Mittwoch, 2. Mai 2007
Eigentlich, ja eigentlich hatte ich mir mal insgeheim geschworen, keine so genannten 'Stöckchen' mehr anzunehmen. Aber, ach, nachdem ich jetzt schon zweimal mit dem selben Ding angestöckt wurde - hier so, und da so -, will ich mal nicht so sein. Ist ja auch ein Filmstöckchen, und passt von daher gut ins Blog.

1. Ein Film, den Du mehr als zehnmal gesehen hast…

Sicherlich Star Wars, die alte Trilogie. Rocky 1 und Conan 1 wohl ebenso. Eben alles, was ich mit 6 Jahren auf Betamax hatte.

2. Ein Film, den du mehrfach im Kino gesehen hast…

2001 - A Space Odyssey und Dumm und Dümmer.

3. Nenne eine/n Schauspieler/in, wegen dem/r Du eher geneigt wärst, einen Film zu sehen…

Ich bin voll nich der Schauspieler-Filmfan. Aber Scarlett Johannson könnte vielleicht eine solche sein. Zumal, wenn es etwa vorab Gerüchte eine bestimmte Form von Szene betreffend gäbe. nudge nudge wink wink knowwhatimean knowwhatimean

4. Nenne eine/n Schauspieler/in, wegen dem/r Du weniger geneigt wärst, einen Film zu sehen…

Irgendwelche blöden Tussis. Irgendwelche blöden Kerle.

5. Ein Film aus dem Du regelmäßig zitierst…

Hmmm. Fällt mir keiner ein. Ich würde gerne häufig zitieren "Ich bin der Zorn Gottes. Wer sonst ist mit mir?" (o.ä.) aus Aguirre, aber da denk ich nie dran.

6. Ein Musical, von dem Du alle Texte der darin gesungenen Songs auswendig weißt…

Das wäre früher die Rocky Horror Picture Show gewesen, allerdings war letztens die erste Sichtung seit rund 10 Jahren in dieser Hinsicht recht ernüchternd.

7. Ein Film, bei dem Du mitgesungen hast…

"We're off to see the Wizard, the wonderful Wizard of Oz!"

8. Ein Film, den jeder gesehen haben sollte…

My Neighbor Totoro

9. Ein Film, den Du besitzt…

Blutige Seide von Mario Bava. Die deutsche Erstauflage im Schuber mit dem tollen Audiokommentar. Ein Schmuckstück. Ansonsten auf verschiedensten Medien wohl so rund 1800 weitere.

10. Nenne eine/n Schauspieler/in, die ihre Karriere nicht beim Film startete und die dich mit ihren/seinen schauspielerischen Leistungen positiv überrascht hat…

Jenny Elvers in Knallhart.

11. Hast Du schon einmal einen Film in einem Drive-In gesehen?

Nö. Nur in Freiluft-Kinen.

12. Schonmal in einem Kino geknutscht?

Ja.

13. Ein Film, den Du schon immer sehen wolltest, bisher aber nicht dazu gekommen bist…

Ach, soviele. Ich fang gar nicht erst an. Eine Lücke, auf die ich mittlerweile fast stolz bin, weil sie so eine Art running gag ist, ist die, dass ich Der Pate noch nicht gesehen habe. Andererseits interessiert der mich aber auch einfach mal so gut wie gar nicht. Grundsätzlich würde ich gerne mehr Ozu, mehr Bergmann und mehr Mizoguchi gesehen haben.

14. Hast Du schon jemals das Kino verlassen, weil der Film so schlecht war?

Ja.

15. Ein Film, der Dich zum Weinen gebracht hat…

Einige. Ich bin ja ein großer Freund des Weinens im Kino. Man lacht schließlich auch, wenn's lustig ist. Etwas honoriger ist dabei sicher Hero von Zhang Yimou, wohl eher unter "peinlich" müssen Ghost: Nachricht von Sam und Dumbo abgelegt werden.

16. Popcorn?

Faustschlag? Kino ist keine Snack Bar. Und wer seine Fressalien nicht spätestens bei den Trailern verzehrt hat, muss damit rechnen, von mir verprügelt zu werden.

17. Wie oft gehst Du ins Kino?

Seit ich studiere, leider nicht mehr rund 200 mal im Jahr, Festivals inklusive. Es ist schon sehr viel weniger als das geworden. Im Jahresschnitt dürfte ich wohl auf ~ 2 Film pro Woche kommen, Festivals, Retrospektiven u.ä. inklusive.

18. Welchen Film hast Du zuletzt im Kino gesehen?

Wirklich zuletzt: Wife! Be Like A Rose!, japanisches Drama von 1935.

Letzter aktueller Film: Pan's Labyrinth

19. Welches ist Dein Lieblingsgenre?

Western. Horror. Komödien. Thriller. Seltsame Pornos. Gute Kinderfilme, schöne Animationsfilme. Alte Musicals. Melodramen. Dokumentarfilm. Sind Autorenfilme ein eigenes Genre? Also eigentlich so ziemlich alle. Aber Western und Horror haben die Nase eine klitzekleine Spur weit vorne. Wäre "alter, kunterbunter Technicolor-Film in hervorragender Kopie" ein Genre, das wär's!

20. Was war Dein erster Film, den Du im Kino gesehen hast?

Hier streiten sich die Gelehrten. Zur Wahl stehen Das letzte Einhorn und Disneys Schneewittchen. Einer von beiden war's!

21. Welchen Film hättest Du lieber niemals gesehen?

Bandits - mieser geht's echt nicht, Film gewordenes Brechmittel.

22. Was war der merkwürdigste Film, den Du mochtest?

Dünyayi Kurtaran Adam vermutlich. Überhaupt ist das türkische Genrekino immer wieder für ein großes Hallo gut. Auch nicht schlecht: Der eine philippinische Horrorfilm aus den 60ern, auf dessen Name ich gerade nicht komme.

23. Was war der beängstigendste Film, den Du je gesehen hast?

"We accept her one of us, we accept her one of us!"

Der andere ist in Deutschland verboten und hat mit Texas zu tun.

24. Was war der lustigste Film, denn Du je gesehen hast?

Eins, zwei, drei von Billy Wilder, das ist wirklich der lustigste Film aller Zeiten, dicht gefolgt vom Goldrausch von Chaplin, den ich im Kino gesehen habe, was an der Freude am Film einen ganz entscheidenden Anteil hatte. Dumm und dümmer erhält die Bronze-Medaille. Eine lobende Erwähnung erhält U.H.F..

Das Stöckchen wird weitergereicht an Jürgen, m.arschflugkörper und Dr. Nachstrom!

Nachtrag:
Nur mal so ganz by the way: Die aus grammatikalischer Sicht teils äußerst bedenklich abgefassten Fragen habe ich aus Faulheitsgründen einfach per copy & paste so übernommen. Aber mal ganz ehrlich: "Was war der beängstigendste Film, den Du je gesehen hast?" geht eigentlich gar nicht, Leute. Das müsste doch eher heißen: "Welcher Film war der beängstigendste, den du je gesehen hast?" - oder?


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Montag, 30. April 2007
Thema: videodrome

Das Online-Kunstarchiv ubu.com erhält erfreulichen Zuwachs: Seit neuestem sind dort drei Animationsfilme von Tadanori Yokoo zu sehen, die nichts mit üblichen japanischen Animes, aber, unter anderem, sehr viel zum Beispiel mit der Pop Art eines Roy Liechtenstein zu tun haben.

Aus der englischsprachigen Wikipedia:

Tadanori Yokoo, (pronouced "yoko-oh") born in Hyogo Prefecture, Japan, in 1936, is one of Japan's most successful and internationally recognized graphic designers and artists. He began his career as a stage designer for avant garde theatre in Tokyo. His early work shows the influence of the New York based Push Pin Studio (Milton Glaser and Seymour Chwast in particular) but Yokoo himself cites filmmaker Akira Kurosawa and writer Yukio Mishima as two of his most formative influences. In the late 1960s he became interested in mysticism and psychedelia, deepened by travels in India. Because his work was so attuned to 60's pop culture he has often been (unfairly) described as the "Japanese Andy Warhol" or likened to psychedelic poster artist Peter Max, but Yokoo's complex and multi-layered imagery is intensly autobiographical and entirely original. By the late 60s he had already achieved international recognition for his work and was included in the 1968 "Word & Image" exhibition at the Museum of Modern Art in New York, four years later MoMA mounted a solo exhibition of his graphic work. In 1981 he unexpectedly "retired" from commercial work and took up painting. His career as a fine artist continues to this day with numerous exhibitions of his paintings every year, but alongside this he remains fully engaged and prolific as a graphic designer.

Hier geht's zu den Filmen.



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Ein hervorragender Radioessay - genauer: ein flammendes Plädoyer für die Freiheit nicht bloß von Forschung und Lehre, sondern vor allem auch des Studiums - steht seit kurzem im ohnehin sehr hörenswerten Podcast der Hochschul-Sendereihe Aula des SWR bereit. Der Autor, ein Berliner Student der Rechtswissenschaften und Philosophie, bringt darin präzis die Problematik von Bachelorisierung zumal der Geisteswissenschaften und der zunehmenden Verkopplung von Wissenschaft und Arbeitswelt auf den Punkt. Seine daraus folgenden Plädoyers sind allesamt unterschreibenswert (wenngleich ich seine Beobachtungen des Studienalltags, zumal was Dozenten- und Drillverhalten betrifft, kaum nachvollziehen kann, da meine Erfahrungen schlicht andere sind, gottlob). Sehr gut gefällt mir überdies die strikte Kaprizierung auf die Perspektive der Studierenden; die ansonsten so unerhört übliche Abwägerei nach vorgeblich "objektiven" Gesichtspunkten meint doch in der Regel nichts anderes als den Schulterschluss mit den Trägern rein wirtschaftlicher Begehrlichkeiten.
Die verwaltete Bildung

Der Podcast kann mittels dieses Feeds abonniert werden.



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Samstag, 28. April 2007
Der zweite Trailer zu Ratatouille, dem neuen Film der Pixar Studios, in dem es um eine kulinarisch gesinnte Ratte in kunstvoll animierten Pariser Nobelküchen geht, ist online - und macht Freunden des Rattenwesens natürlich sehr viel Freude.


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Thema: videodrome

[direkt]

Eine schön düster-schaurige Animations-Adaption aus dem Jahr 1953 von Edgar Allan Poes Story Das verräterische Herz (hier im Volltext). Der Erzähler, James Mason, erinnert hie und da sogar ein wenig an Vincent Prices Rezitationskunst.

[via]



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Freitag, 27. April 2007
Ein seinerzeit hochkarätig besetzter Abenteuer-, genauer: Survival-Film recht klassischen Zuschnitts, dem die versierte Hand seines Regisseurs in jedem Moment anzusehen ist. Man kann eine solche, am Handwerk orientierte Geste der Souveränität durchaus mögen, bedient sie doch das, von dem "Genre" grundsätzlich lebt - ein unausgesprochenes Abkommen zwischen Produktion und Zuschauer -, im vollen Maße. Der Flug des Phoenix ist sicher kein Meisterwerk des Kino-Existenzialismus, der sich mit Menschen, besser: Männern, in Extremsituationen befasst (Beispiele etwa: Clouzots Lohn der Angst oder Der Schatz der Sierra Madre von Houston). Aldrichs Geschichte ist zwar in ein jedem topografischem Fixum enthobenen, buchstäblichen Nirgendwo abseits von Allem situiert; doch bleibt sein Film eben story da, wo andere Filme nach der conditio humana Ausschau halten.

Ein Fracht-Flugzeug mit wenigen Passagieren stürzt in der Wüste ab. Die Vorräte reichen kaum zum Patroullieren oder ähnlichen Projekten. Versuche dahingehend schlagen fehl. Was bleibt, ist Sonne und wenig Zeit und also die Hoffnung, in dieser Zeit von möglichen Suchtrupps gefunden zu werden. Allein, der deutsche Konstrukteur an Bord - von Hardy Krüger mit wenig Ironie gespielt - schlägt einen wahnwitzigen Trümmerbau vor, der die Überwindung der Natur ermöglichen könnte...

Gerade die Zeichnung dieser deutschen Figur ist es, die dem Film einen seltsam humoristischen Aspekt verleiht. Krüger spielt mit teutonischem Ernst eine teutsche Figur zwischen Kraftwerk-Überaffirmation und klischierter Understatement-Ironie, die vermutlich Krüger selbst als allerletzter bemerkt hatte. Jeder Satz birgt eine Anspielung, jede Geste lässt deutsche Bilder widerhallen - manches ist erschreckend und bezeichnend zugleich. Vielleicht mehr als in diversen Hitlereien der letzten Jahre lässt sich hier jedoch über eine seltsame Verschrobenheit auflachen, die einiges sehr Wahre erkennen lässt. Auf zweiter Ebene bleibt aber der Einsatz dieser Figur interessant: Was sagt uns das US-Abenteuerkino - '65 sicher schon etwas ins Alter gekommen -, wenn es weit abseits in der Wüste gelegen eine Versöhnung teutschen Ingenieursgeist mit us-amerikanischem Pioniergeist förmlich installiert?

Und schließlich ist Krüger - in einem von Stars förmlich durchzogenen Ensemble - damit auch der eigentliche, wenngleich undankbare Star des Films. James Stewarts Performance eines von Selbstvorwürfen zerfressenen Haudegens lässt sich zwar vor dem filmhistorischen Hintergrund der klassischen Hollywood-Heldenfigur der eine oder andere Aspekt abgewinnen, für sich genommen könnte sie den Film indes kaum tragen. Auch Ernest Borgnine, der oft genug - und so auch hier - als geistig eher etwas eingeschränkte Figur zu sehen ist, bleibt nur als Träger einer Tragödie am Rande in Erinnerung.

imdb


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Thema: DVDs

Das b-ware!Netzwerk - dazu gehört nicht nur das b-ware!Ladenkino, sondern u.a. eben auch die Filmkunst-Videothek, in der ich mir das eine oder andere Brötchen verdiene - startet am 01.Juni nach langer Vorbereitungsphase das DVD-Label Cinema Surreal. Als erstes steht die Veröffentlichung des tollen, sowohl schwarzweißen, als auch -humorigen Rollstuhl-Roadmovies Aaltra an, den ich ganz ehrlich schon damals im Kino toll fand, als ich noch gar nichts vom b-Ware!Netzwerk wusste (geschweige denn dass ich da irgendwie mit drin gewesen wäre). Auch im Feuilleton wurde viel gelacht. Einen Trailer gibt's in der Tube:

Im Spätherbst kommt schließlich Guy Maddins The Saddest Music in the World auf silberner Scheibe, der ja nun wirklich ein kleiner Prachtfilm ist - man lese nur mal diese Jubelreviews. Auf der Website der New Yorker Village Voice gibt's im übrigen ein mehrteiliges Dreh-Tagebuch von Meister Maddin: 1, 2, 3, 4, 5 - und wenn wir schon bei der V.V. sind, sollte natürlich auch Kritikerlegende Hobermans Begeisterung nicht unerwähnt bleiben.

Weitere Perlen sind in Vorbereitung und natürlich halten "wir" auch weiterhin Ausschau nach hübschen, kleinen Filmen zum Liebhaben. Auch eigene Hinweise sind natürlich gerne erwünscht, dasselbe gilt für fröhliches Weitersagen in Blogs, Foren, Online- und Printmagazinen usw.

Alles weitere auf cinemasurreal.com.

[und nur zur Sicherheit, damit's auch wirklich keine Missverständnisse gibt: "Cinema Surreal" ist nicht "mein" Label, ich bin da auch nicht "weisungsbefugt" und schon gar nicht Kontaktperson. Ich bin lediglich gelegentlicher freier Berater und ab und an auch mal Textverfasser. Also bitte keine an mich gerichtete Konversationsversuche das Label betreffend, danke]



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Mittwoch, 25. April 2007
Thema: Kinokultur
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Was in W-LAN-ausgerüsteten filmwissenschaftlichen Instituten notebook-bewehrten Studierenden die Zeit zwischen zwei Veranstaltungen voller Eifer überbrücken lässt, kann auch für die Allgemeinheit so ununterhaltsam wohl nicht sein. Daher der Hinweis auf dieses höchst unterhaltsame Bilderrätsel. Dem Brueghels Bildern nachempfundenen Panorama sind 50 codierte Filmtitel aus den dunkleren Seitenarmen der Filmgeschichte zu entnehmen. Englischkenntnisse und solche um Originaltitel sind vonnöten, und ein bisschen Querdenken zum Naheliegendsten.


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Thema: Kinokultur
Ein hervorragender Essay von Ulrich Köhler, der einiges, auch einiges zuletzt sehr gärende, mit Präzision auf den Punkt bringt. Eat this, Kosslick!


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Montag, 16. April 2007
Thema: Kinokultur
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Vielleicht bin ich pedantisch, zugegeben. Aber den Text hier über die als solche, laut Arsenal-Scheffin und Moderatorin Birgit Kohler, zwar nicht intendierte, dann aber doch gewordene Podiumsdiskussion "Schreiben über Film", zu der vergangenen Samstag das Kino Arsenal lud und bei der ich auch publikumsseits zugegen war, nun ja, diesen Text also, äh, ich find' ihn ungelungen.

Das fängt ja schon gut an, wenn Michael Baute als Hausmeister von "newfilmcritic" bezeichnet wird. Groß und breit wird da diskutiert, dass der Titel des spontan gegründeten Weblogs - und es heißt numal new filmkritik und nicht irgendwie so anders - sich durchaus namentlich an die alte Tante der deutschen Filmkritik, nämlich die Filmkritik, der Gott der Filmkritik hab' sie selig, anschmiegt. Und dass das doch auch, so Baute einmal, ein bisschen eine Last manchmal ist, weil, kann man ja nicht einfach so sagen, wir sind das jetzt, die neue Filmkritik. Wurscht, im Artikel heißt's dann "newfilmcritic", weil man wohl nicht zu- oder hin-, sondern halt weggehört hat oder eben einfach keine Ahnung. Wenigstens mal in die Ankündigung hätte man dann wenigstens schauen können, da steht's doch richtig drin, ma' echt jetz. Ich find', das macht man so, könnt' ich mich aufregen, aber Wurscht.

Kommt nämlich noch schlimmer. Da wird eine Vorstellungsrunde als "für das Publikum wichtig" bezeichnet, die irgendwann [vor allem, sorry kolik.film, aber: vor allem im ersten Beitrag] ziemlich nervenzermürbend langweilig war, weil zumindest ich jetzt nicht unbedingt interessiert dran bin, lange zu erfahren, wie und ob und wieso nicht Autoren bei einer Printpublikation nun große oder kleine Beiträge zur Entlohnung erhalten. Von da springt der Text dann munter zu einem Einwurf, der ganz [gaaaanz] am Ende kam, der allerdings auch so gar nicht seiner textuellen Wiedergabe im Feuilleton entspricht: Gesagt wurde, wenn ich das richtig gesehen habe: aus der Riege der eben alten Filmkritik , dass auf dem Podium das Wort Politik nie gefallen sei. Im Diskussionsbericht nun steht drin: Die Magazine lassen, laut Vorwurf, die Politik außen vor. Hä? Wie? Was? Kaffee auf Notizblock gesaut? Was solln das? Und warum wird das mit der Frage nach der DVD - kam als Frage vor dem "Vorwurf" und hatte auch so rein gar nüscht mit Poltik zu tun - gekoppelt, als hätte da wer seine DVD-Vorspulereien mit Politischheit verwechselt? Dabei hat doch grad der Knörer sehr eloquent geantwortet auf den Einwurf: Ästhetische Einstellung gleich ethische Einstellung und halt wenigstens so implizit bollitisch deshalb und da geht's dann halt auch drum, in der Kritik, beim Schreiben, dass man da hinschaut, festhält und so, halt drüber schreiben, was die da machen. Und dass der Kosslick, nee also echt, wenn der kommt mit politisch, dann is Feierabend. Fand ich 'ne okaye, ziemlich gute Antwort, aber is offenbar egal, DVD klingt gut, vorspulen, zurückspulen, bastelkram halt, webzweinull, so machmer des, kiwitt-kiwitt.

Richtig keck kurios wird's dann kurz darauf. Da versagt alles. Man könne ja wohl nicht nur im Elfenbeinturm des eigenen Wohlgeschmacks vor sich hin hausen und brausen. Da würde man ja gar nicht mehr eingreifen, in Debatten und Diskurse, was eben gerade so los is'. Gerade zuletzt habe man's doch wieder gesehen, "Der Untertan" (!) als der in Kino kam, wo Nationalsozialismus usw. hassenichgesehen, dann noch Geschichtsbild und der böse Onkel Hitler, um den es ja wohl geht, denn gerade ein Film wie "Der Untertan", wo ganz doll böse, da muss man intervernieren. Schreibt die Autorin so in einer Tour, als wäre das alles da so gesagt worden.

Kapiernse nich? Ich auch nich. Weil: Hä, "Der Untertan"? Meint wohl "Der Untergang", geh ich mal schwer von aus. Und auch um den war's ja gar nicht gegangen. In echt war's gegangen - und zwar die ganze Zeit - um "Das Leben der Anderen". Also sowas von völlig andere Baustelle, ist schließlich ein Stasi-Film. Kein Hitler, kein Nationalsozialismus. Von den beiden hat auch keiner was gesagt, da. Nur halt: Warum "Das Leben der Anderen", ja, mein Gott, da hätte man was schreiben können, aber eben auch nicht, ja sicher, er interessierte halt aber auch nicht so richtig (was ja auch gut so ist). Und darum entbrannte sich das eben so ein bisschen, aber eben auch nur ein bisschen, mit Eingreifen und Debatten und ob Hausmeister Baute, der ja wirklich am Tag zuvor, wie er mir im Aufzug noch sagte, eine Wand gestrichen hatte, nun dafür verantwortlich ist, dass belehrend über den schlechten deutschen Film gesprochen, halt falsch: geschrieben wird. Aber: "Der Untertan" und Nazi - falscher Film und dann sowieso schon falsches Thema. Alles, was in dem Text berichtet wird, was in der Veranstaltung zum Thema Nationalsozialismus und Hitler gesagt wurde, war da halt echt einfach mal noch nicht einmal als Ahnung präsent, halt so gar nich.

Also, ich versteh das nich. Journalisten sollen doch Notizen machen. Und wenigstens genau zuhören. Also ich weiß noch so bisschen, was da gesagt wurde, und von wem. Ohne Notizen. Und ich krieg' noch nicht mal Geld dafür. Und dann schreibt die dann auch noch drüber über den Text "Richtiges sehen und Wichtiges schreiben". Hat sie für sich selbst aber nicht als gültig erklärt, sag ich mal. "Nich so richtig zuhören und halt dann rumrhabarbern" fänd' ich als Überschrift besser. Is doch wahr.


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Donnerstag, 12. April 2007
Der Kultur- und Medienwissenschaftler Michael Wetzel (private / universitäre Website) von der Universität Bonn stellt seine diessemestrige Vorlesung "Dekonstruktivistische Kultur- und Medientheorie" komplett als Podcast bereit. Die erste Folge kann man sich hier oder im folgenden anhören:
Vorlesung 11.04.2007

Lässt sich gut an, Wetzels klarer Vortragsstil gefällt mir obendrein. Mit diesem Feed lässt sich der Podcast abonnieren.

Als kleines Experiment werde ich versuchen, die auf diese Weise 'besuchte' Lehrveranstaltung für mein Studium anerkennen zu lassen (ich will es nicht beschreien, aber: ich bin zuversichtlich). Schön wäre es, wenn noch viele, viele weitere Lehrveranstaltungen auf diese Weise ihre ärgerlichen raum-zeitlichen Limits verlieren würden.

[via]



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Sonntag, 8. April 2007
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This is my contribution to the Trashy movie Celebration Blog-A-Thon.

Since this is an English Blog-A-Thon I'll try to write this review in English. However, since English isn't my native language and I am out of school for quite a while now, I want to apologize right in the beginning for all mistakes concerning grammar, spelling and what not that might be out there. Please feel free to correct me, if I am talking total rubbish here or there...

Since this Blog-A-Thon is not about trashy movies in the sense of „so bad they're good“ (which is, in my opinion, a quite dull way of looking at movies) but about movies that are generally considered „bad“, but nevertheless do have their qualities, I decided to write about one of my favorite „bad movie“ to ever come out of my homeland, (West-)Germany. Blutiger Freitag is an Italian-German co-production, but it was shot in Germany with mainly German cast and crew. When in the States, you might find a copy of this underrated gem of German exploitation by looking out for „Violent offender“ which is its international title.

Let me start with one single note: Blutiger Freitag is, first of all, a movie that-rocks - period! Oh boy, does it rock! Now, that I made this clear, I will leave aicn-mode and try to establish some context, 'cause Blutiger Freitag is a movie that gets only better if you know its historical context.

When Quentin Tarantino introduced his Kill Bill to the German audience, press quoted him leaving the press conference: „Alfred Vohrer rocks!“ - Alfred Vohrer is one of the most notorious directors of the infamous Edgar Wallace franchise by Rialto which might be considered the closest thing to b-movie or trash movie culture in West-Germany back in the heydays. When it comes to genre, West-Germany didn't all so well – there was a whole lot of Heimatfilme (which are, basically, movies about dumb assholes) or, even worse, Musikfilme (which you really – really – shouldn't look out for). Then, of course, were the Reportfilme - basically soft porn in some weird report disguise – which were, strange enough, super-hyper-blockbusters in the early 70s. People were standing for hours in front of cinemas to see some strange (and pretty frigide) soft porn and no us-american prestige movie was able to kick those porn flicks from the box office throne. And there was the Kraut Western which really can't be compared to their Spaghetti pendants – can't get much redeeming value out of some Winnetou flick. When it comes to horror or straight action thrillers (in the vein of the Italien poliziotti, f.e.), you really can't get much out of Germany, however. Sure, there were the Wallace krimis and Alfred Vohrer – you remember him from some lines above, do you? - put out one or two each year. However, when compared to classic exploitation craziness, the Wallace movies were quite tame, for sure with a spooky touch and some wit to it and with some nostalgic value when you grew up on them via German television (as I did), but the nice German term altbacken (meaning something like „like bread from yesterday“) fits them quite well. So, coming back to exploitation guru Tarantino, when he made his gesture of appreciation to the German exploitation flick, he also made a testimony that he obviously didn't see the apotheosis of German exploitation.

Which is, basically, Blutiger Freitag. Rolf Olsen is its director's name – and if Tarantino knew this hilarious flick, it would have been his name in the above mentioned quote. Not that Olsen is anyting close to an auteur. He was just an old guy doing what had to be done. So he did some Kraut Western, some Horror, even some strange Mondo movie. And Blutiger Freitag.

Blutiger Freitag is a wild ride. It begins with a a scene at Munich court house. Two cops are on their way to the judge to bring him some pretty wild looking dude - played by Raimund Harmstorf, who you might know when you know your Italien soldier flicks. However, we see there are some other dudes round there, behaving strange. When Harmstorf says he has to use the bathroom (his words are, for sure, no that discrete), it turns out he's trying to flee and the other guys were preparing the whole thing. After some chaos in the court house and some seriously damaged cop faces later, we get to know that Harmstorf is planning a great bank robbery with both guys who managed his escape. One of the guys, Luigi, an Italian gastarbeiter (a worker from a foreign country), brings his girl friend into the whole thing which leads to some serious trouble when her brother – who just left the army illegaly – happens to get to know what the four people are planning. However, you need to know that Harmstorf really is a bad-ass: He is an absolute asshole when it comes to terms, and he for sure doesn't try to hide this aspect of his persona. One might even wonder, why all the guys are trying to work with that guy, but as you know, you never know...

However, one day the robbery takes place. They take hostages. Media arrives at the crime scene. And Harmstorf drinks a lot of booze, terrorizing the hostages and his fellows just as he pleases. It turns out one of the hostages is the daughter of one the local Bonzen („rich upper class“), so Harmstorf tries to get one extra million out of it. However, the deserting brother somehow falls in love with the bourgeoise lady – ot at least feels way too much compassion for her – so he somehow subverts the whole plan. Of course, Harmstorf ain't amused. Tension's getting stronger among the robbers. And Harmstorf continues drinking booze.

Later in the evening, they manage to escape after one cop got killed. However, the situation escalates out in the woods where the robbers try to hide in a shag. Luigi got shot on the way and Harmstorf, now completely drunk, raped one of the hostages. It seems he's on his way to kill everyone, but the cops come in first. Now it's everybody on his own. The shooting starts and we learn that this movie isn't titled Blutiger Freitag (bloody Friday) for nothing ...

Not only being awesomely entertaining – one of the great things being Harmstorf the asshole you love to hate, always dropping a catchy line or two -, Blutiger Freitag also is a great example for dynamic and most efficient film making. No scene which isn't dynamized by camera position or movement. Olsen even experiments with handheld camera which adds a terrific drive to all the action scenes (there are a lot). And then there is a certain sense of „there's nothing we won't do“: When Harmstorf threatens one of the female hostages to rape her, the camera goes all the way to his crotch to show his male dominance in close-up: We learn to know that Harmstorf must have elephant testicles and a monster cock – or he always has some extra socks with him. Then there's the actual rape scene – which is experimental film making in the most classic sense of the word: Leave diegetic film world and experiment with different layers and motivs (we see dead meat, the whole screen turns ghoulishly red) and points of view. Quite surrealistic moment, if you ask me.

So, Blutiger Freitag goes all the ways only exploitation movies were able to go. But has it also the classic weakness of most exploitation movies – the dragging story? No. Blutiger Freitag is a great example of telling your story fast, to the point and without any holes of length in it (holes of logic? Well....). People are established fast and have their functions within the narrative, goals are being notified and people try to reach them. Conflicts show up and lead to turmoil the quick way. When Jess Franco is the master of lengthening any movie so hard it actually hurts, Rolf Olsen must be considered his opponent: He doesn't lose any time and there are no unnecessary inserts in his movie to gain length. Blutiger Freitag is bad ass film making at its best.

But what really puts this movie on top of Euro exploitation is its overall sense of zeitgeist and socio-political and socio-cultural issues. When Blutiger Freitag was shot (in 1972), Germany had to deal with a lot of similar cases: It was the time when the student protest led to terrorist militance and the early RAF guys (RAF = Red Army Fraction, a communist revolutionary organisation) were financing their fight with bank robberies all over the country which, back then, were quite easy, since surveillance technology wasn't established well and especially rural police wasn't prepared for such ferocious attacks. So, Blutiger Freitag deals with quite a hot topic: People were afraid and there was a lot of talk going on. Also, among young people notions of revolution and breaking-out were quite common: Luigi and his girl friend, for example, don't talk like your average marxist student – however they have it up to here working shit jobs (both are shown in their job environments for quite a time) for shit money for rich bosses getting richer every day. And Harmstorf himself is always good for some punch lines against „capitalist pigs“. However, he doesn't struggle in the name of some class against the other. He's only in it for the money and the less he needs to share the better.

Also note a great sequence, when people outside the bank are asked by some journalist dude who seems to work for radio or television. He asks people what they think of crimes like this. In this scene you get a great idea of what was going on in Germany in those days: You have your average narrow-minded alt-nazis who can't think of anything but „Die gehörn ins Gas“ („Put them in the gas chamber!“) and you have some beard wearing hippie kinda guys claiming, „they“ only take back what some capitalist took of them. This sequence is quite long and there are a lot of statements like these. The camera simulates some tv kinda looking aesthetic and the people have some authentic feelto them. You get a great idea of how tight this cheap movie was to every day discourse among the German population back then.

Blutiger Freitag really is a movie of its own. You won't find quite similar movies coming out of Germany in those days. It's a great example for potential of exploitation movies and overall one of the best genre movies coming out of Germany in the early 70s. When German cinema split up into soft porn on the one hand and quite sollipsistic auteur cinema on the other - Blutiger Freitag went some third way and managed to do a movie which is absolutely tight to current affairs – and is entertaining just as well. It's one bastard of a movie – and when you have the chance to watch it: Take it!

Pics were mainly taken from this great review of Blutiger Freitag. Thanks!

imdb



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Samstag, 7. April 2007
The Bleeding Tree hat für dieses Wochenende den Trashy Movie Celebration Blog-A-Thon ausgerufen (ein ausführlicheres "zum Geleit" hier). Alle sind dazu eingeladen, an diesem Wochenende ein trash movie zu sehen, im Anschluss darüber zu schreiben und dem Blog-A-Thon den Link mitzuteilen.

Mal schauen, welche meiner jüngsten Anschaffungen aus diesem Gebiet ich mir heute nacht zu Gemüte führen werde. Zur Auswahl stehen (und per Kommentar darf gerne abgestimmt werden):
  • Mo - The Boxer's Omen (Horror-Boxer-Trash aus HK, frühe 80er)
  • Himmel og Helvete (Anti-Drogenfilm aus Norwegen)
  • Schamlos (Rotlicht-Gangster-Flick aus Österreich)
  • carte blanche: ein Coffin-Joe-Film
  • oder
  • der gute, alte Blutiger Freitag
  • Now you tell me.



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    Wenn ein Regisseur derzeit dazu in der Lage ist, das reichlich totgefahrene Halloween-Franchise ästhetisch und inhaltlich zu beleben, dann ist dies mit ziemlicher Sicherheit Rob Zombie, der sich mit seinen hervorragenden Filmen House of 1000 Corpses und The Devil's Rejects abseits aller Modeerscheinungen als neuer Meister und auteur des Terrorkinos nach klassischem Vorbild etabliert hat.

    Umso freudiger darf man als connaisseur des Horrorkinos seiner Halloween-Version - offenbar keine Fortsetzung, sondern ein Remake des ersten Teils - entgegen sehen. Zumal, da der erste Teaser-Trailer hier allen Erwartungen vollkommen zu entsprechen weiß. Deutscher Kinostart: Oktober dieses Jahres (aber ich mutmaße mal - allerdings ohne konkreten Anlass -, dass die Leute vom Fantasy Filmfest doch gewiss an dieser Sache dran hängen...).



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    Fast noch mehr als auf Inland Empire (den ich wahrscheinlich Sonntag in einer Woche zu Gesicht bekomme) freue ich mich derzeit auf Lynch, eine Dokumentation über den Regisseur, die während der Dreharbeiten zu Lynchs neuem Opus Magnum geschossen wurde. Über 700 Stunden footage sollen zusammen gekommen sein, die derzeit geschnitten werden.

    Der Trailer verspricht einiges, finde ich, und das Blog der Filmemacher ist hübsch skurril.

    [via]



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    Donnerstag, 5. April 2007

    Das Kino Central in Berlins Mitte zeigt ab heute Werner Herzogs frischen, in Deutschland im Kino meines Wissens bislang nicht zu sehen gewesenen Dokumentarfilm Grizzly Man, den ich allen sehr empfehlen möchte. In den USA, wo Herzog derzeit ohnehin sensationell hoch im Kurs steht, erntete der Film raving reviews all over the place - sehr zu recht, wie ich, als allerdings überzeugter Bewunderer von Herzogs Filmen, finde. Mehr Informationen hier auf der Website des, nebenbei bemerkt, sehr schönen Kinos.

    Sein neuester Film, Rescue Dawn, eine fiktionalisierte Aufarbeitung des Stoffes seiner Dokumentation Little Dieter needs to fly mit Christian Bale in der Hauptrolle, hängt hingegen derzeit aus unglücklichen Gründen in der Schwebe. Hollywood Elsewhere hat aufschlussreiche Hintergrundinformationen.

    Sehr aufhorchen ließ mich auch die jüngste Neuigkeit, dass Herzog wohl den Stoff von Der Käse und die Würmer verfilmen möchte. Hierbei handelt es sich um einen höchst spannenden, und eigentlich sogar Herzog-typischen Stoff: Das gleichnamige Buch des Kulturhistorikers Carlo Ginzberg befasst sich mit der Geschichte eines Müllers um 1600, der vor der Inquisition sein Weltbild verteidigt: Die Elemente vermengten und verdickten sich auf die selbe Weise wie Milch zum Käse wird, und darin sammelten sich Würmer und die waren dann die Engel. Ein aufschlussreiches Buch über die Geistes- und Gedankenwelt derjenigen, die auch im noch frischen Buchzeitalter an sich keine Repräsentation erfuhren. Die motivische Nähe vor allem zu den Herzogfilmen mit Bruno S. - Stroszek und Kaspar Hauser - Jeder für sich und Gott gegen alle - ist meines Erachtens unverkennbar, entsprechend gespannt bin ich auf die Umsetzung. Und nicht zuletzt bestätigt sich einmal mehr meine Ansicht, dass Herzog eigentlich Kulturwissenschaftler, wenngleich mit proto-surrealistischer Methodik, ist.

    Auf der offiziellen Website kann man sich das Skript als pdf herunterladen.



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    Thema: radio
    Aus dem Reportage-Podcast vom Deutschlandradio. Eine Reportage über
    Filmretter



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    Mittwoch, 4. April 2007
    Flüchtig und schnell gegessen wie eine Praline. Oder ein kleines Stückchen Tortenrest mit Sahne drauf. Sahne aus gekippter Milch jedoch.

    Marie Antoinette ist ein Film, der zu "Falsch!"-Rufen nicht aufruft, sie einem aber doch abnötigt. Warum dies, hat sehr schön Ekkehard hier geschrieben.

    Meine Reflexe beim Schauen hingegen waren weniger artikuliert, weniger analytisch. Was sollte mich, ehrlich, eine solche dumme Nuss angehen, Aristokratin, Monarchistin obendrein? Der Jammer der bürgerlichen Gesellschaft ist ja doch, dass sie immer wieder aufs Neue mit Wehmut auf das eigenhändig Abgeschaffte zurückblickt und Liebreiz und Schönheit dort entdeckt, wo vielmehr vom Hunger der Bevölkerung, von der brutalen Menschenverachtung jeder Monarchie zu sprechen wäre. Doch jedes Städtchen, das etwas auf sich hält, hält etwas auf seine Kaiser-Wilhelm-Straße, auf die ganzen verklärten Artefakte von Herrschenden, die der Freiheit ihrer heutigen versonnenen Verehrer mit Flamme und Schwert entgegen treten würden, wenn sie könnten.

    Oder kurz: Beim Sturm auf Versailles summte ich die französische Nationalhymne. Bringt mir den Kopf von Marie Antoinette! Um dieses Bild hingegen wird man im Zuckerland betrogen. Wie um jedes Bild all dessen, was hinter jedem Schnörkel der Ausstattung steckt, wem der seinerzeitige Pomp mit welchen Mitteln abgepresst wurde. Gegen eine Musealisierung von Versailles und seiner Pracht ist nichts zu sagen: Schon alleine, weil darin Menschenhandwerk steckt; Marie Antoinette hingegen interessiert sich nicht hierfür, sondern - und dies denn auch mit der Haltung des Bekuckens nur - für die historischen Bewohner, denen Versailles Goldener Käfig ist.

    Das Bedauerliche aber ist schlussendlich, dass hinter solcher, leicht ins Dümmliche spielender Perspektivblindheit der bislang reifste Film seiner Regisseurin steckt. Marie Antoinette ist unbestritten konzentriert gefilmt, mit richtigem Takt und Gespür für die Länge einer Einstellung und Montage. Dass der poppige New-Wave- und Post-Punk-Soundtrack zuweilen proto-diegetischen Charakter entwickelt - auf der ausgelassenen Maskenparty - ist ein kleiner Kunststreich, der mit dem kaum Bemerkbaren spielt. Jede Sekunde des Films ist so, nicht anders intendiert. Nur ist das Projekt, dem mit solch sorgfältiger Reflexion der Formmittel begegnet wird, ein von innen heraus madiges. Man sieht's nur nicht. Vielleicht geht's ja auch einfach darum: Ich seh' was nicht, was Du nicht siehst. Marie Antoinette sieht die Weite des Landes und sieht das Land nicht, wir sehen die Revolution und sehen die Revolutionäre nicht, Marie Antoinette sieht die Natur und sieht die Natur nicht und alle sehen Kirsten Dunst nackt, nur wir nicht - ein Beschiss von einem Film.

    imdb


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    Thema: Hinweise
    Frisch auf GreenCine: Ein ausführlicher Artikel über Maestro Mario Bava, Wegbereiter des italienischen Genrekinos. Im angegliederten Weblog verweist David Hudson noch auf weitere, aktuelle Bava-Links in der Movie-Blogosphäre.

    Dazu passt die tolle Neuigkeit, dass Kinowelt Ende April endlich Vampire gegen Herakles und damit Bavas ersten Farbfilm auf den Markt bringt, der selbst noch für Bava-Verhältnisse in seinen Farben nur so schwelgt und überhaupt ein wundervolles (und wundervoll schräges) Beispiel für Mario Bavas Filmschaffen ist. Ein Film, so liebevoll wie Pappmaché-Puppen (und eine spielt schließlich sogar einen finsteren Steinunhold, den man gesehen haben muss, hach).


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    Dienstag, 3. April 2007
    » ...
    Die Welt ist ein schlechter Ort. Warum muss ausgerechnet das ein Aprilscherz sein?


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    Sonntag, 1. April 2007
    Thema: good news
    ;-)

    Lange Zeit war "klassisches Kino aus Japan" in hiesigen Regionen vor allem auf Akira Kurosawa abonniert. Die Filme anderer, wegweisender auteurs wie Yasujiro Ozu und Kenji Mizoguchi konnten in Deutschland nur im Rahmen von Kino-Retrospektiven und Festivals gesehen werden, an DVDs war bislang nicht zu denken.

    Höchst erfreulich ist vor diesem Hintergrund die Pressemitteilung eines neuen DVD-Labels namens Nippon Cinephil, das sich unlängst in Berlin gegründet hat: In Zusammenarbeit mit internationalen Filmarchiven sollen zunächst zumindest die wichtigsten Klassiker der beiden genannten Regisseure in besten Workprints ausfindig und schließlich sorgfältig auf DVD übertragen werden. Als besonderes Schmankerl wird auch eine Veröffentlichung des bislang verschollen geglaubten frühen Ozu-Films Blossoms of April in Aussicht gestellt.

    Für die Untertitelung werden Kooperationen mit namhaften Japanologen angekündigt, um die kulturellen Besonderheiten möglichst adäquat zu transferieren. Auch für die Bonusmaterialien lässt man sich offenbar nicht lumpen: In Zusammenarbeit mit der Deutschen Kinemathek und dem Filmmuseum Berlin sollen u.a. auch kleine Buchbeilagen mit historischen Texten zu den jeweiligen Filmen in Planung sein. Zahlreiche, bislang nur auf Englisch vorliegende Schlüsseltexte der internationalen Ozu- und Mizoguchi-Rezeption sollen in diesem Zusammenhang erstmals auch ins Deutsche übersetzt werden, u.a. sind auch Übersetzungen von Auszügen aus David Bordwells Ozu-Studie angekündigt. Eine auch äußerlich ansprechende Gestaltung soll die Edition "Nippon Cinephil" schließlich abrunden.

    Ich bin schon gespannt auf die Umsetzung und freue mich darauf, die ersten DVDs in Händen halten zu können.


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    Thema: good news
    Tim Lucas vom altehrwürdigen Video Watchdog strahlt bis über beide Ohren. Kein Wunder:
    Ladies and gentlemen, the Bava Book is FINISHED.

    This little box I'm holding contains 32 years of my life and 65 years of Mario Bava's. Coming your way from Video WatcHDog this summer.
    Mit dem letztendlichen Erscheinen des Werkes - 1128 Seiten, komplett in Farbe, mit einer Einführung durch Martin Scorsese und auf der Waage rund 6 Kilo schwer - ist im Juni zu rechnen. Von ihm gekündet hatte ich schon vor rund drei Jahren. Jetzt heißt es Geldsparen für das im Regal gewiss sehr schmucksame Werk...

    Unter bavabook kann man sich über den, weiß Gott mühseligen, Schaffens- und Produktionsprozess informieren. Und wer mag, kann auch mal bei Tims WatchBlog vorbeischauen.


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    [zum Inhalt]

    Keine große, aber doch eine leise Enttäuschung, auch wenn ich schon von vornherein darauf gefasst war, mir kein Meisterwerk zu Gemüte zu führen. The Black Dahlia, basierend auf dem gleichnamigen Roman von James Ellroy, der sich einmal mehr in die Untiefen der Schattenwelt des Los Angeles der 40er Jahre wagt, bietet vieles, was man von De Palma kennt: Eine betont artifiziell gestaltete Erzählwelt, zuweilen hölzern agierende Darsteller (ich will jetzt nicht mit Brecht winken, aber ich denke schon, dass dies bei De Palma Methode hat), manieristische und doch nicht heischende "Kamerainserts", Zeitlupen.

    Und doch: Es wirkt leicht wiederholt, angebracht, zueinander nicht recht stimmig. Nun zerfallen die Strukturen der De-Palma-Filme oft genug - und in der Regel mit Gewinn, da die Form des narrativen Spielfilms an ihren üblichen, nicht selten ideologischen Nahtstellen aufbricht und sie so als diese ins Bewusstsein rückt. In The Untouchables - De Palmas zweiter, großer Nostalgie-Film - wird diese Aufgabe an Morricone deligiert, der über das Mafiafilm-Pastiche einen betont casio-blechernen Soundtrack legt, der viel mit den 80er Jahren und nichts mit den 30ern gemein hat.

    The Black Dahlia hingegen ist glossy in einer Weise, die zuvorderst Könnerschaft transportiert: Ausleuchtung, Ausstattung, die Detailauflösung des Filmmaterials - alles von bestrickender Eleganz. Er ist an Nahtlosigkeit und Bildoberflächen-Fetisch interessiert, die De-Palma-Zutaten wirken da schon fast wie Signaturen, die zu groß ins Bild reinragen - und ihm doch fremd bleiben. Freilich ist es eine Freude, den zwei, drei außergewöhnlichen Kamerafahrten zuzusehen: Von der Straße auf das Dach, der Blick dahinter, wieder hinunter, auf die andere Straßenseite. Der Schwung aus dem establishing shot vor Scarlett Johanssons Gesicht. Hier ist De Palma bei sich; ansonsten, scheint es, arbeiten er und The Black Dahlia gegeneinander. Man kann dem zuschauen und ist nicht gänzlich schlecht unterhalten, doch, allein, mehr De Palma hätte man sich schon gewünscht.

    » imdb ~ filmz.de
    » movie magazine search engine ~ movie blog search engine



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    Samstag, 31. März 2007
    Ein kleines Fundstück: Das widescreenmuseum.com bietet auf seiner Website den Scan eines 1953 geschriebenen Artikels aus Popular Science über das damals frische Widescreen-, bzw. CinemaScope-Phänomen. Hübsch zu lesen, welche Hoffnungen und Ansprüche mit dem neuen Filmformat anfangs verbunden wurden.


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    Thema: Kinokultur
    "Sie sollten der Beschreibung der Filmzentrale hinzufügen, dass sie hoffnungslos dem Realismus verfallen ist und auch phantastische Filme wie "Star Wars" hier ausschließlich mit den Mitteln des Realismus zu erklären versucht werden. Zudem sollten Sie anmerken, dass sämtliche hier versammelte Kritiken - jene der von mir eigentlich sehr geschätzten E. Knörer und G. Seeßlen eingeschlossen - Filme in erster Linie nach ökonomischen Gesichtspunkten analysieren, von Genre als eigener Kulturform für gewöhnlich keine Ahnung haben und sich vor allem vor zwei Aspekten von Filmen ungemein fürchten: explixiten Darstellungen -von "echtem" Sex ebenso wie fiktionaler Gewalt -, sowie vor dem was vordergründig gern als "Unterhaltung" bezeichnet wird."
    So steht das als Zitat aus einer eMail im Selbstverständnis der Filmzentrale.com, das ich überhaupt erst gestern entdeckt habe (äh).

    Und ich neige dann eher doch zum Widerspruch. Selbstverständlich schon deshalb, weil ich durchaus der Meinung bin, dass "E. Knörer und G. Seeßlen" von Genre hinreichend Ahnung haben und Filme nicht nach "ökonomischen Gesichtspunkten" beurteilen (Wirtschaftsprognosen - "Dieser Film wird ein Erfolg an der Kasse werden!" - habe ich auf der fz.com ohnehin noch keine gefunden, ich würde sie auch umgehend verdammen, wenn ich solchen Schamott dort zu lesen bekäme). Aber auch, weil ich mich, als gelegentlich dort ebenfalls berücksichtiger Autor, sowas von rein gar nicht in den Zeilen wiederfinden kann. Gewalt & Sex, jo mei, damit hab' ich jetzt zumindest mal so ganz grundsätzlich erstmal kein Problem im Film. Kann schon Freude machen. Gerne und besonders auch als sleaze, der vielleicht einzigen Form, welche die zynische Hölle, die die Welt nun einmal ist, so richtig zu fassen kriegt - vielleicht gerade weil sie bildungsbeflissenen Humanisten mit Hang zur moralischen Objektivierung ihrer eigenne Ekel- und Anstoßgrenzen den Boden unter den Füßen wegzieht. Aber ich schweife ab. Aber es gibt jedenfalls natürlich auch schlechte Filme mit Sex und Gewalt, is klar.

    Und dass der Seeßlen keine Pornos kuckt, glaub ich eh nicht. Wie konnte er sonst diverse Bücher drüber schreiben? In einem aus den 80ern leitet er an einer Stelle seinen Diskurs über den pornografischen mit den Worten ein, dass erneut einer seiner Lieblingspornos indiziert wurde, so dass die Rede über ihn nicht mehr frei gestattet ist. Wer Lieblingspornos hat, hat keine Angst vor echtem Sex on screen, glaube ich. Wie ja überhaupt nur die Leute Angst vor echtem Sex auf der Leinwand haben, die auch vor echtem Sex Angst haben. Oder was er impliziert: Sexuell aktive Frauen beispielsweise, meinethalben auch säuische Frauen (is ja nun doch so, dass der Porno so mit das einzige Genre ist, dass durchaus einen Zusammenhang zwischen Frauen, Körperflüssigkeiten und Genitalität zieht - alldieweil 'normale' Genres Frauen nur als sozial gemaßregelte Körper jenseits einer Ahnung von Körperlichkeit kennen. Oder so.). Oder die wundervollen Abgründe der Perversion, des So-nicht-Vorgesehenen. Glaube ich.

    Und der Realismus, die alte Schachtel. Find' ich gut. In Dosen. Ist halt immer die Frage, was Realismus denn überhaupt sein könnte. Abgefilmtes So-Gewesenes hat schnell den haut goût von Buchhalterei visueller Natur. Kann man gut in A Scanner Darkly von Philip K. Dick nachlesen. Filme wie Terror 2000 und Das deutsche Kettensägenmassaker hingegen sind, so jetzt halt mal meine Meinung, durchaus realistisch - indem sie von visueller Zeugenschaft Abstand nehmen und das Reale schlechthin zu fassen kriegen: Kultur, Neurosen, Psychosen. Ins Groteske des Bildes eben übersetzt. Was ist jetzt also realistisch? Beinharte Materialität und Vermessung oder poetisierende Semantik, die Beziehungsgeflechte offenlegt? Und ist nicht eigentlich der Gonzo Porno der Nachfolger des cinéma verité? Vermutlich nicht. Aber er schaut so aus.

    Naja, weiß nicht. Endkrasser Realismus, kein Sex nirgends und dann noch nicht mal Popcorn und Gewalt - in so einer fz.com tät' ich mich eher nich so wohlfühlen. Aber zum Glück sieht die Welt in echt immer noch ein bisschen anders aus.


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    Thema: videodrome


    Twitch weist auf mehrere Kurzclips aus Tarantinos/Rodriguez' Double-Feature Grindhouse hin. And plenty more where those came from!

    Was soll ich sagen? Rodriguez kann mir im Allgemeinen ja gestohlen bleiben. Aber, verflucht... das wird ein übler Fucker von einem Film! Can't wait! (zumal auch nach diesem Gespräch zuletzt)

    Was mir am besten gefällt? Natürlich der plötzlich einsetzende Rotstich.


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