive Owen), der schon seit einiger Zeit ein reuevolles Einsiedlerleben im Wald führt und sich mit Arbeiten für eine Abholzfirma mehr schlecht als recht verdingt. Als sein jüngerer Bruder (Jonathan Rhys-Meyers), ein Gernegroß-Dealer, eine Schmalspurkopie eines Pat Bateman, um den es zu Beginn recht lange geht, unter zunächst so ominösen wie undurchsichtigen Umständen von einem Autohändler (Malcolm McDowell, der nun auch schon seit Jahren sein Gesicht in beschissenem Direct-to-DVD-Schlunz spazierenträgt) rektal vergewaltigt wird und daraufhin gefrustet den Freitod sucht, zieht Will zurück in seine Heimat um mit vermeintlich stoisch-ausdruckslosem Gesichtsausdruck (der in Wahrheit eigentlich nur recht belämmert ist) die Hintergründe der Angelegenheit aufzuklären und, gegebenenfalls, die Verantwortlichen blutig zur Rechenschaft zu ziehen...

Man kann sich gut vorstellen, dass ein solcher Stoff - sagen wir, zu Hochzeiten des italienischen Zynismus-Thrillers der 70er Jahre umgesetzt - einen richtig derben, abgehangenen Hardboiled-Streifen abgegeben hätte. Hodges hingegen zieht es vor, dem Stoff jeden Saft zu entziehen, ihn umständlich mit sinnlos eingestreuten Details, einem ganzen Arsenal für das eigentliche Geschehen herzlich unerheblicher Nebenfiguren und konzeptlos nebeneinander gestellter Storyfäden zu strecken, dass man sich schon bald als Kunde betrogen fühlt. Denn die Disparitäten bringen nichts, sie verbergen keinen Kern, den es zu enträtseln gelte, haben, so scheint es, keinerlei Funktion außer derjenigen, den Film auf abendfüllendes Format zu dehnen. Hinzu kommt die geradewegs delirant konzipierte Lakonie, die dem Film offenbar zum Hardboiled-Stempelchen verhelfen soll; allenthalben wird in erster Linie blöde durch die Gegend gestarrt, dass man Regisseur samt Crew förmlich "Ja! Genau so!" blöken zu hören meint. Natürlich ist das nur heiße Luft: Der Film reiht Detail an Detail, das doch nichts zu bedeuten hat, raunzt Bedeutung, Schwermut, Tiefe in die Luft und produziert doch nur kleine Dampfwölkchen, die sich beim Hinschauen schon verflüchtigen.

Dass der Film ästhetisch fad und ohne erkennbares Konzept inszeniert wurde, ist dabei nur noch der Zuckerguß auf dieser Belanglosigkeit. Dead Simple ist ein herausragendes Beispiel für langweilige mise-en-scène und mangelndes Feingespür in der decoupage; darin ist er, als Negativbeispiel, fast schon lehrbuchreif. Man wird den Eindruck nicht los, dass hier wirklich alles scheißegal gewesen ist; dazu passen auch die Häppchenauftritte von Stars wie Malcolm McDowell und Charlotte Rampling, die hier mittels ein paar Minuten vermutlich nicht allzu teurer screen time ihren Namen geldwert für's Plakat hergeben, um damit dem Film auf dem zur Amortisierung nötigen World Sales Market noch ein paar Selling Points zu kredenzen.

imdb


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Freitag, 20. Januar 2006
Die Filmauswahl der Sektionen Internationales Forum des jungen Films und Perspektive Deutsches Kino ist abgeschlossen. Das Forum versteht sich auch in seiner 36. Auflage vor allem als Podium für internationale Erstlingswerke der nachrückenden Generation von Filmemachern; daneben zeigt die Sektion sich um Kontinuität bemüht: Gezeigt werden auch Filme von Chantal Akerman, Allan King, James Benning, Alan Berliner, Lucian Pintilie und Sono Sion, die alle schon zuvor mit Beiträgen im Forum vertreten waren. Das Gesamtprogramm des Forums im schnellen Überblick findet sich aus Platzgründen in den Kommentaren.


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Alle Nonnen sind friedlich, wenn man sie mit Likör erdolcht.


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Mittwoch, 18. Januar 2006
Thema: Hoerspiele
Auf dem Online-Kunstportal UBUweb gibt es seit neuestem eine Kollektion von Hörspielen, die Samuel Beckett für die BBC geschrieben hat, zum Downloaden: Klick!

Leider wurde der dort lange Zeit frei erhältliche und von Beckett geschriebene Film - ein verstörender Experimentalfilm aus den 60er Jahren mit dem alten Buster Keaton in der Hauptrolle, den ich glücklicherweise vor kurzem im Rahmen einer Vorlesung in voller Länge sehen konnte - wieder vom Server genommen. Dafür kündigt der Alexander Verlag zu Berlin für die nächsten Monate einen Band Begegnungen mit Beckett an, der Gedächtnisprotokolle von Gesprächen mit dem Autor, der für gewöhnlich keine Interviews gab, versammelt.


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Thema: Kinokultur
http://www.cinemamusica.de/

Website/Blog der gleichnamigen, mir bis gerade eben nicht bekannten (Kleinstauflagen-)Zeitschrift Cinema Musica, die sich, wie sich wohl erahnen lässt, vor allen Dingen mit Filmmusik beschäftigt.


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Die Sektion Panorama hat heute drei weitere Beiträge ihres diesjährigen Programms vorgestellt. Hinzugekommen sind auch die neuen Filme von Detlev Buck und Dominik Graf, auf die man sich gewiss freuen darf. Im folgenden die Pressemitteilung:
Knallhart (Tough Enough) von Detlev Buck
mit Jenny Elvers-Elbertzhagen, David Kross, Jan Henrik Stahlberg
In Knallhart erzählt Detlev Buck von der drastischen Veränderung im Leben des jungen Michael Polischka. Er zieht vom feinen Berliner Stadtteil Zehlendorf in die soziale Wirklichkeit des von Arbeitslosigkeit geprägten Bezirks Neukölln. Zoran Drvenkar und Gregor Tessnow schrieben das Buch nach dem gleichnamigen Roman von Gregor Tessnow. 1985 zeigte das Panorama Detlev Bucks ersten Film Erst die Arbeit und dann?.

Der Rote Kakadu (The Red Cockatoo) von Dominik Graf
mit Jessica Schwarz, Max Riemelt, Ronald Zehrfeld, Tanja Schleiff, Ingeborg Westphal
Dresden 1961: In Dominik Grafs Der Rote Kakadu erwacht ein Stück unbeachtete DDR-Geschichte zum Leben: Rebellion und Lebenslust. Doch dem Hunger nach Freiheit und Selbstverwirklichung folgt Einengung und Überwachung. Aus diesen Elementen speist sich die Geschichte nach dem Buch von Michael Klier.

jeder schweigt von etwas anderem (last to know) von Marc Bauder und Dörte Franke
Im Dokumentarfilm jeder schweigt von etwas anderem gehen Marc Bauder und Dörte Franke den Erfahrungen ehemaliger „Staatsfeinde der DDR“ nach: einer Reiseleiterin, eines Pfarrerehepaares und eines Schriftstellers. Die heutige Erinnerung an die DDR liegt oft in einem milden Licht, dagegen zeigt der Film eine harte Wirklichkeit, deren Folgen noch lange nicht verheilt sind. Drei Familiengeschichten vor dem Hintergrund der geschätzten Zahl von 250.000 politischer Häftlinge des SED-Regimes.


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Das Wettbewerbsprogramm der kommenden Berlinale ist nahezu komplett. Da mir gerade ein wenig die Zeit für genauere Durchsicht und Empfehlungen fehlt, zitiere ich im folgenden einfach die heutige Pressemitteilung. Dennoch freut es mich natürlich außerordentlich, dass die bereits herbeigesehnte Comicadaption V For Vendetta ihren Weg in den Wettbewerb gefunden hat und dort, wenngleich außer Konkurrenz, als Weltpremiere aufgeführt wird.

Neben Oskar Roehlers Elementarteilchen und Hans-Christian Schmids Requiem zeigt der Wettbewerb zwei weitere deutsche Uraufführungen: Matthias Glasner (Die Mediocren) geht in Der freie Wille den Spuren eines Mannes nach, der nach zwölf Jahren Regelvollzug wegen mehrfacher Vergewaltigung in die Freiheit entlassen wird. Jürgen Vogel spielt einen von seinen inneren Kräften Getriebenen, Sabine Timoteo ein Mädchen, das ihn aus seinen Fesseln zu befreien sucht.

Valeska Grisebach (Mein Stern) erzählt in Sehnsucht eine Liebes- und Dreiecksgeschichte aus der ostdeutschen Provinz. Der mit Laiendarstellern besetzte Film reflektiert über Träume und Aufbrüche, die Suche nach dem Glück und die damit verbundenen Schmerzen und Hoffnungen.

Der Berlinale-Wettbewerb zeigt die Weltpremiere A Prairie Home Companion (USA), eine Ensemble-Komödie von Altmeister Robert Altman. Das Geschehen kreist um eine legendäre Radioshow, die nach dreißig Jahren eingestellt wird. Der mehrfache Berlinale-Sieger Altman gewann dafür ein beispielloses Aufgebot an Stars, darunter Meryl Streep und Lily Tomlin, Woody Harrelson, Kevin Kline und John C. Reilly.

Außer Konkurrenz läuft Bennett Millers Biopic Capote über den schillernden und extravaganten Autor Truman Capote und die Entstehung seines Tatsachenromans Kaltblütig. Die Titelrolle des von Konflikten zerrissenen Schriftstellers spielt Philip Seymour Hoffman (Golden Globe 2006).

Ebenfalls außer Konkurrenz läuft als Weltpremiere die Comic-Verfilmung V wie Vendetta (USA/Deutschland) von James McTeigue, die mit Natalie Portman und Hugo Weaving in den Babelsberger Studios entstand. V wie Vendetta spielt in einem faschistisch regierten Großbritannien der Zukunft und schildert den Verlust von Freiheit und persönlicher Identität in einer totalitären Welt. Das Drehbuch stammt von den Brüdern Wachowsky (Matrix).

Claude Chabrols Weltpremiere L'ivresse du pouvoir (Staatsaffairen) entstand als französisch-deutsche Ko-Produktion. Isabelle Huppert verkörpert in dem Politthriller eine unbestechliche Untersuchungsrichterin, die gegen den Geschäftsführer eines großen Konzerns ermittelt und dabei mit ihrer eigenen Machtfülle konfrontiert wird.

Der Regisseur Michel Gondry ist gleich zweimal bei der Berlinale vertreten. Neben dem Dokumentarfilm Dave Chappelle's Block Party im Panorama präsentiert der Oscar-Preisträger (für Vergissmeinnicht) den Film The Science of Sleep. Die französische Produktion läuft außer Konkurrenz im Wettbewerb. Ein junger Mann zieht sich völlig in seine Traumwelt zurück, vernachlässigt darüber das wirkliche Leben bis er beginnt, Traum und Realität zu verwechseln. In den Hauptrollen sind mit Gaël Garcia Bernal und Charlotte Gainsbourg zwei der profiliertesten Schauspieler ihrer Generation zu sehen.

Der italienische Regisseur und Schauspieler Michele Placido (Allein gegen die Mafia) inszenierte mit Romanzo Criminale ein Gangster- und Korruptions-Drama vor historischem Hintergrund. Der Film entstand nach der Romanvorlage des Richters Giancarlo De Cataldo und thematisiert eines der düstersten Kapitel in der Geschichte Italiens: Die Verstrickung von Mafia, Terrorismus, Korruption und Politik. Im Mittelpunkt steht eine Gangstergruppe, die sich das Ziel setzt, mit ihrer kriminellen Organisation ganz Rom zu beherrschen. Die Protagonisten sind u.a. Kim Rossi Stuart, Anna Mouglalis und Stefano Accorsi.

Nach In this World, für den Michael Winterbottom 2002 mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet wurde, greift der britische Regisseur mit The Road to Guantanamo erneut einen brisanten politischen Stoff auf. Der Film verfolgt die Wege dreier Muslime aus Großbritannien, die ohne Anklage zwei Jahre im Gefangenenlager Guantánamo Bay eingesperrt waren. Winterbottoms Weltpremiere verknüpft fiktive Handlungselemente, authentische Berichte und Interviews.

Die Weltpremiere En Soap ist eine dänisch-schwedische Ko-Produktion. Pernille Fischer Christensen schildert in ihrem Debütfilm das tragikomische Verhältnis zwischen der Besitzerin einer Schönheitsklinik und eines Transsexuellen. Trine Dyrholm und David Dencik spielen in den Hauptrollen.

Nach viel beachteten Dokumentationen wie Megacities oder Workingman's Death präsentiert der österreichische Regisseur Michael Glawogger seinen zweiten Spielfilm Slumming als Weltpremiere. Die österreichisch-schweizerische Ko-Produktion ist eine schwarze Komödie um zwei Yuppies, die mit ihren Mitmenschen böse Scherze treiben. Einer dieser Streiche hat für alle Beteiligten fatale Folgen. In den Hauptrollen: August Diehl als Yuppie und Paulus Manker als Stadtstreicher.

Die argentinisch-spanisch-deutsche Ko-Produktion El Custodio (Der Schatten) ist das Psychogramm eines Leibwächters, der in den Diensten eines hohen Politikers steht und darüber seine Identität zu verlieren droht. Rodrigo Moreno gehörte zum dreiköpfigen Regieteam von El Descanso, der mit mehreren Festivalpreisen geehrt wurde. El Custodio ist sein erster eigener Film, der als Weltpremiere im Wettbewerb läuft, und mit Förderung des World Cinema Fund entstanden ist. Die Hauptdarsteller sind Julio Chávez, Osvaldo Djeredjian und Adrián Andrada.

Aus dem Iran wurde die Weltpremiere Zemestan (It’s Winter) des persischen Regisseurs Rafi Pitts eingeladen. Der Film ist eine neorealistische Studie über Lebens- und Arbeitsbedingungen am Rande der Großstadt Teheran. Ali Nicksaulat, Mitra Hadjar, Hashem Abdi und Said Orkani sind die Protagonisten.

In Isabella (Hongkong, China) von Pang Ho-cheung wird ein Polizeibeamter in Macao plötzlich vor die Tatsache gestellt, der Vater eines jungen Mädchens zu sein. Während er sein Junggesellendasein fortführen möchte, besteht die Tochter darauf, in seine Wohnung zu ziehen. Die Hauptrollen in dieser Weltpremiere spielen Chapman To und Isabella Leong. Für seine Komödie Men Suddenly in Black erhielt Pang Ho-cheung beim Hongkong Filmfestival den Preis als bester Nachwuchsregisseur.
Folgende Filme standen bereits zuvor fest:

- Candy von Neil Armfield, Australien (Weltpremiere)
- Elementarteilchen von Oskar Roehler, Deutschland (Weltpremiere)
- Grbavica von Jasmila Zbanic, Österreich/Bosnien-Herzegowina/ Deutschland/Kroatien (Weltpremiere)
- Invisible Waves von Pen-ek Ratanaruang, Niederlande/Thailand/Republik Korea (Weltpremiere)
- The New World von Terrence Malick, USA (Außer Konkurrenz)
- Requiem von Hans-Christian Schmid, Deutschland/Frankreich (Weltpremiere)
- Snow Cake von Marc Evans, Großbritannien/Kanada (Weltpremiere)
- Syriana von Steve Gaghan, USA (Außer Konkurrenz)
- Wuji / The Promise von Chen Kaige, Hongkong, China/USA (Außer Konkurrenz)


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16.01.2006, Heimkino



Kiki's Delivery Service entstand ein Jahr nach dem wundervollen My Neighbor Totoro und manches an ihm erinnert auch in der Tat an eben jenen Film. Das zuckrig-lockere Zerfallen der Spielhandlung beispielsweise, in kleinste Parzellen und Episoden, das den Zuschauer ganz ohne Spannungsbogen oder anderen Hintersinn in diese kleine Welt einführt, alle Figuren vorstellt und schließlich zum Ende hin dann doch noch ein klein wenig dramatischen Konflikt ermöglicht, um ein bisschen, aber nie überfordernd, mitfiebern zu lassen, dass doch alles sich noch zum Guten wenden möge (und, natürlich, tut es dies). Doch der Weg dahin ist lang und, im besten Sinne, müßig.

Der Film schildert die Abenteuer der kleinen Azubi-Hexe Kiki, die 13 geworden ist und deshalb, nach alter Sitte, in die weite Welte hinauszieht, um eine Stadt zu finden, in der sie ihre Fähigkeiten verfeinern und ihren Mitmenschen zu deren Besten andienen kann. Mit im Gepäck hat sie den kleinen, zierlichen Kater Jiji, der auf dem Besen für Abwechsung sorgt und auch sonst nicht mit Kommentaren geizt. Kikis Wahl fällt auf eine kleine, mediterrane Stadt am Meer, wo sie bei einer so herzensguten wie hochschwangeren Bäckerin unterkommt und einen Lieferservice einrichtet. Freilich läuft zu Beginn nicht alles glatt; erste Abenteuer werden, teils nur mit Jijiis an Selbstaufopferung grenzender Hilfe, bestanden. Bald findet sie Anschluss unter den Kindern in der Stadt, doch steht ihr auch hier ihre Andersartigkeit im Wege; in einer im nahen Wäldchen lebenden Malerin findet sie bald eine beste Freundin (und auch Jiji wird mit einer süßen Katze bedacht). Am Ende scheint es, dass ihre Kräfte sie verlassen haben, ausgerechnet in dem Moment, als es darum geht, den kleinen Jungen, der sich so sehr um Kiki bemüht, zu retten ...

Kiki's Delivery Service bietet keine runde, abgeschlossene Erzählung, sondern, ganz ähnlich wie der Totoro-Film, einen Ausschnitt aus einem Leben; und deshalb gibt es auch hier im Abspann Szenen und Bilder aus anderen Abenteuern der Figuren zu sehen, die nicht ursächlich mit dem Gezeigten in Verbindung stehen oder gar einem Sequel den Weg weisen. Der Film strukturiert seine Erzählung nicht als fertiges Paket, sondern scheint eher flüchtig dem Gezeigten beizuwohnen. Das erlaubt ihm, sich Zeit zu nehmen für allerlei Details und Nebengeschehnisse, die zum großen Ganzen nichts beitragen, doch ist das große Ganze eben auch nicht das Anliegen des Films.

Es geht um Charme, um müßiges Betrachten und die Freude am zufällig Gefundenen aus einer heilen Welt, die bei weitem nicht so klebrig-stickig ist, wie heile Welten das sonst so an sich haben. Man darf sich freuen an den tappsigen Kommentaren des kleinen Katers, den freundschaftlichen Bändern, die Kiki in alle Richtungen spannt; nicht einmal ihre schier grenzenlose Freundlichkeit nervt. Darin liegt vielleicht die Utopie dieses Films, wie überhaupt in Miyazakis Universum: Eine Welt zu schaffen, in der Niedertracht und Mißgunst auf eine Weise ausgeschlossen sind, die nichts mit Verdrängung oder Harmonie-Erdrückung zu tun hat. Eine kleine Ehrlichkeit strahlt durch diese Filme, die glücklich macht.

imdb ~ wikipedia


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Freitag, 13. Januar 2006
Als prominentestes Aushängeschild und Stichwortgeber konnte sich die jüngste Sektion des Festivals zu ihrem 5. Geburtstag das Regiedebüt von Franke Potente sichern: Der die Tollkirsche ausgräbt ist ein schwarz-weißer Stummfilm, von der Pressestelle des Festivals vollmundig als "eine Hommage an [Franka Potentes] liebstes Medium und gleichzeitig eine heitere Reflexion desselben" angekündigt. "Blick zurück nach vorn" lautet dann auch in Anlehnung an diese anachronistische Inszenierungsweise die Überschrift der diesjährigen Perspektive Deutsches Kino.

Weitere Filme der Sektion, zitiert nach der heutigen Pressmitteilung:
Ganz im hier und heute spielen die Geschichten der jungen Regisseure Florian Gaag und Bülent Akinci. Während Florian Gaag in seinem modernen Melodram Wholetrain den genauen und spannenden Blick mitten ins Leben und Leiden, in die Lust und den Frust einer Gruppe von Graffiti-Writern wagt, begibt sich der dffb-Absolvent Bülent Akinci mit seinem Titelhelden in seinem tragikomischen Roadmovie Der Lebensversicherer auf eine Reise durch die deutsche Wirklichkeit. Eine Reise, die wohl genau deshalb immer irrealer wird und ihn auf Umwegen zu sich selbst führt. Mit Jens Harzer und Anna Maria Mühe. Hergestellt wurden die beiden Spielfilmdebüts von den Produzenten, die die Publikumslieblinge des Berlinale Wettbewerbs 2005 verantworteten. Wholetrain ist eine Produktion von Goldkind Film (Sophie Scholl) und Der Lebensversicherer von Razor Films (Paradise Now).

Der erste Dokumentarfilm des Programms ist eine faszinierende Reise in die jüngste deutsche Vergangenheit und handelt davon, wie diese die Gegenwart bestimmt. Katharina Bullin - Und ich dachte ich wär' die Größte von Marcus Welsch erzählt eine unbekannte Geschichte aus dem reichhaltigen Fundus der Doping-Skandale im DDR-Leistungssport. Katharina Bullin war Volleyballerin und hat durch den Sport und die flankierenden medikamentösen Maßnahmen nicht nur ihre Weiblichkeit, sondern auch ihre körperliche Stabilität eingebüßt. Der Film ist nicht nur ein berührendes Porträt einer Frau, die ihren Willen und ihre Kraft nicht verloren hat, sondern auch das Porträt einer brutalen Gesellschaft. Diese sehen wir in archivierten Bildern des schönen Scheins. Bilder von früher, die man heute buchstäblich durchschaut.

Hmmm. Ja. Sonderlich großer Freund der Sektion war ich bislang ohnehin nicht. Lassen wir uns überraschen.


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