Schauen Sie in dem Laden doch mal vorbei. Es gibt dort auch Kaffee und nette Menschen.

Kilink ist tot. Kilink lebt. Eine geheimnisvolle Spritze hat das geregelt. Da ist der Film noch keine zwei Minuten alt - und schon ist man mitten drin und Kilink, der Superbösewicht im Skelettkostüm, wohlauf; die Montage hingegen dreht hier schon heftig am deliranten Rad: Kurz und knapp sind die Einstellungen aneinandergetackert, leisten kaum Nachvollzug von Kontinuität. Wie geht Filmemachen als Comicpanel-Aneinanderreihung? In etwa so.
Kilink versteht sich auf zweierlei: Frauen rumkriegen und Welt erobern. Beides ohne gute Absicht. Es geht um eine Formel, die einem Wissenschaftler entrissen wird - Pow, schon ist sie im Besitz und regelt von nun diese Sache mit der Welteroberung. Und es gibt welche, die auf seiner, und welche, die auf seiner Seite nicht stehen. Einem erscheint eine Art - ja, was? Gott? Geist? Wesen übernatürlicher Art? Und stattet ihn jedenfalls mit allen Kräften der griechischen Götter aus. Schreit er nun SHAZAM - wird er eine Art Superman. Die englischen Untertitel nennen ihn fortan schlicht "Superhero", womit ja auch eigentlich alles gesagt ist. Und dieser "Superhero" (Superman-S auf dem Brustkorb, gesichtwärts verschiebt sich die Köstümierung indes zu Batman) kämpft für Gutes, wie beispielsweise auch Gerechtigkeit. Also gegen Kilink, der die Welt ja unterjochen will und hierzu sein headquarter in der Türkei errichtet, von hier kommt der Film schließlich auch her.
Die Musik ist die von James Bond. Sie ist nicht nachgespielt, sie ist es wirklich. Das heißt: Sie ist es nicht ganz. Denn wie auch die Story ein Zusammengekleistertes aus allem ist, was französische Superverbrecher, italienische Comicstrips, britische Spionagethriller und us-amerikanischer Superhelden-Comic so hergeben, ist auch der Soundtrack Patchwork sondergleichen, nämlich ein, sagen wir, naja, "Meisterwerk in Gänsefüßchen" der Samplekunst. Genommen werden die dramatischen Spitzen des James-Bond-Soundtracks und der ganze Film wird damit übermalt; ist eine Sequenz länger als das Sample, wird dieses einfach ein bisschen beackert und in sich nochmals geloopt, bevor es weitergeht. Manchmal hängt die Bandmaschine. Und als "Superhero" endlich fliegen kann (er wird nämlich täglich ein Stück besser in seiner Eigenschaft als Superheld), ertönt, zur Freude aller Anwesenden, Peter Thomas' Thema aus Raumpatrouille.
So geht das, wenn man alte, noch völlig unambitionierte Comichefte in Filme übersetzt und sich nichts dabei denkt, weil man einfach mit den Schultern zuckt, wenn jemand nach etwas anderem als der Kassenbilanz fragt. Und - es macht Freude, muss man sagen, bis da hinaus.
Eine DVD ist in Griechenland bei Onar Films erschienen.
Aber es gibt bereits ein Wiki zum Buch und hier ein Weblog.
Das Lesen eines Romans als kollektive Erfahrung; und im Falle von Pynchon vielleicht auch nur so denkbar.
Eine Besprechung gibt es auch in der "New York Times". Angeblich voller Spoiler, weshalb ich sie vorerst nicht lesen werde. Im "NY Mag" wird vom ersten Verkaufstag im New Yorker "St. Mark's Bookshop" berichtet, in dem sich einige sehr seltsame ältere Herren herumgetrieben haben sollen (nudge, nudge, wink, wink) und in dem ich bei meinem New-York-Urlaub ebenfalls zahlreiche Bücher gekauft habe (er ist auch wirklich ein wundervoller Laden).
Deutsche Blätter: Kölner Stadtanzeiger ~ Die Welt ~ FAZ ~ SpOn und dann noch das Deutschlandradio Kultur (zum Anhören).

Ein offenes Weblog zur Dokumentation aktionistischer Betriebsblindheit. Soeben eingerichtet und alle mit blogger.de-Account können automatisch mitmachen (deshalb "offenes" Weblog). Vielleicht hat ja jemand Lust darauf, ansonsten schläft's halt einfach wieder ein. Ein Testballon eben.

Edmund Stoiber verbieten.
Das vorliegende Weblog wird seine Initiative zum Verbot von Edmund Stoiber nochmals in die Öffentlichkeit einbringen, teilte der Autor mit. Es darf keine Ausreden und Ausflüchte mehr geben, betonte er angesichts des neuerlichen Einfältigkeits-Amoklaufs des berüchtigten bayerischen Lokalpolitikers in seinem Büro in München. "Edmund Stoiber animiert Jugendliche zur intellektuellen Verwahrlosung, die typisch ist für ins Kraut schießende Aktionismus-Parolen. Das sind völlig unverantwortliche und indiskutable Argumentationsmuster, die reale gesellschaftliche Probleme und Ursachen kaschieren, soziale Isolationen und somit gesellschaftliche Verantwortung nicht-thematisiert zurücklassen und durch Symptombekämpfung schließlich sogar anti-auklärerische Wirkung zeitigen. In unserer Gesellschaft dürfen solche Reflexe keinen Platz haben", so der bekannte Weblogger.
[lies doch einfach gleich das hier, denn um nichts anderes als um Hallogallo geht es in den ersten drei absätzen]
Aber wirklich, dieser eine: The World, von Jia Zhangke. Schauen Sie ihn sich doch mal an!
Nun denn, es tut jedenfalls gut, wenn der Bagage mal ordentlich was vor den Latz geknallt wird. In Strömen floß der geistige Dünnschiss dieser Tage in der Causa Wrangelkiez. Groß ist die Zahl derer, die in geheizten Wohnungen zur Schreibtischhysterie neigen, und sich nun weiß der Herr alleine was für Albtraumszenarien ihrer morbiden Fantasie abpressen, die sich allerdings auch - und diese Meta-Nachricht sollte vielleicht auch einmal Erwähnung finden - in geronnener, also schriftlicher Form zu einem gewissen Preis verkaufen lassen. Und weil die meisten Journalisten "freie" sind, also denkbar unfrei, da auf Gedeih und Verderb dem Markt ausgesetzt, ist der Preis höher, der Auftrag gewisser, je geiler/heißer/aufgeregter das Geschnatter am Ende ausfällt. So haben eben auch das professionelle Gewerbe und der Journalismus ihre Gemeinsamkeiten.
Und weil es eben gut tut, wenn dieser Bagage mal ordentlich was vor den Latz geknallt wird, gehört der folgend verlinkte Text mit zu den lesenswertesten der letzten Tage. Und darauf wolllte ich eigentlich auch nur hinaus.
»In Neukölln, so vermeldet ein Sprecher des Polizeipräsidenten, haben zwei 10-jährige einen Kaugummiautomaten geknackt und seien mit dem Diebesgut, Hubbabubbas im Wert von geschätzten 3,90 €, über die Herrmannstraße geflohen. Erst einem Großaufgebot der Polizei gelang es schließlich, die Kriminellen in ihrem Kinderzimmer zur Aufgabe zu bewegen. Besonders bedenklich in diesem Zusammenhang sei, dass die Eltern aktiven Widerstand geleistet hätten, nachdem die Wohnungstür aufgesprengt worden war. Die Polizisten seien mit Ausdrücken wie „Huch! Was´n nu los?“ provoziert worden, der Vater habe sogar, wie die Beamten übereinstimmend bestätigten, angeboten, die 3,90 € zu begleichen, wenn die Kinder dafür in Ruhe gelassen würden. Er wurde wegen versuchter Gefangenenbefreiung und Bestechung festgenommen.«
Und hier kompett.
»Tübingen und Umgebung, Anfang der 70er Jahre. Die junge Michaela Klingler (Sandra Hüller) verlässt ihr streng katholisches Elternhaus, um ein Studium zu beginnen. Glücklich, das kleinbürgerliche Umfeld hinter sich gelassen zu haben, genießt sie die ersten Schritte in der neuen Freiheit und findet mit Hanna (Anna Blomeier) und Stefan (Nicholas Reinke) schnell Freunde.
Doch Michaela wird von ihrer Vergangenheit eingeholt: Trotz ärztlicher Behandlung hat sie immer öfter mit epileptischen Anfällen und Wahnvorstellungen zu kämpfen. Sie hört Stimmen und glaubt, von Dämonen besessen zu sein. Schließlich begibt sich Michaela in die Obhut eines jungen Priesters und stimmt einem Exorzismus zu ...«
[Text: X Verleih, offizielle Filmwebsite]
Es sind Menschen im vertracktesten Elend, die Hans-Christian Schmid in seinen Filmen interessieren. Sei es der Hacker Karl Koch in 23, das Ensemble an randständigen Existenzen in Lichter oder eben hier Michaela Klinger, deren Schicksal - ihre Epilepsie entfremdet sie ihrem provinziell-religiösen Umfeld, was schließlich zum Verdacht der satanischen Besessenheit führt - einem realen Vorfall in den 70er Jahren nachempfunden ist. Ganz minutiös folgt Schmid dabei den Umständen, in denen sich die jeweiligen Personen bewegen und in die sich schließlich verstricken, während der Blick auf die Eskalation der (nur sozusagen) 'realen' Hölle nicht geworfen wird: Weder sehen wir den Tod von Karl Koch, und wenn in Lichter die Mädchen für eine Nacht lang prostituieren müssen, sehen wir zwar, wie es dazu kommt, doch folgt dem abschließenden Schnitt eine Ellipse zum nächsten Morgen, und das, möchte man fast sagen, Martyrium von Michaela Klinger schließlich bleibt einer Notiz im Abspann vorbehalten: Nach zahlreichen Exorzismen stirbt Klinger an Entkräftung, verkündet weiße Schrift auf schwarzem Grund. Schmid legt Strukturen und Szenarien offen, der gaffende Blick aber, der Elend zu reiner Äußerlichkeit degradieren würde, findet sich in seinen Filmen nicht.
In Requiem sind es kleine Details auf einem langen Leidensweg, zu dem der Film nur das Vorspiel liefert, die Wegsteine markieren. Ein schneller Blick, der noch über die Schulter geworfen wird, von der stets bewegten Kamera, die immer dicht an den Figuren hängt, ihren Bewegungen nachspürt, fast schon beiläufig, man möchte fast sagen: zufällig, eben gerade so noch eingefangen. Ein Detail in der Bewegung. Ein Gespräch, das nicht von Offenheit geprägt sein kann, einfach im Verlauf ist, und doch zu Missverständnissen führt.
Wo Lichter in dieser Hinsicht oft ausgezirkelt und aufgestellt wirkte, gelingt es Requiem seinen Stoff zu erden, zu verankern. Vor allem Sandra Hüller ist dies zuzuschreiben, die in ihrer Verkörperung der Michaela eine ungeheure Präsenz und Realität entwickelt; sie stammt vom Theater, was es nur erstaunlicher macht, wie viel ihrer Figur sie noch in kleinste Details von Gestik und Mimik zu legen vermag. Am eindrucksvollsten sind die Sequenzen, in denen sie tanzt: Hier findet die Transitposition ihrer Figur - zwischen Aufbruch, den das begonnene Studium fern des Heimatdorfes markiert, erste Parties, der erste Freund, all das, und der allmählichen Entfremdung von ihrer Umgebung, die sich ins grob Hysterische steigern wird - formvollendeten Ausdruck. Und die Kamera schließt die Welt um sie qua ihrer Perspektive bereits aus: Sie tanzt für sich, in einem sozialen Raum zwar, doch die Fäden zur Außenwelt scheinen bereits gekappt.
Dass Schmid weiterhin darauf verzichtet hat, seinen Film in eine nostalgische 70er-Travestie zu verwandeln, ist ihm hoch anzurechnen; angesichts des jüngsten Trends in dieser Hinsicht, wäre eine solche Entscheidung nahe gelegen. Requiem präsentiert keine Abfolge von props und Fummeln, auch wenn er seine Geschichte in eine sich am Äußerlichen festmachende 70ness zwar einmantelt, doch eben gerade nicht erdrückt. Requiem ist auch kein Horrorfilm geworden: Plumpe Ästhetisierungen von Michaelas Phantasmen finden sich nicht; die Kamera bleibt Instrument zur Beobachtung und wird keines der Subjektivierung. Und sie erklärt nichts, sie folgt nur nach; am allerwenigsten von Interesse ist, was Michaela Klinger wirklich umtreibt.
Die Geschichte einer Entfremdung, die klar strukturiert ist, nie kalt ihrem Gegenstand gegenüber bleibt, aber auch nicht zum Sentiment der Einfühlsamkeit neigt. Emphase jenseits der Empörung und jenseits des Skandals; die Geschichte eines Menschen, dem man zuhören und in seiner erlebten Realität für voll nehmen hätte müssen.
imdb ~ filmz.de ~ movie magazine search engine ~ movie blog search engine

Plot Outline: Women who work in the adult film industry talk and sing songs about their experiences making pornographic films for a living.
Hitchcock, Hartley and the Poetics of Cinema Functions of Film Style Writing on Film Style Levels of Engagement
Und es gäbe da noch soviel Potenzial.
»Now in Pan's Labyrinth, which he wrote, directed and produced, this latterday Welles has created a Citizen Kane of fantasy cinema - a modern masterpiece made entirely on his own terms.«
Mehr: Sight & Sound
Der Kinostart ist bislang für den 15.02. nächsten Jahres angekündigt.
Eigentlich mag ich Deine Website sehr, da sie funktional und gut navigierbar ist. Und Dein Feuilleton halte ich für eines der überregional lesenswertesten.
Ich habe auch vollstes Verständnis dafür, dass Du Werbung machen musst. Ich gehe sogar soweit, dass ich Dich in dieser Hinsicht durch gelegentliche Klicks unterstütze. In der Regel ist das sogar ein Klick pro gelesenem Artikel; ich finde, so etwas ist nur anständig (und liegt letzten Endes auch in meinem Interesse).
Dass es seit kurzem nun auch flash-animierte Wackelbilder mitten in Artikeln gibt, habe ich schon etwas zurückhaltender zur Kenntnis genommen. Kein wirklich guter Weg, wie ich finde. Denn wichtiger noch als "viel Werbung" ist "viele Leser", denn nur "viele Leser" sorgen dafür, dass sich "viel Werbung" in "viel Geld" übersetzt. Wer Leser aber abschreckt, die eigene Website mit Werbung tapeziert und dabei eben zusehends den eigenen Content verdrängt, verdrängt eben auch "viele Leser". Eine Litfaßsäule hat naturgemäß keine Stammleser.
Aber gut, Flash-Werbung, bitte, wenn's denn sein muss. Es gibt ja noch die Druckversion, die zur Lektüre ohnehin vorzuziehen ist. Aber, liebe taz, und das ist jetzt mal ganz unter uns Pfarrerstöchtern: Dass man jetzt seit neuestem von Eurer Flash-Werbung angekrischen wird, dass man jetzt damit rechnen muss, dass Eure Flash-Werbung anfängt, beschissene Lieder loszuschmettern, das, liebe taz, ist wirklich nichts anderes als SCHEISSE.
Wie gesagt, ich habe Verständnis für Werbung. Ich habe aber kein Verständnis dafür, wenn Websites meinen, sie hätten ein Anrecht auf den Gebrauch der Technik, mit der ich unterwegs bin. Wenn ich beim Surfen Musik höre - und ich mache das entweder über die Stereoanlage oder über Kopfhörer -, dann will ich nicht, dass ich wegen Eurer geradewegs lächerlich laut gestellten Werbung eine Anzeige wegen Ruhestörung erhalte oder mir um mein Trommelfell Sorgen machen muss. Ich halte ein solches Werbegebaren für eine ZUMUTUNG sonderhausen - und ich hoffe und denke, dass viele Menschen das ähnlich sehen. Mit solcher Werbung macht man sich für ein paar lausige Kröten seine Leserschaft kaputt - ist es das wirklich wert?
Jedenfalls, solange ich von Dir angeschrien und angekrischen werde, noch dazu mit beknackten U2-Songs, werde ich mich mit Anzeigenklicks auf Deiner Website spürbar zurückhalten.
Danke für die Aufmerksamkeit!
[direktlink]
Kommentar? Hihi. Nachlesen? Hier.
Ach, und wenn Benjamin, der alte Cartoonist, das noch hätte erleben dürfen...
[via]

Das Kino der (zumal frühen) 1970er Jahre ist eine wahre Schatztruhe, deren Wert wohl kaum je vollständig zu ermessen sein wird. An der historischen Schwelle zu home video und der (produktions- wie auswertungs-)ökonomischen Konzeption des Blockbusters findet sich hier eine Verschaltung einerseits elaborierter, allerdings noch nicht finanziell vollkommen entrückter Filmtechnik(en) mit andererseits einem noch so strukturierten Filmmarkt, der weniger die vereinzelte Großproduktion, sondern eher die massenhafte Produktion kaum überschaubarer Filmmengen bevorteilt. Vor dem Hintergrund nicht nur der ökonomischen und studio-internen Krise Hollywoods, sondern auch politischen und sozialen Krisen weltweit, formierten sich hier widerständige Formen des Kinos, deren Brisanz und Sprengkraft nicht zufällig auch dem heutigen Kino einen filmhistorischen Fix- und Bezugspunkt liefern, ohne dass dieses dabei allerdings nennenswert über eine material- und motivästhetische Lektüre der Oberflächen hinaus käme (dem Trailer nach zu schließen, dürfte mit der Rodriguez/Tarantino-Coproduktion Grindhouse im kommenden Jahr die, zugestandermaßen auch von mir herbeigesehnte, Vollendung und Apotheose einer ästhetischen Übersetzung dieser Lektürehaltung in die Kinos kommen).
Doch kommen wir zu The Spook who Sat by the Door, der für den Geist dieser Kinotage in mancher Hinsicht charakteristisch ist. Basierend auf dem offenbar kultisch verehrten Roman gleichen Namens von Sam Greenlee (in seinem Standwerk That's Blaxploitation schreibt Darius James: "[a] required reading among my circle of homies in high school"), erzählt The Spook... die Geschichte des Afro-Amerikaners Dan Freeman, der eine fadenscheinige Kampagne des CIA, die dem Zweck dient, sich nach außen hin als "integrativ" in racial issues zu geben, für sich nutzt, um direkt in die Schaltzentralen der politischen Macht zu gelangen und dort Wissen zu akkumulieren. Dieses wiederum nutzt der ansonsten lebenslang so unauffällige, nunmehrige CIA-Agent, um in den Ghettos der us-amerikanischen Großstädte zu agitieren, eine Guerillagruppierung zu bilden und diese schließlich zu bewaffnen. Am Ende schließlich steht der Übergang in die heiße Phase des Kampfes: Der Film endet mit nichts geringerem als einem latenten Bürgerkrieg. Die letzten Bilder sind, gerade auch vom Standpunkt eines Actionkinos aus betrachtet, schlichtweg mitreißende, in denen sich schwarze Guerilleros maschinengewehrbewehrte Gefechte mit dem Militär liefern.
Dabei ist es vor allem die Konsequenz, die an The Spook who Sat by the Door so unglaublich erstaunt - und die ihn von dem ansonsten in manchen Dingen nicht völlig unverwandten Fight Club dringend abhebt. Wo letzterer das ironische Spiel mit Oberflächen sucht und politische Revolution auf ein narrativ interessantes Konzept runterbricht, das einem gelangweilten Mittelschichtspublikum etwas thrill bietet, das eigentliche Moment zum Aufruhr aber individuell in einer persönlichen Identitätskrise eines Neurotikers verortet (was jetzt alles nicht heißen soll, dass ich Fight Club schlecht finde), bleibt in The Spook... seitens der Produktion über die gesamte Spieldauer kein Zweifel an der Aufrichtigkeit und Notwendigkeit des politischen Kampfes. The Spook... ist selbst noch in seinen moralisch heikelsten Momenten absolut ungebrochen und von einer unbändigen Wut über die Verhältnisse getragen. Dass vor allem die militärische Ausbildung der Guerilleros beinahe schon dokumentarisch vom Film verfolgt wird, mag dabei als Verbrüderungsgeste mit dem seinerzeitigen Publikum angesehen werden.
Nicht geringen Anteil an der Wirkmächtigkeit des Films hat auch der von Herbie Hancock komponierte Soundtrack. Hancock trennt sich hier bereits vom klassischeren Jazz seiner früheren Tage (siehe z.B. seine Arbeit für Antonionis Blow Up). Auf dem Soundtrack finden sich zahlreiche, teils schon sehr avancierte Experimente mit den Frühformen des heavy funk, die zuweilen schon eine sehr abstrakte Klangform suchen, die ganz an der Materialität von Studioaufnahmetechnik orientiert ist, und, etwa im Falle rückwärts abgespielter Beats, schon die heraufdämmernden Collage- und Sampletechniken kommender Jahre erahnen lässt. Zwar bin ich kein Fachmann für schwarze Musik, doch scheint mir dies 1973 zumindest in diesem Kontext schon sehr radikal und modernistisch gedacht gewesen zu sein.
Seinerzeit muss The Spook... wie Benzin ins ohnehin schon lodernde Feuer gewirkt haben; offenbar war der Film seinerzeit wirklich einigen Repressionen ausgesetzt und obendrein lange Zeit nicht erhältlich, wie dieser Artikel der New York Times berichtet. Heute ist er in seiner absoluten Aufrichtigkeit seinem Gegenstand gegenüber, die ganz offenbar nicht von Studiobossen, Marktanalysen, Großkonzeptionen und dergleichen verbogen wurde, ein aufschlussreiches historisches Dokument seiner Zeit. Offen bleiben muss aber die Frage, ob man dem Film mit einer Einsortierung unter dem Rubrum "Blaxploitation" wirklich gerecht wird; ähnlich wie im Falle von Melvin van Peebles zwei Jahre zuvor entstandenen Erstling Sweet Sweetback's Baadasssss Song scheint mir hier die zu Grunde liegende Stoßrichtung zu sehr eine andere als die des schnellen cash-ins zu sein, die für den Exploitationfilm im Allgemeinen so grundlegend ist.
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Man kann ihm ja kaum genug dafür danken, dass er sich in die Blogwelt gestürzt hat. Die Rede ist von David Bordwell, der in schöner Regelmäßigkeit - und mindestens einmal pro Woche - , einen unbedingt lesenswerten Beitrag veröffentlicht. Überhaupt halte ich ja seinen ganzen Entwurf von Filmwissenschaft für großartig, wie das immer - und zumal in seinem Blog - ganz dicht am Gegenstand ist und sich nicht in abstrakte Seminarraum-Theorien verliert, bei denen man sich nicht selten fragen muss, ob deren Träger nicht schon längst die Haftung zum Kino verloren haben. Dass Bordwell vor allem nicht einfach nur versonnen vor der Leinwand sitzen bleibt, sondern sich auch mit Filmtechnik hinreichend auskennt, ist hier nur ein weiteres Plus; aber erzähl mal einem europäischen Intellektuellen, dass er sich mit Technik befassen soll, wo in diesem Milieu doch mangelnde naturwissenschaftliche und technische Kenntnis als Indiz für eine beflissene Vergeistigung und vollendeten Intellekt angesehen wird. Aber ich schweife ab.
Grund für den Jubel: Die New York Times veröffentlichte vor wenigen Tagen ein ausführliches Interview mit Steven Soderbergh, den ich ja sehr schätze. Darin äußert sich Soderbergh in erster Linie zu seinem neuen Film The Good German, zu dessen Produktion er den Versuch anstellte, den Code des klassischen Kinos der 1940er Jahre möglichst adäquat zu simulieren. Bordwell wiederum nimmt dieses Gespräch zum Anlass, in aller nötigen (und erkenntnisstiftenden) Ausführlichkeit über die Möglichkeit, einen historischen Stil in die Bedingungen des zeitgenössischen Kinos zu transponieren, nachzudenken.
Filmwissenschaft, wie sie spannender kaum sein könnte.
Und überhaupt: Wie ich mich freue, einem Soderbergh dabei zuzusehen, wie er eigener Aussage nach Michael Curtiz (dessen klassischen Stil ich wirklich höchst elegant finde und zu dessen großartigen Mildred Pierce wiederum Bordwell seinerzeit eine hervorragende Analyse (pdf, ~ 240 kb) verfasst hatte) zu emulieren versucht.
[allein der erste Satz dieser Analyse schon: Im Allgemeinen verstehen Zuschauer die Filme, die sie sehen.]
Eines steht dabei ganz wesentlich im Vordergrund, dem Film, wie den vorgestellten Nazis gleichermaßen: Die swastika, bzw. das Hakenkreuz in nationalsozialistischer Drehrichtung. Jenes sei das Symbol, meint einer der Anführer des Haufens, durch das die Kraft der Bewegung spreche; es versetze Feinde und potenzielle Opfer gleichermaßen in Angst und Schrecken und bedinge so deren panische bis hysterische Reaktionen. Ihm eigne eine mythische, wenn nicht, so scheint es, archaische Qualität. Für den so Redenden (der sich, kurios genug, im Rückblick auf seine lange Heim- und Knastkarriere als "genetisch kriminell veranlagt" einschätzt) erweist sich das offensive Zurschaustellen der swastika deshalb als Zeichen der eigenen Stärke, und zwar nicht so sehr symbolisch, sondern durchaus indexikalisch. Entsprechend wird das Zeichen fetischisiert. Es taucht in diesen Zusammenhängen - das Filmteam darf erstaunlich tief in privateste Gewebe vordringen - an allen möglichen Orten auf: Als Christbaumkugel, am Arm von Santa Clause bei einer nationalsozialistischen Weihnachtsfeier, auf LKW-Türen, als Kuchendekoration und wo nicht noch. Mit fast schon entrückter Betulichkeit näht eine Gattin eines weiteren vorgeblichen alpha male ein ums andere die Scherpen und Binden, auf dass sie von Söhnen und Vätern stolz zur Schau getragen werden. Mit Liebe und Demut bügelt sie das Hakenkreuz, wie andere Hausfrauen sonst nur Pausenbrote für den Nachwuchs zubereiten. Putzige Häuslichkeit also auch bei den Nazis von nebenan. Die politischen Zusammenhänge rekrutieren sich, dieser Schluss liegt nahe, vornehmlich aus dem Sediment des poor white trash. Fast ist das schon camp, was man da sieht, wäre da nicht die Widerständigkeit des Realen, die aus dem "nicht glauben können" ein "unglaublich" macht.
Was dabei dem Film gelingt - und dies muss man ihm als Leistung anerkennen - ist die Offenlegung der ungeheuren Infantilität hinter solchem Gebaren. Hinter dem markigen Auftreten selbsternannter Führer steckt allemal ein mit der Über-Komplexität der Welt nicht zurande kommendes Knäblein, das sich hinter liebgewonnener Symbolik verstecken muss und in Anschauung derselben schon Stärke für sich abgeleitet sieht. Das Stumpfsinnige, das Brutale, das Grobe offenbart sich schließlich in trauten Familiensituationen, in denen der jüngste Sproß der braven Nazi-Familie, unter deren Jubel und dabei doch eigentlich nur ungelenk, die in TV-Sendungen gelernten kicks und Schläge vorführt, mit denen er es später mal "Niggern" zu zeigen gedenkt; nicht zuletzt spiegelt es sich in der Unartikuliertheit der portraitierten Protagonisten wider, deren Weltsicht sich offenbar nur anhand verklärter Gesichtsausdrücke, nicht aber wenigstens ansatzweise in sich schlüssig vermitteln lässt.
Indem The California Reich gerade kein empörtes Vermittelndes einbaut, keine ideologisch "richtige" Instanz zwischen Bild und Zuschauer schiebt, hinter der sich der verschreckte Bürger verstecken könnte, weil er sich darauf einigen kann, indem er also da hinschaut, wo andere vorkäuen würden, indem er dort Evidenzen aufdeckt, wo andere Selbstversicherung für gratis mitbeilegen würden, gelingt ihm gerade, was Guido Knopp'sche Dämonenlehre niemals erreichen wird: Die Sichtbarmachung der armen Wurstigkeit hinter markigen Sprüchen und Dämonensymbolen, das Reale hinter dem Symbolischen - und nicht zuletzt: Die banale Normalität hinter den Wortführern von Rassismus und Nationalsozialismus. Ohne es selbst mitzubekommen, entblößen die Portraitierten den Budenzauber hinter ihren heißgeliebten Hakenkreuz-Wimpeln. Diese Entpathologisierung, die gerade nicht Geschichstvergessenheit und Neue Sorglosigkeit meint, scheint mir der erste Schritt hin zu einer nüchternen Analyse, die Basis jeder Kritik und jedes politischen Kampfes sein muss.
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Im großen und ganzen ging es mir bei der Auswahl auch um eine gewisse 'Qualitätssicherung'. Idealerweise soll diese 'Suchmaschine' beispielsweise bei Recherchen (für Hausarbeiten/Artikeln/etc.) schnell und übersichtlich eine Art "erstes Dossier" erstellen, aus dem man nicht noch lange Websites aus den Suchergebnissen qualitativ aussortieren muss (wie das bei 'normalen' Google-Suchen ja meist der Fall ist), sondern gleich einigermaßen verwertbare Ergebnisse für eine Fein-Recherche vorliegen hat. Deshalb auch der Fokus auf cinephile Magazine und Journale - also eher Bright Lights, Senses of Cinema und Midnight Eye statt <name your average review site here>. Und ich will meinen, erste Proben liefern schon ganz brauchbare Ergebnisse.
Ich hoffe, die Suchmaschine gefällt. Hier nochmal der Link zu deren 'Homepage', und im folgenden die Suchbox:
Wer eine solche Suchbox in seine Website/Weblog einbauen will, bekommt den Code auf Anfrage mitgeteilt! [bzw. schaut sich einfach den Seitenquelltext an ;-) ]
'Meine' Suchmaschine berücksichtigt ausschließlich "Movieblogs" (bislang 97 an der Zahl - ich werde den Index aber kontinuierlich um interessante Blogs aufstocken und nein, Hinweise auf eigene Blogs, die doch bitte berücksichtigt werden mögen, werden grundsätzlich ignoriert - ob die nun per Mail oder per Kommentar kommen; echt, ich kriege fast täglich Mails von Leuten, die finden, dass ich "doch einfach mal" auf ihr Blog oder Website hinweisen sollte/könnte/müsse - das ist nervig und schlechter Stil!).
Zu erreichen ist die "Movie Blog Search Engine" hier. Der Link kann freilich auch gerne weitergesagt und in Weblogs verwendet werden ;-)
Eine Searchbox gibt's auch:
Wer mag, kann den Code dafür gerne anfordern. [bzw. schaut sich einfach den Seitenquelltext an ;-) ]
»On Five - Unofficial information about The Criterion Collection from the people who are officially in charge«On Five.
"Películas para no dormir", verspricht's der Titeleinschub dieses Films im Original nicht wenig bescheiden. Spectre, wie der Film im Deutschen heißt, ist eine Episode einer kleinen, hierzulande auf DVD von e-m-s vertriebenen "Horror Anthology", einer in Spanien allerdings für das Fernsehen produzierten Filmreihe, die einen also um den Schlaf zu bringen verspricht. Dies ist sicher, zumindest im vorliegenden Fall (die benachbarten Beiträge kenne ich nicht), nicht bloß eine Spur zu hoch gegriffen; doch gehört Pauken bekanntlich zum Geschäft des Horror-, bzw. hier eher Gruselfilms, und man ist in dieser Hinsicht von taglines und Werbesprüchen weißgott schlimmeres gewohnt ("Du bist tot, bevor Du stirbst" habe ich letztens irgendwo gelesen, was, außer "Ja, genau", soll man da noch denken ...). Aufmerken lässt allerdings, dass hier Mateo Gil als Regisseur verantwortlich zeichnete, der zuvor vor allem als Co-Autor der Drehbücher der beiden nicht eben schlechten Filme Tesis und Abre los Ojos von Alejandro Amenábar aufgefallen war. Zwar ist die TV-Herkunft dem Film deutlich anzumerken; doch lässt sich eine gewisse Sorgfalt im Umgang mit dem Material nicht absprechen. Das Rad wird auch hier gewiss nicht neu erfunden, doch ist Spectre eine durchaus solide, kleine Schauergeschichte geworden, der man so auch in einer Gespensteranthologie des 19. Jahrhunderts begegnen könnte (ein Umfeld, in dem es ja auch weniger um Grandezza des Autors, sondern eher um den wohlig bewerkstelligten Effekt auf knapp bemessenem Raum geht) - von daher passt die Einsortierung des deutschen Verleihs in eine "Anthologie" ganz gut.
Spectre handelt von Tomás, einem spanischen Schriftsteller mittleren Alters, der nach dem Selbstmord seiner Gattin erstmals seit 40 Jahren wieder in sein provinziell gelegenes Heimatdörfchen zurückkehrt. Die einstige Siedlung hat sich dabei längst in eine ansehnliche, geschäftstüchtige Kleinstadt gewandelt. Alle Spuren von Tomás' Jugend scheinen beseitigt, mit Ausnahme jenes kleinen, einstmals auf einem Hügel vor dem Dorf gelegenen Häuschens, das nun von Neubauten zwar umringt ist, aber als Ruine seiner selbst der Modernisierung nach wie vor trutzt. Dies Häuschen ist das eigentliche Ziel der melancholischen Heimkehr des Hinterbliebenen: In eliptischen Rückblenden erfahren wir, dass hier zu Zeiten seiner Jugend eine rätselhafte junge Frau angesiedelt hatte, die unter den erzkatholischen Dorfbewohnern alsbald in den Ruf, eine Hexe zu sein, geriet, und wohl auch deshalb unter der männlichen Dorfjugend rasch zum geheimnisvollen Objekt erotischer Begierde aufstieg.
Bald ergibt sich eine intime Liaison, die den Gefühlshaushalt des jugendlichen Tomás kräftig auf den Kopf stellt und schließlich in ein Eifersuchtsdrama mündet. Im Dorf formiert sich unterdessen unter Federführung der religiösen Mütter ein Mob wider die vorgeblich sich prostituierende und mit dem Teufel im Bunde stehende Knabenverführerin. Auf den Spuren dieser Geschichte leben die Obsessionen des alten Tomás erneut auf - und wieder begegnet er jenem Tarotspiel, mit dem die rätselhafte Frau ihn schon seinerzeit auf weißen Leinentüchern um den Finger gewickelt hatte. "Wir sind verbunden, bis über den Tod hinaus", sagt sie an einer Stelle. In der parallelen Montage kommt es in Vergangenheit und Gegenwart der Geschichte zur Katastrophe ...
Mit ruhiger Hand inszeniert, gelingt Spectre ein hübscher Anschluss an die klassische Schauergeschichte, in der nie (oder zumindest über weite Strecken nicht) ganz ersichtlich wird, ob hier tatsächlich Hexen- und Gespensterwerk vorliegt, oder ob ein von Schuld und Traumata zerfressener Mann nicht anders kann, als immer nur die Rückkehr des Immergleichen als Zuschauer seiner selbst zu inszenieren. Ein in der schauerphantastischen Literatur nicht unbekanntes Topos, das hier sicher nicht meisterlich, aber doch recht souverän in eine gelingende Filmnarration übersetzt wird. Wo sich in der Literatur die Latenz ergibt, dass nämlich hinter die Materialität des Schriftbildes schlechterdings nicht zu schauen ist, sich genau dort aber das eigentliche Szenario abspielt, das in Worten nur andeutungsreich bleibt, um sich in Lesergedanken zu phantasmagorischen Bildern zu verdichten, wagt Spectre ganz ähnliche Manöver und überlässt die Eigentlichkeit des Geschehens weitgehend der Phantasie des Zuschauers, der gleichsam ein Vexierbild vor sich hat: Ist das nun okkult oder pathologisch, was sich vor ihm abspielt? Welchen Status haben die Bilder - und welchen die Nahtstellen zwischen Gegenwärtigkeit und Erinnerungsbild? Es ist die Frage nach der Gattung selbst: Liebes- oder Horrorfilm? Aber war das Melodram nicht schon immer Teil des Horrorfilms?
Dies ist, zugestandenermaßen, alles andere als neu. Spectre ist auch weniger ein toller, eher ein angenehmer, ja geradezu ruhig plätschernder, mit der Subtilität der Andeutung arbeitender Film, der den um die Motivik wissenden Zuschauer gewissermaßen zum Gespräch darüber einlädt; ganz wie eine routiniert abgefasste Geistergeschichte aus alten Büchern sich weniger an die Literaturkritik, sondern an den Genreliebhaber wendet, ist auch Spectre wohl eher für den Liebhaber jener flirrenden Konzeption von Schauer- und Gespenstergeschichten interessant. Die Unaufgeregtheit, mit der der Film zu Werke geht, macht ihn darüber hinaus sympathisch; und wenn sich am Ende schließlich noch ein kleines Gimmick einfügt, das schockartig an die Festen des Alltagsgefüges rüttelt - und welche Funktion hätte die klassische Schauergeschichte schließlich zuallererst sonst? -, ohne sich dabei in schwerfällig artikulierte Erklärungsmuster zu verzetteln, also eben gerade das Offene sucht, für das man die Ästhetik des Grusels so schätzen kann, dann kann man, als Freund solcher kleiner Mären und zumal im Herbst, eigentlich schon gar nicht mehr anders, als diesen auf allen Ebenen sehr soliden Film zu mögen.
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Sunn o))) & Boris: Altar. Jan Jelinek: Tierbeobachtungen. Isis: The Absence of Truth. Red Sparowes: Every Red Heart Shines Toward the Red Sun. Beirut: Gulag Orkestar.
Alle total super - ich würde jetzt schon sagen: meine Platten des Jahres - und um soviel besser als alles an Gefälligkeits-Schmockpop, der einem sonst immer bei jeder Gelegenheit als "total gut ey" angepriesen wird. Überhaupt wie supi-wurscht dieser ganze "Indie"-Tralala ("Indie", mit Gänsefüßchen, heißt im übrigen was anderes als Indie oder Independent (ohne Gänsefüßchen), das entspricht so in etwa dem Unterschied von "Ich bin Student" und "Ich studiere") mittlerweile ist, hihi. Ich mein, mal echt, "Klatscht in die Händ' und sagt: Jawoll" oder die "Arschkalten Affen" und wie die alle heißen: Das ist so super-gähn, da kann man ja gleich wieder ins Bett.
Deswegen sind die Schwächen des Films nicht aus der Welt, auch das Bedauern der ungenutzten Möglichkeiten der Vorlage ist nicht gemindert. Aber man ist doch eher bereit, sie dem Film nachzusehen, wenn er einem nicht von der großen Leinwand auf den Schoß fällt und sich dann nicht recht Erkenntnis einstellt, was man denn nun damit anfangen solle. Im weiten Feld der direct to video-Produktionen wäre Vendetta sicher ein Ereignis gewesen, wenngleich auch nicht der geeigneteste Kronzeuge für eine Apologetik dieses Segments. Aber der Rahmen wirkt eben immer und unbedingt auf das Gezeigte ein; ein Film für einen A-Festival-Wettbewerb - und wenn es sich um den der Berlinale handelt - ist er nicht (und, eben, auch kein Blockbuster, der der größtmöglichen Leinwand bedürfte).
Alle aktuellen Artikel finden sich derzeit auf der Startseite des Magazins. Folgende möchte ich zumindest aus thematischen Gründen explizit hervorheben:
In einem kursorischen Round Up befasst sich D.J.M. Saunders mit dem Thema "Sex und Spiritualität im Kino". Jüngste Regungen eines "New Black Cinema" stehen im Mittelpunkt dieses Artikels von Lesley Chow. Wiederum Lesley Chow befasst sich an dieser Stelle eingehend mit den Figuren aus Tsai Ming-Liangs Filmen. Passend zur Jahreszeit - alte Gruselfilme gehen am besten eben nur im November - erfährt die unbestrittene Königin des Italo-Horrorfilms, Barbara Steele, hier eine Reverenz - ach, Barbara! C. Jerry Kuttner geht an dieser Stelle der Frage nach den unzähligen Inkarnationen von Norman Bates nach. Einer der populärsten Figuren des japanischen Schwertkampffilmes, dem blinden Masseur Zatoichi, der es auf stolze 26 Filme, eine Fernsehserie und eine Reprise durch Takeshi Kitano vor wenigen Jahren gebracht hat, fühlt Robert Castle in diesem langen Text auf den Zahn. Asphalt von Joe May entstand 1929 gerade auf der Kippstelle vom Stumm- zum Tonfilm und präsentiert sich schon alleine deshalb als ein formästhetisch höchst ambitioniertes Werk (wie ja überhaupt der allerspäteste Stummfilm eine Meisterschaft entwickelt hatte, hinter die das Kino mit Aufkommen des Tons auf Jahre hin zurückfiel), auch wenn Siegfried Kracauer in seiner zeitgenössischen Kritik dem Film vorwarf, Hintertreppen-Literatur durch Formentand unberechtigterweise zu nobilitieren - aus historischer Perspektive kann der Film hingegen frei atmen und gewürdigt werden; Gordon Thomas tut genau dies (wobei ich das Rubrum "Meisterwerk" in diesem Falle schon hinterfragen würde, aber sei's drum). Kaum genug geschrieben werden kann über eine der begehrenswertesten und spannendsten Stars des frühen Kinos: Louise Brooks, die dieser Tage 100 Jahre alt geworden wäre - Dan Callahan gratuliert.
Vom 44. New Yorker Filmfestival berichtet Megan Rattner. Der Trailer als eigene Filmgattung wird nach wie vor viel zu wenig berücksichtigt - gerade im Bereich der unzähligen exploitation movies, wo der Trailer nicht selten (und aus gutem Grund) mehr in Aussicht stellt als später dann wirklich zu sehen ist, lassen sich die abenteuerlichsten Exponate dieser Form auffinden; Gary Morris hat sich ein entsprechendes Filmprogramm angesehen. Mehr als Uwe Boll nerven nur seine ständigen Computerspieleadaptionen - Adam Elkus umreißt hier die Gründe für den kreativen Fehlschlag des jungen Genres der videogame movies.
Zu den großen, ganz großen Klassikern des us-amerikanischen Kinos im Allgemeinen, des New Hollywood bezeichneten Zusammenhangs im Besonderen ist unbestritten Monte Hellmans Two-Lane Blacktop; Tom Sutpen hat ihn erneut gesehen. Zeit der Wölfe zählt sicherlich zu den verstörendsten Filmerfahrungen meiner frühen Jugend (bis heute habe ich mich nicht mehr an diesen Film rangewagt) - Victoria Large spürt der sexual-surrealistischen Motivik des Meta-Märchenfilms nach. Weit entspannter dürfte es in diesem Interview mit Richard Linklater zugehen (von dem ich ja selbst School of Rock wirklich ganz doll gerne hab'!).
Weiterhin erschließt das Magazin nach und nach auch seine früheren Printausgaben dem Internet. Diesmal ist das Noir-Special aus dem Jahr 1994 dran: Es geht um die 'Knights of the Road' des "Genres" (warum ich Film Noir nicht als Genre verstehe, kann man bei Burkhard Röwekamp nachlesen), um Noir County, um das Verhältnis zwischen William Faulkner und Film Noir, um die Nachzügler des Films Noirs nach seiner Blütezeit, um Mike Leighs Naked (was ich jetzt einigermaßen interessant finde...), um Red Rock West als Vertreter einer Konzeption von "Neo Noir" und schließlich um einige Noir-Filme, die nun, wenn ich das richtig verstehe, endlich auf Laser-Disc vorliegen (this is '94, baby!). Mehr Noir schließlich in dieser Übersicht.
Phew. Das Wochenende kann kommen. (und dies ist natürlich nur eine Auswahl - noch viele weitere Artikel gibt es in der Übersicht der aktuellen Ausgabe, und natürlich im Archiv).
(und zwischen den Ausgaben natürlich immer wieder: Das Weblog des Magazins mit allerlei verstreutem und zerstreutem, beispielsweise vor kurzem ein Plädoyer für den '31er Dracula von Tod Browning, der ja nun nicht eben im besten Rufe steht (also, der Film jetz'))
[via]
Zur Einstimmung auf die kommenden Wochen und zur Erbauung aller Anwesenden und Mitlesenden im folgenden ein Griff in die angestaubte Flimmer-Kiste der Flimmer-Filmgeschichte. Moskau im Schnee, gedreht 1908. Schon damals war der Schnee ein ganz besonders mieses Stück.
»Vor 100 Jahren wurde Luchino Visconti geboren. Wie kaum ein anderer Filmregisseur verband er Ästhetik und Stilempfinden mit scharfsinniger Gesellschaftsanalyse.«Visconti zum 100. (Deutschlandfunk, Volltext)
Das Kino Arsenal zeigt im November/Dezember Filme des Regisseurs. Empfohlen sei natürlich Der Leopard, den man, glaube ich, nur im Kino /wirklich/ sehen kann. Eine internationale Presseschau findet sich, wie immer, bei GreenCine Daily.


Via GreenCine Daily bin ich gerade auf eine ganze Reihe von Videos auf YouTube aufmerksam geworden, die besonders pointierte Ausschnitte aus einer Diskussion (oder Vorlesung? Vortrag?) mit Peter Greenaway zeigen.
Da ich mir nur ungern die Startseite mit haufenweise Videos tapezieren möchte, habe ich die Clips im ersten Kommentar hinterlegt. Ich hoffe, ich habe alle berücksichtigt. [und natürlich, das ist mal wieder alles großmauliger als ein Breitmaulfrosch ...]
Hochgeladen wurden die Filme von dem User Afracious, der im übrigen ein hochinteressantes VideoLog mit zahlreichen weiteren tollen Clips auf YouTube führt.
Steven Jenkins hat sich für GreenCine.com mit dem Chef des Unternehmens unterhalten, der sich, was Wunder, als aficionado von altem Schrot und Korn erweist.
Dort hat Herzog seit dem etwas obskuren Rad der Zeit in kurzer Zeit eine Fülle von Arbeiten vorgelegt wie schon seit langem nicht mehr: Den hervorragenden Grizzly Man etwa, kurz zuvor The White Diamond (der es immerhin auch in hiesige Kinos geschafft hat, wenn auch nur mit kläglicher Kopienzahl) und nun The Wild Blue Yonder, eine irritierende Mischung aus Dokumentation, Essayfilm und Science Fiction; ebenfalls zu erwähnen ist seine Mitarbeit als Schauspieler in dem großartigen Incident at Loch Ness. Rescue Dawn, ein neuer Spielfilm feierte jüngst Premiere, hie und da hört man bereits von weiteren Projekten.
Das interessante aber ist nun eben, dass diese Filme in den Staaten auch wirklich wahrgenommen werden - kurios genug, sollte man meinen, handelt es sich doch (zumeist) um Dokumentationen, die zumindest hierzulande eher als Kinoblei verschrien sind (so sie denn keinen Karneval nach Fasson von Pausenclown Michael Moore in Aussicht stellen). Kaum eine Woche ohne ein Feature, einen ausführlichen Artikel, ein Interview oder einzelne Filmkritiken in den US-Printmedien - und dies meist an prominenter Stelle und von kundigen Autoren verfasst. Henry Rollins hatte sich Herzog sogar als Gast in seine TV-Show geholt. Seine Filme führen einige Jahrestoplisten der US-Kritiker an und wenn man Herzog selbst Glauben schenken darf, katapultierte sich der DVD-Release seines Nosferatu seinerzeit binnen einer Woche auf die Top-Position der Verkaufscharts (wenn ich mich recht erinnere, sprach er von 300.000 verkauften Einheiten, wobei hier wohl auch der Weltmarkt zu berücksichtigen ist: Meines Wissens handelte es sich um die weltweit erste Veröffentlichung des Films und dies sozusagen 'zur Pionierzeit' des DVD-Imports). Werner Herzog Superstar!
Einen rechten Reim kann ich mir allerdings nicht darauf machen (davon abgesehen, dass ich die Filme für große halte!). Natürlich freut es mich aber - und ich finde es, als Phänomen, eben sehr interessant. Allerdings ist es natürlich auch für den hinreichend morschen Zustand der hiesigen Kinokultur bezeichnend: Während hier das Kinoprogramm in einer unglaublichen Art und Weise von Woche zu Woche öder wird, erfahren andernorts einige großartige Werke die breite Aufmerksamkeit, die sie auch verdient haben.
Zum Nachvollzug der medialen Präsenz Herzogs empfiehlt sich im übrigen das Werner Herzog Archive.
»A tale of love and horror that brings together two unsuspecting ladies. Nuan Jan, a rural girl who is in search for her long lost love, ... Alle » runs into a rich widow named Ran Juan. Clues and eerie events lead up to portray Run Juan as a very mysterious person. The towns’ people say that she is hiding her lover away from the public eye. It is also rumored that her lover is not even human!«[via]
Entnommen habe ich sie der Beschreibung des Trailers, der auf VideoGoogle zu finden ist:
Ich hoffe, dass sich die hiesigen üblichen Verdächtigen bereits um die Lizenzen für eine Kinoauswertung reißen.