Dienstag, 8. August 2006
Thema: DVDs


Auch nach angestrengtem Googlen habe ich zwar keine Website dazu gefunden. Aber jedenfalls gibt es, und dies offenbar in Hagen, einen neuen DVD-Anbieter namens projekt b, der immerhin David Cronenbergs früheste Frühfilme Stereo und Crimes of the Future nun in Deutschland veröffentlicht hat. Intro informiert weiter. Ich bin gespannt, was aus diesem Hause in Zukunft zu erwarten ist.


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Thema: Hinweise


Experimental Cinema ist eine relativ neue Website, die sich vor allem mit Avantgarde- und Experimentalfilm befasst.


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Gerade so noch aktuell auf SpOn: Ein Interview mit (dem sehr interessanten, wenn auch, was für diese Disziplin wohl typisch ist, stark utopisch argumentierenden) Cyber-Medientheoretiker und Filmwissenschaftler Lev Manovich. Seine Website ist im übrigen reich gefüllt mit Texten, Readern und dergleichen. [via]


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Nein, hinter diesem Titel verbirgt sich nicht etwa ein abgegriffener Führer aus der Vintage-Kiste eines halbseidenen Antiquariats, der einen bei der Erkundung der sleazigen Hinterhöfe der Filmgeschichte an die Hand nimmt. Vielmehr handelt es sich dabei um einen immerhin 150minütigen Dokumentar-/Essayfilm von Sophie Fiennes (ja, genau - die Schwester von Ralph!), in dem uns kein geringerer als der Kulturphilosoph des Abjekten (ja, genau - Zizek!) durch eine Geschichte der Perversion im Kino führt, die sich (ja, genau - wie der Brief bei Poe!) direkt vor unseren Augen verborgen hält. Na, das kann ja heiter werden.

Ein Kurzreview gibt es zum Beispiel schon mal hier.


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07.08.2006, Kino Intimes; zum Inhalt

Wo soll man nur anfangen? An Luc Bessons Angel-A ist einfach so rundheraus alles schlecht, dass man einen halben Essay verfassen müsste, worauf man ja auch eigentlich keine Lust haben sollte, weil es doch soviel besseres auf der Welt gibt, als einen, ja, in der Tat sogar verachtens-, wenn nicht bekämpfenswerten Film argumentativ niederzuschreiben. Zum Beispiel Junk Food nicht zubereiten, sondern aus der Dose rauslöffeln, was ich gerade nebenbei mache.

Ein Film ist das, der die ganze Verkommenheit, die ganze Schlechtigkeit des derzeitigen, nur von Leuten, die nicht mehr zu erröten verstehen, noch so genannten "Arthouse"-Segments auf den Punkt bringt. Und wenn Luc Besson das im Sinne hatte, nun, dann, aber auch nur dann mag ihm ein Erfolg gelungen sein. Zu fürchten steht jedoch: Dem war nicht so. Besson klaut sich bei Wenders, beim Berlinhimmelfilm, das Schwarzweiß, das dröge Europastadt-Kolorit und den Engel obendrein (wenigstens GustavBruno Ganz muss man nicht ertragen) und haut so richtig derbe Kunsthandwerk-Sauce und noch viel mehr Sentiment drauf, bis es selbst noch dem emotional Beschädigtsten unter den Kulturindustrieopfern sogar noch im Schwarzweißkino nur mehr zu bunt werden kann, gesetzt den Fall, er hat noch Augen im Kopf und daselbst sogar noch Hirn, das noch ein klein wenig Anstand vor sich selbst aufweist und eine Beleidigung seiner selbst noch registriert.

Alles an diesem Film ist falsch. Sogar noch derjenige, der sich vom Kino etwas Märchen, etwas Tagträumerei, ein bisschen Geheimnis, eine Nuance Weltentrücktheit erwartet, wird hier vom Strauchdieb Besson um sein Recht gebracht; auf alles, was genau dies - ein Grundmovens des Kinos immerhin - ermöglichen könnte, wird von Besson gedroschen, als hätte er damit sein Leben zu verteidigen. Als Zuschauer kriegt man obendrein seine Prügel dabei ab und wird mit zwei blauen Augen aus dem Saal entlassen, wo ein ekelerregender Film stattfand, der von Gefühlen zu handeln behauptet und doch nur in deren grellen Überhöhung deren systematische Abtötung im Sinn hat. Besson, heißt es, wollte mit diesem Film endlich einen Status als Autorenfilmer erreichen; sein filmisches Gebälk ist indes nichts anderes als ein fieser Schlagersong aus den fünfziger Jahren, der sich hinter seiner verrutschten Maske (50 Cent im Autorendiscount) jedoch kaum verstecken kann.

imdb ~ angelaufen.de ~ filmz.de ~ mrqe


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Montag, 7. August 2006
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Der Mob regt sich, und einmal mehr (auch) wieder mit der Maske des vermeintlich zivilisierten Sorgen- und Betroffenheitsträgers, dieser schon immer alles grundfalsch gemacht habenden tragischen Figur des westlichen Abendlandes. Man ist ja für Frieden, man meint ja alles nur gut. Ihr Arschgeigen Deutsche, ach was, ihr deutschen Arschgeigen! [via]

(und dann erst die Kommentare noch unter dem Beitrag.)

Nachtrag: so ist es.


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Thema: Hinweise
»O, Slavoj Zizek, ‘akademik rock yıldızı’ ya da ‘kültürel teorinin Elvis’i� 21. yüzyılın önde gelen düşünürlerinden biri...
Türkisches Transkript der letzten Zizek-Doku (siehe auch hier).


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»Das Festival DOKU.ARTS findet zum ersten Mal vom 14.-17. September 2006 in Berlin statt. Hier finden Sie Informationen zum Festival, die wir in den nächsten Wochen kontinuierlich erweitern und ergänzen werden.«


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Thema: Hinweise
Vor kurzem hatte ich auf Dominik Grafs kleine Reise in die Welt des italienischen Thrillers, des Giallos, hingewiesen, nicht ohne Bedauern, dass der Text nur in der Printausgabe der SZ zu finden war. Nun ist er auch im Onlineauftritt von Jetzt erschienen (via knoerer-furl).

Natürlich bleibt anzumerken, dass das Feld des Giallos noch viel, viel mehr hergibt und beileibe nicht die besten Beiträge für den Text herangezogen wurden. Der Giallo, da bin ich mir sicher, ist eines der letzten verbliebenen großen filmhistorischen Hebungsgebiete und zumal eines der reichsten und vielversprechensten, gerade auch aus film- und genretheoretischer Sicht. Bis heute kann ich mir nicht recht erklären, warum dieser seinerzeit immerhin auch (und über die Grenzen Italiens hinaus) recht erfolgreiche Filmzusammenhang in heutiger Filmgeschichtsschreibung nahezu inexistent ist. Es mag damit zusammenhängen, dass dessen Güte schon damals von Schmocks nicht erkannt und dann von selben auch noch draufgehauen wurde, nicht zuletzt auch daran, dass der Giallo natürlich auch moralisch gesehen ein dubioses Feld ist (aber, welcher Krimi, vor allem späterer Machart, wäre das denn nicht?), an dem man sich besser nicht die Finger schmutzig macht. Die Erbschaft der konfessionell geprägten "Wir raten ab"-Filmpublizistik vergangener Dekaden?

Und dann gibt es natürlich auch einen deutschen Trivialfilm, der einen (wenn auch bei weitem nicht so vielversprechenden) Blick wert ist. Man denke alleine an die späteren, bereits in Farbe gedrehten Edgar-Wallace-Abstrusitäten (ohnehin haben die klassischen Wallace-Filme dem Giallo etwas Geburtshilfe geleistet, später hat Italien sie dann ja auch gleich ganz übernommen) und nicht zuletzt an Rolf Olsens unglaublichen Blutiger Freitag, den man bei eBay üblicherweise für ein bis zwei Euro in ungeschnittener Fassung mitnehmen kann. Aber stimmt schon, das italienische Genre- und Trivialkino dieser Zeit, das war einfach eine Klasse für sich.

Nachtrag:

Und damit:
»"La Casa sperduta nel parco" spielt in New York. Aber irgendwie ist jeder vermeintlich amerikanische Drehort in diesen schnell, aus der Hüfte gedrehten Filmen so fotografiert als läge er im herrlich dekadenten Italien jener Zeit.«
hat Graf natürlich einen Dauerbrenner im italienischen Film dieser Tage angetastet. So ist das nämlich beinahe immer, vor allem bei Fulci: Da beginnen die Filme immer mit tollen Ansichten von New York, das noch junge World Trade Center darf über die Stadt strahlen, ganz einfach, um ein bisschen internationales Flair in die Filme zu bringen - nennen wir es Metropolen-Exploitation, strukturell gesehen: money shots. Dann schwenkt das Ganze nämlich meist doch immer um und der Film spielt auf einer karibischen Insel weiter oder eben sonst irgendwo, so dass es sich auch von Cinecittà aus umsetzen lässt. Ach, Italien...


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Thema: Hinweise
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Film Stills.


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Sonntag, 6. August 2006
» ...
»Unzeitgemäß wie die gemalten Kulissen in manchen Szenen wirkt auch der naive Humor, der ohne jeden doppelten Boden auskommt und bei der Zielgruppe im Vorschulalter vielleicht genau deshalb ankommt. Versteckte Anspielungen sucht das Erwachsenenpublikum vergeblich - abgesehen vielleicht von der Tatsache, daß der zerstreute Professor im Hawaiihemd wie ein Klon des Berliner Medienphilosophen Friedrich Kittler aussieht.«
[q]


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Donnerstag, 3. August 2006
Thema: videodrome
Bereits seit April ist Punkrock-Urgestein Henry Rollins Host einer nach ihm benannten Show auf dem us-amerikanischen Independent Film Channel. Freundlicherweise gestattet der Sender es, nahezu alle Folgen der Show im Netz anzuschauen, und eine zweite Season ist auch schon angekündigt. [via]

In diesem Sinne: "We're gonna have a TV Party tonite!"


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Thema: DVDs
CasaNegra Entertainment ist ein Tochterlabel des alleine schon durch seine Pinky Violence-Boxen (siehe hier und hier) international renommierten DVD-Labels Panik House. Während Panik House auf japanisches Kino abonniert ist, ist CasaNegra jdem World Cinema gewidmet, mit einem Augenmerk vor allem auf klassische Horrorfilme.

Bislang sind die beiden Filme El Espejo de la Bruta und La Maldición de La Llorona erschienen, beides mexikanische Horrorfilme aus den frühen 60er Jahren, die, so twitchfilm.net im Review, ohne weiteres mit den US-Horrorklassikern der 30er zu vergleichen sind. Auch auf die weiteren angekündigten Titel darf man wohl schon sehr gespannt sein.

Auf den Infoseiten zu den beiden bislang veröffentlichten Filmen kann man sich wundervolle Trailer runterladen; um dorthin zu gelangen, reicht ein Klick auf die Filmtitel in diesem Posting.


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Mittwoch, 2. August 2006
Thema: videodrome
Rob Zombie, nicht nur Sänger der einstmals tollen, später etwas langweilig gewordenen Band White Zombie, sondern auch Regisseur der beiden, von der Muse geküssten Sickos House of 1000 Corpses und The Devil's Rejects, führt in dem folgenden kleinen Feature durch sein, zugegeben, reichlich geekig, aber doch auch sehr anheimelnd eingerichtetes Wohndomizil:


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PCL Linkdump hat eine hervorragende Liste mit unzähligen B-Movie-Trailern auf youtube.com zusammengestellt.

Und Onar Film, ein griechischer Anbieter für türkische Exploitationware auf DVD (siehe hier), hat einen bunten Strauß türkischer Genrefilmtrailer online gestellt. Cinemastrikesback führt durchs Programm.


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Montag, 31. Juli 2006
Thema: Hinweise
Leider nicht online, sondern nur Print in der heutigen Süddeutschen zu finden:
»Dominik Graf empfiehlt die Italo-Thriller "La casa sperduta nel parco" (früher als "Der Schlitzer" bei Laser Paradise) und "Autostop rosso sangue" auf DVD.« (beim perlentaucher gefunden)
Hatte ich schon erwähnt, wie toll ich das finde, dass Dominik Graf regelmäßig und kundig an prominenter Stelle über italienische Reißer vergangener Dekaden berichtet? Es gibt dort soviele, wirklich geile Streifen zu entdecken, dass es ein echter Jammer ist, dass die verdienstvolle Arbeit von Labels wie beispielsweise Koch Media, die sich um den italienischen Genrefilm bemühen, so wenig honoriert wird. Er, Graf, hat letztens auch einen schönen Vortrag anlässlich des Erhalts einer Honorarprofessur an einer Filmschule gehalten, wo er sich vor allem für das Genrekino der 70er, das ja auch mein liebstes ist, stark gemacht hat.

Wann, endlich, kommt eigentlich Delirio Caldo auf DVD?


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Sonntag, 30. Juli 2006
Heute ist die Ausgabe 40 des cinephilen Online-Filmjournals Senses of Cinema ins Netz gestellt worden. Bitte hier entlang.


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Donnerstag, 27. Juli 2006
Thema: good news
Zwei witzige Previews zum Simpsons-Film.


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Dienstag, 25. Juli 2006
» ...
Frieden, fauler, nicht wünschenswerter.


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Dienstag, 25. Juli 2006
Thema: Kinokultur
»Die Filmkritiken Siegfried Kracauers aus den zwanziger und dreißiger Jahren liegen in einer hervorragenden Gesamtausgabe vor«
Rezension im Freitag.


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Thema: Kinokultur
So nennt sich derzeit eine Reihe im Feuilleton der taz. Sehr schön ist Cristina Nords Überlegung von vor kurzem über das, was Filmkritik leisten könnte und sollte. Nicht nur, weil ich Cristina Nords Kritiken ohnehin sehr mag (wobei das Gute darin oft gar nicht so sehr das verdict ist, sondern überhaupt die Geste, die den meisten Kritiken zugrunde legt und die sie hier nun, in diese meta-kritischem Text, expliziert). Ich mag den Beitrag, weil meine Überlegungen ganz ähnlich sind: Filmkritik nicht so sehr als abkanzelnde Rede, sondern vor allem als Hinweis verstanden, mitunter als Brief, als Postkarte. "Ich habe da etwas gesehen, und ich möchte Euch davon erzählen, deswegen spreche ich hier zu Euch und vielleicht vermag ich es sogar, Euer Interesse zu wecken." Filmkritik als Erfahrungsschreiben, mithin als Flaschenpost, die einem von Dingen erzählt, die man selbst noch nicht gesehen hat. Wobei es gar nicht so sehr darum geht, dass man zu den selben Schlüssen kommt, im Falle eines Falles. Das hat mich an Filmkritik noch nie interessiert: Dass mir da einer nach meinem Geschmack schreibt. Ich mag das Undogmatische, das Sich-Alles-Offenhaltende, die Entdeckungslust, die in Cristina Nords Darlegungen steckt. Man lässt sich gerne davon anstecken.

Die große Zeit der Filmkritik im klassischen Sinne mag vorbei sein. Der derzeitige Kinobetrieb hier in Deutschland ist an Langeweile kaum mehr zu übertreffen; eine Filmkritik, die brav der Chronistenpflicht nachkommt, also lediglich bespricht, was einem die Verleiher vor die Füße setzen und alles brav einteilt in Sehens- und Abratenswertes, ist abhängig von Saison und Konjunktur, sie muss deshalb in Agonie enden.

Doch dann gibt es DVD und das Internet, und zumal in Berlin Schatzkammern für alle, die graben und wühlen wollen (die AGB am Halleschen Tor, das Videodrom nicht weit davon entfernt, ein paar andere noch). Die Filmgeschichte öffnet ihre Tore in einem Maße, wie das früher nicht denkbar war, und allenthalben stößt man auf interessante Filme des World Cinema, die nun zum Greifen nahe liegen, selbst wenn sie hierzulande nie erscheinen werden. Filmkritik, gerade wie Cristina Nord sie sich vorstellt, könnte hier ansetzen. Sie könnte, befreit von so vollkommen egalen Parametern, wie "Läuft bald bei uns im Kino" oder "Ist jetzt im DVD-Regal bei Saturn erhältlich", aus den vollen schöpfen, entdecken, begeistern, für ein Stückchen Freiheit vom Gebaren der Einzelinteressen alteingesessener Filmverleiher sorgen. Und sie könnte dann schreiben, was sie gesehen hat, flüchtige, doch herausstechende Details, die im Kino allzu schnell vorüberfließen, herausheben, retten, in Sprache bannen und als Erfahrung vermitteln. Wie wundervoll das wäre, wenn nicht mehr von Unternehmern zu solcher erst gemachte Aktualität die Feder der Kritik führt, sondern allein das Ausmaß der Entdeckung. Free Cinema-Beiträge, nun in UK auf DVD, bei Criterion neu im Hause: Filme der Maysles-Brothers, nicht zu verachten: der neue Film von Takeshi Kitano. Ein Stummfilm von Sjöström ist neu aufgetaucht, auf Last Days im Kino ist immer noch, vermutlich hoffnungslos, zu warten. Undsoweiterundsofort. (Alleine, welche Filme ich mir heute von der AGB, der Amerika Gedenkbibliothek, geholt habe: Elgar von Ken Russell, ein Monster-Schmock von Monte Hellman, Gimme Shelter von den Maysles-Brothers, einen japanischen Geisterfilm aus den 60ern von Nobuo Nakagawa, die rekonstruierte Fassung von Peckinpahs Major Dundee, transgressive Hardcore-Kunstpornos von Richard Kern und ein Fantomas-Schmarrn mit Louis de Funes)

Filmkritik muss das leisten, was gute Magazinbeiträge, schöne Reiseberichte, mit Liebe und Leidenschaft geschriebene Essays in den Sonntagszeitungen vollbringen: Für einen Moment Entführen in eine eigene Welt, für Begeisterung sorgen, die hinreicht, das Neue und Andere entdecken zu wollen, die geschilderten Erfahrungen mit der dann eigenen abzugleichen, gegebenfalls schließlich anderen Erfahrungen Gewicht verleihen. Ein parlare auf dem Forum, im öffentlichen Raum. Die derzeitige Krise des Kinos könnte sich hierfür als beste Gelegenheit erweisen; ich bin gespannt.


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»Wer als Dozent in den Flop-Listen auftaucht, befürchtet Schwierigkeiten bei der Einwerbung von Drittmitteln und bangt um seine Aufstiegschancen.«
So einige professorale Bedenken zur Website meinprof.de, auf der Studierende Dozierende bewerten. Die NZZ berichtet .

Bezeichnend ist es, dass solche Sorgenträger zwar um ihre eigene Karriere bangen, diejenigen der Studierenden aber, die auf den Weg zu bringen sie immerhin bis zum gewissen Grad verpflichtet sind, nicht einmal erwähnen. Wer schlechte Kurse bietet, nicht organisiert ist, nicht zur Verfügung steht und auch ansonsten keine gelungene Lehre leistet, stiehlt den Studierenden Zeit und die Möglichkeit zur Entwicklung von Kompetenz. Kein bisschen anders sieht es aus. Und dabei ist es so wunderbar einfach, schlechte Bewertungen seitens der Studierenden zu verhindern: Einfach gute Veranstaltungen bieten, sich im Rahmen des Möglichen engagieren und einen Tonfall nicht von ganz oben herab. Es gibt zahlreiche Lehrende, die verfahren schon genau auf diese Weise - sie haben nicht das Geringste zu befürchten!

Wie stellen sich solche Kräfte im übrigen überhaupt die Zeit vor, wenn Uni-Gebühren schlussendlich flächendeckend eingeführt wurden und der Weg zum universitären Abschluss nur über Höchstverschuldung auf Jahre hin zu erlangen ist? Wenn also für jedes Semester richtig Asche vorgelegt werden muss und jeder Euro, der seitens der Studierenden in die Universität wandert, so richtig blutet? Dann heißt das beinahe schon Angestelltenverhältnis gegenüber den Studierenden und der Zorn wird ein gerechter sein, wenn Eure Lehre dann nichts taugt. Macht Euch für diesem Fall auf langfristig volle Büros und Dienstaufsichtsbeschwerden gefasst.

Zum Glück gibt es Ausnahmen. Die Institute der Filmwissenschaft und Kulturwissenschaft je zu Berlin sind kleine Paradiese. Bestnote.


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Sonntag, 23. Juli 2006
Thema: Hinweise
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»Die Juden sind heute die Gruppe, die praktisch wie theoretisch den Vernichtungswillen auf sich zieht, den die falsche gesellschaftliche Ordnung aus sich heraus produziert. Sie werden vom absolut Bösen als das absolut Böse gebrandmarkt.«
Adorno/Horkheimer: Elemente des Antisemitismus.


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Thema: literatur
Anlässlich des Todes von Mickey Spillane hat der Alexander Verlag einen Essay von Jörg Fauser über den Pulp-Autor in Form eines pdf-Files ins Netz gestellt.


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45 / 300


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Ich verlinke nicht gerne die Welt. Aber heute muss es mal sein: Lesenswert.


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Thema: literatur
»Spanning the period between the Chicago World's Fair of 1893 and the years just after World War I, this novel moves from the labor troubles in Colorado to turn-of-the-century New York, to London and Gottingen, Venice and Vienna, the Balkans, Central Asia, Siberia at the time of the mysterious Tunguska Event, Mexico during the Revolution, postwar Paris, silent-era Hollywood, and one or two places not strictly speaking on the map at all.

With a worldwide disaster looming just a few years ahead, it is a time of unrestrained corporate greed, false religiosity, moronic fecklessness, and evil intent in high places. No reference to the present day is intended or should be inferred.

The sizable cast of characters includes anarchists, balloonists, gamblers, corporate tycoons, drug enthusiasts, innocents and decadents, mathematicians, mad scientists, shamans, psychics, and stage magicians, spies, detectives, adventuresses, and hired guns. There are cameo appearances by Nikola Tesla, Bela Lugosi, and Groucho Marx.

As an era of certainty comes crashing down around their ears and an unpredictable future commences, these folks are mostly just trying to pursue their lives. Sometimes they manage to catch up; sometimes it's their lives that pursue them.

Meanwhile, the author is up to his usual business. Characters stop what they're doing to sing what are for the most part stupid songs. Strange sexual practices take place. Obscure languages are spoken, not always idiomatically. Contrary-to-the-fact occurrences occur. If it is not the world, it is what the world might be with a minor adjustment or two. According to some, this is one of the main purposes of fiction.

Let the reader decide, let the reader beware. Good luck.«

--Thomas Pynchon
Now everybody: 5 dec


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Freitag, 21. Juli 2006
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Ich hatte ja schon drauf hingewiesen. Aber das Blog ist wirklich super, umso mehr, da es kontinuierlich gefüllt wird: Sauft Benzin, ihr Himmelhunde - Gespräche über 80ies Actionkino aus den USA, zwischen Fan-Leidenschaft, kritischer Reflexion und kundiger Einsortierung. Es macht wirklich Freude, das zu lesen.


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Thema: Hinweise
»Hierzu wird eine größere Summe Geldes (wir dachten da an mindestens 150000 Euro) gleichmäßig unter sämtlichen Bundesbürgern aufgeteilt, ohne daß der einzelne irgendeine Gegenleistung dafür erbringen muß. Die Verteilung des Geldes, bei der jeder zwar nur einen Minimalbetrag von weniger als einem Cent erhält, soll symbolisieren, daß es unserer Gesellschaft möglich ist, jedem eine Grundsicherung zu gewährleisten, auch ohne daß er dafür abrbeiten oder Arbeit suchen muß.

Da eine Verteilung des Geldes mittels Banküberweisung oder anderen kontrollierten Verfahren als zu aufwendig erscheint, soll statt dessen der Betrag als Bargeld in einer "Kasse des Vertrauens" der Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden. Die 150000 Euro werden als ein Berg aus einzelnen Centstücken an einem gut zugänglichen Ort (z.B. Reichstagswiese) abgeleget, wo sich jeder seinen Anteil herunternehmen darf. Auf einer Tafel neben dem Geldberg wird der Hintergrund erklärt und darauf hingeweisen, dass es selbstverständlich jedem frei steht, auch Geld draufzulegen.«
Der Geldberg der Surfpoeten. [via]

Dass das nicht nur amüsanter rubbish ist, dass hinter den Ideen des Projekts durchaus eine soziale Bewegung steht, davon kann man sich spätestens in diesen Videos überzeugen, in denen sich mehrere Wissenschaftler, vornehmlich aus der Soziologie, positionieren, die sich schon seit längerem für ein Grundeinkommen engagieren.


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01. Sonne

02. Prüfung herausragend bestanden.

03. Ferienbeginn

04. Hüsker Dü: Something I Learned Today.

In dieser Kombination.


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Ich sitze in der Bibliothek in der Grünberger Straße. Ich komme her, um zu lernen. Ich mag das hier. Die Bibliothek in der Grünberger Straße scheint mir eine kleine Oase, eine Art Bibliothek-Ideal, wenn man Bibliothek als öffentlich-sozialen Raum betrachtet, in dem Unterhaltung, Fachliches, hohe wie triviale Literatur und Allgemeinwissen gleichermaßen bereit gehalten wird. Man kann beim Lernen aufstehen und durch die Bücher ringsum surfen. Manchmal kommen einem dabei frische Gedanken. Wenn mir gar nichts mehr einfällt, greife ich wahllos zu einem Buch und lese ebenso wahllos drei, vier Absätze.

Ich sitze da also und lese Christian Metz' Essay Foto, Fetisch, weil ich über ihn geprüft werden soll. Metz schreibt vom Augenblick, der einem im Moment der Fotografie gestohlen wird, ein Augenblick, der gestorben ist, weil das Leben ein Sterben auf Raten ist und die Fotografie dem Tode nahe steht. Er veranschaulicht dies anhand einer drastischen Formulierung aus Dubois' Überlegungen zur Fotografie, indem er diesen zitiert, dass die Person des Augenblicks gestorben sei, weil sie gesehen wurde.

Ich habe für solchen Pathos, der in der Kulturtheorie oft anzutreffen ist, nicht sonderlich viel übrig. Er verdeckt oft mehr als er erhellt. Auch die Psychoanalyse - Metzens Text ist voll davon - neigt oft zu solch archaischer Dramatik. Weil mich die Textstelle stört, weil ich darüber nachdenke und ins Grübeln gerate, lasse ich meinen Blick durch die Bibliothek schweifen.

Ein junger Mann fällt mir auf. Er greift geschwind, merkwürdig gezielt, zu einem Buch im Regal, und das, obwohl er noch nicht lange davor steht. Er stellt es im Regal auf, im Freiraum neben den aneinander geschmiegten Büchern. Die Lücke, die sich deshalb unter ihnen bildet, wird ratzfatz geschlossen, als der Mann die Bücher zusammenschiebt. Nächste Reihe, selbes Spiel. Seine Handfertigkeit dabei ist enorm; es hat beinahe etwas von Tom Cruise, der sich in Minority Report traumwandlerisch durch das optisch-holografische Interface eines Computers manövriert. Immer wieder streicht er über die Buchreihen, sorgt dafür, dass die Bücherkanten direkt auf der Regalkante stehen, dass es keine Einschübe gibt.

Kein Hauch von zwanghafter Manie in seinem Tun. Eine seltsame Zärtlichkeit liegt in allen Gesten. Manchmal scheint er nach ästhetischen Parametern abzuwägen, ob ein Buch wirklich offen aufgestellt wird oder in der Reihe bleibt. Er wiegt es dann kurz in der Hand, einige wandern zurück in die Lücke. Langsam, nicht behäbig, arbeitet er sich durch die Regale und Reihen. Seine Zärtlichkeit bleibt unergründlich: Er wirkt seltsam gelangweilt, uninteressiert. Aber auch nicht gezwungen. Und er sieht nicht aus wie ein Bibliothekar. Ich habe ihn hier noch nie gesehen (und ich bin oft hier). Vielleicht ist er ein Besucher, dem das Freude macht?

Ich versuche, nicht allzu auffällig hinzublicken. Ich denke an die Worte von Dubois: Würde ich ihn sehen, würde die Person sterben. Natürlich nicht der Mensch als solcher, aber die Person selbst würde, entdeckte sie, dass ich sie beobachte, aus sich selbst fallen und ganz anders zu Werke gehen. Vor allem, wenn sie das aus freien Stücken macht, dieses seltsam monotone "Bücherpflegen". Ich will nicht, dass er mich sieht, ich will ihm weiter zuschauen können, wie seine Hände die Regale und die Bücher pflegen.

Es gibt da etwas an Händen, die ihrem Werk nachgehen, das mich fasziniert. Hände, die wissen, was sie tun, die wissen, warum sie etwas tun, haben eine beruhigende Zärtlichkeit für sich. Ich erinnere mich an ein Portrait von Harun Farocki, das er über einen alten Silberschmied gedreht hat, der außerdem Bücher schreibt. Seine alten Hände klöppeln das Material, wir sehen das in Großaufnahme. Es liegt behagliche Weisheit in den Händen, und Liebe zum Material. Auch auf Tasten schreibende Hände können eine solche sinnliche Qualität erreichen. Wenn sie wie Spinnen über die Buchstaben gleiten. Ich könnte stundenlang zuschauen, wenn ein Maskenbildner einen Menschen schminkt. Man müsste Filme drehen, einen Film wenigstens, darin nur Hände, die ihr Werk verrichten.

Irgendwann ist der Mann aus meinem Blickfeld verschwunden, aber ich höre, wie er Bücher herauszieht, Buchreihen zusammenschiebt, Ordnung in die bibliothekarische Entropie bringt. Irgendwann ein Dialog, dass er hier zu Aushilfe arbeite. Schade, meine Geschichte, dass er einer ist, der die Bücher und die Regale mag und dass er nur ihretwegen hierherkommt, die hatte mir besser gefallen. Ich bin übrigens der, der die Comicregale pflegt.


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Donnerstag, 20. Juli 2006
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Verfolgt zu werden von einem Schmetterling und von Guns'n'Roses, beides tagelang.


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Mittwoch, 19. Juli 2006
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Sehr guter Artikel heute von Jörg Sundermeier in der Jungle World über TV-Kulturmagazine und warum diese so ungemein wenig sehenswert sind.

Nachtrag: Doch nicht von "heute", file under: GoogleAlert fooled me sideways, siehe Kommentare.


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