Thema: Hoerkino
13. Oktober 06 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren

Es sind oft genug eben doch die ersten Oberflächen, die verlocken. Die neugierig machen, Reisen in unbekanntes Terrain versprechen, oder eben Abenteuer. Namen beispielsweise, die so gut sind, so vielsagend und doch geheimnisvoll zugleich, dass man sich an sie hängt und mehr wissen möchte.
The Kilimanjaro Darkjazz Ensemble, beispielsweise. Ich weiß schon gar nicht mehr, bei wem oder überhaupt auf welche Weise ich auf Last.FM über diesen Namen gestolpert bin. Aber plötzlich war er da, und er nahm mich gefangen. The Kilimanjaro Darkjazz Ensemble, alleine schon, nach was das alles klingt. Nach weitem Western ebenso, wie nach frostig eingeschneitem Berggipfel. Panoramablick und am Felsmassiv aufgeschlagene Knie. Nach weiter, lichtüberfluteter Prärie und modrigem Musikkeller, in dessen Halbschatten sich eine Kapelle herumtreibt, wobei nicht ganz auszumachen ist, wo die Band endet und das Publikum beginnt. Es klingt nach Tönen, die solche Schattenwelten durchkreuzen, aber kein Ziel verfolgen, geschweige denn kennen. Nennen wir es Zeitblase. Und es klingt so wundervoll distanziert, wie eben nur ein Konzert im Dunklen sein kann, wenn zwischen den Tönen, die den Raum definieren, und den kaum auszumachenden Figuren da vorne keine Verbindung mehr ersichtlich scheint.
Das Schönste ist dann, wenn Versprechen gehalten werden und Erwartungen erfüllt. Die Musik des The Kilimanjaro Darkjazz Ensemble bietet sich freilich dafür an, anhand der für Rezensenten bequemen Floskel "Soundtrack für fiktive Filme" beschrieben zu werden (wobei auch die offizielle Website der Band dies vorschlägt, zugegeben). Aber entstehen da wirklich filmische Bilder beim Anhören? Ich bin mir nicht so sicher. Eher sind es in sich verschwurbelnde, mäandernde Schneckenhäuser, die ganz aus Klang gebaut sind und, aus diesem Material geschaffen, ganz für sich bestehen können. "Deprimiert" und "melancholisch", gerne auch "düster", sind weitere Vokabeln, auf die man zurückgreifen könnte; in der Tat würde ich eher "tröstlich" vorschlagen. Gesetzt den Fall zumindest, dass man ein solches Zurückgezogensein ins Unterholz der Klänge, wo es wispert und krabbelt, denn als tröstliche Behaglichkeit empfinden kann (ja, ich kann das). Und ist es Jazz, was man da hört? Gewiss, so irgendwie. Das ist das Schöne an dieser Platte und sie teilt es sich mit den besten des Kammerflimmer Kollektiefs: Dass man sie sich als Verbund von Individiuen vorstellen kann, die auf der Bühne (und im Studio) kommunizieren, über Ton und Timbre, wie das gerade bei Jazz so gut, bei Pop nur selten funktioniert.
Eine Platte, die keinen Anfang und kein Ende kennt. Die Grenzen fließen ineinander, vieles ist /Teppich/, nichts ist wirklich Song und auf nennenswerte Wiedererkennbarkeit angelegt. Eine Reise eben, die sich wiederholen lässt.
Im weiten Feld des selbst schon hinreichend commodity gewordenen Post-Rock sind The Kilimanjaro Darkjazz Ensemble jedenfalls ein kleines Juwel, oder eher ein ungeschliffener Diamant. Man muss ihn erst entdecken, er macht nicht viel Aufhebens um sich. Bei den üblichen Verdächtigen zumindest des hiesigen Musikjournalismus fand man, soweit ich das überblicken kann, kein Wort für diese, bereits im April erschienene Platte; was Wunder, man kennt das ja von früher.
The Kilimanjaro Darkjazz Ensemble haben eine MySpace-Seite.
Nachtrag: Meine Güte, dabei ist der Kilimanjaro ja gar nicht im Westen, so von wegen "Prärie". Was in der Kindheit gesehene Abenteuerfilme und Naturdokumentationen in der Erinnerungen so alles anzustellen vermögen...
° ° °
Thema: FilmKulturMedienwissenschaft
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Auch mal wieder etwas, was hiesige Feuilletons vermutlich noch in zehn Jahren nicht wirklich hinbekommen werden: Im Magazin der New York Times findet sich ein wirklich riesig langer Essay, der sich (unter anderem) kunsthistorisch/kulturwissenschaftlich mit einem Computerspiel unter Gesichtspunkten einer "Kulturanthropologie des Sehens" befasst. Überhaupt ja mal Computerspiele ernst nehmen, das wäre doch was.
° ° °
Thema: Filmtagebuch
10.Oktober 2006, Heimkino.

(Warnung: Spoiler ahead)
Zu Beginn wird Cable Hogue ohne Wasser in die Wüste ausgesetzt und seinem, scheint's, eindeutigen Schicksal überlassen. Natürlich aber ist der alte Kämpe zäh wie Leder, überlebt vier Tage ohne Wasserzufuhr und stößt gerade im Moment der endgültigen Selbstaufgabe auf ein Wasserloch, ausgerechnet nahe einer Kutschenstrecke, das ihm fortan das Auskommen sichern wird. Natürlich sinnt Hogue auf Rache, doch ist diese - da trifft der deutsche Verleihtitel ausnahmsweise mal genau den Punkt - dem Beschluss des Films vorbehalten. Und weil dieser Film einer voller Überraschungen ist, voller seltsam schillernder, wie merkwürdiger Momente, wird auch die Rache nicht so vonstatten gehen, wie man das von einem Rachefilm gewohnt ist...
Produced & Directed by Sam Peckinpah, das steht im Vorspann. Und das alleine schon lässt aufmerken; wie kaum ein zweiter auteur in Hollywood war Peckinpah ein von Produzentenhand gegängelter, dessen Kinovision stetig unterminiert und sabotiert wurde. Kaum einer seiner Filme ist deshalb wirklich so, wie er sich das gewünscht hatte. Alleine schon das Ausmaß der Rekonstruktionsversuche in den letzten Jahren spricht Bände; kaum ein Beitrag seiner Filmografie, der nun, im Zeitalter der DVD und des cinephilen Respekts vor einem großen Meister, nicht in einer Fassung auf den Markt käme, die bemüht ist, eine künstlerische Integrität wieder herzustellen. Dass dies meist nur annäherungsweise, ja wenn überhaupt, gelingt, ist dabei ein trauriges Indiz für die Gewalt, die Peckinpahs Filmen angetan wurde. Man schaue sich alleine Major Dundee an, diesen selbst noch in der aktuellen Fassung nur als Ruine erkennbaren Film, dessen eigentliche künstlerische Intention unter den Fragment bleibenden Sequenzen lediglich hindurch schimmert.
Cable Hogue also ist von vorneherein anders. Voller Überraschungen, eigenartig, merkwürdig, hie und da brillant, nicht selten von einem deliranten Humor durchzogen, dann wieder tieftraurig, ruppig, nicht zuletzt zärtlich und von eigentümlicher Leichtigkeit im Umgang mit dem Material. Peckinpah, so wirkt der Film jedenfalls, konnte hier erstmals walten, wie er wollte. Möglicherweise ist er deshalb Peckinpahs experimentellster, sicher aber schwierigster Film; man muss sich darauf einlassen können, in seinen Erwartungshaltungen und Schablonen ständig vor den Kopf gestoßen zu werden. Das storytelling ist auf eine Weise den Genremustern des Westerns enthoben, dass man sich überhaupt erstmal neu justieren muss; Schnitt und Kamera hingegen scheinen ihrerseits von Konventionen Abschied genommen zu haben und überraschen stets aufs Neue mit unerwarteten Experimenten. Man muss das wirklich selbst gesehen haben, um es zu glauben.
Seltsame, historische Bündnisse ergeben sich. Der burleske Tonfall erinnert, so scheint es wenigstens, nicht von ungefähr zuweilen an das früheste Kino. Der Film ist ja selbst ungefähr zur selben Zeit situiert, spielt jedenfalls im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts. An einer Stelle ertönt sogar Musik, wie man sie sich in einem Nickelodeon dieser Tage gut vorstellen kann. Peckinpah selbst experimentiert mit den haptischen Möglichkeiten von Filmmaterial: Er beschleunigt - und lässt seine Figuren dadurch komische Veitstänze bis hin zum Slapstick aufführen - , schneidet quer, wo er nur kann. Es ergibt sich eine eigentümliche Form von Dynamikerfahrung, die charakteristisch für die Zeit des Aufbruchs des Kinos sein mag; zugleich beisst sich diese mit der Weite und Gelassenheit der erhabenen Wüstenaufnahmen, wie sie für den Western so konstitutiv sind. Ein Widerstreit der Seherfahrungen, der seinen guten Grund hat: Ballad of Cable Hogue handelt ja genau von jenen irritierenden Umschwungmomenten, in denen sich Tradition, Geschichte und Technik ineinander schieben und neue Weichenstellungen ergeben. Am Ende nämlich bricht schließlich das Automobil in diese Zeitblase, die Hogues Wasser-Wüstenstation darstellt, in dieses letzte Refugium des Westerns und des Wilden Westens ein: Was sich mittels der Manipulation des Filmmaterials auf Bildebene bereits ankündigte - Beschleunigung, Mechanisierung, Geschwindigkeitsdynamik -, tritt nun ganz narrativ-immanent in den Film: Die moderne Technologie, die Spitzenphänomene der Industrialisierung. Die beiden prominentesten Kinder des ausgehenden 19. Jahrhunderts - Automobil und Kino - geben sich bei Peckinpah im Wilden Westen die Hand und beenden diesen gleichsam [dass der klassische Westen im Kino eine beinahe nahtlose Verlängerung erfuhr, ist ja nun auch mehr als bloß eine historisch amüsante Fußnote]. Und was Wüste und Dörre anfangs nicht hinbekamen, schafft ein Auto glatt im Nu: Der alternde Held wird überrollt und verlässt eine Zeit, in der er ohnehin keinen Platz mehr hat, aber immerhin noch mit gelassenem Alterswitz.
Zwei Jahre zuvor verabschiedete sich der große, epische Western in Sergio Leones Once Upon a Time in the West mit opernhafter Geste von sich selbst; hier nun wird der Wilde Westen rückblickend zu Grabe getragen. Es mag kein Zufall sein, dass Peckinpah hierfür Leichtigkeit und Beiläufigkeit zur Methode erhoben hat; so unpathetisch, so väterlich gelassen wie hier ist noch kein Westerner aus einem Film geschieden. Und in beiden Filmen ist es - Zufall? - der Schauspieler Jason Robards, dessen Figuren am Ende mehr oder weniger kläglich zu sterben haben. Doch der Tonfall ist je verschieden: Bei Once Upon a time... ist es ein erbärmliches Verrecken im Staub, Cheyennes Umkippen auf den Boden nurmehr ein Akzent im Soundtrack von Morricone, der an dieser Stelle eine Kunstpause einlegt; wie ungleich anders doch Robards' Tod als Cable Hogue. Ein nachgeschobener Abschied - vom Westen, vom Western -, ohnehin schon alles post-mortem.
imdb ~ peckinpah im blog ~ mehr western
C.D. Friedrich im Western: Melancholischer Blick zurück.

(Warnung: Spoiler ahead)
Zu Beginn wird Cable Hogue ohne Wasser in die Wüste ausgesetzt und seinem, scheint's, eindeutigen Schicksal überlassen. Natürlich aber ist der alte Kämpe zäh wie Leder, überlebt vier Tage ohne Wasserzufuhr und stößt gerade im Moment der endgültigen Selbstaufgabe auf ein Wasserloch, ausgerechnet nahe einer Kutschenstrecke, das ihm fortan das Auskommen sichern wird. Natürlich sinnt Hogue auf Rache, doch ist diese - da trifft der deutsche Verleihtitel ausnahmsweise mal genau den Punkt - dem Beschluss des Films vorbehalten. Und weil dieser Film einer voller Überraschungen ist, voller seltsam schillernder, wie merkwürdiger Momente, wird auch die Rache nicht so vonstatten gehen, wie man das von einem Rachefilm gewohnt ist...
Produced & Directed by Sam Peckinpah, das steht im Vorspann. Und das alleine schon lässt aufmerken; wie kaum ein zweiter auteur in Hollywood war Peckinpah ein von Produzentenhand gegängelter, dessen Kinovision stetig unterminiert und sabotiert wurde. Kaum einer seiner Filme ist deshalb wirklich so, wie er sich das gewünscht hatte. Alleine schon das Ausmaß der Rekonstruktionsversuche in den letzten Jahren spricht Bände; kaum ein Beitrag seiner Filmografie, der nun, im Zeitalter der DVD und des cinephilen Respekts vor einem großen Meister, nicht in einer Fassung auf den Markt käme, die bemüht ist, eine künstlerische Integrität wieder herzustellen. Dass dies meist nur annäherungsweise, ja wenn überhaupt, gelingt, ist dabei ein trauriges Indiz für die Gewalt, die Peckinpahs Filmen angetan wurde. Man schaue sich alleine Major Dundee an, diesen selbst noch in der aktuellen Fassung nur als Ruine erkennbaren Film, dessen eigentliche künstlerische Intention unter den Fragment bleibenden Sequenzen lediglich hindurch schimmert.
Cable Hogue also ist von vorneherein anders. Voller Überraschungen, eigenartig, merkwürdig, hie und da brillant, nicht selten von einem deliranten Humor durchzogen, dann wieder tieftraurig, ruppig, nicht zuletzt zärtlich und von eigentümlicher Leichtigkeit im Umgang mit dem Material. Peckinpah, so wirkt der Film jedenfalls, konnte hier erstmals walten, wie er wollte. Möglicherweise ist er deshalb Peckinpahs experimentellster, sicher aber schwierigster Film; man muss sich darauf einlassen können, in seinen Erwartungshaltungen und Schablonen ständig vor den Kopf gestoßen zu werden. Das storytelling ist auf eine Weise den Genremustern des Westerns enthoben, dass man sich überhaupt erstmal neu justieren muss; Schnitt und Kamera hingegen scheinen ihrerseits von Konventionen Abschied genommen zu haben und überraschen stets aufs Neue mit unerwarteten Experimenten. Man muss das wirklich selbst gesehen haben, um es zu glauben.
Seltsame, historische Bündnisse ergeben sich. Der burleske Tonfall erinnert, so scheint es wenigstens, nicht von ungefähr zuweilen an das früheste Kino. Der Film ist ja selbst ungefähr zur selben Zeit situiert, spielt jedenfalls im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts. An einer Stelle ertönt sogar Musik, wie man sie sich in einem Nickelodeon dieser Tage gut vorstellen kann. Peckinpah selbst experimentiert mit den haptischen Möglichkeiten von Filmmaterial: Er beschleunigt - und lässt seine Figuren dadurch komische Veitstänze bis hin zum Slapstick aufführen - , schneidet quer, wo er nur kann. Es ergibt sich eine eigentümliche Form von Dynamikerfahrung, die charakteristisch für die Zeit des Aufbruchs des Kinos sein mag; zugleich beisst sich diese mit der Weite und Gelassenheit der erhabenen Wüstenaufnahmen, wie sie für den Western so konstitutiv sind. Ein Widerstreit der Seherfahrungen, der seinen guten Grund hat: Ballad of Cable Hogue handelt ja genau von jenen irritierenden Umschwungmomenten, in denen sich Tradition, Geschichte und Technik ineinander schieben und neue Weichenstellungen ergeben. Am Ende nämlich bricht schließlich das Automobil in diese Zeitblase, die Hogues Wasser-Wüstenstation darstellt, in dieses letzte Refugium des Westerns und des Wilden Westens ein: Was sich mittels der Manipulation des Filmmaterials auf Bildebene bereits ankündigte - Beschleunigung, Mechanisierung, Geschwindigkeitsdynamik -, tritt nun ganz narrativ-immanent in den Film: Die moderne Technologie, die Spitzenphänomene der Industrialisierung. Die beiden prominentesten Kinder des ausgehenden 19. Jahrhunderts - Automobil und Kino - geben sich bei Peckinpah im Wilden Westen die Hand und beenden diesen gleichsam [dass der klassische Westen im Kino eine beinahe nahtlose Verlängerung erfuhr, ist ja nun auch mehr als bloß eine historisch amüsante Fußnote]. Und was Wüste und Dörre anfangs nicht hinbekamen, schafft ein Auto glatt im Nu: Der alternde Held wird überrollt und verlässt eine Zeit, in der er ohnehin keinen Platz mehr hat, aber immerhin noch mit gelassenem Alterswitz.
Zwei Jahre zuvor verabschiedete sich der große, epische Western in Sergio Leones Once Upon a Time in the West mit opernhafter Geste von sich selbst; hier nun wird der Wilde Westen rückblickend zu Grabe getragen. Es mag kein Zufall sein, dass Peckinpah hierfür Leichtigkeit und Beiläufigkeit zur Methode erhoben hat; so unpathetisch, so väterlich gelassen wie hier ist noch kein Westerner aus einem Film geschieden. Und in beiden Filmen ist es - Zufall? - der Schauspieler Jason Robards, dessen Figuren am Ende mehr oder weniger kläglich zu sterben haben. Doch der Tonfall ist je verschieden: Bei Once Upon a time... ist es ein erbärmliches Verrecken im Staub, Cheyennes Umkippen auf den Boden nurmehr ein Akzent im Soundtrack von Morricone, der an dieser Stelle eine Kunstpause einlegt; wie ungleich anders doch Robards' Tod als Cable Hogue. Ein nachgeschobener Abschied - vom Westen, vom Western -, ohnehin schon alles post-mortem.
imdb ~ peckinpah im blog ~ mehr western

C.D. Friedrich im Western: Melancholischer Blick zurück.
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Thema: Kinokultur
12. Oktober 06 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
1. Cane Toads: An Unnatural History (1988, Mark Lewis)Und noch viele weitere Toplisten von Kritikern und Filmeschaffenden hier.; einige ganz wundervolle, aber auch viele erstaunliche dabei. [via]
2. Fast, Cheap & Out of Control (1997, Errol Morris)
3. Forest of Bliss (1986, Robert Gardner)
4. Good News: Von Kolporteuren, toten Hunden und anderen Wienern (1990, Ulrich Seidl)
5. Letter from Siberia (1958, Chris Marker)
6. Les Maitres Fous (1955, Jean Rouch)
7. Nanook of the North (1922, Robert Flaherty)
8. Spend It All (1972, Les Blank)

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Thema: good news
8 Bit ist eine neue Dokumentation, die sich mit der Kulturgeschichte der Videospiele, sowie mit deren Wechselbeziehung zur Kunst befasst. Die offizielle Website zum Film informiert:
Auch der Trailer des Films stellt einen interessanten Beitrag in Aussicht (und, man muss es ja anmerken, gottlob wurde der Film nicht von deutsch-feuilletonistischen Vor-sich-hin-Brütern gedreht...):
[via]
»8 BIT is a hybrid documentary examining the influence of video games on contemporary culture.Für mich ist das auf ganz unterschiedlichen - von biografisch-privaten (Computerspieler seit 1987, erstes BASIC-Programm 1989!) bis hin zu kulturwissenschaftlich-akademischen - Ebenen von Interesse und ich freue mich schon auf eine möglichst baldige Sichtung, auch wenn es derzeit nicht so aussieht, als wäre der Film in absehbarer Zeit verfügbar (aber vielleicht erbarmen sich die Macher ja und finden eine medienhistorisch adäquate Distributionsweise).
A mélange of a rocumentary, art expose and a culture-critical investigation, 8 BIT ties together seemingly disconnected phenomena like the 80’s demo scene, chiptune music and contemporary artists using machinima and modified games.
Produced in NYC, LA, Paris and Tokyo, 8 BIT brings a global perspective on the new artistic approaches of the DIY generation which grew up playing Atari and Commodore 64.«
Auch der Trailer des Films stellt einen interessanten Beitrag in Aussicht (und, man muss es ja anmerken, gottlob wurde der Film nicht von deutsch-feuilletonistischen Vor-sich-hin-Brütern gedreht...):
[via]
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Thema: ad personam
11. Oktober 06 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Gestern vor 20 Jahren ist Orson Welles gestorben. Das ohnehin täglich mit neuen, visuellen Preziosen aufwartende Weblog If Charlie Parker Was a Gunslinger erweist dem Kinomeister mit einer kleinen, sehr hübschen Reihe von tollen Bildern und hübschen Videoausschnitten seine Reverenz.
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Thema: Kinokultur
11. Oktober 06 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
So lautet der Titel einer spannenden Filmretrospektive, die leider nicht in Berlin, sondern in London, genauer: im National Film Theatre des British Film Institute, stattfindet. Gezeigt werden cult classics japanischer Provenienz, einer spannender als der andere. Auf der Website des BFI gibt es ein kleines Onlinespecial, das zumindest als Titel-Einstiegsliste für einen etwaigen Nachvollzug der Reihe im privaten Gemach ganz gut brauchbar ist (wenn ich das ersten Blickes recht überschaue, sind die meisten der Filme, wenn nicht sogar alle, mittlerweile zumindest international auf DVD beziehbar). Und wer im November an der Themse weilt, sollte sich die Termine notieren; es lohnt sich.
Gesondert hingewiesen sei in diesem Zusammenhang noch auf Female Prisoner 701, dessen Sequel, Female Convict Scorpion, in der Reihe zu sehen ist. Female Prioner 701 ist vor nicht allzu langer Zeit auch hierzulande auf DVD bei Rapid Eye Movies erschienen (wenngleich unter dem Titel Sasori 1 - Scorpion) und versammelt gleichermaßen Zutaten des Exploitation- wie des Autorenkinos, vagabundiert bald durch sleazige Folterszenarien, bald durch hochstilisierte Kunstfilm-Vignetten und wahrt dabei stets die vor allem auch für das japanische Genrekino typische, formästhetische Brillanz. Ein wahrhaft exquisites filmhistorisches Abenteuer, das einen schon über die schiere Möglichkeit des Daseins einer solchen Form zum Staunen bringt. In wenigstens einigermaßen gut sortierten Videotheken schon für sehr wenig Geld zu haben.
Gesondert hingewiesen sei in diesem Zusammenhang noch auf Female Prisoner 701, dessen Sequel, Female Convict Scorpion, in der Reihe zu sehen ist. Female Prioner 701 ist vor nicht allzu langer Zeit auch hierzulande auf DVD bei Rapid Eye Movies erschienen (wenngleich unter dem Titel Sasori 1 - Scorpion) und versammelt gleichermaßen Zutaten des Exploitation- wie des Autorenkinos, vagabundiert bald durch sleazige Folterszenarien, bald durch hochstilisierte Kunstfilm-Vignetten und wahrt dabei stets die vor allem auch für das japanische Genrekino typische, formästhetische Brillanz. Ein wahrhaft exquisites filmhistorisches Abenteuer, das einen schon über die schiere Möglichkeit des Daseins einer solchen Form zum Staunen bringt. In wenigstens einigermaßen gut sortierten Videotheken schon für sehr wenig Geld zu haben.
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Thema: radio
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09. Oktober 06 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Mir hierbei gerade gedacht, dass antville.org damit ja nun sein Haus- und Hofradio gefunden haben müsste, auch, was die Mischung von Musik und Wort betrifft. [danach dann der Gedanke, dass ich mich vielleicht doch einfach zuviel in anderer Leute Last.FM-Playlisten rumtreibe]
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Thema: FilmKulturMedienwissenschaft

Ungleich weniger als sein letztes, vielbesprochenes Buch, ein erstes von vielen weiteren angekündigten, wurde Kittlers zweite neue Veröffentlichung, ein Hör-, oder, wie er sagt, Sprechbuch, besprochen, das ebenfalls vom Griechenland handelt, sowie vom Sprechen und Singen und von Mathematik, von der Geburt des Logos in der Antike, also der Wissenschaft. Dass hier Wort und Oralität wieder zu ihrem Recht kommen, macht vor all diesen Hintergründen Sinn. "Fröhliche Wissenschaft" ist denn auch zweifach sinnfällig die Rezension von Deutschlandradio Kultur aus dem Juli dieses Jahres überschrieben, die ich erst jetzt entdeckt habe und die sich auch anhören lässt.
Ach, und wie immer, wenn schon längst der Welt enthobene Kulturwissenschaftler ins Schwärmen geraten, fühlt man sich an die Reisen bei Jules Verne erinnert, oder eben an die, in diesem Falle, des Odysseus. Wie sinnfällig, dass Kittler für seine späten Arbeiten in der Tat auch Reisen unternommen hat, die Textarchive weit hinter sich ließen und an Küsten entlangführten. Wo Wissenschaft wieder zum Abenteuer wird, zu Kunst und Literatur und damit seine Wurzeln wieder kenntlich macht. Man muss das nicht als hard science betrachten (wobei Kittler wohl wie kaum ein zweiter im Material steht), man kann es auch einfach nur schön finden, streitbar ist es ohnehin schon allemal.
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Thema: Hoerkino
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Thema: literatur
Nora, eine liebe Kommilitonin von mir aus der Kulturwissenschaft, hat vor kurzem ihren Debütroman Gegend vorgelegt. FAZ und taz rezensierten bereits. Das Literatur-Café.de hat sich die Debütantin heute nachmittag auf der Frankfurter Buchmesse vor's Podcast-Mikro geholt.
Nachtrag: SpOn.
Nachtrag: SpOn.
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Thema: FilmKulturMedienwissenschaft

Der komplette, 2004 in Braunschweig gehaltene, improvisierte Vortrag von Slavoj Zizek lässt sich auf YouTube in elf Etappen und in voller Länge ansehen. Fände ich ja schniek, wenn solche Formen des Speicherns und Übertragens mal langsam Mode an der Uni werden, Fernuni YouTube sozusagen. Natürlich ist Zizek immer so eine Sache; aber man sollte mal einen Vortrag von ihm gesehen haben, um Zeuge dieses Wahnsinns auf Stelzen zu werden. Es geht natürlich um: Freud, Blickachsen, Frauen, USA, Abu Ghuraib, Hitchcock, das Reale, das Imaginäre, Zuschauer, Schauspieler, eben all das.
Den Hinweis verdanke ich FB, und die Videos gibt's hier in den Kommentaren (ich will hier ja auch nicht die Startseite mit YouTube-Clips tapezieren).
related links: zizek
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Thema: videodrome
06. Oktober 06 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Keine geringeren als der Filmpionier D.W. Griffith und der erste frühe Horror- und Pulpauteur Tod Browning schrieben 1916 gemeinsam das Drehbuch für den knapp über 20 Minuten dauernden, ersten Klassiker jenes Genres, das ich vorläufig als "Drug Madness" bezeichnen möchte und das im weiteren, filmhistorischen Verlauf manche Perle eines entrückt-deliranten Kinos hervorbrachte: Die Rede ist von The Mystery of the Leaping Fish.
In diesem Film versucht ein ständig unter Drogeneinfluss stehendes Sherlock-Holmes-Derivat namens, ausgerechnet, Coke Ennyday (gespielt nun wiederum ausgerechnet von sunny beau Douglas Fairbanks, der zuletzt in Clive Barkers jüngerem, jedoch nicht recht gelungenen Horror-Pornoroman Coldheart Canyon im wahrsten Sinne des Wortes wiederauferstanden ist, um sich, wie das bei Clive Barker eben üblich ist, zwischen Geistereien auch schwülen bis schwulen Fickereien hinzugeben) das im Filmtitel genannte Geheimnis zu lüften.
Die Berliner Filmreihe "StummfilmKonzerte" verspricht "Kult" und Absurdes, Gelächter bis der Arzt kommt oder auch nur gesteigertes Distinktionsbedürfnis. Auf VideoGoogle findet sich der Film in voller Länge und also nun auch hier. Viel Vergnügen:
[direktlink]
In diesem Film versucht ein ständig unter Drogeneinfluss stehendes Sherlock-Holmes-Derivat namens, ausgerechnet, Coke Ennyday (gespielt nun wiederum ausgerechnet von sunny beau Douglas Fairbanks, der zuletzt in Clive Barkers jüngerem, jedoch nicht recht gelungenen Horror-Pornoroman Coldheart Canyon im wahrsten Sinne des Wortes wiederauferstanden ist, um sich, wie das bei Clive Barker eben üblich ist, zwischen Geistereien auch schwülen bis schwulen Fickereien hinzugeben) das im Filmtitel genannte Geheimnis zu lüften.
Die Berliner Filmreihe "StummfilmKonzerte" verspricht "Kult" und Absurdes, Gelächter bis der Arzt kommt oder auch nur gesteigertes Distinktionsbedürfnis. Auf VideoGoogle findet sich der Film in voller Länge und also nun auch hier. Viel Vergnügen:
[direktlink]
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Thema: literatur
06. Oktober 06 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Harry Rowohlt, den ich ja, wie jeder, sehr mag, heute im Literaturcafé-Podcast von der Buchmesse.
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Thema: Hinweise
Zumindest für die kostenlosen Sneak Screenings in Berlin scheint es noch Karten zu geben, jedenfalls habe ich mir gerade eine sichern können.
Bei eigenem Interesse einfach hier klickern:
http://www.borat.de/screening
Kasachstan wird siegen!
PS: Ich hätte ja Lust auf ein kleines Berlin-Borat-Preview-Blogathon. Christian? Lukas? Andere? Holt Euch da mal Karten!
Nachtrag: Rochus hat noch ein wundervolles Video aufgetan.
Bei eigenem Interesse einfach hier klickern:
http://www.borat.de/screening
Kasachstan wird siegen!
PS: Ich hätte ja Lust auf ein kleines Berlin-Borat-Preview-Blogathon. Christian? Lukas? Andere? Holt Euch da mal Karten!
Nachtrag: Rochus hat noch ein wundervolles Video aufgetan.
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Thema: FilmKulturMedienwissenschaft
Auch erst jetzt bemerkt: Der Filmtheoretiker Steven Shaviro, der wegen seines Buches The Cinematic Body einigen Anteil am in den 90er Jahren (zumindest zaghaft) vollzogenen Paradigmenwechsel in der filmwissenschaftlichen spectator theory für sich beanspruchen kann, bloggt ebenfalls: The Pinocchio Theory.
Und was ich bei der Lektüre seines Buches schon ein bisschen ahnte, bewahrheitet sich nun beim Blick ins private Blog: Auch Shaviro hat offenbar seine punk lessons hinter sich. Von hier aus ist es ja auch wirklich nur ein kurzer Weg zur Theorie des unter Einwirkung stehenden Zuschauerkörpers, die dem Sadismus im Kinosaal den Masochismus gegebenüber stellt, war doch Punk hinsichtlich seiner Körperdiskurse ein einziges, freudig genossenes Schlachtfest; von den Blutereien eines Sid Vicious angefangen bis hin zu Sicherheitsnadeln durch Wangen und Pogo vor Bühnen, von den fast schon wie ein Projektil in Stellung gebrachten Gitarrensounds mal ganz zu schweigen.
Und was ich bei der Lektüre seines Buches schon ein bisschen ahnte, bewahrheitet sich nun beim Blick ins private Blog: Auch Shaviro hat offenbar seine punk lessons hinter sich. Von hier aus ist es ja auch wirklich nur ein kurzer Weg zur Theorie des unter Einwirkung stehenden Zuschauerkörpers, die dem Sadismus im Kinosaal den Masochismus gegebenüber stellt, war doch Punk hinsichtlich seiner Körperdiskurse ein einziges, freudig genossenes Schlachtfest; von den Blutereien eines Sid Vicious angefangen bis hin zu Sicherheitsnadeln durch Wangen und Pogo vor Bühnen, von den fast schon wie ein Projektil in Stellung gebrachten Gitarrensounds mal ganz zu schweigen.
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Thema: Hoerkino
» rftc.
03. Oktober 06 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Eine meiner all time Lieblingsplatten kann man auf last.fm übrigens in voller Länge und kostenlos anhören, via "preview this album" sogar am ganzen Stück und ohne Klickerei.
Sie ist großartig, crisp, smart, einfach alles, wirklich.
Sie ist großartig, crisp, smart, einfach alles, wirklich.
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Thema: FilmKulturMedienwissenschaft
Schöner Hinweis gerade in knoerers Furl-Archiv: Observations on film art and Film Art ist das Weblog von David Bordwell und Kristin Thompson, den beiden Koryphäen des "Neoformalismus" bezeichneten, filmwissenschaftlichen Forschungszusammenhangs, den ich, um ehrlich zu sein, für eigentlich den interessantesten, zumindest aber anregendsten halte (weil man mich mit psychoanalytischer, feministischer, queerer, semiologischer, post-strukturalistischer, postmoderner, körper-orientierter, neo-retro-postkolonialistisch versierter post-meta-hyper-simulastisch-integraler (...äh?), usw. usf. - Theorie einfach wirklich nur sehr wenig ködern kann, auch wenn diese ganzen Felder bitte gerne weiterforschen und -schreiben sollen, klar; um wieviel spannender sind aber eben doch die strikt am Gegenstand orientierten, historisch-ästhetischen Darlegungen einer Poetik des Kinos, wie sie eben diese beiden Wissenschaftler auf den Weg brachten; zugegeben, hier ruht kein Weltentwurf, aber anregender als alle Verstiegenheiten der Welt sind doch diese Hinwendungen zum Gegenstand in seiner historischen Einbettung, weil sie den Blick schärfen, wo andere großflächig zeichnen; okay, und jetzt kommt die Klammer-Zu:). Deshalb freue ich mich ganz besonders auf dieses Blog!
Überhaupt, sehe ich gerade, hat Herr Bordwell seine bislang ja doch recht karge Website von Grund auf erneuert. Hübschhübsch. Und jetzt noch bitte mehr Volltexte, wundervolles Internet. Seine Studie über Yasujiro Ozu ist im übrigen hier als pdf legal und kostenfrei erhältlich, weitere Texte von ihm und über den Neoformalismus sind im Archiv der film- und medienwissenschaftlichen Zeitschrift montage/av zu finden, deren Ausgaben mittlerweile zum großen Teil online bereit stehen.
Und, Christian, die haben sogar einen Feed.
Überhaupt, sehe ich gerade, hat Herr Bordwell seine bislang ja doch recht karge Website von Grund auf erneuert. Hübschhübsch. Und jetzt noch bitte mehr Volltexte, wundervolles Internet. Seine Studie über Yasujiro Ozu ist im übrigen hier als pdf legal und kostenfrei erhältlich, weitere Texte von ihm und über den Neoformalismus sind im Archiv der film- und medienwissenschaftlichen Zeitschrift montage/av zu finden, deren Ausgaben mittlerweile zum großen Teil online bereit stehen.
Und, Christian, die haben sogar einen Feed.
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Frage an die lieben, technikbeflissenen Leute, die hier mitlesen: Wer kennt ein Programm oder Tool - am liebsten natürlich open source und freeware -, das es gestattet eine Meta-PDF-Suche durchzuführen, das also beispielsweise einen Dateiordner mit, sagen wir, schon ganz schön vielen PDFs nach Einzel- oder mehreren Wörtern durchforstet, um ihm Anschluss wertvolle Ergebnisse zu liefern? Gibt's sowas?
(und ja: ich bin stinkfaul. Deswegen habe ich kein Linux, sondern bin nach wie vor Sklave von William dem Schrecklichen zu Kalifornien, auch genannt Bill, der Tor. Dies sei bei Empfehlungen bitte zu berücksichtigen.)
(und ja: ich bin stinkfaul. Deswegen habe ich kein Linux, sondern bin nach wie vor Sklave von William dem Schrecklichen zu Kalifornien, auch genannt Bill, der Tor. Dies sei bei Empfehlungen bitte zu berücksichtigen.)
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Thema: Kinokultur
Es hätte ja mal wer bescheid sagen können, dass da was ist. Hat aber keiner. Also erfährt man's aus den Blättern. Nun.
Ein Symposium zur so genannten "Neuen Berliner Schule" hat in Berlin stattgefunden. Dieser Begriff meint einen sehr losen Zusammenhang - wenn überhaupt - von Filmemachenden, die in den 90ern an der dffb ihr Handwerk erlernt haben. Nach den für den deutschen Film weitgehend verschenkten 80er Jahren bildete sich hier ein feines Gespinst heraus, eine Art neuer Autorenfilm, jenseits von Eichinger-Manufaktur und Tykwer-Geschmeide. Namen? Köhler, Hochhäusler, Arslan, Petzold, Karmakar vielleicht, Schanelec und noch einige mehr. Aber das sind jetzt nur Einzelne. Berliner Schule also?
Die taz war auf dem Symposium. Der Tagesspiegel ebenfalls.
Kritischer geht's im Blog meines Kommilitonen Lukas zu. Und Christoph Hochhäusler berichtet wiederum in seinem Blog aus der Podiumsperspektive.
Eine erste, problembewusste Sondierung des heiklen Begriffs nimmt diese Gesprächscollage aus dem new-filmkritik-Umfeld vor. Ein Seminar folgt dann im Wintersemester an der Filmwissenschaft der FU Berlin.
Ein Symposium zur so genannten "Neuen Berliner Schule" hat in Berlin stattgefunden. Dieser Begriff meint einen sehr losen Zusammenhang - wenn überhaupt - von Filmemachenden, die in den 90ern an der dffb ihr Handwerk erlernt haben. Nach den für den deutschen Film weitgehend verschenkten 80er Jahren bildete sich hier ein feines Gespinst heraus, eine Art neuer Autorenfilm, jenseits von Eichinger-Manufaktur und Tykwer-Geschmeide. Namen? Köhler, Hochhäusler, Arslan, Petzold, Karmakar vielleicht, Schanelec und noch einige mehr. Aber das sind jetzt nur Einzelne. Berliner Schule also?
Die taz war auf dem Symposium. Der Tagesspiegel ebenfalls.
Kritischer geht's im Blog meines Kommilitonen Lukas zu. Und Christoph Hochhäusler berichtet wiederum in seinem Blog aus der Podiumsperspektive.
Eine erste, problembewusste Sondierung des heiklen Begriffs nimmt diese Gesprächscollage aus dem new-filmkritik-Umfeld vor. Ein Seminar folgt dann im Wintersemester an der Filmwissenschaft der FU Berlin.
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Thema: Hoerkino

Der zehnte Release von Serein ist erschienen. Die Compilation 0IO versammelt neue Beiträge der bisher auf dem sehr feinen Netlabel veröffentlichten Künstler - und holt noch ein paar mehr an Bord; zugleich versteht sich die Veröffentlichung auch als kleines Jubiläumspräsent: Binnen Jahresfrist hat sich das sympathische, strikt auf Qualität statt auf Quantität achtende Netlabel in aller Herzen gespielt. Alles Gute an dieser Stelle zum 1. Geburtstag und alles Beste für die weiteren Veröffentlichungen.
Und jetzt, da sich der Spätsommer mit Oktoberbeginn schlagartig zum Herbst gewandelt hat, kommen diese ziselierten tunes auch ganz recht.
Release ~ archive.orgmarcel türkowsky - kuro sawa herzog - perhaps she'd like to see me fall apart stephane leonard - wanna be huw roberts - a dolce in the sun mark templeton - further to speak 1000 hours of staring - north stephane leonard - do you wonder muhr - l'ecoulement yannick franck and olivier pé - #004
Oder komplett im Flash-Player.
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Thema: Kinokultur
”P2P Art - The aesthetics of ephemerality.”Ein interessantes Konzept. Sein erster Beitrag: Filter, ein Film von Anders Weberg. Hier die Links:
Art made for - and only available on - the peer to peer networks.
The original artwork is first shared by the artist until one other user has downloaded it.
After that the artwork will be available for as long as other users share it.
The original file and all the material used to create it are deleted by the artist.
”There's no original”
Ich warte ja darauf, dass beispielsweise auch das Kino Arsenal mal ins p2p-Geschäft einsteigt. In Experimentalkino und Videokunst macht man dort ja schon. Ein ideales Distributionssystem.torrent (piratebay) torrent (demonoid) edk2
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Thema: Berliner Filmgeschehen
»Darf ich Sie bitten ein wenig näher zu kommen? Ich habe Ihnen nämlich etwas mitzuteilen!«
- Boris Karloff, Gastgeber.
Der für heute in der Filmreihe Schräge Filme des Kino Babylon angekündigte Man Eater of Hydra muss laut Newsmail leider entfallen. In einer für Kenner nur wenig rätselhaften Umschreibung wird ein Ersatzfilm angekündigt:
Wer jetzt noch Fragezeichen über dem Kopf hat, darf sich einfach mal verlassen: Der Film ist schmuck, ganz ehrlich, ein bisschen abgehangen vielleicht, zugegeben, aber von ganz eigentümlicher Schönheit. Und so bunt, so wunderbar bunt, wie eben nur bavarisches bunt sein kann.
- Boris Karloff, Gastgeber.
Der für heute in der Filmreihe Schräge Filme des Kino Babylon angekündigte Man Eater of Hydra muss laut Newsmail leider entfallen. In einer für Kenner nur wenig rätselhaften Umschreibung wird ein Ersatzfilm angekündigt:
Den Titel wollen wir an dieser Stelle nicht verraten, nur soviel: es handelt sich um einen italienischer Horrorstreifen aus den 60er Jahren mit Boris Karloff, es geht um Übersinnliches, Vampire und geheimnisvolle Anrufe. Der Film läuft in der englischen Originalfassung.Ja also, in drei Teufelsnamen, unsere Gesichter werden von Furcht gezeichnet sein. Und hochliterarisch wird es zugehen - haltet Tschechow, Tolstoi und Maupassant griffbereit.
Wer jetzt noch Fragezeichen über dem Kopf hat, darf sich einfach mal verlassen: Der Film ist schmuck, ganz ehrlich, ein bisschen abgehangen vielleicht, zugegeben, aber von ganz eigentümlicher Schönheit. Und so bunt, so wunderbar bunt, wie eben nur bavarisches bunt sein kann.

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Thema: Filmtagebuch

[zum Inhalt]
Seven Swords ist dringend als Abgrenzungsversuch zu verstehen, das formuliert sich im Bildverständnis. Der Film beginnt mit der Großaufnahme eines Schafs, vollendete rustikale Banalität. Im international jüngst kassen- und kunstverdachtsträchtig gewordenen Genre des wuxia pian verbietet sich ein solcher Beginn; gesucht wird dort derzeit die große Geste, das überbordende Bild, in Zeitlupe geronnene Melancholie und flattertuchumschmeichelter Farbenrausch. Seven Swords zeigt sich hingegen erdig und braun, sucht zwar zuweilen auch das Panorama zerklüfteter Berglandschaften, schiebt aber immer wieder das Detail dazwischen, wo der Dreck an Händen und in Gesichtern vom ländlich-chinesischen Leben im 17. Jahrhundert herrührt. Regisseur Tsui Hark ist als Meister des Bewegungsfilms bekannt, der seine Kamera mit ungeheurer Artistik in das dynamische Geschehen eindringen lässt und in der Montage schließlich wahre Wunder geschehen lässt; dies ist zu scheiden vom rein seines Inhalts wegen zu bestaunenden Gesamtbild, das im wuxia pian zuletzt fetischisiert wurde.
Am augenfälligsten ist Tsui Harks unbedingter Distinktionsversuch in den wenigen Momenten, in denen er Zeitlupe verwendet: Während hier andere Beiträge zum Genre die frames per seconds in Höhen treiben, wo sich noch jedes Detail im Bewegungsablauf, jede Tuchwallung und jede Geste zum Ausdruck des erhaben Entrückten aufschwingt, scheint Tsui Hark bewusst eine niedrigere Anzahl verwendet zu haben: Das Zeitlupenbild weist Bewegungsschlieren auf, Verschwommenheiten. Bezeichnend für einen Film, der, wie zuletzt kaum ein anderer im Actionkino, wieder (wenn auch nicht vollends konsequent) auf Indexikalität setzt, auf die Verbindlichkeit der profilmischen Gegebenheit. Dies übersetzt sich zugleich in Tsui Harks Verständnis von Gewalt im Film: Hier fliegen abgeschlagene Arme und Beine, das Blut aus gewaltsam geöffneten Kehlen ist dunkel und gritty. Bei Hark schmerzt es wieder (oder, anders ausgedrückt, in einem Werk, das wie kaum ein anderes auf allen Ebenen von der konkreten Physis von Körperlichkeit fasziniert ist, schmerzt es noch immer), wo andere, kunstbeflissenere Beiträge einem was von der vermeintlichen Schönheit gewalttätigen Sterbens für Ideologien erzählen wollen. Zwar ist auch Seven Swords nicht völlig frei von Spiritualität; schon die Verortung im chinesischen Epos gebietet dies. Doch spirituell aufgeladene, letzten Endes nur staatstragende Ideologie ist Tsui Harks Sache nicht. Es tut gut zu sehen, dass einer der einstigen jungen Wilden des Hongkong-Kinos, der für Kompromislosigkeit und Obsession bekannt und berühmt ist, sich auch unter groß-budgetierten Bedingungen treu zu bleiben weiß.
Freilich, nicht alles ist gelungen, schon aus Autorenperspektive nicht. Man kann bemängeln, dass bei Tsui Hark die Action früher markanter, faszinierender, von einer megalomanen Obsession gezeichnet war (in Time and Tide beispielsweise, der an Grenzen des Filmemachens rührte, die selbst noch der rabauzigste US-Blockbusterfilm nicht mal ins Gesichtsfeld kriegt ), die sich in Seven Swords nur schwerlich ausmachen lässt. Sicher, Blade, Tsui Harks düsteres, höchst schwules bis schwüles Remake vom One-Armed Swordsman, war dunkler, rauher, drastischer, von der auf Mägen schlagenden Härte seines frühsten Werkes mal ganz zu schweigen. Auch vom schier deliranten, darin aber zuckercharmanten und schlichtweg großartigen Peking Opera Blues, den man gesehen haben muss, um ihn als Filmwunder glauben zu können, bleibt Tsui Hark im Jahr 2005 weit entfernt. Warum das in Seven Swords erzählte Epos so zerhäckselt vermittelt werden muss, ist nicht recht einzusehen (aber vielleicht auch hier: Die Dissidenz im Herzen der Bestie); doch als Statement, als Selbstverortung, als Politik im chinesischen Film, vor der Kulisse des Genres, in dem Seven Swords situiert ist, als eine solche Geste also ist Tsui Harks Beitrag ein wichtiger.
imdb ~ offizielle Website ~ related: tsui hark ~ wuxia pian ~ hongkong
Zum Inhalt:
China im 17. Jahrhundert: Die Mandschu erobern das Großreich und begründen die Ching-Dynastie. Überall kommt es zu Aufständen, deshalb verbieten die neuen Machthaber Studium und Ausübung der traditionellen Kampfkünste. Mit grausamer Härte setzt ein sadistischer General die neuen Gesetze um. Seine Söldner - unter ihnen eine besonders blutrüstige Kriegerin - töten jeden, der auch nur im Entferntesten etwas mit den Kampfkünsten zu tun haben könnte. Für jeden Toten - ja selbst für Kinder und Greise - kassieren sie ein Kopfgeld. Als die Blutspur schließlich auch den letzten Zufluchtsort der Kampfkunsttradition, ein abgelegenes Dorf, zu erreichen droht, rüstet sich ein ehemaliger Offizier zum Widerstand. Am Himmelsberg versammelt er sechs virtuose Schwertkämpfer - darunter die schöne Wu Yuanyin - um sich, um den Unterdrückern die Stirn zu bieten. Von nun an sind sie "Die sieben Schwerter". Mutig stemmen sie sich gegen den Feind, der immer näher rückt. Dabei ahnen sich nicht, dass ein Spion in ihrer Mitte Sabotage betreibt, und dass ein Liebesdreieck Chaos stiften wird, wenn der Kampf um Leben und Tod in seine entscheidende Phase tritt... (Quelle: Universum Film)
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Thema: FilmKulturMedienwissenschaft
26. September 06 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren

Vor kurzem ist die zweite Auflage des vorübergehend nicht erhältlich gewesenen Tagungsbandes Splatter Movies. Essays zum modernen Horrorfilm bei Bertz+Fischer erschienen. Der Band geht auf die 2003 vom Graduiertenkolleg "Codierung von Gewalt im medialen Wandel" organisierte und rege besuchte Tagung "Bodies that splatter" zurück, die internationale Forscher zum Thema zusammenbrachte. Für die zweite Auflage wurden die Beiträge nochmals durchgesehen. Auf der Infoübersicht des Verlages besteht die Möglichkeit, das Inhaltsverzeichnis und die Einleitung per pdf-Datei einzusehen. (Von mir selbst stammt die Sektionseinleitung "Splatterwerkstatt Deutschland")
Nachträglich wurde der Band in die neue Reihe Deep Focus einsortiert, die das filmpublizistische Angebot des Verlages um dezidiert filmwissenschaftliche Beiträge ergänzen soll. Angekündigt sind bislang unter anderem eine Aufsatzsammlung von Thomas Elsaesser und die Habilitationsschrift von Marcus Stiglegger.
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Noch ein Nachtrag zum Grundeinkommen: Zur sozusagen vollautomatisierten Vernetzung empfiehlt sich natürlich ein Tool wie http://del.icio.us - unter dem Stichwort 'Grundeinkommen' formiert sich ganz von alleine ein kollektiv zusammengetragener Linkdump und Newsticker zum Thema. Und per RSS-Abo des Feeds ist man immer auf dem neuesten Stand (als Online-Reader empfehle ich im übrigen netvibes.com).
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Thema: Hoerkino

Man findet mittlerweile so viele schöne Musik im Netz und das vollkommen umsonst und obendrein legal. Manche Musiken werden mir liebe Begleiterinnen durch Abende und Nächte, als nebenher laufender, nicht ganz easy listening gewordener, aber doch grundierender Soundteppich. Auf eine ganz merkwürdige Weise hat mich dabei die Netlabel-Veröffentlichung Five Jules Verne Herzoes des französischen Akustikbastlers Patrick Wiklacz a.k.a. Ambient Field (hier auch mit Blog vertreten) fasziniert. Der Titel gibt dabei schon das Konzept wieder: Fünf Figuren aus dem Oeuvre Vernes wird musikalisch gehuldigt; und weil Vernes (bekanntere) Romane zumeist von Reisen handeln - hinein in die Sphären des Unbekannten, noch nicht Erschlossenen - reist auch diese Scheibe in Klangwelten.
Und dabei gelingt etwas ganz Entzückendes: Wenn ich das recht verstehe, greift Ambient Field für seine Arbeiten auf analoge und klassische Synthesizer zurück. Es muss an der Haptik dieser Geräte liegen, nicht zuletzt vielleicht an ihrer Taktilität, ihrer Materialität, jedenfalls: Five Jules Verne reist in eine, durchaus retro-futuristisch zu bezeichnende Klangwelt, wie sie in den 70er Jahren etabliert wurde und erweist sich darin anschlussfähig. Da steckt viel Experiment im Klang, vielem kann man zu später Stunde bei gedämpftem Licht nachhören; vielleicht geht das auch deshalb so gut, weil diese Musik nicht am Bildschirm entstand, sondern beim Tasten und Setzen und seinerseitigem Hinhören.
Das Resultat ist geerdet, aber im besten Sinne auch utopisch; wie Verne eben auch utopisch war. Und wie es heute noch ein unbedingtes Vergnügen ist, Vernes Gedankengängen und Verrenkungen nachzuspüren, diesem Glaube an mögliches Zukünftige und der Spekulation, wie es beschaffen sei, so lässt auch Five Jules Verne Heroes Zukunft wieder modellierbar erscheinen - im Rückgriff auf Zukunftsbegriffe des Vergangenen; wie alte Science-Fiction-Hörspiele aus dem Radio. Und dies immerhin ist, als Geste in einem Feld, das unter Zukunft nur mehr kurzfristig wirksame Symptombehandlung versteht, nun nicht eben wenig.
Erschienen bei Nishi Records, hier die Release-Seite auf archive.org.Nemo Michel Strogoff Choir for Dardentor Phileas Fogg Ygene
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Thema: FilmKulturMedienwissenschaft
26. September 06 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Einem sich selbst "FB" bezeichnenden Mitmenschen kommt das Verdienst zu, die mp3-Aufnahmen der im Wintersemester 2005/06 stattgefunden habenden Ringvorlesung Macht, Medien, Gesellschaft der Universität Magdeburg schlussendlich doch noch ausfindig gemacht zu haben. Die Vorträge waren seinerzeit als podcast angekündigt worden, nur hat man es leider verschlafen, die ja in der Tat digital bereit gestellten Beiträge auch jenseits eines RSS-Feeds für Wetworld-Glupschaugen eindeutig zu adressieren (will meinen: wenn man schon mp3s ins Netz stellt, dann wäre wohl ein schriftsprachlicher Hinweis dorthin - vulgo: Link - zumindest nicht so ganz verkehrt).
Leider ist der dort, bei FB meine ich jetzt, formulierten Kritik nur zuzustimmen. Die Codierung der mp3s ist eine glatte Katastrophe; sind Artefakte ansonsten in Medien- und Kulturwissenschaft nichts anderes als wohlgelitten, so stören sie doch ganz gewaltig, begegnet man ihnen in einer Audiodatei, zumal wenn sie sich durch derartige, nur mehr grotesk zu nennende Präsenz auszeichnen. Neigt dann die Datei noch obendrein zu Umfang und Größe, mag man da nur verständnislos den Kopf schütteln. Auch die Aufnahme selbst vermag nur wenig zu umschmeicheln; offenbar hatte man Anflüge von Basisdemokratie und verstreute ringsum Mikrofone, Mikrofone, Mikrofone. Folge ist eine leicht ins Absurde spielende Soundcollage, in der der Vortrag selbst sich durch akustische Distanz auszeichnet, während sich kleine Husteleien, Stuhlverrückungen und dergleichen hingegen gerne mal formästhetisch im Äquivalent des Close-Up vermitteln. Ich muss es wohl nicht betonen: Einer medienwissenschaftlichen Ringvorlesung stehen solche Ausweisungen nur mäßig an.
Aber sei's drum, schön ja immerhin, dass man nun raumzeitlich versetzt mithören darf. Mögen weitere Veranstaltungen solcher Art es dieser gleichtun - und bitte ihre Lehren draus ziehen.
Leider ist der dort, bei FB meine ich jetzt, formulierten Kritik nur zuzustimmen. Die Codierung der mp3s ist eine glatte Katastrophe; sind Artefakte ansonsten in Medien- und Kulturwissenschaft nichts anderes als wohlgelitten, so stören sie doch ganz gewaltig, begegnet man ihnen in einer Audiodatei, zumal wenn sie sich durch derartige, nur mehr grotesk zu nennende Präsenz auszeichnen. Neigt dann die Datei noch obendrein zu Umfang und Größe, mag man da nur verständnislos den Kopf schütteln. Auch die Aufnahme selbst vermag nur wenig zu umschmeicheln; offenbar hatte man Anflüge von Basisdemokratie und verstreute ringsum Mikrofone, Mikrofone, Mikrofone. Folge ist eine leicht ins Absurde spielende Soundcollage, in der der Vortrag selbst sich durch akustische Distanz auszeichnet, während sich kleine Husteleien, Stuhlverrückungen und dergleichen hingegen gerne mal formästhetisch im Äquivalent des Close-Up vermitteln. Ich muss es wohl nicht betonen: Einer medienwissenschaftlichen Ringvorlesung stehen solche Ausweisungen nur mäßig an.
Aber sei's drum, schön ja immerhin, dass man nun raumzeitlich versetzt mithören darf. Mögen weitere Veranstaltungen solcher Art es dieser gleichtun - und bitte ihre Lehren draus ziehen.
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Thema: FilmKulturMedienwissenschaft
25. September 06 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Auf seiner universitären Website bietet der Film- und Medienwissenschaftler Hartmut Winkler nicht nur den Volltext seines 2004 bei Suhrkamp erschienenen Buches Diskursökonomie zum Download an, sondern auch viel weitere seiner Arbeiten (etwas runterscrollen). [via]
Den digitalen Zettelkasten freut das ganz gewaltig.
Den digitalen Zettelkasten freut das ganz gewaltig.
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Thema: Blaetterrauschen

Der taz ist die schon seit einiger Zeit gärende Debatte um ein bedingungsloses Grundeinkommen den heutigen "Brennpunkt" wert. Es finden sich ein Interview mit Michael Kauch (FDP), eines mit Gerhard Schick (Grüne) und ein Artikel von Hannes Koch und Ulrich Winkelmann (sowie vom ersteren noch ein knapper Kommentar auf Seite 1).
Zum Thema siehe auch zuvor hier und hier im Blog.
Mittlerweile wurden die Videos von einer wissenschaftlichen Tagung zum bedingungslosen Grundeinkommen auch bei VideoGoogle online gestellt und können von dort aus auch direkt in Weblogs eingebunden werden.
Nachtrag: Hochgradig falsch ist natürlich das Bild von der "Wohngemeinschaft", in der man sich qua Staatsbügerschaft befinde und in der jeder mal "den Müll runtertragen" müsse, das Michael Schlecht von ver.di/WASG dem Artikel von Koch/Winkelmann zufolge bemüht (um das Konzept zu diskreditieren). Das überschaubare Soziotop einer WG lädt natürlich zur zyklischen Delegation hauswirtschaftlicher Pflichten ein, schon aus sinnlich-evidenten Gründen, die sich direkt aus dem Alltagsleben der WG ergeben; dies auf die ungleich komplexere und weit abstraktere Ebene einer eben nicht schicksalshaften, sondernpolitischen Gemeinschaft zu projezieren ist eine Über-Simplifizierung, die den gesamten Aspekt der Arbeitsteilung, auf den gerade moderne - und eben nicht wohnlich verschweiste - Gemeinschaften aufbauen (und ja: zum Glück). Es wird übersehen, dass Arbeit unter den herrschenden Bedingungen nicht zu vergleichen ist mit der sinnlich unmittelbaren Evidenz eines nicht runtergetragenen Mülleimers und dass beides unterschiedlichen Sphären zuzurechnen ist. Ein nicht runtergebrachter Mülleimer ist zunächt einmal schlichtweg als Arbeit da und behindert als solcher die Lebensqualität; durch schlichtes Anpacken ist er aber aus der Welt und die Arbeit erledigt. Arbeit im gesellschaftlichen Sinne organisiert sich aber zunächst einmal auf einem Markt, der mittlerweile so gestaltet ist, dass ein Großteil der verrichtbaren und ausgeführten Arbeit keine marktfähigen Preise mehr erzielt (oder aber: überhaupt gar nicht erst unter Marktbedingungen auftreten kann) - und als Arbeit somit gar nicht mehr denkbar scheint oder eben, schlimmer, liegen bleibt. Gerade ein Grundeinkommen würde den Arbeitsbegriff aus solchen ökonomischen Ketten befreien und Arbeit als solche, als Tätigkeit, wieder aufschließen. Mithin könnte auch überhaupt ein Wettbewerb der Ideen wieder entstehen, aber das sind jetzt, zugegeben, zunächst einmal Phantasien.
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Thema: Filmtagebuch
[zum Inhalt]
Syriana ist vielleicht das bezeichnendste Symptom für ein orientierungslos gewordenes Politkino, dessen nur über eine Form von künstlichem Hokuspokus ausgestelle Komplexität (die keine aus dem Stoff - Weltwirtschaft meets Einzelinteresse, dies im globalen betrachtet - entwickelte, sondern eine selbst erdachte ist) nur sich selbst zum Thema hat. Kameraarbeit und Montage, ja überhaupt das storytelling, zeigen sich mühfertig, das Geschehen sich verzetteln zu lassen, für Desorientierung zu sorgen. Was nach auteurship aussehen soll, ist hingegen plump und gerade eben nicht aus einem künstlerischen Prozess der Reflexion heraus entstanden. Als Offenbarungeid ist jene Szene anzusehen, in der ein persischer Vater mit seinem Sohn von dem Gelände der Öl-Raffinerie zieht, nachdem beide nach einer Konzernfusion dort nicht mehr arbeiten dürfen: Früher, so sagt der Vater, habe er am Horizont schneebedeckte Berge sehen können, kaum eine Sekunde später schneidet die Perspektive um, von einer an den Personen nahen Einstellung hin zu einer Totalen, in der sich, als Ersatz für die angesprochenen Berge, nur mehr Industriegebäude am Horizont zur Kulisse auftürmen, vor der Vater und Sohn sich bewegen. Es liegt soviel Naheliegendes in diesem Bild, viel zu viel Naheliegendes und also nichts weiter als den eigentlich gebotenen analytischen Blick verstellende Folklore. Und Syriana ist reich gefüllt mit solchen Zumutungen.
Und dies gerade ist eben auch das unbedingt kritisierenswerte an Syriana: Er ist Politfilmfolklore, die Strukturen aufzudecken meint und doch nichts mehr tut als genau diese zu verdecken. In diesem Paradox aus Entkleiden und Verdecken steht Syriana in der Tradition einer Form von Kritik, die sich selbst für Aufklärung hält und dabei nur das Ihrige zur Verschleierung beiträgt. In diesem Film liegt strukturelle Falschheit, die sich in der Form widerspiegelt; deshalb ein unangenehmes Filmerleben.
imdb ~ angelaufen.de ~ filmz.de ~ mrqe
Syriana ist vielleicht das bezeichnendste Symptom für ein orientierungslos gewordenes Politkino, dessen nur über eine Form von künstlichem Hokuspokus ausgestelle Komplexität (die keine aus dem Stoff - Weltwirtschaft meets Einzelinteresse, dies im globalen betrachtet - entwickelte, sondern eine selbst erdachte ist) nur sich selbst zum Thema hat. Kameraarbeit und Montage, ja überhaupt das storytelling, zeigen sich mühfertig, das Geschehen sich verzetteln zu lassen, für Desorientierung zu sorgen. Was nach auteurship aussehen soll, ist hingegen plump und gerade eben nicht aus einem künstlerischen Prozess der Reflexion heraus entstanden. Als Offenbarungeid ist jene Szene anzusehen, in der ein persischer Vater mit seinem Sohn von dem Gelände der Öl-Raffinerie zieht, nachdem beide nach einer Konzernfusion dort nicht mehr arbeiten dürfen: Früher, so sagt der Vater, habe er am Horizont schneebedeckte Berge sehen können, kaum eine Sekunde später schneidet die Perspektive um, von einer an den Personen nahen Einstellung hin zu einer Totalen, in der sich, als Ersatz für die angesprochenen Berge, nur mehr Industriegebäude am Horizont zur Kulisse auftürmen, vor der Vater und Sohn sich bewegen. Es liegt soviel Naheliegendes in diesem Bild, viel zu viel Naheliegendes und also nichts weiter als den eigentlich gebotenen analytischen Blick verstellende Folklore. Und Syriana ist reich gefüllt mit solchen Zumutungen.Und dies gerade ist eben auch das unbedingt kritisierenswerte an Syriana: Er ist Politfilmfolklore, die Strukturen aufzudecken meint und doch nichts mehr tut als genau diese zu verdecken. In diesem Paradox aus Entkleiden und Verdecken steht Syriana in der Tradition einer Form von Kritik, die sich selbst für Aufklärung hält und dabei nur das Ihrige zur Verschleierung beiträgt. In diesem Film liegt strukturelle Falschheit, die sich in der Form widerspiegelt; deshalb ein unangenehmes Filmerleben.
imdb ~ angelaufen.de ~ filmz.de ~ mrqe
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