Sonntag, 19. April 2009
Thema: videodrome


Ein ziemlich großartiger, immens aufwändiger gestalteter Foto-Animationsfilm. Gefunden hier vor einigen Tagen auf cartoonbrew.com und von Markus daran erinnert worden.


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Gerade mit erster Ausgabe an den Start gegangen: Wide Screen, ein filmwissenschaftliches Open-Access-Journal.


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Thema: videodrome
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UbuWeb: Film & Video

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Samstag, 18. April 2009
Heute beginnt im Berliner Zeughauskino eine hochinteressante Filmreihe, auf die ich umso freudiger hinweise, da sie auch von einigen meiner Kommilitonen kuratiert wird: Revolutionen aus dem Off, eine "Retrospektive des Dritten Kinos im Aufbruch". Vielleicht auch, weil sie sich den Luxus leichter Jubiläumsverspätung gönnt - 1968 steht spürbar über dem Programm -, gehört sie mit zu den engagiertesten Filmzusammenstellungen zu diesem Thema.

Der Programmtext:
Die anlässlich des 40. Jubiläums von 1968 neuerlich angefachte Diskussion über das gesellschaftliche Vermächtnis der Studentenrevolte belegt die ungeminderte Strahlkraft dieses historischen Datums. Dass sich im vorangegangenen Jahrzehnt und weit bis in die 1970er Jahre in Lateinamerika, Afrika und Asien soziale Bewegungen formierten, die in ihrer revolutionären Vehemenz die Revolten in Paris, Berlin oder Berkeley in den Schatten stellten, fällt leicht aus der eurozentrischen Wahrnehmung jener Ära heraus und ist darob in Vergessenheit geraten.

Diese an den Rand der Wahrnehmbarkeit gedrängten Revolutionen aus dem Off begünstigten die Entstehung eines politisch und bisweilen ästhetisch radikalen Kinos, das alle Register zog: vom generischen Erzählfilm bis zu experimentellen und dokumentarischen Formen, von Agitprop bis zu kritischer Reflexion, von der Besinnung auf einheimische Traditionen bis zur Anverwandlung modernistischer Einflüsse. So wie die sozialen Bewegungen, die es begleitete und mitgestaltete, stand dieses Kino für einen dritten Weg jenseits der konkurrierenden Machtblöcke USA und Sowjetunion, aber auch jenseits von Hollywood auf der einen und des mit der europäischen Linken assoziierten Autorenfilms auf der anderen Seite – für ein „Drittes Kino“, wie es die Filmemacher Octavio Getino und Fernando E. Solanas in ihrem vor genau 40 Jahren veröffentlichten Manifest „Hacia un tercer cine“ tauften.

Die Reihe Revolutionen aus dem Off unternimmt den Versuch, die bemerkenswerte Vielfalt politischer und ästhetischer Entwürfe im Einzugsgebiet des Dritten Kinos auf exemplarische Weise vorzustellen. Das Programm umfasst 34 Filme aus 14 Ländern im Zeitraum von 1955-1977, darunter etliche Raritäten, die in Deutschland nur selten zu sehen waren. Begleitende Einführungen erschließen die historischen und ideen-geschichtlichen Hinter-gründe des Dritten Kinos in seinen zahlreichen Spielarten und fragen nach seinem möglichen Nachleben im gegenwärtigen World Cinema.


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Samstag, 11. April 2009
Thema: videodrome
Der Independent Film Channel begleitet den bewundernswerten Daniel Johnston bei einer Shopping Tour durch Austin. Ein herzanrührendes WebVideo:



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Die neue Ausgabe des Online-Journals Film Philosophy ist erschienen. Am interessantesten erscheinen mir auf den ersten Blick der Aufsatz Hegel and the Impossibility of a Future in Science Fiction Cinema von Todd McGowan und eine Erörterung von Bedeutung und Autorenschaft in David Lynchs Dune von Tony Todd.


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Thema: videodrome
John Waters, einer der - und ich sage das ganz frei von Ironie - größten Söhne seines Landes (und größten Helden meines Lebens), gibt dem neuen Präsidenten ebendessen wertvolle und keineswegs unvernünftige Ratschläge, die man zwar nicht einbetten, aber immerhin verlinken kann.

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... und weil's eine schöne historische Spannbreite zu diesen Ratschlägen aufbaut, noch dieses "No smoking in this Theatre"-Announcement mit Waters:



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Thema: videodrome


Immer wieder: die seltsame Welt der Paramount Cartoons! [via]

(Und ja, hier is grad wenig los. Bin in der Sonne spielen.)


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Montag, 23. März 2009
Thema: videodrome


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Sonntag, 22. März 2009
Thema: Hoerspiele
Durch Zufall bin ich gerade auf Walk of Fame gestoßen, ein anscheinend nicht uninteressantes Hörspiel, das vor kurzem im WDR lief:
Pussy Stanton will nach oben, auf den „Walk of Fame“, die legendäre Meile am Hollywood Boulevard, die mit den Namen großer Filmstars gepflastert ist. „Walk of Fame“ heißt auch Pussys erster Film, eine Persiflage auf die Produktion eines B-Movies und dessen erschwerte Drehbedingungen: Moskitos, Tsunamis, verschwundene Eingeweideeimer. Nackte Filipinas laufen durchs Bild, bei einem Zombie löst sich der Glibber und dann geschieht noch ein Mord auf dem Filmset von „Racheengel auf der Blutinsel“.

Eine saftige Hommage an die allerschlechtesten Filme der 60er- und 70er-Jahre, an Giallo-, Gore- und Bikerinnen-Movies, Insel-, Foltercamp- und Frauengefängnisfilme, an Sexploitation jeder Couleur sowie schwimmende Leichen. Und an die B-Filmköniginnen Mary Woronov und Candice Rialson. Und der Beweis, dass aus einem dünnen Film ein fettes Hörspiel werden kann. Das akustische Film-im-Film-Geschehen wird kommentiert von den Splatter-Impresarios und Kinospezialisten Jörg Buttgereit und Thilo Gosejohann.
Auf der Website des Senders kann man sich das Hörspiel für begrenzte Zeit frei herunterladen.



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Donnerstag, 19. März 2009
Thema: DVDs
Hoch die Gläser - es gibt etwas zu feiern! Nach vielen Jahren sehnsuchtsvoller Erwartung (und mit einer minimalen Verspätung auf der Zielgeraden) ist Wenzel Storchs opus magnum, der ganz und gar unvergleichliche Ausstattungsfilm Die Reise ins Glück, /endlich/ auf DVD erschienen. Und ich weiß, wovon ich rede: Seit gestern befindet sich mein Belegexemplar des wie der Film luxuriös verschwenderisch gestalteten Digipacks in meinem Besitz - und liegt jetzt gerade in Griffnähe auf dem Schreibtisch. Die exorbitante Luxusausgabe ist exklusiv über die Website des Labels Cinema Surreal (für das ich, Disclaimer und so, gelegentlich als Texter arbeite) beziehbar (das exklusiv ist im Wortsinne zu verstehen - andere Versender bieten lediglich die ziemlich abgespeckte Verleihvariante zum minimal günstigeren Preis an, also lasst Euch nicht verscheissern!).

Das Feuilleton hat diese, auch wenn ich ja befangen bin, rundum tolle Veröffentlichung bereits zu würdigen begonnen:

Leider (noch?) nicht online auffindbar, schreibt Georg Seeßlen in der Zeit von vergangener Woche unter der Überschrift "Jules Verne auf LSD" über das "gottverdammt prächtige, umwerfend komische, elendiglich poetische Gesamtwerk des Wenzel Storch". Bereits zum Kinostart bejubelte Seeßlen den Film.

Ekkehard Knörer hat für die taz einen "immerwährenden Flohmarkt der Fantasie" durchschritten und sieht in Wenzel eine Art Kosmonaut durch die bundesrepublikanische Fantasienwelt. Immerfort bestaunt wird die Inneneinrichtung und beim Nachvollzug des in Die Reise ins Glück zusammengetragenen Sprachmülls flog dem Rezensenten "echt das Blech weg". Liebenswert muss man dies einzigartige Sammelsurium vieler einzelner Teile zwar nicht finden, doch gesehen haben sollte man es schon.

Auch der Tagesspiegel hat ein Ticket ins Glück erstanden: Eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Freud- und Jungianer sah Karl Hafner in dem "schrillen, schrecklich schönen Märchenkino" von Wenzel Storch, in dem viel Freude am Infantilen herrscht. Begeistert zeigt sich Hafner von dem Treiben, das man eigentlich nicht nacherzählen kann und insistiert darauf, dass man Die Reise ins Glück gesehen haben muss.

"In der Gehirnwaschanlage" fand sich Maria Holzmüller wieder, dabei ist sie doch in der Süddeutschen. Sie schwankt etwas ratlos zwischen Übelkeit und Euphorie. Zu bunt wurde es ihr dann allerdings doch: Spätestens bei der berüchtigten Vergewaltigung eines Kirchengebäudes durch ein Schneckenschiff wollte sie "am liebsten aussschalten". Bleibt nun ausgerechnet gerade hier am Ende jene Frage, die deutschen Filmen entgegen aller Dringlichkeit fast täglich nie gestellt wird:"War das jetzt wirklich nötig?" - Ich finde: Ausdrücklich ja, denn am Storch'schen Wesen soll der deutsche Film genesen!

Zum Abschluss noch: Der Trailer!



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Dienstag, 17. März 2009
Thema: Hinweise
20 Jahre Splatting Image! Bei der alten Berliner Tante nimmt man das souverän und weist lediglich im Editorial auf den eigenen Ehrentag hin. Der Rest vom Heft: gediegene Kost, wie stets. Zum Beispiel ein filmhistorischer Überblick über die Pepla, die italienischen Sandalenflme. Dann der zweite Teil von Christian Keßlers Artikel über Gottes größtes Geschenk an die Menschheit, das türkische Exploitationkino.Ein Essay über Hoffmanns Erzählungen und den Kontext des Horrorfilms. Und eine längst fällige Schau über Horror made in Nigeria. Interviewt in der Pornoecke werden die Natur(sekt?)freunde von FuckForForest, die's vor Kameras treiben, um Wälder zu schützen.

Ansonsten wieder: News, Bücherstube, Reviews noch und nöcher (auch ein ganzer Strauß exklusiver Texte von mir) und Unmengen von DVD-Besprechungen. Der ganz große Spaß für Groß und Klein also und überall erhältlich, wo man Wert drauf legt (oder eben bei der Tante direkt, wo es auch hübsche Sammelpakete mit älteren Ausgaben - die auch trotz mangelnder Tagesaktualität ihren Reiz nicht verlien - zum günstigen Preis gibt).

Ich wünsche jedenfalls viel Spaß bei der Lektüre - und noch mehr Spaß beim Auftreiben und freudigen Genießen der Filme!

Nachtrag:
Passend zu Christians Artikel (in dem der Film auch Beachtung findet) ein Ausschnitt aus dem infamen Turkish Rambo:



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Thema: videodrome
Der Vertrieb Monster Distributes hat den schönen Silhouettenanimationsfilm The Mysterious Geographic Explorations of Jasper Morello (imdb) von Anthony Lucas bei YouTube eingestellt. Der Film war 2005 für einen Oscar nominiert und ist ein wunderbares Stück steampunk.



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Samstag, 14. März 2009
Thema: videodrome
Gerade auf YouTube gefunden: Ein weiteres Videointerview mit Christian Petzold:



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Freitag, 20. Februar 2009
Im Überbau hatte ich bereits darauf hingewiesen, hier folgt nun der tolle Trailer. Heute abend um 20 Uhr zeigt das Kino Arsenal Craig Baldwins Mock up on Mu:



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Mittwoch, 18. Februar 2009
Thema: videodrome
Für die ersten beiden Videoessays nach dem berüchtigten YouTube-Incident hat Kevin B. Lee hochkarätige Unterstützung erhalten: Die Filmwissenschaftlerin Kristin Thompson kommentiert La Roue (Abel Gance) und Variety (E.A. Dupont):


La Roue


Variety


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Thema: videodrome
Bedauerlich, dass man das Video nicht einbinden kann, zwei weitere Kurzfilme des thailändischen Regisseurs stehen gleich gar nicht online zur Verfügung.

Wie dem auch sei: Für Phantoms of Nabua, der, wenn ich das richtig verstehe, begleitend für Ausstellungszwecke zu einer Retrospektive in München entstanden ist, lohnt es sich, das Zimmer ganz zu verdunkeln und zehn Minuten lang in den Ambient leise lodernden Feuers abzutauchen.



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Thema: Kinokultur
Wellen in der (us-amerikanischen) Movie-Blogosphäre schlägt gerade ein ziemlich unverhohlenes Review von Watchmen in einem Time-Blog. Der Grund dafür ist nicht direkt inhaltlich: Der Autor rechtfertigt sein frühes Review damit, dass er nicht zur Presse zähle und das über den Film verhängte Review-Embargo bis zum 06. März für ihn daher nicht gelte, zumal er ein Review ja auch gar nicht schreibe (dies zu bezweifeln fällt indes kaum schwer...). Pikant an der Geschichte aber ist weniger die eigentlich begrüßenswerte Dreistigkeit eines Bloggers, sondern vielmehr der Umstand, dass Time mit Warner verbändelt ist - und Warner den gehypten Film ins Kino bringt: Embargoboykott als wechselseitige Dienstleistung, Begeisterungsreview als Marketing für Warner, Früh-Review als Marketing für Time.

[Vergleichbares, okay: mit großem "najaaa", gab's in Deutschland auch. Der letzte Schweigerfilm, irgendwas mit Rittern, wurde bekanntlich der Presse nicht gezeigt (was ich, nur am Rande, keineswegs skandalös finde). Wer über ihn schreiben wollte, musste schon am Premierentag ein Ticket im nächsten Kino lösen. Mit Ausnahme von Filmkritiker Thomas Gottschalk freilich, der den Film in seiner Cineastenshow auf Tele5 breit vorab besprach bewarb, was ihm als einer der Hauptdarsteller auch nicht allzu schwer gefallen sein dürfte.]

Im übrigen schlage ich vor, diesem um sich greifenden Embargo-Mist endlich mal ein Schnippchen zu schlagen. Nicht rumheulen, weil man nicht schreiben darf, sondern einfach ein anonymes Gemeinschaftsblog irgendwo aufsetzen, in das jeder ohne großen Aufwand schreiben kann. Jeder setzt da sein Vorab-Review ohne Namenszeichnung ab. Sollen sie doch zusehen, wie sie /das/ aus dem Netz kriegen.


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Das sollte die Nachbarn aus dem Hause SGE doch interessieren.


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» ...
Seltsame Plötzlichkeit: Auf der Berlinale lud Vanity Fair noch Akkreditierte in die eigene Lounge im Sony Center ein, drei Tage später wird die sofortige Einstellung des Magazins verkündet. Was zwar nicht der Horror ist, den kress.de hier in der Überschrift aufziehen sieht, ein wenig schade aber schon. Gerade beim gelegentlichen Blättern in letzter Zeit schien mir die Qualität zumindest des Kulturteils gestiegen zu sein, hie und da las ich mich sofort fest. Nichts faszinierendes, aber in voller Erfüllung des Anspruchs: "intelligent unterhalten." Ob das an Praschl gelegen hat, der dort seit einigen Monaten Kulturchef war?


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Sonntag, 15. Februar 2009
Material von Thomas Heise, am letzten Tag in der Sondervorführung dann doch noch gesehen, fand ich zumindest interessant (auch wenn ich, dem berlinale fatigue war's geschuldet, das letzte Drittel schließlich geschwänzt habe). Für Christoph Hochhäusler, dessen auch auf der Berlinale gezeigter Séance mit zum Besten aus dem Kompilationsfilm Deutschland 09 zählte, gehört Material schon jetzt zum Beeindruckendsten, was aus Deutschland in diesem Jahr an Filmen zu erwarten ist. Ihm verdanke ich auch den Hinweis auf dieses Videointerview, das die Cahiers auf dem Festival mit Thomas Heise geführt haben:





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Das Forum wiederholt in den Tagen nach dem Festival traditionell eine Auswahl von Filmen des aktuellen Jahrgangs. Die Termine im Überblick:

16.2.
20.00 Uhr: Araya (Margot Benacerraf, Venezuela/Frankreich 1959, 82 min) OmE

19.2.
19.30 Uhr: Beeswax (Andrew Bujalski, USA 2009, 100 min) OmU
21:30 Uhr: Man tänker sitt / Burrowing (Fredrik Wenzel, Henrik Hellström, Schweden 2009, 76 min) OmU

20.2.
21.15 Uhr: Ludwig Schönherr Programm #1 (Zoom Doku, 1967-69 und Das unbekannte Hamburg, 1983-88, 78 min) OF

22.2.
20.00 Uhr: Love Exposure / Ai no mukidashi (Sono Sion, Japan 2008, 237 min) OmE

23.2.
20.00 Uhr: Defamation (Yoav Shamir, Dänemark/srael/Österreich/USA 2009, 93 min) OmU

24.2.
20.00: Lunch Break (Sharon Lockhart, USA 2008, 83 min) OF

26.2.
20.00 Uhr: Sweetgrass (Lucien Castaing-Taylor, Ilisa Barbash, USA 2009, 115 min) OmU

Besonders empfehlen kann ich Love Exposure und Beeswax. Defamation und Man tänker sitt haben während des Festivals sehr gutes Feedback erhalten.


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Freitag, 13. Februar 2009
Thema: videodrome
Auf der Berlinale das Inside Lemke-Buch gekauft, begeistert. Bei YouTube folgende TV-Sendung über Klaus Lemke gefunden:



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Donnerstag, 12. Februar 2009
Schon wieder soviel nachzutragen, sigh. Nun, der Nachtrag hat seine Vorteile, das meiste kann ich schon verlinken.

Soul Power (Forum)
... ist ein richtig geiler Konzertfilm. Und Freunden dieser Filmsorte dringend zu empfehlen. Die Auftritte, die da unter anderem auch von Albert Maysles festgehalten wurden, bersten vor Energie. Mehr dazu beim Perlentaucher.



Pink (Berlinale Special)
Hatte ich hier schon empfohlen. Besonders schön: Auf seiner Website freut sich Rudolf Thome über Ekkehards und mein positives Feedback. Hier beim Perlentaucher hat Ekkehard auch einen sehr schönen Text stehen.

Letters to the President (Forum)
... steht zu dem Geschrei, das zuvor von des Films offensichtlich vollkommen unkundiger Seite aus gemacht wurde, in keinem Verhältnis. Dass der Film ein propagandistisches Iran-Schmierenstück sei, davon kann keine Rede sein; zugestandenermaßen trompetet er auch in kein anderes Rohr. Auch hier wiederum ausführlicher nebenan.

My One and Only (Wettbewerb)
Schon wieder so ein Film wie Chéri. Völlig egal. Mehr vermutlich morgen im Perlentaucher.

Die wundersame Welt der Waschkraft (Forum)
Ist gut gemeint, aber leider doch nur langweilig und zum Teil sehr orientierungslos, was er eigentlich will. Das Thema ist reizvoll, sein Anlass skandalisierbar und Schmids Intentionen sicher auch alle richtig. Nur finde ich es mäßig befriedigend, in einer Dokumentation darüber, dass Berliner Luxushotels in einer polnischen Waschfabrik über Nacht ihre dreckige Wäsche waschen lassen, weil dies rentabel ist, vor allem den ganz normalen Alltag einer Familie, deren Mutter dort arbeitet, zu verfolgen, während es im Off dazu denkbar normale Alltagssorgen zu hören gibt. Zumal das gefilmte Material selbst auch über weite Strecken sehr uninteressant ist. Hier macht der Vater Wurst; da macht die Mutter Buletten. Hier wachen die Kinder auf, dort singt der Sohn in der Schule. Befremdlich: Das Podium, das dem Fabrikbesitzer, ein Deutscher, überlassen wird. Nervig bis ziemlich falsch: Die beschaulich-melancholischen Klaviereinlagen nach jedem Akt, die streng nach "das bisschen Alltag" duften. Trotzdem man viel bei der Familie ist, erfährt man über sie ziemlich wenig; über das Wohlstansgefälle zwischen Polen und Deutschland, über die Strukturen, die dieses hervorbringt, leider auch nur das, was man vorab schon wusste. Sehr, sehr schade.



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Das ging flugs: Heute nachmittag geführt, schon online: Das Cargo-Videointerview mit Andrew Bujalski, dessen Besswax im Forum läuft/lief.



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Donnerstag, 12. Februar 2009
Bei all dem Festivaltrubel nur kurz zwischengeschoben, den Trailer zum neuen Tarantinofilm finde ich schon ziemlich toll. Vorfreude:



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Die Filmblätter der Retrospektive gehören zu den schönen Traditionen der Sektion: Meist liegen sie vor dem Kinosaal aus, oft bekommt man sie beim Einlass in die Hand gedrückt. Neben sehr ausführlichen Credits und Anmerkungen finden sich darauf in der Regel zwei bis drei historische Filmkritiken zu den Filmen, die man in der Phase zwischen Platzsuchenergattern und Vorführbeginn in der Regel noch gut lesen kann.

Auf der Website des Filmmuseums werden diese Filmblätter und ein ausführliche Kopiennachweis auch zum Download (pdf) angeboten.


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Gestern nacht fragte ich noch, ob ich einen Tag vergessen hätte. So langsam entsinne ich mich: Na freilich! Den Tag, an dem ich The Messenger und A History of Israeli Cinema gesehen habe.

Ersterer befasst sich mit jenen Soldaten des US-Militärs, denen die bittere Aufgabe zugewiesen ist, die Nachricht eines gefallenen Soldaten dessen Hinterbliebenen persönlich zu übermitteln. Was großer Zinober mit abgeschmackten Gesten hätte werden können, wird von The Messenger mit den Mitteln des Independentkinos umgesetzt, worin letzten Endes eine ganz spezifische Krux besteht: Viel in The Messenger erwächst nicht direkt aus einer Reflexion von Gegenstand und Form, sondern eher im Angleich an die Konvention: Lange Einstellungen, offener Tonraum und Steve Buscemi sind Indie-Kino und markieren hier auch vor allem nur diese eine Distinktion. Deshalb noch nicht wirklich schlecht, aber unbefriedigend. Ein wenig schade, da mir The Messenger zunächst lange so gut gefiel, dass ich ihn auch weiter eigentlich gut finden wollte.

History of Israeli Cinema (weitere Informationen) entspricht seinem Titel ziemlich exakt: Funktional, um Vermittlung bemüht, Überblick schaffend. Der "geringe" ästhetische Wert der Umsetzung - zuweilen sieht man schon, dass mit arte ein Fernsehsender mitproduzierte - ist hier ein Plus. Eng gebunden an die Geschichte des Staates Israel vermittelt der zweigeteilte Film mit in vier Stunden sehr ausholender Geste einen erhellenden Überblick über Epochen, Abläufe und Besonderheiten des israelischen Kinos. Angefangen von früh-zionistischen Werken der Anfangsphase über erste Satiren gerade /auf/ die zionistische Aufbruchsphase hin zu Slackerfilmen, sentimentalen Dramen mit merkwürdig anmutender Israeli/Araber-Verwechslung und differenziertere Autorenfilme steht hier vor allem das unter jeweiligen historischen Bedingungen sich wandelnde Selbstbildnis moderner Juden und Israelis im Vordergrund. Meines Erachtens einer der spannendsten und sehenswertesten Filme des Festivals - und, dank arte, mit Sicherheit auch in absehbarer Zeit im Fernsehen zu sehen.

Einen schönen Text zu History of Israeli Cinema von Stefan Ripplinger gibt's übrigens in der ersten Ausgabe von Cargo.



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Ich schaffe es gerade zeitlich nicht, ausführlicher zu werden. Aber empfehlen will ich ihn doch: Pink, den neuen Film von Rudolf Thome. Auf seiner Website hatte sich Thome noch Hoffnungen gemacht, mit Pink im Wettbewerb um einen Bären zu ringen; die Verantwortlichen, und man muss sie öffentlich geißeln für sowas, schoben Thome in die dubioseste und gesichtsloseste aller Sektionen ab, ins "Berlinale Special", das so ein bisschen die Funktion eines "ach, und übrigens" erfüllt: "Ach, und übrigens, das müssten wir eigentlich ja auch noch zeigen, nur sind die eigentlichen Slots schon voll."

Was hat solcher Platz jenseits allen Prestiges zur Folge? Eine der leersten Pressevorführungen des gesamten Festivals, was wehtut angesichts zum Bersten gefüllter Pressevorführungen von so weißgott schnurzegalen Petitessen wie gestern Frears' Chéri, in dem schon eine grotesk zurechtgeknödelte Kathy Bates ausreicht, damit's allüberal "hinreißend" oder "charmant" bramabarsiert.

Die paar wenigen, die aber da waren, bei Thome, und die Sinn haben für die, ja, leicht märchenhafte Welt dieses, nun wirklich, hinreißenden Films, die Lust hatten, auf die vielen kleinen und großen Ideen, die schönen Aussparungen, das hübsche Spiel zwischen Überraschung und Vorhersehbarkeit, die dann noch Thome im Anschluss erfahren durften, all die haben, ich will mich ja nicht zu weit aus dem Fenster beugen, vielleicht doch den schönsten Film des gesamten bisherigen Festivals gesehen.

Morgen abend läuft der Film nochmal im Babylon. Ob's noch Karten gibt, weiß ich zwar nicht. Das Online-Kontingent zwar ist schon erschöpft; aber versuchen Sie Ihr Glück doch wenigstens noch an der Kasse.

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Auf seiner Website hat Thome ausführlich den Entstehungsprozess von Pink protokolliert. Es wird sich wohl als lohnenswert herausstellen, Thomes Quasi-Blog - beim Q & A sagt er noch, jetzt haben ja alle diese Blogs, er schreibe schon seit 10 Jahren ins Internet - in nächster Zeit genauer zu verfolgen: Ab März wird Thome sein nächstes Projekt in Angriff nehmen, Ideen dafür habe er noch keine, seine Projekte beginne er beim Schreiben grundsätzlich ganz bei Null, sagt er noch. Und verspricht, im Netz ausführlich sein Vorankommen zu protokollieren. Zu hoffen bleibt abschließend, dass ihm das Notizbuch, das er hierfür aus seiner auf allen möglichen Filmfestivals zusammengekauften Sammlung wählt, auch diesmal das richtige Stichwort liefert. [Und ginge es nach mir, ich hätte, nach Pink, den nächsten Thome-Film ja lieber schon gleich gestern als morgen auf der Leinwand.]

Abschließend Ausschnitte, kein Trailer:



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Thema: Kinokultur
Noch einen für die Nacht: Bert Rebhandl unterhält sich im Deutschlandradio über Cargo:

listen online


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Hab ich einen vergessen oder nicht? Auf jeden Fall, wir haben nach Mitternacht, ich meine den, der gerade zuende gegangen ist. Und weil in rund 7 Stunden schon wieder die nächste Pressevorführung besucht sein will (Soul Power im Forum, der sich sehr interesant liest - zumal im Katalog-PDF, das man da runterladen kann), mach ich's rasch.

Über Chéri (Wettbewerb) verliere ich kein Wort. Nicht, weil er ärgerlich ist. Nicht, weil er nicht von dieser Welt ist. Sondern einfach nur, weil er so ist, wie er ist. Was hat solch in jeder Hinsicht öder Schnurz im Wettbewerb verloren? (Ich weiß, ich weiß, Michelle Pfeifer, roter Teppich, Kosslick, etc.)

Den japanischen Film Naked of Defenses sah ich danach, da wird wohl morgen im Perlentaucher mehr zu lesen sein, schätze ich. Nicht herausragend, aber auf gedämpfte Weise schön. Mit einigen Härten zwischendrin: In seiner taz-Kolumne berichtet Diederich Diederichsen von seinem Erleben, bei Ozon einen vollgeschissenen Kinderarsch gesehen zu haben; hier kriegt man gleich eine ganze Geburt full frontal zu sehen. Aber doch wieder sehr schön daran: Das passiert da einfach.



Am Abend wurde fett gespachtelt. Ganz fett. Cleopatra gab's in der Retrospektive. Brillante Kopie. Was für ein Detailreichtum. Was für Farben! Was für ein Szenenaufwand, was für ein Ausstattungsaufwand! Und interessant: Am schwächsten wird Cleopatra immer dann, wenn die Schauspieler ganz auf Shakespeare machen und zum dramatischen Monolog anheben, Szenen also, bei denen die Spezifik des Materials nahezu verschenkt wird. Davon abgesehen: Ein ganz großartiges Kinoerlebnis, bei dem ich über vier Stunden nur selten aus dem Staunen kam (und schöne Grüße soll ich von meinem Hintern noch ausrichten, der bedankt sich, dass ich nun binnen kürzester Zeit schon zum dritten Mal einen Film weit jenseits der Dreistundenmarke gesehen habe).


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