
Das angekündigte Programm ist auserlesen: Gezeigt wird zunächst der japanische Hyperhorror-Knaller Hausu, der schon auf dem Fantasy Filmfest die Massen in Entzückung geraten ließ; in ihm werden Kinoträume wahr! Später kommt The House is Burning von Holger Ernst, den ich nicht kenne (weder ihn, noch seinen Film); und schließlich im Januar, was mir eine ganz besondere Freude ist, Shunji Iwais großartiger und jetzt endlich auch in Deutschland auf DVD erhältlicher Yentown - Swallowtail Butterfly, den man gesehen haben muss - Widerrede nicht gültig! In drei aufeinander folgenden Freitagen ist schließlich je ein Teil der mehr oder wenigen unglaublichen Hanzo-Reihe zu sehen, in denen sich das klassische japanische chambara-Genre durch den befremdlichen Waffeneinsatz des großen Gemächts der Titelfigur durch sie selbst auflockert - es versteht sich, dass diese weit abseits des guten Geschmacks angesiedelten Filme nur als Midnite Movies zu programmieren waren.
Weiter Infos und genaue Termine unter http://www.b-ware.tv
Die B.Z., die auch schon ein Möbelstück qua Frontgestaltung ihrer Publikation in den Rang des Nachrichtenwertes "Thema des Tages" gehievt hat ("auf diesem Sofa planten sie den Anschlag"), blödelt sich nun also völlig ins sinnentleerte Nirvana der Öffentlichkeit. Hygiene-Gewohnheiten eines so unsympathischen wie unerträglichen SPD-Fuzzis als Thema des Tages? Oh dear...
Nicht, dass ich von Käufern dieses Blattes ohnedies eine sonderlich hohe Meinung hätte. Heute aber darf sich jeder, der sich mit diesem Titel in der U-Bahn blicken lässt und, womöglich noch mit aufrichtigem Interesse, in dieser Zeitung liest, meiner größtmöglichen Verachtung gewiss sein. Ihr, die ihr sowas kauft und lest, seid wirklich unglaubliche Deppen und habt es verdient, dass man Euch in aller Öffentlichkeit für Eure Dummheit verlacht. Da tragt Ihr Eure Arbeitskraft im Schweiße Eures Angesichts zu Markte oder werdet, noch schlimmer, von Hartz-IV gegängelt und dann buttert ihr das Wenige, was Euch zugestanden wird, in solche Affenscheiße, hahaha.

Wobei diese Lösung auch einen gewissen faden Beigeschmack mit sich bringt, sicher. Aber dass der große Modernist und Pionier der Soundtrackkunst überhaupt einmal berücksichtigt wird, ist schon erfreulich.
Und wer Morricone bloß als den großen Manieristen von irgendwelchen lieblos zusammengestellten "Best of Morricone"-Compilations kennt, ist gut beraten, einmal in die 2005 bei Ipecac erschienene und schlicht hervorragende Doppel-CD Crime and Dissonance reinzuhören.
Und jetz alle: "Es gibt nur 1 Henry Rollins! Es gibt nur 1 Henry Rollins! Es gibt nur 1 Henry Rooooollins!"
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Oh, und wenn sich am Ende auch noch herausstellen sollte, dass Uwe Schünemann pervers ist - ja, also dann, äh, ja, dann müsste man ja eigentlich sogar über ein Verbot von ihm nachdenken, äh, oder etwa nicht, äh... ?
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Für morgen konnte ein echter Doktor Schmuddel als Vortragender gewonnen werden, Lukas nämlich, der am selben Seminar den Film studiert - cool!
Ja aber, Herrgottzack, um was geht's denn überhaupt? Eine Mail klärt auf:
Der Schriftsteller Edogawa Rampo gilt als einer der Begründer der fantastischen Literatur in Japan. Rampos bis heute extrem populäre Erzählungen und Romane nutzen Techniken des westlichen Schauer- und Detektivromans. Im Laufe der Jahre dienten Rampos Erzählungen einer ganzen Reihe von Filmen zur Vorlage. Zwei der Gelungensten, Masumura Yasuzos BLIND BEAST (MÔJUU, Japan 1969) und Tanaka Noborus WATCHER IN THE ATTIC (EDOGAWA RAMPO RYOKI-KAN: YANEURA NO SANPO SHA, Japan 1976), möchte Lukas vorstellen. Beide können auch als Einführung in das "Pinku Eiga"-Genre dienen, die japanische Version des Sexploitationfilms.
Ort des Geschehens ist das miedzy nami Café, das ausgerechnet in Berlin-Mitte liegen muss. Man findet es in der Joachimstr. 11 und das ist nicht weit weg vom U-Bahnhof Weinmeister und vom S-Bahnhof Hackescher. Wer morgen um 20 Uhr da ist, wird reingelassen und darf dabeisein.
Eine Website zu der Reihe - "Die Westöstliche Leinwand" - gibt's auch und den Link habe ich jetzt ja schon verraten. Sie ist nicht eben aktuell, was bestimmt an Christian liegt.
Ein Drink wird bestellt. Ein Geldschein landet auf dem Tisch, eine kurze Einstellung, die den Dialog den Geschäftsabschluss drumherum kurz unterbricht. Michael Mann interessiert sich für den Transfer. Präsent wird Geld für den Rest des Filmes bleiben; doch nicht in derart physischer Form. Geld als abstrakter Motor, der alles bemisst, unterwirft, zum Gegenstand eines Tausches macht. Männermuskeln und Frauenärsche standen sich als Äquivalenzen im Kino noch nie derart offen gegenüber.
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Bewerbungsgespräch im und für den Blockbuster. Vom Dialog her nicht zu unterscheiden ist, ob es um Kriminelles geht, oder ob ein Techniker um Einlass in die Hochsicherheitszone der us-amerikanischen Filmproduktion bittet. I am not buying a service, I buy a result.
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When you're undercover, you have to be an actor, berichtet einer mit eben diesem Beruf im Bonusmaterial der DVD, der in seiner Profession so gut ist, dass ihm selbst noch Colin Farrell auf den Leim geht. Im Rauschen des Digitalbildes verliert sich die jeweilige Person hinter der äußerlichen Fassade, die erst in den letzten Sekunden des Films eine verbindliche(re) Tiefe erfährt. I don't like the way your partner looks.
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Eskalation des Professionalismus, narratios- und produktionsimmanent. Wie armselig im Rückblick der vollgestellte Inselfilm von Michael Bay wirkt. Der Shoot- und Showdown am Ende - minimal ist die Anordnung, exakt die ihm zu Grunde liegende Kartografie - raubt den Atem, trotz mangelnder Gigantomanie - oder gerade ihretwegen.
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Michael Mann berichtet, wiederum im Bonusmaterial, vom Dreh im tiefsten Südamerika, wo Markenschutz ein Fremdwort ist. They had everything, I bought 'Collateral' on DVD for $2 there. Er lacht und es ist kein Falsch in diesem Lachen.
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Written and Directed by Michael Mann
Auch David Lynch wirbt fleißig. Für Laura Dern, damit die was kriegt, wenn's Goldjungen regnet. Deshalb sitzt David Lynch an einer Straßenecke. Eine Kuh hat er auch dabei.
Es geht um etwas, in diesem Italowestern, doch es ist nicht recht entscheidend, um was genau. Man kann dem Film mit halbem Auge folgen, um zu wissen, zu wem man als Zuschauer besser hält und zu wem lieber nicht (der Gute/der Böse, das sind so Kategorien, die sich ja gerade im Italowestern fröhlich auflösen, deswegen kaum nützlich sind, und auch der 'Gute' hier erscheint nicht recht gut, aber er ist es nunmal, auf dessen Lage der Film sich konzentriert), motivische und motivierende Gründe sind deshalb egal, sie werden ohnehin nur dialogisch übermittelt und wer da nicht aufpasst, hat es eben verpasst, was eben nicht schlimm ist, da die Fronten auch so geklärt sind und Heute ich... Morgen Du ohnehin auf anderes Wert legt.
Jedenfalls, es geht um Rache und wie einer Leute findet, die ihm folgen, damit er Rache nehmen kann. Das geschieht dann am Ende - und mit einigem Effekt - in einem herbstlichen Wäldchen, dem man es kaum abnimmt, dass es in den USA gelegen sein soll, wie überhaupt in diesem Film oft durch neblige Täler geritten wird, die nichts mit der Ikonografie des Westerns zu tun haben und alles mit europäischer Herbsterdigkeit, zumindest wenn es um filmische imagines geht. Ideen zum Drehbuch hat im übrigen Dario Argento beigesteuert, der damals gerade Fuß in der Filmindustrie fasste. Für Spiel mir das Lied vom Tod, muss man allerdings sagen, hat er sich die besseren aufgespart.
Und auf was Wert gelegt wird, ist, dass die Konfrontationsspitzen in diesem im wesentlichen routiniert, vielleicht hie und da aber schon etwas unterambitioniert runtergekurbelten Vertreter seiner Art handwerklich sauber, bzw. effizient inszeniert werden. Der Rest, ach Gott, ist nicht so wichtig. In der Tat ist es erstaunlich, dass Heute ich... zwar über weite Strecken fast schon überkonventionell, wenn nicht einfallslos inszeniert ist, aber immer dann, wenn es an Faustkämpfe in und Schießereien vor Saloons geht, plötzlich ein ganz anderer Modus gewählt wird, der geradezu drauf versessen ist, immer noch ein kleines Quentchen mehr an Wirksamkeit aus den schmalen Mitteln herauszukitzeln.
Freilich, von hoher Actionkunst ist das weit entfernt; wir bewegen uns hier in den Niederungen des italienischen Genremovies; auf, etwa, Peckinpah'sche Eleganz ist hier nicht zu hoffen. Aber so, wie man in diesem Film beobachten kann, wie ein Genreprodukt Zeit schindet - es wird unendlich oft geritten, um von A nach B zu kommen, und der Soundtrackkomponist legt für diese Momente Überstunden ein -, so kann man hier auch beobachten, wie sorgfältig ein Genreprodukt, das unter den Bedingungen des Kinos der späten 60er Jahre entstanden ist, mit seinen wenigen selling points umgeht.
Man merkt dies etwa in jenen Szenen, in denen Bud Spencer, der hier eine Nebenrolle bestreitet, um sich schlägt. Man kennt das zwar aus vielen anderen Filmen, wo es in der Regel burlesk wirkt und comichaft, weil sich die Kamera dazu kaum verhält; hier nun schlägt Bud mit voller Wucht zu, und die Hiebe schmerzen erstmals. Weil die Kamera mitgeht, in diesen wenigen Momenten.
Eine DVD ist in Deutschland bei e-m-s erschienen. Sie beinhaltet den Film in einer weitgehend 'ernsten' Synchronfassung, im Gegensatz zu einer zweiten, die den Film verblödelte, um ihn als Bud-Spencer-Movie vermarkten zu können. In Berlin kann der Film in den Videotheken Filmkunst und Negativland geliehen werden.
imdb
So langsam kriege ich Lust. Und alleine die in Aussicht gestellte Gegenüberstellung Virtual Champion vs. ehrliche Muskelkraft sollte den Film hinreichend interessant machen. Wir sehen uns im März - tryin' hard now, gonna fly now!
[Ich muss dazu sagen: Ich finde die Rocky-Reihe ja wirklich nicht nur aus 'jungsigen' Gründen toll, 1-3 sind großartig, Teil 4 in einer Archäologie der us-amerikanischen Kulturgeschichte unverzichtbar und Teil 5 ist halt leider Teil 5.]
Was fürs popkulturelle Knabenherz: Das Harryhausen-Bestiarium in chronologischer Reihenfolge.

08.12.2006, Heimkino.
Eine amerikanische Familie im Wohnwagen. Eine Urlaubsfahrt. Eine Wüste. Einmal falsch abgebogen - und schon in die Falle gegangen. In den Hügeln ringsum - nahe eines einstigen Atomwaffentestgebiets - hausen Mutanten, die auf Blut aus sind, solange es das Blut von Stadtmenschen ist, die dumm genug waren, sich auf solches Terrain hinauszuwagen. Sado-Spielchen, brutal und blutig, blood, sweat and tears all over. Eine gespenstische Stadt, bizarr allenthalben, als Kulisse für den Showdown. Nun wird zurückgeschossen.
Haute Tension, der vorangegangene, noch in Frankreich produzierte Film von Aja, mit dem der junge Franzose erstmals ein breiteres Publikum auf sich aufmerksam machen konnte, zählt zu den interessanteren Splatterfilmen der letzten Jahre - und sicher auch zu den meistdiskutierten, was weniger an der (gegebenen) Detailfreude, mit der Aja ans blutige Werk geht, liegt, sondern eher am Ende des Films, das die bisherige, sehr schematische Anordnung dieses Films radikal auf den Kopf stellte - ob zum Besseren oder Schlechteren sei hier dahingestellt.
Jedenfalls, man kann von Aja deshalb einiges erwarten, wenn er sich für ein Remake eines der (allerdings kleineren) Klassiker der Backwood-Horrorfilme der Siebzigerjahre annimmt, die zuletzt in den Kinosälen eine erstaunliche, hinsichtlich ihrer Bedeutung und Funktion allerdings noch zu diskutierende Renaissance erfuhren (überhastige Allegorien - damals Vietnam, heute 9/11 - scheinen mir eher unscharf).
Ein bisschen schade ist es deshalb, dass Aja hier eigentlich nur production value-Muskeln spielen lässt und die konsequente Grimmigkeit, mit der er Haute Tension noch zu einem fiesen, wenn zwar nicht hervorragenden, so doch vielversprechenden Film reifen ließ, ein wenig zurückstellt. Zwar wird auch in dieser von Großfirmen alimentierten Produktionsumgebung nicht gerade vor Geschmacksempfinden und Familienkompatibilität gekuscht; doch der auf dem Soundtrack behauptete Zynismus (das Bildgeschehen konterkarierende Songs aus den 60s und 70s) ist in erste Linie ausgestellte Attitüde mit der Konsistenz von dünner Pappe. Es braucht seine liebe Zeit bis das Remake von Wes Cravens bizarrem Hügelfilm so recht in Fahrt kommt. Das ist alles sehr slick und gritty, was Aja hier abfeuert; doch hebt der Film für den Genrefreund erst richtig ab - und dies leider ein wenig spät -, wenn er sich vom Backwood-Horror zum blutigen Rachewestern-meets-Splatterfilm mit leicht verwirrenden Untertönen wandelt: Von dem Wahnsinn und der unbekümmerten Haltung eines maverick, die das letzte Drittel des Films durchtränkt, hätte man sich gerne mehr gewünscht.
Stattdessen aber wird die erste Stunde lang die us-amerikanische Kleinfamilie seziert, wie es eigentlich nurmehr Konvention ist. Alles atmet zur Methode geronnenen Subtext, der als vorneweg antizipierter und eingefügter ein solcher ja eigentlich schon nicht mehr ist. Der Vater also ist Republikaner, der Schwiegersohn Demokrat und also Waffen gegenüber zunächst sehr distanziert eingestellt; der Clou, dass sich dies zu einer Art ins groteske übersteigerten Neuauflage von Straw Dogs wandelt, ist zu betulich von langer Hand vorbereitet. Interessant aber immerhin, welch triumphaler Unterton sich schließlich in das Geschehen am Ende mischt: Harsche Pespektiven von unten und Trompeten auf der Tonspur inklusive. Hier entwickelt The Hills... schließlich eine irritierende Stärke, die man nicht für klug halten muss, die sich vielleicht sogar mit Fug und Recht als Dummheit lesen lässt, aber immerhin eine Diffusität in den Film trägt, die sich, dies stünde zur Diskussion, unter Umständen schon als subversiv auffassen lässt. In welche Richtung freilich, dies bleibt offen.
imdb ~ angelaufen ~ filmz ~ movie magazine search engine ~ movie blog search engine
»... sprechende Kugelblitze und denkende Teigwaren; die Arkana der entlegenen Mathematik und der revolutionären Physik; riesige Fahrzeuge, die unterm Wüstensand nach Schätzen suchen wie U-Boote am Meeresgrund; Bücherwurmlöcher und Rutschbahnen quer durch die Raumzeit; Bühnenzauber und echte Magie; Sprengstoff; sexuelle Peitschenspielchen in den Stallungen der Superreichen und schmuddelige Orgien in den stickigen Quartieren des Lumpenproletariats.«
Dietmar Dath bespricht den neuen Roman von Thomas Pynchon. Und ich bin mir jetzt vollends sicher: Das wird groß. Unglaublich groß.
»... an den Rand des erlaubten Wissens und darüber hinaus.«
[und wie ich jubeln könnte über die "fortschrittliche Nostalgie", die Dath Pynchon erfunden zu haben konstatiert und dann die "großen Alten" anführt: Lovecraft, Verne, Wells. Zukünftigkeit als ein Gestaltbares im Rückgriff auf Retro-Utopismus der die Zukunft längst kolonialisiert habenden Gegenwart entreißen!]
»Mit der gerade erschienenen Ausgabe 14/15 wird KINtop, das seit 1992 bei Stroemfeld erscheinende Jahrbuch zur Erforschung des frühen Films eingestellt. Gegründet und herausgegeben von Frank Kessler, Sabine Lenk und Martin Loiperdinger, war KINtop fünfzehn Jahre lang das Forum für die wissenschaftliche Diskussion und Forschung zum frühen Kino im deutschsprachigen Bereich.«
Äußerst schade - eine der immer wieder interessantesten Schriftenreihen vor allem zur frühen Filmgeschichte geht damit verloren. Ein herber Verlust.

In schöner Regelmäßigkeit, also quartalsweise, ist es mir eine Freude auf eine neue Ausgabe der Splatting Image hinzuweisen.
Das Cover wird diesmal von einem Bild aus Robert Wienes
Die Standardrubriken sind auch diesmal wieder prall gefüllt, wobei sich die weihnachtliche Betriebsamkeit unter den Programmanbietern vor allem an der sehr umfangreich ausgefallenen DVD-Rubrik bemessen lässt. Ansonsten werden wieder tolle Pornos, tolle Kinofilme, tolle asiatische Filme und ein toller schlechter Film in aller Ausführlichkeit besprochen. Genaueres zum Inhalt siehe hier.
Das Magazin ist über dessen Website beziehbar, wo im übrigen noch immer eine Sonderverkaufs-Aktion läuft (ich kann es nur immer wieder betonen: auf Grund seiner Ausrichtung ist das Heft auch trotz älteren Datums keineswegs "erschöpft", sondern auch jenseits von Tagesaktualität und filmjournalistischer Chronistenpflicht lesenswert). Berliner Mitlesende können es beispielsweise direkt in den Videotheken Videodrom und Filmkunst-Cinethek, sowie in anderen Enklaven der Sub- und Filmkultur erwerben.
Ich selbst habe diesmal exklusiv eine Reihe DVD-Besprechungen und eine lange Kritik zu John & Jane beigesteuert.
»So fordert etwa Rainer Flaskamp, Inhaber eines Vertriebs für Filmkunst, dass der Kinobesuch wieder so glamourös wie der des Theaters werden müsse.«
[q]
Widerspruch, energischer. Siehe u.a. Kracauer: Kult der Zerstreuung, aber nicht nur dort.
Und überhaupt: Was heißt hier denn bitte "wieder"?
Und Dein Buch habe ich irgendwann später gelesen, Dein Kuhlbrodtbuch. Und es ist so voll mit Schnittstellen zu mir, auch wenn wir uns gar nicht kennen. In einer Passage erzählst Du von Erlebnissen in Friedrichshainer Wohnungen. Die waren gerade mal wenige Meter von meiner eigenen damaligen entfernt. Dein Buch war das letzte große Abenteuerbuch, das ich gelesen habe. Ein wichtiges Filmabenteuer waren für mich als Teen die Abenteuerfilme von Schlingensief. In denen spieltest Du ja auch mit, der einzige Staatsanwalt, von dem ich Fan bin.
Und heute schreibst Du in der taz über Zeit und Kino - und es ist wieder großartig. Weil Du Zeit-Zwischenräume beschreibst, die für mich ganz wichtige sind: Im Zug sitzen - ich kann nicht anders, aber: im Zug sitzen ist einfach großartig, gerade weil die Zeit darin sich so verschiebt, gerade so als würde man drei Tage durchmachen - und eben im Kino.
Du kannst Dir vielleicht gar nicht vorstellen, Dietrich, wie sehr mich das gerade gefreut hat, Deinen Text da in der taz gefunden zu haben. Schon bei den ersten Zeilen wusste ich: Wird groß. Ist groß.
Ach, Dietrich, Danke.
[dietrich kuhlbrodt: die zeitmaschine kino und du.]
the music was good and the girls were pretty
I dropped out of the old school
I got kicked out of the new school
I got drunk with some girls from the local art school
Got caught painting on walls, “Gustav Klimt Rules!”
'cause I am addicted to bad ideas
and the beauty of the world
We’ll dance and scream and burn
‘cause you know that anything could happen
I believe in a world of endless possibility
and your tatoos, they're gonna fade.
There's no shame, There is no blame
There's no shame, except for getting caught
I have nothing - You have nothing
I've found something fun for us to do
so why are we waiting?
Let's Steal Everything, Let's Steal Everything!
he wasn't in it for himself, he was in it for you and for me
but he fought it alone and that just makes you bitter and mean,
for a while this could be so good,
for tonight we make the rules here inside this club.
me and the girls are here to tell you:
they're fucking with you 'cause they want what you have
and that things are really pretty damn funny
and that things aren't really quite so bad.
We've got a country between us and our age
We've got a different set of vices but all the rage
It made me less lonely, and it helped me
Conventions that broke your nose hit me
So long to the circus, so long to it all
You should have a good sense of when it’s time to get gone
When the police are about to arrive, when security steps in
Wave goodbye to the circus
Ach, wie großartig es (wieder) war.

Ob man einen Film nun im Kino oder auf einem Heimgerät sieht, ist in zahlreichen Fällen so gehüpft wie gesprungen; andere aber - die großen - sieht man im Kino vielleicht nicht unbedingt zum ersten Mal - diese Gelegenheit gibt es ja kaum mehr -, aber nur hier erlebt man sie erstmals in einer Qualität, die Wirklichkeit für sich beanspruchen kann, und sei es nur die Wirklichkeit des jeweiligen Filmes, der in einem elektronischen Kompromissmedium nur zu Gast ist, darin aber keineswegs haust.
Filme wie Rear Window oder North by Northwest beispielsweise, selbstredend auch 2001, die Western von Leone und ganz bestimmt auch die Filme von Jodorowsky, die ich hoffentlich eines Tages auch im Kino sehe werde. Und schließlich, natürlich, Eraserhead, ein Monstrum von einem Film, das sich wirklich nur in dieser Umgebung vollkommen ins Bewusstsein einzustanzen vermag, bzw dieses nicht zuletzt auf Grund seiner herausragend luziden Tonspur geradewegs wattig ummantelt. Eraserhead wirkt wie ein Kokon, der inwändig betastet wird; für anderthalb Stunden auf dieser Welt gibt es nur self und that - und beides verschmilzt zur transzendenten Erfahrung.
Eraserhead ist wie kaum ein zweiter Film sinnlich. Wenn Henry bei Familie X auf dem Sofa sitzt und nervös seine Finger zwischen den Polstern des Möbels streichen lässt (ein beiläufiges Detail), meint man förmlich, den Horror aus Blümchendecke und anstehendem Familienessen an den eigenen Fingerspitzen zu fühlen. Der Stoff seines Anzugs wird ganz textil, man trägt ihn selbst. Und das Baby, das monströse Baby, entwickelt eine Körperlichkeit, die staunen lässt, als sähe man dieses Ding zum erstenmal. Die filzige Bettdecke mit den Löchern - man schaudert zurück, weil man sich darin nicht betten mag und spürt doch jede Faser. Eine ganz eigene Qualität entwickelt Jack Nances teigiges Gesicht, das die Leinwand nicht zum Bersten, sondern zum Quellen treibt; die Ahnung nachsprießender, aber die Luft noch nicht erreicht habender Barthaare am Hals, die im Kornrauschen beinahe schon untergehen. Körperflüssigkeiten.
Hier, im Kino, handelt Eraserhead auch vom Menschen und seiner Leiblichkeit, und wie diese im Widerstreit steht zur Materie ringsum. Eingebettet, zugedeckt, eingeengt. Das stete Dröhnen im Off gebiert Monster, schiere Visualitäten. An der Wand neben dem Bett: Ein gerahmtes Bild eines Atompilzes, an jener Stelle, wo bei alten Menschen wohl ein Marien- oder Jesusbild zu finden wäre.
Wenn man genau hinsieht, erkennt man die irrlichternde Schönheit der lady in the radiator mit den grotesken Backen. Der Ton ist der Schlüssel, der einen an sie zieht. Ihre Augen, diese leicht mit dem Bizarren spielenden Zähne. Und doch findet sich in ihren Armen kein Trost, nur das Weißbild, das schiere, ungebrochene Licht im Kinoprojektor als Grundlage jeden Films. Hier ist man immer schon gefangen. [verloren, ausgeblendet, überblendet]
Wer Eraserhead im Kino gesehen hat, fühlt sich wie ein Wesen, das einer schleimigen Flüssigkeit entwachsen ist. Eben, wie ein Mensch am ersten Tag, der schon jetzt die Ahnung hat, dass der Himmel, wo alles gut ist, nicht in dieser Welt zu finden ist. Am Ende also doch: Eros und Thanatos, die alte Leier. Die entmenschlichten Leierkästen im Film - seien es Grammophone oder Spielkästen mit Zirkusliedern - kennen diese Geschichte nicht: Ihnen gehört die Zukunft, ist das Fazit, weil sie keine Wesen sind, die nach dem Sex melancholisch, gar neurotisch werden. Sie kennen das alles gar nicht.
imdb
I believe I'll have another cocktail please
Our tactics are vivid
They take a lot out of me
But that's what I signed up for son
I believe in a world of endless possiblity
The queen of slaves the mistress of misdeeds
The ripped dress debutante, the stuttering fool
I believe I am going to fuck you up, oh yes i do
Oh shit
God damn
I will kill you if I can
Oh yes
Oh man
Maybe far away, or maybe real nearby
I am going to break your fucking back
Spread the tarot american and tell me what it reads
Our fathers were all soldiers
And we, we are all thieves
Our fathers were all borrowers
But the future belongs to me
The snakecharmer
The witch and the moll
The salem mistress, oh I adore
The knight of bridges
The king of stars
Bertender
oh shit
yes man
clever and dying, devil and cad
oh shit
god damn
can you keep a secret, no you can't
give me a minute of your valuable time
bartender give me one more round
and let this sink into your tiny little mind
sure as poison seeps up from the ground
we pursue a world of endless possibility
we pursue it to blow this one away
we follow the trumps or irrevocability
and we love very card we play, how we play
Halbe Stunde, Lovelite: WIFS. (see here and there!)
Jetzt: Absinth.
a) interessant aussieht
b) ich bereits kenne und gut finde und
c) schlussendlich von knoerer hier empfohlen wurde.
Ich sachja, geiler Job! Und das letzte Wochenende verbrachte ich ja mit Battlestar Galactica. Ums mal auf fanboy-ish auszudrücken: So dermaßen geil!! (oder halt auf intelligent hier)
[?]

We ended up flipping out, smashing glass,
grasping hands, biting lips, falling hard
into the Velocity of Love
A night of decadence and social disorder.
Zuerst hörte ich sie in Guy Maddins schon sehr bezauberndem The Saddest Music in the World, recht weit am Ende. Die Melodie hakte sich fest und ich war mir sicher, sie von irgendwoher zu kennen. Schließlich hörte ich kurz darauf den Netlabel-Sampler Two Zombies Later - in einem Song war jene Melodie zu einer Art Lounge-Version ihrer selbst verarbeitet. Aber keine Ahnung, woher die Melodie stammt. Verflucht.
Schließlich schaute ich gestern abend etwas lustlos im Bonusmaterial der DVD des Universal-Klassikers Die Mumie (Boris Karloff als Imhotep auf der Höhe seiner Kunst) herum - als im halbstündigen Bonusfeature doch tatsächlich die gesuchte Melodie ertönte. Ach, die Titelmelodie von Die Mumie ist das? Hübscher Zufall, dass ich ausgerechnet diese erkenntnisstiftende DVD beim letzten Bibliotheksbesuch mit nach Hause genommen habe!
Und gerade höre ich im Soundtrack von Ed Wood herum. Es versteht sich von selbst, dass Komponist Howard Shore jene mich verfolgende Melodie in einem Stück zitierend aufgreift. Gotcha!
Manche Kundenwünsche sind auch seltsam. "Ich suche 'nen Film mit norwegischen Landschaftsaufnahmen." Aha.
Ganz erstaunlich auch, wieviele Menschen gezielt nach "deutschen Filmen" fragen. Für mich war das früher ja eher ein Emblem des Schreckens. Vollkommen nicht von dieser Welt zwei junge Menschen mit ausgedruckter Liste, auf der sich allerlei deutsche Filme der letzten Jahre befanden. Penibel sortiert nach Produktionsbudget und Zuschauerzahlen bei Kinoauswertung. Diese Liste an Filmen im Laufe durchzuleihen, sei ihr Begehr. Und dies, weil sie, so sie auf meine verblüffte Nachfrage, was das denn nun wieder für Kriterien seien, einfach mal wissen wollten, was man so für Filme für wenig Geld machen könne, die dann doch so irgendwie erfolgreich sind. Selber wollten sie zwar keine Filme machen, so sie weiter auf meine Frage in diese Richtung, aber sie interessierten sich halt für Vieles und immer wieder Neues - und jetzt sind eben mal kostengünstige Filme aus Deutschland dran. Meine Empfehlung, es doch mal mit Operation Dance Sensation oder den Filmen von Buttgereit zu versuchen, fiel zwar nicht auf fruchtbaren Boden, dafür konnte ich beide davon überzeugen, es lieber nicht mit dem ziemlich miesen Wir, sondern mal mit dem, zumindest interessanten, Sie haben Knut zu versuchen.
Sie merken vielleicht: Ein Lieblingsfilm.

Diese Geschichte ist längst schöne Legende (mit allem, was eine solche ausmacht) und die beiden US-Kritiker Hoberman und Rosenbaum haben schon vor Zeiten ein ebenso schönes Buch darüber geschrieben, das in jede anständig sortierte Filmbibliothek gehört. Samuels' Film nun macht nichts anderes, als die prominentesten Protagonisten dieser Tage nochmals zwischen ausgesuchten Ausschnitten der genannten Filme zu Wort kommen zu lassen. Naturgemäß ergibt sich auf diese Weise lediglich ein schwärmerisches Sich-Selbst-Feiern, das auf wenigen punchlines beruht. Midnight Movies schneidet diese, immerhin gelungen, zusammen und bleibt ansonsten einfalls- und auch erkenntnislos.
Unbestritten ist, dass es eine Freude ist, den Haudegen dieser Tage beim Rakontieren zuzusehen; natürlich sind die Ausschnitte aus El Topo usw. großartig - weil die Filme es selbst ja schon sind. Klar kann man hier ins Schwärmen geraten und sich an eine Kinozeit (die man selbst ja nicht erlebt hat) 'erinnern', in der es noch möglich war, dass ein Film monatelang um Mitternacht lief und die Vorführungen zu dekadenten Parties gerieten. Hier triggert der Film, natürlich, die richtigen Buttons; nur ist dies eben auch die denkbar einfachste Übung, da die Anhängerschaft solcher Filme bis heute zur Romantik neigt (was ja auch, nebenbei gesagt, ihr gutes Recht ist).
Das heißt, lesefaule Menschen bekommen hier nochmals in ein paar wenigen Sätzen das verabreicht, was Rosenbaum/Hoberman dereinst in ein ganzes Buch gepackt haben - allerdings in Instantversion. Wieviel spannender wäre es gewesen, mal Leute zu sehen, die damals im Publikum dabei waren? Allenthalben wird davon gesprochen, dass nicht die Produktionsgesellschaft und auch nicht der Regisseur konzeptuell ein Midnight Movie dreht, sondern dass ein Film erst durch Publikumsaneignung zu einem solchen wird. Dass hier dennoch nur Regisseure und Kinoverleiher sprechen, scheint dabei keinem aufgefallen zu sein. Wo sind die Menschen von damals? Und wie konnte es geschehen, dass El Topo seinerzeit zwar mit einem hochhaushohen Werbebanner am Times Square beworben wurde - und heute nur einer Handvoll Menschen überhaupt noch ein Begriff ist? Auch die Eingangsthese - die Mitternachtsfilme hätten die Filmindustrie, das US-amerikanische Humorverständnis, usw. auf ewig geändert - wird gerademal in die letzten fünf Minuten gepackt und verpufft mangels Argumentation schon wieder beim laufenden Abspann.
Dies ist eben die Crux von Midnight Movies: Die Doku nimmt sich eines herausragenden Phänomens an - und verdoppelt nur einmal mehr alle Legenden und Anekdoten, die man ohnehin schon kennt. Als eigenständiger Film aber ist Midnight Movies selten einfallslos und allenfalls als schnelles TV-Feature zu gebrauchen; auch als DVD-Bonusmaterialien wären die Interviewsequenzen noch von Reiz. Was an diesen Film aber gefallen mag, hat er selbst nicht geleistet - und die wirklich interessanten Fragen fallen ihm erst gar nicht ein. Vollkommen unklar bleibt denn schließlich auch, was nun ausgerechnet Roger Ebert in dem Film zu suchen hat: Zwei-, dreimal sagt er einen Satz in die Kamera, und jedesmal hätte er das genauso gut auch sein lassen können.
Fazit? Mal wieder im Hoberman/Rosenbaum-Buch blättern und diesen Film hier schnell vergessen.
imdb ~ filmz.de ~ georg seeßlen


