31. Oktober 06 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren

enjoy some creepy movies from the past!
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Thema: TV-Tipps
Morgen abend zeigt arte (aller Wahrscheinlichkeit nach - siehe unten) Dario Argentos 1977 entstandenen Hexen-Horrorfilm Suspiria. Auf der Website des Senders gibt es eine kleine Infosite, sowie ein Interview mit dem hierzulande so gut wie unbekannten, in Italien aber (wie mir filmkundige Italiener immer wieder bestätigten) höchst prominenten Regisseur.
Der Film ist in Deutschland, wie so viele weitere Arbeiten Argentos, bislang indiziert. Die Indizierung ist ein Verfahren, das immer wieder und vor allem Horrorfilme trifft, was nicht nur in dem Maße ärgerlich ist, dass erwachsenen Menschen auf eine sehr schwammige Art und Weise Filme vorbehalten werden (ja, ich weiß, die Filme sind nicht "verboten", sie sind sogar käuflich erhältlich; unter Ladentischen und auch nur in gesonderten Räumen und ohne Werbung drumrum - und jetzt fragen Sie sich mal, ob das nicht hinreichend Gründe in der Marktwirtschaft sind, indizierte Filme überhaupt erst gar nicht ins Sortiment zu nehmen...), sondern auch, weil entscheidende Bewegungen im Horrorgenre auf Grund solcher Interventionen hierzulande kaum nachvollzogen werden können, sich also auch nur schwerlich eine adäquate Form von Auseinandersetzung, Einsortierung und Kritik (also allem, was zivilisierend wirken könnte) entwickeln kann. Eine Bewegung ist beispielsweise diejenige, die sich zwischen barockem Kunstfilm und hyperbolischer Drastik des späteren Horrorfilms vollzieht; ein Entwurf, für den Argentos Kino ein typischer Vertreter ist und der vor allem im angelsächsischen Sprachraum schon häufig als Gegenstand für film- und kulturwissenschaftliche Auseinandersetzungen figurierte.
Jedenfalls, die Tatsache der Indizierung impliziert zweierlei:
1) Es ist ungewiss, ob arte den Film überhaupt zeigen kann. Ein User des Forums von cinefacts.de hat beim Sender nachgefragt und die Antwort erhalten, dass sich die Rechtsabteilung des Senders noch uneins sei; die Entscheidung werde wohl in letzter Sekunde fallen, heißt es in der hier wiedergegebenen Antwortmail.
2) Der Film darf nicht beworben werden, weshalb ich dieses Posting dringend nicht als Genussempfehlung, sondern lediglich als Hinweis verstanden wissen will. Ich möchte den Film aus diesem Grund nicht persönlich anpreisen (was ich könnte, wenn ich dürfte, bzw. mir sicher sein könnte, dass ich dürfte), sondern die Ausstrahlung, so sie denn stattfindet, als Dokumentation dessen empfehlen, was einem - dank indizierender Eingriffe der dafür zuständigen Gremien - zuweilen vorenthalten wird, und wie wenig sinnvoll solche Maßnahmen zumal in Fällen solcher Zwitterfilme - wie Suspiria einer ist - erscheinen, in denen die Frage nach dem justiziablen Grundcharakter - sozial-ethisch desorientierende Gewaltverherrlichung oder durch das Grundgesetz geschützte Kunst - nicht mehr ohne weiteres mit der souveränen Geste eines erfolgreichen Indizierungsbeschlusses beantwortet werden kann.
Weiterhin halte ich den Film als angehender Film-, Kultur- und Medienwissenschaftler auch aus rein wissenschaftlichen Gründen für interessant und dies vor allem auch aus einer filmhistorischen wie filmhistorisch-ästhetischen Perspektive. Der Gebrauch von Filmfarben und die sich daraus ergebende materialästhetische Reflexion suchen ihresgleichen; ohne weiteres meisterlich und beispielhaft ist seine Konzeption einer überwältigenden Wirkungsästhetik, die sich vor allem aus dem Gebrauch grundlegender filmischer Mittel ergibt (und eben nicht so sehr aus dem bloßen Motiv der gewaltsamen Öffnung von Menschenkörpern). Überhaupt nimmt der Film aus filmhistorischer Perspektive eine Schlüsselposition im oft genug aus unverständlichen Gründen übergegangenen Zusammenhang des italienischen Kommerzkinos ein: In Suspiria erfährt der vor allem an Schauerästhetik orientierte Italohorrorfilm, wie er durch Bavas Maschera del Demonio als Filmzusammenhang mitkonstituiert wurde, seine Apotheose und wendet sich zugleich final jener leicht surrealen Entrücktheit zu, welche die hiesige, zumeist konfessionell angehauchte Filmkritik immer etwas zu voreilig als mangelnde, narrative Kohärenz bemäkelt hatte. Indem sich der Film von einer gegenständlichen Wiedergabe einer Abfolge kausaler Kontingenzen geradewegs ablöst, erweist er sich nicht nur als anschlussfähig an die (zumal deutsche) literarische Schauerromantik des 19. Jahrhunderts, sondern weist auch schon die Richtung zu einem späteren, eher simulakralen Kinoentwurf.
Sicher, der Film ist in mancher Hinsicht drastisch. Ihm dies vorzuwerfen, hieße aber, ihm sein Genre vorzuwerfen: Der Horrorfilm im Allgemeinen handelt nun einmal von einem ganz grundlegenden Aspekt des menschlichen Daseins und menschlicher Wahrnehmung und Empfindung: Von der Angst, und zumal von ihren irrationaleren Ausformungen. Dies macht beileibe noch nicht jeden Horrorfilm automatisch zu einem guten; indem Suspiria aber eben nicht bis in die letzte Instanz rationalisiert, sondern eher vage Zustände und Verfassungen sucht, bekommt er gerade die Angst als Irrationales zu fassen. Und es weist sich in diesem Falle - und deshalb empfehle ich die Sichtung als Nachvollzug eines Beispielfalls aus der Kulturgeschichte hiesiger Zensurpraxis - , dass Drastik alleine keinen Unterschlagungsgrund darstellt, solange ihre ästhetische Einbettung in die integrale Gestalt des Films als ihr Kontext nicht einmal im Ansatz berücksichtigt wird.
Im übrigen denke ich, dass die Bundesprüfstelle für jugendgefährende Medien abgeschafft werden sollte.
Der Film ist in Deutschland, wie so viele weitere Arbeiten Argentos, bislang indiziert. Die Indizierung ist ein Verfahren, das immer wieder und vor allem Horrorfilme trifft, was nicht nur in dem Maße ärgerlich ist, dass erwachsenen Menschen auf eine sehr schwammige Art und Weise Filme vorbehalten werden (ja, ich weiß, die Filme sind nicht "verboten", sie sind sogar käuflich erhältlich; unter Ladentischen und auch nur in gesonderten Räumen und ohne Werbung drumrum - und jetzt fragen Sie sich mal, ob das nicht hinreichend Gründe in der Marktwirtschaft sind, indizierte Filme überhaupt erst gar nicht ins Sortiment zu nehmen...), sondern auch, weil entscheidende Bewegungen im Horrorgenre auf Grund solcher Interventionen hierzulande kaum nachvollzogen werden können, sich also auch nur schwerlich eine adäquate Form von Auseinandersetzung, Einsortierung und Kritik (also allem, was zivilisierend wirken könnte) entwickeln kann. Eine Bewegung ist beispielsweise diejenige, die sich zwischen barockem Kunstfilm und hyperbolischer Drastik des späteren Horrorfilms vollzieht; ein Entwurf, für den Argentos Kino ein typischer Vertreter ist und der vor allem im angelsächsischen Sprachraum schon häufig als Gegenstand für film- und kulturwissenschaftliche Auseinandersetzungen figurierte.
Jedenfalls, die Tatsache der Indizierung impliziert zweierlei:
1) Es ist ungewiss, ob arte den Film überhaupt zeigen kann. Ein User des Forums von cinefacts.de hat beim Sender nachgefragt und die Antwort erhalten, dass sich die Rechtsabteilung des Senders noch uneins sei; die Entscheidung werde wohl in letzter Sekunde fallen, heißt es in der hier wiedergegebenen Antwortmail.
2) Der Film darf nicht beworben werden, weshalb ich dieses Posting dringend nicht als Genussempfehlung, sondern lediglich als Hinweis verstanden wissen will. Ich möchte den Film aus diesem Grund nicht persönlich anpreisen (was ich könnte, wenn ich dürfte, bzw. mir sicher sein könnte, dass ich dürfte), sondern die Ausstrahlung, so sie denn stattfindet, als Dokumentation dessen empfehlen, was einem - dank indizierender Eingriffe der dafür zuständigen Gremien - zuweilen vorenthalten wird, und wie wenig sinnvoll solche Maßnahmen zumal in Fällen solcher Zwitterfilme - wie Suspiria einer ist - erscheinen, in denen die Frage nach dem justiziablen Grundcharakter - sozial-ethisch desorientierende Gewaltverherrlichung oder durch das Grundgesetz geschützte Kunst - nicht mehr ohne weiteres mit der souveränen Geste eines erfolgreichen Indizierungsbeschlusses beantwortet werden kann.
Weiterhin halte ich den Film als angehender Film-, Kultur- und Medienwissenschaftler auch aus rein wissenschaftlichen Gründen für interessant und dies vor allem auch aus einer filmhistorischen wie filmhistorisch-ästhetischen Perspektive. Der Gebrauch von Filmfarben und die sich daraus ergebende materialästhetische Reflexion suchen ihresgleichen; ohne weiteres meisterlich und beispielhaft ist seine Konzeption einer überwältigenden Wirkungsästhetik, die sich vor allem aus dem Gebrauch grundlegender filmischer Mittel ergibt (und eben nicht so sehr aus dem bloßen Motiv der gewaltsamen Öffnung von Menschenkörpern). Überhaupt nimmt der Film aus filmhistorischer Perspektive eine Schlüsselposition im oft genug aus unverständlichen Gründen übergegangenen Zusammenhang des italienischen Kommerzkinos ein: In Suspiria erfährt der vor allem an Schauerästhetik orientierte Italohorrorfilm, wie er durch Bavas Maschera del Demonio als Filmzusammenhang mitkonstituiert wurde, seine Apotheose und wendet sich zugleich final jener leicht surrealen Entrücktheit zu, welche die hiesige, zumeist konfessionell angehauchte Filmkritik immer etwas zu voreilig als mangelnde, narrative Kohärenz bemäkelt hatte. Indem sich der Film von einer gegenständlichen Wiedergabe einer Abfolge kausaler Kontingenzen geradewegs ablöst, erweist er sich nicht nur als anschlussfähig an die (zumal deutsche) literarische Schauerromantik des 19. Jahrhunderts, sondern weist auch schon die Richtung zu einem späteren, eher simulakralen Kinoentwurf.
Sicher, der Film ist in mancher Hinsicht drastisch. Ihm dies vorzuwerfen, hieße aber, ihm sein Genre vorzuwerfen: Der Horrorfilm im Allgemeinen handelt nun einmal von einem ganz grundlegenden Aspekt des menschlichen Daseins und menschlicher Wahrnehmung und Empfindung: Von der Angst, und zumal von ihren irrationaleren Ausformungen. Dies macht beileibe noch nicht jeden Horrorfilm automatisch zu einem guten; indem Suspiria aber eben nicht bis in die letzte Instanz rationalisiert, sondern eher vage Zustände und Verfassungen sucht, bekommt er gerade die Angst als Irrationales zu fassen. Und es weist sich in diesem Falle - und deshalb empfehle ich die Sichtung als Nachvollzug eines Beispielfalls aus der Kulturgeschichte hiesiger Zensurpraxis - , dass Drastik alleine keinen Unterschlagungsgrund darstellt, solange ihre ästhetische Einbettung in die integrale Gestalt des Films als ihr Kontext nicht einmal im Ansatz berücksichtigt wird.
Im übrigen denke ich, dass die Bundesprüfstelle für jugendgefährende Medien abgeschafft werden sollte.
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Thema: literatur
28. Oktober 06 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
The Electronic Literature Organization today released the Electronic Literature Collection, Volume One. The Collection, edited by N. Katherine Hayles, Nick Montfort, Scott Rettberg, and Stephanie Strickland, is an anthology of 60 eclectic works of electronic literature, published simultaneously on CD-ROM and on the web at collection.eliterature.org. Another compelling aspect of the project is that it is being published by the Electronic Literature Organization under a Creative Commons License (Attribution-NonCommercial-NoDerivs 2.5), so readers are free to copy and share any of the works included, or for instance to install the collection on every computer in a school’s computer lab, without paying any licensing fees. The Collection will be free for individuals.[q]
The 60 works included in the Electronic Literature Collection present a broad overview of the field of electronic literature, including selected works in new media forms such as hypertext fiction, kinetic poetry, generative and combinatory forms, network writing, codework, 3D, and narrative animations. Contributors include authors and artists from the USA, Canada, UK, France, Germany, and Australia. Each work is framed with brief editorial and author descriptions, and tagged with descriptive keywords. The CD-ROM of the Collection runs on both Macintosh and Windows platforms and is published in a case appropriate for library processing, marking, and distribution. Free copies of the CD-ROM can be requested from The Electronic Literature Organization.
Ich habe da jetzt nur ein bisschen quergeklickt und geschaut; aber es schaut zum mindesten sehr interessant aus. Ich bin jedenfalls gespannt, was sich da tun wird. Plötzlich, so scheint es, ist Rom, Blicke wieder ganz aktuell (vom Konzept her, meine ich jetzt, die eine oder andere Platitüde, na gewiss, geschenkt).
Und ich hoffe ja, dass Bibliotheken von dem CD-ROM-Angebot eifrig Gebrauch machen werden.
[via]
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Thema: Jukebox
28. Oktober 06 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren

Frisch
Releaseinfo ~ archive.org
der kühlschrank brennt
geteiltes sein
snakes reachin' the ballroom
who are you to put me under water
rauschen
oder komplett im Flashplayer.
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Thema: Kinokultur
Das Zentrum für Antiziganismusforschung hat in der Sache "Borat, der Film" Strafanzeige gestellt.
Siehe hier: http://www.ezaf.org/Borat.pdf
Schade, dass sich so eine wichtige Einrichtung durch so eine Aktion ausweisen zu müssen meint und damit Gefahr läuft, die eigene Arbeit in Misskredit zu bringen; dass es in dem Film ebenso wenig um eine Affirmation des Antisemitismus, wie des Antiziganismus geht, dass es in ihm eben gerade nicht darum geht, Sexismus und Homophobie zu zelebrieren und zu bejahen, lässt sich ohne weiteres an ihm feststellen. Ganz im Gegenteil tritt die erschreckende Naivität hinter solchen Konstruktionen ebenso zutage, wie deren historische Kulturalität. Natürlich strapaziert der Film solche Modelle, bis sich die Balken biegen; gerade darin entlarvt er die tief in ihnen versteckte Barbarei und deren von Grund auf neurotischen, an jeder Evidenz mangelnden Charakter. Es ist ja eben kein Zufall, dass Borat eben nicht in Kasachstan spielt und dort einfach nur barbarische Klischees willkürlich aneinanderreiht (das wäre an Langeweile und Dummheit ja auch kaum mehr zu überbieten); im Gegenteil nämlich, im vollen Bewusstsein um die Wirkung werden hier kulturelle Entwürfe, die sich verbal zwar gerade noch "Guten Tag" sagen können, unter dieser Oberfläche aber schon schreiende Dissonanzen hervorbringen, direkt aneinandergerieben, um ein Spannverhältnis herzustellen, in dem Affirmation schlechterdings schon mangels sicherer Beobachtungswarte nicht möglich ist. Borat macht in der Konfrontation überhaupt erst sichtbar, was an Ätzendem noch hinter Fassaden schlummert. [wiederum falsch aber finde ich die Beobachtungen, die heute in der "Berliner Zeitung" geschrieben stehen und in eine ähnliche Richtung zielen, und dies nicht nur, weil die Wiedergaben der Szenen zum Teil stark verzerrt sind; was hier, auf Seiten der us-amerikanisch "Bloßgestellten", als Affirmation von Barbarei gedeutet wird, ist dies eben gerade nicht, sondern Ausdruck tiefster Irritiertheit, was erst deutlich wird, wenn man das im Film sieht und eben nicht auf verfälschende Wiedergaben zurückgreifen muss; "Borat" ist eben, und Gott sei's gedankt, kein Michael Moore]
Freilich, wer nur geschichtsverbissene Moralität sucht, deshalb über den einzelnen Begriff nicht mehr hinauskommt und ästhetische Verortung und Position im Diskursfeld nicht mehr in den Blick bekommt, mag zum typischen Kurzschlussreflex neigen, der sich immer wieder in der Kulturgeschichte der politischen Bewegtheit nachweisen lässt: Zum Angriff nämlich auf die symbolische Ordnung, in die der politische Kampf verschoben wird, und darin zumeist auch schlechterdings ausgerechnet auf jene Schnittstellen, die gerade irritieren und Krisen auslösen, in denen es um soviel besser wäre, sich zu verorten und zu intervenieren, als die blanke Konfrontationsstellung zu suchen. Das Modell dahinter ist strukturell ur-christliche Schlichtheit: Das Wort wird Fleisch und lebt, seiner allerersten begrifflichen Natur nach. Das Begriffe aber Operatoren ausgesetzt sind, dass es Bedeutungsebenen gibt, ästhetisch-begriffliche Schaltkreise, einrückende Verfahen und Gänsefüßchen, dass eben ein Begriff nie nur an und für sich /ist/, dies will solche Methode kaum wahrhaben.
Solche Schlichtheit jedenfalls, die von Grund auf ein Bild vom Menschen als höchst dummes Wesen in sich trägt, ist es, die mir weit mehr Angst macht, als der Scherz mit dem Entsetzen, der in Borat Signifikantenketten aufsprengt und einen dabei - ich denke an jene Szene mit den White-Trash-Proleten im Van - Nase und Gebiss voran auf eine blanke Realität des Barbarischen stößen lässt, die - im ganzen Kinosaal - das Lachen angesichts solcher Evidenz verstummen ließ. Zumindest in dieser einen Hinsicht (doch beileibe nicht in jeder) immerhin ähnelt die Figur Borat strukturell einer anderen aus der Filmgeschichte, die durch dynamische Brutalitäten jenseits eigener Interventionsmöglichkeiten taumelt, die grotesk über-affirmierend durch Konventionen und die Physik stolpert und beides dadurch überhaupt erst in den Blick geraten lässt, Chaplin nämlich.
Siehe hier: http://www.ezaf.org/Borat.pdf
Schade, dass sich so eine wichtige Einrichtung durch so eine Aktion ausweisen zu müssen meint und damit Gefahr läuft, die eigene Arbeit in Misskredit zu bringen; dass es in dem Film ebenso wenig um eine Affirmation des Antisemitismus, wie des Antiziganismus geht, dass es in ihm eben gerade nicht darum geht, Sexismus und Homophobie zu zelebrieren und zu bejahen, lässt sich ohne weiteres an ihm feststellen. Ganz im Gegenteil tritt die erschreckende Naivität hinter solchen Konstruktionen ebenso zutage, wie deren historische Kulturalität. Natürlich strapaziert der Film solche Modelle, bis sich die Balken biegen; gerade darin entlarvt er die tief in ihnen versteckte Barbarei und deren von Grund auf neurotischen, an jeder Evidenz mangelnden Charakter. Es ist ja eben kein Zufall, dass Borat eben nicht in Kasachstan spielt und dort einfach nur barbarische Klischees willkürlich aneinanderreiht (das wäre an Langeweile und Dummheit ja auch kaum mehr zu überbieten); im Gegenteil nämlich, im vollen Bewusstsein um die Wirkung werden hier kulturelle Entwürfe, die sich verbal zwar gerade noch "Guten Tag" sagen können, unter dieser Oberfläche aber schon schreiende Dissonanzen hervorbringen, direkt aneinandergerieben, um ein Spannverhältnis herzustellen, in dem Affirmation schlechterdings schon mangels sicherer Beobachtungswarte nicht möglich ist. Borat macht in der Konfrontation überhaupt erst sichtbar, was an Ätzendem noch hinter Fassaden schlummert. [wiederum falsch aber finde ich die Beobachtungen, die heute in der "Berliner Zeitung" geschrieben stehen und in eine ähnliche Richtung zielen, und dies nicht nur, weil die Wiedergaben der Szenen zum Teil stark verzerrt sind; was hier, auf Seiten der us-amerikanisch "Bloßgestellten", als Affirmation von Barbarei gedeutet wird, ist dies eben gerade nicht, sondern Ausdruck tiefster Irritiertheit, was erst deutlich wird, wenn man das im Film sieht und eben nicht auf verfälschende Wiedergaben zurückgreifen muss; "Borat" ist eben, und Gott sei's gedankt, kein Michael Moore]
Freilich, wer nur geschichtsverbissene Moralität sucht, deshalb über den einzelnen Begriff nicht mehr hinauskommt und ästhetische Verortung und Position im Diskursfeld nicht mehr in den Blick bekommt, mag zum typischen Kurzschlussreflex neigen, der sich immer wieder in der Kulturgeschichte der politischen Bewegtheit nachweisen lässt: Zum Angriff nämlich auf die symbolische Ordnung, in die der politische Kampf verschoben wird, und darin zumeist auch schlechterdings ausgerechnet auf jene Schnittstellen, die gerade irritieren und Krisen auslösen, in denen es um soviel besser wäre, sich zu verorten und zu intervenieren, als die blanke Konfrontationsstellung zu suchen. Das Modell dahinter ist strukturell ur-christliche Schlichtheit: Das Wort wird Fleisch und lebt, seiner allerersten begrifflichen Natur nach. Das Begriffe aber Operatoren ausgesetzt sind, dass es Bedeutungsebenen gibt, ästhetisch-begriffliche Schaltkreise, einrückende Verfahen und Gänsefüßchen, dass eben ein Begriff nie nur an und für sich /ist/, dies will solche Methode kaum wahrhaben.
Solche Schlichtheit jedenfalls, die von Grund auf ein Bild vom Menschen als höchst dummes Wesen in sich trägt, ist es, die mir weit mehr Angst macht, als der Scherz mit dem Entsetzen, der in Borat Signifikantenketten aufsprengt und einen dabei - ich denke an jene Szene mit den White-Trash-Proleten im Van - Nase und Gebiss voran auf eine blanke Realität des Barbarischen stößen lässt, die - im ganzen Kinosaal - das Lachen angesichts solcher Evidenz verstummen ließ. Zumindest in dieser einen Hinsicht (doch beileibe nicht in jeder) immerhin ähnelt die Figur Borat strukturell einer anderen aus der Filmgeschichte, die durch dynamische Brutalitäten jenseits eigener Interventionsmöglichkeiten taumelt, die grotesk über-affirmierend durch Konventionen und die Physik stolpert und beides dadurch überhaupt erst in den Blick geraten lässt, Chaplin nämlich.
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Thema: radio
28. Oktober 06 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Es ist Freitag, das heißt: Die neue Folge von "Hörbar Abstrakt" steht bereit. Und der Hinweis liegt mir diesmal besonders am Herzen, ist die Sendung diesmal doch ganz dem Thema "Art Metal" verschrieben, was hier Bands wie Neurosis, Isis, Cult of Luna, Red Sparowes und dergleichen meint. Und gerade zu Neurosis hege ich schon fast eine innige biografische Beziehung; kaum eine Band erreichte für mich um '95/'96 herum eine derart große Bedeutung - und bis heute bin ich glühender Verehrer der um diesen Zeitpunkt herum veröffentlichen Alben (auf die in der Sendung ebenfalls ein Schlaglicht geworfen wird).
Zwar habe ich mit dem Oberbegriff "Art Metal" meine ganz persönlichen Probleme - weil die gemeinte Sparte sich eben aus der Hardcore-Szene abgekoppelt hat und mich Assoziationen, die sich mir bei einer Verknüpfung von "Kunst" und "Metal" einstellen, eher schaudern lassen -, aber es kommt eben letzten Endes auf die Musik an, die in diesem Falle sehr hervorragend ist. Zumal auch deshalb, da Isis gerade wieder ein ganz herausragendes, episch-ozeanisches Album vorgelegt hat, das nicht nur auf den Herbst einstimmt, sondern auch ganz konkreter Anlass für die thematische Ausrichtung der aktuellen Sendung gewesen ist. Zwei Stunden für lange Abende - listen closely:
Zwar habe ich mit dem Oberbegriff "Art Metal" meine ganz persönlichen Probleme - weil die gemeinte Sparte sich eben aus der Hardcore-Szene abgekoppelt hat und mich Assoziationen, die sich mir bei einer Verknüpfung von "Kunst" und "Metal" einstellen, eher schaudern lassen -, aber es kommt eben letzten Endes auf die Musik an, die in diesem Falle sehr hervorragend ist. Zumal auch deshalb, da Isis gerade wieder ein ganz herausragendes, episch-ozeanisches Album vorgelegt hat, das nicht nur auf den Herbst einstimmt, sondern auch ganz konkreter Anlass für die thematische Ausrichtung der aktuellen Sendung gewesen ist. Zwei Stunden für lange Abende - listen closely:
Hörbar Abstrakt #53
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Thema: radio
27. Oktober 06 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
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Thema: DVDs
27. Oktober 06 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Laut dieser Meldung von "Variety" arbeitet derzeit ein Team von Restauratoren an der Aufarbeitung von R.W. Fassbinders Miniserie Berlin Alexanderplatz (wikipedia). Eine DVD soll dann im kommenden Jahr bei Criterion erscheinen.
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Thema: visuelles
27. Oktober 06 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
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Thema: Hinweise
26. Oktober 06 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
»Der Chaos Computer Club unterstützt die Online-Petition beim Deutschen Bundestag zur Abschaffung von Wahlcomputern in Deutschland. Hierin wird die ersatzlose Streichung des § 35 Bundeswahlgesetz (Stimmabgabe mit Wählgeräten) gefordert.«Meldung ~ Petition ~ Radiosendung
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Thema: literatur

[verlagsinfo]
Großes Vergnügen zuletzt: Die Schwarze Messe, Nicht-so-sehr-aber-doch-schon-auch-Kriminalroman von Charles Willeford. Komik (eine sehr groteske Form davon zumindest) und Schrecken liegen hier in einer Weise dicht beisammen, die an Grundfesten des Miteinanders rüttelt; und die Figur ist ein Man who wasnt' there, der schon alleine deshalb nicht da ist, weil es ihn gar nicht zu geben scheint, so sehr ist er Loch, in das alles reinfällt und das als solche dennoch adressierbare Stelle das größte Unheil heraufbeschwört. Er ist nicht so sehr amoralisch im eigentlichen Sinne, da er kaum nutz- oder zielgerichtet handelt; vielmehr steht er neben sich und schaut und berichtet und wir stehen eine weitere Nuance noch daneben und die Umstände ergeben sich, weil er sich ihnen ergibt und rückblickend das beste draus macht, weil er grundsätzliche Verpflichtungen, die sich aus Sozietät ergeben, scheint's, schlicht nicht kennt. In seinen besten Momenten kann man sich das fiese Grinsen, auch das Loslachen kaum verkneifen; schon alleine weil der lakonische Zynismus (wobei, ob Zynismus da wirklich das beste Wort ist?), der dem Buch zu Grunde liegt, nicht so sehr auf erster Ebene ausformuliert wird, sondern ganz im Hintergrund bleibt, durch den Text hindurch scheint, als Geste des Schriftstellers, der grundsätzlich mit dem Ich-Erzähler nicht zu verwechseln ist.
Ich könnte wohl noch manches, und bessere Literaturkenner als ich sicherlich noch weit mehr, über diesen Roman schreiben, der nun, 1958 erstmals erschienen, seit kurzem auch in deutscher Übersetzung vorliegt, was der ohnehin verdienstreichen Reihe "Pulp Master" kaum genug zu danken ist. Im schönen und unbedingt lesenswerten Nachwort von Ekkehard Knörer steht indes alles, was man wohl sagen könnte, schon geschrieben; und selbstverständlich hat er Recht - auch wenn manche das nicht wahrhaben wollen -, wenn er das Buch schlußendlich zu einem der großen des 20. Jahrhunderts erklärt.
Tun Sie sich einen Gefallen und lassen Sie mal von den ganzen großen und etablierten Namen des Literaturbetriebs für den Winter ein wenig ab. Geben Sie einem kleinen, höchst ambitionierten Verlag eine Chance, der in schöner Regelmäßigkeit Großartiges leistet, und vor allem Charles Willeford, von dem ich jetzt unbedingt mehr lesen muss. Auch der ebenfalls immer empfehlenswerte Alexander Verlag hat hier in letzter Zeit einige Veröffentlichungen angestrengt.
related:
mord und ratschlag ~ crime-corner.de ~ wikipedia
alligatorpapiere ~ @del.icio.us ~ @furl
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Thema: literatur
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Vielleicht doch mal wieder einen King lesen?
[ach, und überhaupt Dath, wie toll das ist, wie und was er schreibt, wenn er dabei ganz bei sich ist und sich nicht an einem Popanz abarbeitet, wie leider viel zu oft]
[ach, und überhaupt Dath, wie toll das ist, wie und was er schreibt, wenn er dabei ganz bei sich ist und sich nicht an einem Popanz abarbeitet, wie leider viel zu oft]
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Thema: radio
26. Oktober 06 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
click. [immer wieder schön]
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Thema: videodrome
25. Oktober 06 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Subterranean Cinema ist schon eine ganze Weile eine zwar spartanisch gestaltete, inhaltlich aber wundervolle Website zu Underground-, Experimental- und Midnite-Kino. Ganz frisch hat nun der Betreiber seine Texte und Dokumente um Clips von/Links zu YouTube und Konsorten ergänzt, was den Reiz der Website noch zusätzlich erhöht - eine wahre Schatzkammer eines quasi-okkulten Kinos.
Auf YouTube gibt es außerdem einen eigenen SubCin-Channel, der neben dem GreyLodge-Channel natürlich unbedingt abonnierenswert ist.
Auf YouTube gibt es außerdem einen eigenen SubCin-Channel, der neben dem GreyLodge-Channel natürlich unbedingt abonnierenswert ist.
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Thema: Hoerspiele
Im November finden in Karlsruhe erneut die "Hörspieltage" statt. Schon jetzt beginnt die ARD mit ihrem Online-Begleitprogramm. Auf der eigens eingerichteten Website kann man die zehn Nominierungen für den "ARD-Online-Award" in voller Länge anhören, darunter auch den gelungenen Beitrag Die Kinski-Bänder - Gottes letztes Interview, in dem ein letztes Interview mit dem für seine manischen Ausbrüche bekannten Schauspieler nachinszeniert wurde. Einige, leider nicht alle, der Nominierten können auf den jeweiligen Info-Übersichten auch als mp3 heruntergeladen werden. [andererseits ist es natürlich sehr schade, dass meine S.I.-Kollegen Jörg Buttgereit und Bodo Traber, die beide im letzten Jahr sehr gute Hörspiele für den Rundfunk produzierten, bei den Nominierungen nicht berücksichtigt wurden ;-) ]
Weitere elf Hörspiele finden sich in der Sektion "Premiere im Netz", die ebenfalls gestreamt und runtergeladen werden können.
Insgesamt eine schöne Sache, die sich hoffentlich bald institutionalisiert und die vor allem auch Möglichkeiten aufweist, wie die öffentlich-rechtlichen Anstalten sich in Zukunft im Web präsentieren könnten. Da die PC-Gebühren wohl im kommenden Jahr endgültig kommen werden (was ich grundsätzlich nicht falsch finde, wie ich überhaupt ein großer Freund der Idee eines gebührenfinanzierten Rundfunks bin, nur ist die Umsetzung eben horrend und im Hinblick auf soziale Reserviertheiten gegenüber der GEZ wenig feinfühlend), sollten diese Mehreinnahmen genau für solche Projekte und Archive genutzt werden; zu hoffen bleibt, dass dann auch diese unsinnige 0,75%-Klausel fällt, die das Online-Angebot des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in lächerlicher Weise überreguliert und beschneidet.
[via]
Weitere elf Hörspiele finden sich in der Sektion "Premiere im Netz", die ebenfalls gestreamt und runtergeladen werden können.
Insgesamt eine schöne Sache, die sich hoffentlich bald institutionalisiert und die vor allem auch Möglichkeiten aufweist, wie die öffentlich-rechtlichen Anstalten sich in Zukunft im Web präsentieren könnten. Da die PC-Gebühren wohl im kommenden Jahr endgültig kommen werden (was ich grundsätzlich nicht falsch finde, wie ich überhaupt ein großer Freund der Idee eines gebührenfinanzierten Rundfunks bin, nur ist die Umsetzung eben horrend und im Hinblick auf soziale Reserviertheiten gegenüber der GEZ wenig feinfühlend), sollten diese Mehreinnahmen genau für solche Projekte und Archive genutzt werden; zu hoffen bleibt, dass dann auch diese unsinnige 0,75%-Klausel fällt, die das Online-Angebot des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in lächerlicher Weise überreguliert und beschneidet.
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Thema: Kinokultur
Seltsames hört man aus den Staaten, genauer: aus New York. Da soll David Lee Fisher, der bislang als visual arts artist in Erscheinung getreten ist, ein Remake von Wienes Kabinett des Dr. Caligari angefertigt haben, das nun in New York anläuft. Hierfür hat Fisher Setfotos und stills des Originalfilms eingescannt und schließlich per Green Screen Darsteller in die so entstandenen Kulissen kopiert. Diese wiederum aber sprechen nun im Film, was, laut New York Times, irritierend wirke. Ansonsten zeigt sich die Times soweit aufgeschlossen, wenn auch nicht begeistert; die Village Voice hingegen spricht von einem ill-advised remake und winkt ab.
Seltsam genug ist das ganze jedenfalls schon; auf eine erste Sichtung bin ich schon gespannt. Schon das still, mit dem die Times ihren Artikel illustriert, ist auf sehr seltsame Weise irritierend:
Seltsam genug ist das ganze jedenfalls schon; auf eine erste Sichtung bin ich schon gespannt. Schon das still, mit dem die Times ihren Artikel illustriert, ist auf sehr seltsame Weise irritierend:

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Thema: videodrome
25. Oktober 06 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
UbuWeb wird von Tag zu Tag wertvoller. Der neueste Zugang ist ein echter Leckerbissen für alle Freunde des Experimentalfilms:
Auf YouTube finden sich einige Beiträge von Terayama. U.a. ein Schnipsel aus einem Experimentalfilm:
Der Trailer zu Pastoral: To Die in the Country (1974):
Der Trailer zu Throw Away your Books, Rally in the Street (1971):
»Poet, playright, theatre director, filmmaker, essayist, agitator and lover of all things anarchistic, chaotic, and truthful, Terayama Shuji (1936-1983) is one of Japan's most revered and respected artists. In the heady and extremist Japanese art scene of the late '70s, Terayama created a number of unforgettable and highly controversial films. EMPEROR TOMATO KETCHUP is his epic, sexually revolutionary and hallucinatory work from 1972 in which "magical women act as the initiatory, yet protectively maternal sexual partners to children. The children, in revolt, have condemned their parents to death for depriving them of self-expression and sexual freedom; they create a society in which fairies and sex education are equally important and literally combinable.«» Terayama Shuji - Experimental Image World.
- Amos Vogel, Film as a Subversive Art
Auf YouTube finden sich einige Beiträge von Terayama. U.a. ein Schnipsel aus einem Experimentalfilm:
Der Trailer zu Pastoral: To Die in the Country (1974):
Der Trailer zu Throw Away your Books, Rally in the Street (1971):
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Thema: Blaetterrauschen
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25. Oktober 06 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
500 neue Abos für die Jungle World. Button siehe rechts oben.
[Es gibt im übrigen auch die Möglichkeit eines "Online-Abos", das ich schon eine ganze Weile habe: monatlich 5 Euro quasi als freiwillige Entrichtung für's Onlinelesen]
[Es gibt im übrigen auch die Möglichkeit eines "Online-Abos", das ich schon eine ganze Weile habe: monatlich 5 Euro quasi als freiwillige Entrichtung für's Onlinelesen]
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Thema: Alltag, medial gedoppelt
"Die Referate", sagt der Germanist, der bei uns KuWis ein Seminar zu besuchen gedenkt, nach der ersten Sitzung der Veranstaltung, "sind ja mal der Irrsinn! Unglaublich!".
Was steht auf dem Plan? Auswirkung des Automobils auf's Sexleben. Renaissance des Blowjobs und Analverkehrs unter dem Paradigma einer erneut zum Ideal erhobenen Virginität unter us-amerikanischen Mädchen. Pornos, Geishas, Prostitution, Kama-Sutra. Ursprung des Mittel-Hochdeutschen aus dem Entsetzen vor dem (zunächst) Unzucht meinenden Wort "Minne"? Der Versuch von es ja nur gut gemeint habenden Christen, die Unzüchtigkeit der vier Elemente aus den Quellen der Kulturgeschichte durch fadenscheinige Übersetzungen zu tilgen. Nicht zuletzt das gesellschaftlich höchst anerkannte Thema der Nekrophilie (das übernehme ich wahrscheinlich, ich kenne da einen Film...). Und noch viele weitere. Ein zu obskures Thema gibt es nicht. Von den beiden Professoren, die mir mit zu den liebsten, sicher aber zu den wagemutigeren zählen, wird alles mit Freude zur Kenntnis genommen und notiert. Ein lustvolles Waten in den Säften und Lüsten.
Unglaublicher Irrsinn, meint also der Germanist neben mir. Nicht das erste studentische Entsetzen, dem ich an unserem oft so herrlich anarchischen Institut begegne. Ihr Götter, wie ich es liebe.
Was steht auf dem Plan? Auswirkung des Automobils auf's Sexleben. Renaissance des Blowjobs und Analverkehrs unter dem Paradigma einer erneut zum Ideal erhobenen Virginität unter us-amerikanischen Mädchen. Pornos, Geishas, Prostitution, Kama-Sutra. Ursprung des Mittel-Hochdeutschen aus dem Entsetzen vor dem (zunächst) Unzucht meinenden Wort "Minne"? Der Versuch von es ja nur gut gemeint habenden Christen, die Unzüchtigkeit der vier Elemente aus den Quellen der Kulturgeschichte durch fadenscheinige Übersetzungen zu tilgen. Nicht zuletzt das gesellschaftlich höchst anerkannte Thema der Nekrophilie (das übernehme ich wahrscheinlich, ich kenne da einen Film...). Und noch viele weitere. Ein zu obskures Thema gibt es nicht. Von den beiden Professoren, die mir mit zu den liebsten, sicher aber zu den wagemutigeren zählen, wird alles mit Freude zur Kenntnis genommen und notiert. Ein lustvolles Waten in den Säften und Lüsten.
Unglaublicher Irrsinn, meint also der Germanist neben mir. Nicht das erste studentische Entsetzen, dem ich an unserem oft so herrlich anarchischen Institut begegne. Ihr Götter, wie ich es liebe.
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Thema: Weblogflaneur
»As anyone knows who's ever looked at any bio notes on me, Neuromancer was written on a typewriter.«
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Thema: videodrome
22. Oktober 06 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Ab 9. November wird Jonas Mekas auf seiner Website jonasmekas.com täglich einen Video-Kurzfilm veröffentlichen. Bereits zuvor hatte Mekas seine Website gelegentlich für kleinere, selbstgedrehte Videos genutzt. Weiterhin sollen über die Website weitere wichtige Beiträge aus der Geschichte des Kurz- und Experimentalfilms gezeigt werden. Weitere Informationen lassen sich dieser Pressemitteilung entnehmen, oder eben der Videobotschaft, die man derzeit auf seiner Website sehen kann.
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Thema: videodrome
22. Oktober 06 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
»Graduated from Tokyo University in 1955. A pioneer of avant-garde documentary, experimental film, multimedia, and video art in Japan. Both at home and abroad, has presented experimental short films ranging from Song of the Stones (1963) to Traces of Memory (1987), video art from Regeneration (1971) to Disguise (1992), and experimental feature films from Funeral of Roses (1969) to Dogra Magra (1988), winning numerous awards. Published numerous books from Eizo no hakken (1963) to Eizo no tankyu (”Pursuit of the Image,” 1992). Currently a professor and dean of the Faculty of Arts at the Kyoto University of Art and Design. President of the Japan Society of Image Arts and Sciences.«Zahlreiche Experimentalfilme von Matsumoto Toshio, neu auf UbuWeb. Ich kenne die Filme zwar bislang noch nicht, aber ubu.com traue ich blind. Unterhalb der Filmauflistung findet sich zudem ein ausführliches Interview mit dem Filmemacher, das bei weiterem Informationbedarf nützlich sein sollte. Die großartige (und ebenfalls sehr vertrauenswürdige) DVD-Reihe Masters of Cinema veröffentlichte außerdem vor kurzem Matsumoto Toshios Funeral Parade of Roses, der einen ausgezeichneten Ruf genießt.
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Thema: Kinokultur
22. Oktober 06 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
»The Subversive Nub was started in Nov. 2005 by Philip Hood as an easily accessible place to find the films from Amos Vogel's influential book on film as a subversive art.«The Subversive Nub.

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Thema: radio
21. Oktober 06 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
»Eine Ikone der intellektuellen Jugend ist der Berliner Philosoph Walter Benjamin seit den Sechzigerjahren. Auf der Flucht vor den deutschen Besatzern nahm er sich 1940 an der spanischen Grenze das Leben. In der Berliner Akademie der Künste wird sein Nachlass ausgestellt: Manuskripte und eng beschriebe Notizbücher, die einen privaten Endruck von ihm geben.«
Nachlass des Phantoms (Deutschlandfunk, 02.10.2006; zum Schriftbeitrag hier)
related links: benjamin im blog ~ del.icio.us ~ benjaminiana ~ wikipedia
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Thema: radio
Dank Markus bin ich gestern auf das von Deutschlandradio Kultur kuratierte Projekt Blogspiel aufmerksam geworden. Blogspiel ist eine ab November regelmäßig samstags auf genanntem Sender ausgestrahlte Sendung, die Audiobeiträge aus der Blogosphäre vorstellt. Wer möchte, kann hierfür auf der Website der Sendung Beiträge unterschiedlichster Genres hinterlegen; die Community stimmt ab, die Beiträge mit den meisten Votes werden berücksichtigt. Zugleich entsteht auf diese Weise ein Online-Audioarchiv, das auch nicht-ausgestrahlte Beiträge abrufbar bereit hält.
Da ich selber gerne mal mit dem Rechner klangästhetisch experimentiere (eher in Richtung Drone und Soundscape), habe ich gestern kurzerhand ein (kleines, und sehr simpel erstelltes) Stück Klangkunst auf der Website hinterlegt, das nun online abrufbar ist. Aktuell ist mein Beitrag als "letzter Upload" über blogspiel.de direkt anhörbar, ansonsten kann man auch einfach hier mein Profil aufrufen. Das Stück nennt sich schlicht "Versuch 001", kann von der Website auch heruntergeladen werden und selbstredend freue ich mich über jeden Vote, den das Stück bekommt, auf dass es denn auch im Radio zu hören sein möge (was ich, ganz ehrlich jetzt, so richtig super fände, also haltet mir die Stange ).
Und wenn Hotlink geht, dann sollte das jetzt hier auch ertönen:
Da ich selber gerne mal mit dem Rechner klangästhetisch experimentiere (eher in Richtung Drone und Soundscape), habe ich gestern kurzerhand ein (kleines, und sehr simpel erstelltes) Stück Klangkunst auf der Website hinterlegt, das nun online abrufbar ist. Aktuell ist mein Beitrag als "letzter Upload" über blogspiel.de direkt anhörbar, ansonsten kann man auch einfach hier mein Profil aufrufen. Das Stück nennt sich schlicht "Versuch 001", kann von der Website auch heruntergeladen werden und selbstredend freue ich mich über jeden Vote, den das Stück bekommt, auf dass es denn auch im Radio zu hören sein möge (was ich, ganz ehrlich jetzt, so richtig super fände, also haltet mir die Stange ).
Und wenn Hotlink geht, dann sollte das jetzt hier auch ertönen:
Versuch 001
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Thema: Hinweise
18. Oktober 06 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
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Thema: Hinweise
17. Oktober 06 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
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Thema: FilmKulturMedienwissenschaft
17. Oktober 06 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
»Aufgrund der fortschreitenden Entwicklung des Internets und des WWW existieren heute zahlreiche Möglichkeiten, Inhalte multimedial und vielfältig verlinkt weltweit verfügbar zu machen, d.h. elektronisch zu publizieren. Um diese weitreichenden Potentiale und Möglichkeiten des elektronischen Publizierens richtig einschätzen und ausschöpfen zu können, bedarf es eines vertieften Verständnisses der technischen Grundlagen der Internet Technologie und der Konzepte des World Wide Web (WWW). Eine Vermittlung dieser Grundlagen ist das Ziel dieser Vorlesung.Hier.
In der Vorlesung werden Kommunikationsmedien und ihre Formate besprochen, Basics der Internet-Technolgie behandelt (Rechnernetze, LAN- und WAN-Technologien, IP/TCP-Protokolle und Internetworking, Internetdienste und -sicherheit) sowie Web-Technologien vorgestellt (URI, HTTP, HTML, CSS, XML, Skriptsprachen und CGI-Programmierung).«
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Thema: Kinokultur
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"I think participating in film festivals is an artist's basic right, like taking part in an art exhibition or a book exhibition."Lou Ye will seinen neuen Film trotz Berufsverbot (siehe hier und hier) auch auf weiteren Festivals zeigen.
Die chinesische Botschaft in Deutschland hat auf meine Mail im übrigen nicht reagiert.
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Thema: FilmKulturMedienwissenschaft
Amazon.de Verkaufsrang: #2.325 in English Books, #21.447 in BücherWollen Sie
[ ] Filmwissenschaftler werden?
[ ] lieber Atombomben zünden?
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Thema: Alltag, medial gedoppelt
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Mitte Oktober beginnt die Uni. Für das Straßenbild eines auch weit über die Stadtgrenzen hinaus als "trendig" eingestuften Kiezes in einer Stadt mit immerhin drei großen Universitäten und einer Vielzahl von unbezahlten Praktikantenstellen bedeutet dies, dass allerspätestens ab Mitte September die Anzahl meistens handgeschriebener und an Laternenmasten angebrachter Aushänge mit eindeutigen Begehrsbekundungen, eine Wohnung in dieser Gegend betreffend, drastisch zunimmt. Nicht selten geben diese Kleinode (ich vermute mal) westdeutsch-provinzieller Naivität Grund zum Amüsement, zumindest für mittlerweile Alteingesessene in dieser Gegend.
Natürlich ist Parkett Minimum. Abgeschliffen und intakt. Und man hat auch im Westen davon gehört, dass diese Berliner Altbauwohnungen ganz schick sein sollen. Kachelofen in der Wohnung aber, nee, also die bitte nicht, Zentralheizung bitte sehr und fließend' warm' Wasser auch! Sonnig wäre ja so schön und gute Anbindung zum ÖPNV. Auch ruhig soll die Wohnung sein, einen Balkon aufweisen, gekacheltes Bad und vielleicht noch Dusche obendrein, das ganze WG-geeignet und von ansehnlicher Fläche. Sagen wir: 80 Kuh-Em-Quadrat. Gerne mehr. Bitte nicht im ersten Stock, Parterre geht mal gar nicht. Saniert, ach, das wäre das I-Tüpfelchen. DSL und Kabelfernsehen sowieso. Der Mietzins aber, ja nun, man zählt ja nun zu den Studierenden. Mietzins also nicht über 300 Euro, das ließe man sich das schon kosten. Warm, versteht sich. Also quasi inklusive allem. Nein, nicht jeder WG-Teilnehmer, sondern insgesamt. Und so.
Man kann ja nicht anders, als fies zu lachen ob solcher unverblühender Wohlstandsromantik. Von was träumen die wohl nachts, wenn's draußen dunkel ist? Vom Weihnachtsmann? Kommt ruhig her, ihr zarten Middle-Class-Kids, kommt ruhig hierher, in den kalten Hain mit seinen windigen Straßen und der lauten Simon-Dach. Wir warten schon auf Euch. Wir sind unrasiert und heizen noch mit Kohlen. Harharhar.
Natürlich ist Parkett Minimum. Abgeschliffen und intakt. Und man hat auch im Westen davon gehört, dass diese Berliner Altbauwohnungen ganz schick sein sollen. Kachelofen in der Wohnung aber, nee, also die bitte nicht, Zentralheizung bitte sehr und fließend' warm' Wasser auch! Sonnig wäre ja so schön und gute Anbindung zum ÖPNV. Auch ruhig soll die Wohnung sein, einen Balkon aufweisen, gekacheltes Bad und vielleicht noch Dusche obendrein, das ganze WG-geeignet und von ansehnlicher Fläche. Sagen wir: 80 Kuh-Em-Quadrat. Gerne mehr. Bitte nicht im ersten Stock, Parterre geht mal gar nicht. Saniert, ach, das wäre das I-Tüpfelchen. DSL und Kabelfernsehen sowieso. Der Mietzins aber, ja nun, man zählt ja nun zu den Studierenden. Mietzins also nicht über 300 Euro, das ließe man sich das schon kosten. Warm, versteht sich. Also quasi inklusive allem. Nein, nicht jeder WG-Teilnehmer, sondern insgesamt. Und so.
Man kann ja nicht anders, als fies zu lachen ob solcher unverblühender Wohlstandsromantik. Von was träumen die wohl nachts, wenn's draußen dunkel ist? Vom Weihnachtsmann? Kommt ruhig her, ihr zarten Middle-Class-Kids, kommt ruhig hierher, in den kalten Hain mit seinen windigen Straßen und der lauten Simon-Dach. Wir warten schon auf Euch. Wir sind unrasiert und heizen noch mit Kohlen. Harharhar.
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Thema: Blaetterrauschen
17. Oktober 06 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Martin Scorsese besucht das Filmfestival in Rom, um seinen neuen Spielfilm "The Departed" vorzustellen, die Adaption eines Hongkong-Triaden-Films von Johnnie To.Sorry, taz, aber: das ist faktisch falsch. Nennt mich Haarspalter, meinethalben; aber ein Film von Tom Tykwer ist schließlich auch nicht von Karmakar.
Ekkehard war im übrigen vom Remake in keiner Weise angetan; auch Bordwell winkt eher ab. Bordwells Auslassungen über den offenbar obendrein noch ziemlich schlecht geschnittenen Film wurden an dieser Stelle zum Anlass für eine weitgreifende Diskussion genommen, an der sich Bordwell ebenfalls ausführlich beteiligt.
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Thema: radio
Die auch mittels Podcast mitverfolgbare, allfreitägliche österreichische Radiosendung Hörbar Abstrakt hat sich binnen kurzer Zeit zum festen Bestandteil meines Wochenbeschlusses gemausert; entsprechend freut es mich, dass Radiohost Dr. Nachtstrom nun auch vor wenigen Tagen unter die Blogger gegangen ist. Hier bringt er Randnotizen, Vorschauen und, ganz im Stil der Sendung, weiterhin Entlegenes; eine schöne Ergänzung zur wöchentlichen Show, auch wenn das Blog technisch etwas arg rudimentär geraten ist (Permalinks? Kommentarfunktion? RSS-Feed? Well,...).
Besonders freuen mich natürlich die Hinweise auf die Sendung am kommenden Freitag. Vorgestellt werden sollen neue Platten von Sunn o))), Boris, Isis, usw. usf. - allesamt preisverdächtige Kandidaten für meine Liste "Platten des Jahres". Also unbedingt die Sendung dazu anhören (so man denn ein Herz für post-metallische Gitarrenklänge hat, ja aber welcher geschmackssichere Mensch hat ein solches schließlich nicht)!
Übrigens kann man sich auch alle bisherigen Sendungen über den obigen Link anhören. Meine wärmste Empfehlung an alle Experimentier- und Entdeckungsfreudige! Viel Vergnügen!
Besonders freuen mich natürlich die Hinweise auf die Sendung am kommenden Freitag. Vorgestellt werden sollen neue Platten von Sunn o))), Boris, Isis, usw. usf. - allesamt preisverdächtige Kandidaten für meine Liste "Platten des Jahres". Also unbedingt die Sendung dazu anhören (so man denn ein Herz für post-metallische Gitarrenklänge hat, ja aber welcher geschmackssichere Mensch hat ein solches schließlich nicht)!
Übrigens kann man sich auch alle bisherigen Sendungen über den obigen Link anhören. Meine wärmste Empfehlung an alle Experimentier- und Entdeckungsfreudige! Viel Vergnügen!
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Thema: Blaetterrauschen
Das ist für mich ein Grund, FAZ und SZ erstmal bis auf weiteres nicht mehr zu kaufen. Ihr Penner solltet lieber mal Internet kapieren (z.B. heißt "eine Website haben" in etwa soviel wie "Sachen veröffentlichen, damit jeder sie lesen kann" und eben nicht "alles verstecken, damit es keiner lesen kann"), statt Internet zu verklagen.
Dem Perlentaucher viel Erfolg. Ich bin zuversichtlich.
Dem Perlentaucher viel Erfolg. Ich bin zuversichtlich.
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